Das fängt ja gut an – 331 – Achtet auf einander!

Sind wir alle TRUMPel-Tiere? Ist Mr. President vielleicht nur die Spitze des Eisberges?

Ich meine: da könnte was dran sein – und: ich bin mit dieserMeinung nicht allein.

Gestern veröffentlichte ein anderer Präsident, nämlich der von der Freien Universität in Berlin, Herr Peter-André Alt, eine Meinungs-Kolumne in der Berliner Zeitung zu diesem Thema: „Überall Narzissten.“ Er tut dies – wie immer – in einer klaren, nüchternen Spache mit präzisen Formulierungen. Obwohl er wahrscheinlich in seiner beruflichen Position weniger mit „normalen Menschen“ auf der Straße und in der S-Bahn zusammen kommt als Sie und ich, stellt er einen Hang zur absoluten Überhöhung der eigenen Ansprüche in der Gesellschaft fest. Zum Schluß ein bisschen pastoral… (Naja – er hat dafür sicher auch viel Kontakt mit den tausenden Studenten in seiner Uni… und deren Hirte ist er ja in gewisser Weise!)

Das Schlimme ist, dass sich alle, wie sie da durch den täglichen Trubel treiben, an dieses egozentrische Verhaltensschema GEWÖHNT haben. Wenn es eng wird, schalten die meisten auf einen „Nahkampf-Modus“ um (als ob sie eine Kampfmaschine in einer Konsole wären…)  Das kann man beobachten, wenn die Dinge einen Moment lang mal anders ablaufen als sonst. Dazu möchte ich nur zwei Erlebnisse berichten, die ich vorgestern in meinem Einzelhandels-Jagdrevier in Köpenick um das Forum herum hatte:

Ich kam mit der Tram vor dem Forum an. (Die katsatrophale Verkehrs-Situation dort ist mal einen eigenen Blog-Beitrag wert! Ein Beispiel für maximales städteplanerisches Versagen!) Die Tram hatte schon mal mehrere Stop-und-Go-Anläufe gebrauch, um sich in die Haltestelle zu schieben. Endstation – alle wollen raus. ich stand vor der breiten Falt-Tür in der ersten Reihe bereit – neben mir eine junge Frau mit Einkaufstüten. Als die Türen sich endlich öffnen, wird der Ausstieg halb versperrt von einem neben der Tram vor der Ampel wartenden Pkw. Ich springe hinunter und warte neben dem Auto und gebe der Frau neben mir ein Zeichen, dass sie durchgehen soll. Sie verharrt kurz und starrt mich an und sagt: „Das ist mir ja noch nie passiert!“ Anscheinend hatte sie fest damit gerechnet, dass ich brutal vorpreschen und sie ausbremsen würde.

Kurz danach ging ich an anderer Stelle durch eine schwere Schwingtür und hielt diese dem hinter mir gehenden älteren Mann, der sein gesamtes Hab und Gut in großen Tüten mit sich zu schleppen schien, diese Tür weit auf, damit er bequem durchgehen konnte. Dieser stoppte kurz und starrte mich verblüfft an (war er misstrauisch geworden, was ich wohl im Schilde führen mochte?) – ging dann aber wortlos weiter.

Zwei winzig-kleine Tages-Momente. Mein Verhalten ist aus meiner Perspektive das normalste überhaupt! Wenn es das für die anderen Bürger, deren Weg ich zufällig kreuzte, auch normal gewesen wäre, dann hätte jeder kurz genickt und ein bisschen gelächelt – ich habe hier anscheinen aber die „Norm“ verletzt und deshalb nicht einmal dieses leise Lächeln bekommen – schade.

Ich will also dasselbe sagen, wie der FU-Präsident: achten wir doch bitte auf unsere Mitbürger, die vor, neben oder hinter uns sind – und zeigen uns dann gegenseitig die Achtung, die jeder verdient.

Dann bekommen wir vielleicht im Lauf des Tages öfters mal wieder ein kleines Lächeln…

(Ich weiß – auch ein bisschen pastoral – Wort zum Donnerstag!)

Aphorismus des Tages: heute kein Aphorismus – obwohl es zum obigen Thema sicher hunderte gäbe – sondern die Aufklärung zur Fage, die ich gestern ankündigte, Wikipedia stellen zu wollen: woher kommt „ans Eingemachte“ gehen.

Dafür ist Wikipedia nicht zuständig. Es ist eine Redewendung – und dafür gibt es den Duden sowie eine Vielzahl anderer Sprüche Portale…

Nun ja: das ist in diesem Falle ganz einfach: man darf es eben wort-wörtlich nehmen! „Das Eingemachte“ sind die Konserven/Reserven, die man für den Winter, für schlechte Zeiten angelegt hat. Und wenn man in den Keller geht, um von der planmäßig angelegten Reserve zu leben – dann geht man eben ans „Eingemachte“.

Meine Mutter hat noch kräftig im Sommer und Herbst Obst und Gemüse eingemacht.

Eine meiner Tanten hatte sogar eine Dosen-Bördel-Maschine (die benutzten Dosen wurden nicht in den Müll geworfen sondern oben am Rand rundum abgeschnitten und dann noch mehrmals verwendet – wurden dabei natürlich immer kürzer! Dazu gab es an der Bördelmaschine eine zweite Vorrichtung, die die Dosen präzise rundum mit einem Rollmesser beschneiden konnte. Alle Nachbarn kamen dazu zu meiner Tante – für jede beschnittene/Verschlossene Dose bekam meine Tante ein paar Pfennige.)

Herbert Börger

© Der Brandenburger Tor, Berlin, 30. November 2017

 

 

Das fängt ja gut an – 332 – Wikipedia

Wie oft am Tag benutzen Sie Wikipedia (deutsch oder englisch)?

Ich selbst kann da keine statistische Zahl für mich sagen – mal gar nicht, mal 30-mal, je nach dem, womit ich mich beschäftige – und so wird es den meisten gehen.

