„Humor ist die Geschenkverpackung der Verzweiflung!“ (Der Brandenburger Tor)
Ist die Pandemie das Problem oder die Lösung?
Ich blätterte in meinen alten Aufzeichnungen während der Pandemie – hatte ich da schon mal die Lösung gefunden?
Unter dem 18.02.2020 fand ich immerhin DIES:
Ich bin mal wieder im Baumarkt unterwegs mit dem Ziel, dereinst wirklich jede noch so kleine und abgelegene Erdkrume im Garten (wenn nötig) zweimal am Tag zu befeuchten (ich tue dies schon im 4. Jahr!).
Die „Einkaufenden“ – die gleichzeitig Pandemie-Teilnehmer sind! – Umkurven sich zunächst elegant mit ihren obligatorischen Einkaufsgefährten in gebotenem Abstand. Unvermittelt stoße ich mitten im Markt auf eine schier unübersehbare Reihe von Menschen, die stoisch vor sich hin dösen: also nehmen wir einmal an, dass dies die Kassenschlange sei – auch wenn die Kassen noch nicht sichtbar ist … aber ich kenne die Richtung: die stimmt.
Immer wieder verlasse ich die Schlange, weil mir einfällt, welchen Adapter-Verteiler-Nippel mit 1/2-Zoll-3/4-Zoll-Übergang ich vergessen habe, um beim Zurückkehren festzustellen, dass ich von den Bewohnern der Schlange in die frei gehaltene Lücke wieder hineingewunken werde. Welche geheime Kraft hat es geschafft, dass plötzlich alle Menschen so aufeinander achten? Wird das von Dauer sein?
Hatte ich schon erwähnt, dass wir gerade in einer Pandemie leben?
Das ist irgendwie aufregend und neu! Das Virus – wenn man sich daran gewöhnt hat, ist es kein Problem mehr, dass es „sächlichen“ Geschlechts (also eigentlich KEINES Geschlechts) ist. Das ist sogar gut. Da das Wort so viel benutz wird, ist es praktisch, dass wir uns dabei nicht gleichzeitig mit seiner Genderisierung beschäftigen müssen.
Das Virus ist allgegenwärtig – aber unsichtbar. Deshalb beschäftigt es die Phantasie. Das ist aber für Viele problematisch – so ohne visuelle Komponente, quasi abstrakt – aber trotzdem sächlich. Darum haben Wissenschaftler es trotz seiner Kleinheit sichtbar gemacht – und siehe da: es sieht aus wie ein Käseigel mit lauter aufgespießten Bonbel-Kügelchen. Da wir es uns jetzt vorstellen können, hat es jetzt einen Kosenamen: wir sagen Corona zu ihm … äh – zu es? Wieso sagen wir „ihm“ zu „es“? Obwohl es SARS-CoV-2 heißt.
Habe ich schon erwähnt, dass dieses Corona-Virus sau-gefährlich ist?
Besonders für meine Frau und mich – so an die 75 und mit Vorerkrankungen, die alleine dieses Buch füllen würden. Weil es so gefährlich ist (und obwohl es so klein ist), wird das Bild vom Corona immer sehr-sehr groß dargestellt. In einer Talkshow ist das Bild vom CORONA hinten an der Wand meist größer als die „Talkenden“ (eine der schönsten Gender-Bezeichnungen, die ich kenne! Das wäre doch mal ein Name für eine Punk-Band: „Corona und die Talkenden“).
Das Virus spricht zu den Menschen durch sogenannte „Virologen“ („wir logen“? – na egal!).
Habe ich schon erwähnt, dass wir praktisch über nichts anderes mehr sprechen als über Corona? – und Trump natürlich …
Virologen sind extrem vertrauenswürdige Menschen (so eine Art Schamanen der Wissenschaft) die das, was das Virus vor sich hin quatscht, entschlüsseln und übersetzen – und zwar für unsere Regierenden. Die sagen uns dann alle 14 Tag, was wir tun müssen – bzw. eigentlich, was wir NICHT tun sollen – oder was wir nicht sollen müssten … sagen die Virologen, sagen zu uns die Regierenden.
Habe ich schon erwähnt, dass unsere Regierenden sehr klug sind?
Sie wollen uns nicht sagen, dass wir etwas tun – oder eigentlich lassen – müssen, sondern sie lassen uns das – notfalls sogar durch die Kanzlerin – von den Virologen ausrichten, was wir tun – oder lassen – sollen.
Wir Bürger sind enorm folgsam und tun nicht, was wir lassen sollen.
Es gibt auch ein paar Leute die heulen rum: sie wollen ihr „altes Leben“ wieder und behaupten, es gäbe noch etwas anderes als das Virus. Aber das haben die Virologen noch nicht geschafft, dem Virus das zu übersetzen, damit es sich daran hält.
Versuch einer realistischen Einschätzung unserer Lage.
Rückblickend sehe ich für Deutschland drei maßgebliche Aspekte verantwortlich für die heutige Krisenlage, in der wir – trotz Impfbeginns – immer noch keine klare Sicht auf den zu erwartenden Verlauf der kommenden 12 Monate haben:
Mangelnde (wenn nicht gar völlig fehlende!) Vorbereitung auf eine derartige Pandemie-Lage – trotz der vorliegenden Erkenntnisse; wissenschaftliche Erkenntnisse sind in Deutschland (und auch anderen Ländern) offensichtlich immer noch ein „nice-to-have“, das man am besten in der Schublade aufbewahrt … es könnte ja „die Bevölkerung beunruhigen“. Es scheint Regierende zu nichts zu verpflichten und Nicht-Handeln ist bei uns keine Delikt-Kategorie …
Ignoranz vieler politisch verantwortlicher (und damit in der Folge dramatisches Fehlverhalten der Bevölkerung aufgrund von Falschinformationen entgegen Warnungen einiger Virologen) zwischen Mai und August 2020. Schon im Mai stiegen mir die Haare zu Berge, wenn ich all die Beweihräucherungen hörte, „wie gut Deutschland bisher durch die Pandemie gekommen sei“. Dies war die maßgebliche Begünstigung einer massiven zweiten Welle – noch einmal verschärft durch die Ignoranz vieler Ministerpräsidenten im Oktober, während die Kanzlerin offensichtlich bereits ein klares Bild der Situation hatte! Die Ministerpräsidenten hatten offensichtlich einen ganz wesentlichen Umstand im Unterschied zum Frühjahr nicht begriffen:
Im Oktober standen wir im Grunde einer ganz anderen Pandemie-Situation gegenüber als im März, was die epidemologischen Modellierer zu diesem Zeitpunkt bereits wussten und warnten: im März 2020 gab es einzelne Infektions-Cluster, die durch größere, völlig infiziertenfreie Bereiche von einander getrennt waren. Im Oktober 2020 waren durch das falsche Management der Pandemie im Sommer die Infektionen in die Fläche eingesickert – zwar waren die Infektionszahlen immer noch RELATIV gering, aber die niedrigen Zahlen waren jetzt in der gesamten Fläche da und strebten (zunächst!) nach Ende der Ferien langsam dem Kipp-Punkt zu, an dem der exponentielle Anstieg scheinbar schlagartig einsetzt und schwer zu bremsen ist – vor allem nicht durch halbherzige Maßnahmen. Dazu kommt der Umstand, dass nun das Leben in Innenräumen statt draußen stattfindet!
Das bedeutet faktisch, dass wir es damals im Frühjahr und jetzt zum Winter hin mit zwei völlig verschiedenen Infektionsgeschehen dieser Pandemie zu tun haben – worauf die Bevölkerung absolut nicht ausreichend hingewiesen wurde.
Meine persönliche Einschätzung zu unserer Lage in der Covid-19 Pandemie war lange Zeit pessimistisch – deswegen habe ich mich solange zurück gehalten, bis wenigstens an einer der Fronten, an denen die Menschheit derzeit kämpft, ein Hoffnungsschimmer erscheint. Der ist jetzt da – auch wenn es ein kleines Licht am Ende eines sehr langen Tunnels ist: die Covid-19-Impfung, die gerade begonnen hat.
Warum muss die Euphorie gedämpft werden?
Aus einer Handvoll Impfstoff-Produktionsstätten (die es bisher gibt) müssen so schnell wie möglich 7 Milliarden Menschen geimpft werden. Ein zweiter Impfstoff ist in der Endphase der EU-Zulassung (Moderna) und hat in den USA bereits Notfall-Zulassung. Astra-Zeneca scheint zu folgen. Weit über 200 Impfstoffe sind daneben in Entwicklung – umfassende Informationen hierzu in diesem Link.
Warum rechtfertigt das Geschehen um die Impfung dennoch das Aufkeimen von Hoffnung?
Nur 10 Monate nach der Erkenntnis, dass SARS-CoV-2 eine Pandemie ausgelöst hat, stehen mehrere wirksame und (anscheinend) nebenwirkungsarme Impfstoffe zur Verfügung. Üblich waren bisher Entwicklungs-Zeiten von bis zu über 10 Jahren.Für einige Viren, die schon seit Jahrzehnten bekämpft werden, wurde nie ein erfolgreicher Impfstoff gefunden.
Zwei Faktoren haben wesentlich zu diesem glücklichen Umstand beigetragen:
Die SARS-Pandemie 2002/03 (durch Corina-Virus SARS-CoV-1) hatte bereits intensive Arbeiten in dieser Richtung ausgelöst. Wegen der anderen Übertragungs- und Befallsmechanismen, konnte die erste SARS-Epidemie schnell unterdrückt werden. Die Wissenschaft war also hochgradig alarmiert und konnte auf den seit über 15 jahren laufenden Forschungen aufbauen – während Politik und Gesundheitverwaltung in den meisten Ländern den Warnschuss weitgehend ungenutzt zu den Akten legte … Das wichtigste „Erfolgsrezept“ des „neuen“ Erregers SARS-CoV-2 scheint dabei der Umstand zu sein, dass es bereits während der Inkubationszeit (also VOR dem Auftreten der Symptome bei Infizierten) ansteckend ist (mit hoher Viruslast im Rachenbereich).
Mikro- und Molekularbiologie, Gentechnik und verwandte Bereiche der Medizin und Pharmakologie hatten in den letzten 20 Jahren gewaltige Fortschritte gemacht – weitgehend unbeachtet von großen Teilen der Gesellschaft. Die einzige gesellschaftliche Reaktion auf die neuen Fähigkeiten der Wissenschaft war eine massiv-negative: eine völlig undifferenzierte Mainstream-Blockade gegen „Gentechnik“. Diejenigen, die es hätten besser wissen müssen, versäumten es möglicherweise auf die Bedeutung der neuen Technologie in der Breite hinzuweisen. Auch gegen Krebs hat sich die mRNA-Technologie seit langem in Stellung gebracht – und wie man sieht ist die Bundesrepublick nicht hinten dran!
Zusätzlich kam darüberhinaus bei der Impfstoff-Entwicklung der letzten 10 Monate weltweit ein Umstand zum Tragen, der nach meinen Beobachtungen wenig öffentliche Beachtung gefunden hat: in einer massiv weltweit laufenden Pandemie kann wegen großer Infektionszahlen wesentlich schneller und sicherer auf Wirksamkeit geprüft werden als außerhalb einer Pandemie. Theoretisch brauchte man – für die Prüfung auf Wirksamkeit – auch wesentlich weniger als die üblichen 30.000 freiwilligen Impf-Probanden, da die statistisch relevanten positiven Fallzahlen einer solchen Studie auch mit geringeren Probandenzahlen erreicht werden können. Ich gehe davon aus, dass die sogenannten „Notfall-Zulassungen“ (die wir bisher in Europa nicht haben) weitgehend auf diesem Umstand beruhen – mit hoffentlich sorgfältigster Abwägung bezüglich der Nebenwirkungen.
Alle diese Zusammenhänge müssen unbedingt besser kommuniziert werden, sonst müssen wir uns nicht wundern, dass bestimmte Kreise gerade den Umstand, dass die Impfstoffe so schnell gefunden wurden als Beleg für den Verdacht einer – wie auch immer organisierten – Verschwörung und der Behauptung genutzt wird: das sei der Beweis dafür, dass es das Virus gar nicht gibt und nur behauptet wird um uns … ja, und das lesen Sie bitte bei den üblichen Verschwörungsportalen nach.
Die Welt steht aber dennoch hier noch ganz am Anfang: Vor 3 Wochen war Impfstart (Biontec/Pfizer) in Großbritannien, vor 2 Wochen in USA – jeweils mit Notfall-Schnellzulassung – vor 1 Woche erfolgte die reguläre EU-Zulassung und gestern war Impfbeginn in Deutschland (einen Tag früher im Landkreis Harz – das war eine Meldung wert …). Es handelt sich überall um die Erstimpfung – meistens muss ca. 6 Wochen danach eine Zweitimpfung erfolgen, um die volle Wirksamkeit zu erzielen.
Nicht ganz zu vergessen: sowohl Russland als auch China impfen bereits seit einiger (?) Zeit mit nationalen Impfstoffen, bei denen bei Impfbeginn noch nicht einmal die Phase3-Prüfung abgeschlossen war. (Russland meldete den 5.12.20)
Die Logistik für diesen (weltweiten) Impfprozess ist extrem aufwändig und teuer! Betrachtet man die Kosten aber in Relation zu den immensen Kosten, die „lock-downs“ in Wirtschaft und öffentlichen Haushalten der Länder verursachen, sind sie gewissermassen marginal.
Tatsächlich ist es innerhalb der EU gelungen, mögliche (befürchtete!) Impf-Nationalismen weitgehend zu unterdrücken. Ich muss bekennen, dass ich das „innerlich gefeiert“ habe – denn ich halte das für ein Signal der VERNUNFT (und Solidarität): in einer Pandemie kann man das Virus nicht innerhalb eines Landes alleine besiegen (Viren kennen keine Grenzen). Herdenimmunität ist in einer globalisierten Wirtschafts-Welt nicht lokal zu haben!
Blicken wir der Wahrheit ins Auge!
Unsere Ausgangslage ist prekär:
Bild 1: RKI-Daten für Deutschland am 28.12.2020
Das Impfen der betagtesten Alters-Kohorte – gleichzeitig mit Pflege-Personal ist logisch, um die höchste Rate der Todesfälle als erste zu reduzieren – dabei ist zu beachten, dass inzwischen auch unter 80jährige relevante Todesfallzahlen zu beklagen haben (s. Bild 1).
Insbesondere wird diese Impfreihenfolge zunächst kaum die Infektions-Fallzahlen reduzieren. Das muss weiterhin durch Kontaktbeschränkungen erreicht werden. Vermutlich auch noch mindestens bis Juni 2021 …
Die Wirkung des derzeit verhängten Lock-Down in Deutschland muss abgewartet werden.
Nun wurde der Text doch etwas unhandlich. Mit dem 51. Tag (ganz unten!) beginnt hier die Fortsetzung.
Einhundertster Tag: Freitag, 19. Juni 2020
Am 13. März habe ich dieses Tagebuch begonnen und gelobt es während dieser Krise „notfalls 100 Tage lang“ zu führen. Diese Zeit ist heute abgelaufen.
Nun endet es in einem Moment, in dem plötzlich große Ausbrüche in Berlin (Neu-Köln), Sachsen-Anhalt (Magdeburg) und NRW (Rheda-Wiedenbrück) die Zuversicht auf ein sicheres Beherrschen der Infektionslage erschüttern.
Diese Ausbrüche scheinen zum Teil auf Systemfehler in einigen (?) Bereichen unserer Wirtschaft – genauer gesagt im Umgang mit Arbeitskräften – zu liegen. Es gab auch vorher schon nennenswerte Ausbruchsereignisse in der fleischverarbeitenden Industrie, aber die wurden offensichtlich als lokale Ereignisse ganz gut von den Gesundheitsbehörden beherrscht.
Ich hätte die Tastatur am 100. Tagebuchtag lieber mit einem zuversichtlicheren Ausblick zur Seite geschoben.
Anstatt dies täglich täglich als Chronist zu tun, werde ich zukünftig bei gegebenen Anlässen einen eigenen Beitrag unter dem Titel
„Whats New Covid-19 ? …?“
veröffentlichen. Das wird dann sicher mehr „Meinung“ als „Chronik“ sein.
In Deutschland sind vom RKI per heute 189.822 Infektionen gemeldet, 687 mehr als gestern, insgesamt 8.882 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 174.900 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).
Anhaltend steigende Zahlen in das Wochenende hinein gab es bisher nicht – das hat gerade etwas von exponentiellem Verlauf – und tatsächlich ist die Reproduktionszahl in Berlin anhaltend über dem Wert Eins … Die Entwicklung in Rheda-Wiedenbrück ist so frisch, dass man noch gar nicht abschätzen kann, was da auf uns zu kommt.
Neunundneunzigster Tag: Freitag, 19. Juni 2020
Jetzt sieht man die Zunahme der Infektionen auch in der Kurve für den Bund. In der Landekurve der Neuinfizierten sieht man bei Berlin (!), Sachsen-Anhalt und NRW die Ausbrüche jetzt sehr drastisch.
In Deutschland sind vom RKI per heute 189.135 Infektionen gemeldet, 601 mehr als gestern, insgesamt 8.883 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 174.700 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).
Achtundneunzigster Tag: Donnerstag, 18. Juni 2020
Der Infektionsverlauf weltweit – besonders auch in USA und Brasilien – ist beängstigend: wer bis jetzt noch geglaubt hat, dass das Virus so sang- und klanglos verschwindet, muss sehen, dass das Virus dauerhaft in der Welt ist. Wir müssen endlich ALLE unser Leben so einrichten, das wir dieser Tatsache Rechnung tragen – es ist kein Platz für: „och – jetzt habe ich keinen Bock mehr darauf!“
In Deutschland sind vom RKI per heute 188.534 Infektionen gemeldet, 580 mehr als gestern, insgesamt 8.872 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 174.400 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).
Die neueren Ausbruchs-Fälle in Berlin und Magdeburg und nun dazu der große Ausbruch in Rheda-Wiedenbrück beim Fleischverarbeiter Tönnies wirken sich jetzt auch bundesweit in den Zahlen der Neuinfektionen deutlich aus – in Berlin manifestiert sich die Zunahme deutlicher und es musste in Spandau wieder ein Gymnasium geschlossen werden. (Übrigens: mit der Schließung der Tönnies-Werke werden auf einen Schlag 20% der Fleischwaren im deutschen Markt fehlen!)
Und so sieht der Tönnies-Ausbruch in RKI-Zahlen für NRW aus:
Siebenundneunzigster Tag: Mittwoch, 17. Juni 2020
In Deutschland sind vom RKI per heute 187.764 Infektionen gemeldet, 770 mehr als gestern, insgesamt 8.856 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 174.400 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).
Sechsundneunzigster Tag: Dienstag, 16. Juni 2020
Heute habe ich die „Corona-warn-App“ der Bundesregierung auf mein Mobiltelefon herunter geladen.
Christine Dankbar (Berliner Zeitung) erwähnte im Zusammenhang mit dem, was gerade in der Pandemie-Öffentlichkeit geschieht, den Jellinek’schen Spruch von der „normativen Kraft des Faktischen„. Dafür bin ich ihr dankbar: denn das ist die perfekte Beschreibung für das, was bei uns in der Pandemie gerade geschieht: das selbstverständliche Einsickern der Unvorsichtigkeit in die Verhaltensmuster. Es setzt sich wohl gerade das Bewusstsein durch: das Virus wird wohl nicht gleich hingucken, wenn ich mal am falschen Ort zur falschen Zeit bin … Leute: das Virus kennt weder Feind noch Freund!
Ein anderes Bild passt vielleicht auch gut: diese Gesellschaft schiebt seine Füße immer weiter auf das sehr dünne Eis hinaus – ohne zu wissen, wie dicht sie am Bruch des Eises steht… und es drängen immer mehr von hinten nach!
Nun ja: jetzt gibt es ja eine App … hoffen wir, dass wenigstens die funktioniert – und die Betroffenen auch WIKLICH eingeben, wenn sie ein positives Testergebnis haben.
Beunruhigend: im Zusammenhang mit dem neuen Ausbruch in Peking tauchte der Verdacht auf, dass es sich um eine Mutation handeln könnte – eventuell sogar eine, die schon länger kursiert.
In Ungarn hat das Parlament die (seinerzeit unbegrenzt erteilten!) Sonderrecht für Orban wieder aufgehoben.
Bei Markus Lanz habe ich ein Video gesehen, wie (in Brasilien) Bolsonaro sich auf einem Pferd reitend inszeniert (er macht das angeblich jeden Morgen vor seinem Regierungssitz) und die höchsten Gerichte des Landes beschimpft – und anschließend ein Bad in der Menge nimmt – ungeschützt mit ungeschützten Menschen.
In Deutschland sind vom RKI per heute 187.184 Infektionen gemeldet, 345 mehr als gestern, insgesamt 8.830 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 173.600 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).
Fünfundneunzigster Tag: Montag, 15. Juni 2020
Die „Corona-APP“ wurde mit hoher Chef-Präsenz offiziell vorgestellt: Fünf Ministerinnen und Minister, RKI-Chef und die Chefs von Telekom und SAP! Sie soll ab Dienstag, 16.6.20 zum Herunterladen verfügbar sein.
Leider hatte die Forschungsgruppe Wahlen schon am letzten Freitag ermittelt, dass nur gut 40% der Bürger noch bereit seien, sie zu nutzen. Aus der Nummer mit mindetens 60% Nutzern für eine Nützlichkeit kommen die Politiker jetzt kaum wieder glaubwürdig raus. Auch nicht mit Allgemeinplätzen. Wie wäre es mit einer massiven Gemeinsinn-Werbekampagne dafür, um diese Nutzungsrate doch zu erreichen? Zeit, diese Vorzubereiten gab es ja in Hülle und Fülle. Stattdessen wurde bisher mit der vagen Möglichkeit zu „Datenspenden“ für die Forschung argumentiert …
Ich glaube, dass der „Druck“, den eine solche App trotz der formellen „Freiwilligkeit“ entwickeln könnte, da sie nun einmal in der Welt ist, von den verantwortlichen Politikern – fahrlässig naiv – unterschätzt wurde. Das bisher praktizierte ausschließliche Starren auf den Datenschutz ist mir unerklärlich.Man ist als Staat verpflichtet, auch solche Aspekte voraus zu bedenken und (öffenlich!) zu dikutieren, die sich aus anderen rechtlichen Zusammenhängen ergeben! Hebel könnten in der Privatwirtschaft entstehen, die durchaus auch rechtliche Brisanz haben könnten. Was ist, wenn ein App-Nutzer seinen Arbeitgeber nicht informiert – vielleicht auch den Scan, den er vom Arzt bekommen hat, um die App mit dem Infektionsereignis zu „füttern“, gar nicht scannt, um Unannehmlichkeiten zu vermeiden? Und in der Folge wird ein Betrieb geschlossen, weil sich der Ausbruch wegen der fehlenden Warnung ohne frühzeitige Maßnahmen ausbreitet? Ergeben sich in einer Pandemie – trotz der formellen Freiwilligkeit der App-Nutzung – aus anderen rechtlichen Aspekten heraus nicht Pflichten des Arbeitgebers, seinen Betrieb zu schützen?
Es gibt plötzlich lokale Ausbrüche (ganze Wohnblocks) bei denen Rumänische Communities eine Rolle zu spielen scheinen – in Berlin und in Magdeburg bisher. Es wurde wohnblockweise Quarantäne verhängt und scharfe Kontrollen angekündigt.
Erste Ferienflieger sind heute wieder auf Mallorca gelandet.
Mein Eindruck: jetzt haben wir – vielleicht und endlich – eben EINE weitere Möglichkeit, bei zukünftigen Pandemiewellen einen Shut-Down zu vermeiden.
Der Bund hat sich mit 300 Mio EUR an dem Impfmittel-Entwickler Curevac in Tübingen beteiligt .
In Deutschland sind vom RKI per heute 186.839 Infektionen gemeldet, 378 mehr als gestern, insgesamt 8.800 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 173.100 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).
Das Pfingst-Wochenende mit der innerdeutschen Reisetätigkeit ist jetzt 2 Wochen her – die Zahlen im Bund sind weiterhin niedrig und unauffällig – auch in Mecklenburg-Vorpommern. Allerdings scheint in Berlin (und in Sachsen-Anhalt) in der letzten Woche eine kleine „zweite Welle“ (?) stattzufinden – der R-Faktor stieg auch tatsächlich wieder fast auf 1,5:
Sind das die Ereignisse aus den Wohnblocks einer Rumänen-Community in Berlin und Magdeburg? Dort ging es immerhin um hunderter Größenordnungen Infizierter!
Vierundneunzigster Tag: Sonntag, 14. Juni 2020
Die Grenzen zu Europa werden ab morgen wieder geöffnet – Reisewarnungen und Kontrollen fallen wieder weg. Macron hat ein neues Nach-Corona-Konzept für Frankreich verkündet. Die Französische Wirtschaft ist besonder stark betroffen.
In Deutschland sind vom RKI per heute 186.461 Infektionen gemeldet, 192 mehr als gestern, insgesamt 8.791 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 172.600 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).
Dreiundneunzigster Tag: Samstag, 13. Juni 2020
In den vergangenen Tagen ist mir etwas bewusst geworden: seit Beginn unseres Isolations-Verhaltens – nun ja auf den Tag genau 3 Monate! – sind die üblichen Irritationen im Wohlbefinden völlig ausgeblieben. Das waren: mal Kratzen im Hals, ein Schnupfen-Anflug, Druck auf den Bronchien (über Jahrzehnte meine Schwachstelle!), tränende Augen, Ziehen in den Gliedern, leichtes Rumoren im Darm. Alles üblicherweise gerade für das Frühjahr symptomatisch … In diesem Jahr: nichts davon! Meine Frau bestätigt das für sich auch.
Scheint so zu sein: Isolation wirkt! … gegen alle Keime!
In Deutschland sind vom RKI per heute 186.269 Infektionen gemeldet, 247 mehr als gestern, insgesamt 8.787 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 172.200 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).
In den letzten Tagen hat die Zahl der infizierten in Berlin gegen den Bundestrend wieder wieder zugenommen! Ich habe deswegen meinen persönlichen „Neustart“ im ÖPNVnoch etwas hinausgeschoben.
Zweiundneunzigster Tag: Freitag, 12. Juni 2020
Heute sind die ersten Teile des Corona-Konjunkturpaketes im Bundestag beschlossen worden. Es ist jener Teil der Maßnahmen, der den privaten Konsum ankurbeln und Unternehmen vor Insolvenz schützen soll. Dafür gibt es in recht hohem Umfang Lob. Allerdings gibt es auch Zweifel, die ich auch zum Teil hege: kommt die „Ankurbelung“ des privaten Konsums nicht etwas zu früh? Bereitschaft für Konsum hängt nicht nur von verfügbarem Bargeld ab, sondern auch von einem Empfinden der Sicherheit in der nahen Zukunft – und das ist eher nicht gegeben. So könnten DIESE Mittel für diesem Zweck JETZT vielleicht verpuffen. Man wird sehen.
In Deutschland sind vom RKI per heute 186.022 Infektionen gemeldet, 348 mehr als gestern, insgesamt 8.781 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 171.900 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).
Während im Bund die Zahlen konstant (im Mittel) niedrig bleiben, sind die Infektions-Zahlen in Berlin für diese zurückliegende Woche deutlich angestiegen – allerdings steht keine der Berliner „Ampel-Positionen“ auf Rot!
Einundneunzigster Tag: Donnerstag, 11. Juni 2020
Dass nach über drei Monaten eine ziemlich nörgelige Pandemie-Müdigkeitsstimmung in der Öffentlichkeit entsteht, ist ja durchaus verständlich… Für eine aufgeklärte Bevölkerung ist der „Gemütszustand“ allerdings eher unangemessen (mein ich…). Angemessen ist allerdings, wenn Bürger angesichts einer (wirtschaftlich-sozialen) Existenzbedrohung nach Hilfe rufen oder Lösungen fordern – für Probleme, die sie nicht selbst zu verantworten haben.
Wer die Lösung ALLER Probleme einer sich radikal verändernden Welt vom STAAT erwartet, war – wie ein Blick in die Gechichte lehrt – schon immer auf der falschen Veranstaltung! Wir selbst sind es ja, die den Staat legitimieren.
Wie wäre es, wenn wir Bürger (ohne politisch oder verwalterische Handlungsoption weil gerade keine Wahl ist) anstatt zu versuchen, jetzt der bessere VIROLOGE zu werden, Handlungs- und Lebens-Optionen für unser eigenes Leben zu entwickeln?
Die Begriffe „Freiheit“ und „Menschenwürde“ sollten wir dabei in den Mittelpunkt der Betrachtungen stellen – und gegebenenfalls unsere Haltung dazu in einer uns nun anders gegenüberstehenden „Welt“ neu definieren. Die Implosion der Welt im Zuge des exaltierten Individualismus ist endgültig an einem Endpunkt angekommen!
In Deutschland sind vom RKI per heute 185.674 Infektionen gemeldet, 258 mehr als gestern, insgesamt 8.763 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 171.600 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).
Neunzigster Tag: Mittwoch, 10. Juni 2020
Thüringen lockert ab 13.06.20 einige Kontaktbeschränkungen – legt aber doch einen nach wie vorBEGRENZTEN Kreis für „physisch-soziale“ Kontakte fest.
Auch jetzt wird medial wieder der Schritt der Landesregierung (bzw. Bodo Ramelows) sofort als „Vorpreschen“ gegenüber den anderen Bundesländern dargestellt. Ich habe mir die neue Verordnung auf der Website der Landesregierung vom 09.06. angesehen: ich finde dort praktisch keine nennenswerten Neuregelungen, die gegenüber dem sonst derzeit gültigen politischen Konsens in der BRD hervorstechen würden. Den oft verwendeten Begriff „drastische Lockerungen“ sehe ich hier nicht gerechtfertigt. Als erstes Land wird es allerdings wohl Veranstaltungen mit bis zu 1.000 Personen erlauben.
Ich glaube mitlerweile, dass es sich um eine (legitime) Masche handelt, etwas ganz normales aufregend zu verpacken – um damit eine Pufferzone zwischen sich und die große rechtsradikale Meinungsminderheit (der Corona-Leugner) zu schaffen.
Scheint gut geklappt zu haben, Herr Ramelow!
In Deutschland sind vom RKI per heute 185.416 Infektionen gemeldet, 555 mehr als gestern, insgesamt 8.755 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 171.200 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).
Neunundachtzigster Tag: Dienstag, 09. Juni 2020
Die Beschulung der Kinder „in Corona-Zeiten“ ist nun das große Thema.
Selbstverständlich ist es ein dringliches und extrem wichtiges Thema, dass 15 – 25% der Kinder, nämlich diejenigen, die in eher schwierigen und sehr bildungsfernen Verhältnissen leben, fast ganz aus dem Fokus gerutscht sind und auch von On-Line-Beschulung teilweise nicht erfasst werden. Bei vielen funktioniert das „Home-Schooling“ zu schlecht oder gar nicht. Auch sind die Eltern teilweise sehr hoch belastet. Alles richtig. Aber: nach drei Monaten deswegen gleich von einer „verlorenen Generation“ zu sprechen?
Wie immer beherrschen absolut sachfremde Argumente (Grundtenor: jetzt reicht’s!) die Szene. Zum Beispiel: „Wir können doch nicht Bundesliga spielen lassen – aber die Kinder nicht unterrichten!“ Als besonders dringlich gilt die völlige Öffnung der Grundschulen.
Da es zum Thema Kinder und Schule immer noch keine gesicherten Forschungsergebnisse gibt, gibt es auch kein allgemeinverbindliches Konzept. Selbst wenn die Kinder in ihren Klassenverbänden quasi in Gruppen-Quarantäne (mit einer ständigen Lehrkraft – und auch in der Pause – jedenfalls in der Grundschule) sind – herrschen außerhalb des Schulbereiches andere Regeln, die aber quasi durch die Klassengruppen ohne Abstand unterlaufen werden.
Einige Bundesländer wollen das noch vor den Sommerferien 14 Tage lang testen – andere wollen damit direkt nach den Ferien beginnen, um mehr Vorbereitungszeit zu haben. In Dänemark soll es bereits positive Erfahrungen geben (seit Mitte April).
Meines Erachtens wäre es besser zu warten, bis sich eine funktionierende Corona-App ausreichend eingespielt hat. Die GEW ist auch dagegen – und Herr Lauterbach natürlich sowieso.
Man verfährt nach der Regel: Da wird sich schon eine Stellungnahme von „Fachleuten“ organisieren lassen, die wir dann Gutachten nennen!
In Schweden beurteilen die Verantwortlichen nun rückblickend ihren „Sonderweg“ eher negativ: sie würden es beim nächsten Mal anders machen.
In Deutschland sind vom RKI per heute 184.861 Infektionen gemeldet, 318 mehr als gestern, insgesamt 8.729 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 170.700 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).
Achtundachtzigster Tag: Montag, 08. Juni 2020
Die Verfügbarkeit der Corona-App ab Mitte Juni wurde vom Gesundheitsministerieum angekündigt.
Die in den USA ausgelöste Rassismus-Debatte (heute wird das Opfer Gearge Floyd in Houston beigesetzt – und diesmal wird anscheinend das Polizei-System der USA zum ersten mal nach einem solchen Fall ernsthaft in Frage gestellt!) hätte mit den damit einher gehenden riesigen öffentlichen Solidaritätskundgebungen (Berlin 15.000 Menschen, München 25.000) nicht zu einem ungünstigeren Zeitpunkt kommen können: so wirkt sie wie ein unfreiwilliger Test, wie weit es uns bisher gelungen ist, das Virus zurück zu drängen.
