Als sich Pandemie noch auf Ironie reimte

Aphorismus des Tages:

„Humor ist die Geschenkverpackung der Verzweiflung!“ (Der Brandenburger Tor)

Ist die Pandemie das Problem oder die Lösung?

Ich blätterte in meinen alten Aufzeichnungen während der Pandemie – hatte ich da schon mal die Lösung gefunden?

Unter dem 18.02.2020 fand ich immerhin DIES:

Ich bin mal wieder im Baumarkt unterwegs mit dem Ziel, dereinst wirklich jede noch so kleine und abgelegene Erdkrume im Garten (wenn nötig) zweimal am Tag zu befeuchten (ich tue dies schon im 4. Jahr!).

Die „Einkaufenden“ – die gleichzeitig Pandemie-Teilnehmer sind! – Umkurven sich zunächst elegant mit ihren obligatorischen Einkaufsgefährten in gebotenem Abstand. Unvermittelt stoße ich mitten im Markt auf eine schier unübersehbare Reihe von Menschen, die stoisch vor sich hin dösen: also nehmen wir einmal an, dass dies die Kassenschlange sei – auch wenn die Kassen noch nicht sichtbar ist … aber ich kenne die Richtung: die stimmt.

Immer wieder verlasse ich die Schlange, weil mir einfällt, welchen Adapter-Verteiler-Nippel mit 1/2-Zoll-3/4-Zoll-Übergang ich vergessen habe, um beim Zurückkehren festzustellen, dass ich von den Bewohnern der Schlange in die frei gehaltene Lücke wieder hineingewunken werde. Welche geheime Kraft hat es geschafft, dass plötzlich alle Menschen so aufeinander achten? Wird das von Dauer sein?

Hatte ich schon erwähnt, dass wir gerade in einer Pandemie leben?

Das ist irgendwie aufregend und neu! Das Virus – wenn man sich daran gewöhnt hat, ist es kein Problem mehr, dass es „sächlichen“ Geschlechts (also eigentlich KEINES Geschlechts) ist. Das ist sogar gut. Da das Wort so viel benutz wird, ist es praktisch, dass wir uns dabei nicht gleichzeitig mit seiner Genderisierung beschäftigen müssen.

Das Virus ist allgegenwärtig – aber unsichtbar. Deshalb beschäftigt es die Phantasie. Das ist aber für Viele problematisch – so ohne visuelle Komponente, quasi abstrakt – aber trotzdem sächlich. Darum haben Wissenschaftler es trotz seiner Kleinheit sichtbar gemacht – und siehe da: es sieht aus wie ein Käseigel mit lauter aufgespießten Bonbel-Kügelchen. Da wir es uns jetzt vorstellen können, hat es jetzt einen Kosenamen: wir sagen Corona zu ihm … äh – zu es? Wieso sagen wir „ihm“ zu „es“? Obwohl es SARS-CoV-2 heißt.

Habe ich schon erwähnt, dass dieses Corona-Virus sau-gefährlich ist?

Besonders für meine Frau und mich – so an die 75 und mit Vorerkrankungen, die alleine dieses Buch füllen würden. Weil es so gefährlich ist (und obwohl es so klein ist), wird das Bild vom Corona immer sehr-sehr groß dargestellt. In einer Talkshow ist das Bild vom CORONA hinten an der Wand meist größer als die „Talkenden“ (eine der schönsten Gender-Bezeichnungen, die ich kenne! Das wäre doch mal ein Name für eine Punk-Band: „Corona und die Talkenden“).

Das Virus spricht zu den Menschen durch sogenannte „Virologen“ („wir logen“? – na egal!).

Habe ich schon erwähnt, dass wir praktisch über nichts anderes mehr sprechen als über Corona? – und Trump natürlich …

Virologen sind extrem vertrauenswürdige Menschen (so eine Art Schamanen der Wissenschaft) die das, was das Virus vor sich hin quatscht, entschlüsseln und übersetzen – und zwar für unsere Regierenden. Die sagen uns dann alle 14 Tag, was wir tun müssen – bzw. eigentlich, was wir NICHT tun sollen – oder was wir nicht sollen müssten … sagen die Virologen, sagen zu uns die Regierenden.

Habe ich schon erwähnt, dass unsere Regierenden sehr klug sind?

Sie wollen uns nicht sagen, dass wir etwas tun  – oder eigentlich lassen – müssen, sondern sie lassen uns das – notfalls sogar durch die Kanzlerin – von den Virologen ausrichten, was wir tun – oder lassen – sollen.

Wir Bürger sind enorm folgsam und tun nicht, was wir lassen sollen.

Es gibt auch ein paar Leute die heulen rum: sie wollen ihr „altes Leben“ wieder und behaupten, es gäbe noch etwas anderes als das Virus. Aber das haben die Virologen noch nicht geschafft, dem Virus das zu übersetzen, damit es sich daran hält.

Schade!

Berlin, 20. Mai 2021

What‘s new Covid-19? – die Zweite

Berlin, 28. Dezember 2020

Versuch einer realistischen Einschätzung unserer Lage.

Rückblickend sehe ich für Deutschland drei maßgebliche Aspekte verantwortlich für die heutige Krisenlage, in der wir – trotz Impfbeginns – immer noch keine klare Sicht auf den zu erwartenden Verlauf der kommenden 12 Monate haben:

  • Mangelnde (wenn nicht gar völlig fehlende!) Vorbereitung auf eine derartige Pandemie-Lage – trotz der vorliegenden Erkenntnisse; wissenschaftliche Erkenntnisse sind in Deutschland (und auch anderen Ländern) offensichtlich immer noch ein „nice-to-have“, das man am besten in der Schublade aufbewahrt … es könnte ja „die Bevölkerung beunruhigen“. Es scheint Regierende zu nichts zu verpflichten und Nicht-Handeln ist bei uns keine Delikt-Kategorie …
  • Ignoranz vieler politisch verantwortlicher (und damit in der Folge dramatisches Fehlverhalten der Bevölkerung aufgrund von Falschinformationen entgegen Warnungen einiger Virologen) zwischen Mai und August 2020. Schon im Mai stiegen mir die Haare zu Berge, wenn ich all die Beweihräucherungen hörte, „wie gut Deutschland bisher durch die Pandemie gekommen sei“. Dies war die maßgebliche Begünstigung einer massiven zweiten Welle – noch einmal verschärft durch die Ignoranz vieler Ministerpräsidenten im Oktober, während die Kanzlerin offensichtlich bereits ein klares Bild der Situation hatte! Die Ministerpräsidenten hatten offensichtlich einen ganz wesentlichen Umstand im Unterschied zum Frühjahr nicht begriffen:
  • Im Oktober standen wir im Grunde einer ganz anderen Pandemie-Situation gegenüber als im März, was die epidemologischen Modellierer zu diesem Zeitpunkt bereits wussten und warnten: im März 2020 gab es einzelne Infektions-Cluster, die durch größere, völlig infiziertenfreie Bereiche von einander  getrennt waren. Im Oktober 2020 waren durch das falsche Management der Pandemie im Sommer die Infektionen in die Fläche eingesickert – zwar waren die Infektionszahlen immer noch RELATIV gering, aber die niedrigen Zahlen waren jetzt in der gesamten Fläche da und strebten (zunächst!) nach Ende der Ferien langsam dem Kipp-Punkt zu, an dem der exponentielle Anstieg scheinbar schlagartig einsetzt und schwer zu bremsen ist – vor allem nicht durch halbherzige Maßnahmen. Dazu kommt der Umstand, dass nun das Leben in Innenräumen statt draußen  stattfindet!

Das bedeutet faktisch, dass wir es damals im Frühjahr und jetzt zum Winter hin mit zwei völlig verschiedenen Infektionsgeschehen dieser Pandemie zu tun haben – worauf die Bevölkerung absolut nicht ausreichend hingewiesen wurde.

Meine persönliche Einschätzung zu unserer Lage in der Covid-19 Pandemie war lange Zeit pessimistisch – deswegen habe ich mich solange zurück gehalten, bis wenigstens an einer der Fronten, an denen die Menschheit derzeit kämpft, ein Hoffnungsschimmer erscheint. Der ist jetzt da – auch wenn es ein kleines Licht am Ende eines sehr langen Tunnels ist: die Covid-19-Impfung, die gerade begonnen hat.

Warum muss die Euphorie gedämpft werden?

Aus einer Handvoll Impfstoff-Produktionsstätten (die es bisher gibt) müssen so schnell wie möglich 7 Milliarden Menschen geimpft werden. Ein zweiter Impfstoff ist in der Endphase der EU-Zulassung (Moderna) und hat in den USA bereits Notfall-Zulassung. Astra-Zeneca scheint zu folgen. Weit über 200 Impfstoffe sind daneben in Entwicklung – umfassende Informationen hierzu in diesem Link.

Warum rechtfertigt das Geschehen um die Impfung dennoch das Aufkeimen von Hoffnung?

Nur 10 Monate nach der Erkenntnis, dass SARS-CoV-2 eine Pandemie ausgelöst hat, stehen mehrere wirksame und (anscheinend) nebenwirkungsarme Impfstoffe zur Verfügung. Üblich waren bisher Entwicklungs-Zeiten von bis zu über 10 Jahren.Für einige Viren, die schon seit Jahrzehnten bekämpft werden, wurde nie ein erfolgreicher Impfstoff gefunden. 

Zwei Faktoren haben wesentlich zu diesem glücklichen Umstand beigetragen:

  • Die SARS-Pandemie 2002/03 (durch Corina-Virus SARS-CoV-1) hatte bereits intensive Arbeiten in dieser Richtung ausgelöst. Wegen der anderen Übertragungs- und Befallsmechanismen, konnte die erste SARS-Epidemie schnell unterdrückt werden. Die Wissenschaft war also hochgradig alarmiert und konnte auf den seit über 15 jahren laufenden Forschungen aufbauen – während Politik und Gesundheitverwaltung in den meisten Ländern den Warnschuss weitgehend ungenutzt zu den Akten legte …  Das wichtigste „Erfolgsrezept“ des „neuen“ Erregers SARS-CoV-2 scheint dabei der Umstand zu sein, dass es bereits während der Inkubationszeit (also VOR dem Auftreten der Symptome bei Infizierten) ansteckend ist (mit hoher Viruslast im Rachenbereich).
  • Mikro- und Molekularbiologie, Gentechnik und verwandte Bereiche der Medizin und Pharmakologie hatten in den letzten 20 Jahren gewaltige Fortschritte gemachtweitgehend unbeachtet von großen Teilen der Gesellschaft. Die einzige gesellschaftliche Reaktion auf die neuen Fähigkeiten der Wissenschaft war eine massiv-negative: eine völlig undifferenzierte Mainstream-Blockade gegen „Gentechnik“. Diejenigen, die es hätten besser wissen müssen, versäumten es möglicherweise auf die Bedeutung der neuen Technologie in der Breite hinzuweisen. Auch gegen Krebs hat sich die mRNA-Technologie seit langem in Stellung gebracht – und wie man sieht ist die Bundesrepublick nicht hinten dran! 

Zusätzlich kam darüberhinaus bei der Impfstoff-Entwicklung der letzten 10 Monate weltweit ein Umstand zum Tragen, der nach meinen Beobachtungen wenig öffentliche Beachtung gefunden hat: in einer massiv weltweit laufenden Pandemie kann wegen großer Infektionszahlen wesentlich schneller und sicherer auf Wirksamkeit geprüft werden als außerhalb einer Pandemie. Theoretisch brauchte man – für die Prüfung auf Wirksamkeit – auch wesentlich weniger als die üblichen 30.000 freiwilligen Impf-Probanden, da die statistisch relevanten positiven Fallzahlen einer solchen Studie auch mit geringeren Probandenzahlen erreicht werden können. Ich gehe davon aus, dass die sogenannten „Notfall-Zulassungen“ (die wir bisher in Europa nicht haben) weitgehend auf diesem Umstand beruhen – mit hoffentlich sorgfältigster Abwägung bezüglich der Nebenwirkungen.

Alle diese Zusammenhänge müssen unbedingt besser kommuniziert werden, sonst müssen wir uns nicht wundern, dass bestimmte Kreise gerade den Umstand, dass die Impfstoffe so schnell gefunden wurden als Beleg für den Verdacht einer – wie auch immer organisierten – Verschwörung und der Behauptung genutzt wird: das sei der Beweis dafür, dass es das Virus gar nicht gibt und nur behauptet wird um uns … ja, und das lesen Sie bitte bei den üblichen Verschwörungsportalen nach.

Die Welt steht aber dennoch hier noch ganz am Anfang: Vor 3 Wochen war Impfstart (Biontec/Pfizer) in Großbritannien, vor 2 Wochen in USA – jeweils mit Notfall-Schnellzulassung – vor 1 Woche erfolgte die reguläre EU-Zulassung und gestern war Impfbeginn in Deutschland (einen Tag früher im Landkreis Harz – das war eine Meldung wert …). Es handelt sich überall um die Erstimpfung – meistens muss ca. 6 Wochen danach eine Zweitimpfung erfolgen, um die volle Wirksamkeit zu erzielen.

Nicht ganz zu vergessen: sowohl Russland als auch China impfen bereits seit einiger (?) Zeit mit nationalen Impfstoffen, bei denen bei Impfbeginn noch nicht einmal die Phase3-Prüfung abgeschlossen war. (Russland meldete den 5.12.20)

Die Logistik für diesen (weltweiten) Impfprozess ist extrem aufwändig und teuer! Betrachtet man die Kosten aber in Relation zu den immensen Kosten, die „lock-downs“ in Wirtschaft und öffentlichen Haushalten der Länder verursachen, sind sie gewissermassen marginal.

Tatsächlich ist es innerhalb der EU gelungen, mögliche (befürchtete!) Impf-Nationalismen weitgehend zu unterdrücken. Ich muss bekennen, dass ich das „innerlich gefeiert“ habe – denn ich halte das für ein Signal der VERNUNFT (und Solidarität): in einer Pandemie kann man das Virus nicht innerhalb eines Landes alleine besiegen (Viren kennen keine Grenzen). Herdenimmunität ist in einer globalisierten Wirtschafts-Welt nicht lokal zu haben!

Blicken wir der Wahrheit ins Auge!

Unsere Ausgangslage ist prekär:

Covid-19_Todesfälle

Bild 1: RKI-Daten für Deutschland am 28.12.2020

Das Impfen der betagtesten Alters-Kohorte – gleichzeitig mit Pflege-Personal ist logisch, um die höchste Rate der Todesfälle als erste zu reduzieren – dabei ist zu beachten, dass inzwischen auch unter 80jährige relevante Todesfallzahlen zu beklagen haben (s. Bild 1).

Insbesondere wird diese Impfreihenfolge zunächst kaum die Infektions-Fallzahlen reduzieren. Das muss weiterhin durch Kontaktbeschränkungen erreicht werden. Vermutlich auch noch mindestens bis Juni 2021 …

Die Wirkung des derzeit verhängten Lock-Down in Deutschland muss abgewartet werden. 

Herbert Börger

Berlin, 28.12.2020

 

Das Pandemie-Tagebuch des Brandenburger Tors (CORONA-Virus SARS-2 CoVid-19) – 51. – 100. Tag

Über die ersten 50 Tage habe ich – beginnend ab 13.03.2020 – in einem nun abgeschlossenen ersten Blog-Beitrag fortlaufend täglich berichtet:

Das Seuchen-Tagebuch des Brandenburger Tors – 1. – 50. Tag der Pandemie

Nun wurde der Text doch etwas unhandlich. Mit dem 51. Tag (ganz unten!) beginnt hier die Fortsetzung.

Einhundertster Tag: Freitag, 19. Juni 2020

Am 13. März habe ich dieses Tagebuch begonnen und gelobt es während dieser Krise „notfalls 100 Tage  lang“ zu führen. Diese Zeit ist heute abgelaufen.

