Die tägliche Kolumne – 26 – Covid-19? Nicht schon wieder!

Ja tatsächlich – es ist das Corona-Virus und ich kenne noch nicht mal seinen Vornamen … das heißt, welche Mutations-Variante z.Zt. kursiert.

Gestern brachte das unsichtbare Wesen seine Macht in Erinnerung: dadurch, dass ein Mensch plötzlich kaum mehr die Treppe hinauf schafft!

Relativ viele Menschen rundum haben jetzt tatsächlich wieder Corona – allerdings ist Panik nicht angebracht: man liest nichts Besorgnis erregendes über Intensivstationen. Habe extra noch einmal in den Meldungen des Robert-Koch-Institutes nachgesehen.

Also doch jetzt – wie vom Virologen angekündigt – eine weitere Variante wie die Influenza?

Also jetzt erst einmal auskurieren – dann sehen wir weiter!

Herzlich

Der Brandenburger Tor

Herbert Börger, 26.11.2023

Die tägliche Kolumne – 24 – Die „Ideologie“ der Grünen

Viele Kommunikationsprozesse beginnen schleichend und lange Zeit fällt eventuell niemandem auf, dass da etwas schief läuft.

Aus meiner Sicht ist ein gutes Beispiel dafür der schlechte Ruf, den „Politiker“ pauschal gesehen bei der Bevölkerung genießen, die sie dennoch als Volksvertreter oder Amtsträger wählt. Umfragen bei den Bürgern über das Ansehen derjenigen, die sie regieren und verwalten, ergeben regelmäßig ein Ranking mit Ärzten an der Spitze und Bankern an der vorletzten, Politikern an der letzten Stelle und dahinter würde nur noch der Henker stehen, wenn es ihn bei uns noch gäbe. Aber wer weiß …

Das wird als generell akzeptiert so hingenommen, nicht einmal die Betroffenen regen sich darüber noch auf. Vielleicht steht auch „unfähig“ bald im Duden als typischstes Attribut zum Wort „Politiker“?

Dass das für den sozialen Zusammenhalt einer Gesellschaft nicht gesund sein kann, dass diejenigen, die für das Ganze stellvertretend entscheiden und handeln fast unwidersprochen quasi als unfähiges Lumpenpack empfunden oder bezeichnet werden, wird nach kurzem Nachdenken jedem klar sein.

Ich halte es sogar für möglich, dass es die Antriebskraft hinter der Schaukel ist, auf der in regelmäßigen Abständen Rechtspopulisten hoch kommen – weil sie als „unbefleckte Mandatsempfänger“ nie irgendwas getan oder entschieden haben und damit einer breiten Masse irgendwann als Alternative erscheinen.

Das heißt also: schlampig gemachte und fahrlässig geduldete Sprachbilder können einen großen Einfluss auf das gesellschaftliche Klima haben.

Gerade entsteht da eine neue Erzählung – im Neu-Sprech würde das heißen: das „Narrativ“ geht „viral“.

Das ist die Annahme einer „Ideologie“ der Grünen. Von konservativen bayrischen Politikern nicht erfunden aber derzeit mit großer Freude gepflegt.

Ich stelle fest: ich bin kein „Grüner“ sondern nur ein rational denkender Humanist.

Die neue Erzählung zielt eindeutig darauf hin, die politischen Vorstellungen der „Grünen“ als eine Art Verschwörungstheorie zu brandmarken. Das wird gelingen, wenn die Erzählung der Ideologie immer und immer wieder wiederholt wird, sich dann auch immer weiter verbreitet – und im Wesentlichen unwiderspochen bleibt. Irgendwann „ist es dann so“ im gesellschafltichen Konsens.

Die grüne Idee ist aber keine Ideologie, sondern eine Erzählung, die aus Tatsachen sachliche Schlüsse zieht. So ungefähr das Gegenteil von einer Ideologie. Und so hat sie in der Bevölkerung schnell eine enorme Kraft entwickelt.