Hätte die Polizei wirklich eine Chance gehabt, die Kundgebung auf dem Alexanderplatz so einzugrenzen, dass die Abstandsregeln eingehalten worden wären? Ich denke, bei einem solchen regulierenden und begrenzenden Eingreifen am Ort der Kundgebung wäre es im Zulaufbereich zu völlig unkontrollierbarem Massenandrang rund um den Platz oder aus den S- und U-Bahn-Anlagen gekommen. Das wäre in der Wirkung potentiell schlimmer oder sogar gefährlich sein können.
In Deutschland sind vom RKI per heute 184.543 Infektionen gemeldet, 350 mehr als gestern, insgesamt 8.711 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 170.200 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).
Siebenundachtzigster Tag: Sonntag, 07. Juni 2020
In Göttingen und Spandau gab es Infektionen auch bei Kindern – dort wurden betroffene Schulen wieder geschlossen.
In Deutschland sind vom RKI per heute 184.193 Infektionen gemeldet, 214 mehr als gestern, insgesamt 8.674 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 169.600 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).
Sechsundachtzigster Tag: Samstag, 06. Juni 2020
Heute waren wir zum Kauf eines Geburtstagsgeschenks am Alexanderplatz, auf dem eine Demo für „Black Lives Matter“ angemeldet war. Wir kamen da in der frühen „Zulaufphase“ hin und sahen bereits eine riesige Menge vorwiegend schwarz gekleideter jüngerer und mittelalter Demonstranten – aber weniger „Kinder“, wie bei Klima … Die Menschen standen/saßen in Mini-Grüppchen mit Abstand zueinander, entspannt und friedlich. Wenn die Demonstranten Schilder dabei hatten, dann waren es simple hastig auf Amozon-Kartonstärke handgeschriebene einfache Botschaften – die sie am Ende fast alle auch wieder mitnahmen. Drum herum die Polizei – ebenso entspannt und locker. In den Gesichtern der Polizisten, die an einem Absperrgitter lehnten und den Bilick über die anschwellende Menge schweifen ließen, meinte ich sogar einen gewissen Stolz erkennen zu können, dass zwischen ihnen und diesen Demonstranten keinerlei Spannungsfeld herrschte – eher schon fast ein Kumpel-Verhältnis: ihr haltet Abstand und wir halten uns zurück … Allet Jut!
Ich machte mich aus dem Staub (Risikogruppe) und erfuhr hinterher, dass die Menge auf unfassbare 15.000 Menschen auf dem ALEX angewachsen war – und völlig friedlich geblieben war (naja – bis auf ein paar Einzelfälle – ein paar Idioten würden sich wohl selbst beim Kirchentag mit Ordnungshütern anlegen: wozu hätte man sich denn sonst die Mühe gemacht?).
Ich war nicht sicher, ob es so sinnvoll ist, in der Pandemie-Situation sowas zu veranstalten. Ob das als Aktion im Internet nicht viel wirkungsvoller wäre? Wie oft in solchen Fällen habe ich meine Söhne gefragt. Alle, die sich dazu geäußert haben meinten: „Es geht nur so – rauszugehen und das auf der Straße zu machen. Online wirkt es nicht.“ O.k. – überraschte mich jetzt als Meinung – aber freut mich gleichzeitig: dem wirklichen Leben wird auch von der jüngeren Generation noch sehr viel zugetraut.
In Deutschland sind vom RKI per heute 183.979 Infektionen gemeldet, 301 mehr als gestern, insgesamt 8.668 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 169.100 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).
Fünfundachtzigster Tag: Freitag, 05. Juni 2020
Der schwierigste Schritt steht dem Land jetzt mit der Rückkehr zu normalem Schulbetrieb bevor! Ländersache – jedes Land verkündet eine andere Taktik – von einer groß angelegten Strategie kann nicht die Rede sein. Von Frau Karliczek hört man – wie immer – nix!
Hier sollte man es mit einem KRAFTAKT versuchen anstatt vor sich hinzu bosseln – sonst haben wir am Ende einen im Verhältnis gesehen massiveren Bildungs-Schaden durch die Pandemie als Übersterblichkeit in der Statistik. Aber: Deutschland und ganz Europa sind hier in einer „Verteidigungsposition“: Glück und Wohlstand der Menschen hierzulande werden in Zukunft überproportional von der Bildung abhängen!!!
In Deutschland sind vom RKI per heute 183.678 Infektionen gemeldet, 407 mehr als gestern, insgesamt 8.646 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 168.900 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).
Ein Widerspruch ist mir aufgefallen: aus der Bilanz der oben stehenden RKI-Zahlen resultieren 7.132 aktuell erfasste Infizierte. (Infiizierte – Genesene – Tdesfälle mit Corona)
In Berlin hat sich die Reproduktionszahl wieder normalisiert, nachdem sie auf 1,95 hoch geschnellt war.
Vierundachtzigster Tag: Donnerstag, 04. Juni 2020
Die Reaktionen auf das „Wumms“-Konjunkturprogramm der Bundesregierung sind weit überwiegend positiv.
In Deutschland sind vom RKI per heute 183.271 Infektionen gemeldet, 507 mehr als gestern, insgesamt 8.613 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 168.500 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).
Dreiundachtzigster Tag: Mittwoch, 03. Juni 2020
Einigung über das Bundesrepublikanische Konjunkturpaket:
Über 50% höher als erwartet: 130 Mrd EUR! Und tatsächlich KEINE Neuwagenprämie! Dabei sind 25 Mrd noch einmal für branchenbezogene Überbrückungshilfen reserviert – dazu gibt es bisher keine Details. Finanzminister Scholz pflegt wieder seine einfache Bazooka-Sprache: „Mit Wumms aus der Krise!“ sei das Motto.
Die Schwerpunkte sind: Konsum und Familien (Mehrwertsteuersenkung für 6 Monate und 300 € einmalig für jedes Kind, Deckelung der EEG-Umlage), Kommunen (Ersatz von 50% Gewerbesteuerausfall und Projektförderung), ÖPNV und Wirtschaft/Gewerbe/Selbständige incl. Kunst/Kultur. Die schon existierende Kaufprämie für E-Autos (incl. E-Nutzfahrzeuge) wird deutlich erhöht. Details über die Kulturförderung waren noch nicht zu hören.
„Sozialgarantie“: die Sozialversicherungsbeiträge werden mittels Zuschüssen aus dem Bunbdeshaushalt auf 40% gedeckelt (bis einschl. 2021).
Für Zukunftsinvestitionen sind 50 Mrd. EUR vorgesehen.
Gesetzgeberisch muss nun alles vor der Sommerpause sehr schnell gehen, da z.B. die MwSt. schon ab 1.7.20 abgesenkt werden soll (wirksam bis 31.12.).
In Deutschland sind vom RKI per heute 182.764 Infektionen gemeldet, 394 mehr als gestern, insgesamt 8.581 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 167.300 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).
Der Reproduktionsfaktor soll in Berlin heute auf 1,95 hochgeschnellt sein!
Zweiundachtzigster Tag: Dienstag, 02. Juni 2020
Seit heute – und wahrscheinlich noch morgen – sitzt der Koalitionsausschuß der Bundesregierung über dem Thema „Konjunkturpaket“, also weiterer wirtschaftlicher Hilfen in der Pandemie.
Wieder wird es medial so kommuniziert, dass angeblich eine feste Summe auf den Tisch kommt (80 Mrd. EUR – welcher Tisch hält das aus?) … und nun streiten sich alle darum, welche Interessengruppen damit „bedacht“ werden! Kann das wirklich sein? Wäre es nicht notwendig, erst festzustellen, welche Hilfen wo existenziell gebraucht werden – und dann zu sagen, was DAS insgesamt kostet – und ob man sich das leisten kann/will. Ich bin irritiert: danach sollte mal jemand die Bundeskanzlerin und den Finanzminster ganz ernsthaft fragen!
Das ist aber in jedem Falle die Stunde der Lobbyisten (und die BRD hat immernoch kein ernsthaftes Lobby-Register!!!) – als besonders spannend gilt, ob es eine Abwrackprämie für alle Autotypen gibt. Wird sich Söder durchsetzen – aber wenn sogar Herr Linnemann das für nicht sinnvoll hält?
In Berlin gab es ein Riesen-Event der Clubkultur mit ca. 1.000 Teilnehmer (400 Boote) auf dem Wasser (Rummelsburger Bucht und Landwehrkanal) unter Verstoß gegen absolut JEDE Anti-Corona-Regel. Immerhin nicht von deren Interessenvertretung organisiert – die war echt entsetzt und forderte die Teilnehmer zu freiwilliger Quarantäne auf.
Die Rassen-Unruhen in den USA sind das erste Thema seit Beginn der Pandemie, das diese für mehr als einen Tag aus den Schlagzeilen und Talkshows zu verdrängen vermag! Nun hat Herr Trump zwei Riesen-Probleme auf einmal – und kein Ende in Sicht. Die beiden Probleme haben allerdings auch eine innere Verbindung: die Tötung des Afro-Amerikaners durch einen Polizisten war nur der Auslöser: sicher spielt auch eine Rolle, dass dreimal mehr Farbige in USA an der Pandemie sterben und überproportional arbeitslos werden – ein Zeichen für eine starke soziale Spaltung in diesem Land.
In Deutschland sind vom RKI per heute 182.370 Infektionen gemeldet, 342 mehr als gestern, insgesamt 8.551 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 167.300 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).
Einundachtzigster Tag: Montag, 01. Juni 2020 (Pfingsten)
Die Reproduktionszahl ist kontinuierlich angestiegen: der bundesweite Tageswert ist heute bei 1,2 – der über 7 Tage gemittelte Wert steigt ebenfalls auf derzeit kritische 0,95. Das ist wirklich ernst zu nehmen.
Wer übernimmt es (bzw. traut es sich zu…), den Menschen klar zu machen, dass die niedrigen Infiziertenzahlen per se noch keine Entwarnung im GRUNDVERHALTEN rechtfertigen. Die Bundeskanzlerin hätte immer noch die nötige Autorität dafür!
Die Berichte aus den ersten Reisetagen in dieser Pandemie legen nahe, dass vielerorts „die Dämme brechen“, d.h. dass die Mindestabstände nicht mehr eingehalten werden. Das Bild, das ich im TV von der Ostseeküste sah (Timmendorfer Strand) sieht nicht wesentlich anders aus, als zu vor-Pandemie-Zeiten…
Derzeit sind die Infektions-Hot-Spots noch klar zu identifizieren: Alten- und Pflegeheime, Massenunterkünfte in der Fleischindustrie, Gottesdienste, Chorproben, eine Restaurant-Eröffnungs-Vorprobe … und dämlicherweise große Familienfeiern, die eindeutig gegen Regelungen verstoßen!
Die schon angekündigten Gesetze zu ALG I-Verlängerung und Kurzarbeitergelderhöhung wurden vor Pfingsten beschlossen. Die Lufthansa hat sich mit der EU über ein Rettungspaket durch den Bund geeinigt.
Der sogenannte „Marschallplan für Europa“ steht jetzt im Mittelpunkt des politischen Diskurses (750 Mrd. EUR – davon 500 Mrd als Zuschüsse – Projektbezogen!). Wird es der Start in eine EU-Fiskalunion werden – durch die Hintertür der Pandemie?
In Deutschland sind vom RKI per heute 182.028 Infektionen gemeldet, 213 mehr als gestern, insgesamt 8.522 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 166.400 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).
Achtzigster Tag: Sonntag, 31. Mai 2020 (Pfingsten)
In Deutschland sind vom RKI per heute 181.815 Infektionen gemeldet, 333 mehr als gestern, insgesamt 8.511 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 165.900 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).
Neunundsiebzigster Tag: Samstag, 30. Mai 2020
Massen-Infektionsausbruch als Folge einer Familienfeier in einer Großfamilie mit 160 Teilnehmern (in Göttingen): dieses Ereignis dokumentiert eindrucksvoll die bestehenden Vorschriften zur Begrenzung der Personenzahlen speziell bei „Feiern“ (Hochzeiten, Beerdigungen)!
Die in jüngster Zeit seitens der Virologen/Epidemiologen nach vorne gebrachte „Aerosol“-Erklärung bestätigt sich immer mehr. Die größten Gefahren sind Alkohol-Singen-Tanz – vor allem wenn alles drei zusammen kommt und hoch emotional ist.
Was sagt Ihnen dieser Fall zum Thema Eigenverantwortung, Herr Ramelow?
In Deutschland sind vom RKI per heute 181.482 Infektionen gemeldet, 286 mehr als gestern, insgesamt 8.500 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 165.200 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).
Achtundsiebzigster Tag: Freitag, 29. Mai 2020
Gestern war wieder der erste große Ferienstau auf Deutschlands Fernstraßen (Pfingstwochenende) seit Ausbruch der Pandemie. Man zittert jetzt, was die erste große Reisewelle unter diesen Bedingungen für Ergebnisse haben wird. Und man wartet gespannt auf die Buchungs- und Belegungszahlen der Hotels…
Sind die Abwesenheit von Großveranstaltungen plus strikte Hygienemaßnahmen – auch bei relativ uneingeschränkter Bewegungsfreiheit – letztlich das entscheidende Szenarium unter diesem Virus?
Es bleibt aus den letzten Tagen nachzutragen: das Kontaktverbot wurde bis zum 29.06. verlängert, wobei die Bedingungen dazu ja mehrfach geändert/gelockert wurden. Auch Thüringen hat dem zugestimmt. Die Reisewarnungen für fast alle Länder in Europa werden voraussichtlich ab 15.06. aufgehoben werden.
In den potentiellen Reiseländern haben heute bereits Griechenland und Dänemark die Einreise von Deutschen Bürgern ohne Quarantäne für Urlaubszwecke erlaubt – beides Länder, die ähnliche Infektions-Zahlen haben wie Deutschland.
Dabei sollte auch noch einmal erwähnt werden: nach China darf man auch jetzt noch nicht ohne anschließende 14-tägige Quarantäne einreisen – so man denn überhaupt einen Flug bekäme… Für die Wirtschaftsbeziehungen werden derzeit extra einzelne Sonder-Flüge nach China organisiert – wobei die Reisenden sich anschießend in Hotelquarantäne aufhalten müssen. Übrigens dürfen sich auch Privatleute, die privat temporär in China leben, nach einer Rückkehr nicht nach Hause in Quarantäne begeben, sondern in Hotel-Quarantäne!
In Deutschland sind vom RKI per heute 181.196 Infektionen gemeldet, 738 mehr als gestern, insgesamt 8.489 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 164.900 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).
Die Zahl der Neuinfizierten hält sich etwa die Balance mit den Genesenen – die aktuall infizierten nun also etwa konstant!
Siebenundsiebzigster Tag: Donnerstag, 28. Mai 2020
Nach dem heutigen Auftreten von Bodo Ramelow bei „Lanz“ ist ein Update zu meinen Kommentaren vom 26.5. notwendig:
Sehr wortreich – und mehrfach – hat der Thüringer MP erläutert, dass er mitnichten die Grundregeln zum Schutz vor der Pandemie fallen lassen will – und das auch nicht gesgt habe. Das nehme ich jetzt als gegeben zur Kenntnis! Er wollte weiterhin Maßnahmen aufrecht erhalten – aber vom Krisenmodus zum (juristischen) Regelbetrieb „umschalten“. Er hat gute Gründe dafür.
Irritierend war nur, wie er in dieser Talkshow jede eigene Beteiligung am Prozess des Mißverstehens mantraartig von sich wies (obwohl sogar die OBs der drei größten Städte in Thüringen sich öffentlich gegen Ramelows vermeintliche Ankündigung ausgesprochen hatten) – und auch in der Diskussionsrunde fast bis zum Schluß niemand seine Originalaussage richtig verstehen konnte, die eine Art juristischer Behörden-Sprech war. Eine Einsicht in eigene Kommunikationsmängel war soweit nicht festzustellen. Es stört ihn auch nicht, dass der Begriff „Regelbetrieb“ gerade in einem sehr breiten und verschärften öffentlichen Diskurs ANDERS verwendet wird als er das in seinen Ankündigungen meinte.
Demnach: schert Thüringen nicht aus dem Corona-Bekämpfungs-Konsens aus, sondern ändert nur die rechtlichen Abläufe – und die Sprache.
In Deutschland sind vom RKI per heute 180.458Infektionen gemeldet, 741 mehr als gestern, insgesamt 8.450 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 164.100 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).
Sechsundsiebzigster Tag: Mittwoch, 27. Mai 2020
Ich gebe zu, dass ich seit kurzem die Zahlen der Neuinfektionen mit besonderer Spannung erwarte: sie haben sich niedrig eingependelt – aber wesentliche Öffnungen aus dem Teil-Shut-Down sind jetzt gerade 2-4 Wochen her. Sie müssten sich also bei unangemessenen Öffnungsschritten langsam in der Statistik abbilden.
Gleichzeitig werde ich das Misstrauen nicht los, das mich seit der „Regionalisierung“ des Pandemie-Managements befallen hat: weil nun dieselben Autoritäten, die die Zahlen „liefern“ auch für die Umsetzung von potentiell negativen Konsequenzen zuständig wären.
Man sehe das bitte nicht als Verschwörungsangst, sondern als SORGE eines Physikers vor einem OFFENSICHTLICHEN Systemfehler.
Zwar wird festgestellt, dass nur die Hälfte der Testkapazitäten in der BRD genutzt wird – es gibt aber keine wirklich schlüssigen Informationen, wie die Tests ausgeweitet werden sollen. Sind die Landkreise nicht daran interessiert, weil dann die GEFUNDENEN Infiziertenzahlen wieder steigen könnten? Werde ich langsam paranoid?
Vorschlag: wie wäre es, wenn man ANLASSLOS wenigstens alle Kinder testen würde, die jetzt wieder tageweise in die Schule oder vermehrt in die Kitas gehen?
Die Bundesregierung will die beschlossenen Kontaktbeschränkungen und Hygienemaßnahmen bis Anfang Juli aufrecht erhalten. Thüringen behält sich aber weiter vor, früher vorzupreschen.
Langsam wird ein neues Paradox sichtbar: Politiker wie Ramelow argumentieren mit dem sich langsam einstellenden Unverständnis der Bürger bezüglich der Einschränkung der Bürgerrechte. GLEICHZEITIG stellt man fest, dass gerade diese Bürger die NEUEN FREIHEITEN, wenn man sie ihnen zurück gibt, nicht oder nur sehr zögerlich nutzen. Dabei gibt es extreme Unterschiede in der Wahrnehnung. Frisörtermine waren schon VOR der Öffnung der Salons dann für 6 Wochen im voraus ausgebucht. In Restaurants herrscht noch sehr schwache Nutzung vor, selbst die reduzierten Kapazitäten werden nicht voll genutzt.
Mein Eindruck ist: die Mehrheit der Menschen ist sehr wohl eher übervorsichtig und hat noch viel Angst. Beim Kino-Start (voraussichtlich 2. Juli) wird da der nächste Lackmustest für die Stimmung in der Bevölkerung kommen: sind die Leute inzwischen in eine andere Medien-Nutzung abgedriftet? Wie groß ist die Angst vor Ansteckung in einem auch nur teilweise genutzten Saal dann immer noch? Zumal die „Aerosol-Diskussion“ seitens der Wissenschaft auch für kleine Veranstaltungen natürlich kontraproduktiv wirken muss!
Übrigens war den Kino-Betreibern ein früherer Starttermin vorgeschlagen worden: sie wollten (brauchen!) allerdings mehr Vorlaufzeit, um dann wirklich neues Material anbieten zu können, anstatt solche Filme, die inzwischen schon in Streaming-Kanal waren (Das Känguru!).
Die Veranstalter wollen natürlich auch gerne schnell wieder in einen operativen Modus kommen: der Veband wies in Berlin darauf hin, dass über 80% der Veranstaltungen UNTER 100 Teilnehmer haben. Der Betrieb könnte auch der Hotellerie und Gastronomie helfen.
In Deutschland sind vom RKI per heute 179.717 Infektionen gemeldet, 353 mehr als gestern, insgesamt 8.411 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 163.200 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).
Fünfundsiebzigster Tag: Dienstag, 26. Mai 2020
In einer Krise wie der gegenwärtigen VERANTWORTUNG zu tragen, ist immer deshalb besonders schwer, weil man dann von irgendeiner Seite kritisiert wird, EGAL was man tut.
Insgesamt läuft es für Deutschland weiterhin gut – wir sollten alles tun, um es zu bewahren. Alles was VORHER falsch gelaufen ist, kann man nicht mitten im Laufe einer Krise ändern und quasi das Ruder herumreißen…
Jetzt sind es schon über zehn Wochen und wir agieren immer noch mit mittelalterlichen Methoden und nicht mit den möglichen High-Tech-Möglichkeiten eines modernen Industriestaates. Ich habe den Verdacht, das könnte daran liegen, dass wir eben kein „moderner“ Staat sind, sondern ein Konglomerat von Grüppchen, die sich mal im Mittelalter in die Zukunft aufgemacht haben und weitestgehend unbeeindruckt durch die Aufklärung hindurchgekommen sind.
Seit Jahrzehnten schon warnen kluge Leute vor möglichen (wahrscheinlichen?) Coronavirus-Pandemien – die angesichts der Globalisierung eine gewaltige Wucht entwickeln können. Nun wissen wir es – aber: niemand hat „anlasslos“ in einem reichen Staat, der sehr viel zu verlieren hat, mal eben 10-20 Mrd. EUR aufgewendet, um zu vermeiden, dass dann mal plötzlich ein paar BILLIONEN din den Abfluss rauschen – wie jetzt geschehen.
Stattdessen werden in unserem ineffizienten Staatswesen alle Aspekte so lange von allen Interessen-Seiten durchgekaut, bis der kleinste noch gemeinsame Nenner gefunden ist, der dann genau garnichts mehr bewegt und alles beim Alten bleibt.
Daran will ich nicht dem Parlamentarismus die Schuld geben – im Gegenteil: der Parlamentarismus ist ja gerade durch einen überbordenenden Lobbyismus geschwächt – und wir lassen es zu, dass noch nicht eimal ein wirklich wirksames Lobby-Verzeichnis im Parlament existiert, womit wir uns haarschaft am Rande einer Bananenrepublik bewegen. Damit wird der „5. Gewalt“ im Staate die Arbeit bewußt erschwert.
Ich würde den Parlametarismus systematisch stärken: Abgeordnete vergleichbar zu Wirtschafts-Managern bezahlen – dafür Nebenjobs strikt verbieten!
Die Ministerpräsidenten haben vor zwei Wochen die Verantwortung für die Pandemie der Bundeskanzlerin entrissen, weil ihnen Angela Merkels Kurs zu starr war. Sie haben die Verantwortung zu großen Teilen dann sofort an die Landkreise weiter durchgereicht, die ja eigentlich mehr Verwaltungseinheiten sind als „Krisenbewältiger“. Ohne die ergänzende Maßnahme, dass zu den Infiziertenzahlen auch die Zahlen der durchgeführten Tests (in Echtzeit) angegeben werden, ist das für mich immer noch der Schritt vom Bock zum Gärtner!
Der Thüringer MP geht kaum zwei Wochen danach aber gleich noch einen Schritt weiter: er reicht die Verantwortung gleich direkt an die potentiell betroffenen Bürger durch: Selbstverantwortung! Statt Fürsorge durch den Staat – auch mit Zwang – in einer Pandemie?
Herr Ramelow ist ein (westdeutscher) Linker – da verwundert es nicht, dass er Idealist ist. (Leider ideologisch geprägt…) Aber ist eine Pandemie mit einem ausbreitungsfreudigen, potentiell tödlichen Virus (ohne verfügbare Medikamente und Impfstoffe – ja sogar ohne Tracking-App!) ein geeignetes Demonstrationsfeld für die bürgerliche Selbstverantwortung? Vermutlich hat das sogar Herr Lindner geschluckt…
Ich rate Herrn Ramelow, noch einmal zu überlegen, ob er seine Verantwortung in einer potentiell tödlichen Gefahr wirklich an einige Millionen Bürger abgeben will, die sehr unterschiedliche Bildungs- und Informationsvoraussetzungen besitzen und umgeben sind von einem MEER von Falschinformationen, die sie nicht überprüfen können! Und: es sind unter diesen Bürgern sogar etliche, die sich sogar bei verfügbarem Impfstoff nicht impfen lassen würden.
Die kluge Professorin Melanie Brinkmann von der TU Braunschweig hat neulich für den Prozess der Rücknahme von Beschränkungen in der Pandemie (ohne verfügbaren Impfstoff) folgendes gesagt: „Wenn ich in einer solchen Situation etwas in eine Waagschale hineinlege, dann muss ich in die andere Waagschale etwas hineinlegen, um die Kontrolle zu behalten“.
Dies könnte die Tracing-App sein oder zumindest eine MASSIVE Ausweitung der Tests. Nur dann würde er den Faden in der Hand behalten, der dem Staat auch erlaubte, seine Verantwortung gerecht zu werden.
In Deutschland sind vom RKI per heute 179.364 Infektionen gemeldet, 362 mehr als gestern, insgesamt 8.349 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 162.800 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).
Vierundsiebzigster Tag: Montag, 25. Mai 2020
Update zum Lehrach-Vorschlag: ich habe meinen Physiker-Freund in Heidelberg gefragt, der auch Molekularbiologe ist. Er sagt, dass Prof. Lehrach das wohl mit seinem Verfahren hinkriegen könnte und dass am DKFZ n Heidelberg an einer ähnlichen Lösung mit 100%-Testung gearbeitet wird. Er selbst hat eine Nachweismethode entwickelt, mit der man das Virus zukünftig noch deutlich schneller und billiger nachweisen kann.
Die Diskussion zur 100%-Testung sei wohl deswegen „unterdrückt“ gewesen, weil die Krankenkassen keine „anlasslosen“ Test bezahlen wollten/konnten. Erst jetzt habe der Gesundheitsminister mit einem Dekret den Weg dazu frei gemacht.
„Warum erst jetzt?“ fragt man sich da unwillkürlich. Das Verfahren würde einige Mrd. EUR Staatsgeld kosten – verglichen mit den Billionen, die – ohne Aussicht auf Besserung – jetzt in die notwendigen Hilfen fließen!
Dem Irrtum, dass mit nur ganz wenigen anlassbezogen herausgetesteten Infektionen die ersehnte „Besserung“ schon da sei, sitzt offensichtlich der Thüringer MP auf und will dort in 2 Wochen (6.Juni) alle staatliche Schutz-Maßnahmen auf Null stellen beziehungsweise dem reinen Mitdenken und Vorsicht der Bürger überlassen. So kann man wohl zum Hort der Liberalität werden – vielleicht aber auch zum Startpunkt der zweiten Welle. Wie ich lese, ist die Thüringer Presse weitestgehend anderer Meinung.
In Berlin ist bei einem der drei Kriterien (Basisreproduktionszahl) die „Ampel“ auf ROT gegangen: R schwankt sei 3 Tagen zwischen 1,2 und 1,3. Der Senat beobachtet sehr vorsichtig und wird sicher vorläufig keine WEITEREN Lockerungen der Maßnahmen vornehmen. Die anderen beiden Kriterien- Ampeln sind weit von Gelb oder Rot entfernt.
In Deutschland sind vom RKI per heute 179.002 Infektionen gemeldet, 432 mehr als gestern, insgesamt 8.302 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 162.000 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).
Dreiundsiebzigster Tag: Sonntag, 24. Mai 2020
Eigentlich unfassbar: dass es 10 Wochen gedauert hat, bis jemand mit dem „Radikalvorschlag“, einfach ALLE zu testen, in die Öffentlichkeit tritt. Epidemiologisch ist die Methode nun absolut nicht neu: sie wurde zum Ausrotten der Tuberkulose eingesetzt! Als ich Schulkind war fuhr jährlich das Röntgen-Mobil vor der Schule vor um eine 100%-Untersuchung der Lungen vorzunehmen. Mehrere Jahre lang. Hat geklappt. Ich erinnere mich auch nicht an eine Diskussion: „oh je – was machen wir denn mit all den Pflegekräften und Ärzten in den Lungenheilanstalten….?“
Ich spreche natürlich vom Vorschlag von Prof. Hans Lehrach am MPI in Dahlem.
Die Methode selbst steht prinzipiell sicher außer jeder Diskussion. Trotzdem verblüffend bei der geballten Virologen-Epidemiologen-Genomforscher-Dichte in Deutschland: warum dies (und erst) jetzt? Bei mir stellte sich da sofort ein Verdacht ein: Hundete von Forschern haben das Offensichtliche vermutlich schon längst in Ihren Kämmerlein und Gruppen diskutiert – und als UNDURCHFÜHRBAR zur Seite gelegt.
Nun steht aber in der Presse-Kurznotiz auf Seite 1 unserer Zeitung (Montag), Prof. Lehrach sagt: ist sehr wohl durchführbar. Mit der von ihm (wohl in einer Privatfirma…?) bereitgestellten automatisierten Gensequenzierungs-Maschine könne man binnen „einiger Monate“ 80 Millionen solche Tests je Woche durchführen – 5 Wochen hintereinander. Kosten ca. 5 Euro je Test. Tatsächlich eigentlich ein Klacks verglichen mit den anderen Pandemie-Kosten…
Im ausführlichen Artikel auf Seite 14 unserer Zeitung steht dann aber im Detail, dass er DERZEIT – mithilfe eines Heers von Hilfskräften – nicht-automatisch ca. 21.000 Tests je Arbeitskraft und Woche schafft. Damit ist aber die überaus komplizierte Logistik für eine 100%-Testabdeckung der gesammten Bevölkerung noch nicht geleistet. Die vollautomatische Sequenziermaschine gäbe es also demnach noch nicht – wirklich?
In Deutschland sind vom RKI per heute 178.570 Infektionen gemeldet, 289 mehr als gestern, insgesamt 8.257 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 161.200 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).
Zweiundsiebzigster Tag: Samstag, 23. Mai 2020
In Deutschland sind vom RKI per heute 178.281 Infektionen gemeldet, 431 mehr als gestern, insgesamt 8.247 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 160.300 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).
Nun haben sich die Zahlen der Neu-Infizierten und der Genesenen etwa angeglichen – das wäre das eigentliche Stadium des „Tanzes„. Das bedeutet, dass ab jetzt die Zahl der Infizierten etwa konstant bleiben wird, solange „social distancing“ und Hygieneregeln Landesweit strikt beachtet werden. Solange keine Impfung möglich ist, wird das Virus uns begleiten. Das würde auch durch die Corona-App nicht geändert – sie würde uns nur ermöglichen, die sozialen und wirtschaftlichen Abläufe (z.B. Schulbetrieb und Großveranstaltungen von einigen 1.000 Menschen) wieder zu normalisieren, ohne einen großen Ausbruch zu riskieren – wahrscheinlich zum Preis der neuen „Kategorie“ der jeweils gerade in Quarantäne befindlichen Menschen und einer wtwas erhöhten Infiziertenzahl.
Einundsiebzigster Tag: Freitag, 22. Mai 2020
In der Berliner Zeitung erscheint (mit Datum 23.5.) ein Artikel über das Orchester OEIN aus La Paz (Bolivien), das gerade heute den 71sten Tag in Rheinsberg (an der Nordgrenze von Brandenburg) festsitzt, nachdem es zum MaerzMusik Festival angereist war. Gestrandet in der brandenburgischen Provinz – und immer noch völlig ungewiss, wann und wie (und vor allem auf wessen Kosten) die 25 Musiker nach Hause zurück kehren können werden.
Diese Geschichte mit vielen z.T. irrwitzigen Details erscheint mir als ein regelrechtes Symbol unserer globalen Situation in der Pandemie:
Menschen werden mit dem Verprechen unserer vermeintlichen global offenen Welt in diese hinaus gelockt, und EIN unvorhergesehenes Ereignis läßt das Kartenhaus der scheinbaren Gewissheiten in sich zusammenbrechen. Die Welt schnappt zu wie eine Auster – und niemand weiß, wie sie wieder auf geht!
Ich glaube, dass noch nicht viele Menschen verstanden haben, was da (immer noch) auf uns zu kommt. Die meisten glauben wohl, dass das Schimmste überstanden sei – und sie meinen jetzt Anspruch darauf zu haben, dass das „normale Leben“ wieder zurück kehrt…
In Deutschland sind vom RKI per heute 177.850 Infektionen gemeldet, 638 mehr als gestern, insgesamt 8.216 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 159.900 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).
Siebzigster Tag: Donnerstag, 21. Mai 2020 (Chr. Himmelfahrt)
Zunehmend beschleicht mich ein ungutes Gefühl: fast allen Politiker und Institutionen werden voran getrieben vom Virus, den vermeintlichen Befindlichkeiten der Bürger (formuliert von ein paar Lautstarken) und den Nöten der Betroffenen in der Wirtschaft – sie tun das weitgehend passiv.
Zwischendrin wurde einmal kurz die „große monetäre Bazooka“ auf den Tisch gelegt, als Beweis angeblichen Aktivseins. Aber Geld löst nicht unser Pandemie-Problem auf Dauer. Irgendwann ist das Geld alle – und das Problem immer noch da!
Das kann nicht gut gehen – und das Gefühl haben die passiv getriebenen auch selbst, sonst würden sie nicht alle 5 Minuten davon erzählen, wie gut es „hier in Deutschland“ gelungen sei im Vergleich zu „allen anderen“.