Ich habe gerade 50,00 € gespendet (in Kenntnis aller im Netz kursierenden Vorbehalte) – und werde es wieder tun. Dazu weiter unten.

Wikipedia ist ein nicht-mehr-weg-zu-denkender Teil unseres geistigen und sachbezogen-kreativen Lebens geworden. Wikipedia macht uns effektiv, produktiv, zielgerichtet. Auch für den Diskurs mit anderen Menschen hat Wikipedia eine durchweg positive Wirkung: wir kommen an einen Punkt, in dem wir uns über die Sachlage nicht einig sind – ein Klick – geklärt – der Diskurs kann auf gemeinsamer Grundlage weiter gehen.

Früher stand dagegen ein Gang zur Enzyklopädie im Bücherregal: Band heraussuchen – verflixt, wer hat schon wieder alle Bände durcheinandergewirbelt? ATF-Blis müsste doch ganz links stehen! (Ja – ich hatte die 17. Auflage! 25 Bände, DM 79,00 statt DM 89,00 pro Band, weil ich die Vorsatzblätter des Großen Brockhaus meines Vaters einsenden konnte! Gekauft als Student – waren wir damals reich!) – Artikel suchen… dabei blieb man bei 4 anderen, sehr interessanten Artikeln hängen… dann die Information lesen. Band wieder zurück wuchten – dabei die Bände mal endlich wieder in die richtige Reihenfolge stellen!

Haben Sie mit-gestoppt? Naja, das wissen wir ja alle… aber es ist so schön, auch mal wieder die positiven Seiten des Old-School-Recherchierens zu erwähnen: unbeabsichtigt auf Sachen stoßen, die einen immer schon mal interessiert haben – Finden ohne zu Suchen! Die absolute Königsdisziplin der Old-School-Recherche… Aber, dafür gibt es eigentlich auch modernere digitale Pendents….

Aber das Handeln ohne konkretes Ziel können wir uns neben unseren 2-3 Jobs ja sowieso nicht mehr leisten! Da könnte man ja gleich „spazieren gehen“!

Nun aber ans „Eingemachte“ (wo kommt dieser blöde Spruch eigentlich her? Muss ich mal Wikipedia fragen, obwohl…):

Man kann keinen Artikel über Wikipedia in Foren oder Presse-Portalen lesen, ohne dass binnen 5 Minuten einer sendet: „Wiki ist eine Propaganda-Plattform, die uns manipulieren will.“ – oder ähnlich bzw. noch schlimmer im Duktus.

Wikipedia ist eine Platform für „selbst-organisierte Wissensakkumulation“. Selbstorganisations-Strukturen sind nicht-autoritär geführte Organismen, die auf Basis von einigen wenigen (aber strikten!) Regeln, in der Lage sind Neues zu schaffen. Das einfachste und wirksamste Argument gegen den Manipulations-Vorwurf ist die Tatsache, dass sich JEDER – auch der, der gerade meckert! – in das Gesamtwerk einbringen kann – jederzeit – zu jedem Thema (von Relevanz!). Er muss sich allerdings bewußt sein, dass diese Inhalte überprüft werden – eben auch wieder von der „Community“. Das ist gelebte Demokratie.

Es liegt nahe, dass kommerziell interessierte Wirtschaftsteilnehmer oder Narzisten versuchen, sich in einem solche Medium gut „zu verkaufen“. Wenn das geschieht, tun sie das sicher nicht selber, sondern veranlassen andere dazu. Die Kontrolle funktioniert in diesem Bereich besonders gut, weil selbstverständlich die Konkurrenten oder Widersacher in Wirtschaft und Wissenschaften ständig darauf ein wachsames Auge haben – auch dies ein wichtiger Bestandteil der „Selbstorganisation“.

Investigative Artikel kommen auch immer wieder auf den Aspekt der Fake-News in Wikipedia zu sprechen: dabei berichten sie dann immer wieder von denselben zwei Fällen von Fake oder Manipulation… Erstens die Insel, die es gar nicht gibt, zweitens der hinzugemogelt Vorname von Theodor zu Guttenberg (wie bitte? Geht’s noch?). Diese Informationen haben natürlich mein Vertrauen in die On-Line-Enzyklopädie maßgeblich zerstört (IRONIE!!!). Wissen Sie übrigens, dass mehrere Inseln, die gar nicht existieren, teilweise seit dem 17. Jh. in offiziellen Seekarten eingetragen waren oder sind (auch Google-Maps!)? Über die Forderung, dass solch ein Medium „völlig Fake- oder Irrtums-frei“ sein sollte kann ich nur schmunzeln.

Das Medium der On-Line-Enzyklopädie ist so offensichtlich so erfolgreich, dass Kreationisten in den USA (die sich teilweise auch hinter dem Fake-Begriff „Intelligent-Design“ verstecken) eine eigene Online-Enzyklopädie nur für Kreationisten-„Wissen“ aufbauen („Conservapedia“ – nein, die ist nicht wirklich demokratisch selbst-organisiert…).

Reden wir auch über Geld! Wikipedia ist eines der unerwartet riesigen erfolgreichen Projekte der Digitalen Welt seit der Jahrtausendwende (als wir noch erwarteten, dass alle nicht-Apple-PCs zusammenbrechen könnten, nur weil das marktführende Betriebssystem den Wechsel in ein neues Jahrtausend nicht vorausgesehen hatte…).

Alle anderen „Geschäftsideen“ der „digitalen Revolution“ haben als Ergebnis unvorstellbare Milliardenvermögen der Gründer gehabt. Und wir alle haben in das Millardenvermögen von Bill Gates munter eingezahlt! Die Wiki-Platform ist eine Non-Profit-Organisation, die von Spenden getragen wird (und zukünftig vielleicht von den Erträgen des Rücklagen-Kapitals). Entgegen den immer wieder vorgetragenen Behauptungen, ist die Mittelverwendung TRANSPARENT. Der Wirtschaftsplan ist veröffentlich – das ist gesetzlich so vorgeschrieben!