Wenn Medien und Bürger es zulassen, dass ein rationales Konzept in einer existenziell wichtigen Frage auf diesem Wege diskreditiert wird, wird der Konsens im Umgang mit der Klimakrise möglicherweise wieder zurück-pendeln in eine Einstellung: lasst uns unseren Wohlstand jetzt genießen – sollte es doch so schlimm kommen wie die da sagen, trifft es ja wahrscheinlich eher die Anderen – so what!

Besonders tragisch erscheint es mir, dass die Erzählung von der (sachlich fundierten) „grünen Ideologie“ von den politischen Kräften forciert wird, die sich auf ein eigene religiös fundierte Erzählung berufen, die wenig originäre Lösungsvorschläge bietet, außer der Möglichkeit über das Wasser zu gehen und auf Gott zu vertrauen – zweifelsfrei mit dem „C“ im Namen ihrer Bewegung notiert.

Im Namen unserer Kinder und Enkel rufe ich die Medien dieses Landes dazu auf: lassen Sie das nicht zu!

Herzlich

Der Brandenburger Tor

© Herbert Börger, 14.11.2023

Die tägliche Kolumne – 21 – Ein dünnhäutiger Wirtschaftsminister

Gestern spät am Abend hatte ich ein irritierendes Tagesthemen-Erlebnis:

Moderator Fuhst interviewte Wirtschaftsminister Habek zu den Folgen des Verfassungsgerichtsurteils zum Wirtschafts- und Klima-Fonds. Der Moderator wollte ganz offensichtlich dem Minister (und den Zuschauern!!!) eine Brücke bauen und fragte nach Auswegen aus der schwierigen Situation.

Habek verweigerte sich. Mit starrem Blick und maskenhafter Mine erklärte er wortreich, was passiert sei und dass alles noch viel schlimmer sein könnte als wir jetzt denken. Nach einer zweiten Fragerunde mit identischem Ergebnis gab der Moderator schließlich auf.

Auf mich wirkte die Interview-Szene gespenstisch: als hätte jemand den Koch eines Restaurants gefragt, wass er denn zukünftig anstatt Fleischgerichten auf die Karte setzen wolle – und der antwortet: „Wir werden alle sterben!“

Das Habek-Interview war eine Aufzeichnung … ich könnte mir vorstellen, dass durchaus im Sender diskutiert wurde, ob man das in der Form senden solle … so als letztes vor der Nacht. Aber da gab es natürlich keine Alternative: es werden ja auch sonst um diese Zeit Horrorfilme gesendet.

Habek hat sich seit er Minister ist mehrfach als sehr dünnhäutig gegenüber politischen Gegnern gezeigt – kein besonders kluges Verhalten. auf dem Trapez, auf dem er fliegt … In diesen politischen Höhen muss man mit lebensgefährlichem Höhenwind rechnen. Die schlechteste aller Ideen ist immer die Täter (unberechtigt Kredite aufgenommen) – Opfer (diesen Fehler angeklagt) – Umkehr!

Ganz schlimm wird es, wenn die Bürger mit dem Minister anfangen Mitleid zu haben – wie es jetzt mir geschieht.

Ich habe schon nach besseren Neuigkeiten in der Zeitung gesucht – heute aber leider keine gefunden, außer, dass es bald einen Nachtzug von Berlin nach Paris geben wird … aber ich glaube, das ist auch keine Lösung.

Herzlich

Der Brandenburger Tor

© Herbert Börger, 21.11.2023

P.S: Gestern nachmittag sagte ich zu meiner Frau: Es riecht nach Rücktritt in der Berliner Regierungsviertel-Luft.  Sie fragte: An wen denkst Du? Ich: Ich denke nicht, es liegt irgendwie in der Luft: einer regiert jetzt schon lange „falsch“ nach seinen Maßstäben – und einer ist zu dünnhäutig für dieses Geschäft …

Die tägliche Kolumne – 20 – Deutsche Außenpolitik in der Sackgasse?