Liebe Politiker: es wird am Ende scheiß egal sein, wie gut die Bekämpfung des Virus in Deutschland vorübergehend lokal gelingt – es ist ein globales Problem! … und das Virus wäre nicht weg, selbst wenn es vorübergehend „NUR“ in Lima wütete.
Es ist unfassbar, dass von der Corona-App praktisch nicht mehr geredet wird – dem einzigen Mittel, mit dem die Wirtschaft wieder nachhaltig und schnell geöffnet werden könnte – statt dessen setzt man generell nur auf Hygiene-Maßnahmen, mit denen das materielle Leben der Menschen wissentlich in den Ruin getrieben wird, den niemand jemals wird bezahlen können!
Ich will noch gar nicht darüber sprechen, was denn passieren würde, wenn (jederzeit!) ein wirklich in jeder Hinsicht gefährliches Virus käme. Werden wir uns dann noch monatelange sensible Diskussionen über Datenschutz leisten können bis irgendwas geschieht?
Ich werde irgendwie das Gefühl nicht los, dass die Wohlfühlwolke, in der sich alle Beteiligten derzeit in Bezug auf die „freiwillige“ Corona-App ohne zentrale Datenspeicherung geborgen fühlen, in Kürze ins Nichts auflösen wird: wenn sich heraus stellen wird, dass sich jemand nicht auf die „anonyme“ Meldung hin selbst stigmatisieren wird, wenn seine Existenz von der Teilnahme am Wirtschaftsleben abhängt… oder überhaupt die App in ausreichender Dichte auf sein Mobiltelefon laden wird. Der wichtigste Rettungsanker wäre damit komplett unwirksam.
In Deutschland sind vom RKI per heute 177.212 Infektionen gemeldet, 460 mehr als gestern, insgesamt 8.147 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 158.000 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).
Das 7-Tages-Mittel de Neuinfizierten sinkt leicht weiter, nachdem wir die „Nachmeldewelle“ der Wochenmitte hinter uns haben. Also noch keine gravierenden Auswirkungen der „Öffnungen“, die jetzt knapp 2 Wochen her sind … wir befinden us eindeutig im „Tanz“.
Aber der heutige Himmelfahrtstag hat die Qualitäten einige neue Hot-Spots auszulösen durch die Menge der sich frei bewegenden Menschen und fehlenden Abstand… Aber das werden wir erst sehen in 1-2 Wochen.
Neunundsechzigster Tag: Mittwoch, 20. Mai 2020
In Deutschland sind vom RKI per heute 176.752 Infektionen gemeldet, 745 mehr als gestern, insgesamt 8.147 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 158.000 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).
Achtundsechzigster Tag: Dienstag, 19. Mai 2020
Heute wurde gemeldet, dass in Berlin nur 36% der Testkapazitäten genutzt werden. Das sollte sich dringend ändern! Ich hoffe doch sehr, dass die beim Übergang der Verantwortung zu den Landkreisen (Bock-zum-Gärtner-Prinzip!!!) gleich geäußerten Befürchtungen nicht eintreffen – nämlich: die Testzahlen könnten manipuliert werden, um die Öffnungsschritte nicht zu gefährden! Jetzt hätten die Landkreise ja vor Ort sogar die Möglichkeit, gezielt in Bereichen der Öffnungen (Gastronomie, Kitas, Schulen) mehr zu testen, um Neuausbrüche ganz frühzeitig zu erkennen. Das könnte ein wirklich wirksames Konzept sein und für die Regionalisierung sprechen, die ich ja im Prinzip sehr begrüße … wenn da nicht der Bock wäre… der Mensch ist schließlich auch nur ein etwas weiter entwickelter Bock!
In Deutschland sind vom RKI per heute 176.007 Infektionen gemeldet, 797 mehr als gestern, insgesamt 8.090 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 156.900 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).
Zur Erinnerung: je niedriger die täglichen Zahlen der „Neu-Infizierten“ (getesteten und registrierten!) wird, desto weniger sagen sie aus über das tatsächliche Infektionsgeschehen. Die heutige Zahl von immerhin 797 Neu-Infizierten verteilt sich auf insgesamt 4 Meldedaten (bis zurück am 15.5.!). Derzeit sagt uns nur das 7-Tage-Mittel dieser Meldungen etwas Sinnvolles: dieses beträgt per heute 568 – es lag in der Spitze des Infektionsgeschehens Anfang April bei ca 5.000. Dabei muss man dann noch berücksichtigen, dass heute sicher noch wesentlich viel mehr (und auch gezielter auf Risiko-Bereiche) getestet wird, als vor 6 Wochen!
Siebenundsechzigster Tag: Montag, 18. Mai 2020
Sicher muss man sich unter anderem auch mit den kursierenden Verschwörungstheorien und dem eigentlich eher geringen Problem der „Hygiene-Demonstrationen“ auseinandersetzen.
Dramatisch viel wichtiger erscheint es mir aber, sich mit den sich immer deutlicher abzeichnenden wirtschafltichen Problemen verschiedener Branchen zu befassen, darunter Einzelhandel, Hotel- und Gaststätten (mit Reisebranche und Tourismus sowie Messen) und körpernahen Dienstleisungen – aber auch der ebenfalls nicht zu vernachlässigende Sektor der kommunalen Einrichtungen wie Schwimmbäder, Veranstaltungshallen.
Nachdem der Einzelhandel in vollem Umfang wieder geöffnet ist hat man teilweise und lokal einen gewissen aber kleinen Nachholbedarf (ca. eine Woche…) gesehen – danach sieht man aber relativ flaues Geschäft, soweit ich das mitbekomme bzw. die Handelsverbände berichten. Ich würde hier generell eine Konsumzurückhaltung erwarten, ehe wieder Vertrauen in die zukünftige Beschäftigungs-Situation zurückkehren wird. Es wird sicher sogar eine Frage der Verfügbarkeit speziell bei saisonabhängiger Ware auftreten: inzwischen müsste bei Bekleidung ja schon längst der Verkauf der Sommerkollektionen auf vollen Touren laufen – gibt es die Ware überhaupt – wo stehen da die Lieferketten? Un dann die sicher nicht ganz unwichtige Frage der Spontan-Kaufentscheidungen: was passiert mit denen, wenn Kunde/Kundin einige Minuten VOR dem Geschäft Schlange stehen müssen, ehe sie rein dürfen?
Dabei wird der generell mögliche Umsatz im Einzelhandel eher nicht von den Hygieneregeln beeinflusst – unsere Läden waren ja früher auch nicht immer alle gerammelt voller Menschen… Hier sehe ich Konsumlaune und Lieferketten als bestimmende Größen.
Das ist ganz anders in den anderen oben genannten Branchen – und hier muss dringend analysiert werden, was da in den betrieben wirtschaftlich passiert, nachem man nun weiß, wann es losgeht (gegangen ist) und was die Hygieneregeln fordern – und zwar nicht nur für Wochen sondern sicher für 1 – 2 Jahre. Die Impfstoff-Verfügbarkeit hier fest einzuplanen, wäre sträflich!
Nehmen wir einmal die Hotellerie als Beispiel.
Auch hier sind die Unsicherheiten immer noch sehr groß:
Erstens war der Start der Gastronomie eine Voraussetzung, um die auch wieder in Gang zu bekommen. Die Sektoren Geschäftsreisen, private Reisen, Gesundheits-Reisen und touristische Reisen müssen separat betrachtet werden.
a – In welchem Umfang werden zukünftig Geschäftsreisen durch Video-Konferenzen dauerhaft ersetzbar sein – nachdem man das jetzt zwangsläufig lernen MUSSTE?
b – Wie schnell wqerden jetz gesundheitsbedingte Reisen „nachgeholt“ werden?
c – Wird der Innerdeutsche Tourismus in diesem Jahr wirklich deutlich zunehmen? (Im Verhältnis zu internationalen Reisezielen?)
d – Wie attraktiv werden Städtereisen und Kurzurlaube unter den Hygienevorschriften (incl. Kapazitätsbeschränkungen in den Museen und immer noch ohne große Kulturveranstaltungen!) zukünftig wahrgenommen?
e – Und last but not least: wann wird es wieder große Kongresse und Festivals geben?
Das heißt: welche Kapazitäten wird man in der Zukunft brauchen?
Aber eines kann man planen und durchrechnen: was bedeuten die Kapazitätseinschränkungen (60% max. Belegung o.ä.) wirtschaftlich für das einzelne Hotel? Man kann sich kaum vorstellen, dass das ohne Preiserhöhungen funktionieren kann. Ob die dann durchsetzbar wären, hängt natürlich von der Nachfrage ab!
Es ist abzusehen, dass die Fixkosten (Mieten!) ein sehr großes Thema werden können – zumal in einer generell problematischen Lage in der Hotellerie ja nicht hinter jedem Hotelier als aktuellem Mieter drei stehen, die in das Objekt hinein drängen…
Sollte die Nachfrage aber sehr stark wieder anspringen, müsste man, um die Kapazitätsbeschränkungen zu vermeiden, durchaus progressive Maßnahmen (Tests und Gesundheitsbescheinigungen, Fiebermessen etc.) erwogen werden – auch wenn die mit Einmalkosten verbunden wären! Es wäre wichtig, hierfür frühzeitig STANDARDS zu erstellen.
Als ich meinen ersten internationalen Flug antrat, bin ich zum Flughafen gefahren, habe 20 Minuten vor Boarding meinen Pass vorgezeigt und bin ins Flugzeug spaziert…..
Wenige Monate danach hatte der Terrorismus Flüge als „Machtmittel“ entdeckt – die Folgen kennen wir alle! Trotz enormen technischen Investitionen und Platzaufwand an den Flughäfen und irren Unbequemlichkeiten für die Passagiere hat das Flugreisewesen in den Folgejahrzehnten unvorstellbar geboomt…
Druck auf einen Wirtschaftszweig hat im Allgemeinen Innovationen zur Folge, und in Ermangelung von Alternativen akzeptieren Menschen auch erhebliche Unbequemlichkeiten.
In Deutschland sind vom RKI per heute 175.210 Infektionen gemeldet, 513 mehr als gestern, insgesamt 8.007 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 155.700 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).
Sechsundsechzigster Tag: Sonntag, 17. Mai 2020
Am ersten Wochenende ist der erstmals wieder mögliche Betrieb in der Gastronomie (in Berlin) anscheinend sehr verhalten genutzt worden. Trotz des reduzierten Platzangebotes nicht überlaufen.
In Deutschland sind vom RKI per heute 174.697 Infektionen gemeldet, 342 mehr als gestern, insgesamt 7.935 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 154.600 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).
In der BRD gibt es demnach noch 20.100 registrierte Infizierte. Mit der niedrigen Tageszahl stecken wir allerdings gerade in der Wochenend-Delle der Meldungen/Tests.
Fünfundsechzigster Tag: Samstag, 16. Mai 2020
Derzeit ist ein staunenswertes Paradox zu beobachten: seit die Rücknahme (sehr) vieler Pandemie-Einschränkungen nicht nur angekündigt wird sondern auch umgesetzt wird, beklagt eine (noch) kleine Minderheit die unangemessene Einschränkung der Bürgerrechte und Freiheiten. Es ist ein ganzes Spektrum des Protestes bis hin zum Aufruf zum „zivilen Ungehorsam“. Es werden dabei überwiegend Verhaltensweisen beobachtet, die der möglichen erhöhten Neuinfektion vorschub leisten (getarnt als berechtigter, ziviler Ungehorsam). Eine der Aussagen verlang z.B. das Recht darauf, das Risiko der Infektion frei selbst zu entscheiden. Tatsache ist: ein solches Grundrecht gibt es im Falle einer gefährlichen Epidemie NICHT – im Gegenteil: dafür kann man bestraft werden, denn es gefährdet die Allgemeinheit.
Man könnte meinen, dass die Demokratie und die Menschenrechte in Deutschland in Gefahr seien. Zue Erinnerung: jede einzelne einschränkende Pandemie-Maßnahme (wie Kontaktverbot) muss vom Bundestag als solche beschlossen werden – und zwar immer nur für eine begrenzte Zeit! Am Ende dieses Zeitraumes muss sie erneut beschlossen werden – oder entfällt ganz von selbst! Und: der „Staat“ (also wir selbst) muss in vertretbarem Rahmen diejenigen entschädigen, die in ihrer Existenz durch die Maßnahmen bedroht sind – was er schon getan hat und hoffentlich auch weiter tun wird.
Ein weiteres Paradox: Die am härtesten existenziell betroffen Gruppen sind in diesem Protest – soweit ich erkennen kann – massiv unterrepräsentiert: die Einzel-Selbständigen, Dienstleister und freiberuflichen Künstler, deren Lebenshaltungskosten ihre „Betriebskosten“ sind, die sich schlichtweg nicht noch mehr als minimieren lassen – was sie meistens schon im Normal-Lebenszustand sind…
Diese Menschen in Harz 4 abzudrängen ist nicht fair: Harz 4 ist ja auch nicht für diese Lebenssituation gemacht! Wenn man dezeit kein anderes „System“ hätte, um diesen Menschen Hilfe zukommen zu lassen, dann sollte ein eigener Satz von Regeln für sie gelten. Aus Anlaß einer Pandemie bei diesen (eventuell älteren) Selbständigen jetzt eine Rentenversicherung „abzuschmelzen“ oder ein kleines „Eigentum“ aufzulösen wäre ungerecht und unsozial.
In Deutschland sind vom RKI per heute 174.355 Infektionen gemeldet, 583 mehr als gestern, insgesamt 7.914 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 153.400 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).
Vierundsechzigster Tag: Freitag, 15. Mai 2020
Heute haben deutschlandweit die Restaurants, Gaststätten, Cafés wieder eröffnet – mit umfangreichen Hygienevorschriften. Die epidemiologisch wirksamste – das Abstandsgebot – ist gleichzeitig jene, die die Wirtschaftlichkeit der Betriebe auf eine sehr harte Probe stellen wird!
In manchen Landkreisen liegen nun die Nerven blank: da wird schon Alarm geschlagen, wenn – nach einigen Tagen mit „Null“ Infektionen wieder einmal 3, 4 oder 5 Infektionen je Tag auftreten. Man fürchtet um die Umsetzung der geplanten Lockerungen! Man muss unbedingt daran erinnern: das Virus ist nicht weg – die Zahlen werden NIE wieder auf Null gehen! Das Infektionsgeschehen wird nun dauerhaft eine Wellenbewegung (der „Tanz“) sein – etwa auf dem Niveau wie jetzt… allerdings haben wir noch die Auswirkungen der vielen Öffnungen, die gerade passieren, abzuwarten.
Erstaunlicherweise ist eine sehr deutliche Mehrheit im ganzen Land (Quelle: Deutschlandtrend) gegen die Fortsetzung der Fussball-Bundesligen eins und zwei mit Geisterspielen ab morgen. Zweifel wegen der Praktikabilität sind angebracht: schon vor Beginn der Fortsetzung wurden 2 Spiele verschoben, da zwei Mannschaften in Quarantäne gehen mussten.
In Deutschland sind vom RKI per heute 173.772 Infektionen gemeldet, 620 mehr als gestern, insgesamt 7.881 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 152.600 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).
Die Neueinfektionen pendeln also – wie seit einer Woche etwa erwartet – tatsächlich um einen 7-Tages-Durchschnitt von 800-850 pro Tag im Bund.
Die Landkreiskarte des RKI zeigt heute Straubing (54) und Coburg (55) als neue Krisenherde, die die Grenzwerte überschritten haben. Bundesweit gerät die Schlacht- und Fleischindustrie in den Fokus wegen der Massen von eng zusammegepfercht untergebrachten Wanderarbeiter aus Osteuropa.
Dreiundsechzigster Tag: Donnerstag, 14. Mai 2020
Die Öffnung der Außengrenzen Deutschlands ist für den 15. Juni angekündigt – vorbehaltlich eines vergleichbaren Infektionsgeschehens im Nachbarstaat.
In Deutschland sind vom RKI per heute 173.152 Infektionen gemeldet, 913 mehr als gestern, insgesamt 7.824 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 151.700 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).
Zweiundsechzigster Tag: Mittwoch, 13. Mai 2020
Heute war mein erster Friseurtermin nach dem Shutdown. Ich hatte mich VOR der Öffnung angemeldet… Mein Friseur ist Einzelkämpfer in Charlottenburg – er arbeiter wegen des Ansturms 12 Stunden an Tag (noch bis in den Juni hinein…). Ich habe wegen seines Mehraufwandes mit den Hygienemaßnahmen von mir aus den Preis für seine Dienstleistung erhöht. Er kennt – genau wie wir – keinen einzigen, der wissentlich an COVID-19 erkrankt wäre.
Die Abnahme der Neuinfektionen in Bund und Berlin ist überraschend deutlich – nachdem jetzt auch der typische stärkere Meldeverzug vom Wochenende nachgeholt ist. Mir wäre wohler, wenn gerade in der Phase des Übergangs zur Verantwortung der Landkreise auch die Testzahlen daneben gestellt wären: diesen Effekt würde man ja auch erzielen, indem man dort, wo es kritisch wird weniger testen würde…
In Berlin befeuern ausgerechnet leitende Bezirksärzte (Reinickendorf) die „neue Unsachlichkeit“ in der Öffentlichkeit, indem sie öffentlich die neuen Grenzwerte in Berlin als willkürlich brandmarken! Willkommen im Abenteuerland für meinungsstarke Individualisten, die nichts von ihrer Verantwortung als Beamte gegenüber ihrer Regierung gehört haben. Das wird seit dem Fall Massen immer schicker (und frei von jedem persönlichen Risiko…).
Man sollte einmal feststellen: ja, alle Maßnahmen, die wir ergreifen müssen, wenn wir überhaupt etwas tun wollen, sind in den großen Bereichen der Wissenslücken über das Virus in gewisser Weise WILLKÜRLICH – sie werden ausgehandelt auf Basis des bisherigen Wissens und der Grundprinzipien der Seuchenbekämpfung: der UNTERBRECHUNG der Infektionsketten. Danke für die klaren Worte Herr Seehofer (Menschen wachsen oft an ihren Herausforderungen…)
Inzwischen ist es Standard, davon zu faseln, dass Virologen angeblich heute dies und morgen das reden – und jeder etwas anderes als der andere. Wir haben jetzt die Erfahrung gemacht, dass Die öffentliche Meinung (begleitet von den Medien) nicht in der Lage ist, den wissenschaftlichen Erkenntnisprozess in Echtzeit nachzuvollziehen.
Enttäuschend ist, dass so viele Politiker und Journalisten aus an sich seriösen Kreisen dabei genauso versagen wie der Durchschnitt der Bevölkerung!
Virologen und Epidemiologen sind (glücklicherweise) nicht alle Mediziner. Die Zunft ist „durchseucht“ von Physikern und Molekularbiologen und stehen in hartem wissenschaftlichen Wettbewerb zueinander. Da bleibt auf Dauer kein Unfug unentdeckt. Sie sollten sich aber klar machen, dass ihre redlichen Erkenntnisse und Aussagen von Politikern immer mit gezielten Absichten verwendet werden – und von Journalisten leider auch oft mit sensationsheischendem Eigeninteresse.
Es kommen nun zunehmend Erkenntnisse zutage, dass COVID-19 nicht nur eine („nur für Risikopatienten gefährliche“) Lungenerkrankung der oberen Luftwege ist, sondern im Körper (auch mittelalter Patienten und sogar von Kindern) jede Menge anderer Schäden zu verursachen scheint.
In Deutschland sind vom RKI per heute 172.239 Infektionen gemeldet, 933 mehr als gestern, insgesamt 7.723 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 150.300 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).
Einundsechzigster Tag: Dienstag, 12. Mai 2020
Berlin hat nun seine eigene Regelung zur Deckelung des Infektionsgeschehens nach dem letzten starken Öffnungsschritt veröffentlicht. Dabei werden nicht die einzelnen Bezirke gemessen sondern Berlin nur als Ganzes betrachtet!
Anstatt der „Obergrenze“ von 50 Neuinfektionen je 7 Tage je 100.000 Einwohner im Landkreis (=Bezirk) gibt es drei Ampeln.
1. „Ampel“ bezogen auf ganz Berlin: 20 Neuinfektionen je 100.000 Einw0hner in 7 Tagen ist noch o.k., 25 Neuinfektionen ist Gelb, 30 Neuinfektionen ist rot – das hieße erneuter Lockdown (bzw. Rücknahme einzelner Öffnungsschritte), wenn gleichzeitig eine der anderen beiden „Ampeln“ auf rot ist.
2. Ampel: Basisreproduktionszahl – 1,1 ist Gelb, 1,2 ist Rot (1,3 muss lt. RKI unbedingt vermieden werden!)
3. Ampel: Prozentzahl der durch COVID-19 belegten Intensivbetten – 20% ist Gelb – 25% ist Rot.
Das ist sehr-sehr kompliziert… erscheint aber durchaus sinnvoll. Herr Kubicki wird nun vermutlich völlig überfordert sein … Vermutlich „basteln“ die anderen Stadtstaaten (HH, HB) derzeit auch an eigenen Lösungen.
In dem Zusammenhang geht mir Herrn Kubickis jüngste Äußerung zu den Pandemie-Maßnahmen nicht aus dem Kopf. Er ist vermutlich ein brillianter Rechtsanwalt. Aber sein „numerisches Analphabetentum“ öffentlich so zu zelebrieren (bezüglich der Basisreproduktionszahl …) bewegt sich bereits deutlich in den Bereich „proud to be silly“ hinein. Tolles Vorbild: denn das wird gerade zunehmend zu einem unserer größten gesellschaftlichen Probleme.
Gestern ist in Berlin die neue COVID-19 Reserveklinik in der Messehalle 26 „eröffnet“ worden (nach 6 Wochen Bauzeit – oder Besser „Einrichtezeit“, die Halle gab es ja schon). Sicher das erste große öffentliche Bauprojekt in Deutschland, das man eröffnet in der Hoffnung, dass es NIE IN BETRIEB gehen muss … Für den Betrieb würden ca. 1.000 Personen medizinisches Fachpersonal benötigt.
Inzwischen bereiten sich Restaurants/Cafés und bald auch Hotels auf die Wiedereröffnung vor und ringen um wirtschaftliche Betriebsweisen unter strengen Hygiene-Auflagen. Besonders kritisch: in den beliebtesten Urlaubszielen gab es schon vor der Pandemie für die Kern-Urlaubszeiten große Buchungszahlen, die das Maß der zunächst zugelassenen Auslastung übersteigen. Nach welchem System soll den „überschüssigen“ Gebuchten abgesagt werden?
In dem Zusammenhang stammt das herausragende Zitat des Tages von einer Bürgermeisterin einer Norseeinsel (bei Lanz). Sie bewegte die Frage: „Oder hat das Virus heute weniger gute Laune?“ Brilliant formuliert!
Das neue große Ethik-Problem dieser Krise wird nun zunehmend das Thema „Gerechtigkeit“.
Das gilt auch – verschärft durch die soziale Bildungs-Frage – für die Beschulung der Kinder!
In Deutschland sind vom RKI per heute 171.306 Infektionen gemeldet, 798 mehr als gestern, insgesamt 7.634 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 148.700 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).
Sechzigster Tag: Montag, 11. Mai 2020
Raketenartig schießt jenes Phänomen hoch, das ich „Pandemie-Pegida“ nenne: in einzelnen Fällen sind das bereits Tausende, die sich (zufällig!) auf einem Platz mit allseitig 1,5 m Abstand versammeln um was zu beklagen oder zu fordern? Angeblich wird dagegen protestiert, dass die Regierung versucht das Leben und die Gesundheit aller Bürger zu schützen. Wie kann man dagegen protestieren? Man braucht eine Geschichte: es steckt jemand dahinter, der die Macht übernehmen will und natürlich deswegen das Virus in Umlauf gebracht hat. Wer ist dabei? Offensichtlich alle, die ein Anliegen haben, das unter normalen Bedingungen nicht genügend Unterstützer findet: von A wie Aluhüte und AfD über L wie Liberale M wie ehemaliger Ministerpräsident von Thüringen und R wie Rechtsradikale bis zu V wie generell Verwirrte oder Verfolgungswahnbefallene. Tatsächlich ist das eine krude Mischung von Allem und genau dem Gegenteil auch… Und das Ganze wird auch noch „Hygiene-Demo“ genannt (es wird nicht gesagt ob es FÜR oder GEGEN Hygiene geht….)
Dabei haben die Pandemie-Hygienevorschriften den Demonstanten/Protestierern sogar noch (ungeplant natürlich) einen enormen Wirkungsvorteil eingebracht: mit 1.000 Menschen in üblicher Demonstrations-Formation hätte man ein überschaubares Häuflein auf einem riesigen Platz zusammengebracht, das man notfalls auch übersehen/überhören könnte. Aber hier wird jetzt der ganze Platz gefüllt – sehr eindrucksvoll – und auch etwas gruselig: ich prophezeihe, dass es in den nächsten Tagen eine große Zahl von Zwischenfällen geben wird – wer über solch einen Platz gehen möchte, wird teilweise schon jetzt massiv unter Druck gesetzt: dabei wird es vermutlich nicht bleiben.
Und wie reagiert ein relevanter Teil der sogenannten gesellschaftliche Mitte? Die sind mal wieder ohne Unterschied von Rang und Namen dabei.
Das Schlimmste aber: sofort kommt reflexartig die dämlichste aller Politiker-Floskeln hoch – „man muss doch die Sorgen der Menschen ernst nehmen“! Was denn sonst? Wer jetzt solch einen Spruch benutzt steht bei mir unter Verdacht, dass ihm gerade eingefallen ist, dass er das jetzt ausnahmsweise mal tun könnte… Wie wäre es, wenn man die Bürger erst mal in einer derartigen Lage vor aggressiven Falschmeldungen schützte, ehe man das Wirken von Verschwörungstheoretikern relativiert?
Ich rege mich schon wieder auf… Statt dessen sollte ich bei der nächsten Hygiene-Demo über den Platz gehen und jedem einzeln den Fallschirmspringer-Witz erzählen (nicht von mir!):
Ein Mensch landet nach seinem ersten Fallschirm-Absprung sicher auf der Erde und sagt: Super – das wäre sicher auch ohne Fallschirm gegangen. Sagt die Bundeskanzlerin: O.k. das nächste mal lasse ich Euch ohne Fallschirm springen.
In Deutschland sind vom RKI per heute 170.508 Infektionen gemeldet, 933 mehr als gestern, insgesamt 7.533 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 147.200 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).
Im Durchschnitt der letzten 7 Tage sind das 950 Neuinfektionen/Tag.
Es scheint sich zu bestätigen, dass der „Tanz“ sich bundesweit bei knapp unter 1.000 Neuinfektionen/Tag einpendelt – unter den bedingungen des Schut-Down vor 2 Wochen. Dabei pendelt die Basisreproduktionzahl um 1,0. Hätten wir die Coron-App, wäre mir nicht bange – aber ohne sie …
P.S.: Am Abend dieses Tages bestätigte das RKI den Sachverhalt exakt so, wie im voran gegangenen Absatz hier vermutet.
Neunundfünfzigster Tag: Sonntag, 10. Mai 2020
Nachdem derzeit immer noch (trotz gegenteiliger Meldungen) der „Schwedische Weg“ – also mit geringen Einschränkungen für die Bevölkerung – von Liberalen und in den Medien gepriesen wird, habe ich mir die aktuellen Zahlen im WHO-Dashboard für Europa mal angesehen.
Tatsächlich bewegt sich die Neuinfektionsrate seit 5 Wochen auf einem gleichbleibend hohem Niveau ohne abnehmende Tendenz bisher: 17% der Gesamt-Infizierten stammen aus Infektionen der letzten 7 Tage… das ist durchaus weiterhin exponentiell. Ist das der „Preis“ für einen milden oder minimalen Shut-Down: dass der „Tanz“ auf einem hohen, konstanten Niveau sich fortsetzt? Ich glaube, man kann jetzt schon sagen, dass ein Verlauf wie in Schweden für die Verhältnisse in Deutschland trotz recht gutem Gesundheitssystem INAKZEPTABEL gewesen wäre.
Ich kann hier keine Vorbildfunktion erkennen – zumal bekanntlich die Bevölkerungsdichte im gesamten Land wesentlich niedriger ist als in Deutschland.
In Deutschland sind vom RKI per heute 169.575 Infektionen gemeldet, 357 mehr als gestern, insgesamt 7.417 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 145.600 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).
In Berlin ist zum ersten mal heute KEIN TODESFALL mit COVID-19-Beteiligung gemeldet worden. Möglicherweise ist das signifikanter als die Infizierten-Zahl, die gleichzeitig sehr niedrig ist (11 zum Vortag) aber nach dem Wochende immer schon durch Meldeverzug gedrückt war. Tatsächlich gibt nur der Wochendurchschnitt der Infektionen bei den geringeren Zahlen derzeit noch Sinn.
Achtundfünfzigster Tag: Samstag, 09. Mai 2020
Gleich am ersten Tag der neuen Regelung zur erweiterten Öffnung haben drei Landkreise den Öffnungsdeckel „gerissen“: zwei davon (Coesfeld NRW, Steinburg SH) wegen Betrieben der fleichverarbeitenden Industrie, Greitz wegen Hot-Spots in Altersheimen. Alle drei Kreise haben am Folgetag die Pandemieauflagen-Lockerungen noch nicht zurück genommen, wie es eigentlich vereinbart war. Vermutlich argumentieren die Lokalen Politiker, dass es Hot-Spots sind, die eine Rückverfolgbarkeit trotz der hohen Zahlen ermöglichen…
Damit dürften die neuen Regelungen – zusammen mit der Kritik aus den Stadtstaaten – immer mehr in Mißkredit kommen! Wohl auch zu Recht!
Wurde der Bock zum Gärtner gemacht? Es wird immer wieder der Argwohn geäußert, dass die Landkreise nun ggf. die Testintensität reduzieren könnten, wenn es „enger“ wird. Tatsächlich erscheint es nicht besonders geschickt zu sein, wenn die, die die Testergebnisse veranlassen und verwalten auch gleichzeitig über mögliche Einschränkungen der Bewegungsfreiheit am Ort entscheiden. Wo liegt die Kontrolle? Auch die Personenkreise, die getestet wurden, sind dabei mit zu begutachten…
Offensichtlich fehlt in der Öffnungs-Regelung ein wichtiger Punkt: es müssen gleichzeitig Minderst-Testzahlen je 100.000 Einwohner festgelegt werden – und vom RKI – oder einer WIKLICH unabhängigen Stelle kontrolliert werden (RKI ist Bundesbehörde!).
In Deutschland sind vom RKI per heute 169.218 Infektionen gemeldet, 667 mehr als gestern, insgesamt 7.395 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 144.400 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag)
Siebenundfünfzigster Tag: Freitag, 08. Mai 2020
Bemerkung: In Berlin ist heute (als einzigem Bundesland) der einmalige Feiertag zur Befreiung am 8.Mai 1945 (ca. 3 Monate nachdem ich gezeugt wurde…).
Die Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen ringen gerade um eine eigene für sie passende Lösung für den „Pandemie-Deckel“, das heißt: für den vereinbarten Fall erneuter Einschränkungen, wenn die Zahl von 50 Neuinfizierten pro Woche und Landkreis wieder überschritten würde.
Die Aussage des Berliner Senates ist: wenn wir diese Regel von Anfang an angewendet hätten, wäre es in Berlin nicht zu einem Lockdown wie geschehen je gekommen! Dann hätten wir hier jetzt New Yorker Verhältnisse! Das hätte nämlich 1.850 Neuinfizierte je Woche bedeutet – dieser Wert ist aber praktisch nie erreicht worden – erst am 25.3. (als der Lockdown schrittweise längst verhängt war) wurden in Berlin über 1.800 Neuinfektionen in einer Woche erreicht.
Die Zahl solle niedriger für die spezifische Situation Berlin angesetzt werden oder andere Kriterien hinzugenommen werden. Senat und Bezirke arbeiten daran. Erinnerung: das Kanzleramt hatte ursprünglich 35 Neuinfektionen als Grenzwert vorgeschlagen… Auch dieser Wert war in Berlin zur Zeit des Shut-Down noch nicht erreicht worden. Einen Shut-Down in einem einzelnen Bezirk hält der Senat auch nicht für machbar.
In Deutschland sind vom RKI per heute 168.551 Infektionen gemeldet, 1.251 mehr als gestern, insgesamt 7.369 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 143.300 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag)
Sechsundfünfzigster Tag: Donnerstag, 07. Mai 2020
Die gestern beschlossene „Regionalisierung“ des Wieder-Öffnungsprozesses erscheint mir zielführend zu sein. Ich hoffe nur, dass die Medien schnellstmöglich das absurde und destruktive Gerede á la „Jetzt macht jeder was er will!“ (Maischberger/Illner) einstellen. Ja – so ist das gewollt und alle Länder und Landkreise handeln jetzt regional nach denselben GRUNDREGELN. Man muss jetzt notgedrungen auch in Kauf nehmen, dass manche Landkreise das besser hinbekommen als andere… Keiner hat das schon gemacht. Aber so kann man näher auf die regional extrem unterschiedlichen Verhältnisse eingehen. Außerdem lernt eine Landkreis in diesem Prozess besser und schneller, wenn er verantwortlich ist anstatt nur Handlanger der obersten Regierung (incl. Bundesbehörde RKI). Das kann auch den Zusammenhalt neu stärken.
Der Regionalisierungs-Gedanke ist nun ja in dieser Öffnungs-Phase meinem Vorschlag vom „Pandemie-Sprengel“ nicht unähnlich, abgesehen davon, dass der „Sprengel“ kleiner als ein (heutiger) Landkreis sein müsste, damit man auf eine neue Pandemie reagieren könnte, ohne die regionale Wirtschaft und das öffentliche Leben völlig zu lähmen.