Viele Nutzer der Plattform – die in den meisten Fällen selbst nicht dafür gespendet haben – regen sich öffentlich über eine „unglaubliche Verschwendung“ der Spenden-Mittel durch die leitende Stiftung auf. Leute, die die Enzyklopädie täglich und selbstverständlich KOSTENLOS nutzen (und vermutlich gerne in aller Zukunft nutzen wollen!) – und damit ständig einen Mehrwert für sich selbst schaffen! – kritisieren, dass Wikipedia „teuer“ sei. Das „Hosting“ mache ja nur gut 3% des Budgets aus….

Man liest: Die Spendenbettelei „nerve“ die Nutzer! Ich kann das wirklich nicht fassen: da wird eine kostenlose Mehrwehrtmaschine genutzt, deren Unabhängigkeit gerade durch die Non-Profit-Struktur und Werbefreiheit gewährleistet werden kann – und die Nutznießer beschweren sich darüber, dass sie diese Unabhängigkeit auch weiter mit gewährleisten sollen!

Wozu muss die Stiftung die hohen Rücklage-Vermögen aufbauen?, wird gefragt, dann sollen sie doch um weniger Geld betteln! Es sollte auch dem mit wirtschaftlichen Zusammenhängen weniger vertrauten einsehbar sein, das auch ein Non-Profit-Unternehmen wie ein Wirtschafts-Unternehmen geführt werden muss, wenn man dessen Zukunft sicher stellen will. Nach den verfügbaren Daten ist das Rücklage-Vermögen in gutem Einklang mit dem Budget gewachsen – und Wiki hat erklärt, man strebe ein Rücklagevermögen an, aus dem schließlich ein Betrieb der Platform auch ohne Spendenabhängigkeit möglich sein wird. Das würde noch mehr Unabhängigkeit bedeuten. Bis dahin werde ich weiter spenden… Besonders grinsen muss ich immer bei dem immer wieder aufkommenden Vorwurf der „Professionalität“ – sogar die Spendensammlung sei professionalisiert! Es wollen also viele auf die zuverlässigen, kostenlosen, frei zitierbaren Inhalte zurückgreifen… auch in Zukunft – aber das soll bitte von einem Chaoten-Haufen betrieben werden?

Ausblenden möchte ich hier die Neid-Debatte, die sich mittlerweile um den Gründer Jimmy Wales rankt: er sei mit Berühmten und Supperreichen gesehen worden…

… ich gönne und wünsche Jimmy Wales (nein, nicht Prince of Wales!) ein sehr gutes Gehalt und ein sehr schönes Leben – nach allem, was er uns geschenkt hat!

… sagt ein völlig unabhängiger Blogger in einem werbefreien (aber nicht Copyright-freien!) non-profit-Blog. (Mit Herrn Wales weder verwandt noch verschwägert!)

Herbert Börger

© Der Brandenburger Tor, Berlin, 29. November 2017

 

Das fängt ja gut an – 333 – Glyphosat-Skandal

Wer (von der SPD) jetzt noch eine Große Koalition schmieden sollte, hat die Konsequenzen daraus dann auch verdient! Es lebe die Minderheitsregierung, in der zukünftig kein Minister mehr einen Freifahrtschein für seine Zukunft lösen darf – ohne Konsequenzen für ALLE anderen Themen.

Eigentlich wollte ich heute einen Blogbeitrag über Wikipedia schreiben… Aber die Ereignisse haben mich sozusagen überrollt:

Der Landwirtschaftsminister Christian Schmidt brach alle politischen Regeln – und stieß damit nicht nur alle besorgten deutschen Glyphosat-Versuchskaninchen vor den Kopf, sondern gleich die möglicherweise aufkeimende GroKo-Verhandlung in den Abgrund. Ich habe in den Fernseh-Nachrichten Schmidts Erklärung dazu gesehen: er beruft sich auf seine Fach-Entscheidungs-Kompetenz und setzte hinzu: „So ist er halt, der Schmidt!“ Dabei sagte sein Gesichtsausdruck: ich bin so mutig, ich habe von meinem Widerstandsrecht – nein Widerstands-PFLICHT ! – Gebrauch gemacht. Ich bin eine Mischung aus Florian Geyer und Schenck Graf von Stauffenberg…

Liebe geschäftsführende Frau Merkel (und Noch-MP Seehofer): wenn dieser unfassbare Vorgang nicht zum sofortigen Ende der politischen Laufbahn dieses Herrn führt, dann haben Sie vermutlich noch nie in so kurzer Zeit so viele neue Wut-Bürger geschaffen! Es wird für Sie ohnehin schwer genug sein,  glaubhaft zu machen, dass Sie von diesem Schritt nicht vorher gewusst haben. Und wenn wirklich nicht: dann bleibt der Makel ohne Zweifel an Ihnen hängen, dass sie so viele unfähige Minister (und davon alle von der CSU) in Ihrem Kabinett toleriert haben.

Um den Schmidt muss ich ja ganz bestimmt keiner sorgen: der wird fürstlich belohnt und versorgt werden von denen, denen diese Entscheidung nutzt – bestimmt am liebsten über irgendeinen einschlägigen Verband oder eine Stiftung.

Dies sagt schnaubend ein sonst sehr sanfter Nicht-Wut-Bürger.

Herbert Börger

P.S.: „Alternativer Gedanke“ – … oder geschehen mit der ABSICHT, die Große Koalition zu verhindern…?

