Tegel – ein klassischer Merkel-Coup

Ja, wieder einmal so ein typischer Merkel-Moment:

fast beiläufig und unspektakulär, spricht sich die Kanzlerin gegen Tegel-Offenhaltung aus, ohne sich gegen die Offenhaltung von Tegel „in Stellung“ zu bringen…

Wenn die eigene CDU-Couleur vor Ort die Grundrechenarten nicht beherrscht – „Mutti“ jedenfalls KANN rechnen: ca. 300.000 Tegel-Betroffene stehen maximal der Hälfte BER-Betroffener gegenüber. Da die direkt betroffenen  auch noch Beeinflusser von NICHT-Betroffenen sind, liegt die Gesamtzahl der Gruppe noch viel höher. Und zwar unabhängig von Landesgrenzen: es ist Bundestags-Wahlkampf!

Folglich stellt sich die Amtsinhaberin „BUNDES-CDU“ gleichzeitig auf die Seite des Rechtes – wie auch die der größeren Zahl der Betroffenen.

Dass es längere Zeit so ausgemacht galt, dass der Volksentscheid zugunsten der Tegel-Offenhaltung ausgehen sollte, ist einfach nicht plausibel. Dass die Berliner CDU umgefallen ist, sobald sie Gegenwind in ihrer Halung verspürte, spricht nicht von solider Grundhaltung. Aber es wird bei der Bundestagswahl nicht viel schaden, da die Bundes-Parteivorsitzende ja das wieder repariert hat. Somit wird das Thema der Bundes-CDU nicht schaden, der Bundes-SPD trotz der geraden Haltung der Landes-SPD aber auch nicht nützen.

Was den Volksentscheid betrifft: die Mehrheitsbetroffenen bringen sich gerade in Stellung: aus meiner Sicht wäre es unlogisch, dass sich die Mehrheit der Nicht-Betroffenen gegen die Rechtslage und für die Minderheit der Betroffenen entscheidet. Denn: wenn es eines Tages einmal sie selbst betrifft, möchten sie auch, dass das Recht gilt!

Der Autor dieses Textes gehört keiner Partei an und wohnt im Einflugbereich von Schönefeld/BER.

P.S.: Lesen Sie auch meine Glosse von 2009 – in diesem Blog unter „Angela Merkel macht einer Jüngeren Platz„.

Der Brandenburger Tor, 30.08.2017

Ist das Kunst, oder kann das weg?

  • zwei Tage auf der Documenta 14

In Kassel ist die Documenta allgegenwärtig – die Litfaßsäulen-Provokation im ersten Bild zeigt eindrucksvoll, wie Kreativität weitere Kreativität befeuern kann: das Plakat gehört zur Documenta-begleitenden Werbeaktion eines Mobilfunk-Anbieters – nicht etwa zu einer Bürgerinitiative gegen die Documenta. Gemeint ist, dass die Nutzung der Kommunikationsdienste kinderleicht sei…..

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Bild 1: Litfaßsäule auf der Wilhelmshöher Allee in Kassel

„Ist das Kunst – oder kann das weg?“ haben wir uns zwei Tage lang in Kassel gefragt. Wir: Drei Naturwissenschaftler (Physiker/Mathematiker/Ingenieure), ein Mediziner, ein Jurist – Abiturjahrgang 1965. Zum Teil mit Ehefrauen.

Vorweg zum „Hauptdarsteller“ – nämlich der Stadt Kassel: die wirkt trotz (oder wegen?…) der weitgehenden Abwesenheit von Schönheit der Innenstadt außerordentlich sympathisch – ich muss aber bekennen, dass ich durch die Dreingabe eines (durchgehend) strahlenden Spätsommerwetters als heftig korrumpiert gelten muß. Ich kann nur jedem empfehlen, sich neben der Documenta auch die „Knaller“ zu genehmigen, die die Stadt selbst „unten“ und „oben“ einrahmen: Karls-Aue und Schlosspark mit Wasserspielen.