Heute morgen hat mich eine kurze Meldung im Nachgang zum Kurz-Besuch des türkischen Präsidenten Erdogan (vorgestern in Berlin) aus dem Takt meiner üblichen Kolumnen-Gedankengänge gebracht:

Der türkische Präsident äußerte sich im Nachgang zu seinem Besuch in Deutschland über seine Gesprächspartner (Bundespräsident und Bundeskanzler) dahingehend (Zitat dpa-Meldung), dass er in der deutschen Regierung „imperialistische Kreuzfahrerstrukturen“ gesehen habe, und zwar ausdrücklich auch bezogen auf die Personen, die er in Berlin getroffen habe.

Das ist nun zusätzlich eingebettet in eine Inszenierung um den Staatsbesuch, bei der Erdogan direkt vorher Hamas als Befreiungsorganisation und Israel als Terrorstaat bezeichnete, unmittelbar danach dies jetzt ebenso explizit sagte – und nur während des Besuches in Berlin drum herum redete.

Wenn ich als Staatspräsident einer (verbündeten) ausländischen Macht die erklärtermaßen werteorientierte Außenpolitik eines anderen Staates lächerlich machen wollte, würde ich genauso vorgehen …

Hat die deutsche Bundesregierung und der Bundespräsident (der ein ehemaliger Außenminister unseres Staates ist) noch irgend einen Rest von Autorität bei der Türkei? Ich kann mir nicht vorstellen, dass der türkische Außenminister unter vier Augen Frau Baerbock DIES diplomatisch erklären kann. Und das hat auch Auswirkungen auf den Respekt, den unsere Außen-Politik in der Welt genießt.

Dies ist eine erschütternde Bilanz für die Außenpolitik der BRD.

Der Brandenburger Tor

© Herbert Börger, 20.11.2023

 

Die tägliche Kolumne – 19 – Kann man mehr machen, als die Armut zu verwalten?

Ich habe schon vor Jahren mehrfach über Armut geschrieben:

Verbunden mit eigenen Erlebnissen: hier,

als historische Betrachtung: hier,

als böse Glosse: hier,

und im Grunde auch hier (Verteilungskampf) unter dem Eindruck einer „Regierungsbildungskrise“ in der über ein halbes Jahr mal wieder gar nichts passierte.

Das alles war im Jahr 2017 – und seitdem sind die Verhältnisse zur Lösung dieser Probleme eher schlechter geworden … außer dass man jetzt gerade (nach 6 Jahren) die vorgeschlagene Mindeststeuer für Unternehmen weltweit vereinbart hat – da wird es jetzt spannend zu sehen, ob das Gesetz gut gemacht ist und dann auch funktioniert bzw. Wirkung hat. Leider sieht man allerorten zu viel Symbolpolitik.

Nochmal zurück zur Armuts-Quote (die bewussten 16%) hierzulande:

Ich muss mir erst noch Detailinformationen dazu beschaffen – aber ich gehe mal davon aus, dass alle „normal“ (also ohne goldenen Nachttopf unter dem Bett) Studierenden und Auszubildenden dazu gehören. Das sind in diesem Lebensabschnitt überwiegend „Arme“ im Sinne der 30%-Armutsgrenze. Also statistisch betrachtet. Aber die haben nach meinem Kenntnisstand nur ein (wirklich!) großes Grundproblem: den Wohnungsmangel und die Mietpreise. Aber die Schwierigkeit ÜBERHAUPT einen geeigneten Wohnraum zum Studieren nahe der Uni zu finden ist das Grundproblem – und das ist auch schon Jahrzehnte alt. Hier müsste hauptsächlich das Problem des bezahlbaren Studierenden-Wohnraums (ja, ich Weiß: anscheinend auch der massenhafte psychosoziale Betreuungsbedarf!) gelöst werden – und nicht ein pauschales „Armutsproblem“.