© Der Brandenburger Tor, Berlin, 28. November 2017

Das fängt ja gut an – 334 – Kommunikation Jung zu Alt

Ich fühle mich heute früh sehr-sehr zufrieden (das ist die Vorstufe des Glücks…): heute – kurz nach Mitternacht, schickte uns einer unsere Söhne einen Link zu einem wirklich beeindruckenden,  stark dystopisch eingefärbten Animationsfilm auf youtube (https://m.youtube.com/watch?v=j800SVeiS5I&feature=share) – kurz nach sechs Uhr heute früh äußerte sich ein anderer Sohn (wir sind über einen Chat-Kanal alle gleichzeitig verbunden) zu dem Fundstück und wir hatten einen kurzen Austausch darüber, der demnächst in einem GESPRÄCH Auge-in-Auge führen wird.

Es geht hier nicht um den Inhalt des Animationsfilmes, den ich oben nur deshalb geteilt habe, um einen Eindruck zu schaffen, um welche Art von Inhalt es ging.

Vielmehr wollte ich hier teilen, welches Glück es sein kann, wenn man im fortgeschrittenen Alter im (virtuellen) Kreise seiner Familie eine REGE Kommunikation haben kann. Die ist vor allem auch dadurch geprägt, dass die Älteren und die Jüngeren jeweils unterschiedliche Dinge wissen bzw. erfahren haben, die die jeweils andere Generation nicht hat… wobei der Austausch in großem gegenseitigen Respekt verläuft! (Wir Eltern sind etwa doppelt so alt wie unser jüngster Sohn…)

Dies ist gleichzeitig ein Loblied auf die verfügbaren Möglichkeiten des Netzes: eine solche spontane ad-hoc-Kommunikation wäre ja früher überhaupt nicht denkbar gewesen, wenn man nicht am selben Ort ist (und das ist eben die Regel!). Man stelle sich vor, einer hätte den Impuls, dem anderen etwas mitzuteilen und ruft an: besetzt oder geht nicht ran. Bis zum Abend ist der „Impuls“ verloren oder vergessen. Sie würden Vater/Mutter wohl auch nicht einfach so kurz nach Mitternacht anrufen… Eine kurze Mail oder Nachricht kann man aufnehmen, nachdem man sich einen Kaffee gemacht hat und bevor man in 15 Minuten zur U-Bahn, ins Studio oder in den Stall muss. Jüngere schaffen es sogar stehend in der U-Bahn darauf zu antworten… Denkt auch ein bißchen daran, wenn Ihr das nächste Mal darüber lamentiert, dass die alle dort nur auf Ihre Mobiltelefone starren: vielleicht starren sie ja gar nicht, sondern chatten ganz intensiv mit Ihren Altvorderen?

Danke Internet und mobiles Netz!

Ja, was sonst, werden Sie sagen – das ist doch alles sehr trivial!

Stimmt – ist es … ich möchte trotzden immer wieder sagen: gerade der Diskurs zwischen Jung und Alt ist wichtig und kann – richtig angewendet – sehr stark von den neuen Möglichkeiten profitieren!

Aphorismus des Tages: „Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung um ohne Wunsch zu sein.“ (J.W. von Goethe, dt. Dichter, 1749 – 1832)

Bild des Tages: Sehr oft möchte ich ein Baum sein… Sehr lange wachsen… in der Hoffnung, dass diese gierige und erfolgreiche Spezies eines zweibeinigen Tieres meine Baumfreunde um mich herum stehen läßt!

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Herbert Börger

© Der Brandenburger Tor, Berlin, 27. November 2017

Das fängt ja gut an – 335 – Regierungsverweigerung und Wahlkostenerstattung

Satire oder Realtät? Man muss den Akteuren zu Gute halten, dass jedes „erste Mal“ verwirrend ist: zum ersten Mal will niemand das Land regieren – außer Angela Merkel!

Im Willy-Brandt-Haus spielte sich gestern eine unglaubliche Szene ab:

„Martin, Du kannst doch jetzt von uns nicht verlangen, dass wir doch regieren! Wir hatten ja erwartet, dass der Frank-Walter  Dir den Kopf wäscht – aber doch nicht gleich das Gehirn!“

„Doch – es muss sein! Frank-Walter …äh, der Bundespräsident hat gesagt, bei Regierungsverweigerung bekommen wir bei der Neuwahl keine Wahlkampfkostenerstattung.“

„Na, dann machen wir eben nix – dann brauchen wir uns hinterher auch nicht zu rechtfertigen, dass wir nicht regieren wollen.“

„Ja, aber stellt Euch vor: wir bekämen ohne ein Plakat, ohne einen Auftritt von mir bei der Neuwahl ein besseres Ergebnis als vorher!?“

Aphorismus des Tages: „Wahl – Kannst Du nicht allen gefallen durch deine Tat und Dein Kunstwerk, mach es wenigen recht; vielen gefallen ist schlimm.“ (Friedrich von Schiller, dt. Dichter, 1759 – 1805)

Bild des Tages: Die Engel bringen mit den Posaunen von Jericho die Mauern des Willy-Brandt-Hauses zum Einsturz…

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Herbert Börger

© Der Brandenburger Tor, Berlin, 25. November 2017

Das fängt ja gut an – 336 – Bilder im Kopf …

Die Bilder in den Köpfen der Bürger – nicht die Sprüche der Politiker – entscheiden das Wahlverhalten des Bürgers in der Situation, wenn er für ein paar Sekunden Wähler ist.