Wir preisen noch heute den in unserer Gruppe, der die Idee hatte: lasst es uns unter der Woche machen – die Meisten sind ja im Ruhestand. Das ist wohl der Grund, weshalb in diesem Bericht die Schau so entspannt erscheint und nicht über Massenandrang und lange Schlangen geklagt wird. Dennoch war es – für Dienstag/Mittwoch – überall sehr gut besucht! War ja auch noch Ferienzeit.

Ich habe versucht, möglichst unvoreingenommen dort aufzutreffen – dennoch ist es aufgrund der Prominenz der Documenta schwierig, völlig ohne Vorabinformationen und Meinungsbilder dort anzukommen: selbst wenn man am ersten Tag hinginge, würde man bei uns als Feuilleton-Leser schon die Meinungen selbsternannter Kunst-Richter kennen… darunter solche, die schon vorab die Documenta14 zum krachendsten Ausstellungsscheitern des Jahrhunderts kürten (Oliver Heilwagen, 10.6.2017) *).

Vorab: letzteres (krachend gescheitert) ist die Documenta14 NICHT.

Sie ist mindestens so interessant wie die Vorgänger – und hat Anlass zu sehr viel Auseinandersetzung und Erörterung gegeben – beides ist in meinen Augen ein positives Resultat für eine Ausstellung von Gegenwartskunst.

Für mich hatte die Documenta 14 drei Schichten:

erste Schicht: Die (meist größeren) Arbeiten, oft im Außenbereich, die einen gesellschaftlichen Fokus haben und Documenta-Halle und alte Haupt-Post.

zweite Schicht: Die Ausstellung im Fridericianum, die eine Sammlung von Gegenwartskunst aus Athen darstellt (Museum EMST, das wegen Geldmangels nicht eröffnet werden kann…).

dritte Schicht: Die älteren Kunstwerke im Außenbereich, die die Stadt Kassel bei den jeweiligen Documentas angekauft hatte.

zur Schicht 1:

Dies ist der Bereich der Arbeiten, die viel Kritik ausgelöst hat mit den Schlagworten dies sei „Kunst als Waffe“, Ideologie und Agit-Prop-Provokation, selbstgefällige und Überhebliche Schau einer Weltverbesserungs-Armee. Und immer wieder das Schlagwort von der „politisierten“ Documenta.

Zunächst möchte ich oberlehrerhaft, wie ich bin, darauf hinweisen, dass

  1. der Begriff „politisch“ aus meiner Sicht grundsätzlich verfehlt ist: viele Künstler haben sich mit gesellschaftsrelevanten Themen auseinandergesetzt – mit Ihren jeweiligen Mitteln – und wurden wohl auch vom Kurator dazu ausdrücklich ermuntert. Kunst darf und soll das, wobei im Einzelnen zu fragen wäre, ob das Thema gegenwärtig wirklich relevant ist.
  2. es vorkommen kann, dass ein Künstler die Ursachen für ein ihm persönlich schwer erträgliches Problem auf unserer Welt so extrem verkürzt wahrnimmt, dass diese Darstellung an der Wirklichkeit (einschließlich Ursache und Wirkung) massiv vorbei geht. Hier ist sicher „Auschwitz on the beach“ nur die Spitze des Eisberges. Aber alles andere dürften wir aushalten…

Ich selbst bekenne, dass ich wirklich genervt bin, von Kunstwerken, die ich als „Holzhammer-Aktionen“ bezeichne: weder neu noch originell noch irgendwie hilfreich. Bestes Beispiel aus meiner Sicht: der Schriftzug auf den Fridericianum „BEINGSAFEISSCARY“ (being-safe-is-scary).

Nach 25 Jahren Terrorismus-Debatte möchte ich zu dieser falsch-verkürzten Arbeit nur sagen: 4-minus, setzen… Aber: So what….

Dafür habe ich viele sehr eindrucksvolle Arbeiten gefunden, wie den Parthenon der Bücher, den Obelisk auf dem Königsplatz, die Abwasser-Rohre, das Marmorzelt, den Vorhang aus Rentierschädeln, die große Videoprojektion mit Masken/Gesichtern in der Haupt-Post etc.

