Haben Pflanzen ein Bewusstsein?

Haben Pflanzen ein Bewusstsein?

Gleich vorweg die Antwort: „Ja, da bin ich mir heute subjektiv sicher!“ – Vor 20 Jahren habe ich es vermutet. Heute ist da schon eine Art von Gewissheit: worin die besteht werde ich unten beschreiben.

Der erste Schritt in einem solchen Thema muss immer der zur Begriffs-Klärung sein: also die Definition

Was ist Bewusstsein?„.

Da könnte man jetzt einige tausend Jahre Philosophie-Geschichte (und Religionen) und 200 Jahre Naturwissenschafts-Geschichte durchforsten – und säße da mit dutzenden teilweise stark divergierender Definitionen – je nach Zeitalter und Sachgebiet.  Man kann sich bei Wikipedia einen ganz guten Überblick verschaffen, der allerdings dann wieder mit einer großen Zahl von Begriffen gespickt ist, die jeweils wiederum eigener Definitionen bedürfen! Das kann eine durchaus wochenlange Recherchen-Reise durch Fachveröffentlichungen auslösen.

Am Ende treffen Philosophie und Naturwissenschaft (Biologie, Hirnforschung, Neurophysiologie, Psychologie, Kognitionswissenschaft) immer wieder zusammen, denn wir sind heute immer noch (weit?) davon entfernt, das Phänomen des Bewusstseins, speziell Ich-Bewusstseins, rein naturwissenschaftlich zu erklären. Aber auch die Philosophie ist noch nicht so weit.

Ich finde, dass die Partnerschaft von Philosophie und Naturwissenschaft gerade an dieser Schnittstelle sinnvoll ist: denn beide Bereiche haben eine gemeinsame „Mutter“: die Logik! Wer der jeweilige Vater ist, ist – wie so oft – umstritten…

Generell kann man aber sagen: stets ist im Zusammenhang mit „Bewusstsein“ die Rede von Geist, Denken, mentalen Prozessen, Gehirn – unabhängig davon, welches Modell eines Bewusstseins verhandelt wird. In diesem Sinne einer Bewusstseins-Definition, die ein Gehirn und neurophysiologische Systeme voraussetzt, können Pflanzen und also auch Bäume wohl kein Bewusstsein haben, denn sie haben kein Gehirn und kein Nervensystem (?). Es gab Pflanzen-Forscher, die aufgrund der Befunde mit der Existenz von elektrischen Potentialen und Informationsprozessen in pflanzlichen Strukturen angefangen hatten von einer Neurologie der Pflanzen zu sprechen. Das erwies sich aber nicht als sinnvoll und wurde glücklicherweise wieder fallen gelassen. Da wären man wieder im Bereich einer Metapher.

Aber: ist nicht die Begrenzung der Existenz eines Bewusstseins inclusive reflektierter Ich-Bewusstheit auf lebendige Systeme, die ein Gehirn benötigen um diese Leistung zu erbringen (also Menschen und höhere Tiere) auch eben wieder eine „Vermenschlichung“ dieser Leistungen (Antropomorphismus)? Verursacht durch den Umstand, dass wir – der sich selbst denkende Mensch – ein Gehirn haben. Aber ist ein „Gehirn“ eine notwendige Bedingung dafür, dass einem System ein Bewusstsein zugeschrieben wird? Nach meinem Verständnis ist es das nicht.

Für die Frage der reflektierenden Selbst-Bewusstheit des Menschen gibt es bis heute keine in sich schlüssige philosophische Lösung. Jeder noch so weit reichende Lösungsansatz des Leib-Seele-Problems ( oder Körper/Geist) eröffnet bisher am Schluss wieder ein neues ungelöstes (unlösbares?) Problem. Einer der vielleicht interessanteste neuere Lösungsansatz im Bereich der Philosophie ist der von Hedda Hassel Mørch, der dem Bereich des Panpsychismus nahe steht (eine-loesung-fuer-das-harte-problem-des-bewusstseins-15397757.html).