Nun endet es in einem Moment, in dem plötzlich große Ausbrüche in Berlin (Neu-Köln), Sachsen-Anhalt (Magdeburg) und NRW (Rheda-Wiedenbrück) die Zuversicht auf ein sicheres Beherrschen der Infektionslage erschüttern.

Diese Ausbrüche scheinen zum Teil auf Systemfehler in einigen (?) Bereichen unserer Wirtschaft – genauer gesagt im Umgang mit Arbeitskräften – zu liegen. Es gab auch vorher schon nennenswerte Ausbruchsereignisse in der fleischverarbeitenden Industrie, aber die wurden offensichtlich als lokale Ereignisse ganz gut von den Gesundheitsbehörden beherrscht.

Ich hätte die Tastatur am 100. Tagebuchtag lieber mit einem zuversichtlicheren Ausblick zur Seite geschoben.

Anstatt dies täglich täglich als Chronist zu tun, werde ich zukünftig bei gegebenen Anlässen einen eigenen Beitrag unter dem Titel

„Whats New Covid-19 ? …?“

veröffentlichen. Das wird dann sicher mehr „Meinung“ als „Chronik“ sein.

Hier zur ersten Kostprobe: Whats New Covid-19 ? – die Erste

In Deutschland sind vom RKI per heute 189.822 Infektionen gemeldet, 687 mehr als gestern, insgesamt 8.882 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 174.900 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).

Anhaltend steigende Zahlen in das Wochenende hinein gab es bisher nicht – das hat gerade etwas von exponentiellem Verlauf – und tatsächlich ist die Reproduktionszahl in Berlin anhaltend über dem Wert Eins … Die Entwicklung in Rheda-Wiedenbrück ist so frisch, dass man noch gar nicht abschätzen kann, was da auf uns zu kommt.

Neunundneunzigster Tag: Freitag, 19. Juni 2020

Jetzt sieht man die Zunahme der Infektionen auch in der Kurve für den Bund. In der Landekurve der Neuinfizierten sieht man bei Berlin (!), Sachsen-Anhalt und NRW die Ausbrüche jetzt sehr drastisch.

In Deutschland sind vom RKI per heute 189.135 Infektionen gemeldet, 601 mehr als gestern, insgesamt 8.883 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 174.700 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).

Achtundneunzigster Tag: Donnerstag, 18. Juni 2020

Der Infektionsverlauf weltweit – besonders auch in USA und Brasilien – ist beängstigend: wer bis jetzt noch geglaubt hat, dass das Virus so sang- und klanglos verschwindet, muss sehen, dass das Virus dauerhaft in der Welt ist. Wir müssen endlich ALLE unser Leben so einrichten, das wir dieser Tatsache Rechnung tragen – es ist kein Platz für: „och – jetzt habe ich keinen Bock mehr darauf!“

In Deutschland sind vom RKI per heute 188.534 Infektionen gemeldet, 580 mehr als gestern, insgesamt 8.872 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 174.400 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).

Die neueren Ausbruchs-Fälle in Berlin und Magdeburg und nun dazu der große Ausbruch in Rheda-Wiedenbrück beim Fleischverarbeiter Tönnies wirken sich jetzt auch bundesweit in den Zahlen der Neuinfektionen deutlich aus – in Berlin manifestiert sich die Zunahme deutlicher und es musste in Spandau wieder ein Gymnasium geschlossen werden. (Übrigens: mit der Schließung der Tönnies-Werke werden auf einen Schlag 20% der Fleischwaren im deutschen Markt fehlen!)

Und so sieht der Tönnies-Ausbruch in RKI-Zahlen für NRW aus:

Tönnies-Ausbruch in NRW

 

Siebenundneunzigster Tag: Mittwoch, 17. Juni 2020

In Deutschland sind vom RKI per heute 187.764 Infektionen gemeldet, 770 mehr als gestern, insgesamt 8.856 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 174.400 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).

Sechsundneunzigster Tag: Dienstag, 16. Juni 2020

Heute habe ich die „Corona-warn-App“ der Bundesregierung auf mein Mobiltelefon herunter geladen.

Christine Dankbar (Berliner Zeitung) erwähnte im Zusammenhang mit dem, was gerade in der Pandemie-Öffentlichkeit geschieht, den Jellinek’schen Spruch von der „normativen Kraft des Faktischen„. Dafür bin ich ihr dankbar: denn das ist die perfekte Beschreibung für das, was bei uns in der Pandemie gerade geschieht: das selbstverständliche Einsickern der Unvorsichtigkeit in die Verhaltensmuster. Es setzt sich wohl gerade das Bewusstsein durch: das Virus wird wohl nicht gleich hingucken, wenn ich mal am falschen Ort zur falschen Zeit bin … Leute: das Virus kennt weder Feind noch Freund!

Ein anderes Bild passt vielleicht auch gut: diese Gesellschaft schiebt seine Füße immer weiter auf das sehr dünne Eis hinaus – ohne zu wissen, wie dicht sie am Bruch des Eises steht… und es drängen immer mehr von hinten nach!

Nun ja: jetzt gibt es ja eine App … hoffen wir, dass wenigstens die funktioniert – und die Betroffenen auch WIKLICH eingeben, wenn sie ein positives Testergebnis haben.

Beunruhigend: im Zusammenhang mit dem neuen Ausbruch in Peking tauchte der Verdacht auf, dass es sich um eine Mutation handeln könnte – eventuell sogar eine, die schon länger kursiert.

In Ungarn hat das Parlament die (seinerzeit unbegrenzt erteilten!) Sonderrecht für Orban wieder aufgehoben.

Bei Markus Lanz habe ich ein Video gesehen, wie (in Brasilien) Bolsonaro sich auf einem Pferd reitend  inszeniert (er macht das angeblich jeden Morgen vor seinem Regierungssitz) und die höchsten Gerichte des Landes beschimpft – und anschließend ein Bad in der Menge nimmt – ungeschützt mit ungeschützten Menschen.

In Deutschland sind vom RKI per heute 187.184 Infektionen gemeldet, 345 mehr als gestern, insgesamt 8.830 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 173.600 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).

Fünfundneunzigster Tag: Montag, 15. Juni 2020

Die „Corona-APP“ wurde mit hoher Chef-Präsenz offiziell vorgestellt: Fünf Ministerinnen und Minister, RKI-Chef und die Chefs von Telekom und SAP! Sie soll ab Dienstag, 16.6.20 zum Herunterladen verfügbar sein.

Leider hatte die Forschungsgruppe Wahlen schon am letzten Freitag ermittelt, dass nur gut 40% der Bürger noch bereit seien, sie zu nutzen. Aus der Nummer mit mindetens 60% Nutzern für eine Nützlichkeit kommen die Politiker jetzt kaum wieder glaubwürdig raus. Auch nicht mit Allgemeinplätzen. Wie wäre es mit einer massiven Gemeinsinn-Werbekampagne dafür, um diese Nutzungsrate doch zu erreichen? Zeit, diese Vorzubereiten gab es ja in Hülle und Fülle. Stattdessen wurde bisher mit der vagen Möglichkeit zu „Datenspenden“ für die Forschung argumentiert …

Ich glaube, dass der „Druck“, den eine solche App trotz der formellen „Freiwilligkeit“ entwickeln könnte, da sie nun einmal in der Welt ist, von den verantwortlichen Politikern – fahrlässig naiv – unterschätzt wurde. Das bisher praktizierte ausschließliche Starren auf den Datenschutz ist mir unerklärlich. Man ist als Staat verpflichtet, auch solche Aspekte voraus zu bedenken und (öffenlich!) zu dikutieren, die sich aus anderen rechtlichen Zusammenhängen ergeben! Hebel könnten in der Privatwirtschaft entstehen, die durchaus auch rechtliche Brisanz haben könnten. Was ist, wenn ein App-Nutzer seinen Arbeitgeber nicht informiert – vielleicht auch den Scan, den er vom Arzt bekommen hat, um die App mit dem Infektionsereignis zu „füttern“, gar nicht scannt, um Unannehmlichkeiten zu vermeiden? Und in der Folge wird ein Betrieb geschlossen, weil sich der Ausbruch wegen der fehlenden Warnung ohne frühzeitige Maßnahmen ausbreitet? Ergeben sich in einer Pandemie – trotz der formellen Freiwilligkeit der App-Nutzung – aus anderen rechtlichen Aspekten heraus nicht Pflichten des Arbeitgebers, seinen Betrieb zu schützen?

Es gibt plötzlich lokale Ausbrüche (ganze Wohnblocks) bei denen Rumänische Communities eine Rolle zu spielen scheinen – in Berlin und in Magdeburg bisher. Es wurde wohnblockweise Quarantäne verhängt und scharfe Kontrollen angekündigt.

Erste Ferienflieger sind heute wieder auf Mallorca gelandet.

Mein Eindruck: jetzt haben wir – vielleicht und endlich – eben EINE weitere Möglichkeit, bei zukünftigen Pandemiewellen einen Shut-Down zu vermeiden.

Der Bund hat sich mit 300 Mio EUR an dem Impfmittel-Entwickler Curevac in Tübingen beteiligt .

In Deutschland sind vom RKI per heute 186.839 Infektionen gemeldet, 378 mehr als gestern, insgesamt 8.800 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 173.100 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).

Das Pfingst-Wochenende mit der innerdeutschen Reisetätigkeit ist jetzt 2 Wochen her – die Zahlen im Bund sind weiterhin niedrig und unauffällig – auch in Mecklenburg-Vorpommern. Allerdings scheint in Berlin (und in Sachsen-Anhalt) in der letzten Woche eine kleine „zweite Welle“ (?) stattzufinden – der R-Faktor stieg auch tatsächlich wieder fast auf 1,5:

Covid19_Belin_15.06.20

Sind das die Ereignisse aus den Wohnblocks einer Rumänen-Community in Berlin und Magdeburg? Dort ging es immerhin um hunderter Größenordnungen Infizierter!

Vierundneunzigster Tag: Sonntag, 14. Juni 2020

Die Grenzen zu Europa werden ab morgen wieder geöffnet – Reisewarnungen und Kontrollen fallen wieder weg. Macron hat ein neues Nach-Corona-Konzept für Frankreich verkündet. Die Französische Wirtschaft ist besonder stark betroffen.

In Deutschland sind vom RKI per heute 186.461 Infektionen gemeldet, 192 mehr als gestern, insgesamt 8.791 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 172.600 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).

Dreiundneunzigster Tag: Samstag, 13. Juni 2020

In den vergangenen Tagen ist mir etwas bewusst geworden:  seit Beginn unseres Isolations-Verhaltens – nun ja auf den Tag genau 3 Monate! – sind die üblichen Irritationen im Wohlbefinden völlig ausgeblieben. Das waren: mal Kratzen im Hals, ein Schnupfen-Anflug, Druck auf den Bronchien (über Jahrzehnte meine Schwachstelle!), tränende Augen, Ziehen in den Gliedern, leichtes Rumoren im Darm. Alles üblicherweise gerade für das Frühjahr symptomatisch … In diesem Jahr: nichts davon! Meine Frau bestätigt das für sich auch.

Scheint so zu sein: Isolation wirkt! … gegen alle Keime!

In Deutschland sind vom RKI per heute 186.269 Infektionen gemeldet, 247 mehr als gestern, insgesamt 8.787 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 172.200 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).

In den letzten Tagen hat die Zahl der infizierten in Berlin gegen den Bundestrend wieder wieder zugenommen! Ich habe deswegen meinen persönlichen „Neustart“ im ÖPNVnoch etwas hinausgeschoben.

Zweiundneunzigster Tag: Freitag, 12. Juni 2020

Heute sind die ersten Teile des Corona-Konjunkturpaketes im Bundestag beschlossen worden. Es ist jener Teil der Maßnahmen, der den privaten Konsum ankurbeln und Unternehmen vor Insolvenz schützen soll. Dafür gibt es in recht hohem Umfang Lob. Allerdings gibt es auch Zweifel, die ich auch zum Teil hege: kommt die „Ankurbelung“ des privaten Konsums nicht etwas zu früh? Bereitschaft für Konsum hängt nicht nur von verfügbarem Bargeld ab, sondern auch von einem Empfinden der Sicherheit in der nahen Zukunft – und das ist eher nicht gegeben. So könnten DIESE Mittel für diesem Zweck JETZT vielleicht verpuffen. Man wird sehen.

In Deutschland sind vom RKI per heute 186.022 Infektionen gemeldet, 348 mehr als gestern, insgesamt 8.781 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 171.900 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).

Während im Bund die Zahlen konstant (im Mittel) niedrig bleiben, sind die Infektions-Zahlen in Berlin für diese zurückliegende Woche deutlich angestiegen – allerdings steht keine der Berliner „Ampel-Positionen“ auf Rot!

Einundneunzigster Tag: Donnerstag, 11. Juni 2020

Dass nach über drei Monaten eine ziemlich nörgelige Pandemie-Müdigkeitsstimmung in der Öffentlichkeit entsteht, ist ja durchaus verständlich… Für eine aufgeklärte Bevölkerung ist der „Gemütszustand“ allerdings eher unangemessen (mein ich…). Angemessen ist allerdings, wenn Bürger angesichts einer (wirtschaftlich-sozialen) Existenzbedrohung nach Hilfe rufen oder Lösungen fordern – für Probleme, die sie nicht selbst zu verantworten haben.

Wer die Lösung ALLER Probleme einer sich radikal verändernden Welt vom STAAT erwartet, war – wie ein Blick in die Gechichte lehrt – schon immer auf der falschen Veranstaltung! Wir selbst sind es ja, die den Staat legitimieren.

Wie wäre es, wenn wir Bürger (ohne politisch oder verwalterische  Handlungsoption weil gerade keine Wahl ist) anstatt zu versuchen, jetzt der bessere VIROLOGE zu werden, Handlungs- und Lebens-Optionen für unser eigenes Leben zu entwickeln?

Die Begriffe „Freiheit“ und „Menschenwürde“ sollten wir dabei in den Mittelpunkt der Betrachtungen stellen – und gegebenenfalls unsere Haltung dazu in einer uns nun anders gegenüberstehenden „Welt“ neu definieren. Die Implosion der Welt im Zuge des exaltierten Individualismus ist endgültig an einem Endpunkt angekommen!

In Deutschland sind vom RKI per heute 185.674 Infektionen gemeldet, 258 mehr als gestern, insgesamt 8.763 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 171.600 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).

Neunzigster Tag: Mittwoch, 10. Juni 2020

Thüringen lockert ab 13.06.20 einige Kontaktbeschränkungen – legt aber doch einen nach wie vorBEGRENZTEN Kreis für „physisch-soziale“ Kontakte fest.

Auch jetzt wird medial wieder der Schritt der Landesregierung (bzw. Bodo Ramelows) sofort als „Vorpreschen“ gegenüber den anderen Bundesländern dargestellt. Ich habe mir die neue Verordnung auf der Website der Landesregierung vom 09.06. angesehen: ich finde dort praktisch keine nennenswerten Neuregelungen, die gegenüber dem sonst derzeit gültigen politischen Konsens in der BRD hervorstechen würden. Den oft verwendeten Begriff „drastische Lockerungen“ sehe ich hier nicht gerechtfertigt. Als erstes Land wird es allerdings wohl Veranstaltungen mit bis zu 1.000 Personen erlauben.

Ich glaube mitlerweile, dass es sich um eine (legitime) Masche handelt, etwas ganz normales aufregend zu verpacken – um damit eine Pufferzone zwischen sich und die große rechtsradikale Meinungsminderheit (der Corona-Leugner) zu schaffen.

Scheint gut geklappt zu haben, Herr Ramelow!

In Deutschland sind vom RKI per heute 185.416 Infektionen gemeldet, 555 mehr als gestern, insgesamt 8.755 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 171.200 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).

