Das fängt ja gut an – 339 – Ist das unabhängiger Journalismus?

Die merkwürdigen Interviews von Tina Hassel im „ARD-Brennpunkt“ gestern.

Drei-Klassen-Journalismus?

Tina Hassel, Leiterin des Hauptstadt-Studions der ARD, ist eine brilliante Journalistin: sie sieht immer blendend aus, formuliert und spricht messerschaft und sprachlich pointiert – und sie hat alle Möglichjkeiten in ihrer Position: zu ihr kommt immer die erste Garde, wie gestern abend – die Kanzlerin, Martin Schulz und Christian Lindner!

In solch einer Ausgangslage stellt sich, da es sich ja in dieser Art von Sendung nicht um reine Unterhaltung handelt, die Frage, was Tina Hassel daraus macht?

Der Ablauf gestern im Brennpunkt war typisch für Frau Hassels Art der Gesprächsführung – und das in einer überspitzten Weise.

Die Kanzlerin bekommt zur Einleitung fro forma auch kritische Fragestellung (bis zur Frage nach Rücktrittsgedanken) – aber in der Folge wird sie geradezu gestreichelt: Angela Merkel strahlt und glänzt und kann sich ungestört über viele-viele Minuten blendend präsentieren und bekommt die richtigen Bälle zugespielt. Sie hat alles im Griff und fürchtet nichts: so sehen Siegerinnen aus. (Der unbefangene Betrachter des Geschehens der letzten sechs Wochen reibt sich die Augen…)

„Nicht-Oppositionsführer“ (da nur Parteichef) Martin Schulz wird im Vergleich dazu rüde abgefertigt – in gefühlt ein Drittel der Zeit (ich habe es nicht gestoppt): ihm fällt Frau Hassel sogar ins Wort, als er etwas sagt, zu dem sie anderer Meinung zu sein scheint! Leider macht es Martin Schulz ihr auch noch sehr leicht, ihn zweitklassig abzufertigen, da er (generell zur Zeit) wie ein verstocktes Kind argumentiert…

Ich hätte es danach nicht für möglich gehalten, dass Frau Hassel dies noch steigern könnte – aber sie konnte: der Mann, der eigentlich den Anlass für den „Brennpunkt“ geliefert hatte (ja: Herr Lindner), durfte in wenigen Sätzen „entkräften“, er habe nicht vorher gewarnt, dass das möglicherweise nix wird. Massive Anlässe zur Nachfrage in seinem Statment fielen einfach so unter den Tisch – und dann wurde er nicht einmal angemessen aus dem Gespräch verabschiedet, sondern entlassen wie ein Schulbub – bei der folgenden Schaltung mit Frau Ehni im WDR stand er sogar im Wege…

Frau Hassel: in Ihrer Sendung wurden starke Bilder geschaffen, die viel stärker wirken als die gesprochenen Worte! Unabhängiger Journalismus sieht so nicht aus.

Aphorismus des Tages: „Aufrichtig zu sein kann ich versprechen, unparteiisch zu sein aber nicht.“ (J.W.v. Goethe, 1749 – 1832)

Bild des Tages: Wie der Tau glänzt hängt vom Untergrund ab – und von der Nachschärfung in der Bildbearbeitung. (Ja es besteht ein bezug zum Text…)

WieDerTauGlänzt

Herbert Börger

© Der Brandenburger Tor, Berlin, 20.11.2017

Das fängt ja gut an – 340 – nach neun Wochen: besser nicht regieren!

Ein neues Gefühl für die Deutschen ab Mitternacht 19./20.11.2017:

der Nicht-regiert-werden-könnens-Schmerz!

Das Entsetzen: vier Wochen, nur damit CDU+CSU sich zusammenraufen plus fünf Wochen für eine Vierer-Sondierung… Währenddessen wurden 3…4…5 „Knackpunkte“ die ganze Zeit unter der Fußmatte verstekt – und am letzten Wochenende herausgeholt.

Das Konflikt-Management: verdient den Namen nicht – Danke Angela Merkel! (Ironie!)