Reckt da schon wieder das Ungeheuer namens „fehlende Effizienz“ einen seiner vielen Köpfe hoch?

Genauso gibt es am anderen Ende der menschlichen Lebensspanne ein ganz spezifisches Armutsproblem: bei der Altersrente. Unser aus dem Ruder laufende Rentensystem hat ebenfalls hauptsächlich ein Effizienzproblem (und zusätzlich das der Wiedervereinigung und der Explosion des Niedriglohn-Sektors). Dabei hat auch die Segnung der älteren (wichtigen!) Wählergenerationen durch mehrere Schübe von „Mütterrenten“ das Problem nicht gelöst sondern eher verschärft.

Zwischen Ausbildung/Studium und Rente ist bekanntlich die Situation der alleinerziehenden Mütter als Risiko von Kinder-Armut bekannt – auch dies eine spezielle eingrenzbare Situation, die besonders adressiert werden muss.

Durch das Fluten der sozialen Umverteilungssysteme mit pauschalen Maßnahmen werden wir die Probleme der tatsächlich existierenden Armut nicht lösen.

Ich wünsche einen schönen Sonntag!

Herzlich

Der Brandenburger Tor

© Herbert Börger, 19.11.2023

Die tägliche Kolumne – 18 – … dann sollen sie doch Kuchen essen!

Es ist der Marie-Antoinette zugeschriebene Satz, der im ersten Teil lautet: „Wenn sie kein Brot haben, dann …“ Und sie soll das nicht ironisch gemeint haben. Wie wir wissen, hat sie das den Kopf gekostet – wobei – sollte das Zitat authentisch sein – es um die „Gedanken“ in diesem Kopf nicht schade gewesen ist. Trotzdem ist Dummheit keinesfalls kein Grund, jemanden umzubringen – und Guillotinieren auch keine Lösung des Problems.

Reden wir über Armut – oder stellen wir wenigstens ein paar Fragen zu diesem Themenkomplex … Wenn man darüber sprechen will, muss aber definiert werden, was denn „Armut“ ist. Das ist schwierig! Und weil man für eine überschaubare gesellschaftlich-politische Debatte einfache Meßgrößen braucht, wurde eben festgelegt, dass als „arm“ gilt, wer als Einzelperson weniger als 30% vom Durchschnittseinkommen aller Deutschen zur Verfügung hat. (Hmmm. Warum nicht 28,5% oder 31,3%?) Und schwups: sind 16% aller Menschen hierzulande arm. (ja klar: das bedeutet, dass die einfachste Strategie gegen Armut darin besteht, den Prozentwert der Definition zu senken! Ja, ich gebe zu: Sarkasmus ist auch keine Lösung!)

Das Groteske daran ist: wenn die Superreichen plötzlich in Scharen ausgerechnet nach Deutschland strömen würden, also Deutschland „reicher“ würde – nähme der Prozentsatz der Armen nach dieser Definition zu. Wie sollen wir eine „Armutsdebatte“ auf dieser Grundlage führen? Mit Zahlen, die als Messgröße einen Grad der Partizipation am Wohlstand darstellen? Die aber nicht so – also falsch bzw. willkürlich – benannt werden!

In der Folge reden wir in unserer Gesellschaft also – wie immer – nur noch über Geld. Kann man machen.

Wie würde der Satz von Marie-Antoinette in diese Gesellschaft heute übersetzt heißen? Vielleicht am zutreffendsten: Wenn sie kein Geld haben, sollen sie doch zum Staat gehen.

Ist das eine Lösung? Das ist eine sehr schwierige Frage – und jedenfalls in meiner 5-Minuten-Kolumne nicht zu beantworten.

Sehen wir uns zur Vorbereitung eines Diskurses darüber aber erst einmal ein paar Zahlen bezüglich Geld an:

Der Bundeshaushalt der BRD 2023 sieht folgendermaßen aus – und es war nicht meine Idee, das in Form einer „Torten“-Grafik aufzubereiten … das war schon so.