Neunundachtzigster Tag: Dienstag, 09. Juni 2020

Die Beschulung der Kinder „in Corona-Zeiten“ ist nun das große Thema.

Selbstverständlich ist es ein dringliches und extrem wichtiges Thema, dass 15 – 25% der Kinder, nämlich diejenigen, die in eher schwierigen und sehr bildungsfernen Verhältnissen leben, fast ganz aus dem Fokus gerutscht sind und auch von On-Line-Beschulung teilweise nicht erfasst werden. Bei vielen funktioniert das „Home-Schooling“ zu schlecht oder gar nicht. Auch sind die Eltern teilweise sehr hoch belastet. Alles richtig. Aber: nach drei Monaten deswegen gleich von einer „verlorenen Generation“ zu sprechen?

Wie immer beherrschen absolut sachfremde Argumente (Grundtenor: jetzt reicht’s!) die Szene. Zum Beispiel: „Wir können doch nicht Bundesliga spielen lassen – aber die Kinder nicht unterrichten!“ Als besonders dringlich gilt die völlige Öffnung der Grundschulen.

Da es zum Thema Kinder und Schule immer noch keine gesicherten Forschungsergebnisse gibt, gibt es auch kein allgemeinverbindliches Konzept. Selbst wenn die Kinder in ihren Klassenverbänden quasi in Gruppen-Quarantäne (mit einer ständigen Lehrkraft – und auch in der Pause – jedenfalls in der Grundschule) sind – herrschen außerhalb des Schulbereiches andere Regeln, die aber quasi durch die Klassengruppen ohne Abstand unterlaufen werden.

Einige Bundesländer wollen das noch vor den Sommerferien 14 Tage lang testen – andere wollen damit direkt nach den Ferien beginnen, um mehr Vorbereitungszeit zu haben. In Dänemark soll es bereits positive Erfahrungen geben (seit Mitte April).

Meines Erachtens wäre es besser zu warten, bis sich eine funktionierende Corona-App ausreichend eingespielt hat. Die GEW ist auch dagegen – und Herr Lauterbach natürlich sowieso.

Man verfährt nach der Regel: Da wird sich schon eine Stellungnahme von „Fachleuten“ organisieren lassen, die wir dann Gutachten nennen!

In Schweden beurteilen die Verantwortlichen nun rückblickend ihren „Sonderweg“ eher negativ: sie würden es beim nächsten Mal anders machen.

In Deutschland sind vom RKI per heute 184.861 Infektionen gemeldet, 318 mehr als gestern, insgesamt 8.729 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 170.700 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).

Achtundachtzigster Tag: Montag, 08. Juni 2020

Die Verfügbarkeit der Corona-App ab Mitte Juni wurde vom Gesundheitsministerieum angekündigt.

Die in den USA ausgelöste Rassismus-Debatte (heute wird das Opfer Gearge Floyd in Houston beigesetzt – und diesmal wird anscheinend das Polizei-System der USA zum ersten mal nach einem solchen Fall ernsthaft in Frage gestellt!) hätte mit den damit einher gehenden riesigen öffentlichen Solidaritätskundgebungen (Berlin 15.000 Menschen, München 25.000) nicht zu einem ungünstigeren Zeitpunkt kommen können: so wirkt sie wie ein unfreiwilliger Test, wie weit es uns bisher gelungen ist, das Virus zurück zu drängen.

Hätte die Polizei wirklich eine Chance gehabt, die Kundgebung auf dem Alexanderplatz so einzugrenzen, dass die Abstandsregeln eingehalten worden wären? Ich denke, bei einem solchen regulierenden und begrenzenden Eingreifen am Ort der Kundgebung wäre es im Zulaufbereich zu völlig unkontrollierbarem Massenandrang rund um den Platz oder aus den S- und U-Bahn-Anlagen gekommen. Das wäre in der Wirkung potentiell schlimmer oder sogar gefährlich sein können.

In Deutschland sind vom RKI per heute 184.543 Infektionen gemeldet, 350 mehr als gestern, insgesamt 8.711 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 170.200 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).

Siebenundachtzigster Tag: Sonntag, 07. Juni 2020

In Göttingen und Spandau gab es Infektionen auch bei Kindern – dort wurden betroffene Schulen wieder geschlossen.

In Deutschland sind vom RKI per heute 184.193 Infektionen gemeldet, 214 mehr als gestern, insgesamt 8.674 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 169.600 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).

Sechsundachtzigster Tag: Samstag, 06. Juni 2020

Heute waren wir zum Kauf eines Geburtstagsgeschenks am Alexanderplatz, auf dem eine Demo für „Black Lives Matter“ angemeldet war. Wir kamen da in der frühen „Zulaufphase“ hin und sahen bereits eine riesige Menge vorwiegend schwarz gekleideter jüngerer und mittelalter Demonstranten – aber weniger „Kinder“, wie bei Klima … Die Menschen standen/saßen in Mini-Grüppchen mit Abstand zueinander, entspannt und friedlich. Wenn die Demonstranten Schilder dabei hatten, dann waren es simple hastig auf Amozon-Kartonstärke handgeschriebene einfache Botschaften – die sie am Ende fast alle auch wieder mitnahmen. Drum herum die Polizei – ebenso entspannt und locker. In den Gesichtern der Polizisten, die an einem Absperrgitter lehnten und den Bilick über die anschwellende Menge schweifen ließen, meinte ich sogar einen gewissen Stolz erkennen zu können, dass zwischen ihnen und diesen Demonstranten keinerlei Spannungsfeld herrschte – eher schon fast ein Kumpel-Verhältnis: ihr haltet Abstand und wir halten uns zurück … Allet Jut!

Ich machte mich aus dem Staub (Risikogruppe) und erfuhr hinterher, dass die Menge auf unfassbare 15.000 Menschen auf dem ALEX angewachsen war – und völlig friedlich geblieben war (naja – bis auf ein paar Einzelfälle – ein paar Idioten würden sich wohl selbst beim Kirchentag mit Ordnungshütern anlegen: wozu hätte man sich denn sonst die Mühe gemacht?).

Ich war nicht sicher, ob es so sinnvoll ist, in der Pandemie-Situation sowas zu veranstalten. Ob das als Aktion im Internet nicht viel wirkungsvoller wäre? Wie oft in solchen Fällen habe ich meine Söhne gefragt. Alle, die sich dazu geäußert haben meinten: „Es geht nur so – rauszugehen und das auf der Straße zu machen. Online wirkt es nicht.“ O.k. – überraschte mich jetzt als Meinung – aber freut mich gleichzeitig: dem wirklichen Leben wird auch von der jüngeren Generation noch sehr viel zugetraut.

In Deutschland sind vom RKI per heute 183.979 Infektionen gemeldet, 301 mehr als gestern, insgesamt 8.668 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 169.100 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).

Fünfundachtzigster Tag: Freitag, 05. Juni 2020

Der schwierigste Schritt steht dem Land jetzt mit der Rückkehr zu normalem Schulbetrieb bevor! Ländersache – jedes Land verkündet eine andere Taktik – von einer groß angelegten Strategie kann nicht die Rede sein. Von Frau Karliczek hört man – wie immer – nix!

Hier sollte man es mit einem KRAFTAKT versuchen anstatt vor sich hinzu bosseln – sonst haben wir am Ende einen im Verhältnis gesehen massiveren Bildungs-Schaden durch die Pandemie als Übersterblichkeit in der Statistik. Aber: Deutschland und ganz Europa sind hier in einer „Verteidigungsposition“: Glück und Wohlstand der Menschen hierzulande werden in Zukunft überproportional von der Bildung abhängen!!!

In Deutschland sind vom RKI per heute 183.678 Infektionen gemeldet, 407 mehr als gestern, insgesamt 8.646 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 168.900 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).

Ein Widerspruch ist mir aufgefallen: aus der Bilanz der oben stehenden RKI-Zahlen resultieren 7.132 aktuell erfasste Infizierte. (Infiizierte – Genesene – Tdesfälle mit Corona)

In Berlin hat sich die Reproduktionszahl wieder normalisiert, nachdem sie auf 1,95 hoch geschnellt war.

Vierundachtzigster Tag: Donnerstag, 04. Juni 2020

Die Reaktionen auf das „Wumms“-Konjunkturprogramm der Bundesregierung sind weit überwiegend positiv.

In Deutschland sind vom RKI per heute 183.271 Infektionen gemeldet, 507 mehr als gestern, insgesamt 8.613 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 168.500 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).

Dreiundachtzigster Tag: Mittwoch, 03. Juni 2020

Einigung über das Bundesrepublikanische Konjunkturpaket:

Über 50% höher als erwartet: 130 Mrd EUR! Und tatsächlich KEINE Neuwagenprämie! Dabei sind 25 Mrd noch einmal für branchenbezogene Überbrückungshilfen reserviert – dazu gibt es bisher keine Details. Finanzminister Scholz pflegt wieder seine einfache Bazooka-Sprache: „Mit Wumms aus der Krise!“ sei das Motto.

Die Schwerpunkte sind: Konsum und Familien (Mehrwertsteuersenkung für 6 Monate und 300 € einmalig für jedes Kind, Deckelung der EEG-Umlage), Kommunen (Ersatz von 50% Gewerbesteuerausfall und Projektförderung), ÖPNV  und Wirtschaft/Gewerbe/Selbständige incl. Kunst/Kultur. Die schon existierende Kaufprämie für E-Autos (incl. E-Nutzfahrzeuge) wird deutlich erhöht. Details über die Kulturförderung waren noch nicht zu hören.

„Sozialgarantie“: die Sozialversicherungsbeiträge werden mittels Zuschüssen aus dem Bunbdeshaushalt auf 40% gedeckelt (bis einschl. 2021).

Für Zukunftsinvestitionen sind 50 Mrd. EUR vorgesehen.

Gesetzgeberisch muss nun alles vor der Sommerpause sehr schnell gehen, da z.B. die MwSt. schon ab 1.7.20 abgesenkt werden soll (wirksam bis 31.12.).

In Deutschland sind vom RKI per heute 182.764 Infektionen gemeldet, 394 mehr als gestern, insgesamt 8.581 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 167.300 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).

Der Reproduktionsfaktor soll in Berlin heute auf 1,95 hochgeschnellt sein!

Zweiundachtzigster Tag: Dienstag, 02. Juni 2020

Seit heute – und wahrscheinlich noch morgen – sitzt der Koalitionsausschuß der Bundesregierung über dem Thema „Konjunkturpaket“, also weiterer wirtschaftlicher Hilfen in der Pandemie.

Wieder wird es medial so kommuniziert, dass angeblich eine feste Summe auf den Tisch kommt (80 Mrd. EUR – welcher Tisch hält das aus?) … und nun streiten sich alle darum, welche Interessengruppen damit „bedacht“ werden! Kann das wirklich sein? Wäre es nicht notwendig, erst festzustellen, welche Hilfen wo existenziell gebraucht werden – und dann zu sagen, was DAS insgesamt kostet – und ob man sich das leisten kann/will. Ich bin irritiert: danach sollte mal jemand die Bundeskanzlerin und den Finanzminster ganz ernsthaft fragen!

Das ist aber in jedem Falle die Stunde der Lobbyisten (und die BRD hat immernoch kein ernsthaftes Lobby-Register!!!) – als besonders spannend gilt, ob es eine Abwrackprämie für alle Autotypen gibt. Wird sich Söder durchsetzen – aber wenn sogar Herr Linnemann das für nicht sinnvoll hält?

In Berlin gab es ein Riesen-Event der Clubkultur mit ca. 1.000 Teilnehmer (400 Boote) auf dem Wasser (Rummelsburger Bucht und Landwehrkanal) unter Verstoß gegen absolut JEDE Anti-Corona-Regel. Immerhin nicht von deren Interessenvertretung organisiert – die war echt entsetzt und forderte die Teilnehmer zu freiwilliger Quarantäne auf.

Die Rassen-Unruhen in den USA sind das erste Thema seit Beginn der Pandemie, das diese für mehr als einen Tag aus den Schlagzeilen und Talkshows zu verdrängen vermag! Nun hat Herr Trump zwei Riesen-Probleme auf einmal – und kein Ende in Sicht. Die beiden Probleme haben allerdings auch eine innere Verbindung: die Tötung des Afro-Amerikaners durch einen Polizisten war nur der Auslöser: sicher spielt auch eine Rolle, dass dreimal mehr Farbige in USA an der Pandemie sterben und überproportional arbeitslos werden – ein Zeichen für  eine starke soziale Spaltung in diesem Land.

In Deutschland sind vom RKI per heute 182.370 Infektionen gemeldet, 342 mehr als gestern, insgesamt 8.551 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 167.300 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).

Einundachtzigster Tag: Montag, 01. Juni 2020 (Pfingsten)

Die Reproduktionszahl ist kontinuierlich angestiegen: der bundesweite Tageswert ist heute bei 1,2 – der über 7 Tage gemittelte Wert steigt ebenfalls auf derzeit kritische 0,95. Das ist wirklich ernst zu nehmen.

Wer übernimmt es (bzw. traut es sich zu…), den Menschen klar zu machen, dass die niedrigen Infiziertenzahlen per se noch keine Entwarnung im GRUNDVERHALTEN rechtfertigen. Die Bundeskanzlerin hätte immer noch die nötige Autorität dafür!

Die Berichte aus den ersten Reisetagen in dieser Pandemie legen nahe, dass vielerorts „die Dämme brechen“, d.h. dass die Mindestabstände nicht mehr eingehalten werden. Das Bild, das ich im TV von der Ostseeküste sah (Timmendorfer Strand) sieht nicht wesentlich anders aus, als zu vor-Pandemie-Zeiten…

Derzeit sind die Infektions-Hot-Spots noch klar zu identifizieren: Alten- und Pflegeheime, Massenunterkünfte in der Fleischindustrie, Gottesdienste, Chorproben, eine Restaurant-Eröffnungs-Vorprobe … und dämlicherweise große Familienfeiern, die eindeutig gegen Regelungen verstoßen!

Die schon angekündigten Gesetze zu ALG I-Verlängerung und Kurzarbeitergelderhöhung wurden vor Pfingsten beschlossen. Die Lufthansa hat sich mit der EU über ein Rettungspaket durch den Bund geeinigt.

Der sogenannte „Marschallplan für Europa“ steht jetzt im Mittelpunkt des politischen Diskurses (750 Mrd. EUR – davon 500 Mrd als Zuschüsse – Projektbezogen!). Wird es der Start in eine EU-Fiskalunion werden – durch die Hintertür der Pandemie?

In Deutschland sind vom RKI per heute 182.028 Infektionen gemeldet, 213 mehr als gestern, insgesamt 8.522 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 166.400 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).

Achtzigster Tag: Sonntag, 31. Mai 2020 (Pfingsten)

In Deutschland sind vom RKI per heute 181.815 Infektionen gemeldet, 333 mehr als gestern, insgesamt 8.511 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 165.900 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).

Neunundsiebzigster Tag: Samstag, 30. Mai 2020

Massen-Infektionsausbruch als Folge einer Familienfeier in einer Großfamilie mit 160 Teilnehmern (in Göttingen): dieses Ereignis dokumentiert eindrucksvoll die bestehenden Vorschriften zur Begrenzung der Personenzahlen speziell bei „Feiern“ (Hochzeiten, Beerdigungen)!

Die in jüngster Zeit seitens der Virologen/Epidemiologen  nach vorne gebrachte „Aerosol“-Erklärung bestätigt sich immer mehr. Die größten Gefahren sind Alkohol-Singen-Tanz – vor allem wenn alles drei zusammen kommt und hoch emotional ist.

Was sagt Ihnen dieser Fall zum Thema Eigenverantwortung, Herr Ramelow?

In Deutschland sind vom RKI per heute 181.482 Infektionen gemeldet, 286 mehr als gestern, insgesamt 8.500 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 165.200 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).

