Reisen stählt …

… zumindest die Entscheidungsfähigkeit!

(oder: Mehdorn ist an ALLEM schuld…)

Entscheidungen gefordert! aber fix bitte…

Nichtraucher?

Diese eine Entscheidung wurde uns abgenommen.

Aber dann: l

…lohnt sich 1. Klasse auf dieser Fahrtstrecke überhaupt ?

Reservierung?

Sitz mit Tisch?

Fenster oder Gang?

Abteil oder Großraum?

Im letzten Falle ist die Begegnung mit einem H1N1 wahrscheinlicher – trifft man aber auf einen im Abteil, hat er viel Zeit einen voll zu durchseuchen!

Über Köln oder Düsseldorf???

(Was soll das denn? Gesinnungs-Schnüffelei?)

Bahncard?

25?

50?

110 Prozent?

Sparpreis oder Normalpreis?

Mit oder ohne Zugbindung?

Mitreisende?

Mini-Gruppe?

Vorausbuchung?

Als alt gedienter Häufig-Bahnfahrer habe ich den Vergleich, dass der Kauf einer simplen Hin- und Rückfahrt mit Reservierung nun etwa doppelt so lange dauert wie ganz früher – trotz monströser Server-Computer und Programme im Hintergrund.

Sicherheitshalber werden die ganzen Daten vermutlich gespeichert – auf Vorrat… man weiß ja nie wozu man etwas noch mal braucht. (Stimmt – wenn ich so in meinen Keller schaue!)

Man kann dann in einigen Jahren gezielt einen Versicherungsvertreter auf dessen Wunsch (und gegen einen Obolus…) neben mich setzen, weil Leute mit meinem Nutzerprofil besonders anfällig dagegen sind, Versicherungen während der Bahnfahrt abzuschließen…

Es sei denn, ich ergänze aktiv mein Profil: keine Versicherungsvertreter neben mich setzen, bitte!!!

Dagegen ist Fliegen ein Klacks!

Wie wohl unsere entscheidungsgehemmten jüngeren Nachfahren mit so komplizierten Situationen klar kommen? Sie kommen ja bekanntlich schon mit so simplen Fragen schwer zurecht wie: „Soll ich mich binden? Und warum ausgerechnet mit Ihr/Ihm – ohne alle anderen ausprobiert zu haben?“

Weiter geht es dann im Abteil – die Wahl kann ich übrigens empfehlen: sie schützt vor der Fernwirkung von Acht-Personen-Gruppenreisenden, die – euphorisiert von  den vorbei huschenden Bäumen, Brücken und Bahnhöfen – pausenlos hysterisch lachen müssen.

Das Abteil schafft ein bisschen Gruppenmentalität und ermöglicht manchmal noch ein Gespräch:

Die Standard-Eröffnung ist die Verspätung – in Ermangelung einer solchen (häufiger als Sie denken!) das Wetter. An beidem ist natürlich Bahnchef Mehdorn schuld!

Wenn Sie mehr von dem Gespräch haben wollen, empfiehlt sich, die Widerspruchs-Position einzunehmen.

Also: als einziger nicht auf die Bahn schimpfen sondern Verständnis zeigen: bei der hoch-komplexen Netzsituation in Deutschland ist es eine Bravour-Leistung, dass es nicht noch mehr Verspätung gibt… und dann die Selbstmörder alle!

Knapp die Hälfte Der Gesprächspartner kippt sofort um und stimmt Ihnen zu. Zwei Reisende folgen nach der Argumentation mit – frei erfundenen – statistischen Daten. Der letzte verstummt verbittert, weil er jetzt in der Minderheit ist.

Eine Alternative: Sie teilen mit, dass der Mehdorn das jetzt gar nicht mehr macht!

Verblüffung: wieso gibt es dann immer noch Verspätung?

Aber keiner weiß, wie der Boss der Bahn jetzt heißt – ich auch nicht…

Das ist eine gefährliche Situation!

Unmut könnte sich jetzt anders äußern, schlimmstenfalls gegen das aktuelle Zugpersonal richten.

Liebe politisch Verantwortliche!

Ein Vorschlag zum Schutze des Zugpersonals:

Jeder, der die Führung der Bahn übernimmt, sollte sich amtlich in „Mehdorn“ umbenennen (nein: der II., III., VI. … brauchen wir nicht).

So ein klares Feindbild wirkt Wunder zur Ableitung negativer Emotionen.

Herr Mehdorn (I.) wird sicher nichts dagegen haben, bei dem großen Einvernehmen, in dem er sich vom Amt getrennt hat!

Zum Trost wird er schließlich ja doch noch als „Mehdorn der Große“ in die Geschichte eingehen…

Copyright Der Brandenburger Tor, Herbert Börger, 2010