Die kommende Metapher: „Das Blatt lag auf dem Tisch – aber keiner wollte es spielen!“ – ersatzweise: „Das Blatt lag auf dem Tisch – aber die FDP wollte es nicht spielen.“

Die Hölle für die meisten Printmedien: die Meldung kam nachdem die Druckerpressen angelaufen waren. Beileid! (echt…)

Alle haben es doch vorher gewußt: Sie erinnern sich? (Lange her!) „Die unmögliche Koalition.“ – „Das geht doch gar nicht!“

Erklärungsversuche: Überrascht werden wir feststellen, dass es anscheinend vier unterschiedliche „Blätter“ auf dem Tisch gab. Vielleicht saßen ja auch die vier Verhandlungsgruppen in unterschiedlichen Räumen – und haben es nicht gemerkt (Sarkasmus!). War ja auch so unübersichtlich, mit so vielen Koalitionären in jedem einzelnen Lager!

Nein! Da kommt keine Schadenfreude auf, denn den Schaden haben wir alle!

Man spürt fast körperlich, wie Angela Merkels Stern sinkt: trotz aller der langen Erfahrung im Amt hat Sie nicht die nötige Führungs-Stärke aufgebracht – Moderieren ist eben doch keine Führung! Zeit Online stellt fest, dass FDP – Grüne – CSU (in dieser Reihenfolge) für das Scheitern verantwortlich seien: das sehe ich anders! Nur die CDU hatte (natürlich!) die Verantwortung für die FÜHRUNG des Prozesses – dort liegt die größte Schwäche. Der geschickte Herr Lindner wollte genau das brutal sichtbar werden lassen.

Ist das die Stunde des Frank Steinmeier?

Aphorismus des Tages: „Menschen stolpern nicht über Berge, sondern über Maulwurfshügel.“ (Konfuzius, chinesischer Philosoph, 551 – 479 v. Chr.)

Bild des Tages: Wo liegt Jamaika?

WoLiegtJamaika?

Herbert Börger

© Der Brandenburger Tor, Berlin, den 20.11.2017

Das fängt ja gut an – 342 – Kompromiss! Bitte!

Aphorismus des Tages: „Die Spinne und die Fliege können keinen Kompromiss schließen.“ (Sprichwort – angeblich aus JAMAIKA…)

Nehmen wir einmal an, dieses Sprichwort käme wirklich aus Jamaika – dann ist es ein bedenkenswerter Beitrag zur gegenwärtigen Berliner Verhandlungs-Situation.

Das Finden von politischen Kompromissen hat generell kein gutes Ansehen – völlig zu Unrecht! Immer dran denken: es ist die schärfste Alternative zur AUTOKRATIE! Wenn der Wille zum Kompromiss erlahmt, freut sich der Autokrat!

Über ALLE Themen von öffentlichem Interesse gleichzeitig zu verhandeln ist eigentlich fast unmöglich – vielleicht auch eine Sisyphos-Arbeit… Ohne ein Minimum an „Moderation“ wird es gar nicht gehen – aber leider wirkt die „Königin der Moderation“ (Angela Merkel) sehr müde – nicht nur vom Tagespensum! Es wird auch „gordische Knoten“ im ganzen Gewirr der Themen geben, die man nur durch Durchtrennen mit dem Schwert lösen kann, damit das keine „Unendliche Geschichte“ wird. Aber die Moderatorin ist wohl nicht Alexander der Große.

Genug der Metaphern!

Was das Problem verschärft: man muss nicht nur einen sachlich sinnvollen Kompromiss finden, sondern es muss jeder auch noch sein Gesicht wahren! Oh weh! Aber es ist ja stets noch viel Platz für Symbol-Formulierungen…

Es wäre aber ein Fehler, zu glauben, dass „Kompromissfindung“ ein eindeutiger Prozess sei. Es gibt mindestens drei völlig verschiedene Grundtypen des (politischen) Kompromisses:

  1. Alle Lösungsvorschläge werden flächendeckend erst in kleine Stückchen zerlegt, die dann so wieder zusammen gefügt werden, dass zwar niemand zufrieden ist, aber keinem nachweisbar ist, dass er dabei unter dem Strich verloren hat. Danach wird kein einziger Wähler am Koalitionsvertrag wiedererkennen, was er EIGENTLICH gewählt hatte. Dies ist der schlechteste aller Kompromisse – aber die Wahrscheinlichkeit dass er in dieser Form entsteht, steigt dramatisch mit der Zahl der Kompromiss-Widersacher. Immer besonders beliebt ist diese Form des Kompromisses bei der finalen Budgetierung: Die Summe steht vorher fest – die verfügbare Summe wird mit der Gießkanne auf alle Lösungsansätze verteilt, was bedeutet, dass kein einziges vorhandenes Problem auch nur ansatzweise gelöst wird. (Ein-Kessel-Buntes-Kompromiss)
  2. Man arbeitet in zwei Stufen: erst einigt man sich auf ZIELE. Es ist überraschend, wie leicht DAS meistens ist, dabei unter Demokraten einen Konsens zu finden! Denn: meistens besteht der größte Streit über die WEGE ZUM ZIEL (man nennt das Ideologie). Dann priorisiert man diese Ziele – das ist schon sehr viel schwerer, aber man kann noch versuchen sich auf sachlicher Ebene zu finden. Notfalls fragt man Experten/Sachverständige – schwierig, wenn man keine Zeit hat. In der dritten Stufe weist man jedem Verhandlungspartner einige Grundthemen zu, bei denen er dann auch den Weg zum Ziel bestimmen darf – so wird dann auch die Regierung personell besetzt. (Der  intelligente Kompromiss)
  3. Man streitet über Themen und Ziele und ist dabei völlig offen. Aus den unterschiedlichen Vorschlägen der Gegner entsteht IM DISKURS ein vorher noch nicht vorgeschlagener, NEUER LÖSUNGSANSATZ. Den können alle akzeptieren, weil sie ihn ja GEMEINSAM geschaffen haben. Eine solche neue Gemeinsamkeit kann unglaublich motivieren und zusammenschweißen. Dazu braucht es allerdings einige hervorragende Persönlichkeiten innerhalb des Kompromiss-Prozesses. Ein Problem für sich – aber diese Persönlichkeiten gibt es vielleicht – man sah sie nur bisher nicht… und sie steigen gerade im Laufe schwieriger Prozesse manchmal an die Oberfläche. Ich gebe zu, dass dies der Glücksfall ist, die OPTIMISTISCHSTE aller Varianten. (Der überirdische Kompromiss)

Welche Form des Kompromisses wird man uns am 19./20. zumuten? Beziehungsweise: wird es überhaupt einen geben?

Wenn die Koalitionäre noch Beratungsbedarf haben sollten: meine Frau und ich haben am Sonntag den 51. Jahrestag unserer permanenten Koalitionsverhandlung mit geschätzt 25.000 Kompromissen … Wir helfen gerne!

Bild des Tages: Hier kommt sicher kein Kompromiss zustande…

kommtEin KompromissZustande?

Herbert Börger

Der Brandenburger Tor, Berlin, 18.11.2017

Das fängt ja gut an – 344 – Oh, wie schön ist Jamaika!

Nachtrag:

Hier wusste man noch nicht, wie es ausgehen würde —-> 4 Tage später !

Wähler… was hast Du Dir dabei gedacht!?

Schon das Stichwort, unter dem da eine Bundesregierung geschmiedet werden soll-wird-will … fast zum Fremdschämen! JAMAIKA – ja so ein schönes Land (und erst der Rum!) – hat das Land dies verdient? Fremd-schämen? Es geschieht ja in unserem (Wähler-)Namen…

Dass mit vier potentiellen Koalitionspartnern (und jeder würde gebraucht!) sogleich das Vierfache des sogenannten „tatsächlich verfügbaren Finanzrahmens“ als „Wunschliste“ auf den Tisch kommt ist ja fast logisch.

Trotzdem ein bedenkliches Signal: wir reden in der Politik fast nur noch (und sofort) über GELD. Geld ist DAS gängige Totschlag-Argument: „mit diesem Konzept befassen wir uns erst gar nich – es ist ja nicht finanzierbar“.