Wenn man sich nun an die frühe Prognose von „Hammer and Dance“ (vom 19.03.2020) erinnert, so scheinen wir uns jetzt mit den gegenwärtigen täglichen Neu-Infizierten-Zahlen schon etwa im „Dance-Modus“ zu befinden: Im Bund bei 900-1.000 täglichen Infizierten und in Berlin sogar noch ausgeprägter bei ca. 50 pro Tag. Mecklenburg-Vorpommern scheint sogar schon seit Anfang April im Tanz-Modus zu sein – auf dem Niveau von ca. 5 Neuinfizierten je Tag. Hier wird am meisten riskiert, wenn nun an Pfingsten aus dem gesamten Bundesgebiet Urlauber „einfallen“.
Bleibt zu hoffen, dass die Corona-App und verstärktes Testen, wenn beides endlich käme, diesen Wert dann auf die Hälfte oder ein Drittel herunter drücken kann. Immer vorausgesetzt, die nun anlaufende „Öffnung“ läßt die Zahlen nicht wieder hoch schnellen.
Wenn ich jetzt Verantwortung dafür hätte, würde ich sofort ganzseitige Zeitungsanzeigen, Plakate und Fernseh- und Internet-Spots schalten, in denen die Bürger dringend darauf hingewiesen werden, dass sie alleine es nun in der Hand haben, durch diszipliniertes und verantwortungsbewußtes Handeln das Virus in Schach zu halten.
In Deutschland sind vom RKI per heute 167.300 Infektionen gemeldet, 1.209 mehr als gestern, insgesamt 7.266 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 141.700 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag)
Fünfundfünfzigster Tag: Mittwoch, 06. Mai 2020
Die heutige Konferenzschalte von Bundeskanzlerin und Ministerpräsidenten ergab eine grundsätzlich neue Situation:
Der Bund gibt jetzt nur noch einige wenige „Leitplanken“ vor – zum Beispiel bezüglich des Vorgehens, ab wann bei regionalem Wiederanstieg der Infiziertenzahlen wie zu reagieren ist (Öffnungen zurück nehmen). Hier hatte es im Vorfeld offensichtlich einen Vorschlag mit +35 Infizierte je 100.000 Einwohner gegeben. Raus gekommen sind +50 als Grenzwert. Einige Länder hatten offensichtlich gefordert, die Kontaktsperre jetzt schon aufzuheben: da hat Merkel wie durchsickerte ein Machtwort gesprochen, allerdings sich zähneknirschend zu dem Kompromiß mit dem Treffen von 2 Haushalten herbei gelassen. Sachsen-Anhalt behält seine vorgezogene „5-Personen-Regel“ trotzdem auch bei. Ähnlich hart sei wohl auch über die Befristung der neuen Regelungen gerungen worden – inclusive einem weiteren Machtwort Merkel.
Ansonsten macht jetzt jedes Land sein Ding (wozu diese laut Verfassung ja ohnehin das Recht hatten!).
Berlin hat das kalt erwischt, weil es – entgegen vielen anderen Ländern – sich als Hauptstadt stark auf eine Bundes-Regelung verlassen hatte. Jetzt wurden praktisch ohne nennenswerte Diskussion vor Ort der 15.5.20 für die Öffnung der Gastronomie und der 25.5. für die Hotels genannt. Dazu sollen gleichzeitig mehrere andere Bereiche geöffnet werden (Sport und Fitness-Studios) und es darf Veranstaltungen bis 100 Personen geben. Alles natürlich unter dem Vorbehalt der Einhaltung strenger Abstands- und Hygiene-Regeln.
Es fiel auch die Entscheidung, dass die Bundesliga (1. + 2.) mit Geisterspielen fortgesetzt wird. Ich bin mal gespannt, ob es den Klubs gelingen wird, ihre „Hard-Core-Fans“ davon abzuhalten, sich während des Spiels lautstark vor den Stadien zu versammeln …
Sogenannte liberale Politiker befeuern in unverantwortlicher Weise eine immer stärker hochgebrachte Argumentation, dass die Virologen ja auch alle unterschiedlicher Meinung seien. Dies ist nicht zutreffend und beruht ja auf der sehr ungewöhnlichen Situation, dass derzeit eine wissenschaftliche Debatte ungebremst öffentlich statt findet – die Öffentlichekit und große Teile der Medien (und Herr Lindner) aber keine Erfahrungen mit solchen Fach-Diskursen haben.
Ich rechne es Herrn Lanz hoch an, dass er massiv gegen diesen Trend steuert: es gibt – nach wissenschftlichen Maßstäben – keinen grundlegenden Dissens über Sars-CoV-2 zwischen Virologen und Epidemiologen! Punkt!
In Deutschland sind vom RKI per heute 166.091 Infektionen gemeldet, 1.284 mehr als gestern, insgesamt 7.119 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 139.900 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag)
Vierundfünfzigster Tag: Dienstag, 05. Mai 2020
Die Konferenzschalte der Gesundheitsminister von Bund und Ländern hat wohl einmütig ergeben: der Tourismus wird vor Pfingsten (spätestens ab 15.5.) wieder in Gang gesetzt. Allerdings mit zunächst begrenzter Kapazität und nur für Übernachtungsgäste. In Meck-Pomm und Schleswig-Holstein war das definitiv schon erwartet worden; es wird berichtet, dass dort der Buchungsstand schon vorher über den erlaubten Kapazitätsgrenzen lag. Wird es eine Lotterie für die vergebbaren Plätze geben? Erstaunlicherweise aber auch in Bayern, wo die Infiziertenzahlen am höchsten sind… Hier liegt wohl mehr Konkurrenzdenken vor als die Einschätzung der regionalen Bedingungen?
Die Flächenbegrenzung der geöffneten Einzelhandelsgeschäfte fällt auch ab sofort weg.
In Deutschland sind vom RKI per heute 164.807 Infektionen gemeldet, 947 mehr als gestern, insgesamt 6.996 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 137.400 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag)
Für mich war das heute die entscheidende Zahl: trotz Meldenachlauf vom Wochenende ist die Zahl der gemeldeten Neuinfizierten dreistellig geblieben! Diese Entwicklung scheint nun unter den gegenwärtigen Bedingungen nachhaltig zu sein. In MV sind es laut RKI-Statistik im Moment übrigens gut 10 Infizierte, davon gut die Hälfte aus den Meldungen der letzten beiden Tage… ist das die gefürchtete 2. Welle?
Dreiundfünfzigster Tag: Montag, 04. Mai 2020
Für mich wird es jetzt soannend: Wenn die Zahl der Neu-Infizierten (Getesteten) heute Nacht nicht noch einmal durch den Meldeverzug nach einem verlängerten Wochenende mit weit über Tausend hoch schnellte, wäre es ein Meilenstein in der Unterdrückung der Pandemie bei uns…
Ich habe mir heute die Kurve der Gesamtinfizierten über der Zeitachse für Deutschland einmal genauer angesehen. Gerade im Vergleich zu anderen Ländern ist (normiert auf den Beginn der Pandemie im jeweiligen Lande) bei uns eine maßgebliche Wende zum Abflachen zwischen dem 9. und 15. April 2020 zu sehen: in meiner Chronik finde ich in dem Bereich als möglicherweise entscheidende Maßnahme die EMPFEHLUNG für das Tragen der Mund-Nasenabdeckung durch die Bundeskanzlerin Merkel am 5.4.! (Noch VOR der Maskentragepflicht…) Wir selbst hatten dmit schon etwas früher begonnen.
Ich empfehle dringend die Lektüre des Webinars von das Prof. Frank Rösler am 1.Mai 2020 gehalten hat. Prof. Rösler ist Mitglied der Pandemie-Expertengruppe in der Leopoldina und erläutert hier anschaulich die quantitativ-statistische Einordnung des bisherigen Infektionsgeschehens. Dies gleich aus meiner Sicht einige bisherige Kommunikationsmängel zum Thema aus.
In Deutschland sind vom RKI per heute 163.860 Infektionen gemeldet, 6.859 mehr als gestern, insgesamt 6.831 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 135.100 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag)
Zweiundfünfzigster Tag: Sonntag, 03. Mai 2020
Auf mich als Chronist wirkt es ehrlich gesagt ziemlich dämlich, wie die Sprachregelungen der Politik der behaupteten Intelligenz der Menschen entgegen laufen: Mantra-artig wird immer wieder (wenn man in der offiziellen Konferenz-Schalte sitzt) behauptet, dass die Prozesse der „Öffnung“ nun bundesweit einheitlich geschehen sollen. Warum?
Das regionale Geschehen liegt weit voneinander entfernt: zahlenmäßig, sozial-wirtschaftlich und geografisch:
Die Zahl der (gesamt-bisher) Infizierten je 100.000 Einwohner liegt um den Faktor 7-8 auseinander zwischen Bayern (329) und Mecklenburg-Vorpommern (43), im letzteren ist die größte Stadt des Landes (Rostock) seit einigen Tagen frei von registrierten Infizierten, im gesamten MV gab es Samstag 122 registrierte Infizierte … Die Ursachen für die Entstehung der regionalen „Hot-Spots“ sind bundesweit weitestgehend bekannt.
Und in dieser Situation sollen die Regionalregierungen den Bürgern völlig stur die fast maximale Quarantäne auch des wirtschaftlichen Lebens überall gleichermaßen zumuten?
Ich plädiere für einen „intelligenteren“ Umgang mit der Situation.
In Deutschland sind vom RKI per heute 163.175 Infektionen gemeldet, 679 mehr als gestern, insgesamt 6.692 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 132.700 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag)
Einundfünfzigster Tag: Samstag, 02. Mai 2020
Seit Tagen schiebt sich die Diskussion um die Angemessenheit der bisherigen und augenblicklichen Maßnahmen in den Vordergrund. Sie wird jetzt noch mehr Nahrung bekommen, da die Neuinfizierten-Zahlen, trotz ständig steigenden Testumfangs, unter die Tausend gefallen sind. Man muss hier allerdings berücksichtigen, dass diese Zahlen gerade in die ausgeprägte „Melde-und-Test-Delle“ eines verlängerten Wochenendes fallen.
Die Diskussion ist richtig und wichtig, da die berechtigten wirtschaftlichen Existenzängste dramatisch ansteigen. Ein Abwarten bis zur Verfügbarkeit der sog. „CORONA-App“ mit essentiellen Öffnungen in der Wirtschaft erscheint mir nun unrealistisch. Da wird sich auch bald schon die Frage stellen, wieso die App, in der möglicherweise wirklich das „Heil“ liegt, so spät kommt.
In Deutschland sind vom RKI per heute 162.496 Infektionen gemeldet, 793 mehr als gestern, insgesamt 6.649 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 130.600 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag) – Es gibt derzeit also ca. 32.000 registrierte Noch- und Erst-Infizierte in ganz Deutschland … und eine unbekannte Dunkelziffer nicht bekannter Infizierter.
Die gegenwärtige Corona-Krise offenbart ein für ein Land wie die BRD massives Problem:
Aus epidemologischer Sicht wäre ein drastisches Ausgangsverbot so früh wie möglich das wirksamste Mittel zur Reduzierung der Zahl der Infizierten gewesen – verbunden mit dem sofortigen Shutdown der Wirtschaft.
In der BRD ist bei dieser Pandemie-Krise der „Shutdown“ in 3-4 Stufen gemacht worden, aber immer für ALLE pauschal im gesamten Bundesgebiet. Diese Vorgehensweise zieht den Prozess in die Länge, maximiert den wirtschaftlichen Schaden und gefährdet eine große Zahl von Existenzen… Der Staat muss gigantische Mittel ausgeben, um die schlimmsten Folgen zu kompensieren – wodurch wir in der Folge alle ärmer werden durch steigende Steuern und Preise. Es ist dabei auch schwer bis fast unmöglich, soziale Gerechtigkeit in diesem Prozess zu wahren.
Das eigentliche Ziel der Pandemie-Abwehr ist es ja: die Kontakte der Infizierten überschaubar und nachvollziehbar zu machen, Risikogruppen zu schützen – ohne die normale Wirtschaft komplett lahm zu legen.
Mein Vorschlag:
Die Auslösung eines Pandemie-Krisenfalles, bei dem das unten beschriebene System in Kraft tritt, wird von der Leopoldina begutachtet und vom Bundestag beschlossen, um potentielle Interessenkonflikte bei Regierungsmitgliedern in deser Entscheidung auszuschließen.
Eine faktische landesweite „Kontaktsperre“ ohne Shutdown der Wirtschaft wäre folgendermaßen möglich:
In der Pandemie-Situation wird das gesamte Land in klar definierte „Pandemie-Sprengel“ unterteilt. Man stelle sich vor, dass eine wabenförmige Gitterstruktur auf das Land projiziert wird: damit ergibt sich eine vollständige Abdeckung des Landes mit sechseckigen Bereichen von ca. 2 – 10 km Kantenlänge (2 – 6 km2). Die Lage der Kanten wird konkret in jedem Bereich durch Ortsränder, größere Straßenzüge etc bestimmt, wodurch unregelmäßige, zum Teil krummlinige, sechseckige Bereiche entstehen. Enge regionale Wirtschaftsbezüge werden dabei berücksichtigt, um z.B. Mitarbeiter nicht von ihren Arbeitsstellen abzutrennen. Wie groß soch ein Quarantäne-Bereich sein sollte, müssen Fachleute analysieren. Möglicherweise ist aber eine Kleinstadt als ganzes schon zu groß für eine wirksame Quarantäne.
In diesen Pandemie-Sprengeln bleibt während der Pandemie fast ALLES in Betrieb: Schulen, Einzelhandel, Dienstleister, Galerien, kleine Bühnen, Gastronomie, Kinos. Es gibt kein Kontaktverbot und kein „zu Hause bleiben“. Die einzigen generellen Beschränkungen sind ABSTANDSGEBOT, Hygiene-Vorschriften und keine Großveranstaltungen.
Und: der Pandemie-Sprengel darf nicht verlassen werden, ohne eine Genehmigung/Begründung. Urlaubsreisen sind solange ausgeschlossen. Die vorhandenen Hotels lassen sich in dieser Situation vermutlich nicht alle wirtschaftlich betreiben, da der überregionale Austausch stark begrenzt ist.
Es sollte eine zuverlässige Pandemie-Smartphone-App geben und das zuständige Gesundheitsamt verfolg strikt alle auftretenden Infektionen zurück.
Durch diese Art von „Sprengel-Quarantäne“ in wirtschaftlich-sozial funktionsfähigen Einheiten wird den Menschen vor Ort die Fortsetzung ihres normalen Lebens und die Funktion der regionalen Wirtschaft ermöglicht, mit der Sicherheit, dass eine unkontrollierte Ausbreitung großer Infektionswellen vermieden wird, bzw. Infektionsausbrüche schnell lokal beherrscht werden können.
Alle Liefertransporte des Einzelhandels, der Landwirtschaft und der Industrie, werden strikt registriert und die Übergabe von Ladungen zum Beispiel an Supermärkte wird nach einem „schleusenähnlichen“ System organisiert, damit möglichst wenig oder nur streng nach Hygieneregeln abgewickelter Kontakt mit den Bewohnern des Sprengels statt findet. Für die Fernfahrer müssen geeignete spezielle Unterkünfte (ähnlich den heutigen Asylbewerberunterkünften) mit gesonderten Quarantäne-Bestimmungen eingerichtet werden. Das sollte so ähnlich für alle Massentransporte auch der Industrie gelten, die auch eingebettet in einen oder mehrere Sprengel normal weiter arbeitet. Das System dafür wird vorinstalliert bereit gehalten. Die Kosten dafür (auch die Investitionen) trägt die Allgemeinheit.
Letzteres gilt auch für alle anderen beschriebenen Systeme und Maßnahmen, die innerhalb der kommenden 5 Jahre flächendeckend im Land eingeführt, vorbereitet und installiert werden müssen und damit das Pandemie-Krisenszenario bilden. (Konjunkturprogramm!!!)
Ich habe mich zu dem oben beschriebenen System von dem Gedanken leiten lassen, dass sich bei dieser Pandemie wohl bisher als fast einzige unumstrittene Massnahme das Abstandsgebot zwischen fremden Personen, die nicht in einem Haushalt leben, bewährt hat, um unkontrollierte Ausbreitung von Infektionen in der Öffentlichkeit zu vermeiden.
Ersetzt man nun die Einheit „Personen in einem Haushalt“ durch den beschriebenen regionalen Sprengel-Begriff und die lokale Öffentlichkeit durch das ganze Land, und definiert eine praktikable, kontrollierbare Form des „Abstandsgebotes“ zwischen den „Sprengeln“, dann schafft man eine zweite, landesweit wirksame Barriere gegen die Ausbreitung der Pandemie – bei Erhalt von schätzungsweise 85-95% der regionalen Wirtschaftsleistung und der Beschulung und Kinderbetreuung und gleichzeitig einen besseren Schutz der Menschen in Pflege- und Altersheimen. Innerhalb des Sprengels gilt weiterhin zusätzlich die Abstandsregel zwischen haushaltsfremden Personen.
Bei Auslösung dieser Art des Pandemie-Krisenfalles müssten immer vorrangig SOFORT alle Massenveranstaltungen und Urlaubsreisen verboten werden.
Während der aktuellen SARS-CoV-2 – Pandemie wird gerade deutlich, dass die gegenwärtig in der Politik bestehenden und verfügbaren Ethik-Normen nicht ausreichend sind um den entstehenden Konflikt zwischen dem drohenden Tod von Pandemie-Opfern und dem ebenfalls elementaren Erhalt der wirtschaftlich-sozialen Basis der Gesellschaft zu lösen! (Boris Palmer et al äußerten sich hierzu öffentlich naiv und unsensibel – während Wolfgang Schäuble das Themas sehr klug und sensibel angesprochen hat…). Auch der Bundesverfassungsrichter a.D. di Fabio äußerte sich gestern dazu besorgt und wies auf die bestehende Normen-Lücke hin.
In meinem parallel veröffentlichten (und täglich aktualisierten Seuchen-Tagebuch) schrieb ich heute:
Die Menschen brauchen jetzt Perspektiven, wie die Rückkehr zur Normalität organisiert werden kann. Und zwar sehr schnell! Darum muss sich die Politik kümmern – breit unterstützt von der Wissenschaft und Finanzexperten… Wozu haben wir die Akademie der Wissenschaften? Hier sitzen alle Fachrichtungen bereits organisiert zusammen! Wo es keine Modelle und Erfahrungen gibt, weil alles NEU ist, muss man alles in die Waagschale werfen. Das geht nur interdisziplinär!
Ich will hier einige Gedanken dazu zusammenfassen:
Die Antworten einzelner Experten auf die Frage, wie wir das Land wieder einschalten können, ohne in dieselbe Falle zu tappen, kann nicht von einer Fachrichtung kommen. Fragt man den Virologen, bekommt man eine Virologen-Antwort: in 1,5-2 Jahren hat sich die Epidemie (dieser einen Virus-Variante) totgelaufen … Fragt man den Kommunikations-Wissenschaftler, bekommt man Meinungsumfragen als Antwort: So viel Angst haben die Menschen auf einer Skala von 0 bis 7 …
Wenn wir jetzt im gegenwärtigen Zustand und Wissen abwarten würden, bis sich die Neu-Infektionsrate „Null“ eingestellt hat (unter der Annahme, die derzeitigen Maßnahmen reichten aus!) und lassen dann das U-Boot Deutschland wieder einfach auftauchen: dann trifft es irgendwo auf einen übriggebliebenen einzelnen Infizierten – und die ganze Prozedur würde nach 2 bis 3 Wochen wieder von vorne beginnen. Vermutlich.
Nach anderthalb Jahren einer solchen Prozedur im Stop-and-Go würden wir in einem bitterarmen Land aufwachen – neben lauter anderen genauso armen Ländern – RESET!
Bisher kennen wir nur die Infizierten-Zahlen aus ANLASSBEZOGENEN Tests (Symptome oder Kontakt zu einem Infizierten). Derzeit kennt niemand die Zahlen der wirklich infizierten Menschen bzw. der bereits immunisierten (mit vorhandenen Antikörpern).
Als Folge gibt es keinen anderen Weg, als die ganze Bevölkerung pauschal „wegzusperren“.
Wenn eine interdisziplinäre Experten-Gruppe nun die Wege zu einer wirtschaftlich vertretbaren schnellen Rückkehr unseres Landes zur „Normalität“ bei gleichzeitigem Schutz des Lebens aller finden soll, braucht sie ganz sicher aber vor allem eines: WISSEN! Wissen darum, welche Bevölkerungs- und Risiko-Gruppen in welchem Grade infiziert sind – wenn möglich auch bezogen auf jedes einzelne Individuum, das dann auch eigene Schlüsse bezüglich seines Verhaltens ziehen kann.
Dafür braucht man Tests – Tests – Tests … Millionen von Tests in möglichst kurzer Zeit müssen es möglich machen (nicht nur statistisch!) allen Menschen einen baldigen und sicheren Weg zurück zu Arbeit, Schule und Kita, Universität und Kulturleben zu ermöglichen, bevor ein Impfstoff verfügbar ist. Ich kann mir vorstellen, dass einzelne Wirtschaftsbereiche dann bald wieder fast normal arbeiten könnten, während die Hochrisikogruppe der Alten und Vorerkrankten am längsten in Quarantäne gehalten und möglichst durch NACHGEWIESEN nicht-infektiöse (vielleicht sogar immune?) Personenbetreuet werden.
Ich will nicht den Eindruck erwecken, dass ich den Weg aus dieser schwierigen Lage heraus nur andeutungsweise wüßte – aber ich sehe die praktisch einzige Lösung darin, dass die Wissenschaftler aller Disziplinen gemeinsam jetzt entschlossen nach diesem Weg suchen.
Ich bin sicher, dass die Akademie der Wissenschaften in Deutschland und die Akademien in vielen anderen Ländern sehen, dass sie hier gefordert sind! Das sind Fragen, die Politiker von Bund und Ländern nicht mehr „freihändig“ aushandeln können/dürfen.
Es swird sich sicher noch die Frage stellen, ob der Weg in die generelle Kontaktsperre und Bewegungseinschränkungen der einzige gangbare Weg war. Vielleicht hat unsere Regierung allzu EINÄUGIG durch die Virologen-Brille auf das Problem geschaut. Vielleicht wäre interdisziplinär verbundenen Wissenschafts-Pragmatikern aufgefallen, dass es mit unseren heutigen Möglichkeiten auch andere Optionen gegeben hätte. Wir leben immerhin 101 Jahre NACH 1919 … Ist Süd-Korea gerade dabei, dafür eine Blaupause zu liefern?
Hätte man vor 2 Monaten mit 5% des gegenwärtigen Scholz’schen Bazooka-Etats eine bessere Lösung finden können? (Massen-Schnell-Tests als oberste Priorität?) Wir wissen es nicht – aber wir sollten nun wirklich durch die Panorama-Brille auf unser Problem sehen.
Grundlegende Prozesse, wie die Rückkehr des Landes in eine NORMALE Situation möglich sein könnten, sollten dabei nicht nur entwickelt, sondern sehr zeitnah (wenigstens in Umrissen) auch zur Bevölkerung kommuniziert werden, denn die Ungewissheit, wie wir da wieder heraus kommen, ist für alle die größte Belastung.
Ich werde diese Krise hier täglich aus meiner Sicht als Chronist beschreiben – so objektiv wie möglich. Tag für Tag … und wenn sie 100 Tage dauert – also: „whatever it takes!“
Was heute gilt, wird morgen vielleicht schon „pulverisiert“ – daran werde ich mich in einem Jahr nicht mehr zweifelsfrei erinnern können. Darum schreibe ich Ereignisse, Gedanken und Gefühle hier auf. Es soll eine Art „Zeitkapsel“ sein. Ich habe schon einmal in meiner Jugend 8 Jahre lang ein Tagebuch geführt: von meiner Selbst-bewusst-Werdung ab Alter 12 Jahre durch die wichtigste Entwicklungsphase bis zu etwa 20 Jahren. Das Wiederlesen nach über 50 Jahren brachte mir großen Erkenntnisgewinn. Mit viel Abstand bekommen manche Dinge eine völlig neue Bedeutung.
Die Fortsetzung ab 51. Tag der Pandemie wird in einem zweiten Blog-Beitrag zu finden sein:
— Das Tagebuch liest sich chronologisch RÜCKWÄRTS (sorry!). —
Fünfzigster Tag: Freitag, 01. Mai 2020
50 Tage seit der Schulschließung am 13.03.20 … man bekommt nun eine Vorstellung von dem „langen Atem“, den wir alle dafür brauchen (kurioses Idiom für eine Atemwegserkrankung ….)!
In Deutschland sind vom RKI per heute 161.703 Infektionen gemeldet, 945 mehr als gestern, insgesamt 6.575 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 129.000 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag)
Die Meldung der Gesamtzahl der bisher Infizierten als Leitgröße zum Infektionsgeschehen beginnt für mich ärgerlich zu werden: man hat den Eindruck, dass hier mit der immer sehr hohen und immer weiter steigenden Zahl im Vordergrund „erzieherische Absichten“ verfolgt werden. Die Tatsache ist dagegen: derzeit sind in Deutschland 33.000 Menschen dem RKI als Infizierte bekannt (weil gemeldet!). Die Zahl der offiziell Genesenen übersteigt die Zahl der Neu-Infizierten derzeit täglich um das 2- bis 3-fache.
Neunundvierzigster Tag: Donnerstag, 30. April 2020
Ich habe mir Gedanken darüber gemacht, mit welchen Maßnahmen man zukünftig einer (neuen) Pandemie begegnen könnte, ohne die Wirtschaft so massiv zu schädigen, wie das jetzt gerade geschieht. Zu lesen in einem separaten Text in meinem Blog:
Wohl gemerkt: das ist eine Idee für die Zukunft – die lässt sich so leider für die aktuelle Pandemie nicht einsetzen.
Die Basis-Reproduktionszahl liegt derzeit bei 0,75 (laut RKI).
Bundeskanzlerin und Länder haben vereinbart, dass als nächstes Spielplätze (nach Regeln des jeweiligen Bundeslandes!), Zoos, Museen wieder geöffnet werden sollen/können. Es werden 10 Mio EUR bereit gestellt, damit die Einrichtungen investitionen tätigen können, um die Abstands- und Hygiene-Regeln einzuhalten.
Am 7. Mai wird ein Fahrplan zur Öffnung der Kitas vorgestellt werden.
Von vielen Seiten hört mann, dass die bisherige Teilöffnung der Schulen nicht so gut läuft und schlecht vorbereitet war.
Immer noch kein Fahrplan zur Öffnung der Gastronomie – hier meine ich, dass die Gastronomen für den Fall der Öffnung sich noch viel einfallen lassen müssen, damit sie bei Einhaltung der Abstandsregeln von ihrem Geschäft leben können.
In Deutschland sind vom RKI per heute 160.758 Infektionen gemeldet, 1.639 mehr als gestern, insgesamt 6.481 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 126.900 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag)
Achtundvierzigster Tag: Mittwoch, 29. April 2020
Heute hat die Bundeskanzlerin dem neuen Premierminister der Republik Vanuatu, Bob Loughman, zur Wahl gratuliert! Ich erwähne das nur, um zu dokumentieren, dass unsere Regierung neben Corona-Krise und KZ-Befreiungs-Jubiläen auch noch business as usual kennt. Wir sollten es auch so machen: es gibt ein Leben neben der Pandemie!
(Übrigens: Vanuatu ist ein Inselstaat – 80 Inseln mit knapp 300.000 Einwohnern – in Ozeanien, Südpazifik…)
Apropos Südpazifik: die Bundesregierung hat die Pandemie-bedingte weltweite Reisewarnung verlängert. Auf dieser Basis können jetzt für die Pfingstferien gebuchte Reisen kostenfrei storniert werden… Die Reisebranche macht vor diesem Hintergrund verstärkt mit Aktionen auf ihr Elend aufmerksam.
Neue Pandemie-Gesetze heute: Erhöhung des Kurzarbeiter-Geldes auf 80/87% ab dem 7. Monat; Beschäftigte in den Pflegebereichen bekommen eine einmalige Prämie von bis zu € 1.500; das ALG I wird jetzt länger gezahlt. Außerdem werden mehr Tests auf SARS-CoV19 durchgeführt – auch ohne Symptome und auch von der Krankenkasse bezahlt.
Ich war heute in der Hauptstraße von Heidelberg (Fußgängerzone) unterwegs: sehr viel los – aber kein Gedränge, wie sonst normalerweise in Heidelberg. Es fehlen eben die Touristen – für die Heidelberger selbst ist offensichtlich genug Platz in der Stadt, um auch noch die Abstandsregeln einzuhalten. Polizeistreifen mit Atem-Masken kontrollieren das Einhalten der Pandemie-Regeln.
Für die kleinen und mittleren Gewerbetreibenden und Unternehmen in Gastronomie, Hotelerie, Dienstleistungen wird die Situation wirtschaftlich und psychologisch immer grausamer. Aber auch das Lebensmittel-Handwerk, das zwar geöffnet ist und arbeitet, leidet immens: es fehlen ja die Gaststätten, Hotels, Partyservices, Veranstalter etc. Als Kunden! Den kleineren Familien-Brauereien, die maximal 15% Umsatz im Einzelhandel hatten, geht schon reihenweise die Puste aus.
In Deutschland sind vom RKI per heute 159.119 Infektionen gemeldet, 1.478 mehr als gestern, insgesamt 6.288 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 123.500 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag)
Siebenundvierzigster Tag: Dienstag, 28. April 2020
Das RKI beklagt, dass die Reproduktionszahl derzeit von Tag zu Tag um 0,9 herum schwankt – es ruft die Bevölkerung auf, sich weiterhin strikt an die Auflagen zu halten!
In Deutschland sind vom RKI per heute 157.641 Infektionen gemeldet, 1.304 mehr als gestern, insgesamt 6.115 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 120.400 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag)
Sechsundvierzigster Tag: Montag, 27. April 2020
Heute bin ich aus wichtigem Grunde mit dem ICE von Berlin nach Mannheim gefahren. Ich bin durch eine Zughälfte komplett durchgelaufen: außer mir und dem Speisewagen-Kellner war nur eine weitere Dame in dem Teil des Zuges! Er war bis auf 2 Minuten pünktlich in Mannheim… Ein Geister-Zug! Ich wohne jetzt als einer von 2 Gästen in einem „Geister-Hotel“.
Ausnahmsweise mal ein Blick über den Atlantik: mein Eindruck ist, dass die Dauer der Pandemie, die sich leider nicht per Dekret verbieten ließ, die Aufmerksamkeits-Spanne des dortigen Präsidenten übersteigt. Da niemand so richtig begeistert von seiner vorübergehenden täglichen Ego-Schow (vorgeblich Pressekonferenz…) war, will er nun einen „Nobel-Prize“ für Journalisten ausloben, die angemessen über seine Arbeit als Präsident berichten.
In Deutschland sind vom RKI per heute 156.337 Infektionen gemeldet, 1.144 mehr als gestern, insgesamt 5.913 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 117.400 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag)
Fünfundvierzigster Tag: Sonntag, 26. April 2020
Krisen können auch eine Chance für die politische Opposition sein, denn die Regierenden handeln mit hohem Risiko!
In den ersten sechs Wochen der Corona-Pandemie war die Oppisition quasi auf Tauchstation – sie hatte keine Themen. Die Bürger hatten am Regierungshandeln wenig auszusetzen. Die Umfragewerte der drei Oppositionsparteien sanken.
Genau an diesem Wochenende wandelt sich die politische Szene. Ein relativ heftiger Streit um die bisherige und weitere Öffnung der Bewegungseinschränkungen ist da. Das nutzen auch die Oppositionsparteien. Die FDP in Gestalt des Herrn Lindner hat nun stramm einen Kurs auf mehr Öffnung eingeschlagen – und ist für die Fortführung der Bundesligasaison. Er suggeriert, dass in den Anfängen die Virologen quasi das Land regiert hätten, und konstatiert sehr kühn, dass die Experten ja offensichtlich jetzt völlig unterschiedlicher Meinung seien.
Die Grünen (Frau Baerbock) fokussieren sich auf die Folgen für die sozial schwächeren Bevölkerungskreise (!) und ist gegen die Fortführung der Bundesligasaison und die AFD warnt (hier übrigens einig mit der FDP) vor mangelnder Verhältnismäßigkeit in den Maßnahmen, nachdem sie schon früher mit Freude konstatiert hatte, dass man ja doch die Grenzen schließen könne (nur zu spät…)..
Die Kanzlerin scheint zu bereuen, dass sie der bisherigen Öffnung zugestimmt hat und warnt jetzt fast täglich in irgendeiner Form davor, die Situation mißzuverstehen. (in diesem Zusammenhang schuf sie ein neues Wort: „Diskussionsorgie“ bzw. „Öffnungsdiskussionsorgien“.) Die Ministerpräsidenten haben nun praktisch die Verantwortung für den jeweiligen individuell ausgestallteten Weg der Öffnung übernommen.
Herr Lauterbach (SPD – nicht Opposition!) ist der lauteste Rufer in der Wüste dafür, dass die Einschränkungen noch 2-3 Wochen weiter hätten strikt aufrecht gehalten werden müssen (sein stärkster Rückhalt ist das Helmholtz-Zentrum in Braunschweig – Prof. Meyer-Hermann).