Achtundsiebzigster Tag: Freitag, 29. Mai 2020

Gestern war wieder der erste große Ferienstau auf Deutschlands Fernstraßen (Pfingstwochenende) seit Ausbruch der Pandemie. Man zittert jetzt, was die erste große Reisewelle unter diesen Bedingungen für Ergebnisse haben wird. Und man wartet gespannt auf die Buchungs- und Belegungszahlen der Hotels…

Sind die Abwesenheit von Großveranstaltungen plus strikte Hygienemaßnahmen – auch bei relativ uneingeschränkter Bewegungsfreiheit – letztlich das entscheidende Szenarium unter diesem Virus?

Es bleibt aus den letzten Tagen nachzutragen: das Kontaktverbot wurde bis zum 29.06. verlängert, wobei die Bedingungen dazu ja mehrfach geändert/gelockert wurden. Auch Thüringen hat dem zugestimmt. Die Reisewarnungen für fast alle Länder in Europa werden voraussichtlich ab 15.06. aufgehoben werden.

In den potentiellen Reiseländern haben heute bereits Griechenland und Dänemark die Einreise von Deutschen Bürgern ohne Quarantäne für Urlaubszwecke erlaubt – beides Länder, die ähnliche Infektions-Zahlen haben wie Deutschland.

Dabei sollte auch noch einmal erwähnt werden: nach China darf man auch jetzt noch nicht ohne anschließende 14-tägige Quarantäne einreisen – so man denn überhaupt einen Flug bekäme… Für die Wirtschaftsbeziehungen werden derzeit extra einzelne Sonder-Flüge nach China organisiert – wobei die Reisenden sich anschießend in Hotelquarantäne aufhalten müssen. Übrigens dürfen sich auch Privatleute, die privat temporär in China leben, nach einer Rückkehr nicht nach Hause in Quarantäne begeben, sondern in Hotel-Quarantäne!

In Deutschland sind vom RKI per heute 181.196 Infektionen gemeldet, 738 mehr als gestern, insgesamt 8.489 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 164.900 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).

Die Zahl der Neuinfizierten hält sich etwa die Balance mit den Genesenen – die aktuall infizierten nun also etwa konstant!

Siebenundsiebzigster Tag: Donnerstag, 28. Mai 2020

Nach dem heutigen Auftreten von Bodo Ramelow bei „Lanz“ ist  ein Update zu meinen Kommentaren vom 26.5. notwendig:

Sehr wortreich – und mehrfach – hat der Thüringer MP erläutert, dass er mitnichten die Grundregeln zum Schutz vor der Pandemie fallen lassen will – und das auch nicht gesgt habe. Das nehme ich jetzt als gegeben zur Kenntnis! Er wollte weiterhin Maßnahmen aufrecht erhalten – aber vom Krisenmodus zum (juristischen) Regelbetrieb „umschalten“. Er hat gute Gründe dafür.

Irritierend war nur, wie er in dieser Talkshow jede eigene Beteiligung am Prozess des Mißverstehens mantraartig von sich wies (obwohl sogar die OBs der drei größten Städte in Thüringen sich öffentlich gegen Ramelows vermeintliche Ankündigung ausgesprochen hatten) – und auch in der Diskussionsrunde fast bis zum Schluß niemand seine Originalaussage richtig verstehen konnte, die eine Art juristischer Behörden-Sprech war. Eine Einsicht in eigene Kommunikationsmängel war soweit nicht festzustellen. Es stört ihn auch nicht, dass der Begriff „Regelbetrieb“ gerade in einem sehr breiten und verschärften öffentlichen Diskurs  ANDERS verwendet wird als er das in seinen Ankündigungen meinte.

Demnach: schert Thüringen nicht aus dem Corona-Bekämpfungs-Konsens aus, sondern ändert nur die rechtlichen Abläufe – und die Sprache.

In Deutschland sind vom RKI per heute 180.458Infektionen gemeldet, 741 mehr als gestern, insgesamt 8.450 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 164.100 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).

Sechsundsiebzigster Tag: Mittwoch, 27. Mai 2020

Ich gebe zu, dass ich seit kurzem die Zahlen der Neuinfektionen mit besonderer Spannung erwarte: sie haben sich niedrig eingependelt – aber wesentliche Öffnungen aus dem Teil-Shut-Down sind jetzt gerade 2-4 Wochen her. Sie müssten sich also bei unangemessenen Öffnungsschritten langsam in der Statistik abbilden.

Gleichzeitig werde ich das Misstrauen nicht los, das mich seit der „Regionalisierung“ des Pandemie-Managements befallen hat: weil nun dieselben Autoritäten, die die Zahlen „liefern“ auch für die Umsetzung von potentiell negativen Konsequenzen zuständig wären.

Man sehe das bitte nicht als Verschwörungsangst, sondern als SORGE eines Physikers vor einem OFFENSICHTLICHEN Systemfehler.

Zwar wird festgestellt, dass nur die Hälfte der Testkapazitäten in der BRD genutzt wird – es gibt aber keine wirklich schlüssigen Informationen, wie die Tests ausgeweitet werden sollen. Sind die Landkreise nicht daran interessiert, weil dann die GEFUNDENEN Infiziertenzahlen wieder steigen könnten? Werde ich langsam paranoid?

Vorschlag: wie wäre es, wenn man ANLASSLOS wenigstens alle Kinder testen würde, die jetzt wieder tageweise in die Schule oder vermehrt in die Kitas gehen?

Die Bundesregierung will die beschlossenen Kontaktbeschränkungen und Hygienemaßnahmen bis Anfang Juli aufrecht erhalten. Thüringen behält sich aber weiter vor, früher vorzupreschen.

Langsam wird ein neues Paradox sichtbar: Politiker wie Ramelow argumentieren mit dem sich langsam einstellenden Unverständnis der Bürger bezüglich der Einschränkung der Bürgerrechte. GLEICHZEITIG stellt man fest, dass gerade diese Bürger die NEUEN FREIHEITEN, wenn man sie ihnen zurück gibt, nicht oder nur sehr zögerlich nutzen. Dabei gibt es extreme Unterschiede in der Wahrnehnung. Frisörtermine waren schon VOR der Öffnung der Salons dann für 6 Wochen im voraus ausgebucht. In Restaurants herrscht noch sehr schwache Nutzung vor, selbst die reduzierten Kapazitäten werden nicht voll genutzt.

Mein Eindruck ist: die Mehrheit der Menschen ist sehr wohl eher übervorsichtig und hat noch viel Angst. Beim Kino-Start (voraussichtlich 2. Juli) wird da der nächste Lackmustest für die Stimmung in der Bevölkerung kommen: sind die Leute inzwischen in eine andere Medien-Nutzung abgedriftet? Wie groß ist die Angst vor Ansteckung in einem auch nur teilweise genutzten Saal dann immer noch? Zumal die „Aerosol-Diskussion“ seitens der Wissenschaft auch für kleine Veranstaltungen natürlich kontraproduktiv wirken muss!

Übrigens war den Kino-Betreibern ein früherer Starttermin vorgeschlagen worden: sie wollten (brauchen!) allerdings mehr Vorlaufzeit, um dann wirklich neues Material anbieten zu können, anstatt solche Filme, die inzwischen schon in Streaming-Kanal waren (Das Känguru!).

Die Veranstalter wollen natürlich auch gerne schnell wieder in einen operativen Modus kommen: der Veband wies in Berlin darauf hin, dass über 80% der Veranstaltungen UNTER 100 Teilnehmer haben. Der Betrieb könnte auch der Hotellerie und Gastronomie helfen.

In Deutschland sind vom RKI per heute 179.717 Infektionen gemeldet, 353 mehr als gestern, insgesamt 8.411 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 163.200 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).

Fünfundsiebzigster Tag: Dienstag, 26. Mai 2020

In einer Krise wie der gegenwärtigen VERANTWORTUNG zu tragen, ist immer deshalb besonders schwer, weil man dann von irgendeiner Seite kritisiert wird, EGAL was man tut.

Insgesamt läuft es für Deutschland weiterhin gut – wir sollten alles tun, um es zu bewahren. Alles was VORHER falsch gelaufen ist, kann man nicht mitten im Laufe einer Krise ändern und quasi das Ruder herumreißen…

Jetzt sind es schon über zehn Wochen und wir agieren immer noch mit mittelalterlichen Methoden und nicht mit den möglichen High-Tech-Möglichkeiten eines modernen Industriestaates. Ich habe den Verdacht, das könnte daran liegen, dass wir eben kein „moderner“ Staat sind, sondern ein Konglomerat von Grüppchen, die sich mal im Mittelalter in die Zukunft aufgemacht haben und weitestgehend unbeeindruckt durch die Aufklärung hindurchgekommen sind.

Seit Jahrzehnten schon warnen kluge Leute vor möglichen (wahrscheinlichen?) Coronavirus-Pandemien – die angesichts der Globalisierung eine gewaltige Wucht entwickeln können. Nun wissen wir es  – aber: niemand hat „anlasslos“ in einem reichen Staat, der sehr viel zu verlieren hat, mal eben 10-20 Mrd. EUR aufgewendet, um zu vermeiden, dass dann mal plötzlich ein paar BILLIONEN din den Abfluss rauschen – wie jetzt geschehen.

Stattdessen werden in unserem ineffizienten Staatswesen alle Aspekte so lange von allen Interessen-Seiten durchgekaut, bis der kleinste noch gemeinsame Nenner gefunden ist, der dann genau garnichts mehr bewegt und alles beim Alten bleibt.

Daran will ich nicht dem Parlamentarismus die Schuld geben – im Gegenteil: der Parlamentarismus ist ja gerade durch einen überbordenenden Lobbyismus geschwächt – und wir lassen es zu, dass noch nicht eimal ein wirklich wirksames Lobby-Verzeichnis im Parlament existiert, womit wir uns haarschaft am Rande einer Bananenrepublik bewegen. Damit wird der „5. Gewalt“ im Staate die Arbeit bewußt erschwert.

Ich würde den Parlametarismus systematisch stärken: Abgeordnete vergleichbar zu Wirtschafts-Managern bezahlen – dafür Nebenjobs strikt verbieten!

Die Ministerpräsidenten haben vor zwei Wochen die Verantwortung für die Pandemie der Bundeskanzlerin entrissen, weil ihnen Angela Merkels Kurs zu starr war. Sie haben die Verantwortung zu großen Teilen dann sofort an die Landkreise weiter durchgereicht, die ja eigentlich mehr Verwaltungseinheiten sind als „Krisenbewältiger“. Ohne die ergänzende Maßnahme, dass zu den Infiziertenzahlen auch die Zahlen der durchgeführten Tests (in Echtzeit) angegeben werden, ist das für mich immer noch der Schritt vom Bock zum Gärtner!

Der Thüringer MP geht kaum zwei Wochen danach aber gleich noch einen Schritt weiter: er reicht die Verantwortung gleich direkt an die potentiell betroffenen Bürger durch: Selbstverantwortung! Statt Fürsorge durch den Staat – auch mit Zwang – in einer Pandemie?

Herr Ramelow ist ein (westdeutscher) Linker – da verwundert es nicht, dass er Idealist ist. (Leider ideologisch geprägt…) Aber ist eine Pandemie mit einem ausbreitungsfreudigen, potentiell tödlichen Virus (ohne verfügbare Medikamente und Impfstoffe – ja sogar ohne Tracking-App!) ein geeignetes Demonstrationsfeld  für die bürgerliche Selbstverantwortung? Vermutlich hat das sogar Herr Lindner geschluckt…

Ich rate Herrn Ramelow, noch einmal zu überlegen, ob er seine Verantwortung in einer potentiell tödlichen Gefahr wirklich an einige Millionen Bürger abgeben will, die sehr unterschiedliche Bildungs- und Informationsvoraussetzungen besitzen und umgeben sind von einem MEER von Falschinformationen, die sie nicht überprüfen können! Und: es sind unter diesen Bürgern sogar etliche, die sich sogar bei verfügbarem Impfstoff nicht impfen lassen würden.

Die kluge Professorin Melanie Brinkmann von der TU Braunschweig hat neulich für den Prozess der Rücknahme von Beschränkungen in der Pandemie (ohne verfügbaren Impfstoff) folgendes gesagt: „Wenn ich in einer solchen Situation etwas in eine Waagschale hineinlege, dann muss ich  in die andere Waagschale etwas hineinlegen, um die Kontrolle zu behalten“.

Dies könnte die Tracing-App sein oder zumindest eine MASSIVE Ausweitung der Tests. Nur dann würde er den Faden in der Hand behalten, der dem Staat auch erlaubte, seine Verantwortung gerecht zu werden.

In Deutschland sind vom RKI per heute 179.364 Infektionen gemeldet, 362 mehr als gestern, insgesamt 8.349 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 162.800 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).

Vierundsiebzigster Tag: Montag, 25. Mai 2020

Update zum Lehrach-Vorschlag: ich habe meinen Physiker-Freund in Heidelberg gefragt, der auch Molekularbiologe ist. Er sagt, dass Prof. Lehrach das wohl mit seinem Verfahren hinkriegen könnte und dass am DKFZ n Heidelberg an einer ähnlichen Lösung mit 100%-Testung gearbeitet wird. Er selbst hat eine Nachweismethode entwickelt, mit der man das Virus zukünftig noch deutlich schneller und billiger nachweisen kann.

Die Diskussion zur 100%-Testung sei wohl deswegen „unterdrückt“ gewesen, weil die Krankenkassen keine „anlasslosen“ Test bezahlen wollten/konnten. Erst jetzt habe der Gesundheitsminister mit einem Dekret den Weg dazu frei gemacht.

„Warum erst jetzt?“ fragt man sich da unwillkürlich. Das Verfahren würde einige Mrd. EUR Staatsgeld kosten – verglichen mit den Billionen, die – ohne Aussicht auf Besserung – jetzt in die notwendigen Hilfen fließen!

Dem Irrtum, dass mit nur ganz wenigen anlassbezogen herausgetesteten Infektionen die ersehnte „Besserung“ schon da sei, sitzt offensichtlich der Thüringer MP auf und will dort in 2 Wochen (6.Juni) alle staatliche Schutz-Maßnahmen auf Null stellen beziehungsweise dem reinen Mitdenken und Vorsicht der Bürger überlassen. So kann man wohl zum Hort der Liberalität werden – vielleicht aber auch zum Startpunkt der zweiten Welle. Wie ich lese, ist die Thüringer Presse weitestgehend anderer Meinung.

In Berlin ist bei einem der drei Kriterien (Basisreproduktionszahl) die „Ampel“ auf ROT gegangen: R schwankt sei 3 Tagen zwischen 1,2 und 1,3. Der Senat beobachtet sehr vorsichtig und wird sicher vorläufig keine WEITEREN Lockerungen der Maßnahmen vornehmen. Die anderen beiden Kriterien- Ampeln sind weit von Gelb oder Rot entfernt.

In Deutschland sind vom RKI per heute 179.002 Infektionen gemeldet, 432 mehr als gestern, insgesamt 8.302 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 162.000 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).

Dreiundsiebzigster Tag: Sonntag, 24. Mai 2020

Eigentlich unfassbar: dass es 10 Wochen gedauert hat, bis jemand mit dem „Radikalvorschlag“, einfach ALLE zu testen, in die Öffentlichkeit tritt. Epidemiologisch ist die Methode nun absolut nicht neu: sie wurde zum Ausrotten der Tuberkulose eingesetzt! Als ich Schulkind war fuhr jährlich das Röntgen-Mobil vor der Schule vor um eine 100%-Untersuchung der Lungen vorzunehmen. Mehrere Jahre lang. Hat geklappt. Ich erinnere mich auch nicht an eine Diskussion: „oh je – was machen wir denn mit all den Pflegekräften und Ärzten in den Lungenheilanstalten….?“

Ich spreche natürlich vom Vorschlag von Prof. Hans Lehrach am MPI in Dahlem.