Ich bin nicht kompetent genug, um tiefer in diesen Forschungsbereich einzutauchen oder gar einzelne Fortschritte zu bewerten – es gibt eine Fülle ganz ausgezeichneter Publikationen dazu.

Anstatt dessen möchte ich den Denkansatz weiter verfolgen, ob das Phänomen der reflektierten Ich-Bewusstheit tatsächlich auf Lebewesen mit Gehirnen und Nervensystemen beschränkt werden muss (oder sogar auf „Lebewesen“ schlechthin…)?

Ich fasse kurz und grob einige Dinge zusammen, die die Wissenschaft in den vergangenen Jahrzehnten über die Pflanzen herausgefunden hat:

Pflanzen haben ein System der Wahrnehmung („Sinne oder Sensoren“), mit denen sie Reize Ihre Umwelt (Schwerkraft, Licht, Nährstoffe, Berührung, bestimmte Gase, Angriff von Schädlingen) erfahren. Diese Sinne wirken nicht nur global sondern auch richtungsabhängig. Beim Baum nehmen wir bevorzugt den überirdischen Teil der Pflanze wahr – deshalb unterschätzen wir das Wurzelsystem, das wahrscheinlich den „wichtigeren“ Teil der Bäume darstellt.

Die wichtigste Einschränkung, der Pflanzen/Bäume gegenüber Mensch/Tier unterliegen, ist die Ortsfestigkeit. Jedenfalls bezüglich des Individuums – über die Stufe der Fortpflanzung kann sich die ART sehr wohl über große räumliche Bereiche „ausbreiten“. Aber wegen Nahrungsmangel oder Schädlingsangriff den Platz verlassen kann die Pflanze auf dem Festland nicht. (Im Gewässer/Meer ist diese Einschränkung möglicherweise nicht vollständig gültig …?)

Pflanzen können auf die Reize ihrer Umwelt reagieren und können dabei zielgerichtet agieren! Sie können ihren Wuchs in der Folge der Reizwahrnehmung in bestimmten Teilen der Pflanze in bestimmte Richtungen lenken, in anderen Bereichen den Wuchs ganz einstellen. Viele Pflanzen können sich als unmittelbare Folge der Reize bewegen: dem Sonnenlauf folgen, Blütenblätter entsprechend der Helligkeit schließen, nach Berührung schließen. Sie können den Wuchs global dem Nährstoffangebot, CO2-Konzentration oder äußeren Kräften anpassen. Pflanzen können bei Schädlingsangriff lokal den plötzlichen Zelltod einleiten, um dem Schädling unmittelbar lokal die Nahrung zu entziehen! Planzen können gasförmige Stoffe emittieren (bekanntestes Gas ist Ethylen), um zu kommunizieren, „Abwehrstoffe“ gegen Fressfeinde in Blätter transportieren und dort anreichern.

Anscheinend kommunizieren Bäume auch miteinander über die Wurzelgeflechte und sollen dazu auch Pilzgeflechte (die größten Pflanzen auf dieser Erde überhaupt!) in Symbiose mit nutzen. (Ich vermute, dass die „Gegenleistung“ in der „Beschattung des Bodens“ und damit der Schutz vor Erosion und Austrocknung ist – vielleicht aber auch ein Tribut mit Stoffen, die man nur mit Blattgrün herstellen kann …

Die Zeitskala von Baum-Leben und Baum-Erfahrungen ist eher „langsam“. Allerdings reagieren die Blätter von Mimose und Venus-Fliegenfalle im Sekundenbereich und ebenfalls die offensichtlich sensibelsten Spitzen der Wurzelenden reagieren auf Reize binnen Sekunden. Schon Darwin vermutete, dass ein eventuelles „Gehirn der Pflanzen“ dort in den vitalen Wurzel-Enden liegen könnte – ein Forscher schrieb: „Er hatte mal wieder recht!“

Ganz sicher auch: Pflanzen ist „Zeit“ als Qualität bewusst! Der Laubbaum weiß,  wann er die Blätter abwerfen muss – und jede Pflanze weiß, wann sie nach dem Winter wieder austreiben darf – und irrt sich nur bei extremen Wetter-Kapriolen.