In Deutschland sind vom RKI per heute 155.193 Infektionen gemeldet, 1.018 mehr als gestern, insgesamt 5.750 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 114.500 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag)
Vierundvierzigster Tag: Samstag, 25. April 2020
Die Regierung hat den Entscheidungs-Termin (Bund und Länder) über weitere Maßnahmen um eine Woche nach hinten geschoben. Damit wird auf die Kritik der Fachleute eingegangen, dass die Wissenschaft die Auswirkung von schnellen Entscheidung-Folgen (bisher im 2-Wochen-Rhythmus) nicht annähernd sicher den getroffenen Maßnahmen zuordnen kann.
Die schnell aufeinander folgenden (1-2 Wochen) Eindämmungs-Maßnahmen am Anfang der Krise haben ja auch schon dazu geführt, dass man heute nicht mit Sicherheit sagen kann, welche Maßnahmen die wirkungsvollsten bzw. überhaupt wirkungsvoll waren!
Nach wie vor, weiß man viel zu wenig über die Infektions-Zusammenhänge. Erst jetzt hat (in Heidelberg) eine Studie begonnen, die herausfinden soll, welche Rolle kleine Kinder im Infektions-Geschehen spielen. Sehr spät! Denn die (zukünftig wieder) arbeitende Bevölkerung würde am meisten davon profitieren, wenn die Kitas wieder öffnen könnten.
Erstaunlich: in unserer gesamten Familie ist niemand als Infizierter bekannt – genauso im engeren Freundeskreis. Bundesweit! Die einzige infizierte Gruppe – die jemand kennt, den ich kenne – ist ein Bekanntenkreis eines ehemaligen Geschäftspartners, der nach Skiurlaub in Österreich komplett „durchseucht“ ist bzw. war.
Diese Erfahrung, dass das Infektionsgeschehen (wissentlich) praktisch gar nicht nahe an mich herangekommen ist, beeinflusst natürlich zwangsläufig meine Wahrnehmung. Trotzdem ist mir (mental) die Gefahr der Lage dadurch bewusst, dass ich mich gründlich und nicht einseitig informiere – und entsprechend konsequent verhalte.
In Deutschland sind vom RKI per heute 154.175 Infektionen gemeldet, 1.737 mehr als gestern, insgesamt 5.640 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 112.000 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag)
Dreiundvierzigster Tag: Freitag, 24. April 2020
Wenn sich etwas in die Länge zieht (das anfangs ganz interessant aussah: es ändert sich was? wie geht das?) und dann auch langsam auf die Nerven geht – und vor allem Tag für Tag unsicher ist, wie das weiter geht und wie das aus geht…
… dann fangen viele Menschen an, in äußeren, physischen Veränderungen (Abstand-Mundschutz-Zuhausebleiben) einen Sinn und Zusammenhang zu suchen. Das hoffen sie über die Schilderung ihrer Emotionen zu deuten. Man beschreibt seine kleinen Erfahrungen und versucht daraus auf das Große-Ganze zu schließen. Schlimmstenfalls wird uns jetzt schon von jedem die Chance-in-der-Krise angeboten.
Ganz problematisch, liebe Mitbürger: ich weiß, Ihr langweilt Euch – aber mit diesem Gefasele ist keinem geholfen, nicht einmal Euch selbst. Es gibt gerade gigantische Aufgaben im Land zu stemmen. Sucht Euch einen Ansatzpunkt, an dem Ihr in Eurer engeren Umgebung mit helfen könnt, die Situation zu verbessern. Es gibt nämlich eine Menge Menschen, die sich gerade nicht langweilen, sondern um ihre Existenz besorgt sind (und zwar zu Recht!).
Macht Euch bitte klar: Ihr werdet am Ende der Krise – das es geben wird! – nicht in einem Märchenland der Solitarität aufwachen, sondern in einem Land in dem alle ärmer geworden sind! Und nun lebt bitte mit der Realität. Mundschutz auf und durch!
In Deutschland sind vom RKI per heute 152.438 Infektionen gemeldet, 2.055 mehr als gestern, insgesamt 5.500 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 109.800 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag)
Zweiundvierzigster Tag: Donnerstag, 23. April 2020
Psychologisch erzeugt der pausenlose Sonnenschein 14 Stunden pro Tag vom blauen Himmel mit dem optimistischen Aufstreben der Natur ringsum eine irreale Situation im Wissen um die Pandemie-Situation, die geprägt ist von Unsicherheit durch fehlendes Wissen: Wissen um die Taktik des Angreifers – Wissen um das gesellschaftliche Terrain, in dem er sein Wesen treibt!
Fehlendes Wissen kann man ausgleichen – das aber braucht Zeit. Während die Zeit vergeht ändert sich aber die gesellschaftlich-soziale Situation im Land und schafft neue irreale Situationen: Pandemie-Betroffene sind schließlich nicht nur die, die erkranken oder sterben – sondern wir alle, einschließlich der zur Zeit Regierenden (oder sagen wir derzeit lieber: diejenigen, die das Pech haben in dieser Situation regieren zu müssen!) Gefeierte Helden des Gesundheitswesens, die aum jedes Menschenleben kämpften, sitzen plötzlich fast untätig in halb leeren Krankenhäusern als Einsatzreserve für den Worst-Case.
Es wird auch unter den Politikern Krisengewinner geben – es ist ja eine Art „russisches Roulette“ der Pandemiebekämpfung! Da muss einer aus wissenschaftlichen Befunden, die dafür nicht gemacht waren, im Grunde unzulässige Schlüsse und Entscheidungen für sein Regierungsgeschäft ziehen. Was der jeweilige Regierungschef/chefin entscheidet, hängt davon ab, welche Virologie-Erkenntnisse sie/er sich herauspickt und selbstverantwortlich in eine Entscheidungsgrundlage umdeutet: MP Laschet wählt die noch nicht abgesicherten OPTIMISTISCHSTEN Vermutungen aus Bonn, Kanzlerin Merkel macht die PESSIMISTISCHSTEN Vermutungen aus Berlin zur Maxime. So könnte bald einer unverdient zum strahlenden Propheten des Wiederaufstieges werden und die andere zur Cassandra der Neuzeit, die finster drohend gigantische wirtschaftliche Werte vernichtet … oder umgekehrt!
In Deutschland sind vom RKI per heute 150.383 Infektionen gemeldet, 2.337 mehr als gestern, insgesamt 5.321 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 103.300 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag)
Einundvierzigster Tag: Mittwoch, 22. April 2020
Die seit einigen Tagen veröffentlichte Kurve der Reproduktionszahl R-t über der Pandemiedauer zeigt eine rasche Abflachung nach dem 09.03. (Verbot von Massenveranstaltungen) und bereits deutliche Abnahme des Wertes am 18.03., als der Shut-down (wirtschaftlich) begann – mit schnellem Abfall auf und unter 1,0 zum Zeitpunkt der Verhängung des Kontaktverbotes.
Die Kurve für Deutschland zeigt damit genau den von Verlauf den Tomas Pueyo am 19.03.20 unter dem Titel „The hammer and the dance“ veröffentlichte. Danach hätte der „Hammer“ funktioniert – und wir wären jetzt im „Dance-Stadium“, allerdings auf einem relativ hohen Niveau. Einige Experten sagen, dass das Niveau (um 0,8 für R-t) nicht reicht, um einen zweiten schweren Ausbruch sicher zu verhindern.
Besonders stellt sich die Frage, warum der Wert nach dem Versammlungs- und Kontaktverbot nicht weiter gesunken ist. Liegt es daran, dass die Menschen doch nicht die nötige Disziplin wahrten – oder daran, dass die Baumärkte und Gartencenter weiter geöffnet waren? Sicher ist das ganze sehr kompliziert – besonders da das Wissen über das Virus und seinen spezifischen Ansteckungsprozess noch sehr dürftig ist.
Ganz sicher muss man sich ansehen, wer (Altersgruppen) wann statistisch gesehen gestorben ist. Vermutlich spielt es eine große Rolle, wie die Generationen im Land typischerweise zusammen leben. Anscheinend räumt der Tod jetzt reihenweise Alters- und Pflegeheime aus! Daher die hohen Todesraten gerade jetzt, da die (erfassten) Neuinfizierten-Zahlen zurückgehen. Was bedeutet das?
Diese offensichtlichen Widersprüche zwischen Infektionsgeschehen und den drastisch existenzgefährdenden Maßnahmen müssen schnellstmöglich von der Politik aufgegriffen werden. Hier braucht die Bevölkerung DRINGEND Antworten und Entscheidungen.
In Deutschland sind vom RKI per heute 148.046 Infektionen gemeldet, 2.352 mehr als gestern, insgesamt 5.094 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 103.300 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag)
Vierzigster Tag: Dienstag, 21. April 2020
Da die Menschen zuhause fest sitzen, wird das Internet überschwemmt mit kreativen Produktionen über diesen Quarantäne-Alltag. Hier ein besonders schönes Besipiel – sehr professionell in „Heimarbeit“ gemacht – von einer Schauspielerin (Marietta Holl):
Als vor fast 6 Wochen die ersten Maßnahmen zur Pandemie-Bekämpfung verhängt wurden hat jemand bereits prophetisch geäußert: „Später wird man sagen, dass manches, was wir jetzt tun werden unnötig oder falsch gewesen sei.“ Wir wissen alle: Politiker mussten handeln – gestützt auf fast KEINE Erfahrungen – nur auf das generelle Grundwissen von Virologen und Epidemologen. Bezüglich des aktuellen Corona-Virus war anfangs fast nicht bekannt. ( Dass seit 2012 eine gruselig genau auf die gegenwärtige Pandemie passende Studie im Bundestag vorlag, wusste damals die Öffentlichkeit noch nicht).
Allerdings sind die veränderten Lebensumstände vieler Menschen im privaten Bereich und Home Office sicher noch das geringere Problem.
Dass nun – während die Kollateralschäden der Pandemie-Abwehr in der Wirtschaft und in den Existenzen sehr vieler Menschen brutal sichtbar werden – die Diskussion über die Angemessenheit der angeordneten Einschränkungen im Verhältnis zu den entstehenden Schäden massiv losbricht, muss man akzeptieren. Wir alle erwarten, dass Wissenschaft und Politik aus dem täglich wachsenden Wissen über das Virus und seine Wechselwirkung mit der Bevölkerung SCHNELLSTMÖGLICH lernen und das Gelernte so umsetzen, dass diese Kollateralschäden minimiert werden.
In Deutschland sind vom RKI per heute 145.694 Infektionen gemeldet, 1.785 mehr als gestern, insgesamt 4.598 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 88.000 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag)
Neununddreißigster Tag: Montag, 20. April 2020
In den ersten Bundesländern werden Einzelhandelsgeschäfte bis 800 m2 Fläche unter Hygiene-Auflagen geöffnet – hoffentlich geht das gut!?
„Mutti“ Merkel hat geschimpft: für ihren Geschmack wird viel zu viel über „Öffnen“ dikutiert, während die Situation nach wie vor brandgefährlich sei!
Achtunddreißigster Tag: Sonntag, 19. April 2020
Die Abiturprüfungen beginngen morgen in den ersten beiden Bundesländern… In den anderen Ländern kehren die Abitur-Kandidaten zur Vorbereitung in die Schulen zurück. Man wünscht allen viel Glück!
Der Immunologie-Modellierer Prof. Meyer-Hermann (Helmholtz-Zentrum Braunschweig) hält die derzeitige Diskussion bei Öffnung ab R-t von 0,7-0,8 für massiv verfrüht. Er hält auf Grundlage seiner Forschung den „Grenzwert“ für R-tvon 0,2-0,3 für dringend geboten, um sicherer öffenen zu können un danach jede Infektion wieder zurück verfolgen zu können.
Die „Corona-Smartphone-App“ verzögert sich mindestens auf Mai – auch sie könnte eine Basis für mehr Freiheit sein!
In Deutschland sind vom RKI per heute 143.457 Infektionen gemeldet, 1.775 mehr als gestern, insgesamt 4.404 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 88.000 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag)
Siebenunddreißigster Tag: Samstag, 18. April 2020
Gestern haben erstmals in Berlin Bürger gegen die Pandemie-Einschränkungen „demonstriert“, indem sie auf einem Platz in jeweils 1,5 m Abstand zueinander herumgestanden haben – vereinzelt wurden Plakate hoch gehalten. Da dies gegen den 3-Personen-mit-1,5m-Abstand-Erlass verstößt, wurde die Vesammlung von der Polizei aufgelöst – es gab sogar einige Verhaftungen… Vorher hatte ich schon gelesen, dass ein Gericht ein generelles Demonstrationsverbot abgelehnt hatte. Bin gespannt auf eine Klärung. Sollte doch alles auch digital gehen… wird die On-Line-Petition die neue Demonstration?
Ich vermute mal, dass auch andere Wirtschaftsbereiche – nach den Landwirten – es jetzt lernen werden (müssen), politischen Druck aufzubauen.
Der Druck, denn Schülervertreter aufzubauen versuchen, dafür, dass keine Abiturprüfungen stattfinden, wird wohl in die Geschichtsbücher eingehen… Wieder hat Herr Leo da eine ganz wunderbare Kolumne zum Thema verfasst (Berliner Zeitung).
In Deutschland sind vom RKI per heute 139.897 Infektionen gemeldet, 2.458 mehr als gestern, insgesamt 4.294 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 88.000 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag)
Sechsunddreißigster Tag: Freitag, 17. April 2020
Heute veröffentlicht das RKI überraschend, dass der Reproduktionsfaktor des Virus auf 0,7 gesunken sei. Damit wird begründet, dass die ersten Lockerungen verantwortbar seien.
Damit soll die Nach-Verfolgbarkeit der Neuinfektionen wieder möglich werden. Von der sog. Corona-App hat man lange nichts mehr gehört…
Es ist jetzt die sechste Woche – da haben auch die letzten „plötzlich“ gemerkt, dass die sogenannten „Infizierten-Zahlen“ ja nur die Zahlen der Tests widerspiegeln und dass es da eine „Dunkelziffer“ gebe… (Da wird es schon langsam interessant zu erfahren, wieviele in der Bevölkerung BEHAUPTEN, dass sie den Podcast von Drosten hören – und wieviele ihn WIKLICH hören. Diese Dunkelziffer muss enorm sein!) Die Ignoranz besitzt auch bei uns teils schon Trump’sche Ausmaße.
In Deutschland sind vom RKI per heute 137.439 Infektionen gemeldet, 3.609 mehr als gestern, insgesamt 4.110 Todesfälle bisher. Ca. 85.400 sollen bereits genesen sein. (aktualisiert um 8:00 h Folgetag) Wichtig: nicht auf die Zahl der Neu-Infektionen fixieren: die stammen stets aus MEHREREN (4-5) MELDE-DATEN!
Fünfunddreißigster Tag: Donnerstag, 16. April 2020
Die Lage ist in den Kliniken in Deutschland relativ ruhig. Verschiebbare OPs finden immer noch nicht statt. Intensiv- und Beatmungs-Kapazitäten wurden ausgebaut stehen nun (erfreulicherweise) leer – in einer Riesen-Klinik wie der Charité über 600 Betten!
Die Bundeskanzlerin hat bei ihrer Abstimmungsrunde mit den Länderchefs gestern erstmals von Seiten der Politik die Zielgröße „Reproduktionsrate R-t“ des Virus in den Vordergrund gestellt und sehr klar beschrieben, wie wichtig es ist, dass diese Größe <1 ist oder wird.
Sie hat wohl gemeint, dass dies das neue Ziel der Pandemie-Politik der Regierung sein soll – hat aber keinen Zielwert (DEUTLICH unter Eins) kommuniziert. Das schein mir ein Mangel zu sein – der sich aber leicht korrigieren ließe …
Tatsächlich ist es (wie von Merkel ja auch anschaulich und ausführlich erläutert) extrem wichtig, diesen Wert herunter zu drücken, damit wieder alle Infektionswege zurück verfolgt werden können. Es schein so, dass die CHANCE für ein solches Beherrschen der Pandemie bis zur Verfügbarkeit einer Impfung, nur in wenigen Ländern außer Deutschland überhaupt besteht. Ich hoffe, dass wir sie nutzen können!
Der allseitige Druck auf eine „Öffnung“ ist enorm groß geworden. Tatsächlich ist der Gedanke, „dass die Medizin nicht tödlicher sein solle als die Krankheit“ völlig richtig und berechtigt.
In Deutschland sind vom RKI per heute 133.450 Infektionen gemeldet, 3.380 mehr als gestern, insgesamt 3.868 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 81.800 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag)
Die Zahl der Genesenen steigt jetzt ständig deutlich stärker als die Zahl der Neuinfektionen. Allerdings bleibt die (akkumulierte) Zahl der Infizierten noch immer nicht konstant.
Vierunddreißigster Tag: Mittwoch, 15. April 2020
Nun also der erste offizielle FAHRPLAN von Bund und Ländern für die ersten Schritte der Öffnung aus dem Schutdown. Erklärtermaßen einheitlich für alle Bundesländer – wenn man aber genau hinschaut sind spezielle Daten, wie etwa die partielle Öffnung der Schulen für aktuellste Prüfungsklassen, schon sehr unterschiedlich vom 20.04. in NRW bis zum 11.05. in Bayern. Sicher ist das sogar sinnvoll – aber daran sieht man schon, dsss es nun sehr kompliziert werden wird.
Der Grund dafür: wir stochern immer noch im Nebel – wissen zu wenig über das Virus!
Die Ausgangsbeschränkungen sind auf jeden Fall erst einmal wieder um 2 Wochen verlängert (bis 3.5.20). Aber Einzelhandelsgeschäfte bis 800 qm Fläche können ab 20.4. öffnen – Frisöre wieder ab 4.5. – nach entsprechender Vorbereitung auf (welche?) Hygienemaßnahmen…. Es gilt generell dringende Empfehlung zum Maskentragen in kritischen Bereichen (ÖPNV, Supermarkt, …).
Am 30.04. wird wieder neu über das weitere Vorgehen entschieden – das Land fährt auf Sicht – die Wirtschaft hätte gerne mehr Sicherheit, die gibt es aber nicht.
In Deutschland sind vom RKI per heute 130.830 Infektionen gemeldet, 2.866 mehr als gestern, insgesamt 3.569 Todesfälle bisher. (aktualisiert um 8:00 h Folgetag)
Dreiunddreißigster Tag: Dienstag, 14. April 2020
Der Reproduktionsfaktor R-t des Virus in unserer Bevölkerung (Landesdurchschnitt!) liegt wohl gerade bei ca. 1 – eine kritische Schwelle, die aber deutlich unterschritten werden sollte.
Jetzt spalten sich die Lager erkennbar in die auf, die jetzt möglichst schnell erste Schritte machen wollen und die, die erst noch eine klar konsolidierte Ausgangsbasis für die Öffnung haben wollen. Es gibt sogar noch eine weitere kleine Fraktion, die befürwortet, die Einschränkungen noch 2 Wochen lang zu VERSCHÄRFEN. Am 15.4. findet wieder eine Abstimmung mit der Bundeskanzlerin statt. Es besteht echte Sorge, dass wir, bei einer heftigen Umkehrbewegung das mit dem Hintern wieder einreißen könnten, was wir in 5 Wochen aufgebaut haben!
Jetzt wird auch in der seriösen Wissenschafts-Öffentlichkeit über den Ursprung des Virus und das Auslösen der Pandemie (in Wuhan) debattiert. Markt oder Labor?
Unabhängig von der „Schuldfrage“: Wenn man sich die Möglichkeit von Unfällen in Virenforschungseinrichtungen in Verbindung mit den daraus (realistisch) resultierenden weltweiten Folgen ansieht, so erscheint es mir nicht übertrieben, diese Einrichtungen sämtlich WELTWEIT unter eine strikte internationale Kontrolle zu stellen. Da das Versagen eines Einzelnen in einem Labor ja NIE auszuschließen ist, wäre grundsätzlich ein zweites örtliches „Schleusensystem“ um solche Einrichtungen herum notwendig!
Ein weiterer Punkt macht mir derzeit große Sorgen:
Wir werden gerade in einen schaurig-schönen Kokon des folgenden Narrativs eingesponnen: „Deutschland könne sich die drastischen Maßnahmen, die zum Abbremsen der Pandemie eingesetzt werden (wirtschaftlich) gut leisten, weil es ja finanziell solide da stehe. Deutschland hat das beste Gesundheitssystem der Welt.“ (Ich fände es angemessener, sich ein GUTES Gesundheitssystem zu attestieren, angesichts der eklatanten Lücken, die es auch hier gibt …)
Wahr ist meines Erachtens: Niemand weiß derzeit, ob sich IRGENDJEMAND – egal wie solide er vorher gewirtschaftet hat – „dies leisten kann“, was gerade geschieht. Niemand weiß, wie viel von dem Wohlstand, der unbestreitbar in den letzten 30 Jahren weltweit dazu gewonnen wurde, danach verschwunden sein wird – oder noch mehr… Niemand weiß heute schon, ob das Scheiß-Virus die Völker dieser Welt noch brutaler spalten oder zur Solidarität mahnen wird!
Die Aussicht, dass es Deutschland weniger brutal erwischen könnte als andere ist meines Erachtens noch kein Grund, sich jetzt schon öffentlich Orden an die Brust zu heften! Macht erst mal Euren Job – so gut Ihr könnt!
Tatsache ist: wir haben den EURO als Währung – und sitzen in Europa (fast) alle im selben Boot!
Die Position von Deutschland in dieser Krise ist weltweit nicht unbemerkt geblieben: relativ viele Infizierte (da viel getestet – dies ist wohl derzeit der EINZIGE Einflußparameter) – dafür extrem wenige statistische Todesfälle (bisher). Disziplinierte Bevölkerung. Rational handelnde Regierung. Mäßige Staatsverschuldung VOR der Krise … Das ist alles offensichtlich richtig. Leider posaunen einige derzeit heftig heraus, dass aufgrund dieser Parameter, Deutschland als Krisengewinner aus der Sache hervorgehen wird. Das Ungute ist: soweit ich das erkennen kann, sind das Stimmen (Investoren), die wirtschaftlich davon profitieren wollen, indem sie damit Wasser auf ihre Mühlen leiten! Diese Rechnung aber wird nicht aufgehen: Deutschland wird – wenn es TATSÄCHLICH so als Gewinner aus der Sache hervor ginge – die Krisengewinne sicher nicht alle in die eigene Tasche stecken können.
Es gibt eine Epidemie, die mindestens so schädlich ist, wie das Corona-Virus: den Neid! Den braucht derzeit nun wirklich niemand noch zu befeuern.
In Deutschland sind vom RKI per heute 127.584 Infektionen gemeldet, 2.486 mehr als gestern, insgesamt 3.254 Todesfälle bisher. (aktualisiert um 7:30 h Folgetag)
Der verstärkte Anstieg der Todesfälle ist in den letzten 3-4- Tagen tatsächlich konstant hoch – bei sinkenden Infizierten-Zahlen… (grob gesagt: 10% mehr Tote bei 2% mehr Infizierten.)
Zweiunddreißigster Tag: Oster-Montag, 13. April 2020
Die Leopoldina hat nun ihre dreitte Ad-hoc Stellungnahme zur Pandemie veröffentlicht. Diese ist nun wesentlich umfangreicher und befasst sich mit den Bedingungen der Aufhebung von Beschränkungen und sinnvollsten Schritten zur Rückkehr richtung Normalität.
Das Papier macht deutlich, wie kompliziert Politik in den nächsten wochen werden wird. Die beschreibungen legen auch nahe, dass zwar ein generell gültiges (aber ständig überprüftes) Vorgehen gewählt werden soll, dass dies aber entsprechend der lokalen Situation regional unterschiedlich ausfallen kann. Monitoring hat allerhöchste Priorität! In der Ersten Linie der Wiederöffnungen stehen Kitas, Schulstufen für jüngere Kinder (bis 9./10. Klasse), Einzelhandel, Gastronomie – unter den gültigen Verhaltensregeln.
Frankreich hat nach 4 Wochen Ausgangssperre, diese heute um weitere 4 Wochen verlängert! Spanien wird Geschäfte und Produktionsfimen wieder öffnen.
In Deutschland sind vom RKI per heute 125.098 Infektionen gemeldet, 2.082 mehr als gestern, insgesamt 2.969 Todesfälle bisher. (aktualisiert um 8:15 h Folgetag)
(Der verstärkte Meldeverzug über die Osterfeiertage spiegelt uns hier augenblicklich einen unrealistisch starken Rückgang der Infektionen vor! das wird sich in den nächsten tagen normalisieren…)
Einunddreißigster Tag: Oster-Sonntag, 12. April 2020
Das „Konzert“ der Politiker- und Fachleute-Meinungen verdichtet sich um den Termin 19.04.2020 als Beginn der ersten Öffnungsmaßnahmen (wahrscheinlich Schulen und Kitas).
Immer klarer wird auch, dass dies einige sehr große Anstrengungen voraussetzt in den Bereichen Schutzausrüstungen für das medizinische Fachpersonal und Intensität der Tests sowohl der infizierten als auch der immunisierten Bevölkerungsteile – zunächst mit Schwerpunkt auf das medizinische Fachpersonal.
Gesichert scheint zu sein, dass nicht nur die Kurve der Gesamt-Infizierten abflacht, sondern auch die der Todesfälle. Bei dem gegenwärtigen Bild ist aber zu berücksichtigen, dass wir grade in eine breite (Oster-)Wochenend-Delle hineinlaufen, in der weniger getestet wird als sonst…
Das war ja das erste Ziel, das sich nun in der kommenden Woche stabilisieren muss.
In der Statistik steigt nun die täglich ermittelte Zahl der Genesenen schneller als ide der Infizierten!
In Deutschland sind vom RKI per heute 123.016 Infektionen gemeldet, 2.537 mehr als gestern, insgesamt 2.799 Todesfälle bisher. (aktualisiert um 8:15 h Folgetag)
Dreißigster Tag: Sonnabend, 11. April 2020
Der MP von NRW, Armin Laschet, prescht mit Statements vor, dass – zwar nicht sofort, aber – bald und dann zügig-schrittweise die Einschränkungen für Wirtschaft und Öffentlichkeit zurückgefahren werden sollten. Dies solle dann verbunden bleiben mit strengen Verhaltensmaßnahmen wie Abstandsgebot und Mundschutz tragen in der Öffentlichkeit.
Dieser Empfehlungskatalog fußt auf der Beratung durch ein NRW-eigenes Beraterteam aus Naturwissenschaft, Medizin und Wirtschaft, deckt sich aber auch weitgehend mit den Empfehlungen der Gruppe um Fuest und Lohse.
In Deutschland sind vom RKI per heute 120.479 Infektionen gemeldet, 2.821 mehr als gestern, insgesamt 2.673 Todesfälle bisher. (aktualisiert um 8:00 h Folgetag)
Neunundzwanzigster Tag: Freitag, 10. April 2020
Es soll eine Klage beim Verfassungsgericht anhängig sein gegen die Einschränkungen der Bundesregierung (Anwältin aus Heidelberg…).
Die Kolumne von Maxim Leo in der Berliner Zeitung von heute früh (11.4.) ist das witzigste, was ich seit langem gelesen habe. Er schmuggelt seine Patentante über die grüne Grenze nach Mecklenburg!
In Deutschland sind vom RKI per heute 117.658 Infektionen gemeldet, 4.133 mehr als gestern, insgesamt 2.544 Todesfälle bisher. (aktualisiert um 7:30 h Folgetag)
Achtundzwanzigster Tag: Donnerstag, 09. April 2020
Heute Abend hat Prof. Streeck (uni Bonn – in der Talkshow bei Markus Lanz) erste Teilergebnisse der ersten repräsentativen Studie über die TATSÄCHLICHEN Infizierten- und Immunisierten-Zahlen, die im Kreis Heinsberg (Gemeinde Gangelt – Ort der berüchtigten Kappensitzung) durchgeführt wurde, vorgestellt (Teilergebnisse – aber eher „konservativ“ abgeschätzt). Danach sind im Ort Gangelt 15% der Bewohner bereits immunisiert, die „Todesrate“ beträgt auf die Gesamtzahl der Infizierten 0,37% – hochgerechnet auf die Gesamtbevölkerung bezogen könnten nach diesen Zahlen 0,06% der Bevölkerung sterben.
In derselben Sendung war auch der Leiter der Pathologie in Hamburg zugegen. Hamburg führt – als einziges Bundesland – eine Bestimmung der Todesursache an allen an/mit COVID-19 Verstorbenen durch. Die Erkenntnisse an bisher 40 Untersuchten, die nach RKI-Kriterien „COVID-19-Todesfälle“ in der Statistik wären: nur 33 davon sind an COVID-19-spezifischen Erkrankungsbildern der Atemwege gestorben – davon hatten ALLE (einfache oder multiple) Vorerkrankungen, auch die jüngeren (52 Jahre). Das heißt: in Hamburg ist bisher kein Einziger Patient OHNE Vorerkrankung an COVID-19 gestorben.
In mehreren Fällen waren den Verstorbenen selbst diese Vorerkrankungen nicht bekannt. Einige der Verstorbenen waren an Herzinfarkt oder anderen Todesursachen verstorben – diese Menschen sind also MIT dem SARS-CoV-2-Virus gestorben, aber nicht AN COVID-19! Dieser Befund senkt die bisher ermittelte Todesrate zusätzlich um einen noch unbekannten Prozentsatz (15-20%?). Die Hamburger Zahlen dürften wohl nur bedingt als repräsentativ gelten.
Die neue Mortalitäts-Abschätzung der Uni Bonn ist damit ca. 1/5 so hoch wie der bisher von der Johns Hopkins Universität angenommene Wert von 1,98.
Prof. Streeck wies darauf hin, dass diese Studie durch weitere regionale Studien bestätigt werden sollten oder müssten!
Man kann davon ausgehen dass diese Erkenntnisse es der Politik jetzt leichter machen werden, die Abwägung zwischen gesundheitlichen und wirtschaftlichen Aspekten der Pandemie neu und der Lage angepasst vorzunehmen.
In Deutschland sind vom RKI per heute 113.525 Infektionen gemeldet, 5.323 mehr als gestern, insgesamt 2.373 Todesfälle bisher. (aktualisiert um 8:10 h Folgetag)
Siebenundzwanzigster Tag: Mittwoch, 08. April 2020
Kein Eintrag: heute hatte ich meinen Corona-Koller…
In Deutschland sind vom RKI per heute 108.202 Infektionen gemeldet, 4.974 mehr als gestern, insgesamt 2.107 Todesfälle bisher. (aktualisiert um 8:10 h Folgetag)
Sechsundzwanzigster Tag: Dienstag, 07. April 2020
Heute wird vielleicht (?) deutlich, was die Experten in den letzten Tagen meinten, als sie sagten, der heftigste Teil käme noch: Anstieg der Infiziertenzahl um ca. 4% zum Vortag (anscheinend eine Abflachung), aber sprunghafter Anstieg der Todesfälle (an oder mit Coronavirus) um fast 16% zum Vortag. Aufgrund der Dynamik der Infektionsverläufe wird das vermutlich mindestens eine Woche so weiter gehen.
Heute schiebt sich plötzlich die Ad-Hoc-Empfehlung des Deutschen Ethikrates in den Vordergrund, die nach meinen Informationen aber schon am 27. März abgegeben worden ist.
Zugegebenermaßen ist es sehr schwierig, die Vorgänge in einer Krise wie dieser aus ethischer Sicht zu bewerten. Nicht so schwierig in dem Teil, in dem eigentlich nur der Verfassungsauftrag an die Handelnden erläutert werden muss (Einschränkung der bürgelichen Freiheiten) – fast unmöglich jedoch erscheinend, wo Ärzte in diesem Papier Hilfe suchen für Situationen, denen sie in absehbarer Zeit eventuell in Einzelfällen ausgesetzt sein werden: die Triage bei nicht ausreichender Zahl der Beatmungsplätze … So gibt das Papier anscheinend nicht viel mehr Sicherheit für den einzelnen Arzt, als er nach den bisher gültigen Regeln ohnehin hatte.
Ich fand es sehr positiv, dass der Ethikrat die Frage des Diskurses über den „Ausstieg“ aus dem Lockdown des Landes gefördert und gefordert hat (entgegen den Wünschen der Bundeskanzlerin, die ihn eher unterdrücken will).
Dabei kommt aber doch ein ungutes Gefühl bei mir auf: der Ethikrat hat sich jetzt offensichtlich DIREKT an die Öffentlichkeit gewendet – nachdem schon seit über einer Woche seine Stellungnahme von der Regierung möglicherweise unterdrückt wurde? Denn da der Ethikrat von der Bundeskanzlerin (auch 50% ganz direkt) berufen wird, erhält auch sie die Stellungnahmen zuerst – und müsste/sollte diese dann veröffentlichen. Wenn das so ist (wie bei den „Wirtschaftsweisen“…) dan ist das schon ein sehr bemerkenswerter Vorgang!
In Deutschland sind vom RKI per heute 103.228 Infektionen gemeldet, 4.003 mehr als gestern, insgesamt 1.613 Todesfälle bisher. (aktualisiert um 7:50 h Folgetag)
Fünfundzwanzigster Tag: Montag, 06. April 2020
Die Situation wirkt immer gespenstischer – die Natur um uns herum platzt vor Vitalität aus allen Nähten, das strahlendste Frühlingswetter wird als Sahnehäubchen darauf gesetzt – und wir leben in dem Bewusstsein, dass uns eine unsichtbare, tödliche Seuche bedroht… Eine geradezu „kafkaeske“ Lebenserfahrung, auf die wir alle gerne verzichtet hätten!