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Richtig ist es, das alles zu diskutieren, in Frage zu stellen… aber ohne das Zusammentreffen mit dem Kunstwerk hätte man sich vielleicht manche Fragen nicht gestellt…?

zur Schicht 2:

Die Athener Sammlung besteht nicht nur aus aktueller Gegenwartskunst, sondern berücksichtigt vor allem griechische Künstler, mehrere Jahrzehnte zurückreichend. Etwas, was wir hier in Westeuropa meist nicht zu sehen bekommen – aber meines Erachtens auch ein guter Schritt (solidarisch?), eine Sammlung auszustellen, die in Athen aus Mangel an Geld nicht gezeigt werden kann. Teilweise wirklich beeindruckend, zum Beispiel gleich im Eingang die Projektion der „fließenden Mosaike“ auf die Besucher, was überraschende Effekte in Wechselwirkung mit unseren Körpern mit sich brachte – hier wurde auch viel gelacht, was in Museen für Gegenwartskunst eher Seltenheitswert besitzt.

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zur Schicht 3:

Hier erkennt man zunehmend, dass diese Methode für die Stadt Kassel ein großer Gewinn ist – und man kann nach einigen Jahren beim Wiedersehen mit den Kunstwerken prüfen, was sie uns heute sagen. Ich habe jedenfalls über etliche Lebensjahrzehnte festgestellt, dass sich die Beziehung zu Kunstwerken entwickelt und ändert. Sie bilden quasi einen Kontext parallel zum eigenen Leben.

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Zum Schluß eine Bemerkung zu den „ChoristenInnen“ – also den offiziellen „Documenta-Führenden“:

160 Fachleute waren dazu verpflichtet worden, organisierte „private“ Führungen waren deshalb „verboten“.

Das Bild des „Choristen“ habe ich ehrlich gesagt nicht wirklich verstanden: hier liegt ein Widerspruch vor – das einzelne Mitglied des Chors für sich ist eigentlich … nichts, es sei denn, er sei außerdem „Solist“. Oder sollte der Führende mit den zu führenden einen Chor bilden? Sei’s drum!

Wir hatten für gut 2 Stunden eine solche offizielle „Choristin“, die mit uns in sehr lebhaften Gesprächen einen Chor bildete – also doch!

Das hat sie nach einhelliger Meinung sehr gut gemacht!

Nun ja: wenn man eine Gruppe so intelligenter und gebildeter Menschen führen darf….

Berlin, 28.08.2017

Herbert Börger (kein Kunst-Experte)

P.S.: *)

Auf eine Dokumenta-Kritik – nämlich jene „vernichtende“ von von Oliver Heilwagen vor Beginn der Kasseler Schau veröffentlichte – möchte ich noch kurz zurückkommen.

Herr Heilwagen scheint ja wirklich alles zu wissen und steht auch über allem… Vor allem erhebt er sich weit über Kassel. Ich habe nachgesehen, derzeit ist er Berliner. Seine herablassenden Äußerungen über Kassel im Zusammenhang mit der Dokumenta scheinen aber darauf hinzuweisen, dass er die traumatischen Erlebnisse einer Jugend in Kassel darin verarbeitet….

Zitat aus „documenta 14“ auf Internet-Portal „Kunst+Film“:

…. „Dagegen war Kassel stets geruhsame Residenz- und später Beamtenstadt. Sie hat trotz bedeutender Kunstschätze kein eigenes kulturelles Profil entwickelt; ab 1955 wurde sie rein zufällig zum Standort der weltgrößten Ausstellung zeitgenössischer Kunst.

Kassel als neutrale Kulisse

Diese Mittelmäßigkeit hat Vorteile. In den 1970/80er Jahren wurde Kassel gern als Testgebiet zur Markteinführung neuer Produkte genutzt, weil es statistisch so nah am bundesdeutschen Durchschnitt lag. Für den Kunstbetrieb war und ist die Stadt eine erstklassige, da neutrale Kulisse: Sie bietet eine passable Infrastruktur, ansonsten stört sie nicht weiter. Universität und Kunsthochschule liefern Talente und billige Hilfskräfte, alle anderen halten sich raus.

Bis zur Jahrtausendwende war den meisten Einwohnern die Karawane komischer Kunst-Vögel, die alle fünf Jahre in die Stadt einfiel, völlig schnuppe; heutzutage interessiert sie am ehesten, an fast einer Million Ausstellungs-Besuchern mitzuverdienen.“….

