Die tägliche Kolumne – 7 – Lob der Autokratie …

Ich vertraue einfach mal einer Gruppe von Politikwissenschaftlern, die unisono verkünden, dass weltweit die Staatsform der Demokratie rückläufig sei. Ich kann das nicht überprüfen bzw. WILL ich das nicht selbst überprüfen: wozu zahle ich sonst über meine Steuern indirekt einen Haufen von Hochschul-Fachleuten, die sich nach eigenen Angaben fachlich kompetent mit diesem Thema befassen. Diese umständliche Einführung gehört bereits zum Thema – vertrauen Sie mir!

Wir müssen davon ausgehen, dass in unserem zweifelsfrei demokratisch verfassten Land Deutschland auch viele wahlberechtigte Bürger leben, die gerne mal die Meinung äußern – und vielleicht auch wirklich die Meinung haben – dass es doch viel einfacher und wirksamer wäre, wenn einer oder wenige von oben bestimmten, wie bestimmte Dinge geregelt würden. Vor allem ginge das viel schneller, ist die vorherschende Meinung.

Da ist es wieder: das Lob der Autokratie!

Bei den „Dingen“, die es im Lande zu regeln gibt, ist natürlich davon auszugehen, dass die Menschen, die den Autokraten herbeisehnen, erwarten, dass er die „Dinge“ dann in ihrem Sinne regeln würde. Was sonst? (Dabei handelt es sich um das Phänomen der „Annahme des besten Falles“ – da hab ich auch schon mal drüber geschrieben …)

Bevor ich frage, ob dieser Fall denn eintreten wird, möchte ich kurz auf eine besondere Eigenschaft der Autokratie eingehen: wenn man den Autokraten hat, ist er äußerst schwer wieder los zu werden.

Nehmen wir nun an, der ersehnte Autokrat hat an einem ruhigen, gemütlichen Sonntagmorgen (als niemand Lust hatte für die Demokratie vor die Tür zu gehen) die Macht übernommen. Zur Belohnung dürfen Sie ihm jetzt zujubeln – nein, nicht dann wenn Sie Lust haben: jetzt gleich, auch wenn Sie eigentlich nicht jetzt vor die Tür gehen wollten. Ok, geschafft, und nun bekommen Sie vom Autokraten die gesetzliche Regelung, um die es Ihnen ging. Sie freuen sich.

Am nächsten Tag gehen Sie in das Reisebüro Ihres Vertrauens und wollen gerne mal wieder Ihre Freiheit genießen, die Welt zu bereisen. Das Reiseziel Ihrer Wahl ist allerdings jetzt leider nicht verfügbar – nein, nicht weil schon alles ausgebucht ist … Wegen der umgehend eingeführten Devisenbewirtschaftung können Sie das Reiseziel nicht buchen sondern nur solche Ziele, wo Sie eh schon waren und jetzt nicht hin wollten. Autsch! Warum das denn?

Das ist nötig, werden Sie feststellen, damit die Feinde der Autokratie im Lande ihr Geld nicht ins Ausland bringen. Das müssen Sie einsehen: Feinde unseres Landes müssen bekämpft werden und deren Vermögen würde nur irgendwo hin fließen, wo es Deutschland schadet. Deshalb zieht der Autokrat das ein – nein: eine Kontrolle darüber, wo das Geld bleibt, gibt es nicht.

Dafür ist der Staat nun  viel billiger geworden – man muss ja nicht mehr die sogenannten Volksvertretungen finanzieren. Und Sie werden jetzt jubeln: das Flüchtlingsproblem ist schlagartig gelöst: Estens will jetzt keiner mehr in Ihr Land „fliehen“ – außerdem lässt der Autokrat nur noch den rein, der ihm nützt. Schlau – was?

Stellt sich nur noch die Frage, wohin Sie jetzt fliehen könnten … (Sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt – siehe Fettdruck oben!)

Und jetzt kehren wir zum Anfang der Kolumne zurück: ja, es ist natürlich viel einfacher, einem Autokraten an der Spitze zu vertrauen (der aufwändig überwacht, ob Sie das auch tun!) als zu entscheiden, welchem der Politikwissenschaftler sie vertrauen wollen, die sich alle untereinander spinnefeind sind und deshalb sich wissenschaftlich nicht das Butter auf dem Brot gönnen. Und so liefern die Ihnen – heute noch in der Demokratie – mühelos und von Ihnen selbs finanziert alle Argumente und Gegenargumente frei Haus  – wenn Sie wollen! … und können sich nun damit befassen, ob Sie wirklich die Demokratie eben mal in die Tonne treten wollen …

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07.11.2023, Herbert Börger