Die Methode selbst steht prinzipiell sicher außer jeder Diskussion. Trotzdem verblüffend bei der geballten Virologen-Epidemiologen-Genomforscher-Dichte in Deutschland: warum dies (und erst) jetzt? Bei mir stellte sich da sofort ein Verdacht ein: Hundete von Forschern haben das Offensichtliche vermutlich schon längst in Ihren Kämmerlein und Gruppen diskutiert – und als UNDURCHFÜHRBAR zur Seite gelegt.

Nun steht aber in der Presse-Kurznotiz auf Seite 1 unserer Zeitung (Montag), Prof. Lehrach sagt: ist sehr wohl durchführbar. Mit der von ihm (wohl in einer Privatfirma…?) bereitgestellten automatisierten Gensequenzierungs-Maschine könne man binnen „einiger Monate“ 80 Millionen solche Tests je Woche durchführen – 5 Wochen hintereinander. Kosten ca. 5 Euro je Test. Tatsächlich eigentlich ein Klacks verglichen mit den anderen Pandemie-Kosten…

Im ausführlichen Artikel auf Seite 14 unserer Zeitung steht dann aber im Detail, dass er DERZEIT – mithilfe eines Heers von Hilfskräften – nicht-automatisch ca. 21.000 Tests je Arbeitskraft und Woche schafft. Damit ist aber die überaus komplizierte Logistik für eine 100%-Testabdeckung der gesammten Bevölkerung noch nicht geleistet. Die vollautomatische Sequenziermaschine gäbe es also demnach noch nicht – wirklich?

In Deutschland sind vom RKI per heute 178.570 Infektionen gemeldet, 289 mehr als gestern, insgesamt 8.257 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 161.200 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).

Zweiundsiebzigster Tag: Samstag, 23. Mai 2020

 

In Deutschland sind vom RKI per heute 178.281 Infektionen gemeldet, 431 mehr als gestern, insgesamt 8.247 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 160.300 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).

Nun haben sich die Zahlen der Neu-Infizierten und der Genesenen etwa angeglichen – das wäre das eigentliche Stadium des „Tanzes„. Das bedeutet, dass ab jetzt die Zahl der Infizierten etwa konstant bleiben wird, solange „social distancing“ und Hygieneregeln Landesweit strikt beachtet werden. Solange keine Impfung möglich ist, wird das Virus uns begleiten. Das würde auch durch die Corona-App nicht geändert – sie würde uns nur ermöglichen, die sozialen und wirtschaftlichen Abläufe (z.B. Schulbetrieb und Großveranstaltungen von einigen 1.000 Menschen) wieder zu normalisieren, ohne einen großen Ausbruch zu riskieren – wahrscheinlich zum Preis der neuen „Kategorie“ der jeweils gerade in Quarantäne befindlichen Menschen und einer wtwas erhöhten Infiziertenzahl.

Einundsiebzigster Tag: Freitag, 22. Mai 2020

In der Berliner Zeitung erscheint (mit Datum 23.5.) ein Artikel über das Orchester OEIN aus La Paz (Bolivien), das gerade heute den 71sten Tag in Rheinsberg (an der Nordgrenze von Brandenburg) festsitzt, nachdem es zum MaerzMusik Festival angereist war. Gestrandet in der brandenburgischen Provinz – und immer noch völlig ungewiss, wann und wie (und vor allem auf wessen Kosten) die 25 Musiker nach Hause zurück kehren können werden.

Diese Geschichte mit vielen z.T. irrwitzigen Details erscheint mir als ein regelrechtes Symbol unserer globalen Situation in der Pandemie:

Menschen werden mit dem Verprechen unserer vermeintlichen global offenen Welt in diese hinaus gelockt, und EIN unvorhergesehenes Ereignis läßt das Kartenhaus der scheinbaren Gewissheiten in sich zusammenbrechen. Die Welt schnappt zu wie eine Auster – und niemand weiß, wie sie wieder auf geht!

Ich glaube, dass noch nicht viele Menschen verstanden haben, was da (immer noch) auf uns zu kommt. Die meisten glauben wohl, dass das Schimmste überstanden sei – und sie meinen jetzt Anspruch darauf zu haben, dass das „normale Leben“ wieder zurück kehrt…

In Deutschland sind vom RKI per heute 177.850 Infektionen gemeldet, 638 mehr als gestern, insgesamt 8.216 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 159.900 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).

Siebzigster Tag: Donnerstag, 21. Mai 2020 (Chr. Himmelfahrt)

Zunehmend beschleicht mich ein ungutes Gefühl: fast allen Politiker und Institutionen werden voran getrieben vom Virus, den vermeintlichen Befindlichkeiten der Bürger (formuliert von ein paar Lautstarken) und den Nöten der Betroffenen in der Wirtschaft – sie tun das weitgehend passiv.

Zwischendrin wurde einmal kurz die „große monetäre Bazooka“ auf den Tisch gelegt, als Beweis angeblichen Aktivseins. Aber Geld löst nicht unser Pandemie-Problem auf Dauer. Irgendwann ist das Geld alle – und das Problem immer noch da!

Das kann nicht gut gehen – und das Gefühl haben die passiv getriebenen auch selbst, sonst würden sie nicht alle 5 Minuten davon erzählen, wie gut es „hier in Deutschland“ gelungen sei im Vergleich zu „allen anderen“.

Liebe Politiker: es wird am Ende scheiß egal sein, wie gut die Bekämpfung des Virus in Deutschland vorübergehend lokal gelingt – es ist ein globales Problem! … und das Virus wäre nicht weg, selbst wenn es vorübergehend „NUR“ in Lima wütete.

Es ist unfassbar, dass von der Corona-App praktisch nicht mehr geredet wird – dem einzigen Mittel, mit dem die Wirtschaft wieder nachhaltig und schnell geöffnet werden könnte – statt dessen setzt man generell nur auf Hygiene-Maßnahmen, mit denen das materielle Leben der Menschen wissentlich in den Ruin getrieben wird, den niemand jemals wird bezahlen können!

Ich will noch gar nicht darüber sprechen, was denn passieren würde, wenn (jederzeit!) ein wirklich in jeder Hinsicht gefährliches Virus käme. Werden wir uns dann noch monatelange sensible Diskussionen über Datenschutz leisten können bis irgendwas geschieht?

Ich werde irgendwie das Gefühl nicht los, dass die Wohlfühlwolke, in der sich alle Beteiligten derzeit in Bezug auf die „freiwillige“ Corona-App ohne zentrale Datenspeicherung geborgen fühlen, in Kürze ins Nichts auflösen wird: wenn sich heraus stellen wird, dass sich jemand nicht auf die „anonyme“ Meldung hin selbst stigmatisieren wird, wenn seine Existenz von der Teilnahme am Wirtschaftsleben abhängt… oder überhaupt die App in ausreichender Dichte auf sein Mobiltelefon laden wird. Der wichtigste Rettungsanker wäre damit komplett unwirksam.

In Deutschland sind vom RKI per heute 177.212 Infektionen gemeldet, 460 mehr als gestern, insgesamt 8.147 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 158.000 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).

Das 7-Tages-Mittel de Neuinfizierten sinkt leicht weiter, nachdem wir die „Nachmeldewelle“ der Wochenmitte hinter uns haben. Also noch keine gravierenden Auswirkungen der „Öffnungen“, die jetzt knapp 2 Wochen her sind … wir befinden us eindeutig im „Tanz“.

Aber der heutige Himmelfahrtstag hat die Qualitäten einige neue Hot-Spots auszulösen durch die Menge der sich frei bewegenden Menschen und fehlenden Abstand… Aber das werden wir erst sehen in 1-2 Wochen.

Neunundsechzigster Tag: Mittwoch, 20. Mai 2020

In Deutschland sind vom RKI per heute 176.752 Infektionen gemeldet, 745 mehr als gestern, insgesamt 8.147 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 158.000 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).

Achtundsechzigster Tag: Dienstag, 19. Mai 2020

Heute wurde gemeldet, dass in Berlin nur 36% der Testkapazitäten genutzt werden. Das sollte sich dringend ändern! Ich hoffe doch sehr, dass die beim Übergang der Verantwortung zu den Landkreisen (Bock-zum-Gärtner-Prinzip!!!) gleich geäußerten Befürchtungen nicht eintreffen – nämlich: die Testzahlen könnten manipuliert werden, um die Öffnungsschritte nicht zu gefährden!  Jetzt hätten die Landkreise ja vor Ort sogar die Möglichkeit, gezielt in Bereichen der Öffnungen (Gastronomie, Kitas, Schulen) mehr zu testen, um Neuausbrüche ganz frühzeitig zu erkennen. Das könnte ein wirklich wirksames Konzept sein und für die Regionalisierung sprechen, die ich ja im Prinzip sehr begrüße … wenn da nicht der Bock wäre… der Mensch ist schließlich auch nur ein etwas weiter entwickelter Bock!

In Deutschland sind vom RKI per heute 176.007 Infektionen gemeldet, 797 mehr als gestern, insgesamt 8.090 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 156.900 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).

Zur Erinnerung: je niedriger die täglichen Zahlen der „Neu-Infizierten“ (getesteten und registrierten!) wird, desto weniger sagen sie aus über das tatsächliche Infektionsgeschehen. Die heutige Zahl von immerhin 797 Neu-Infizierten verteilt sich auf insgesamt 4 Meldedaten (bis zurück am 15.5.!). Derzeit sagt uns nur das 7-Tage-Mittel dieser Meldungen etwas Sinnvolles: dieses beträgt per heute 568 – es lag in der Spitze des Infektionsgeschehens Anfang April bei ca 5.000. Dabei muss man dann noch berücksichtigen, dass heute sicher noch wesentlich viel mehr (und auch gezielter auf Risiko-Bereiche) getestet wird, als vor 6 Wochen!

Siebenundsechzigster Tag: Montag, 18. Mai 2020

Sicher muss man sich unter anderem auch mit den kursierenden Verschwörungstheorien und dem eigentlich eher geringen Problem der „Hygiene-Demonstrationen“ auseinandersetzen.

Dramatisch viel wichtiger erscheint es mir aber, sich mit den sich immer deutlicher abzeichnenden wirtschafltichen Problemen verschiedener Branchen zu befassen, darunter Einzelhandel, Hotel- und Gaststätten (mit Reisebranche und Tourismus sowie Messen) und körpernahen Dienstleisungen – aber auch der ebenfalls nicht zu vernachlässigende Sektor der kommunalen Einrichtungen wie Schwimmbäder, Veranstaltungshallen.

Nachdem der Einzelhandel in vollem Umfang wieder geöffnet ist hat man teilweise und lokal einen gewissen aber kleinen Nachholbedarf (ca. eine Woche…) gesehen – danach sieht man aber relativ flaues Geschäft, soweit ich das mitbekomme bzw. die Handelsverbände berichten. Ich würde hier generell eine Konsumzurückhaltung erwarten, ehe wieder Vertrauen in die zukünftige Beschäftigungs-Situation zurückkehren wird. Es wird sicher sogar eine Frage der Verfügbarkeit speziell bei saisonabhängiger Ware auftreten: inzwischen müsste bei Bekleidung ja schon längst der Verkauf der Sommerkollektionen auf vollen Touren laufen – gibt es die Ware überhaupt – wo stehen da die Lieferketten? Un dann die sicher nicht ganz unwichtige Frage der Spontan-Kaufentscheidungen: was passiert mit denen, wenn Kunde/Kundin einige Minuten VOR dem Geschäft Schlange stehen müssen, ehe sie rein dürfen?

Dabei wird der generell mögliche Umsatz im Einzelhandel eher nicht von den Hygieneregeln beeinflusst – unsere Läden waren ja früher auch nicht immer alle gerammelt voller Menschen… Hier sehe ich Konsumlaune und Lieferketten als bestimmende Größen.

Das ist ganz anders in den anderen oben genannten Branchen – und hier muss dringend analysiert werden, was da in den betrieben wirtschaftlich passiert, nachem man nun weiß, wann es losgeht (gegangen ist) und was die Hygieneregeln fordern – und zwar nicht nur für Wochen sondern sicher für 1 – 2 Jahre. Die Impfstoff-Verfügbarkeit hier fest einzuplanen, wäre sträflich!

Nehmen wir einmal die Hotellerie als Beispiel.

Auch hier sind die Unsicherheiten immer noch sehr groß:

Erstens war der Start der Gastronomie eine Voraussetzung, um die auch wieder in Gang zu bekommen. Die Sektoren Geschäftsreisen, private Reisen, Gesundheits-Reisen und touristische Reisen müssen separat betrachtet werden.

a – In welchem Umfang werden zukünftig Geschäftsreisen durch Video-Konferenzen dauerhaft ersetzbar sein – nachdem man das jetzt zwangsläufig lernen MUSSTE?

b – Wie schnell wqerden jetz gesundheitsbedingte Reisen „nachgeholt“ werden?

c – Wird der Innerdeutsche Tourismus in diesem Jahr wirklich deutlich zunehmen? (Im Verhältnis zu internationalen Reisezielen?)

d – Wie attraktiv werden Städtereisen und Kurzurlaube unter den Hygienevorschriften (incl. Kapazitätsbeschränkungen in den Museen und immer noch ohne große Kulturveranstaltungen!) zukünftig wahrgenommen?

e – Und last but not least: wann wird es wieder große Kongresse und Festivals geben?

Das heißt: welche Kapazitäten wird man in der Zukunft brauchen?

Aber eines kann man planen und durchrechnen: was bedeuten die Kapazitätseinschränkungen (60% max. Belegung o.ä.) wirtschaftlich für das einzelne Hotel? Man kann sich kaum vorstellen, dass das ohne Preiserhöhungen funktionieren kann. Ob die dann durchsetzbar wären, hängt natürlich von der Nachfrage ab!

Es ist abzusehen, dass die Fixkosten (Mieten!) ein sehr großes Thema werden können – zumal in einer generell problematischen Lage in der Hotellerie ja nicht hinter jedem Hotelier als aktuellem Mieter drei stehen, die in das Objekt hinein drängen…

Sollte die Nachfrage aber sehr stark wieder anspringen, müsste man, um die Kapazitätsbeschränkungen zu vermeiden, durchaus progressive Maßnahmen (Tests und Gesundheitsbescheinigungen, Fiebermessen etc.) erwogen werden – auch wenn die mit Einmalkosten verbunden wären! Es wäre wichtig, hierfür frühzeitig STANDARDS zu erstellen.

Als ich meinen ersten internationalen Flug antrat, bin ich zum Flughafen gefahren, habe 20 Minuten vor Boarding meinen Pass vorgezeigt und bin ins Flugzeug spaziert…..

Wenige Monate danach hatte der Terrorismus Flüge als „Machtmittel“ entdeckt – die Folgen kennen wir alle! Trotz enormen technischen Investitionen und Platzaufwand an den Flughäfen und irren Unbequemlichkeiten für die Passagiere hat das Flugreisewesen in den Folgejahrzehnten unvorstellbar geboomt…

Druck auf einen Wirtschaftszweig hat im Allgemeinen Innovationen zur Folge, und in Ermangelung von Alternativen akzeptieren Menschen auch erhebliche Unbequemlichkeiten.

In Deutschland sind vom RKI per heute 175.210 Infektionen gemeldet, 513 mehr als gestern, insgesamt 8.007 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 155.700 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).

Sechsundsechzigster Tag: Sonntag, 17. Mai 2020

Am ersten Wochenende ist der erstmals wieder mögliche Betrieb in der Gastronomie  (in Berlin) anscheinend sehr verhalten genutzt worden. Trotz des reduzierten Platzangebotes nicht überlaufen.

In Deutschland sind vom RKI per heute 174.697 Infektionen gemeldet, 342 mehr als gestern, insgesamt 7.935 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 154.600 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).