Es ist richtig: ein irgendwie geartetes Konzept für die Zukunft unseres Landes hat gravierende Auswirkungen auf das benötigte Budget. Aber wäre es nicht sinnvoll, erst mal überhaupt ein solches KONZEPT zu haben – und dann mal zu schauen, wie man das zusammen bringt? (… und welche Opfer man dann evtl. bringt, um das zu realisieren?)

Dass wir nicht alle großen Zukunfts-Herausforderungen sofort mit der ganzen Wucht angehen können ist vermittelbar! Nicht vermittelbar ist, dass man jede Herausforderung zu 15% annimmt … also effektiv gar nicht.

Der richtig Weg wäre heute, zuerst einen Konsens über die PRIORITÄTEN zu erarbeiten. Man kann nämlich mit VERNUNFT (und unter Weglassung der Angst vor der jeweiligen Parteibasis) diesen Katalog durchaus voranstellen:

  • Das Weltklima-Problem rast auf uns zu, der Zeitplan kann durch uns nicht eigenmächtig-willkürlich geändert werden. Muss sofort entschieden werden! Die Folgen falscher Entscheidungen sind furchtbar und nicht korrigierbar. Also Prio-1! Notfalls auch Konzerne mit Entschädigungen abfinden… (Ja: kostet!)
  • Armutsgefahren, Wohlstands-Schere: diese Entwicklungen destabilisieren unser Land – wer zu spät reagiert, wird mit gewaltigen Problemen kämpfen müssen! Höchste Zeit zu reagieren – also Prio-2!
  • Bildung ist ein Prozess, der Halbwertszeiten von 15-30 Jahren hat, muss sehr früh angegangen werden – ist unterwegs auch mal korrigierbar. – also Prio-3!
  • Und dann kommen nach und nach alle anderen Punkte, die man gegebenenfalls „ausfeilschen“ kann.

Mit einem solchen Prioritäten-Katalog, hätte Angela Merkel (es ist falsch, sie alleine dafür verantwortlich zu machen – aber: gibt es noch Persönlichkeiten, die sie wirksam beeinflussen können?) vermeiden können, in Bonn auf dem Welt-Klima-Gipfel eine Nullnummer zu präsentieren. Diesen Punkt hätte man vor allen anderen in den zweieinhalb Wochen Sondierung fest zurren können – ein echter Pro-Klima-Kurs würde im Notfall immer auch von einer von der SPD mit-verantworteten Regierung mitgetragen werden. Und im Falle des Scheiterns der Sondierung/Koalitionsverhandlung könnte eine kommissarische Regierung das alles verantworten, was da nötig ist!

Gestern hat Angela Merkel in Bonn dem Ansehen der Bundesrepublik leider sehr geschadet!

Haben wir immer noch nicht alle begriffen, dass es bei der Klimapolitik zukünftig sich um eine Art „Notstandsgesetzgebung“ handeln wird?

Der neidisch ausgefeilschte Kompromiss, der im „Erfolgsfalle“ (der Koalitionsbildung) auf uns zu kommt, gruselt mich absehbar schon jetzt: jeder braucht irgendeine Trophäe, die er seiner Parteibasis anschließend zur Rechtfertigung und Genehmigung auf das Podium zerren kann. Es wird in der Folge dazu kommen, dass große Zukunftsfragen unseres Landes weitere vier Jahre ungelöst (ja nicht einmal wesentlich angegangen) bleiben. Viel Spaß dabei, den Murks anschließend dem „Wutbürger“ zu verkaufen!

Und morgen soll es soweit sein: Schaffen wir das? – oder nicht? Ich gebe auch heute noch keinen eigenen Tip ab – außer: eigentlich dürfte es ja nicht gehen…! Nichts ist „alternativlos“

„Der Wähler“: er hat sich wohl eher nix dabei gedacht. Laut Wahlanalysen (DAS lassen wir uns echt Geld kosten!!! Ich würde sowas den öffentlichen Medien ja verbieten! Sollen bitte die Parteien die Analyse ihres Ungemachs selbst bezahlen!) wird er von Gefühlen geleitet: er ist politikverdrossen, wütend, zurückgelassen, irgendwie solidarisch – oder auch nicht … Kein besonders hohes Lied für den vorangegangenen Wahlkampf.