Zitat Ende.

Die Stadt, die die größte zeitgenössische Kunstschau weltweit stemmt, bei deren Namen JEDER sofort an die DOCUMENTA denkt – hat kein eigenes kulturelles Profil entwickelt?

Ach ja: ist ja nur Kulisse…

Dabei kommt Kassel noch glimpflich weg – verglichen mit dem, was Heilwagen über Herrn Szymczyk auzsschüttet!

Schluss mit lustig! Satire hilft nur Euch selbst….

Na toll: da liefert Donald Trump TÄGLICH den reinsten Stoff für Satire, Glosse und Co.! Das ist gut für die Kabarett-/Comedy-Branche – und auch für die Zeitungsverlage in USA, wie man liest! Wenn die Kabarettisten aber Pech haben, ist er schon im Original satirischer als sie je sein werden….

Seid Euch bitte im Klaren darüber: das ist alles nur Therapie für Euch selbst – mir hilft eine gut gemachte Satire á la Heute-Show auch emotional *) … ich lache drüber, prompt geht es mir besser – aber gegen den realen Trump und seine Politik hilft das kein bisschen. Die Trump-Show läuft weiter… bis Ihr Euch die nächste Therapie-Dosis holt.

Bis jetzt REAGIEREN die meisten nur auf Trumps Show: aber

gibt es bereits irgendwo klare Strategien für das AGIEREN?

Die kann es nur geben, wenn man VORAUSDENKT, was die Konsequenzen des Trump’schen Handelns sein werden, was seine nächsten Schritte sein müssen.

Es mag emotional für Trump-Kritiker (weltweit) eine hilfreiche Situation sein, wenn man sich ständig gegenseitig bestätigt, dass das so nicht geht. Aber es ändert nichts.

Ad 1: Die Win-loose-situation

Egal, wie die Sache ausgehen wird: Trump wird immer der Gewinner sein!

Ob er aus dem Amt gejagt wird, ob er sich durch vier Jahre so wie bisher durchwurstelt (wie sonst?) – egal wie die Sache ausgeht: die „Marke TRUMP“ wird um das zig-fache gestiegen daraus hervorgehen.

Der aufgeklärte, positiv ausgerichtete Mensch und Beobachter ist auf einen humanistischen Mehrwert ausgerichtet. Er kennt die Trash-Werteskala der Trump-Welt nicht. Ein Schuft der der ihn deswegen einen NAIVEN GUTMENSCHEN schimpft.

Aber tatsächlich kann der Marktwert der Marke Trump aufgrund der immensen Aufmerksamkeits-Lawine ununterbrochen nur steigen – egal was er macht, egal wie es ausgeht…. solange er nicht klug abwägend oder staatsmännisch redet oder handelt, geht es immer aufwärts.

Die erste Nummer hat er mit Bravour abgehakt: er IST Präsident GEWORDEN! Entgegen allen 1:10 Wetten!

Selbst wenn er nun mit „Schimpf und Schande“ aus dem Amt gejagt würde (was wohl sehr schwierig zu bewerkstelligen wäre) – das würde ihm nicht schaden – in seiner Trash-Währung ist das Verstoßen gegen Regeln ein Wert per se. Was der aufgeklärte positiv-ethisch denkende Mensch über ihn denkt ist irrelevant (dt.: interessiert ihn nicht). Seine Anhänger-Gemeinde würde ihn danach zum Märtyrer stilisieren (bzw. er sich selbst natürlich – das tut er ja jetzt schon).

Unsere Empörung zementiert die Win-situation für Trump, weil unsere Argumentation den Punkt nicht trifft: wer sich auf Trumps Niveau nicht herablässt, wird ihn und seine Anhänger nie erreichen – und ich weiß, dass das hart wird für alle wohlmeinenden Zeitgenossen. Aber mann kann jemanden nicht treffen, der nie ein Staatsmann sein wollte, wenn man ihm vorwirft, dass er nicht staatsmännisch handelt.!