In der BRD gibt es demnach noch 20.100 registrierte Infizierte. Mit der niedrigen Tageszahl stecken wir allerdings gerade in der Wochenend-Delle der Meldungen/Tests.

Fünfundsechzigster Tag: Samstag, 16. Mai 2020

Derzeit ist ein staunenswertes Paradox zu beobachten: seit die Rücknahme (sehr) vieler Pandemie-Einschränkungen nicht nur angekündigt wird sondern auch umgesetzt wird, beklagt eine (noch) kleine Minderheit die unangemessene Einschränkung der Bürgerrechte und Freiheiten. Es ist ein ganzes Spektrum des Protestes bis hin zum Aufruf zum „zivilen Ungehorsam“. Es werden dabei überwiegend Verhaltensweisen beobachtet, die der möglichen erhöhten Neuinfektion vorschub leisten (getarnt als berechtigter, ziviler Ungehorsam). Eine der Aussagen verlang z.B. das Recht darauf, das Risiko der Infektion frei selbst zu entscheiden. Tatsache ist: ein solches Grundrecht gibt es im Falle einer gefährlichen Epidemie NICHT – im Gegenteil: dafür kann man bestraft werden, denn es gefährdet die Allgemeinheit.

Man könnte meinen, dass die Demokratie und die Menschenrechte in Deutschland in Gefahr seien. Zue Erinnerung: jede einzelne einschränkende Pandemie-Maßnahme (wie Kontaktverbot) muss vom Bundestag als solche beschlossen werden – und zwar immer nur für eine begrenzte Zeit! Am Ende dieses Zeitraumes muss sie erneut beschlossen werden – oder entfällt ganz von selbst! Und: der „Staat“ (also wir selbst) muss in vertretbarem Rahmen diejenigen entschädigen, die in ihrer Existenz durch die Maßnahmen bedroht sind – was er schon getan hat und hoffentlich auch weiter tun wird.

Ein weiteres Paradox: Die am härtesten existenziell betroffen Gruppen sind in diesem Protest – soweit ich erkennen kann – massiv unterrepräsentiert: die Einzel-Selbständigen, Dienstleister und freiberuflichen Künstler, deren Lebenshaltungskosten ihre „Betriebskosten“ sind, die sich schlichtweg nicht noch mehr als minimieren lassen – was sie meistens schon im Normal-Lebenszustand sind…

Diese Menschen in Harz 4 abzudrängen ist nicht fair: Harz 4 ist ja auch nicht für diese Lebenssituation gemacht! Wenn man dezeit kein anderes „System“ hätte, um diesen Menschen Hilfe zukommen zu lassen, dann sollte ein eigener Satz von Regeln für sie gelten. Aus Anlaß einer Pandemie bei diesen (eventuell älteren) Selbständigen jetzt eine Rentenversicherung „abzuschmelzen“ oder ein kleines „Eigentum“ aufzulösen wäre ungerecht und unsozial.

In Deutschland sind vom RKI per heute 174.355 Infektionen gemeldet, 583 mehr als gestern, insgesamt 7.914 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 153.400 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).

Vierundsechzigster Tag: Freitag, 15. Mai 2020

Heute haben deutschlandweit die Restaurants, Gaststätten, Cafés wieder eröffnet – mit umfangreichen Hygienevorschriften. Die epidemiologisch wirksamste – das Abstandsgebot – ist gleichzeitig jene, die die Wirtschaftlichkeit der Betriebe auf eine sehr harte Probe stellen wird!

In manchen Landkreisen liegen nun die Nerven blank: da wird schon Alarm geschlagen, wenn – nach einigen Tagen mit „Null“ Infektionen wieder einmal 3, 4 oder 5 Infektionen je Tag auftreten. Man fürchtet um die Umsetzung der geplanten Lockerungen! Man muss unbedingt daran erinnern: das Virus ist nicht weg – die Zahlen werden NIE wieder auf Null gehen! Das Infektionsgeschehen wird nun dauerhaft eine Wellenbewegung (der „Tanz“) sein – etwa auf dem Niveau wie jetzt… allerdings haben wir noch die Auswirkungen der vielen Öffnungen, die gerade passieren, abzuwarten.

Erstaunlicherweise ist eine sehr deutliche Mehrheit im ganzen Land (Quelle: Deutschlandtrend) gegen die Fortsetzung der Fussball-Bundesligen eins und zwei mit Geisterspielen ab morgen. Zweifel wegen der Praktikabilität sind angebracht: schon vor Beginn der Fortsetzung wurden 2 Spiele verschoben, da zwei Mannschaften in Quarantäne gehen mussten.

In Deutschland sind vom RKI per heute 173.772 Infektionen gemeldet, 620 mehr als gestern, insgesamt 7.881 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 152.600 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).

Die Neueinfektionen pendeln also – wie seit einer Woche etwa erwartet – tatsächlich um einen 7-Tages-Durchschnitt von 800-850 pro Tag im Bund.

Die Landkreiskarte des RKI zeigt heute Straubing (54) und Coburg (55) als neue Krisenherde, die die Grenzwerte überschritten haben. Bundesweit gerät die Schlacht- und  Fleischindustrie in den Fokus wegen der Massen von eng zusammegepfercht untergebrachten Wanderarbeiter aus Osteuropa.

Dreiundsechzigster Tag: Donnerstag, 14. Mai 2020

Die Öffnung der Außengrenzen Deutschlands ist für den 15. Juni angekündigt – vorbehaltlich eines vergleichbaren Infektionsgeschehens im Nachbarstaat.

In Deutschland sind vom RKI per heute 173.152 Infektionen gemeldet, 913 mehr als gestern, insgesamt 7.824 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 151.700 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).

Zweiundsechzigster Tag: Mittwoch, 13. Mai 2020

Heute war mein erster Friseurtermin nach dem Shutdown. Ich hatte mich VOR der Öffnung angemeldet… Mein Friseur ist Einzelkämpfer in Charlottenburg – er arbeiter wegen des Ansturms 12 Stunden an Tag (noch bis in den Juni hinein…). Ich habe wegen seines Mehraufwandes mit den Hygienemaßnahmen von mir aus den Preis für seine Dienstleistung erhöht. Er kennt – genau wie wir – keinen einzigen, der wissentlich an COVID-19 erkrankt wäre.

Die Abnahme der Neuinfektionen in Bund und Berlin ist überraschend deutlich – nachdem jetzt auch der typische stärkere Meldeverzug vom Wochenende nachgeholt ist. Mir wäre wohler, wenn gerade in der Phase des Übergangs zur Verantwortung der Landkreise auch die Testzahlen daneben gestellt wären: diesen Effekt würde man ja auch erzielen, indem man dort, wo es kritisch wird weniger testen würde…

In Berlin befeuern ausgerechnet leitende Bezirksärzte (Reinickendorf) die „neue Unsachlichkeit“ in der Öffentlichkeit, indem sie öffentlich die neuen Grenzwerte in Berlin als willkürlich brandmarken! Willkommen im Abenteuerland für meinungsstarke Individualisten, die nichts von ihrer Verantwortung als Beamte gegenüber ihrer Regierung gehört haben. Das wird seit dem Fall Massen immer schicker (und frei von jedem persönlichen Risiko…).

Man sollte einmal feststellen: ja, alle Maßnahmen, die wir ergreifen müssen, wenn wir überhaupt etwas tun wollen, sind in den großen Bereichen der Wissenslücken über das Virus in gewisser Weise WILLKÜRLICH – sie werden ausgehandelt auf Basis des bisherigen Wissens und der Grundprinzipien der Seuchenbekämpfung: der UNTERBRECHUNG der Infektionsketten. Danke für die klaren Worte Herr Seehofer (Menschen wachsen oft an ihren Herausforderungen…)

Inzwischen ist es Standard, davon zu faseln, dass Virologen angeblich heute dies und morgen das reden – und jeder etwas anderes als der andere. Wir haben jetzt die Erfahrung gemacht, dass Die öffentliche Meinung (begleitet von den Medien) nicht in der Lage ist, den wissenschaftlichen Erkenntnisprozess in Echtzeit nachzuvollziehen.

Enttäuschend ist, dass so viele Politiker und Journalisten aus an sich seriösen Kreisen dabei genauso versagen wie der Durchschnitt der Bevölkerung!

Virologen und Epidemiologen sind (glücklicherweise) nicht alle Mediziner. Die Zunft ist „durchseucht“ von Physikern und Molekularbiologen und stehen in hartem wissenschaftlichen Wettbewerb zueinander. Da bleibt auf Dauer kein Unfug unentdeckt. Sie sollten sich aber klar machen, dass ihre redlichen Erkenntnisse und Aussagen von Politikern immer mit gezielten Absichten verwendet werden – und von Journalisten leider auch oft mit sensationsheischendem Eigeninteresse.

Es kommen nun zunehmend Erkenntnisse zutage, dass COVID-19 nicht nur eine („nur für Risikopatienten gefährliche“) Lungenerkrankung der oberen Luftwege ist, sondern im Körper (auch mittelalter Patienten und sogar von Kindern) jede Menge anderer Schäden zu verursachen scheint.

In Deutschland sind vom RKI per heute 172.239 Infektionen gemeldet, 933 mehr als gestern, insgesamt 7.723 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 150.300 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).

Einundsechzigster Tag: Dienstag, 12. Mai 2020

Berlin hat nun seine eigene Regelung zur Deckelung des Infektionsgeschehens nach dem letzten starken Öffnungsschritt veröffentlicht. Dabei werden nicht die einzelnen Bezirke gemessen sondern Berlin nur als Ganzes betrachtet!

Anstatt der „Obergrenze“ von 50 Neuinfektionen je 7 Tage je 100.000 Einwohner im Landkreis (=Bezirk) gibt es drei Ampeln.

1. Ampel“ bezogen auf ganz Berlin: 20 Neuinfektionen je 100.000 Einw0hner in 7 Tagen ist noch o.k., 25 Neuinfektionen ist Gelb, 30 Neuinfektionen ist rot – das hieße erneuter Lockdown  (bzw. Rücknahme einzelner Öffnungsschritte), wenn gleichzeitig eine der anderen beiden „Ampeln“ auf rot ist.

2. Ampel: Basisreproduktionszahl – 1,1 ist Gelb, 1,2 ist Rot (1,3 muss lt. RKI unbedingt vermieden werden!)

3. Ampel: Prozentzahl der durch COVID-19 belegten Intensivbetten – 20% ist Gelb – 25% ist Rot.

Das ist sehr-sehr kompliziert… erscheint aber durchaus sinnvoll. Herr Kubicki wird nun vermutlich völlig überfordert sein … Vermutlich „basteln“ die anderen Stadtstaaten (HH, HB) derzeit auch an eigenen Lösungen.

In dem Zusammenhang geht mir Herrn Kubickis jüngste Äußerung zu den Pandemie-Maßnahmen nicht aus dem Kopf. Er ist vermutlich ein brillianter Rechtsanwalt. Aber sein „numerisches Analphabetentum“ öffentlich so zu zelebrieren (bezüglich der Basisreproduktionszahl …) bewegt sich bereits deutlich in den Bereich „proud to be silly“ hinein. Tolles Vorbild: denn das wird gerade zunehmend zu einem unserer größten gesellschaftlichen Probleme.

Gestern ist in Berlin die neue COVID-19 Reserveklinik in der Messehalle 26 „eröffnet“ worden (nach 6 Wochen Bauzeit – oder Besser „Einrichtezeit“, die Halle gab es ja schon). Sicher das erste große öffentliche Bauprojekt in Deutschland, das man eröffnet in der Hoffnung, dass es NIE IN BETRIEB gehen muss … Für den Betrieb würden ca. 1.000 Personen medizinisches Fachpersonal benötigt.

Inzwischen bereiten sich Restaurants/Cafés und bald auch Hotels auf die Wiedereröffnung vor und ringen um wirtschaftliche Betriebsweisen unter strengen Hygiene-Auflagen. Besonders kritisch: in den beliebtesten Urlaubszielen gab es schon vor der Pandemie für die Kern-Urlaubszeiten große Buchungszahlen, die das Maß der zunächst zugelassenen Auslastung übersteigen. Nach welchem System soll den „überschüssigen“ Gebuchten abgesagt werden?

In dem Zusammenhang stammt das herausragende Zitat des Tages von einer Bürgermeisterin einer Norseeinsel (bei Lanz). Sie bewegte die Frage: „Oder hat das Virus heute weniger gute Laune?“ Brilliant formuliert!

Das neue große Ethik-Problem dieser Krise wird nun zunehmend das Thema „Gerechtigkeit“.

Das gilt auch – verschärft durch die soziale Bildungs-Frage – für die Beschulung der Kinder!

In Deutschland sind vom RKI per heute 171.306 Infektionen gemeldet, 798 mehr als gestern, insgesamt 7.634 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 148.700 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).

Sechzigster Tag: Montag, 11. Mai 2020

Raketenartig schießt jenes Phänomen hoch, das ich „Pandemie-Pegida“ nenne: in einzelnen Fällen sind das bereits Tausende, die sich (zufällig!) auf einem Platz mit allseitig 1,5 m Abstand versammeln um was zu beklagen oder zu fordern? Angeblich wird dagegen protestiert, dass die Regierung versucht das Leben und die Gesundheit aller Bürger zu schützen. Wie kann man dagegen protestieren? Man braucht eine Geschichte: es steckt jemand dahinter, der die Macht übernehmen will und natürlich deswegen das Virus in Umlauf gebracht hat. Wer ist dabei? Offensichtlich alle, die ein Anliegen haben, das unter normalen Bedingungen nicht genügend Unterstützer findet: von A wie Aluhüte und AfD über L wie Liberale M wie ehemaliger Ministerpräsident von Thüringen und R wie Rechtsradikale bis zu V wie generell Verwirrte oder Verfolgungswahnbefallene. Tatsächlich ist das eine krude Mischung von Allem und genau dem Gegenteil auch… Und das Ganze wird auch noch „Hygiene-Demo“ genannt (es wird nicht gesagt ob es FÜR oder GEGEN Hygiene geht….)

Dabei haben die Pandemie-Hygienevorschriften den Demonstanten/Protestierern sogar noch (ungeplant natürlich) einen enormen Wirkungsvorteil eingebracht: mit 1.000 Menschen in üblicher Demonstrations-Formation hätte man ein überschaubares Häuflein auf einem riesigen Platz zusammengebracht, das man notfalls auch übersehen/überhören könnte. Aber hier wird jetzt der ganze Platz gefüllt – sehr eindrucksvoll – und auch etwas gruselig: ich prophezeihe, dass es in den nächsten Tagen eine große Zahl von Zwischenfällen geben wird – wer über solch einen Platz gehen möchte, wird teilweise schon jetzt massiv unter Druck gesetzt: dabei wird es vermutlich nicht bleiben.

Und wie reagiert ein relevanter Teil der sogenannten gesellschaftliche Mitte? Die sind mal wieder ohne Unterschied von Rang und Namen dabei.

Das Schlimmste aber: sofort kommt reflexartig die dämlichste aller Politiker-Floskeln hoch – „man muss doch die Sorgen der Menschen ernst nehmen“! Was denn sonst? Wer jetzt solch einen Spruch benutzt steht bei mir unter Verdacht, dass ihm gerade eingefallen ist, dass er das jetzt ausnahmsweise mal tun könnte… Wie wäre es, wenn man die Bürger erst mal in einer derartigen Lage vor aggressiven Falschmeldungen schützte, ehe man das Wirken von Verschwörungstheoretikern relativiert?

Ich rege mich schon wieder auf… Statt dessen sollte ich bei der nächsten Hygiene-Demo über den Platz gehen und jedem einzeln den Fallschirmspringer-Witz erzählen (nicht von mir!):

Ein Mensch landet nach seinem ersten Fallschirm-Absprung sicher auf der Erde und sagt: Super – das wäre sicher auch ohne Fallschirm gegangen. Sagt die Bundeskanzlerin: O.k. das nächste mal lasse ich Euch ohne Fallschirm springen.