Es gibt Politiker, die das können – entweder weil sie den Zusammenhang kennen und sich Mühe geben oder weil es ihnen halt gegeben ist. Es gibt Politiker, die das nicht können – siehe vorstehend … nur eben „nicht“. Wenn sie es nicht schaffen, können sie trotzdem sehr gute Politiker sein. Das beste Beispiel für mich darin ist derzeit:

Angela Merkel: Sie ist die Absulute Königin derer, die zu großer Macht und Beliebtheit kommen, ohne diese Gabe, „Bilder in den Köpfen der Menschen“ zu schaffen. Ein sehr-sehr typischer Satz für sie war: „Alles, was noch nicht gewesen ist, ist Zukunft, wenn es nicht gerade jetzt ist.“ Erzeugt es bei Ihnen ein Bild im Kopf? Es führt hier zu weit, danach zu forschen, warum sie trotzdem so erfolgreich war. Ich glaube es lag in dieser extremen Unaufgeregtheit, die Menschen auch ein Gefühl der Sicherheit vermitteln konnte – verbunden mit einer gewissen Rätselhaftigkeit, die sich darum rankt, wieso sie das eigentlich konnte…. Der  im Zusammenhang mit meinem Thema „Bilder“ aber entscheidende Aspekt bei Angela Merkel ist heute der: es ist ihr „passiert“, dass im Zusammenhang mit Ihr ein einziges, großes, negatives Bild entstanden ist: das Bild der Million Flüchtlinge, die über die Balkanroute nach Deutschland kamen – und ANDERE haben das gestoppt (nicht sie). Das steht ihr heute im Weg wie ein riesiger Felsbrocken, den sie niemals mehr wegräumen können wird. Also wieder ein Beweis für die Macht der Bilder.

Diese Fähigkeit, Bilder in köpfen von Menschen zu generieren, hat nicht mit einem speziellen persönlichen Charisma zu tun. Das beste Beispiel für mich ist derzeit:

Olaf Scholz: als nüchtern und norddeutsch-steif wirkender Typ geltend (ja so ist er wohl auch) kam er ins Amt in Hamburg, sah sich den Schlamassel an, den er bei der Elbphilharmonie geerbt hatte, setzte sich mit den Akteuren zusammen, traf Entscheidungen: und hat heute ein überzeugende Wahrzeichen seiner Stadt, das alle zärtlich „Elphi“ nennen. Das ist das Bild, das sich bei mir mit seinem Namen verbunden hat. Es ist von der Relevanz nicht ganz mit dem Bild zu vergleichen, das Helmut Schmidt an derselben Stelle in HH für unsere Köpfe schuf  – aber doch von ähnlicher Qualität! Es generiert dieses Gefühl: kann eventuell mal ganz dicke kommen – dieser Mensch findet einen Weg.

Martin Schulz: er ist für mich geradezu der Prototyp des Politikers, der viel gutes will – aber die Bilder dafür nicht findet. Er sagt 100.000-mal „mehr Gerechtigkeit“ – aber es entsteht bei mir kein Bild, was das sein soll. Da sind nur Worte und Worthülsen wie die der „hart arbeitenden Menschen“ (dazu auch mein Blog https://der-brandenburger-tor.de/?p=1583 ) – und das obwohl er ein temperamentvoller, rheinischer Mensch ist und bestimmt ehrlich und integer – aber anstatt eigene Bilder zu schaffen, verwurstet er die Ratschläge anderer zu unkenntlichen Botschaften.

Mit der Erkenntnis von den Bildern in den Köpfen komme ich auch dem Phänomen der AfD näher: sie erzeugen ununterbrochen eine Flut von starken Bildern, die in den Köpfen der Bürger sehr unterschiedlich wirken. dafür waren die Nationalsozialisten wirklich perfekte Lehrer – die schon damals erprobten Bilder kommen wieder hervorragend an! Das zeigt, dass man dem mehr entgegensetzen muss als nur hilflose Rufe der Verzweiflung oder die AfD lächerlich zu machen. (Es würde natürlich helfen, wenn sie sich selbst lächerlich macht…)

Gerade haben einige sehr kreative Menschen – „Zentrum für politische Schönheit“ – im Falle „Bernd“ ..äh.. Björn Höcke eine Aktion erfunden, die diese Eigenschaft des Bildes im Kopf haben kann: Diese Aktion hat die Qualität, Höckes unsägliche These von der „180°-Wende in unserer Erinnerungskultur“ mit einem dauerhaften Bild zu brandmarken. Bravo!

Auf der anderen Seite des Nordatlantiks spielt sich gerade ein Drama ab, in dem Bilder in den Köpfen der Menschen eine große Rolle spielen und spielen werden: Präsident Trump hat eine entfesselte Flut von Bildern erzeugt – und ist noch dabei, die das ganze Land USA dramatisch spalten. Das einzige, das schon jetzt feststeht ist, dass durch die immense Flut der Trump-generierten-Bilder die „Marke Trump“ einen gigantischen Wert erreicht hat – unabhängig davon, ob er als Präsident scheitert oder nicht.

Bild des Tages: Übrigens … der Botanische Garten ist immer noch erleuchtet! Erzeugt starke Bilder in den Köpfen! … und zwar Angenehme!

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Herbert Börger

© Der Brandenburger Tor, Berlin, 24. November 2017

Das fängt ja gut an – 337 – Warum nicht Minderheitsregierung?