Ad 2: Das Ziel kann nur sein, die „Marke Trump“ zu zerstören

Ich bin kein Marketing-Fachmann und kann nicht beurteilen, ob das überhaupt möglich ist.

Aber meine laienhafte Einschätzung sagt: es gibt zwei „Lindenblätter“ auf seinem Trash-Drachenblut-gestählten Körper.

Erstes Lindenblatt: Lächerlichkeit.

Lächerlichkeit ist ein sehr gutes Gegengift gegen den Märtyrerstatus – wohlgemerkt: Lächerlichkeit in den Augen seiner Anhänger! Achtung: Satire/Kabarett hilft da nicht, da seine Anhänger Satire nicht verstehen oder akzeptieren.

Zweites Lindenblatt: Konsens mit seriösen Politikern

Die Kernwählerschaft ist ganz wesentlich dadurch an ihn gebunden, dass er sich mit dem Rest der Welt anlegt – einschließlich seiner eigenen Partei.

Wenn vernünftige, seriöse und ethisch unanfechtbare Zeitgenossen es schaffen würden, dass er mit ihnen einen Konsens einginge, würde das Trump bei seiner Kernwählerschaft schaden – bei den Wählern des Gegenlagers aber nicht Nützen…

Ad 3: Alles vermeiden, was zum Märtyrer-Status Herrn Trumps beitragen würde.

Also: bitte nicht illegal beseitigen.

Ad 4: Das reicht ja nun wohl als Aufgabe für die nächste Zeit.

Ach ja, noch eines: Liebe Amerikaner, schützt Eure Richter! Das sind die Einzigen, die ihn derzeit in Schach halten können!

Bitte Vollzug melden!

Der Brandenburger Tor

*) …sollte auf Rezept gesendet werden!

AirBerlin – Fürsorge für Urlauber und Arbeitnehmer – oder staatliche Insolvenzverschleppung?

Wer an eine Firma, nachdem sie in Insolvenz gegangen ist, Geld zahl (z.B. einen Kredit), hat dieses im selben Moment verloren, denn dieser Kredit ist dann eine nachrangige Forderung, also bei den immensen Schulden, die Air Berlin angehäuft hat (neben weiteren nachrangigen Forderungen der ETIHAD aus großen Gesellschafterdarlehen), grundsätzlich als verloren zu betrachten.

Der Insolvenzverwalter ist in dem insolventen Unternehmen ab sofort der Unternehmer (auch wenn Eigenregie zugebilligt würde, wäre er der Aufseher des Vorstandes). Er muss sich an das Insolvenzrecht halten – da steht auch der Finanzminister der BRD nicht darüber (Rechtsstaat).

Mich interessiert aber als Steuerzahler dringend, wie dort ganz plötzlich 150 Mio € aus dem Hut gezaubert wurden – die nach meinem Verständnis der Rechtslage nun weg sein müßten!

Ich beobachte das übliche Spiel: es äußern sich gegenüber der Öffentlichkeit die Wirtschaftsministerin und der Verkehrsminister – nicht aber die eigentlich für einen solchen Vorgang maßgeblichen Merkel und Schäuble.

Warum?

Die beiden Minister könnte man notfalls opfern…

Beide haben in unterschiedlichem Wortlaut (also mit sehr heißer Nadel gestrickt!) erklärt, dass dieser „Überbrückungskredit“ nach Verkauf von Unternehmensteilen definitiv zurück gezahlt werden wird.

Wir reden von einem Unternehmen, das bei knapp 4 Mrd. Umsatz offensichtlich ein Negativ-Kapital von 1,8 Mrd haben soll und seit 8-9 Jahren in keinem Jahr Gewinn gemacht hat.

Mir erscheint es absolut illusorisch zu sein, dass unter diesen Bedingungen für Teile des Unternehmens ein Gesamt-Preis erzielt wird, von dem alle Gläubiger-Forderungen befriedigt werden und dann noch 150 Mio Kredit der BRD zurückgezahlt werden können.

Wenn aber getrickst werden soll, so dass nicht der Insolvenzverwalter die 150 Mio am Schluss „auskehrt“, sondern Gläubiger (und Mitarbeiter) auf Ihren Forderungen sitzen bleiben, der Käufer (Lufthansa?) aber die 150 Mio an den Bund zurück zahlt: dann wäre das ein Insolvenzbetrug.