Ja: das riesige rote „Kuchenstück“ ist der Haushaltsposten für Arbeit und Soziales – 34,9% vom Gesamthaushalt. Kann man Armut dadurch bekämpfen, dass man auf diesem Weg proportional immer weiter geht?

Kurzfristiger Schluss, den ich hieraus ziehe: wir sind eines der reichsten Länder der Welt – und haben nichts besseres zu tun als unsere Bevölkerung „arm zu rechnen“. Dass es unmöglich ist, in dieser Betrachtungsweise durch immer weiteres Erhöhen der pauschalen Sozialausgaben den Anteil der per Definitionem armen Menschen zu reduzieren ist völlig offensichtlich.

Es scheint so zu sein: unsere Strategie als Gesellschaft gegen Armut ist nicht effizient!

Da wir über Effizienz reden: das zweitgrößte Kuchenstück im Haushaltskuchen ist die Verteidigung (10,52%)! Es gibt jedoch eine Debatte darüber, ob sich Deutschland gegen einen kriegerischen Angriff überhaupt verteidigen könnte.

Und beide Kuchenstücke sollen im Haushalt 2024 weiter steigen …

Müssen wir vielleicht mal eine generelle Debatte über Effizienz führen? Und generell eine andere gesellschaftliche Debatte über Prioritäten.

Falls Sie eine Lösung wissen, bitte schreiben Sie mir (Kommentarfunktion)!

Herzlich

Der Brandenburger Tor

© Herbert Börger, 18.11.2023

Die tägliche Kolumne – 15 – Journalismus und Konsum aus einer Hand?

Eine Tages- oder Wochenzeitung, aus der Sie wichtige Nachrichten, gekennzeichnete Meinungen und Analysen beziehen, sollte unabhängig sein. Darauf können wir uns sicher ganz leicht verständigen. Dort will ich keine plumpe Propaganda lesen – es sei denn sie wäre als solche gekennzeichnet …

Sicher ist es heikel, die Unabhängigkeit einer solchen Publikation in Zweifel zu ziehen. Das werde ich auch nicht tun. Ich behaupte nicht, Wissen über illegitimes Verhalten irgendeiner Publikation zu besitzen.

Ich beziehe mich nur auf einige Erscheinungen, die für jeden völlig offensichtlich sind: es ist die Entwicklung, dass immer mehr mit den Publikationen eng und wirtschafltich verbundene Konsumangebote an mich herangetragen werden. Das vermittelt mir ein ungutes Gefühl.

Sie zucken mit den Schultern und sagen: ist mir durchaus recht, wenn sozusagen ein intellektueller „Treuhänder“ quasi für die gute Qualität des Kultur- oder Konsum-Angebotes seinen Namen leiht – und auf den Reisen treffe ich überwiegend nette Gleichgesinnte und die Hotelqualität ist eher gut!

Ich sage: genau das ist ja das Problem! Jemand bietet sich mit seinem (guten) Namen für die Förderung von Geschäften an – und ist in Personalunion derjenige, der das Geschäft mit Ihnen macht.

Es ist eben auch in Ihrem eigenen Interesse NICHT egal, bei wem Sie (kaufmännisch betrachtet) ihren Kulturkitsch oder die Reise kaufen:

Im Zweifelsfalle werden in der finanziell verbundenen Publikation genau diese Produkte und Reisen besprochen – und zwar „wohlwollend“. Sie erfahren dann nicht, ob ein anderes Angebot für ihre Interessenslage eventuell günstiger sein könnte.

Der Verlag tut sich aus meiner Sicht auch keinen Gefallen, wenn er sich dem Verdacht einer (immerhin möglichen) Abhängigkeit der journalistischen Inhalte von seinen sonstigen Geschäftstätigkeit aussetzt. Wir wissen alle, dass Journalismus ein schwieriges Geschäftsmodell ist  – aber gerade deswegen ist das Gut der Unabhängigkeit (und Transparenz) so kostbar!