Aber wir müssen da durch! Ich hätte nur noch einen Wunsch, ehe ich – vielleicht doch noch – als Risikogruppenmensch dahin gerafft werde: dass ich ab sofort nicht mehr von bald JEDER mehr oder weniger berufenen Feder lesen muss, dass darin ja sicher eine CHANCE für uns alle bestehe…
Liebe Corona-Kitsch-Kommentatoren unseres Landes: ja, es besteht die Chance, daran zu sterben! Und zwar für eine Menge weiterer Menschen. Ich weiß, dass wir alle eines Tages sterben müssen. Es scheint auch so zu sein, dass viele von denen, die jetzt betagt mit dem Virus gestorben sind, ohnehin in den nächsten Monaten und (wenigen) Jahren gestorben sein würden – aus meiner Sicht sind es besonders die Bedingungen, unter denen da nun teilweise „gestorben wird“: ohne Möglichkeit sich zu verabschieden, unbegleitet. Das wünscht sich keiner von uns.
Die Seuche ist nun weltweit und Land für Land in einem Stadium angekommen, in dem sich eine Menge Wissen und Erfahrungen angesammelt haben. Das ist die Situation, in der man versucht, ein Gesetz oder wenigstens ein typisches Bild zu erkennen, aus dem man für das zukünftige Handeln und Verhalten Schlüsse ziehen kann. Fachleute tun das und ziehen erste Schlüsse. Schaut man aber auf die vielen verschiedenen Länder, in denen der Epidemieverlauf beriets eine gewisse „Reife“ erreicht hat, sieht man eine verwirrende Vielzahl von Mustern.
Es ist klar, dass man aus den Infiziertenzahlen ohnehin keine validen Schlüsse ziehen kann: dazu ist deren Erfassung, Meldung etc. viel zu unterschiedlich und fast auch zufällig. Aus der Zahl der Toten kann man schon eher Schlüsse ziehen – denn die sind nun mal eine Tatsache (obwohl… AN Virus oder MIT Virus gestorben?).
Der Welt um Deutschland herum ist nun allerdings wesentlich deutlicher aufgefallen als und selbst, dass der Verlauf in Deutschland besondere Merkmale hat. Da wird draußen schon von der „Deutschen Anomalie“ gesprochen. Das ist in einem New York Times Artikel am Wochenende behandelt worden:
Bemerkenswert, wie „eingeigelt“ wir anscheinend in der Epidemie-Situation hierzulande schon sind, dass uns hier in Berlin die dort beschriebenen HEIDELBERGER Verhältnisse per heute unbekannt waren – oder liegt es an der Zeitung, die wir lesen?
Die Bundeskanzlerin hat gestern wieder ruhig und ausdrücklich darauf hingewiesen, dass jetzt nicht der Augenblick gekommen ist, etwas zu lockern. Das eigenverantwortliche Tragen von Schutzmasken wird nun empfohlen (das tun wir schon etwas länger…).
Es werden für mittelständische Firmen (15 … 250 Mitarbeiter) jetzt auch Kredite mit 100% Bürgschaften bereit gestellt (mit gewissen Bedingungen – z.B. dass die Unternehmen 2019 schon existierten und eine positive Bilanz hatten…).
In Deutschland sind vom RKI per heute 99.225 Infektionen gemeldet, 3.677 mehr als gestern, insgesamt 1.434 Todesfälle bisher. (aktualisiert um 8:10 h Folgetag)
Vierundzwanzigster Tag: Sonntag, 05. April 2020
Es ist weitgehend Konsens, dass die Zahl der „offiziell Infizierten“ – d.h. positiv GETESTETEN – nicht mehr exponentiell steigt. Sie nimmt aber weiterhin zu. Für viele ist es jetzt schwer zu verstehen, dass Experten immer wieder auch jetzt sagen, dass wir erst „am Anfang“ dieser Pandemie stehen. Wenn man weiß, dass die COVID-19 Pandemie-Welle noch eineinhalb Jahre viral sein wird, stimmt die Aussage aber ganz sicher. Das Virus ist in 100 Tagen auch nun einmal um dien Erdball gewandert – dadurch dass die lokalen Pandemie-Schübe aber teilweise um viele Wochen zueinander verschoben sind, können die Experten, wenn sie international eng zusammenarbeiten, viel von den „Vorgängern“ lernen. Daran sieht man aber auch, wie wichtig es ist, dass in allen Staaten die wahren Daten veröffentlicht werden!
In Deutschland sind vom RKI per heute 95.391 Infektionen gemeldet, 3.834 mehr als gestern, insgesamt 1.607 Todesfälle bisher. (aktualisiert um 8:10 h Folgetag)
Mit diesem Bild (Quelle: RKI) der Neuinfektionen in Deutschland ist nun klar, dass an den Wochenenden einfach weniger getestet wird und die „Einschnitte“ nicht die Auswirkungen konkreter Maßnahmen darstellen. Eine Beurteilung der Daten „von-Tag-zu-Tag“ ist für den Laien nicht möglich! Erkennbar aber doch, dass die „Vierte Welle“ in der vergangenen Woche nur noch wenig höher war als davor… Ein exponentieller Anstieg sähe anders aus.
Dreiundzwanzigster Tag: Samstag, 04. April 2020
Mein COVID-19-freier Tag… nichts Neues…
In Deutschland sind vom RKI per heute 91.715 Infektionen gemeldet, 5.936 mehr als gestern, insgesamt 1.342 Todesfälle bisher. (aktualisiert um 8:10 h Folgetag)
Zweiundzwanzigster Tag: Freitag, 03. April 2020
Mein Drängen auf die frühzeitige Vorbereitung und Kommunikation eines Ausstiegs-Szenarios aus den Pandemie-Beschränkungen (vor allem für die wirtschaftliche Lage ALLER Bürger) hat zu intensiver Debatte innerhalb der Familie geführt.
Es gibt zwei Lager innerhalb unserer Familie:
Pro – das bin praktisch ich alleine – die Regierung soll JETZT deutlich zwei Dinge kommunizieren: a) Ja wir arbeiten mit Hochdruck daran und lassen uns von allen wichtigen Disziplinen beraten; b) wir wägen täglich die uns bekannten Folgen des Shutdowns und der Einschränkungen gegen die Folgen der eigentlichen Pandemie gesundheitlich, wirtschaftlich, sozial ab. Ich will jetzt allerdings auch nicht, dass die konkreten möglichen Ausstiegs-Modelle, ehe sie ausgegoren sind, öffentlich debattiert werden.
Contra – wenn man das macht, wird die mühsam erreichte – relativ hohe – Disziplin sofort zunichte gemacht: zu viele Menschen könnten nicht differenzieren zwischen der Debatte über dem Ausstieg und der Tatsache dass die Situation trotzdem immer noch notwendige Beschränkungen erfordert.
Mein Argument dagegen: die Menschen, die zu solchen intellektuellen Leistungen der Differenzierung nicht in der Lage sind, sitzen nicht nach 23:00 h und sehen/hören in voller Konzentration intellektuellen Runden bei Illner oder Lanz zu.
Glücklicherweise bin ich ja nicht ganz allein: schon zum zweiten Mal nach dem 21.März hat ja die Akademie der Wissenschaften ein Statement dazu veröffentlicht:
und gestern hat eine Gruppe deutscher Wissenschaftler unter der Koordination von Clemens Fuest (oekonom) und Martin Lohse (Mediziner) ein Papier veröffentlicht:
Wenn man nur relativ kurz darüber nachdenkt ( also: den ganzen Tag…) stellt man fest:
Nein, es kann und wird nicht so laufen, dass die Regierung den Schalter wieder umlegt – und es ist alles wie vorher! Das wird ein extrem anspruchsvolles Stück Krisenmanagement!
In Deutschland sind vom RKI per heute 85.778 Infektionen gemeldet, 6.082 mehr als gestern, insgesamt 1.158 Todesfälle bisher. (aktualisiert um 8:10 h Folgetag)
Auch inklusive der „nachgemeldeten“ Infiziertenzahlen an den Vortagen ist die „4. Welle“ nun anscheinend wirklich niedriger als die dritte. Für Berlin noch deutlicher als für den Bundesdurchschnitt.
Einundzwanzigster Tag: Donnerstag, 02. April 2020
Es wird immer deutlicher: nun werden neben den Erkenntnissen der Virologen immer wichtiger die der Epidemiologen und sog. „Modellierer“ (meistens Physiker – denn Mediziner sind in Mathematik meist eher schwach) – nämlich wenn es darum geht, wie es weiter gehen soll!
Dazu gehören dann natürlich auch alle Disziplinen, die sich mit Psychologie und Wirtschaft befassen, um das GESAMTBILD zu zeichnen.
Mann kann es der Politik gerade nicht oft genug sagen: die „normalen“ Menschen haben das Gebot der Stunde begriffen und verhalten sich längst so! Und die müssen jetzt hören, dass man sich ganz entschieden befasst mit der Minimierung der Schäden bei nicht-coronabedingten Gesundheitsproblemen und bei den existenziellen wirtschaftlichen Fragen aller Menschen und Unternehmen. Die Frage der VERHÄLTNISMÄSSIGKEIT muss jeden Tag aufs Neue gestellt werden!
Die Menschen, die sich derzeit nicht an die pandemiebedingten Regeln halten, müssen bestraft werden (ja, Herr Lanz!), denn sie handeln VORSÄTZLICH. Das ist kein Kavaliersdelikt. Denn gleichzeitig stehen die Gesundheit, Existenznot und Arbeitplätze wegen des Shutdowns auf dem Spiel. Jeder Tag, den wir FRÜHER aus dem Shutdown heraus kommen rettet Leben und Existenzen!
Sehr Überraschend: die Investitionsbank Berlin hat binnen knapp einer Woche – trotz anfänglicher IT-Probleme! – 100.000.000,00 € an die Selbständigen und Kleingewerbler bereits AUSGEZAHLT! Großartig!
Es gibt vorsichtig zu bewertende erste Anzeichen, dass die Infektionszunahme gedämpft ist – sehr schwierig aus den RKI-Daten herauszufiltern, da die sogenannte tägliche Melderate von neuen positiven Testergebnissen sich auf bis zu 6 vorangegangene Meldetage verteilen können. Die von mir gestern festgestellte „vierte Infektionswelle“ scheint aber niedriger zu bleiben als die dritte.
In Deutschland sind vom RKI per heute 79.696 Infektionen gemeldet, 6.174 mehr als gestern, insgesamt 1.017 Todesfälle bisher. (aktualisiert um 8:10 h Folgetag)
P.S.: In unserem Briefkasten landete heute ein Lieferangebot für Speisen eines Restaurants um die Ecke (Restaurant Karolinenhof). Normalerweise kochen wir täglich selbst. Aus Solidarität für die Wirte haben wir spontan für den selben Abend Essen bestellt (verschiedene Flammkuchen) – und wurden mit der Erkenntnis belohnt, dass die Küche dort ganz ausgezeichnet ist!
Bezahlung? Bar – und zwar folgendermaßen: Scheinchen in einen Gefrierbeutel gesteckt – überreicht mittels des langen Boden-Greifers aus meiner Hüft-Reha! Abstand!
Zwanzigster Tag: Mittwoch, 01. April 2020
Die Verlängerung der Kontaktsperre bundesweit bis zum 20.04.20 ist nun in Kraft. Die Bundeskanzlerin hat in einer Sprachnachricht gleichzeitig „einen Deckel gelegt“ auf die für die Bürger brennende Frage: „wie wird es wann weiter gehen?“. Das kommt nicht gut an. Es wird auch nicht möglich sein! Das hieße, das Vertrauen der Bürger zu sehr zu strapazieren. Die Politik muss jetzt unbedingt kommunizieren, dass sie nicht untätig auf den 19.4. wartet, um zu entscheiden, wie es weiter geht, sondern mit allen Fachleuten im Hintergrund mit HOCHDRUCK an den Szenarien arbeitet, wie das Land wieder in den Normalzustand kommt. Wenn das nicht bald angemessen kommuniziert wird, rutscht die Regierung in eine Kommunikations-Katastrophe! Diese Gesellschaft ist keine Schulklasse, Frau Merkel, der man nur die Häppchen an Information zuteilt, die die Regierung für nötig erachtet!
Wir sind selbst Zeugen der Situation von Mitbürgern, die jetzt persönlich in eine Extrem-Situation geraten sind und fürchten alles zu verlieren, was sie mit enormen Anstrengungen in Jahrzehnten aufgebaut haben. Das wird auf seine Weise enorme andere gesundheitliche Probleme generieren als die Pandemie ihrerseits! Kleinere Familienunternehmen – jene, die den Wohlstand unseres Landes entscheidend mit geschaffen haben! – sind da wohl am stärksten betroffen.
Bei den größeren Unternehmen wird sich jetzt bald die Spreu vom Weizen trennen. Als erstes großes Unternehmen hat Karstadt/Kaufhof (30.000 Mitarbeiter) ein Schutzschirmverfahren beantragt. Ein Unternehmen, dessen Finanzen so auf Kante genäht sind, dass die Banken selbst das restliche Kreditrisiko von 10% nicht tragen wollen! Auch hier werden die betroffenen Gläubiger in großer Zahl kleinere Mittelständler sein, die ohnehin von der Pandemie selbst stark betroffen sind.
The WINNER TAKES IT ALL: und der heißt AMAZON!
Es entstehen nun Situationen, die sich bis vor Kurzem niemand hätte vorstellen können:
Mecklenburg-Vorpommern hat seine Grenze zu den anderen Bundesländern geschlossen! Das Land hat niedrige Infiziertenzahlen und will sich die von Ferienhaus/-wohnungs-Eigentümern und deren Gästen nicht kaputt machen lassen, die gerade wegen der geringeren Infiziertenzahlen dort hin flüchten wollen – oder (verständlich!) nur Abwechslung suchen. Täglich muss nun neu definiert werden, was Solidarität bedeutet…
Auf Europäischer Ebene muss nun bald die solidarische Lösung (Euro-Bonds, Corona-Bonds …?) gefunden werden, sonst bricht Europa an der Pandemie auseinander. Ein Europa, dass in der Krise nicht einmal über das Schicksal von 1.500 Jugendlichen und Kinder auf Lesbos entscheiden kann (will?).
Die Experten, die uns bisher sachlich und neutral die schwierige Lage aus Sicht ihres Faches erklärt haben, geraten nun selbst in die Krise – nämlich die, die unsere mediale Welt anscheinend fast zwangsläufig jenen bereitet, die sich (und hier völlig uneigennützig) in die Öffentlichkeit stellen: so wird sich Herr Prof. Drosten wieder weitgehend aus dem öffentlichen Diskurs zurückziehen. Ich fürchte dass das aber jetzt schon zu spät ist – die Welle irrationaler Medienreaktionen wird wohl über ihn schwappen. Hoffentlich endet es für ihn nicht auch noch mit Polizeischutz!!! Das dumm-grausame Internet frisst auch noch das gemeinnützigste Pflänzchen!
Nimmt man die internationalen Pandemie-Krisenherde dazu, hat man heute ein rundum schwarzes Bild vor sich!
In Deutschland sind vom RKI per heute 73.522 Infektionen gemeldet, 6.156 mehr als gestern, insgesamt 872 Todesfälle bisher. (aktualisiert um 8:10 h Folgetag)
Neunzehnter Tag: Dienstag, 31. März 2020
Zum Thema „Schutzmasken verpflichtend tragen in der Öffentlichkeit“ ist eine gigantische KAKOPHONIE entstanden. Von der Negierung des Nutzens (Regierung Berlin) über die kurzfristige Einführung per Dekret in einer einzelnen Großstadt (Jena – verbunden mit der Bitte an die Bevölkerung sie sich doch bitte gerne selbst zu nähen!!!) bis zu „Na, das serden wir halt zukünftig sowieso alle immer machen – gewöhnt Euch schon mal dran“ (schon mal was vom Vermummungsverbot gehört?) gibt es quer durch die Parteien und Bundesländer alles! Das ist ein Zeichen dafür, dass die Nerven immer blanker liegen.
Ab morgen beginnt konkret der Bau eines Corona-Krankenhauses mit 1.000 Betten (und entsprechender Zahl an Beatmungsgeräten) in Berlin – Messehalle 26. (Das wird leider kein Aprilscherz sein …) – Der Flughafen Tegel wird wegen Sicherheits-Bedenken des Bundes nicht geschlossen, obwohl die (ohnehin über beide Ohren verschuldete) Flughafengesellschaft FBB das aus Einsparungsgründen dringend wünschte (Nutzungsgrad von Tegel derzeit ca. 5%).
Von (inner-parlamentarischen) Rechtspopulisten (AFD) und außer-parlamentarieschen Linksradikalen (autonomes Antifa-Lager) ist nicht nur nichts konstruktives zur Lage zu hören sondern genau diese befeuern am fleißigsten die Verschwörungs-Theorie-Maschinen. Wenn sie eine fast vollständige Liste der Verschörungstheorien suchen, lesen Sie mal die Web-Seite der AfD.
Das ist bei den – nun nicht mehr regierenden – Rechtspopulisten in Italien besonders gut zu beobachten: sie machen die EU für alles verantwortlich – und ganz besonders Deutschland, weil dort die Pandemie ZUERST begonnen habe und von der Regierung verheimlicht wurde!
Sehr aufschlussreich auch das Verhalten der REGIERENDEN Rechtspopulisten, Despoten und Möchtegern-Despoten:
Lukaschenko (Weißrussland) und Bolsonaro sind noch in der Phase, dass sie sich über die Pandemie lustig machen oder sie leugnen, Boris Johnson ist schon deutlich darüber hinaus, nachdem er demonstrativ Hände geschüttelt hat, ist er jetzt selbst infiziert. Donald Trump hat eine rasante Entwicklung durchlaufen: von leugnen/sich-lustig-machen über Verschwörungstheorien (erst ist China schuld, dann Europa!) und Untätigkeit – bis jetzt zu „Wir kommen gut weg, wenn es nur 100.000 Tote werden“ – und natürlich der Selbstpreisung des besten Krisenmanagers EVER! … binnen weniger als zwei Wochen. Wohl dem, der Lazarett-Schiffe hat: das ergibt tolle Bilder!
Die Hoffnungen auf ABFLACHEN der Infektionskurve sind wieder zerstört: heute morgen zeigt sich, dass es auch diesmal nur eine Stufe in der Kurve (stark ausgeprägt für Berlin) gibt. In den täglichen Neuinfizierten-Zahlen in Berlin sieht das so aus:
Die Infektion verläuft also offensichtlich in Wellen (Grund?) – wir stehen offensichtlich am Beginn einer VIERTEN Infektions-Welle!
In Deutschland sind vom RKI per heute 67.366 Infektionen gemeldet, 5.453 mehr als gestern, insgesamt 732 Todesfälle bisher. (aktualisiert um 8:15 h Folgetag)
Achtzehnter Tag: Montag, 30. März 2020
Heute stehn zwei Themen im Mittelpunkt:
Erstens die Große Frage des Termins, ab dem die Einschränkungen aufgehoben werden könnten: hier sind sich Bund und Länder derzeit einig, dass dies nicht vor dem 19.4.20 geschehen kann – entsprechende Maßnahmen wurden zum Teil auch schon verlängert (Bayern). Die Experten empfehlen, sich darauf einzustellen, dass eine schrittweise Normalität frühestens ab Mai zu erwarten ist.
Damit ist auch die Frage der massiven Ausweitung der Tests verbunden, von denen sich die Bundesregierung (und ich auch) eine wichtige Unterstützung bei der Rückkehr zur Normalität verspricht: je nach Testergebnissen verschiedene Regionen und gesellschaftliche Bereiche nicht mehr nur mit PAUSCHALEN Einschränkungen sondern individuell wieder zur Normalität zurück zu steuern und dann ein Monitoring zu haben, was dauerhaft verantwortbar ist. Leider ist diese Thema sehr komplex. Augenblicklich sind mehr Tests nicht möglich. Ab Mai könnten dafür die Voraussetzungen vorhanden sein.
Zweitens ob und wie schnell die Hilfen des Staates an den richtigen Stellen ankommen. Dass die On-Line-Antragskanäle in den ersten paar Tagen überlastet sein würden war mehr oder weniger zu erwarten. Im Einzelnen kommen aber seltsame Effekte zum Vorschein: z.B. wurde aus Berlin gemeldet, dass kleine Firmen, die Start-Ups sind, nur dann Hilfe beantragen können, wenn sie älter als 3 Jahre sind …??? Wenn das wirklich so wäre: ein staatliches Todesurteil, für die jüngsten (und möglicherweise innovativsten!!!) Firmen-Neugründungen? Ich glaube, dass vor Ende der nächsten Woche nicht beurteilt werden kann, wie effizient dieser Prozess abläuft – und wo nachgesteuert werden muss.
Der Online-Handel boomt, wie zu erwarten war. Viele Mitarbeiter können sehr gut aus dem Home-Office arbeiten. Das Nadelöhr besteht darin, die Ware auch physisch an den Kunden zu bringen – Logistik und Verpackung!
Der DAX-Konzern ADIDAS hat sich einen massiven Shit-Storm eingehandelt, als er heraustrompetete, dass er für seine Läden nach der Schließung keine Mieten mehr zahlen würde. Das entsprechende Gesetz war gamacht worden, um die Existenz von hunderttausenden von Frisören, Gastronomen etc. zu schützen! Kommunikation in Krisen ist ein sehr spezielles, empfindliches Pflänzchen!
In Deutschland sind vom RKI per heute 61.913 Infektionen gemeldet, 4.615 mehr als gestern, insgesamt 543 Todesfälle bisher. (aktualisiert um 8:15 h Folgetag) Die Zahlen sind heute vollständig! Hoffnung ist nun berechtigt, dass die Anstiegskurve in eine nachhaltige S-Form einschwenkt, was zu einer kontinuierlichen Abflachung führen würde.
Siebzehnter Tag: Sonntag, 29. März 2020
Wie tief ist die „Schließung des Landes“ – der sogenannte „Shutdown“ – eigentlich wirklich? Vieles Lebensnotwendige sowie der „Digitalsektor“ und auch die Logistik und der Energiebereich laufen ja weiter – oder sogar stärker als außerhalb der Krise. Es gibt nur grobe Schätzungen, die bei 50% Reduzierung liegen.
Die Hilfsprogramme von Bund und Ländern sind nun „scharf“ gemacht worden: die Antragskanäle sind mit hunderttausenden von Anträgen zunächst verstopft…. Der Finanzminister rechnet mit ersten Auszahlungen noch in der kommenden Woche. In Berlin gab es auch gleich Pannen bei der On-line-Eingabe der Annträge bei der IBB.
Nachdem die Menschen nun erkannt haben, dass das länger dauert, fangen sie offensichtlich schon seit etwa 2 Tagen an, sehr kreativ nach eigenen Wegen zu suchen – und diese zu finden! Ein Beispiel ist die Gastronomie: es war ja gleich klar, dass aus den Küchen auch Essen+Trinken außer Haus geliefert werden kann, was mit bestimmten hygienischen Auflagen erlaubt ist. Allerdings gibt es bei den meisten Restaurants dafür keine logistischen Strukturen. Daher ist der Durchsatz dafür zunächst nur 10-20% der ursprünglichen Kapazität.
Das bedeutet, dass alle Gastronomen auf großen Vorräten sitzen, die nicht täglich frischer werden… Alles einfrieren ist sehr teuer und das Aufgetaute wird später vielfach nicht erlauben, die Standards des jeweiligen Restaurants zu erfüllen. Eine Vernichtung verursacht auch Kosten und Aufwand oder schlechtes Gewissen – die meisten Tafeln sind zu. Ein prominenter Koch hat die Idee gehabt und sofort Nachahmer und Unterstützer gefunden. Die Idee heißt „Kochen für Helden„.
Im Prinzip: die Vorräte werden in größere Chargen eines Gerichtes verarbeitet und (kostenlos) an die verteilt, die derzeit besonders stark in der Versorgung gefordert sind. Kann man im Internet nachlesen! Die Aktion wirbt um Spenden oder Hilfe.
Das Beispiel der Gastronomie zeigt auch auf, wie eng und komplex die verschiedensten Bereiche unserer Wirtschaft miteinander verwoben sind: durch die immer stärker ausgebildete Regionalität der Gastonomie, fallen Landwirten der Region schlagartig bedeutende Direkt-Abnehmer eines hohen Qualitäsbereiches weg – das können bis zu 90% sein. Das bedeutet, dass kurzfristig wirtschaftliche Unterstützung gebraucht wird, obwohl es sich um ein benötigtes Gut handelt. Man muss außerdem Wege finden, die Produkte in andere Kanäle umzuleiten!
Menschen, die jetzt viel Zeit haben, haben angefangen sich als Erntehelfer zu erproben, was sicher nicht leicht ist – aber der Verdienst soll auch nicht so schlecht sein, wie immer gemunkelt wird. Ich las von 11 €/Stunde.
Medizin-Studenten gehen freiwillig in Corona-Testcenter, die gerade aufgebaut werden, um das qualifizierte medizinische Personal zu entlasten.
Unser Land wird in dieser Krise sehr viel lernen – und nicht nur über Virologie, sondern vor allem über sich selbst – im Guten und im Schlechten!
Zum Schlechten: Ich sah gerade eine Anzeige in der Tageszeitung, in der ein Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln (ein ganz dicker Fisch, der täglich in den super-teuren drei Minuten vor der Tagesschau lange Werbung schaltet!), der seine Werbung für ein solches Mittel, das ANGEBLICH das Immunsystem stärken soll, mit dem Bild eines Coron-Virus „schmückte“! Liebe Zeitung: Ihr habt es sicher auch nicht leicht – aber ich sehe Euch in der moralischen Pflicht, Eure Leser vor solchem Missbrauch zu schützen…
In Deutschland sind vom RKI per heute 57.298 Infektionen gemeldet, 4.751 mehr als gestern, insgesamt 455 Todesfälle bisher. (aktualisiert um 8:45 h Folgetag)
Es wurden heute schon wieder keine Daten aus Sachsen-Anhalt übermittelt. Die Zahlen vom 28.3.2020 aus Baden-Württemberg, Hessen und dem Saarland fehlen hier immer noch. Damit sind die Daten wieder nicht vollständig repräsentativ.
Sechzehnter Tag: Samstag, 28. März 2020
Die Regierung teilt heute schon mit, dass die Bewegungs- und Kontakteinschränkungen aller Voraussicht noch bis zum 20. April wietergeführt werden müssen.
(Das wäre dann der 39. Tag auf meiner Zeitskala.)
Warum wartet man mit dieser Nachricht nicht – wie ursprünglich angekündigt bis Ostern bzw. bis zum Enddatum der derzeit gültigen gesetzlichen Regelung? Es war im Land eine große Ungeduld zu spüren – immer wieder wurde die Erwartung verbreitet, nach dem 7. April gehe ja sicher alles wieder normal weiter. Die Information der Virologen, dass wir jetzt immer noch am Anfang der Infektionswelle stehen, ist bisher nicht wirklich durchgedrungen.
Ich finde es richtig, wenn jetzt frühzeitig ungerechtfertigten Hoffnungen entgegengewirkt wird: so können sich alle auf diese lange Durststrecke einstellen.
Viele Menschen haben wohl noch nicht wahrgenommen, dass die Infektionswellen in fast jedem Land auf einer individuellen Zeitskala ablaufen. Wir haben die schrecklichen Klinik-Zustände in der Lombardei (Italien) oder neuerdings in Mulhouse/ Colmar (Frankreich) als Bilder im Kopf. Wir liegen in den meisten Regionen Deutschlands 1-2 Wochen im Ablauf der Epidemie dahinter – und wollen ja das Eintreten solcher Bilder bei uns verhindern. Deswegen werden die Intensiv-Bettenbereiche bei uns ja vorsorglich „frei geräumt“ – d.h. vermeidbare geplante Operationen werden verschoben – und möglichst viele zusätzliche Intensiv-Betten geschaffen. Das zusätzliche Personal dafür ausgebildet! Kürzlich wurde berichtet, dass in manchen Kliniken der Belegungsgrad der Intensivstationen bereits auf 40% gesenkt wurde – in Erwartung/Befürchtung der „großen Welle“.
Das ist der Grund, warum die Krankenhäuser derzeit finanzielle Hilfen benötigen: ihr „normales Geschäft“, das sie per Fallpauschalen abrechenen, bricht gerade weg – und für die Corona-Infizierten, die schon behandelt werden, reichen die Fallpauschalen nicht aus, weil der Aufwand viel höher ist (Schaffung großer Isolations-Intensiv-Bereiche!).
Das ist auch der Grund, weshalb wir schwere Fälle aus Italien und Frankreich derzeit nach Deutschland holen und behandeln können, da diese Fälle ja in wenigen Tagen aus dem Intensiv-Bereich wieder entlassen werden können. Man hilft grundsätzlich, wenn man kann – dann wird einem auch geholfen, wenn man selbst nicht mehr kann!
Mal ehrlich: sollten die eingeleiteten extremen Maßnahmen in den Kliniken dann doch nicht gebraucht werden – wir wären alle überglücklich. Wahrscheinlich hat uns die Ausgangs- und Kontaktbeschränkung (und die Verschiebung von planbaren Operationen) nun die Zeit „gekauft“, in der wir diese Vorbereitungen alle treffen konnten und noch können.
Als dieses oben gezeichnete Bild vor einigen Tagen als Strategie unseres Kliniksystems erkennbar wurde, kam mir ganz automatisch in den Sinn: wäre es für jemanden in einer Risiko-Gruppe (älter als 70 und Vorerkrankung…) nicht besser, wenn er sich JETZT ansteckt, da überall genügend Kapazität für optimale Behandlung da ist? Ich dachte: typisch für mich, was für ein irrer Gedanke! Direkt am Folgetag wurde genau dieses Thema bereits öffentlich diskutiert. Dazu befragte, mit der COVID-19-Erkrankung der Lunge bereits sehr erfahrene, Ärzte haben sofort gewarnt:
Das ist nicht wie eine übliche Grippe – ein schwerer COVID-19-Verlauf hinterläßt, auch wenn der Patient überlebt, massive Schädigungen der Lunge, die durchaus bleibend sein können – vor allem wenn die betroffenen Menschen älter sind.
Positive Überraschung: die Schutzmasken- und Desinfektionsmittel-Fertigung kommt deutschlandweit in Gang. Es gibt bereits (vereinzelt) Firmen, die nicht nur ihr Personal aus der Kurzarbeit zurück holen, sondern dafür noch Hilfskräfte suchen. Die Firma BOSCH meldet, dass sie – in einer bisher recht unbekannten kleinen Medizintechnik-Sparte – gerade ein Viren-Testgerät fertig entwickelt hat, das sie ab kommender Woche ausliefern kann und das auch für Arztpraxen geeignet wäre.
In Deutschland sind vom RKI per heute 52.547 Infektionen gemeldet, 3.965 mehr als gestern, insgesamt 389 Todesfälle bisher. (aktualisiert um 8:45 h Folgetag)
Dieser heute gemeldete Anstieg ist aber nicht repräsentativ!
Am 28.3.2020 wurden keine Daten aus Baden-Württemberg, Hessen und dem Saarland übermittelt.
Am 27.3.2020 wurden keine Daten aus Sachsen-Anhalt übermittelt.
Fünfzehnter Tag: Freitag, 27. März 2020
Die Bürger und die Regierung in Deutschland geben sich gegenwärtig gute Noten:
Die Bevölkerung halte sich sehr gut und verständnisvoll an die Einschränkungen.
Lt. Deutschlandtrend sollen im Gegenzug 95% der Bürger die Maßnahmen für richtig beurteilen, darin sind enthalten 20%, die noch härtere Einschränkungen für sinnvoll halten würden (wenn-schon-denn-schon).
International bemerkenswert: die USA haben sich nun binnen einem Tag an den Fallzahlen Chinas und Italiens vorbei geschoben! Jetzt über 95.000 nachgewiesene Infektionen… (fast 50% mehr als am Vortag! – vermutlich ja auuf sprunghaft gestiegene Zahl von Tests zurück zu führen…) Nach sinnlos-bis-dämlichen gegenseitigen Schuldzuweisungen der letzten Tage („Wuhan-Virus“) haben die Präsidenten inzwischen miteinander telefoniert und sollen ENGE Zusammenarbeit vereinbart haben – was immer das heißt. Ich vermute mal, das die Berater Trump ANGEFLEHT haben werden, Xi jetzt anzuschleimen, damit China Schutzausrüstung liefert!
Boris Johnson ist als erster Staatschef des Westens positiv getestet. (Beweist das, dass es GB gelungen ist mit dem BEXIT die Initiative an sich zu reißen und nicht mehr unter der Knute der EU leben zu müssen? Sorry – da hat sich doch wieder ein kleiner Clown ins Frühstück verirrt …)
National ist zu beobachten, dass nach dem Applaus der Menschen auf den Balkonen für den Einsatz des Pflegepersonals, nun die großen Einzelhandelsunternehmen GANZSEITIGE Zeitungsanzeigen schalten, in denen sie ihren Mitarbeitern danken, die sich in dieser Lage so vorbildlich für uns alle einsetzen. Dieses Lob ist wohl nicht kostenlos, da diese Anzeigen ja auch viel Geld kosten – aber ich denke, sie werden auch nicht umhin kommen, den Mitarbeitern Boni zu zahlen, um die Motivation hoch zu halten – und selbst nicht als Krisen-Gewinnler da zu stehen.