In Deutschland sind vom RKI per heute 170.508 Infektionen gemeldet, 933 mehr als gestern, insgesamt 7.533 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 147.200 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).

Im Durchschnitt der letzten 7 Tage sind das 950 Neuinfektionen/Tag.

Es scheint sich zu bestätigen, dass der „Tanz“ sich bundesweit bei knapp unter 1.000 Neuinfektionen/Tag einpendelt – unter den bedingungen des Schut-Down vor 2 Wochen. Dabei pendelt die Basisreproduktionzahl um 1,0. Hätten wir die Coron-App, wäre mir nicht bange – aber ohne sie …

P.S.: Am Abend dieses Tages bestätigte das RKI den Sachverhalt exakt so, wie im voran gegangenen Absatz hier vermutet.

Neunundfünfzigster Tag: Sonntag, 10. Mai 2020

Nachdem derzeit immer noch (trotz gegenteiliger Meldungen) der „Schwedische Weg“ – also mit geringen Einschränkungen für die Bevölkerung – von Liberalen und in den Medien gepriesen wird, habe ich mir die aktuellen Zahlen im WHO-Dashboard für Europa mal angesehen.

Tatsächlich bewegt sich die Neuinfektionsrate seit 5 Wochen auf einem gleichbleibend hohem Niveau ohne abnehmende Tendenz bisher: 17% der Gesamt-Infizierten stammen aus Infektionen der letzten 7 Tage… das ist durchaus weiterhin exponentiell. Ist das der „Preis“ für einen milden oder minimalen Shut-Down: dass der „Tanz“ auf einem hohen, konstanten Niveau sich fortsetzt? Ich glaube, man kann jetzt schon sagen, dass ein Verlauf wie in Schweden für die Verhältnisse in Deutschland trotz recht gutem Gesundheitssystem INAKZEPTABEL gewesen wäre.

Ich kann hier keine Vorbildfunktion erkennen – zumal bekanntlich die Bevölkerungsdichte im gesamten Land wesentlich niedriger ist als in Deutschland.

In Deutschland sind vom RKI per heute 169.575 Infektionen gemeldet, 357 mehr als gestern, insgesamt 7.417 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 145.600 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag).

In Berlin ist zum ersten mal heute KEIN TODESFALL mit COVID-19-Beteiligung gemeldet worden. Möglicherweise ist das signifikanter als die Infizierten-Zahl, die gleichzeitig sehr niedrig ist (11 zum Vortag) aber nach dem Wochende immer schon durch Meldeverzug gedrückt war. Tatsächlich gibt nur der Wochendurchschnitt der Infektionen bei den geringeren Zahlen derzeit noch Sinn.

Achtundfünfzigster Tag: Samstag, 09. Mai 2020

Gleich am ersten Tag der neuen Regelung zur erweiterten Öffnung haben drei Landkreise den Öffnungsdeckel „gerissen“: zwei davon (Coesfeld NRW, Steinburg SH) wegen Betrieben der fleichverarbeitenden Industrie, Greitz wegen Hot-Spots in Altersheimen. Alle drei Kreise haben am Folgetag die Pandemieauflagen-Lockerungen noch nicht zurück genommen, wie es eigentlich vereinbart war. Vermutlich argumentieren die Lokalen Politiker, dass es Hot-Spots sind, die eine Rückverfolgbarkeit trotz der hohen Zahlen ermöglichen…

Damit dürften die neuen Regelungen – zusammen mit der Kritik aus den Stadtstaaten – immer mehr in Mißkredit kommen! Wohl auch zu Recht!

Wurde der Bock zum Gärtner gemacht? Es wird immer wieder der Argwohn geäußert, dass die Landkreise nun ggf. die Testintensität reduzieren könnten, wenn es „enger“ wird. Tatsächlich erscheint es nicht besonders geschickt zu sein, wenn die, die die Testergebnisse veranlassen und verwalten auch gleichzeitig über mögliche Einschränkungen der Bewegungsfreiheit am Ort entscheiden. Wo liegt die Kontrolle? Auch die Personenkreise, die getestet wurden, sind dabei mit zu begutachten…

Offensichtlich fehlt in der Öffnungs-Regelung ein wichtiger Punkt: es müssen gleichzeitig Minderst-Testzahlen je 100.000 Einwohner festgelegt werden – und vom RKI – oder einer WIKLICH unabhängigen Stelle kontrolliert werden (RKI ist Bundesbehörde!).

In Deutschland sind vom RKI per heute 169.218 Infektionen gemeldet, 667 mehr als gestern, insgesamt 7.395 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 144.400 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag)

Siebenundfünfzigster Tag: Freitag, 08. Mai 2020

Bemerkung: In Berlin ist heute (als einzigem Bundesland) der einmalige Feiertag zur Befreiung am 8.Mai 1945 (ca. 3 Monate nachdem ich gezeugt wurde…).

Die Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen ringen gerade um eine eigene für sie passende Lösung für den „Pandemie-Deckel“, das heißt: für den vereinbarten Fall erneuter Einschränkungen, wenn die Zahl von 50 Neuinfizierten pro Woche und Landkreis wieder überschritten würde.

Die Aussage des Berliner Senates ist: wenn wir diese Regel von Anfang an angewendet hätten, wäre es in Berlin nicht zu einem Lockdown wie geschehen je gekommen! Dann hätten wir hier jetzt New Yorker Verhältnisse! Das hätte nämlich 1.850 Neuinfizierte je Woche bedeutet – dieser Wert ist aber praktisch nie erreicht worden – erst am 25.3. (als der Lockdown schrittweise längst verhängt war) wurden in Berlin über 1.800 Neuinfektionen in einer Woche erreicht.

Die Zahl solle niedriger für die spezifische Situation Berlin angesetzt werden oder andere Kriterien hinzugenommen werden. Senat und Bezirke arbeiten daran. Erinnerung: das Kanzleramt hatte ursprünglich 35 Neuinfektionen als Grenzwert vorgeschlagen… Auch dieser Wert war in Berlin zur Zeit des Shut-Down noch nicht erreicht worden. Einen Shut-Down in einem einzelnen Bezirk hält der Senat auch nicht für machbar.

In Deutschland sind vom RKI per heute 168.551 Infektionen gemeldet, 1.251 mehr als gestern, insgesamt 7.369 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 143.300 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag)

Sechsundfünfzigster Tag: Donnerstag, 07. Mai 2020

Die gestern beschlossene „Regionalisierung“ des Wieder-Öffnungsprozesses erscheint mir zielführend zu sein. Ich hoffe nur, dass die Medien schnellstmöglich das absurde und destruktive Gerede á la „Jetzt macht jeder was er will!“ (Maischberger/Illner) einstellen. Ja – so ist das gewollt und alle Länder und Landkreise handeln jetzt regional nach denselben GRUNDREGELN. Man muss jetzt notgedrungen auch in Kauf nehmen, dass manche Landkreise das besser hinbekommen als andere… Keiner hat das schon gemacht. Aber so kann man näher auf die regional extrem unterschiedlichen Verhältnisse eingehen. Außerdem lernt eine Landkreis in diesem Prozess besser und schneller, wenn er verantwortlich ist anstatt nur Handlanger der obersten Regierung (incl. Bundesbehörde RKI). Das kann auch den Zusammenhalt neu stärken.

Der Regionalisierungs-Gedanke ist nun ja in dieser Öffnungs-Phase meinem Vorschlag vom „Pandemie-Sprengel“ nicht unähnlich, abgesehen davon, dass der „Sprengel“ kleiner als ein (heutiger) Landkreis sein müsste, damit man auf eine neue Pandemie reagieren könnte, ohne die regionale Wirtschaft und das öffentliche Leben völlig zu lähmen.

Wenn man sich nun an die frühe Prognose von „Hammer and Dance“ (vom 19.03.2020) erinnert, so scheinen wir uns jetzt mit den gegenwärtigen täglichen Neu-Infizierten-Zahlen schon etwa im „Dance-Modus“ zu befinden: Im Bund bei 900-1.000 täglichen Infizierten und in Berlin sogar noch ausgeprägter bei ca. 50 pro Tag. Mecklenburg-Vorpommern scheint sogar schon seit Anfang April im Tanz-Modus zu sein – auf dem Niveau von ca. 5 Neuinfizierten je Tag. Hier wird am meisten riskiert, wenn nun an Pfingsten aus dem gesamten Bundesgebiet Urlauber „einfallen“.

Bleibt zu hoffen, dass die Corona-App und verstärktes Testen, wenn beides endlich käme, diesen Wert dann auf die Hälfte oder ein Drittel herunter drücken kann. Immer vorausgesetzt, die nun anlaufende „Öffnung“ läßt die Zahlen nicht wieder hoch schnellen.

Wenn ich jetzt Verantwortung dafür hätte, würde ich sofort ganzseitige Zeitungsanzeigen, Plakate und Fernseh- und Internet-Spots schalten, in denen die Bürger dringend darauf hingewiesen werden, dass sie alleine es nun in der Hand haben, durch diszipliniertes und verantwortungsbewußtes Handeln das Virus in Schach zu halten.

In Deutschland sind vom RKI per heute 167.300 Infektionen gemeldet, 1.209 mehr als gestern, insgesamt 7.266 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 141.700 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag)

Fünfundfünfzigster Tag: Mittwoch, 06. Mai 2020

Die heutige Konferenzschalte von Bundeskanzlerin und Ministerpräsidenten ergab eine grundsätzlich neue Situation:

Der Bund gibt jetzt nur noch einige wenige „Leitplanken“ vor – zum Beispiel bezüglich des Vorgehens, ab wann bei regionalem Wiederanstieg der Infiziertenzahlen wie zu reagieren ist (Öffnungen zurück nehmen). Hier hatte es im Vorfeld offensichtlich einen Vorschlag mit +35 Infizierte je 100.000 Einwohner gegeben. Raus gekommen sind +50 als Grenzwert. Einige Länder hatten offensichtlich gefordert, die Kontaktsperre jetzt schon aufzuheben: da hat Merkel wie durchsickerte ein Machtwort gesprochen, allerdings sich zähneknirschend zu dem Kompromiß mit dem Treffen von 2 Haushalten herbei gelassen. Sachsen-Anhalt behält seine vorgezogene „5-Personen-Regel“ trotzdem auch bei. Ähnlich hart sei wohl auch über die Befristung der neuen Regelungen gerungen worden – inclusive einem weiteren Machtwort Merkel.

Ansonsten macht jetzt jedes Land sein Ding (wozu diese laut Verfassung ja ohnehin das Recht hatten!).

Berlin hat das kalt erwischt, weil es – entgegen vielen anderen Ländern – sich als Hauptstadt  stark auf eine Bundes-Regelung verlassen hatte. Jetzt wurden praktisch ohne nennenswerte Diskussion vor Ort der 15.5.20 für die Öffnung der Gastronomie und der 25.5. für die Hotels genannt. Dazu sollen gleichzeitig mehrere andere Bereiche geöffnet werden (Sport und Fitness-Studios) und es darf Veranstaltungen bis 100 Personen geben. Alles natürlich unter dem Vorbehalt der Einhaltung strenger Abstands- und Hygiene-Regeln.

Es fiel auch die Entscheidung, dass die Bundesliga (1. + 2.) mit Geisterspielen fortgesetzt wird. Ich bin mal gespannt, ob es den Klubs gelingen wird, ihre „Hard-Core-Fans“ davon abzuhalten, sich während des Spiels lautstark vor den Stadien zu versammeln …

Sogenannte liberale Politiker befeuern in unverantwortlicher Weise eine immer stärker hochgebrachte Argumentation, dass die Virologen ja auch alle unterschiedlicher Meinung seien. Dies ist nicht zutreffend und beruht ja auf der sehr ungewöhnlichen Situation, dass derzeit eine wissenschaftliche Debatte ungebremst öffentlich statt findet – die Öffentlichekit und große Teile der Medien (und Herr Lindner) aber keine Erfahrungen mit solchen Fach-Diskursen haben.

Ich rechne es Herrn Lanz hoch an, dass er massiv gegen diesen Trend steuert: es gibt – nach wissenschftlichen Maßstäben – keinen grundlegenden Dissens über Sars-CoV-2 zwischen Virologen und Epidemiologen! Punkt!

In Deutschland sind vom RKI per heute 166.091 Infektionen gemeldet, 1.284 mehr als gestern, insgesamt 7.119 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 139.900 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag)

Vierundfünfzigster Tag: Dienstag, 05. Mai 2020

Die Konferenzschalte der Gesundheitsminister von Bund und Ländern hat wohl einmütig ergeben: der Tourismus wird vor Pfingsten (spätestens ab 15.5.) wieder in Gang gesetzt. Allerdings mit zunächst begrenzter Kapazität und nur für Übernachtungsgäste. In Meck-Pomm und Schleswig-Holstein war das definitiv schon erwartet worden; es wird berichtet, dass dort der Buchungsstand schon vorher über den erlaubten Kapazitätsgrenzen lag. Wird es eine Lotterie für die vergebbaren Plätze geben? Erstaunlicherweise aber auch in Bayern, wo die Infiziertenzahlen am höchsten sind… Hier liegt wohl mehr Konkurrenzdenken vor als die Einschätzung der regionalen Bedingungen?

Die Flächenbegrenzung der geöffneten Einzelhandelsgeschäfte fällt auch ab sofort weg.

In Deutschland sind vom RKI per heute 164.807 Infektionen gemeldet,  947 mehr als gestern, insgesamt 6.996 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 137.400 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag)

Für mich war das heute die entscheidende Zahl: trotz Meldenachlauf vom Wochenende ist die Zahl der gemeldeten Neuinfizierten dreistellig geblieben! Diese Entwicklung scheint nun unter den gegenwärtigen Bedingungen nachhaltig zu sein. In MV sind es laut RKI-Statistik im Moment übrigens gut 10 Infizierte, davon gut die Hälfte aus den Meldungen der letzten beiden Tage… ist das die gefürchtete 2. Welle?

Dreiundfünfzigster Tag: Montag, 04. Mai 2020

Für mich wird es jetzt soannend: Wenn die Zahl der Neu-Infizierten (Getesteten) heute Nacht nicht noch einmal durch den Meldeverzug nach einem verlängerten Wochenende mit weit über Tausend hoch schnellte, wäre es ein Meilenstein in der Unterdrückung der Pandemie bei uns…

Ich habe mir heute die Kurve der Gesamtinfizierten über der Zeitachse für Deutschland einmal genauer angesehen. Gerade im Vergleich zu anderen Ländern ist (normiert auf den Beginn der Pandemie im jeweiligen Lande) bei uns eine maßgebliche Wende zum Abflachen zwischen dem 9. und 15. April 2020 zu sehen: in meiner Chronik finde ich in dem Bereich als möglicherweise entscheidende Maßnahme die EMPFEHLUNG für das Tragen der Mund-Nasenabdeckung durch die Bundeskanzlerin Merkel am 5.4.! (Noch VOR der Maskentragepflicht…) Wir selbst hatten dmit schon etwas früher begonnen.

Ich empfehle dringend die Lektüre des Webinars von das Prof. Frank Rösler am 1.Mai 2020 gehalten hat. Prof. Rösler ist Mitglied der Pandemie-Expertengruppe in der Leopoldina und erläutert hier anschaulich die quantitativ-statistische Einordnung des bisherigen Infektionsgeschehens. Dies gleich aus meiner Sicht einige bisherige Kommunikationsmängel zum Thema aus.