Ich schreibe auch deshalb jetzt darüber, weil das Modell der „Nebengeschäfte“ anscheinen immer intensiver betrieben wird. Sind die Verlage eines Tages Gemischtwaren-Konzerne mit angeschlossener Zeitung? Mir fehlt die Transparenz.

Ich bin kein Journalist – ich meine Journalisten sollten sich mit dem Thema befassen … aber dürfen die das, denn sie arbeiten ja für die Verlage, deren Geschäftsmodell betroffen ist?

Wenn Sie Journalist sind: denken Sie darüber nach …

Herzlichst

Der Brandenburger Tor

© Herbert Börger, 15.11.2023

P.S: Ja, auch ich habe schon eine Zeit-Reise mitgemacht, weil es zu diesem Zeitpunkt und Themenlage die für mich am besten passende war …

Die tägliche Kolumne – 7 – Lob der Autokratie …

Ich vertraue einfach mal einer Gruppe von Politikwissenschaftlern, die unisono verkünden, dass weltweit die Staatsform der Demokratie rückläufig sei. Ich kann das nicht überprüfen bzw. WILL ich das nicht selbst überprüfen: wozu zahle ich sonst über meine Steuern indirekt einen Haufen von Hochschul-Fachleuten, die sich nach eigenen Angaben fachlich kompetent mit diesem Thema befassen. Diese umständliche Einführung gehört bereits zum Thema – vertrauen Sie mir!

Wir müssen davon ausgehen, dass in unserem zweifelsfrei demokratisch verfassten Land Deutschland auch viele wahlberechtigte Bürger leben, die gerne mal die Meinung äußern – und vielleicht auch wirklich die Meinung haben – dass es doch viel einfacher und wirksamer wäre, wenn einer oder wenige von oben bestimmten, wie bestimmte Dinge geregelt würden. Vor allem ginge das viel schneller, ist die vorherschende Meinung.

Da ist es wieder: das Lob der Autokratie!

Bei den „Dingen“, die es im Lande zu regeln gibt, ist natürlich davon auszugehen, dass die Menschen, die den Autokraten herbeisehnen, erwarten, dass er die „Dinge“ dann in ihrem Sinne regeln würde. Was sonst? (Dabei handelt es sich um das Phänomen der „Annahme des besten Falles“ – da hab ich auch schon mal drüber geschrieben …)

Bevor ich frage, ob dieser Fall denn eintreten wird, möchte ich kurz auf eine besondere Eigenschaft der Autokratie eingehen: wenn man den Autokraten hat, ist er äußerst schwer wieder los zu werden.

Nehmen wir nun an, der ersehnte Autokrat hat an einem ruhigen, gemütlichen Sonntagmorgen (als niemand Lust hatte für die Demokratie vor die Tür zu gehen) die Macht übernommen. Zur Belohnung dürfen Sie ihm jetzt zujubeln – nein, nicht dann wenn Sie Lust haben: jetzt gleich, auch wenn Sie eigentlich nicht jetzt vor die Tür gehen wollten. Ok, geschafft, und nun bekommen Sie vom Autokraten die gesetzliche Regelung, um die es Ihnen ging. Sie freuen sich.

Am nächsten Tag gehen Sie in das Reisebüro Ihres Vertrauens und wollen gerne mal wieder Ihre Freiheit genießen, die Welt zu bereisen. Das Reiseziel Ihrer Wahl ist allerdings jetzt leider nicht verfügbar – nein, nicht weil schon alles ausgebucht ist … Wegen der umgehend eingeführten Devisenbewirtschaftung können Sie das Reiseziel nicht buchen sondern nur solche Ziele, wo Sie eh schon waren und jetzt nicht hin wollten. Autsch! Warum das denn?