Das gleich gilt für unsere Pflegekräfte, die außer dem hohen Arbeitseinsatz das höchste Risiko von allen tragen! Deshalb halte ich es sogar für legitim, dass eine Petition für eine DEUTLICH bessere Bezahlung der Pflegekräfte in der akuten Lage eingebracht wurde und auch in einer Talkshow beworben wurde. Vor einem Jahr war schon eine Verbesserung von der Politik versprochen worden – aber praktisch verpufft (wie Karl Lauterbach zugab!). Es handelt sich um eine Situation, die mit Tarifverträgen nicht in den Griff zu bekommen ist.
Spannend wird es nun, wie schnell die (heute auch vom Bundesrat gebilligten – und immerhin LÄNDERRECHTE aussetzenden) staatlichen Hilfsgesetze für die Betroffenen umgesetzt werden. Ab heute können die Anträge eingereicht werden.
Zum Thema der Staatshilfen eine vergleichende Überlegung: Trump hatte ja spontan in USA eine Billion Dollar angekündigt: 850 Mrd USD für die Wirtschaft, 150 Mrd. für die Bürger (die kaum Arbeitslosenversicherungen – viele auch keine Krankenversicherung haben!). Die Arbeitslosenquote in USA ist binnen einer Woche auf den 11-fachen wert gestiegen! Die Demokraten hatten darauf im Repräsentantenhaus erzwungen, dass die Hilfe auf 2 Billionen USD aufgestockt wird – eine weitere Billion für die Bürger (grob gesagt). Die USA haben 320 Mio. Einwohner. In Deutschland (ca. 80 Mio. Einwohner) beträgt das Programm (in einem gut ausgebauten Sozialstaat) mindestens 1,4 Billionen EURO, was derzeit fast 1,7 Billionen Dollar entspricht. Da sind die beschlossenen Hilfen der EU noch nicht eingerechnet. Die werden allerdings – wie der Rettungsschirm ESM – voraussichtlich den Hauptbetroffenen Staaten mit Krisen-Wirtschaft zugute kommen – was in Ordnung und auch so gewollt ist! Hier darf jeder selbst seine Schlüsse ziehen.
In einer solchen Situation macht man sich immer wieder Sorgen darüber, dass wir medial in einer derartigen MONO-THEMEN-WELT leben: Dramatische andere Themen wie Krieg und Flüchtlingselend im Nahen Osten und Afrika, Klimakrise etc. finden dann eben ein paar Wochen nicht mehr statt. Ich warte jetzt darauf, dass irgendjemand herausstreicht, dass der schlagartig sinkende CO2-Ausstoß während der COVID-19-Krise doch gut für das Klima sei…
Und als ob das alles nicht schlimm genug wäre: rollt auf die Landwirtschaft
erstens eine wirklich große „Erntehelferkrise“ zu und
zweitens von Osten her die asiatische Schweinepest – nun real 65 km vor den Toren von Berlin. Ein erster polnischer Nutztierbestand ist betroffen (24.000 Schweine)!
Erntehelfer-Krise: Da derzeit so viele Menschen in Zwangs-Untätigkeit sind, sollte mit etwas gutem Willen doch die Ernete mit freiwilligen Kräften aus der regionalen Bevölkerung einzubringen sein? Die Hopfenbauern in Bayern haben da schon mal was probiert! (Das ist dort nicht (Spargel-)Ernte sonder Aussaat und Aussaatvorbereitung.) Ich drücke die Daumen, dass das klappt.
Aber auch das Gesundheitswesen in Brandenburg soll wegen des Einreise-Verbots nach Polen für Pendler ab heute vor einem großen Problem stehen: in Ost-Brandenburg sollen fast 50% der Pflegekräfte aus Polen kommen! Das Land hat die Mitarbeiter gebeten, ab heute erst einmal in Deutschland zu bleiben und hat Hilfen angeboten.
Zum Thema Schutzausrüstungs-Krise bei Ärzten und Pflegekräften möchte ich einen Vorschlag machen: JETZT ist nicht die Zeit für Schuldzuweisungen – sondern für RADIKALE Lösungs-Anstrengungen:Wir werden uns das für hunderte Milliarden über Jahrzehnte aufgebaute Gesundheitssystem nicht durch so etwas ins Chaos stürzen – PUNKT! Menschen sind vor Jahrzehnten zum Mond geflogen – da kann man binnen Tagen und Wochen Textilfertigungen im Land aufbauen! Los gehts!
In Deutschland sind vom RKI per heute 48.582 Infektionen gemeldet, 6.294 mehr als gestern, insgesamt 325 Todesfälle bisher. (aktualisiert um 10:10 h Folgetag) (Die Neuinfektions-Zahlen von Sachsen-Anhalt fehlen hier.)
Vierzehnter Tag: Donnerstag, 26. März 2020
Die öffentliche Diskussion fokussiert sich derzeit auf die Frage, wie lange die Einschränkungen noch dauern, die jetzt den 4. Tag gelten. Mich erinnert das an unsere Urlaubsfahrten mit 3-jährigen Kindern hinten im Auto, die – losgefahren Richtung Italien in Heidelberg – in Leimen fragten: „Wann sind wir denn da?“. Diese Mentalität wird auch noch gefördert von Politikern wie Linnemann und Lindner – die stolz verkünden, sie würden aber „hinterher“ genau aufpassen, ob wir alle Freiheiten wieder bekommen … So weit ich weiß, sitzen die Herren auch im Bundestag und haben die Kontaktsperre mit beschlossen, die exakt für 2 Wochen gilt – und dann vom Bundestag aktiv verlängert werden muss! Dennoch erwecken sie den Eindruck, dass unsere Freiheit nun auf Dauer gefährdet sein könnte – und profilieren sich auf die lächerlichste Weise zum sinnlosesten Zeitpunkt als Retter dieser Freiheiten… vielleicht glaubt das sogar mancher? Das nenne ich Populismus!
Scherz beiseite! Ich hätte Glossen-Materil bis Oberkante Unterlippe in mir – aber ich unterdrücke es. Dazu erscheint mir die Lage viel zu ernst.
Keine Profilierungs-Sorgen haben weiterhin die Virologen (außer vielleicht gegeneinander – sind ja meistens Mediziner …): wir haben mittlerweile fast flächendeckend „Deutsches Virologen-Fernsehen“. Bitte hört auf, die Virologen zu fragen, wann das endet!
Es entsteht gerade ein großes Kommunikations-Defizit seitens der Politiker in dem seit Tagen hoch kochenden Thema: wie kommen wir denn aus dem Shutdown wieder raus? In der Vermischung der Themen erklärt Laschet auf diese Fragen: nein, nein – es ist zu früh, wir müssen den Deckel noch drauf halten, als wüssten die Menschen das immer noch nicht. Aber Herr Laschet weiß doch, dass Experten intensiv interdisziplinär an genau dieser Frage arbeiten – und dass es auch erste Umrisse von Erkenntnissen gibt. Warum sagt er das nicht?
Die erschütterndste Erkenntnis dieses Tages ist aber: Es gibt im Land keine annähernd ausreichende Menge von Schutzausrüstungen! Nicht in den (meisten) Kliniken, nicht in der Altenpflege, nicht (und am wenigsten) in den Arztpraxen, nicht bei der Polizei … nicht … nicht!
90% der weltweiten Kapazität zur Herstellung von Schutzausrüstungen liegen in China!
Die Bundeswehr räumt Bestände aus, Menschen bringen Ausrüstung, die sie zu Hause haben in die Praxis ihres Arztes. Textilfabriken hierzulande beginnen einfachen Mundschutz zu nähen, seit heute kann man bei einer Berliner Krawattenfabrik einen Mundschutz für € 18,00/Stück kaufen… Aber von der Ausrüstung der Bevölkerung mit Masken wollen wir ja gar nicht träumen…
„Das beste Gesundheits-System der Welt“ (wie wir täglich hören!) droht an dem Mangel an einer Ausrüstung zu scheitern, die je Stück mal wenige Cent gekostet hat (jetzt 20-fach mehr…). Alle betroffenen Bereiche bestätigen das – niemand gibt Entwarnung. Es gibt einen Pandemie-Plan, von dem bis voer zwei Tagen sehr selten gesprochen wurde. Es gibt auch aus den letzten Jahren Berichte über Pandemie-Übungen, in denen über die Bedeutung der Schutzausrüstung und deren RECHTZEITIGER Beschaffung die Rede ist.
Das wurde offensichtlich alles ignoriert. Anstatt dessen wurde im Gesundheitswesen gespart … gespart … und offensichtlich an der falschen Stelle.
Noch schlimmer: Einem Großhändler für diese Ausrüstungen in Süddeutschland war Ende Januar aufgefallen, dass es keine Bestände davon gibt – der Mann kennt ja sehr gut die Dispositionsgewohnheiten seiner Kunden und wusste, was aus China da auf uns zu rollt. Nach bestätigter Rückfrage bei seinen Wettbewerbern, ob dort dieselbe Situation beobachtet wird, hat er dann das Gesundheitsministerium angeschrieben: keine Antwort. Im Februar hat er dann eine Mail geschickt: keine Antwort! Ein veritables Staatsversagen!
Dies kann zum ganz entscheidenden Punkt werden, an dem Deutschlands Gesundheitssystem der Lage eben nicht mehr Herr wird – und zwar zu einem viel zu frühen Zeitpunkt.
Das alles hätte es gar nicht mehr gebraucht: seit gestern werde ich von sehr dunklen Gedanken geplagt. Schwierige und angstmachende Situationen mit Staatsversagen wie diese Pandemie sind die Standardsituation, auf die sich Rechtsradikale, autokratische Populisten etc. schon lange vorbereitet haben, um in Aktion zu treten, wenn bei der Bevölkerung Panik herrscht und man glaubt, dass die Regierenden überfordert sind. Dumpf habe ich das Gefühl, dass in einem der Haupt-Krisenländer (Italien, USA, … letztlich (s.o.) auch Deutschland?) ein Putsch möglich sein könnte. Ja, und was macht eigentlich gerade Mr. BANNON? Dieser Mann reist ja genau mit diesem Programm durch die Welt, und wir sollten nicht vergessen, dass er mächtig genug war, einen geistig minderbegabten (oder kranken) Präsidenten im Weißen Haus zu installieren! Das letzte, was ich von ihm hörte, ist, dass er für seine (weltweit von Milliardären unterstützten Organisation) ein altes Kloster „Trisulti“ in ITALIEN gepachtet hatte. Im Herbst letzten Jahres hat zwar die italienische Regierung die Nutzungszusage widerrufen – aber das wird ja einen Mann wie Bannon nicht stoppen!
Und dann noch: China schickt Hilfe nach Spanien – Russland schickt Hilfe nach Italien. Die Autokraten bringen sich weiter in Stellung und die Demokratie scheint extrem gefährtet.
In Deutschland sind vom RKI per heute 42.288 Infektionen gemeldet, 5780 mehr als gestern, insgesamt 253 Todesfälle bisher. (aktualisiert um 8:00 h Folgetag)
Hier wurden Infektions-Zahlen aus Hamburg, die am 25.3. gefehlt hatten nachgetragen, daher der überproportionale Anstieg.
Dreizehnter Tag: Mittwoch, 25. März 2020
Erwartet: der Bundestag hat heute die Geldschleusen der Regierung geöffnet. Seitens des Bundesrates wird kein Hindernis erwartet.
Befürchtet: Am Abend musste Prof. Wieler, RKI, die am Montag von Ihm gesäte zarte Hoffnung auf eine Abflachung der Infiziertenkurve wieder zerstören – diese Anzeichen gibt es derzeit nicht.
Aktualisiert: Ja, die Leopoldina (Akademie der Wissenschaften) beschäftigt sich schon seit einiger Zeit intensiv in zwei Arbeitsgruppen mit der Frage, wie wir aus dem Shutdown ohne Totalschaden wieder herauskommen.
Heute begann der Moderator der Sendung Heute+ seine Sendung so: „Wenn die Menschen gezwungen sind physisch auf Abstand zu gehen, dann rücken sie manchmal trotzdem enger zusammen…. u.s.w.“ Er bezog sich dabei auch auf die heutige Bundestags-Sitzung, in der Regierungsfraktion und Opposition weitestgehend an einem Stang gezogen hatten – unter dem Eindruck der Covid-19-Pandemie.
Es war auch ein Echo auf den Schlußpunkt der Sendung „Markus Lanz“ davor, in der ein Zukunftsforscher namens Matthias Horx per Video-Schalte auftrat und uns versprach dass die Covid-19-Krise uns eine völlig neue Welt bescheren wird – hinterher… Er hat uns in dem kurzen Auftritt nicht verraten, wie diese Welt aussehen wird … was nicht weiter wundert, da er ja „Unternehmensberater“ ist und davon lebt, dass er sich dafür bezahlen lässt, den Weg in die Zukunft zu wissen. Was schon eher wundert: dass Markus Lanz diesem Mann erlaubt, durch seine Sendung noch viel mehr Verbreitung für sein Geschwafel zu bekommen (man lese nur das „Manifest des Zukunftsinstitutes“ auf seine Website). Ja, es gibt immer wieder Menschen, die in historischen Momenten klugen Rat wissen, wie es weiter gehen kann – aber die klingen nicht so wie Mathias Horx … Ups, Herr Lanz!
Weiterhin „sitzt“ (jetzt überwiegend per Video-Schalte) in jeder Gesprächsrunde im Fernsehen oder Radio ein/e Virologe/in und verbreitet zumindest Sachlichkeit.
Soziologen haben sich intensiv mit dem Rätsel der extrem hohen Mortalität in Norditalien (Lombardei) befasst und können nun recht plausible Erklärungsmuster anbieten:
Derzeit ist zu beobachten, dass – wenn schon keine guten Nachrichten an der Virus-Front zu haben sind und die Kontakt- und Bewegungs-Einschränkungen bedrückend wirken – positive Wirkungen der Krise auf die Menschen und die Gesellschaft herausgearbeitet werden: Solidarität, Innehalten, Demut, bewussteres Leben etc. – ja, eben das ganze Programm von „Nichts ist so schlecht, dass es nicht auch irgendwas Gutes hat“ – Ich fürchte nur: wenn es für sehr viele Menschen – und das ganze Land – wirtschaftlich sehr hart werden wird, dann wird wiede eher der olle Bertold Brecht-Spruch Gültigkeit haben. Ihr wisst schon …
Ich will damit nicht sagen, dass diese Krise nicht das Potential besitzt, einige wichtige Schalter in unserer Gesellschaft umzulegen – das hoffe ich sehr! Aber das passiert nicht einfach so, weil alle es nett finden. Es hat nämlich weitreichende Konsequenzen für unser Leben – und die muss man auch akzeptieren/wollen.
Zum Thema, wie wir aus dem Shutdown wieder heraus kommen, gab mir ein Freund den Link zu dem wichtigen Artikel von Tomas Pueyo – die derzeit einzige mir bekannte allgemeinverständliche Publikation (vom 21.3.2020), die einleuchtend versucht, auf Basis von Fakten über den augenblicklichen Stand der Krise bei uns hinauszublicken:
Ich habe den Tag genutzt, in der kleinen Kohorte von ca. 75-jährigen Freunden um mich herum, Gesundheit und stimmung abzufragen: alle Gesund – alle sind gelassen!
In Deutschland sind vom RKI per heute 36.508 Infektionen gemeldet, 4.954 mehr als gestern, insgesamt 198 Todesfälle bisher. (aktualisiert um 10:00 h Folgetag)
Zwölfter Tag: Dienstag, 24. März 2020
Es wird weiterhin vor allem Hoffnung verbreitet, dass sich die Infektionsrate „abflacht“ (Wort des Tages …). Das bedeutet offensichtlich, dass die „Kurve des Anstiegs“ seit drei Tagen vom „exponentiellen“ Verlauf zu einem (scheinbar) mehr „linearen“ – aber immer noch steilen – Anstieg übergegangen ist. Ein wissenschaftlicher Laie kann das mit bloßem Auge nur sehr schwer erkennen. Wer aber kein völliger Laie ist, dem ist bewusst, wie dünn unsere Datenbasis mit den rein anlassbezogenen COV-19-Tests ist …
Ich persönlich hoffe nun, dass die Regierungen und Verwaltungen schnell erkennen, dass Wissen die größte Macht im zukünftigen Umgang mit der Pandemie und auf dem Weg aus ihr heraus sein wird! Augenblicklich agieren wir „blind“, getrieben von der Epidemie. Das darf nicht so bleiben. Auch der Öffentlichkeit wird derzeit ausschließlich die Sicht aus dem Virologen-Blickwinkel geboten – in jeder Nachrichtensendung und jeder Talkshow wird ein/e wietere/r Virologin/e befragt. Man bekommt schon Sorgen, ob diese Fachleute überhaupt noch zu ihrer eigentlichen Arbeit kommen.
Da wir in Deutschland hinter der anfänglichen chinesischen Entwicklung ca. 2 Monate hinterher laufen, wird der dortige – anscheinend erfolgreiche – Weg stark kommentiert. Es ist auch der Weg, den wir in Deutschland eingeschlagen haben.
Nun wird aber dar „Südkoreanische Weg“ immer deutlicher sichtbar: dort hat man auf Wissen über den tatsächlichen Infektions-Stand und „Tests-Tests-Tests“ gesetzt. Dort war es offensichtlich möglich, kurzfristig ein massentaugliches Schelltestverfahren („drive-through“) zu entwickeln und einzusetzen – ganz ohne Einschränkungen der Bewegungsfreiheit. Dies hatte dort anscheinend Erfolg.
Schon jetzt kommen Bedenken auf, dass die massiven Einschränkungen der Bewegungsfreiheit sowie Schließungen ganzer Wirtschaftsbereiche ein juristisches Nachspiel haben könnten, weil sie juristisch nicht ausreichend abgesichert waren! Das würde bedeuten, dass bedeutende Schadensersatz-Forderungen auf die Regierung zu kommen würden … Nun gut – das ist derzeit unsere geringste Sorge.
Auch die heute erfolgte Absage (Verschiebung) der Olympischen Spiele 2020 in Tokyo ist hier in Deutschland nicht unsere dominierende Frage.
Die eindeutig größte Sorge mache ich mir darüber, wie wir aus dem Shutdown (schnell genug) wieder herauskommen – s. https://der-brandenburger-tor.de/?p=7989shutdown-im-ganzen-land-wie-geht-es-weiter. Ich hoffe dass die Regierung bei diesem Problem sich durch breit aufgestelle Fachgremien (Akademie der Wissenschaften) – und nicht nur von Virologen – interdisziplinär beraten läßt.
In Deutschland sind vom RKI per heute 31.554 Infektionen gemeldet, 4.118 mehr als gestern, insgesamt 149 Todesfälle bisher. (aktualisiert um 8:00 h Folgetag)
Elfter Tag: Montag, 23. März 2020
Erster Tag des Versammlungsverbotes bzw. der Kontaktsperre in Deutschland – und bereits ein schwacher Hoffnungsschimmer?
Die Infektionszahlen steigen weiterhin stark an – aber überraschend gibt der Direktor des RKI, Prof. Weiler, eine Pressekonferenz mit folgendem Inhalt: die Zahlen steigen zwar weiterhin stark an – aber es scheint eine „Abflachung“ gegenüber dem sog. exponentiellen Anstieg erkennbar zu sein. Eine sichere Aussage darüber erwarte er ab Mittwoch dieser Woche machen zu können.
Ich halte das für einen sehr ungewöhnlichen Vorgang. Von den Experten erwarten wir eigentlich stets abgesicherte Fakten zur Lage. Hoffnungen zu Verkünden ist m.E. Sache der Politik. Dies sollte nicht vermischt werden. Denn wenn – aus welchem Grunde auch immer – die geäußerte Hoffnung oder Erwartung sich nicht bestätigt, wird das Vertrauen in jegliche Aussagen der Experten aufs Spiel gesetzt!
Das RKI bzw. Partnerinstitute haben auf Basis anonymisierten Bewegungsprofilen der Mobilfunkanbieter das Verhalten der Menschen im öffentlichen Raum untersucht. Danach halten sich die Menschen sehr weitgehend an die neuen Vorschriften. Ich halte das auch für eine – zu diesem Zeitpunkt – sehr voreilige Schlussfolgerung. Ich kann mir das Ganze nur so erklären, dass man unbedingt Signale senden möchte, die den Menschen sagen: seht – die Einschränkungen, die wir Euch zumuten, bringen bereits erste Erfolge! – haltet durch! Ich sehe generell ein Risiko in so schnellen Schlüssen auf kurzfristiger, dünner und unabgesichtigter Datenlage.
Ich fände etwas anderes derzeit viel wichtiger: nun ist das Land praktisch „geschlossen“, bis auf die lebenswichtigen Funktionen! Jeder beginnt sich Sorgen darum zu machen: wie kommen wir wieder zurück in den NORMALEN Zustand? Das darf man nicht Virologen fragen, denn dann bekommt man Virologen-Antworten (dafür sind die eben kompetent!): „In 1,5-2 Jahren ist die Epidemie vorbei.“ Diese Antwort hilft aber nicht der Bevölkerung, denn die weiß: das geht nicht! Dann wären wir alle wieder da, aber bitter-arm, das Land wirtschaftlich sozusagen auf 1949 zurückgeworfen. Neustart in einem brutalen internationalen Wettbewerb zwischen total verarmten Nationen unterschiedlicher Stärke.
Die Menschen brauchen jetzt Perspektiven, wie die Rückkehr zur Normalität organisiert werden kann. Und zwar sehr schnell! Darum muss sich die Politik kümmern – breit unterstützt von der Wissenschaft und den Finanzexperten… Wozu haben wir die Akademie der Wissenschaften? Hier sitzen alle Fachrichtungen bereits zusammen! Wo es keine Modelle und Erfahrungen gibt, weil es NEU ist, muss man alles in die Waagschale werfen.
Ich habe in einem separaten Text meine Gedanken dazu zusammengefasst:
Bundeskanzlerin Angela Merkel befindet sich in häuslicher Quarantäne wegen Kontaktes zu einem Infizierten am vergangenen Freitag. Der erste Test bei ihr war negativ.
Seit heute sind auch Restaurants/Gaststätten und Institutionen der Körperpflege geschlossen.
Die Bundesregierung hat heute einen Nachtragshaushalt per NEUVERSCHULDUNG von 156 Mrd. EURO in das Parlament eingebracht, mit dem die geplanten (verlorenen) Hilfen für Menschen die ihre Kinder betreuen, Einzelselbständige, Kleingewerbe und mittelständische Firmen sowie Krankenhäuser gedeckt werden sollen. Außerdem sollen Steuer-Mindereinnahmen dadurch gedeckt werden. Ob diese Summen ausreichen werden, weiß heute niemand.
Darüber hinaus wurde ein Kredit- und Bürgschaftspaket von 500 Mrd Euro eingebracht, aus dem auch Unternehmensbeteiligungen des Bundes an Unternehmen bestritten werden könnten. Beides soll am Mittwoch im Parlament beschlossen werden und Freitag im Bundesrat abgesegnet werden.
In Deutschland sind vom RKI per heute 27.436 Infektionen gemeldet, 4.764 mehr als gestern, insgesamt 114 Todesfälle bisher. (aktualisiert um 10:00 h Folgetag)
Zehnter Tag: Sonntag, 22. März 2020
Bund und Länder haben eine bundesweite Regelung beschlossen, die ab Montag gilt:
Kontakt-Verbot: in der Öffentlichkeit dürfen sich maximal zwei Personen, die nicht ohnehin Teil einer Wohngemeinschaft sind, mit 1,5 m Abstand treffen oder spazieren gehen – oder auch mehrere Personen (ohne Abstandsregel), die auch sonst in einer Wohnung leben.
Wohnungs-Quarantäne, aber KEINE Ausgangssperre: Das Verlassen der Wohnung ist nur zur Arbeit, zum Arzt, zum Einkaufen oder eben zu Spazierengehen und Sport unter Beachtung des Kontaktverbotes erlaubt.
In Bayern bleibt es bei der schärferen Regelung, die schon seit Freitag galt: dort entfällt die Erlaubnis für „2 Personen mit 1,5 m Abstand“. Markus Söder begründet das mit der dramatischen Entwicklung der Infizierten-Zahlen im Freistaat vor dem heutigen Entscheidungstermin.
Allgemein – auch von der Polizei – wird berichtet, dass der weit überwiegende Teil der Bevölkerung sich an die Regeln hält – aber eben nicht alle… Gegen die regelungsresistente Gruppe kann nun strafrechtlich vorgegangen werden.
Es ist deutlich geworden, dass in Deutschland für eine solche Situation eben bei weitem nicht ausreichend Vorsorge getroffen war bezüglich medizinischer Schutzausrüstung. Auch die Polizei besitzt keine Schutzausrüstungen für den Einsatz und die Kontrolltätigkeiten gegen Verstöße gegen das Infektionsschutzgesetz! Das Gesundheitsministerium versucht derzeit weltweit benötigte Ausrüstung einzukaufen – aber mit dem Hochlaufen der Epidemie weltweit ist das sehr-sehr schwer. Wenigsten wurde im europäischen Rahmen erreicht, dass die Auslieferung solcher Waren nicht mehr an den innereuropäischen Grenzen gestoppt wird!
Erste Textilfirmen in Deutschland fangen an, einfache Mundschutz-Masken zu fertigen. Aber auch dabei werden die GEEIGNETEN Materialien für große Mengen schwer zu beschaffen sein!
Schon jetzt ist klar, dass die reine Profitmaximierungs-Strategie im Gesundheitwesen grundsätzlich in Frage zu stellen ist!
Auch die Diskussion bezüglich Einsatz von Mobiltelefon-Daten zur Lokalisierung und Verfolgung von Infizierten ist voll entbrannt.
Als riesiges Gebirge erscheint immer mehr am Horizont der große Themenkomplex: wie lange wird das dauern und wie kommen wir da wieder raus? Das ist eine extrem komplexe Fragestellung, die nur mit vollem Einsatz ALLER beteiligten Disziplinen beantwortet werden kann. Dazu ist es völlig offen, ob wir auch noch demnächst zu hunderten von Toten pro Tag kommen werden… Die bisherigen Maßnahmen sind alle vorläufig auf 2 – 4 Wochen Dauer angelegt. Niemand weiß ob das reichen wird. Die Virologen sagen einheitlich: NEIN.
Gegen dieses Gebirge von Sorgen, gibt es heute nur das winzig kleine positive Highlight, dass im ganzen Land um 18 h (als Flash-Mob) von musizierenden Menschen zu Hause bei offenem Fenster/auf dem Balkon die „Ode an die Freude“ gespielt wird. Ziel sei es, das jeden Sonntagabend zu tun.
Bleibt tapfer – und vor allem gesund!
In Deutschland sind vom RKI per heute 22.672 Infektionen gemeldet, 4.062 mehr als gestern, insgesamt 86 Todesfälle bisher. (aktualisiert um 10:00 h Folgetag)
Es fehlen in der Statistik noch die am Wochenende nicht gemeldeten Zahlen aus den Gesundheitämtern.
Neunter Tag: Samstag, 21. März 2020
Wir haben heute ganz bewusst mal Abstand von der Nachrichten-Flut genommen, um den Kopf mal wieder frei zu haben. Wir haben mit den über Deutschland verstreuten Familienmitgliedern gesprochen, was wir jetzt mindestens alle 2 Tage tun. Unser Zusammenhalt war schon immer und auch vor der Seuche gut – jetzt rückt man innerlich noch ein bisschen enger zusammen.
Unser ältester Sohn ist Hotelier: er wird in zwei Tagen das Hotel komplett schließen – Kurzarbeit „Null“ (die Mitarbeiter werden auf 70% aufgestockt) … das ganze Programm, um die Kosten nahe Null zu bringen und trotzdem das Team über die Durststrecke zu bringen. Dort wartet man mit Sorge darauf, wie schnell die Hilfsprogramme für die Kleinunternehmen greifen werden.
Unser mittlerer Sohn ist im Online-Handel tätig und ist im Home-Office: funktioniert sehr gut, wie er sagt. Auch die Kinderbetreuung parallel dazu klappt.
Unser Jüngster ist Schauspieler/Sprecher. Seine Arbeit als einzelner Sprecher im Studio geht jetzt noch weiter. Alle Theater-Aufführungen sind aber abgesagt. Er wartet jetzt auf die Maßnahmen für Einzel-Selbstständige.
Noch wachsen die Neu-Infektionszahlen dramatisch – alle bangen, ob die einschränkenden Maßnahmen endlich greifen und die Zunahme zurück geht. Das Krisenmanagement durch die Regierenden in Bund und Ländern wird im Großen und Ganzen positiv gesehen, was aber schwer auf der Gesellschaft lastet, ist die völlige Ungewissheit, wie lange dieser Zustand noch andauern wird.
Das Zentrum der Gereiztheit scheint derzeit in den Supermärkten zu liegen: hier wird zunehmende Aggressivität bei den Kunden berichtet – ein Zeichen dafür, dass es mit der Solidarität eben doch nicht so weit her ist!
Sehr aufschlussreich ist auch die folgende Nachricht, die mich als Nutzer von EBAY heute erreichte: „Wir verbieten Angebote, die von Naturkatastrophen und tragischen Ereignissen z.B. durch stark überhöhte Preise profitieren wollen. Wir setzen alles daran, solche Angebote so schnell wie möglich zu löschen und priorisieren dabei vor allem unzulässige Angebote mit relevanten Schutzmasken und Desinfektionsmitteln.“
Gestern las ich, dass Supermärkte gemeldet haben, dass jeden Morgen bei Eröffnung Gruppen von jungen Leuten den Markt stürmen und die Klopapier-Regale leerkaufen. Wenn man diese Information mit der davorstehenden Ebay-Meldung verbindet, keimt der Verdacht auf, dass hier überregional ein sehr spezielle Geschäftsmodell (künstliche Verknappung … „Schwarzmarktbildung“…) betrieben wird. Es ist zu hoffen, dass es Ebay ernst meint und dies wenigstens auf seiner Platform ins Leere laufen lassen kann.
Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass die gesamte „Klopapier-Kriese“ hierfdurch verursacht wird – ich glaube eher, dass es sich dabei um eine Art „Trittbrettfahrerei“ handelt, bei der Leute einen bereits bestehenden Zustand benutzen, um Profit zu machen.
Übel sind auch neuerdings Ereignisse, dass Betrüger an die Haustür kommen und vorgeben vom Gesundheitsamt zu sein, mit dem Auftrag, Corona-Tests durchzuführen!
Anscheinend kann nun auch facebook wesentlich schneller und entschlossener gegen Fakenews und Verschwörungstheorien vorgehen als man das bisher gewohnt war… Ich kann das nicht kontrollieren, da ich prinzipiell nicht an sog. „Sozialen Netzwerken“ teilnehme.
In Berlin sollen verschärfte Einschränkungen der Bewegungsfreiheit in Vorbereitung sein. Nirgendwo wird aber bisher geplant, die Bewegung von Einzelpersonen und Familiengrüppchen in der freien Natur zu verbieten – das ist gut!
International: in Italien (Lombardei/Bergamo) steigen die Todesfälle weiter dramatisch an: nunmehr 800 Tote in 24 h.
In Deutschland sind vom RKI per heute 18.610 Infektionen gemeldet, 1.948 mehr als gestern, insgesamt 55 Todesfälle bisher. (aktualisiert um 10:00 h Folgetag) Das ist ein GERINGERER Anstieg als am Vortag…
Der größte Anstieg war diesmal nur in Bayern (+690, d.h. 35% aller neuen deutschen Fälle!) – in NRW heute nur +3 Fälle mehr gemeldet und schon länger keine zusätzlichen Toten – ist das eine erste Wende? Aber der Anstieg in Hamburg ist – relativ gesehen – dramatisch: mit 47 Fällen je 100.000 Einwohnern liegt Hamburg nun alleine weit an der Spitze (Berlin: 27). … allerdings ist offen, ob aus den Zahlen ÜBERHAUPT Schlüsse gezogen werden dürfen! Das RKI schreibt dazu:
„Am aktuellen Wochenende wurden nicht aus allen Ämtern Daten übermittelt, sodass der hier berichtete Anstieg der Fallzahlen nicht dem tatsächlichen Anstieg der Fallzahlen entspricht. Die Daten werden am Montag nachübermittelt und ab Dienstag auch in dieser Statistik verfügbar sein.“
Da die Zahlen ja die Grundlage für extrem wichtige Entscheidungen darstellen, finde ich, dass es inakzeptabel ist, dass Gesundheitsämter diese Aufgaben nicht zuverlässig wahrnehmen!
Die Schätzungen der Johns Hopkins Universität weisen für Deutschland annähernd 25% Zunahme für diesen Tag aus, anstatt 11% wie bei den RKI-Zahlen.
21.März 2020 – Eine Erkenntnis bricht sich Bahn!
„Eigenverantwortung – Fehlanzeige!“ Das ist meine Erkenntnis aus dem Zusammentreffen mehrerer Informationen ind den letzten Tagen:
von einem Tag auf den anderen haben die Neuinfektionen in BW + Bayern um mehr zugenommen (nämlich +1.481) als im übrigen Rest der Republik (+1.234 – und da ist NRW dabei!). In Prozenten: Zunahme BY+BW war 29%, Rest der Republik: 14%. Der Zusammenhang schein mir überdeutlich: um die Inkubationszeit verschobener Ausbruch nach den Ski-Ferien im Gebirge – wobei diejenigen, die dort Après-Ski feierten, die Auswirkung des Karnevals im Rheinland schon vor der Anreise kannten.