Ich befürchte, dass die Situation tatsächlich die folgende ist:

  • Es ist vor der Wahl um jeden Preis zu vermeiden, dass 8.600 Air Berlin – Mitarbeiter plötzlich auf der Straße sitzen. Nach der Wahl wird das kein Problem mehr sein…
  • Es sollen Bedingungen geschaffen werden, dass der Betrieb weiter läuft, damit Lufthansa geringeren Zeitdruck für eine Teil-Übernahme hat…
  • …und alles soll getan werden, damit Ryanair herausgehalten wird.

Die Begründung, dass man den Überbrückungskredit von 150 Mio bis November gibt, damit die 80.000 Urlauber von AirBerlin wieder zurückgeholt werden können, ist eine plumpe Nebelkerze:

Für einen gewissen, vermutlich nicht kleinen, Anteil von Urlaubern – nämlich die, die über Pauschalreiseanbieter gebucht haben – ist die Sache bereits systemisch geregelt, ohne dass irgend jemand eingreifen muss.

Dass es für geschätzt 40.-50.000 Urlauber innerhalb von 4 Wochen keine Kapazitäten geben soll, ist eine genau eingehaltene Sprachregelung – aber völlig unglaubwürdig!

Und dafür brauchte man nach meiner Schätzung weniger als 10 Mio €.

Und zum Schluss noch einmal zu den offen zu Tage liegenden Widersprüchen um den 150 Mio-Kredit (an das bereits insolvente Unternehmen!!!):

er kann und wird nicht zurück gezahlt werden!

  • erstens aus finanztechnischen Gründen (der Wert wird nicht realisiert werden);
  • zweitens aus insolvenzrechtlichen Gründen (s.o.);
  • drittens aus wettbewerbsrechtlichen Gründen – da jeder benachteiligte Wettbewerber mögliche Tricks anfechten wird, mit denen das Steuergeld zurück fließen könnte.

Aber das sollen wir erst nach der Wahl erfahren!

Ein Appell an die beteiligten Politiker:

Macht Euch ehrlich – es ist sehr riskant, so kurz vor der Wahl den Wähler hinters Licht zu führen!

Dies empfiehlt:

Der Brandenburger Tor

P.S.: Wer ein bisschen kaufmännisch rechnen kann (was AirBerlin-Vorstände tatsachenbasiert offensichtlich nicht können), wird auch sehr schnell erkennen, dass die 150 Mio-Finanzierung für drei Monate nicht reichen wird!

Die Firma hat im letzten Jahr pro Quartal 190 Mio € Verlust gemacht (Kosten höher als Einnahmen). Nachdem ETIHAD die Reißleine gezogen hat, ist das also eher NICHT besser geworden!

Insolvenz bedeutet aber: ab sofort ALLES auf Vorkasse – sodass die 150 Mio eventuell alleine für die Umstellung des Zahlungszeitpunktes (Liquiditätsreserve) drauf gehen werden.

Wer darauf spekuliert, dass nun ja die Löhne per Insolvenzausfallgeld aus den Kosten herausfallen, der wird erleben, dass die gesamte Wirtschaft dagegen klagen MUSS, denn dieses Geld wird als Umlage laufend von allen Unternehmen aufgebracht, und ist nicht dazu da, um Eingriffe des Staates in ein Insolvenzverfahren zu finanzieren (möglicherweise mit der gleichen Wirkung, die eine Insolvenzverschleppung hätte).

Also rechnen Sie bitte schon mal mit dem doppelten Betrag!

Und nun doch noch eine letzte Frage:

Wieso soll eigentlich einem Unternehmensvorstand, der die jetzt zu Tage getretene Bilanz zu verantworten hat, nach den Verlautbarungen die Gelegenheit zur „Plan-Insolvenz“ gegeben werden?

Wenn es eine Möglichkeit gäbe, eine Wende herbeizuführen: warum hat dieser Vorstand sie BISHER nicht gefunden?

Aber das wird ja das Insolvenzgericht zu entscheiden haben.