Deutschlands politische Klasse fragt sich: was nun?
Ein zartes Gefühl der Krise weht durch das Land. Aufregend, oder? Man ist sich aber einig, dass es keine richtige Krise ist (für das Land – für einzelne Personen sehr wohl …).
Die Journalisten wirken angnehm aufgeregt – viele Politiker auch: endlich mal kein „business-as-usual“ – neue Horizonte zeichnen sich ab! Kommt dabei mal etwas wirklich Neues heraus? Der Zauber des „ersten Males“ umschwebt alles politische Handeln jetzt!
Danke, Wähler!
 … sage ich hier, obwohl man an vielen Stellen anklingen hört: „wenn der Bürger sich so einen  Mist zusammen wählt, muss er eben nochmal ran!“ (Nee – muss er nicht! Und alle wissen es.)
709 Bundestags-Abgeordnete dürfen erleben, dass ihnen vielleicht einmal endlich die Bedeutung zukommt, die sie immer schon hätten haben sollen (oder gerne gehabt hätten): vier wilde Jahre ohne diesen deformierenden Fraktionszwang…? „Abenteuer-Spielplatz Parlament„.
Zunächst stehen 5 Personen im Schlaglicht:
Zu vorderst zwei, deren „Haltbarkeitsdatum“ entweder schon in der Vergangenheit – oder jedenfalls in der näheren Zukunft liegt… (beide bestreiten das sicher):
Angela Merkel: nach mehreren (eigenhändigen) Gutachten die einzige, die nichts falsch gemacht hat und nicht versteht, wieso das nicht unter ihr so weiter geht wie bisher.
Ihre Taktik, die 200 Verhandler mit 1000 Themen schwindlig zu machen, um dann ruck-zuck die wirklich wichtigen Fragen („Knackepunkte“) in wenigen Stunden unter ihrer Regie nach Mitternacht durchzupeitschen, ging zwar auf (alle liefen unwidersprochen hinterher) – aber dann schief!
Horst Seehofer: der unter-40-CSU-Scheinriese, der jetzt  sogar von einer angezählten Angela Merkel mühelos in Schach gehalten werden kann und während der Verhandlungen von der eigenen Partei demontiert wurde.
Christian Lindner: war nach seinem Ein-Mann-FDP-Revival-Kraftakt sicher, dass er eine starke Position hat  – und die Union (nein: nicht FC Köpenick…) „naturgemäß“ zur FDP tendiert. Irrtum! In den Sondierungen hat er offensichtlich so wenig Stärke  gehabt, dass er im Schwitzkasten von Angela Merkel gelandet ist und sagte tatsächlich: “ Wir fühlten uns gedemütigt.“ Wenn er ernsthaft durchblicken ließ, der Weg des Emanuelle Macron in Frankrei sei ein Vorbild für ihn, dann zeigt er alarmierende Zeichen der Selbstüberschätzung und sollte den heutigen Aphorismus (s.u.) besonders beherzigen.
Martin Schulz geriert sich ebenfalls wie ein verstocktes Kind, das (lt. Hahne, FAZ) „nur einen Satz“ hat (den mit dem „abgewählt“ …) – und die SPD soll geeint hinter ihm stehen? Wenn das man gut geht! Sein Problem ist die immer-wieder-und-wieder falsche Metaphorik.: er meint zwar das Richtige… aber er sagt das Falsche. Wenn einer erkennt, dass seine Partei jetzt nicht regieren soll/will (aus welchem Grund auch immer), dann sollte er das sagen, und nicht zur Begründung dem Wähler etwas Fiktives in den Mund legen: als hätten alle SPD-Wähler auf den Wahlzettel geschrieben: „Ja, SPD, aber nur wenn Ihr versprecht, nicht zu regieren!“ (… was den Wahlzettel ungültig gemacht hätte!) Der Wählerauftrag in Zahlen: GroKo-Parteien – 53,4%, Jamaika-Parteien 52,5%… (Danke für die Nachhilfe Erik Marquardt!)
Zu erwartende Reaktion, wenn ihm heute der Bundespräsident (und pikanterweise Ex-Partei-Genosse) qua Amt den Kopf waschen muss: „Nein, ich will nicht – will nicht!“.
Und damit sind wir schon bei der Person Nr. 5, die jetzt in den Fokus gerückt ist:
Frank-Walter Steinmeier kommt nun als erstem Bundespräsidenten seit der Gründung der BRD eine wahrlich staatstragende Rolle zu: und wir hoffen alle, dass er das sehr klug anstellt!
Und jetzt?
Wenn es nach einer Wahl zwei Mehrheits-Koalitionsmöglichkeiten gibt… wohlgemerkt: nicht skurrile oder absurde, sondern solche, die es entweder schon mehrfach relativ schmerzfrei gegeben hat (schwarz/rot) oder vorher geradezu herbei gesehnt wurde (Jamaika)… dann besteht eigentlich kein Recht auf Neuwahlen! Der Bundespräsident darf mich Recht fordern: macht Euren Job!
Nun sind wir also statt in Jam-aika, in einem tiefen Jam-mertal gelandet:
– die FDP fühlt sich gedemütigt,
– die SPD fühlt sich generell gerade nicht so gut.
Die Minderheitsregierung ist für ein Parlament mit 709 Abgeordneten, in dem dem Kanzler-Wesen (m/w) wahrscheinlich über 100 Stimmen zur Mehrheit fehlen, eine extrem ungewohnte und sicher sehr anstrengende Regierungsaufgabe!
– Die internationalen Partner müssten etwas länger auf Deutschlands Reaktionen warten;
– Ja, es wird sicher auch teurer, da der aufgabenbezogenen auch mal etwas angeboten werden muss – als Gegenleistung.
Aber:
Man könnte sie auch als Chance sehen, dafür dass:
– mal eine Zeit lang die verkrusteten Partei-übergreifenden Strukturen aufgebrochen werden;
– viele verschiedene Verabredungen für verschiedne Problemlösungen ausprobiert werdenkönnten:
– Die Abgeordneten würden zwangsläufig sehr viel Zei im Parlament verbringen müssen, dafür weniger Zeit für Lobbyisten haben (!);
– es könnten ohne einen einzementierten Koalitionsvertrag wichtige Aufgaben jederzeit angegangen und vielleicht sogar erledigt werden;
– neben dem Kanzler-Wesen (m/w) müßten sich schon wegen der vielen Abstimmungsarbeiten zwischen den Parteien endlich politische Talente sichtbar werden, die für dringend nötige Nachfolgen gebraucht werden!
– … und sicher noch viel mehr: Chancen über Chancen…
– wobei (vielleicht) durch Entritualisierung und bessere Transparenz dem Geschäft der Populisten die Geschäftsgrundlage entzogen wird!?