Das ist nötig, werden Sie feststellen, damit die Feinde der Autokratie im Lande ihr Geld nicht ins Ausland bringen. Das müssen Sie einsehen: Feinde unseres Landes müssen bekämpft werden und deren Vermögen würde nur irgendwo hin fließen, wo es Deutschland schadet. Deshalb zieht der Autokrat das ein – nein: eine Kontrolle darüber, wo das Geld bleibt, gibt es nicht.

Dafür ist der Staat nun  viel billiger geworden – man muss ja nicht mehr die sogenannten Volksvertretungen finanzieren. Und Sie werden jetzt jubeln: das Flüchtlingsproblem ist schlagartig gelöst: Estens will jetzt keiner mehr in Ihr Land „fliehen“ – außerdem lässt der Autokrat nur noch den rein, der ihm nützt. Schlau – was?

Stellt sich nur noch die Frage, wohin Sie jetzt fliehen könnten … (Sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt – siehe Fettdruck oben!)

Und jetzt kehren wir zum Anfang der Kolumne zurück: ja, es ist natürlich viel einfacher, einem Autokraten an der Spitze zu vertrauen (der aufwändig überwacht, ob Sie das auch tun!) als zu entscheiden, welchem der Politikwissenschaftler sie vertrauen wollen, die sich alle untereinander spinnefeind sind und deshalb sich wissenschaftlich nicht das Butter auf dem Brot gönnen. Und so liefern die Ihnen – heute noch in der Demokratie – mühelos und von Ihnen selbs finanziert alle Argumente und Gegenargumente frei Haus  – wenn Sie wollen! … und können sich nun damit befassen, ob Sie wirklich die Demokratie eben mal in die Tonne treten wollen …

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07.11.2023, Herbert Börger

Die tägliche Kolumne – 6 – Ratlos im Deutschen Theater

Ratlos im Deutschen Theater …

… an den Schauspielern kann es nicht gelegen haben, dass ich anschließend ratlos der nächsten U-Bahn zustrebte …

… denn die Schauspieler hatten gestern abend in der Kammer des DT die Regie-Einfälle in Spiel und Sprache großartig umgesetzt: fast beängstigend perfekt, wie die beiden marionettengleich ätherisch über die Bühne schwebten und dabei den Text hochsprachlich und gestochen in den Raum akzentuierten.

Zwei Elemente waren es, die diesen guten Eindruck wieder zunichte machten:

Erstens der Textinhalt, der sich in banalen Endloskreisen an den scheinbaren Lächerlichkeiten der Ur-Religions-Metaphern (daher der Froschgott!) und den dämlichen religiös-geistigen Taschenspielertricks des 19. Jahrhunders abarbeitet.

Liebe Frau Lausund: nach Ionesco kann man „die letzten Dinge“ so nicht mehr bringen (außer in einem Musical) ohne das Publikum massiv zu unterfordern.

Zweitens die Aufblähung eines 40-Minuten-Monologs mittels lächerlicher Endlos-Tanzeinlagen mit brachialer  (also bedeutungsschwanger weil laut?) Soundkollage. Während sich ärgerliche Langeweile immer mehr ausbreitet, verflüchtigen sich die letzten positiven Ansätze des Stücks.

Angesichts der sehr guten Leistungen aller Darsteller hätte sich ein Buh verboten, denn die Autorin war nicht da.

Noch ein Gedanke, der mir dann in der U-Bahn kam: den Informationen zum Stück entnahm ich, dass es eigentlich ein Monolog einer Person (m/w) sei. Das Sowohl-als-auch Mann und Frau des Regieeinfalls mag ja ganz witzig sein und die Bühne besser bespielen. Aber ist es dem ticketzahlenden Theatergänger wirklich egal, ob aus einer Person für 40 Minuten sechs Personen für 90 Minuten plus Soundkollage plus Tanz werden?… ohne erkennbaren Zusatznutzen? … und letztlich ist es ja auch meine eigene Zeit, die währenddessen verstreicht (in der ich auf ein wirklich geistreiches Stück gehofft hatte).