Jedesmal, wenn in der letzten Zeit in Deutschland Einschränkungen verordnet wurden, wurde unmittelbar vor dem Beginn deren Gültigkeit von großen Gruppen die „Noch-Freiheit“ übertrieben genutzt, was dann auch noch 1-2 Tage über das Limit anhielt, bis die „Obrigkeit“ eingeschritten ist.
Ein Reporter berichtet aus einem Terminal des Frankfurter Flughafens anläßlich des Beginns der Rückholaktion von 100.000 „gestrandeten“ Urlaubern aus den Feriengebieten weltweit (auf Kosten des Steuerzahlers…). Die meisten dieser Menschen sind schon in die Ferien geflogen, nachdem der Ernst der Pandemie-Situation schon bekannt war. Der Reporter trifft dort nun zufällig Urlauber, die jetzt gerade in die Urlaubsregion starten – und zwar mit dem Rückflug des Regierungs-Rückhol-Fliegers! Dieser Flug muss wohl geradezu unmoralisch billig angeboten worden sein! Die Leute meinten, irgendwie kämen sie irgendwann schon wieder zurück …
Bericht aus New York, heute in unserer Zeitung: unmittelbar vor dem In-Kraft-treten der Ausgangssperre in New York tummeln sich helle Scharen von Menschen in den Parkanlagen entlang des Hudson River – das Gewühl ist dichter als an jedem Sonn- und Feiertag. No comment …
Heute berichtet die Journalistin Julia Haak in der Berliner Zeitung in Ihrer wöchentlich erscheinenden Kolumne „Generation Greta und ich“ über ein Gespräch mit ihrer 17-jährigen Tochter zum Thema Corona-Virus und Bewegungs-Einschränkungen. Zwei Kernsätze der Tochter: a) zum Thema der vielen Jugendlichen, die sich trotz des Verbots draußen in großen Gruppen treffen: „Da stellt sich mir aber schon die Frage, wieso ich mich einschränken soll und die nicht.“ b) zum Thema, ob die Tochter selbst entscheiden wolle, sich in dieser Situation nicht mit Freunden zu treffen: „Ein Ausgangsverbot wäre einfacher. So bin ich einfach nur unzufrieden.“
Jedes dieser Informations-Bruchstücke zeigt das gleiche Muster betreffend Menschen aller Altersgruppen: man kündigt an, dass den Menschen Freiheiten genommen werden wegen gesundheitliche Gefahren, die die gesamte Gesellschaft bedrohen – besonders aber die gesundheitlich schwächeren und älteren Menschen. Anstatt den LOGISCHEN Schluss zu ziehen, das neu geforderte Verhalten SOFORT anzuwenden, was dem Erfolg der Maßnahmen nützen könnte – wird in breiten Kreisen der Entschluss gefasst, nun das alte (= dem Virus nützliche) Verhalten bis zum Eintreten der Beschränkungen (und darüber hinaus) so massiv wie möglich zu übertreiben. Das können Corona-Parties im Park oder in Kneipen mit abgeklebten Fenstern sein – oder Aprés-Ski in Ischgl.
Begründung: das haben wir uns verdient, weil wir ja anschließend zum Verzicht gezwungen werden.
Alle Informationen ergeben zusammen ein ziemlich klares Bild: es gibt weite Kreise der Bevölkerung, die jedes eigene logische Denken eingestellt haben (wenn es die Gesellschaft betrifft – und nicht den eigenen ICH-Vorteil) und jede EIGENVERANTWORTUNG von sich weisen.
Mein Fazit: wir müssen dringend darüber nachdenken, WAS GENAU WIR FALSCH GEMACHT HABEN – und zwar offensichtlich Jahrzehnte lang! – um jetzt einem relevanten Anteil der Bevölkerung gegenüber zu stehen, der JEGLICHES eigenes DENKEN und VERANTWORTUNGSBEWUSSTSEIN ablehnt und anstatt dessen nur bereit ist auf schärfste autoritäre Befehle zu reagieren. Womöglich ist da sogar die Bereitschaft ausgebildet, solchen Befehlen dann auch jederzeit gerne zu folgen, ohne über ihre Berechtigung nachzudenken – solange die eigene narzistische Kuschelecke nicht angetastet wird. Womöglich ist die Verweigerungshaltung oft schon so weit fortgeschritten, dass man GEZIELT nach Verschwörungstheorien sucht, die einem helfen sollen, die (geistig-moralische) Verweigerung zu RECHTFERTIGEN.
Wenn diese Menschengruppe zur Mehrheit anwachsen würde, dann wäre die Errichtung einer Autokratischen Regierungsform in Deutschland wieder denkbar – durch Leute, die jenen Bevölkerungskreisen nach dem Munde reden. Wir müssen auf unsere Kinder aufpassen: wissen wir, wie viele bei denen schon ander Angel hängen, ohne es zu wissen? „Versprich mir, meine Bequemlichkeit nicht zu stören, dann verspreche ich, keine kritischen Fragen zu stellen.“ Alarmierend auch: ein übergroßer Drang zum Konformismus in der Jugend! Auch das wäre autokratischen Strukturen nützlich.
Hier ist Deutschlands bester Journalismus gefordert, um nachzuforschen, wie breit und tief der Lochfraß in der liberalen deutschen Demokratie schon fortgeschritten ist.
Achter Tag: Freitag, 20.März 2020
Lokal verschärfte Ausgangsbeschränkungen in Bayern und Rheinland Pfalz. Bis zum Abend kommen alle Süd-Bundesländer dazu. Brandenburg sieht dazu explizit noch keine Veranlassung. Die anderen warten ab. Es war versprochen worden, dass die Bundesländer nun ABGESTIMMT handeln werden. Am kommenden Sonntag sollte die erneute Abstimmung unter den Ländern sein. Das ist nicht gelungen. Der Grund für das eilige Handeln im Süden ist vermutlich der sprunghafte Anstieg der Infiziertenzahlen in Bayern und Baden-Würtenberg!
Bei den verschärften Erlassen wird der Begriff „Ausgangssperre“ vermieden – man möchte ermöglichen, dass Einzelne und Wohnungsgemeinschaften im Freien spazieren können, ohne Gruppen mit anderen zu bilden. Das ist wohl auch zu begrüßen, um das Stressniveau der in den Wohnungen eingesperrten zu vermindern.
In Berlin wurden gestern gut drei Dutzend Geschäfte von der Polizeit geschlossen, die gesetzeswidrig immer noch offen hatten. In der letzten Nacht wurden in der Stadt über 90 Stafverfahren wegen sog. Corona-Parties eingeleitet. Jugendliche feierten die Coronaferien in größeren Gruppen in öffentlichen Parks und zeigten keinerlei Unrechtsbewusstsein. Ihr Argument: sie seien ja nicht erkrankt …
In Italien: scharfe Ausgangssperre. In Frankreich herrscht quasi Kriegsrecht. Der Bundesstaat Kalifornien hat eine Ausgangssperre verhängt (40 Mio Einwohner).
In vielen Regionen wird jetzt um 20 oder 21 Uhr – bundesweit zukünftig wohl um 20:15 h – am offenen Fenster, auf dem Balkon eine Minute lang als Anerkennung für den Einsatz von Ärzten und Pflegekräften APPLAUDIERT – #1mincare. Ja sicher: die große Mehrheit der Bevölkerung IST solidarisch!
Nachts sah ich eine Gesprächsrunde, die im TV über ETWAS ANDERES als das Virus sprach. Ich habe mich morgens versucht daran zu erinnern, worüber sie sprachen: es ist mir lang nicht gelungen… „Das Virus“ ist in unserem Gehirn zu einem riesigen Kloß angeschwollen und versperrt alle Bewusstseinsräume. Unsere Tages-Zeitung ist neu gegliedert: Der vordere Teil befasst sich NUR mit COVID-19, der hintere Teil mit dem „Rest“, an den ich mich auch am nächsten Tag nicht mehr erinnere.
Der Finanzminister hält die Beteiligung des Bundes (=Teilverstaatlichung) an wichtigen Konzernen (sollten sie dies anstreben) für möglich. Speziell die Lufthansa bietet dazu ja beste Voraussetzungen, da ihr (im Gegensatz zu den meisten anderen Airlines) 80% der Flugzeuge gehören und nicht geleast sind! LH-Vorstandssprecher Spohr sagte, der derzeitige Rest-Flugplan der Lufthansa entspreche dem Niveau der Flugtätigkeit im Jahr 1955.
Kleingewerbler, Gastronomen und Einzelselbständige warten dringend auf das angkündigte HELICOPTERGELD von Bund und Ländern – sowie Steuerstundungen, um die Existenzängste zu mindern.
Beängstigend: in Italien sind gerade an EINEM Tag 600 Menschen an der COVID-19-Infektion gestorben!
Die guten Nachrichten des Tages: Atemschutzmasken für die niedergelassenen Arztpraxen sind tatsächlich eingetroffen – die Produktion von Beatmungsgeräten wird bei Fa. Dräger drastisch erhöht und die Verteilung dahin, wo der tatsächliche Bedarf ist, wird koordiniert. Mediziner im Ruhestand und Studenten werden zur Entlasung der Nicht-Covid-Bereiche in den Kliniken aktiviert (z.T. auf eigene Initiative!), um die COVID-Bereiche zu stärken – die Bürokratie in den KLiniken wird vorübergehend eingeschränkt, womit ein Arzt locker 2 Stunden mehr Zeit für Patienten haben kann!
In Berlin gibt es Freitagabend 898 positiv bestätigte COVID-19-Fälle. Ein Corona-Patient (Alter 95 Jahre) ist gestorben. 16 Patienten werden derzeit intensivmedizinisch behandelt.
In Deutschland sind vom RKI per heute ca. 16.662 Infektionen gemeldet, ca. 2.705 mehr als gestern, insgesamt 46 Todesfälle bisher. (aktualisiert um 10:00 h Folgetag) Der größte Anstieg von Todesfällen fand nun in Bayern und BW statt (mehr als die Hälfte aller neuen Fälle in D)! Baden-Württenberg hat einen gewaltigen Satz an die Spitze der Infizierten und Todesfälle gemacht. Meine Vermutung: Auswirkung der Skiferien im Gebirge.…
Siebter Tag: Donnerstag, 19.März 2020
Die Infizierten-Zahlen steigen exponentiell.
Heute war die große Frage (und wird es noch eine Weile bleiben): Schafft es unsere Bevölkerung, mit der Selbstverantwortung bezüglich Kontaktvermeidung und Abstandsregeln im öffentlichen Raum umzugehen? Es gab Rückmeldungen, dass das nach der Rede der Bundeskanzlerin durchaus in weiten Bereichen besser geworden ist – punktuell gibt es aber drastische Überschreitungen.
Derzeit wird die Bevölkerung quasi einer Prüfung im Fach „Disziplin“ unterzogen – nicht alle bestehen sie… aber es gibt keine zweite Chance: die nächste Stufe heisst Quarantäne für ALLE! Besonders eindrucksvoll fand ich die Reaktion der im „Corona-Geschäft“ hauptbetroffenen – vor allem wegen des freundlichen Tenors, trotz des eher unfreundlichen Anlasses: Krankenhaus-Arbeitsgruppen veröffentlichen Bilder, mit der Botschaft: „Wir tun alles für Euch! Tut auch etwas für UNS und bleibt zuhause.“ Vielleicht muss man es manchen doch in die einfache, direkte Sprache übersetzen: „Wir reißen uns den Arsch für Euch auf bis unter die Arme… und was tut IHR?“
Die ersten Ministerpräsidenten haben das Übersetzen in die „einfache Sprache“ schon übernommen und drohen unmißverständlich mit der Ausgangssperren-Keule. Der Leiter des virologischen Instituts an der Charité, Prof. Drosten, ist ein extrem sachlicher Wissenschaftler, der aber bereitwillig in die Rolle des Beraters und Erklärers geschlüpft ist. Er betreibt alles andere als Alarmismus und hat gestern noch einmal bestätigt, dass seiner Meinung nach jetzt in Deutschland noch die Chance besteht, durch konsequente freiwillige Kontaktvermeidung das Schlimmste zu vermeiden. Es wird sich zeigen, ob die deutsche Gesellschaft reif ist, solch eine Verantwortung auf freiwilliger Basis zu tragen.
Vielleicht muss man hier tatsächlich mal die Bilder der nächtlichen italienischen „Leichenzüge“ stark in den Vordergrund schieben: bei denen lange Militärlastwagenkolonnen nachts durch italienische Städte rollen, um die mittlerweile 500 täglichen Coronatoten zum Krematorium zu bringen?
Daneben wird derzeit die Frage der wirtschaftlichen Krise immer dominierender. Wie ein Konzert mit gezielt dosierten Einsätzen veröffentlichen EU, EZB, Bundesregierung und Landesregierungen finanzielle Hilfsprogramme mit Beträgen, bei denen es einem in normalen Zeiten schwindelig werden würde! Kann das klappen, praktisch Hilfe in jeder beliebigen-notwendigen Höhe zuzusagen? Wo kommt das Geld her?
Das sind Fragen zu einem sehr kompliziertes Thema. Man stellt sich unwilkürlich die Frage, ob nicht schon längst Forschungen und Simulation zu einem solchen Krisenfall durchgeführt wurde? Und wenn nicht: warum nicht? Das ist doch ein Szenarium, das wirklich auf der Hand liegt.
Meine Meinung: ja, das kann gehen! Dazu müssen wir uns klar machen, dass wir ja alle zusammen der Staat sind. Wenn wir den Bürgern und der Wirtschaft vom Einzel-Selbständigen bis zum Konzern das nackte Überleben sichern – mit öffentlichen Mitteln UNSERER Gesellschaft in Form von „Helikoptergeld“ (auch wenn es anders genannt wird…) – dann kann diese Gesellschaft danach wieder voll durchstarten. Das ginge natürlich gar nicht, wenn die Hilfe aus Krediten bestehen würde! Allerdings wird unser Geld danach um einen gewissen Prozentsatz weniger Wert sein… Das wäre dann der Preis für den Sieg über das Virus.
Langsam rückt auch der Aspekt schon in Sichtweite: was müssen wir nach der Epidemie ANDERS machen in der vernetzten Wirtschaft als vorher? Es ist sicher sehr früh für diese Frage – aber eines wird klar sichtbar: das Gesundheitssystem muss noch wesentlich stäarker ertüchtigt werden und wieder wesentlich stärker aus dem profitorientierten Fokus herausgenommen werden. So zynisch es klingt: diese Pandemie wird es tatsächlich ermöglichen, eine REALISTISCHE Kosten-Nutzen-Rechnung für das Gesundheits-System aufzustellen, sogar ohne den Toten einen „Wert“ zu unterstellen. Es ist nichts so schlecht…
Meine heutige Empfehlung an alle: übernehmt Verantwortung – jeder in seinem auch noch so kleinen Rahmen – und BITTE jetzt wirklich keine Toilettenpapier-Witze mehr …aber trotzden einen gesunden Humor behalten! Ich glaube, dass der menschliche Erfindungsreichtum und die Solidarität auch den gefährlichsten Virus besiegen können. Malaria und Ebola sind ermutigende Beispiele.
In Deutschland sind vom RKI per heute 13.957 Infektionen gemeldet, 2.958 mehr als gestern, insgesamt 31 Todesfälle bisher. (aktualisiert um 10:00 h Folgetag)
Sechster Tag: Mittwoch, 18. März 2020
Highlight: die Sonder-Ansprache der Bundeskanzlerin Angela Merkel
Ab heute sind auch in Berlin alle Geschäfte und öffentliche Bereiche geschlossen, die nicht lebensnotwendig sind. Die Ausnahme-Liste (zusätzlich zu Supermärkten und Spätis, Apotheken und Drogerien) ist sehr lang…. auch Frisöre und Kinderspielplätze gehören dazu.
Ein besonderes Merkmal diese Tages ist ein Bewusstseins-Clash: der wunderbare, warme und sonnendurchflutete Vorfrühlingstag kontrastiert gegen das Wissen vom unheimlichen, unsichtbaren Feind, der sich über das Land gelegt hat.
Heute ist es plötzlich sehr-sehr still um uns herum, wenn wir im Garten sind: kaum Autoverkehr, stundenlang kein Flugzeug am Himmel (wir wohnen im Bereich des Flughafens Schönefeld!). Die Straßenbahn schnurrt weiter regelmäßig vor unserem Haus vorbei – ab und zu sehe ich genau hin: kaum noch Fahrgäste darin – ab dem frühen Abend praktisch leer.
Unser jüngster Sohn und seine Frau in Grünau sind weiterhin auf Solidaritäts-Tour, wenn sie nicht arbeiten: Kinder von Freunden betreuen und Einkäufe für andere erledigen (die z.B. mit einem Neugeborenen an die Wohnung gefesselt sind).
Natürlich haben wir uns Angela Merkels Rede angehört! (Noch nie hatte sich die Bundeskanzlerin unter dem Jahr direkt an die Bevölkerung gewendet!) Sie hat ihre Worte gut und mit sehr viel Bedacht gewählt – nichts verharmlost. Sie hat NICHT gesagt, „wenn Ihr Euch jetzt nicht an die bekannten Regeln haltet, werden/müssen wir eine Ausgangssperre verhängen“ – aber aus den deutlichen Worten konnte jeder das herauslesen.
Die Fernsehbilder aus der Stadt vom Tag zeigen allerdings, dass der Bewusstseinswandel noch nicht zur Norm geworden ist.
Ich persönlich glaube, dass das immer wieder zögerliche und halb-konsequente Handeln des Berliner Senats falsch ist: jeder Tag, an dem man unnötige Kontakte zulässt, verschlimmert die Situation unnötig. Wir leben in einer Massengesellschaft, in der der unwilligste, dümmste und uninformierte den Takt der Maßnahmen vorgibt! Wenn man x-mal jeden Tag wieder eine noch bitterere Medizin verabreicht, ist die Wirkung verwässert und überdies verunsichert das. Es gibt immerhin Hoffnung, dass „schnell rein“ auch „schnell wieder raus“ bedeutet!
Es gibt derzeit (und auf Monate hin) keine Therapie und keine Impfung gegen diesen Virus. Wenn man sich für einen Weg entschieden hat, muss man den auch konsequent beschreiten! Deutschland hat sich entschieden, mit Priorität das Leben seiner Bürger zu schützen. Ich halte das schon alleine deshalb für konsequent und richtig, da es im Grunde für einen Politiker keine Entscheidungs-Grundlage für den anderen Weg gibt: niemand kann vorhersagen, wieviele Leben (und andere Dauerschäden!!!) es in ALLEN Altersgruppen kosten würde, den Weg zur sog. „Herden-Immunität“ zu begehen. Ich bin froh, dass dieses Thema nun auch öffentlich diskutiert wird (heute Nacht z.B. sehr effektiv bei Markus Lanz!). Diese Theorie, die die gesundheitlich „schwächeren“ (nicht nur die Älteren!) bewusst opfert, um die Wirtschaft des Landes zu retten, ist eine Ideologie (von der Qualität einer Verschwörungstheorie). Die Verfechter haben nur eine einzige Information: nämlich, dass das Virus „verschwindet“ (bzw. seinen epidemischen Charakter verliert), wenn zwei von drei Menschen bereits immunisiert sind. Wie man dahin kommt, wie lange das dauert und was währenddessen passiert weiß kein Mensch! Vielleicht stirbt ausgerechnet der für immer unbekannte Forscher, der schnell einen entscheidenden Lösungsbeitrag erbracht hätte?
Ich hätte bereits gestern die Reißleine gezogen (Ausgangssperre mit notwendigen Ausnahmen) – NACHDEM geklärt worden wäre, wie die Menschen und Unternehmen wie lange an Geld zum Überleben kommen.
In den letzten zweieinhalb Wochen ist der DAX um über 40% abgestürzt – er ist immer noch im freien Fall… Das wäre im Prinzip nicht weiter schlimm – es sind ja nur ZAHLEN – genauso könnte er ja anschließend wieder steigen.
Aber DIESMAL ist es anders als in einer reinen Finanzkrise: es bricht nun an allen Fronten mit hoher Geschwindigkeit zusammen. Millionen von Menschen bricht praktisch SOFORT das verfügbare Einkommen weg – hunderttausenden von Unternehmen (vom Kleinst-Unternehmer und Selbständigen bis zum Großkonzern) fallen auf einen Schlagdie Umsätze/Einnahmen weg. Wir reden jetzt von Aspekten in der Qualität einer Weltwirtschaftskrise.
Hat unsere Gesellschaft von früheren Wirtschaftskrisen – viele-viele Wirtschafts-Nobelpreise später! – genug gelernt, um heute auf eine solche Herausforderung „richtig“ zu reagieren? Produzierendes Gewerbe, Dienstleistungen, Kulturbereich und Hotellerie/Gastronomie sind schnell geschlossen. Weiß man, wie so etwas noch 4-5-6-8 Wochen wieder hoch gefahren wird? Wenn der Tourismus auf Null gesetzt wurde: wie geht es damit wieder los? Ist plötzlich alles wieder wie vorher – oder wachen wir in einer völlig anderen Welt auf?
Denkt man eine Weile darüber nach, fällt einem wohl nicht viel anderes ein, als dass der Staat mit Bulldozern eine Brücke, einen Damm aus GELD zu Bürgern und Unternehmen aufschüttet, Geld das aus Prinzip nicht zurück gezahlt werden muss (sog. Helikopter-Geld). Und wie macht man das in Europa mit einem EURO als Gemeinschaftswährung?
Aus meinem Gefühl war das heute ein weiterer wichtiger Entscheidungstag – ob die Politik alle Chancen richtig nutzt, wird man hinterher sehen… Hier in Berlin habe ich Zweifel.
Das wichtigste wird nun sein: den Bürgern SCHNELL sagen, wovon sie in den nächsten Wochen leben werden – und den Betrieben NEUE REGELN geben. Wenn 100.000 Kleinbetriebe und Selbständige in Insolvenz gegangen sind, wäre das dann zu spät! Die kleinen Pflänzchen der Solidarität, die man überall sieht, sind zwar rührend, aber wir sollten uns nicht darüber hinweg täuschen, dass die häßliche Fratze der ANGST diese schnell zerquetschen könnte.
Noch eine sehr persönliche Erfahrung: während (gerade uns Älteren) das Leben sonst stets schneller vorbeizuziehen scheint (was – schon wieder Freitag?) habe ich jetzt den Eindruck, dass die Zeit gefriert: war das vor 2 Wochen? – nein: es war GESTERN!
Nichts treibt uns derzeit so um, wie die Sorge um die Zukunft unserer Kinder! Die Situation wirft uns in die Position von Kleinkindern zurück, die einen zukünftigen Zeitraum von 2-3 Wochen nicht überschauen KÖNNEN…
In Deutschland sind vom RKI per heute 10.999 Infektionen gemeldet, 2.801 mehr als gestern, insgesamt 20 Todesfälle bisher.
Fünfter Tag: Dienstag, 17. März 2020
Der CureVac-Skandal, der von Trump ausgelöst wurde, ist insofern geklärt, dass man jetzt weiß, wer hinter der Firma steht: Mehrheitsaktionär ist Dietmar Hopp, zweitwichtigster: Bill Gates. Hopp hat erklärt, dass die Firma selbstverständlich nicht nach USA verkauft wird. CureVac forscht in enger Zusammenarbeit mit dem deutschen Paul Ehrlich Institut und mit der von Gates 2017 gegründeten CETI (ein Forschungs-Verbund, der sich den internationalen Kampf gegen Pandemien wie Ebola zur Aufgabe gemacht hat und den die EU mit hohen Summen unterstützt – in dem die USA aber nicht mit arbeiten). Hopp hat tatsächlich bestätigt, dass man glaubt ab Herbst einen Impfstoff klinisch erproben zu können.
Die Aktienmärkte sind gestern weltweit dramatisch eingebrochen – der DAX stand gestern Abend unter 9.000 Punkten! Der Kurs der TUI-Aktie stürzte um 70% ab! Dieser Crash ist heftiger als der nach der Lehman-Pleite. Die Verunsicherung ist sehr groß. Die US-Fed senkte die Zinsen drastisch – das hatte allerdings kaum Wirkung. Die EZB hat nun nach der EURO-Rettung kaum noch Pulver, das sie verschießen kann, um dagegen halten. Es wird nun nicht mehr für völlig unmöglich gehalten, dass die Schulden-Blase in USA platzen könnte. Besondere Sorge bereitet auch, dass gleichzeitig mit der Talfahrt der Börsenkurse der Goldpreis nicht gestiegen, sondern auch gefallen ist!
Gaststätten und Restaurants sind in Berlin jetzt nur noch von 6 – 18 h geöffnet und sollen natürlich die Abstandsregeln beachten. Das „Pandemie-Bewußtsein“ ist noch nicht bei allen Bürgern so richtig angekommen… (Corona-Parties von Jugendlichen in Parks!)
Allerorten sprießen aber Solidarität und Hilfsbereitschaft hervor. Eine Nachbarin hat berichtet, dass an einem Oberleitungsmasten in der Nähe ein Zettel hängt, auf dem eine Familie älteren Mitbürgern anbietet, die Einkäufe für sie zu erledigen! Für uns sind gerade unsere Kinder deswegen unterwegs!
Ab morgen sollen viele weitere Geschäfte geschlossen werden (bis 19.April).
Im Bereich der Berliner Messe soll kurzfristig in Zusammenarbeit mit der Bundeswehr ein Krankenhaus ausschließlich für 1.000 Corona-Patienten entstehen. Die niedergelassenen Arztpraxen scheinen immer noch nicht ausreichend mit Schutzausrüstung versorgt zu sein – es besteht die große Sorge, dass Praxen schließen müssen.
Die Zahl der Neuinfektionen stieg heute um 1.723 auf 7.156 bestätigte Infizierte. (12 Todesfälle)
Vierter Tag: Montag, 16. März 2020
Wieder ein strahlender Vorfrühlingstag – mit Gartenarbeit. Ich war im Recycling-Hof und im Grünauer Einkaufszentrum (Apotheke) – und habe auf den 2 m-Abstand geachtet. Das Apotheken-Personal war (mittags) total genervt – die Apothekerin trat mir mit flackernden Augen entgegen… es muss für die die Hölle sein! Überall sonst völlig normales Leben! Anscheinend wird auch nicht mehr gehamstert … Aber wenn ich Handschuhe getragen hätte und einen Mundschutz – wäre ich überall der Einzige gewesen!
In Europa sind die ersten Grenzen geschlossen – es kommt zu zig km langen Lkw-Staus der Liefer-Laster!
Auch Deutschland versucht jetzt an der Grenze Einreisen zu verhindern, die nicht auf einer wirklichen Notwendigkeit beruhen – bin neugierig wie man das macht…!
Kinder von Eltern mit „systemrelevanten“ Berufen werden weiterhin in Schule und Kita betreut werden.
Boris Johnson hat seine Meinung geändert und schränkt jetzt auch in GB das öffentliche Leben ein.
Allen wird gerade in voller Tragweite bewusst, dass niemand mehr sein Leben in den nächsten 2-6 Wochen planen kann! Kein Fachmann (oder gar Politiker) kann sich auf irgendwelche Prognosen festlegen.
Die Zahl der Neuinfektionen stieg heute um 1.174 auf 6.012 bestätigte Infizierte. (12 Todesfälle)
Dritter Tag: Sonntag, 15.März 2020
Es werden unterschiedliche Modelle seriöser deutscher Virologen diskutiert:
RKI-Experten beraten laufend die Bundesregierung und vertreten die Auffassung, dass (mittel-langfristig) eine Durchseuchung der Bevölkerung ohnehin nicht zu verhindern sei – folglich kommt es nur noch darauf an, die Infektionsrate zu verlangsamen, damit das Gesundheitssystem nicht überlastet wird (wie es gegenwärtig in Italien der Fall ist!) und die Risikogruppen geschützt werden können. Vor diesem Hintergrund gab es am Donnerstag die Meinung, die Schulen müssten nicht geschlossen werden – am Freitag empfahl man dann aber sehr plötzlich doch die Schul-/Kita-Schließung.
Der Virologe Kekulé aus Halle vertritt die Auffassung, dass sehr wohl mit einer absolut strikten Kontakt-Sperre (Total-Quarantäne der Bevölkerung wie jetzt in Italien) die Epidemie völlig gestoppt werden könnte – womit dem Virus neue Wirte entzogen worden wären und der Virus nach zwei Wochen „ausgestorben“ wäre.
Das Kekulé-Modell hätte aber wohl nur eine Chance gehabt, wenn die Total-Quarantäne sehr viel früher gekommen wäre. Dafür hatte Kekulé ja mehrfach plädiert.
Man wird ja sehen, ob das in China eventuell sogar gelungen ist. Dort nähert sich die OFFIZIELLE Neuinfektionsrate derzeit dem Nullpunkt – man ist aber skeptisch, ob die offiziellen Zahlen stimmen…
Wir machen uns Sorgen wegen der wirtschaftlichen Lage von Hotels und Selbständigen – beides haben wir auch in der Familie. Es gibt aber immer noch allerorten eine gehörige Portion von Galgenhumor.
Zuletzt kam die Nachricht durch, dass Präsident Trump versucht hat, eine deutsche Firma, die (anscheinend sehr erfolgreich) dabei ist einen Impfstoff zu entwickeln, mit einem „unmoralischen finanziellen Angebot“ dazu zu bewegen nach USA umzusiedeln und den Impfstoff in der Folge nur für die USA zu produzieren… Kommentar erübrigt sich!!! Ich vermute, dass diese Form der Solidarität bei den anderen Ländern ganz prima ankommt… Bei uns gab es darauf die ersten Kommentare, dass Trump doch ein toller Geschäftsmann sei – und Uli Hoeneß für Deutschland sicher ein besserer Bundeskanzler sei als Merkel…
Die Zahl der Neuinfektionen stieg heute um 1.043 auf 4.838 bestätigte Infizierte. (8 Todesfälle) – Ein Drittel aller Fälle und über die Hälfte der Toten in NRW (Karneval!!!)
Südkorea meldet einen kontinuierlichen Rückgang der Infizierten-Zahlen.
Weltweit gibt es lt. RKI 157.000 Infizierte, davon die Hälfte in China. Italien liegt mit 21.000 an zweiter Stelle!
Zweiter Tag: Sonnabend, 14. März 2020
Wir sitzen in unserer freiwilligen Eigen-Quarantäne und arbeiten den größten Teil des Tages bei strahlendem Wetter im Garten. Unsere Kinder machen den ersten kleinen Einkauf für uns. Den ganzen Tag wird über nichts anderes gesprochen als über die Seuche. Es kursieren die ersten Verschwörungstheorien.
In Berlin gibt es eine kurze Irritation, um den ÖPNV. Eine unglückliche Formulierung legte nahe, dass der ÖPNV stark eingeschränkt werden solle – das trifft aber nicht zu!
Das kulturelle und gesellige öffentliche Leben ist jetzt vollständig eingestellt – in der Nacht noch sind alle Kneipen, Bars und Klubs geschlossen worden.
Wir fragen bei Freunden ab, wie sie die Situation erleben und was mit gemeinsam geplanten Unternehmungen der nächsten 2 Monate sein wird.
Die Zahl der Neuinfektionen stieg heute um gut 700 auf ca. 3.800 bestätigte Infizierte. (RKI – Covid-19 Fallzahlen)
Erster Tag: Freitag, 13. März 2020
Dies ist der „Tag Null“, an dem unser Staat die volle Verantwortung für den Kampf gegen die Seuche übernommen hat – nach einigen Wochen halbherzigen Taktierens und Abwartens: während bisher nur Veranstaltungen über 1000 Personen verboten wurden, dann auch alle öffentlichen Kultureinrichtungen geschlossen wurden (Theater-Konzert-Museen) werden ab Montag, dem 16.3.20 alle Kitas und schulen geschlossen sein. Die Kanzlerin ist vor die Kamera – d.h. vor die Bevölkerung! – getreten und hat angekündigt, dass ALLES Notwendige getan werde, um sie (die Bevölkerung) gesundheitlich zu schützen und die wirtschaftlichen Folgen zu mindern, die daraus resultieren werden. Finanz- und Wirtschaftsminister kündigen massive Unterstützung der Wirtschaft an.
Im Fernsehen habe ich allen Ernstes ein Interview mit einem Fußball-Fan gesehen, der sich bitterlich über den Ausfall der Fußballspiele beklagte. Übrigens: man hat sich gegen die Durchführung von Geisterspielen entschieden, weil man ernsthaft befürchtet hat, dass sich dann 1000 – 2000 Fans während des Spieles außen vor der geschlossenen Arena versammeln würden!
Präsident Trump sperrt die Einreise nach USA aus der EU – nicht aber aus Großbritannien… das einzige Land in Europa, das keinerlei Maßnahmen zur Eindämmung der Seuche unternimmt! Boris Johnson ist der Meinung, dass man in GB eine Herden-Immunität dadurch aufbauen kann, daß man die Bevölkerung ungehindert durchseuchen läßt! Ich bin mal gespannt, wie das dort ankommen wird. Trump Begründung: Die EU-Staaten sind Schuld daran, dass die Seuche die USA erreicht haben, weil sie so schlecht mit der Epidemie umgegangen sind
Es wird darauf hingewiesen, dass der Lieferverkehr zur Versorgung des Einzelhandels weiter läuft und sogar Sonntags ermöglicht wird.
Ein Rat: Trotzdem nicht vergessen ab-und-zu zu lächeln – zum Beispiel, wenn man in der Bahn versucht den richtigen Abstand zu den Mitfahrenden zu finden.
… oder zu schmunzeln:
Kennt Ihr den Beweis dafür, dass es am Meer viel NETTER ist als an den Bergen?