Aphorismus des Tages: „Das Geschäft des Regierens und Gesetzgebens, … , ist von so großer Schwierigkeit, und Verantwortung, dass jedem ein  recht großes Misstrauen in die eigenen Kräfte, gleichsam als erste Bedingung der Tüchtigkeit, zu wünschen ist, damit er nicht ohne die strengste Prüfung seinen Entschluss fasse.“ (Friedrich Carl von Savigny (1779 – 1861) preußischer Rechtsgelehrter und Staatsminister)

Bild des Tages: Friderike (1778 – 1841) – Preußen-Prinzessin (hier ohne Unterleib und mit einem Herz aus Stein, ca. 35 kg.): Jahrzehntelang ist sie mit uns kreuz und quer durch Süddeutschland „getourt“ – jetzt ist sie heimgekehrt dahin, wo das Original dieser Skulptur entstanden ist: ins „preußische Kernland“ Berlin-Brandenburg. Was für eine Koalition.

Friderike

Herbert Börger

© Der Brandenburger Tor, Berlin, 23. November 2017

Das fängt ja gut an – 338 – Verteilungskampf

Wollt Ihr wirklich den großen Verteilungskampf?

Aus meiner Sicht sind dies die Symptome (inländisch):

  • Eine Partei, die „mehr Gerechtigkeit“ verspricht, ist in der BRD nicht annähernd mehrheitsfähig, obwohl die Menschen (verständlicherweise) mehr Gerechtigkeit fordern.
  • Einer Kanzlerin, die völlig entspannt „mit ruhiger Hand“ regiert, wird von immer mehr Seiten vorgeworfen, dass es zunehmend Kontrollverluste gibt – inzwischen nicht nur von Opposition und „Wutbürgern“, sondern von leitenden Staadtbediensteten. (In einer voll funktionsfähigen Exekutive würde dann der Innenminister/Innensenator gefeuert – bei uns bekommt wahrscheinlich der warnende Beamte Schwierigkeiten.)
  • Seit den 60er/70er Jahren ist die demografische Entwicklung prognostiziert worden (das ist nicht schwer – und keine Verschwörungstheorie!), die heute die sozialen Systeme in Schwierigkeiten bringt – weil nicht rechtzeitig (und immer noch nicht!) auf ein solidarisches System für ALLE Bürger umgesteuert wurde.
  • In mehreren der reichsten Länder der Welt (auch und gerade in der BRD) wächst der Anteil der von Armut bedrohten Menschen!

… und international:

  • Der internationale Wettbewerb um die niedrigsten Steuern für Unternehmen ist bis heute nicht gestoppt worden. Die Folgen werden von den untersten Einkomensklassen der betroffenen Staaten bezahlt. Ja, dies ist eine Art modernen Krieges! (Herr Steinbrück hatte – auf seine Art – nicht ganz unrecht…) Der international organisierte Kampf gegen die Steuerflucht wurde viel zu spät begonnen.
  • Die UNO wäre sinnvollerweise die Plattform, auf der in einem solidarischen internationalen System die Folgen von Flucht und Vertreibung (und Armutsmigration) aufgefangen werden sollten – basierend auf der gerechten Ausstattung mit Mitteln aus allen Staaten. Es ist eine Illusion, dass einzelne Staaten oder selbst Europa (oder Australien) für sich dieses Problems Herr werden könnten. Wenn man irgendwo ein Loch gestopft zu haben glaubt, wird woanders ein neues aufreißen. So wird – auf dem Hintergrund einer hoch-problematischen inner-europäischen Geschichte die Lösung dieses Problems innerhalb Europas zunehmend unmöglich. Stattdessen ist aber die UNO in den letzten Jahrzehnten zunehmend geschwächt worden und kann dies nicht leisten.
  • Der neue Nationalismus in Form von Separatismus ist ein deutlicher Indikator dafür, dass schlechte nationale Politik gemacht wird: sonst würden so viele Menschen die innerstaatliche Solidarität nicht aufkündigen.

Und über alle dem schwebt auch noch die drohende Klima-Katastrophe, die weltweit nicht alle gleichermaßen betreffen wird – und damit ein neues, extrem brisantes Solidaritätsproblem, Flüchtlingsproblem und Verteilungskämpfe erzeugen wird!

Wie reagiert (völlig unrational!) ein großer Teil der Bürger in der BRD? – Sie wählen vermehrt Parteien, die nicht regieren wollen, sondern nur im Protest verharren.

Und wie reagiert die politische Klasse der BRD in dieser Lage? – Vier bürgerliche Parteien sind nicht in der Lage, eine stabile Regierung zu bilden. „Wir haben ja eine geschäftsführende Regierung… gähn…“ Die zweitstärkste politische Kraft (SPD) verweigert sich der Regierungs- und Gestaltungsverantwortung (Die sie IHREN Wählern im Wahlkampf versprochen hatte auszuüben!) weil sie Angst vor der Kanzlerin hat, deren Macht gerade sichtbar schwindet. Warum ist die SPD in der Großen Koalition so marginalisiert worden? Weil sie im Kuschelkurs sich in einem Nest mit der Kanzlerin eingerichtet hat, anstatt – wo nötig – zu streiten, dass die Fetzen fliegen.

Liebe Regierende: Regierungspolitik besteht nicht darin, dass ein Koalitionsvertrag brav abgearbeitet wird (oder auch nicht…), sondern darin, dass wirkliche, akute Probleme ernsthaft angegangen werden. Gute Politik ist nicht rückwärts- sonder vorwärtsgewendet – und ohne Streit nicht zu haben.

Liebe Bürger, die geschäftsführende Regierung wird die notwendige Umsteuerung im effektiv bereits herrschenden Verteilungskampf nicht leisten! (Nein, das ist kein Alarmismus!)

Das Versagen der Demokraten ist die größte Gefahr für die Demokratie (es ist ja nicht so, dass es das nicht schon mal gegeben hätte)!

Dies ist nur ein „Vorwort“ – ab morgen werde ich mich mit einzelnen konkreten Problemen befassen.

Herbert Börger

© Der Brandenburger Tor, Berlin, 22.11.2017

Das fängt ja gut an – 339 – Ist das unabhängiger Journalismus?

Die merkwürdigen Interviews von Tina Hassel im „ARD-Brennpunkt“ gestern.