Vortrag Frank Roesler zu Corona 1

In Deutschland sind vom RKI per heute 163.860 Infektionen gemeldet,  6.859 mehr als gestern, insgesamt 6.831 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 135.100 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag)

Zweiundfünfzigster Tag: Sonntag, 03. Mai 2020

Auf mich als Chronist wirkt es ehrlich gesagt ziemlich dämlich, wie die Sprachregelungen der Politik der behaupteten Intelligenz der Menschen entgegen laufen: Mantra-artig wird immer wieder (wenn man in der offiziellen Konferenz-Schalte sitzt) behauptet, dass die Prozesse der „Öffnung“ nun bundesweit einheitlich geschehen sollen. Warum?

Das regionale Geschehen liegt weit voneinander entfernt: zahlenmäßig, sozial-wirtschaftlich und geografisch:

Die Zahl der (gesamt-bisher) Infizierten je 100.000 Einwohner liegt um den Faktor 7-8 auseinander zwischen Bayern (329) und Mecklenburg-Vorpommern (43), im letzteren ist die größte Stadt des Landes (Rostock) seit einigen Tagen frei von registrierten Infizierten, im gesamten MV gab es Samstag 122 registrierte Infizierte … Die Ursachen für die Entstehung der regionalen „Hot-Spots“ sind bundesweit weitestgehend bekannt.

Und in dieser Situation sollen die Regionalregierungen den Bürgern völlig stur die fast maximale Quarantäne auch des wirtschaftlichen Lebens überall gleichermaßen zumuten?

Ich plädiere für einen „intelligenteren“ Umgang mit der Situation.

In Deutschland sind vom RKI per heute 163.175 Infektionen gemeldet,  679 mehr als gestern, insgesamt 6.692 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 132.700 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag)

Einundfünfzigster Tag: Samstag, 02. Mai 2020

Seit Tagen schiebt sich die Diskussion um die Angemessenheit der bisherigen und augenblicklichen Maßnahmen in den Vordergrund. Sie wird jetzt noch mehr Nahrung bekommen, da die Neuinfizierten-Zahlen, trotz ständig steigenden Testumfangs, unter die Tausend gefallen sind. Man muss hier allerdings berücksichtigen, dass diese Zahlen gerade in die ausgeprägte „Melde-und-Test-Delle“ eines verlängerten Wochenendes fallen.

Die Diskussion ist richtig und wichtig, da die berechtigten wirtschaftlichen Existenzängste dramatisch ansteigen. Ein Abwarten bis zur Verfügbarkeit der sog. „CORONA-App“ mit essentiellen Öffnungen in der Wirtschaft erscheint mir nun unrealistisch. Da wird sich auch bald schon die Frage stellen, wieso die App, in der möglicherweise wirklich das „Heil“ liegt, so spät kommt.

In Deutschland sind vom RKI per heute 162.496 Infektionen gemeldet,  793 mehr als gestern, insgesamt 6.649 Todesfälle bisher. Genesen bisher ca. 130.600 (aktualisiert um 8:00 h Folgetag) – Es gibt derzeit also ca. 32.000 registrierte Noch- und Erst-Infizierte in ganz Deutschland … und eine unbekannte Dunkelziffer nicht bekannter Infizierter.

Der Pandemie-Sprengel – Ein Vorschlag zum Schutz von Gesellschaft und Wirtschaft in Zeiten der Pandemie

Die gegenwärtige Corona-Krise offenbart ein für ein Land wie die BRD massives Problem:

Aus epidemologischer Sicht wäre ein drastisches Ausgangsverbot so früh wie möglich das wirksamste Mittel zur Reduzierung der Zahl der Infizierten gewesen – verbunden mit dem sofortigen Shutdown der Wirtschaft.

In der BRD ist bei dieser Pandemie-Krise der „Shutdown“ in 3-4 Stufen gemacht worden, aber immer für ALLE pauschal im gesamten Bundesgebiet. Diese Vorgehensweise zieht den Prozess in die Länge, maximiert den wirtschaftlichen Schaden und gefährdet eine große Zahl von Existenzen… Der Staat muss gigantische Mittel ausgeben, um die schlimmsten Folgen zu kompensieren – wodurch wir in der Folge alle ärmer werden durch steigende Steuern und Preise. Es ist dabei auch schwer bis fast unmöglich, soziale Gerechtigkeit in diesem Prozess zu wahren.

Das eigentliche Ziel der Pandemie-Abwehr ist es ja: die Kontakte der Infizierten überschaubar und nachvollziehbar zu machen, Risikogruppen zu schützen – ohne die normale Wirtschaft komplett lahm zu legen.

Mein Vorschlag:

Die Auslösung eines Pandemie-Krisenfalles, bei dem das unten beschriebene System in Kraft tritt, wird von der Leopoldina begutachtet und vom Bundestag beschlossen, um potentielle Interessenkonflikte bei Regierungsmitgliedern in deser Entscheidung auszuschließen.

Eine faktische landesweite „Kontaktsperre“ ohne Shutdown der Wirtschaft wäre folgendermaßen möglich:

In der Pandemie-Situation wird das gesamte Land in klar definierte „Pandemie-Sprengel“ unterteilt. Man stelle sich vor, dass eine wabenförmige Gitterstruktur auf das Land projiziert wird: damit ergibt sich eine vollständige Abdeckung des Landes mit sechseckigen Bereichen von ca. 2 – 10 km Kantenlänge (2 – 6 km2). Die Lage der Kanten wird konkret in jedem Bereich durch Ortsränder, größere Straßenzüge etc bestimmt, wodurch unregelmäßige, zum Teil krummlinige, sechseckige Bereiche entstehen. Enge regionale Wirtschaftsbezüge werden dabei berücksichtigt, um z.B. Mitarbeiter nicht von ihren Arbeitsstellen abzutrennen. Wie groß soch ein Quarantäne-Bereich sein sollte, müssen Fachleute analysieren. Möglicherweise ist aber eine Kleinstadt als ganzes schon zu groß für eine wirksame Quarantäne.

In diesen Pandemie-Sprengeln bleibt während der Pandemie fast ALLES in Betrieb: Schulen, Einzelhandel, Dienstleister, Galerien, kleine Bühnen, Gastronomie, Kinos. Es gibt kein Kontaktverbot und kein „zu Hause bleiben“. Die einzigen generellen Beschränkungen sind ABSTANDSGEBOT, Hygiene-Vorschriften und keine Großveranstaltungen.

Und: der Pandemie-Sprengel darf nicht verlassen werden, ohne eine Genehmigung/Begründung. Urlaubsreisen sind solange ausgeschlossen. Die vorhandenen Hotels lassen sich in dieser Situation vermutlich nicht alle wirtschaftlich betreiben, da der überregionale Austausch stark begrenzt ist.

Es sollte eine zuverlässige Pandemie-Smartphone-App geben und das zuständige Gesundheitsamt verfolg strikt alle auftretenden Infektionen zurück.

Durch diese Art von „Sprengel-Quarantäne“ in wirtschaftlich-sozial funktionsfähigen Einheiten wird den Menschen vor Ort die Fortsetzung ihres normalen Lebens und die Funktion der regionalen Wirtschaft ermöglicht, mit der Sicherheit, dass eine unkontrollierte Ausbreitung großer Infektionswellen vermieden wird, bzw. Infektionsausbrüche schnell lokal beherrscht werden können.

Alle Liefertransporte des Einzelhandels, der Landwirtschaft und der Industrie, werden strikt registriert und die Übergabe von Ladungen zum Beispiel an Supermärkte wird nach einem „schleusenähnlichen“ System organisiert, damit möglichst wenig oder nur streng nach Hygieneregeln abgewickelter Kontakt mit den Bewohnern des Sprengels statt findet. Für die Fernfahrer müssen geeignete spezielle Unterkünfte (ähnlich den heutigen Asylbewerberunterkünften) mit gesonderten Quarantäne-Bestimmungen eingerichtet werden. Das sollte so ähnlich für alle Massentransporte auch der Industrie gelten, die auch eingebettet in einen oder mehrere Sprengel normal weiter arbeitet. Das System dafür wird vorinstalliert bereit gehalten. Die Kosten dafür (auch die Investitionen) trägt die Allgemeinheit.

Letzteres gilt auch für alle anderen beschriebenen Systeme und Maßnahmen, die innerhalb der kommenden 5 Jahre flächendeckend im Land eingeführt, vorbereitet und installiert werden müssen und damit das Pandemie-Krisenszenario bilden. (Konjunkturprogramm!!!)

Ich habe mich zu dem oben beschriebenen System von dem Gedanken leiten lassen, dass sich bei dieser Pandemie wohl bisher als fast einzige unumstrittene Massnahme das Abstandsgebot zwischen fremden Personen, die nicht in einem Haushalt leben, bewährt hat, um unkontrollierte Ausbreitung von Infektionen in der Öffentlichkeit zu vermeiden.

Ersetzt man nun die Einheit „Personen in einem Haushalt“ durch den beschriebenen regionalen Sprengel-Begriff und die lokale Öffentlichkeit durch das ganze Land, und definiert eine praktikable, kontrollierbare Form des „Abstandsgebotes“ zwischen den „Sprengeln“, dann schafft man eine zweite, landesweit wirksame Barriere gegen die Ausbreitung der Pandemiebei Erhalt von schätzungsweise 85-95% der regionalen Wirtschaftsleistung und der Beschulung und Kinderbetreuung und gleichzeitig einen besseren Schutz der Menschen in Pflege- und Altersheimen. Innerhalb des Sprengels gilt weiterhin zusätzlich die Abstandsregel zwischen haushaltsfremden Personen.

Bei Auslösung dieser Art des Pandemie-Krisenfalles müssten immer vorrangig SOFORT alle Massenveranstaltungen und Urlaubsreisen verboten werden.

Während der aktuellen SARS-CoV-2 – Pandemie wird gerade deutlich, dass die gegenwärtig in der Politik bestehenden und verfügbaren Ethik-Normen nicht ausreichend sind um den entstehenden Konflikt zwischen dem drohenden Tod von Pandemie-Opfern und dem ebenfalls elementaren Erhalt der wirtschaftlich-sozialen Basis der Gesellschaft zu lösen! (Boris Palmer et al äußerten sich hierzu öffentlich naiv und unsensibel – während Wolfgang Schäuble das Themas sehr klug und sensibel angesprochen hat…). Auch der Bundesverfassungsrichter a.D. di Fabio äußerte sich gestern dazu besorgt und wies auf die bestehende Normen-Lücke hin.

Was sagt der Ethik-Rat dazu?

Herbert Börger, Berlin, 28. April 2020

„Shutdown“ im ganzen Land – wie geht es weiter? Leopoldina, übernehmen Sie!

Berlin, den 24. März 2020

In meinem parallel veröffentlichten (und täglich aktualisierten Seuchen-Tagebuch) schrieb ich heute:

Die Menschen brauchen jetzt Perspektiven, wie die Rückkehr zur Normalität organisiert werden kann. Und zwar sehr schnell! Darum muss sich die Politik kümmern – breit unterstützt von der Wissenschaft und Finanzexperten… Wozu haben wir die Akademie der Wissenschaften? Hier sitzen alle Fachrichtungen bereits organisiert zusammen! Wo es keine Modelle und Erfahrungen gibt, weil alles NEU ist, muss man alles in die Waagschale werfen. Das geht nur interdisziplinär!

Ich will hier einige Gedanken dazu zusammenfassen:

Die Antworten einzelner Experten auf die Frage, wie wir das Land wieder einschalten können, ohne in dieselbe Falle zu tappen, kann nicht von einer Fachrichtung kommen. Fragt man den Virologen, bekommt man eine Virologen-Antwort: in 1,5-2 Jahren hat sich die Epidemie (dieser einen Virus-Variante) totgelaufen … Fragt man den Kommunikations-Wissenschaftler, bekommt man Meinungsumfragen als Antwort: So viel Angst haben die Menschen auf einer Skala von 0 bis 7 …

Wenn wir jetzt im gegenwärtigen Zustand und Wissen abwarten würden, bis sich die Neu-Infektionsrate „Null“ eingestellt hat (unter der Annahme, die derzeitigen Maßnahmen reichten aus!) und lassen dann das U-Boot Deutschland wieder einfach auftauchen: dann trifft es irgendwo auf einen übriggebliebenen einzelnen Infizierten – und die ganze Prozedur würde nach 2 bis 3 Wochen wieder von vorne beginnen. Vermutlich.

Nach anderthalb Jahren einer solchen Prozedur im Stop-and-Go würden wir in einem bitterarmen Land aufwachen – neben lauter anderen genauso armen Ländern – RESET!

Bisher kennen wir nur die Infizierten-Zahlen aus ANLASSBEZOGENEN Tests (Symptome oder Kontakt zu einem Infizierten). Derzeit kennt niemand die Zahlen der wirklich infizierten Menschen bzw. der bereits immunisierten (mit vorhandenen Antikörpern).

Als Folge gibt es keinen anderen Weg, als die ganze Bevölkerung pauschal „wegzusperren“.

Wenn eine interdisziplinäre Experten-Gruppe nun die Wege zu einer wirtschaftlich vertretbaren schnellen Rückkehr unseres Landes zur „Normalität“ bei gleichzeitigem Schutz des Lebens aller finden soll, braucht sie ganz sicher aber vor allem eines: WISSEN! Wissen darum, welche Bevölkerungs- und Risiko-Gruppen in welchem Grade infiziert sind – wenn möglich auch bezogen auf jedes einzelne Individuum, das dann auch eigene Schlüsse bezüglich seines Verhaltens ziehen kann.

Dafür braucht man Tests – Tests – Tests … Millionen von Tests in möglichst kurzer Zeit müssen es möglich machen (nicht nur statistisch!) allen Menschen einen baldigen und sicheren Weg zurück zu Arbeit, Schule und Kita, Universität und Kulturleben zu ermöglichen, bevor ein Impfstoff verfügbar ist. Ich kann mir vorstellen, dass einzelne Wirtschaftsbereiche dann bald wieder fast normal arbeiten könnten, während die Hochrisikogruppe der Alten und Vorerkrankten am längsten in Quarantäne gehalten und möglichst durch NACHGEWIESEN nicht-infektiöse (vielleicht sogar immune?) Personenbetreuet werden.

Ich will nicht den Eindruck erwecken, dass ich den Weg aus dieser schwierigen Lage heraus nur andeutungsweise wüßte – aber ich sehe die praktisch einzige Lösung darin, dass die Wissenschaftler aller Disziplinen gemeinsam jetzt entschlossen nach diesem Weg suchen.

Ich bin sicher, dass die Akademie der Wissenschaften in Deutschland und die Akademien  in vielen anderen Ländern sehen, dass sie hier gefordert sind! Das sind Fragen, die Politiker von Bund und Ländern nicht mehr „freihändig“ aushandeln können/dürfen.

Es swird sich sicher noch die Frage stellen, ob der Weg in die generelle Kontaktsperre und Bewegungseinschränkungen der einzige gangbare Weg war. Vielleicht hat unsere Regierung allzu EINÄUGIG durch die Virologen-Brille auf das Problem geschaut. Vielleicht wäre interdisziplinär verbundenen Wissenschafts-Pragmatikern aufgefallen, dass es mit unseren heutigen Möglichkeiten auch andere Optionen gegeben hätte. Wir leben immerhin 101 Jahre NACH 1919 … Ist Süd-Korea gerade dabei, dafür eine Blaupause zu liefern?

Hätte man vor 2 Monaten mit 5% des gegenwärtigen Scholz’schen Bazooka-Etats eine bessere Lösung finden können? (Massen-Schnell-Tests als oberste Priorität?) Wir wissen es nicht – aber wir sollten nun wirklich durch die Panorama-Brille auf unser Problem sehen.

Grundlegende Prozesse, wie die Rückkehr des Landes in eine NORMALE Situation möglich sein könnten, sollten dabei nicht nur entwickelt, sondern sehr zeitnah (wenigstens in Umrissen) auch zur Bevölkerung kommuniziert werden, denn die Ungewissheit, wie wir da wieder heraus kommen, ist für alle die größte Belastung.

Der Brandunburger Tor