Übrigens: ein erstauntes Lob der Medien – nach kurzem anfänglichen Aufblitzen, hat sie jetzt schon fast drei Wochen (!) keine dicken Spekulations-Säue über die Postenverteilung durch das Dorf getrieben! Auch: Martin Schulz wurde weitgehend in Ruhe gelassen: das brauch er wohl auch, um rauszufinden, wer er wirklich ist.

Bild des Tages:

Die folgende Darstellung habe ich mir erlaubt – unter Zitat-Nennung aus „klimafakten.de“ zu kopieren. Sie belegen den dramatischen Einfluss des menschengemachten CO2-Anstigs.

In Abbildung 3 sind die Daten für den Übergang von der letzten Eiszeit zur Warmzeit quasi in Nahaufnahme zu sehen: Die Erwärmung der Antarktis (rote Kurve) ging in der Tat dem Anstieg der CO2-Werte (gelbe Punkte) leicht voraus, doch die globale Erwärmung (blaue Kurve) folgte erst auf diese CO2-Zunahme. Mehr als 90 Prozent der weltweiten Erwärmung ereignete sich jedenfalls nachdem CO2-Anstieg (blaue Kurve).

Abbildung 3: Die aus einer Vielzahl von Proxy-Daten ermittelte globale Durchschnittstemperatur (blau), dargestellt als Abweichung vom Mittelwert des frühen Holozän (vor rund 11.500 bis 6.500 Jahren); ein aus Eisbohrkern-Daten rekonstruierter Temperaturverlauf in der Antarktis (rot); Konzentration von Kohlendioxid in der Atmosphäre (gelbe Punkte). An der horizontalen Achse sind prominente Zeitintervalle verzeichnet (LGM – Letztes Glaziales Maximum, OD – Älteste Dryaszeit, B-A – Bölling-Interstadial, YD – Jüngere Dryaszeit sowie Holozän); Quelle: Shakun et al. 2012

Die Behauptung, die Verzögerung beim CO2-Anstiegs während prähistorischer Klimawandel widerlege den Einfluss von CO2 auf die Erderwärmung, zeugt also von einem mangelnden Verständnis der Prozesse, die von Milanković-Zyklen angetrieben werden. Eine Analyse der Forschungsergebnisse zu den vergangenen Deglaziationsphasen ergibt jedenfalls:

  • Die Deglaziation wird nicht durch CO2, sondern durch Orbitalzyklen angestoßen.
  • CO2 verstärkt jedoch das Ausmaß der Erderwärmung, das nicht durch Orbitalzyklen allein erklärt werden kann und sorgt zudem für eine Verteilung der Erwärmung über den gesamten Globus.

Für den aktuellen Klimawandel lässt sich aus alldem Zweierlei lernen: Die gegenwärtige Erderwärmung vollzieht sich viel zu schnell und zu heftig, als dass sie mit orbitalen Faktoren erklärt werden könnte, zumal die gegenwärtigen Veränderungen der Erdbahnparameter zu einer sehr langsamen Abkühlung führen müssten. Momentan geht also etwas grundsätzlich anderes vor als in Deglaziationsphasen, bei denen der CO2-Anstieg tatsächlich erst durch die Erderwärmung angestoßen wurde. Was dann aber auf diese höhere Kohlendioxidkonzentration in der Atmosphäre folgte, lässt wertvolle Rückschlüsse darauf zu, wie das Klimasystem der Erde heute bzw. in den kommenden Jahrzehnten und Jahrhunderten auf die menschengemachten CO2-Emissionen reagieren dürfte.

John Cook/klimafakten.de, Juni 2010,
zuletzt aktualisiert: Juli 2014

Herbert Börger

Der Brandenburger Tor, Berlin, 16. November 2017