Drei-Klassen-Journalismus?

Tina Hassel, Leiterin des Hauptstadt-Studions der ARD, ist eine brilliante Journalistin: sie sieht immer blendend aus, formuliert und spricht messerschaft und sprachlich pointiert – und sie hat alle Möglichjkeiten in ihrer Position: zu ihr kommt immer die erste Garde, wie gestern abend – die Kanzlerin, Martin Schulz und Christian Lindner!

In solch einer Ausgangslage stellt sich, da es sich ja in dieser Art von Sendung nicht um reine Unterhaltung handelt, die Frage, was Tina Hassel daraus macht?

Der Ablauf gestern im Brennpunkt war typisch für Frau Hassels Art der Gesprächsführung – und das in einer überspitzten Weise.

Die Kanzlerin bekommt zur Einleitung fro forma auch kritische Fragestellung (bis zur Frage nach Rücktrittsgedanken) – aber in der Folge wird sie geradezu gestreichelt: Angela Merkel strahlt und glänzt und kann sich ungestört über viele-viele Minuten blendend präsentieren und bekommt die richtigen Bälle zugespielt. Sie hat alles im Griff und fürchtet nichts: so sehen Siegerinnen aus. (Der unbefangene Betrachter des Geschehens der letzten sechs Wochen reibt sich die Augen…)

„Nicht-Oppositionsführer“ (da nur Parteichef) Martin Schulz wird im Vergleich dazu rüde abgefertigt – in gefühlt ein Drittel der Zeit (ich habe es nicht gestoppt): ihm fällt Frau Hassel sogar ins Wort, als er etwas sagt, zu dem sie anderer Meinung zu sein scheint! Leider macht es Martin Schulz ihr auch noch sehr leicht, ihn zweitklassig abzufertigen, da er (generell zur Zeit) wie ein verstocktes Kind argumentiert…

Ich hätte es danach nicht für möglich gehalten, dass Frau Hassel dies noch steigern könnte – aber sie konnte: der Mann, der eigentlich den Anlass für den „Brennpunkt“ geliefert hatte (ja: Herr Lindner), durfte in wenigen Sätzen „entkräften“, er habe nicht vorher gewarnt, dass das möglicherweise nix wird. Massive Anlässe zur Nachfrage in seinem Statment fielen einfach so unter den Tisch – und dann wurde er nicht einmal angemessen aus dem Gespräch verabschiedet, sondern entlassen wie ein Schulbub – bei der folgenden Schaltung mit Frau Ehni im WDR stand er sogar im Wege…

Frau Hassel: in Ihrer Sendung wurden starke Bilder geschaffen, die viel stärker wirken als die gesprochenen Worte! Unabhängiger Journalismus sieht so nicht aus.

Aphorismus des Tages: „Aufrichtig zu sein kann ich versprechen, unparteiisch zu sein aber nicht.“ (J.W.v. Goethe, 1749 – 1832)

Bild des Tages: Wie der Tau glänzt hängt vom Untergrund ab – und von der Nachschärfung in der Bildbearbeitung. (Ja es besteht ein bezug zum Text…)

WieDerTauGlänzt

Herbert Börger

© Der Brandenburger Tor, Berlin, 20.11.2017

Das fängt ja gut an – 340 – nach neun Wochen: besser nicht regieren!

Ein neues Gefühl für die Deutschen ab Mitternacht 19./20.11.2017:

der Nicht-regiert-werden-könnens-Schmerz!

Das Entsetzen: vier Wochen, nur damit CDU+CSU sich zusammenraufen plus fünf Wochen für eine Vierer-Sondierung… Währenddessen wurden 3…4…5 „Knackpunkte“ die ganze Zeit unter der Fußmatte verstekt – und am letzten Wochenende herausgeholt.

Das Konflikt-Management: verdient den Namen nicht – Danke Angela Merkel! (Ironie!)

Die kommende Metapher: „Das Blatt lag auf dem Tisch – aber keiner wollte es spielen!“ – ersatzweise: „Das Blatt lag auf dem Tisch – aber die FDP wollte es nicht spielen.“

Die Hölle für die meisten Printmedien: die Meldung kam nachdem die Druckerpressen angelaufen waren. Beileid! (echt…)

Alle haben es doch vorher gewußt: Sie erinnern sich? (Lange her!) „Die unmögliche Koalition.“ – „Das geht doch gar nicht!“

Erklärungsversuche: Überrascht werden wir feststellen, dass es anscheinend vier unterschiedliche „Blätter“ auf dem Tisch gab. Vielleicht saßen ja auch die vier Verhandlungsgruppen in unterschiedlichen Räumen – und haben es nicht gemerkt (Sarkasmus!). War ja auch so unübersichtlich, mit so vielen Koalitionären in jedem einzelnen Lager!

Nein! Da kommt keine Schadenfreude auf, denn den Schaden haben wir alle!

Man spürt fast körperlich, wie Angela Merkels Stern sinkt: trotz aller der langen Erfahrung im Amt hat Sie nicht die nötige Führungs-Stärke aufgebracht – Moderieren ist eben doch keine Führung! Zeit Online stellt fest, dass FDP – Grüne – CSU (in dieser Reihenfolge) für das Scheitern verantwortlich seien: das sehe ich anders! Nur die CDU hatte (natürlich!) die Verantwortung für die FÜHRUNG des Prozesses – dort liegt die größte Schwäche. Der geschickte Herr Lindner wollte genau das brutal sichtbar werden lassen.

Ist das die Stunde des Frank Steinmeier?

Aphorismus des Tages: „Menschen stolpern nicht über Berge, sondern über Maulwurfshügel.“ (Konfuzius, chinesischer Philosoph, 551 – 479 v. Chr.)

Bild des Tages: Wo liegt Jamaika?

WoLiegtJamaika?

Herbert Börger

© Der Brandenburger Tor, Berlin, den 20.11.2017