Betrachten wir abschließend noch die äußere Erscheinung – die geometrische Form und Struktur des Baumes: wir – als bevorzugt visuell betrachtende menschlicher Beobachter können an einem weitgehend erwachsenen Baum – ganz gleich wo und unter welchen Umständen er aufgewachsen ist – die Art sofort an dieser äußeren Form erkennen, die der Baum sich selbst durch seinen Wuchs gibt: Pappel, Weide, Linde oder Eiche etc. Daraus folgt, dass der Baum ein genetisches „Selbstbild“ hat, das als ein Haupt-Parameter die Wachstums-Vorgänge zielgerichtet vorantreibt – durch eine Vielzahl von Standort-, Umwelt- und Zeit-Einflüssen wird er dann ein spezielles Individuum dieser Art. Als solches muss er aber ein System besitzen, das das Ergebnis der Wachstumsvorgänge mit dem Selbstbild vergleicht, um das angestrebte Ziel, eine Pappel oder eine Linde zu werden, zu erreichen, ohne sich im Spiegel ansehen zu können. Darüberhinaus besitzt er Strategien, sich nach Windbruch selbst zu „reparieren“.

In den grünen Pflanzenbestandteilen läuft schließlich – nicht zu vergessen – einer der genialsten Prozesse (Photosynthese) in diesem Kosmos ab, mit dem aus Licht-Photonen (Energie) und unbegrenzt verfügbarem Gas (CO2) die Grund-Substanz – also Materie – gebildet wird. Ein so erfolgreicher Prozess, dass es mit seiner Hilfe den Pflanzen über mehrere hundert Millionen Jahre gelungen ist, einen ganzen Planeten zu umhüllen – nicht zu vergessen: einschließlich der gewaltigen pflanzlichen Masse in den Meeren.

Man könnte postulieren, dass jede einzelne nachweisbare Ursache-Wirkung-Paarung in der Pflanze für sich eine „fest verdrahtete“ Funktion ist und nach diesem festen Schema abläuft – fertig! Wasser, C02 + Photosynthese und Nährstoff: Baum wächst und treibt Zweige und Blätter. Schwerkraft: bewirkt die Haupt-Wuchsrichtung – Licht fällt auf den Baum: es bestimmt die Wuchsrichtung im Detail und die Form der Ast-Krone. Wie ein Automat?

Sie haben es registriert: ich schrieb ganz oben nicht, dass ich „glaube“, dass Bäume ein Bewusstsein haben. Das Bewusstsein der Bäume existiert – oder existiert nicht … das kann man nicht in die Bäume „hinein-glauben“. Glauben ist etwas für Denk-Faule (ich bin eher denk-hyperaktiv). „Glaube“ ist bei mir reserviert für die Beziehung zu anderen Menschen, Freunden, Kindern – da erfüllt er seinen Zweck als stabiles Skelett in einem Wackelpudding von weichen Relationen in denen man nichts bewiesen kann oder will. Ich glaube, dass meine Freunde mich nicht hintergehen werden, ich glaube, dass meine Kinder ihren Weg im Leben finden und gehen werden… Aber sonst ist der Glaube bei mir in einer Garage geparkt und ich bemühe mich um sachlich begründbares  WISSEN und MEINUNG.

Ich habe auch kein „esoterisches“ Verhältnis zu Bäumen – ich finde es o.k., wenn jemand Bäume umarmt. Es kann sein, dass die körperliche Nähe zu einer Pflanze, in die man eine „Persönlichkeit“ imaginieren kann, dem Menschen gut tut, der dies tut. Ich bezweifle aber sehr, dass es dabei zu einer beiderseitigen „Beziehung“ kommt … Befeuert vom Bereich der menschlichen Emotionen und sachfremder Imagination entfaltet sich hier der Sektor der „Antropomorphismen“: in diesen versucht der Mensch das betrachtete Objekt oder Lebewesen in typisch menschlichen Kategorien zu erfassen und einzuhegen. Am Ende dieser Imaginationskette stehen dann Geschichten (nicht erst bei Disney… auch schon in alten Mythen!), in denen Tiere und Pflanzen nicht nur untereinander sondern auch mit Menschen kommunizieren.