Es drängte sich mir ein fatales Bild auf: jemand hatte einen Strohhalm in den Froschgott gesteckt und ihn dann riesig aufgeblasen … schrecklich. Liebe Intendanz: wenn ich in ein Musical gehen wollte, würde ich in ein Musical gehen.

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06.11.2023, Herbert Börger

Die tägliche Kolumne – 5 – Wo ist „der Mensch“ falsch abgebogen?

Um es gleich vorweg zu sagen: Ich weiß es auch nicht! (Und wir wissen ja noch nicht einmal genau, was der Mensch ist.)

Das läßt mich aber vermuten, dass die richten Fragen zu diesem Komplex noch nicht gestellt wurden. Ich glaube nur zu wissen, dass zu viele Antworten zu noch gar nicht gestellten Fragen durch unsere Gesellschaften schwirren oder gebrüllt werden.

Lassen wir mal hier den Denkansatz beiseite, dass ein „Mensch“ – mit der Fähigkeit des Denkens und der Selbstreflexion – von Grund auf eine Fehlentwicklung ist, die zwangsläufig der Selbstauslöschung entgegenstreben muss. Wobei ich durchaus denke, dass dieser Gedanke bisher nicht widerlegt wurde. Der hat auch schon eine erhebliche Deutungskraft in Bezug auf das, was wir auf der Welt beobachten.

Besonders bevorzugt wurden schon immer Erkläransätze, die die Grundprinzipien der menschlichen Gesellschaft aus vermeintlich „natürlichen“ Verhältnissen (die man meinte beobachtet zu haben) ableitet – wie zum Beispiel das „Recht des Stärkeren“ (Autokratie? – gerade groß im Kommen!)

Stelle ich mir die Entstehung des Menschengeschlechts vor vermutlich ca. 200.000 (oder mehr) Jahren in der Gestalt von Familien von Sammlern und Jägern, die wahrscheinlich in überschaubaren Gruppen zusammenlebten, so ist der Gedanke eines Ur-Rechtes des Stärkeren geradezu absurd:

Die der sie umgebenden wilden Natur ausgesetzte Gruppe muss um zu überleben so perfekt zusammengespielt haben (wobei jeder SEINE speziellen Fähigkeiten einbringen musste), dass man unter diesem Aspekt wohl eher von „Pflichten des Stärkeren“ (im Sinne von Beschützen und Ernährung) sprechen müsste! Arbeitsteilung eben.

Wenn der Stärkste in einer Frühmenschen-Gruppe sich als Autokrat aufgespielt hätte, der die anderen „knechtet“, dürften sich irgendwann zwei oder drei „Zweitstärkste“ gefunden haben, die ihm eine Falle gestellt hätten – das sollte der neue Denkapparat im Schädel dann doch schon geleistet haben.

Die neueren Erkenntnisse und Theorien, wie der (zwangsweise mit der dichteren Bevölkerung entstehende) Übergang zur Landwirtschaft die menschlichen Gemeinwesen beeinflusst hat, muss tiefer erforscht werden. Der Mensch hat auch hier nicht nur die Möglichkeit zur Selbsterkenntnis sondern auch die Pflicht dazu.

Die archäologische Antropologie hat in den letzten Jahrzehnten viele neue Erkenntnisse erzeugt und alte Vorurteile zertrümmert. Die vorurteilsfreie und nicht-nationalistische Geschichtsforschung wird und muss unbedingt neue Erkenntnisse generieren, wie Gesellschaften, Staaten, Reiche aufgestiegen und wieder untergegangen sind. Legenden gehören zerstört – denn sie werden vielfältig missbraucht!

Die 10.000 Jahre, um die es bei dieser Geschichtsforschung geht, sind allerdings tatsächlich „ein Fliegenschiss“  im Verhältnis zur gesamten Entwicklung von Leben auf diesem Planeten (den vermutlich überhaupt nicht juckt, was sich da auf seiner Kruste an dramatischen Szenen abspielt!)

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05.11.2023, Herbert Börger