Antropomorphismen sind auch ein stark genutzter Weg, den populärwissenschaftlich Publikationen benutzen um erfolgreich zu sein: ich schrieb bereits kürzlich über die Welt jener Schriften, die sich des „Geheimen Lebens der …“ bedienen, um Leser zu erreichen.

Weder mit ausgeklügeltesten Experimenten noch durch theoretische Logik-Schlüsse alleine läßt sich entscheiden, ob Fplanzen/Bäume ein Bewusstsein haben, solange der Begriff des „Bewusstseins“ nicht klarer definiert ist … Allenfalls der zweifelsfreie Nachweis der Existenz eines „Gehirns“ in Pflanzen könnte dies obsolet machen und zugunsten des vorhandenen Bewusstseins entscheiden.

Bis dies geleistet ist, erlaube ich mir die MEINUNG zu haben, dass Pflanzen sehr wohl ein Bewusstsein haben – und das fühlt sich richtig gut an!

Aphorismus der Tages: „Wissen plus Meinung = HALTUNG.“ (Der Brandenburger Tor)

Herbert Börger

© Der Brandenburger Tor, Berlin, 2. Februar 2018

 

Vorsicht vor vermeintlich angenehmen Beschäftigungen !

Mit einem Aphorismus wäre manchmal im Grunde alles gesagt…

Problem:

wenn ich alle Themen, die ich in meinem Essay streifen wollte, nur in Form von Aphorismen darreichen würden, wäre zwar dasselbe gesagt – aber Sie könnten nach 5 Minuten das Buch zu klappen!

….und hätten für eine Woche was nachzudenken!

Auch keine schlechte Lösung – im Interesse beider Seiten, wohlgemerkt. Sie hätten dann frei – und ich könnten mich auch endlich angenehmeren Beschäftigungen als es das Schreiben ist, widmen.

Obwohl:

einige vermeintlich angenehme Tätigkeiten haben es besonders faustdick hinter den Ohren, wenn man sie mal genauer betrachtet.

Beispiel: von Zeit zu Zeit wünschen wir uns alle mal, in Geld zu schwimmen. Also – im übertragenden Sinne…

Sie, gnädige Frau, stellen Sie sich bitte vor, dass Sie dauernd im Geld schwimmen würden.  Ach ja, gerne? Na, warten wir mal ab:

Nach 3 Jahren haben Sie alle kosmetischen Operationen zweimal durch, niemand kennt Sie mehr wieder, nicht mal Ihre Kinder, außerdem genügt es denen sowieso, wenn Ihr Scheck kommt – Sie sehen inzwischen aus wie die Werbe-Tusse von Saturn, lebenslänglich.

Sie ziehen von Trauminsel zu Trauminsel, aber Sie fühlen sich nirgendwo zu Hause.

Das beunruhigt Sie und sie konsultieren ihren Star-Psychotherapeuten – ein tapferer Mann, der sich jede Mühe gibt, aber nicht einmal er schafft es mit seinen Liquidationen, Sie von Ihrem eigentlichen Übel zu befreien, nämlich von dem Geld, in dem Sie schwimmen.

Schließlich löst der Therapeut dieses Problem, indem er Ihnen mitteilt:

das liegt daran, dass Sie dort – auf ihrer Trauminsel – tatsächlich nicht zuhause sind!

Dort kennen Sie niemanden – alle betrachten Sie nur als nie versiegende Trinkgeld-Quelle – bei kräftigem Wind ist es wahnsinnig gefährlich, unter Palmen herumzulaufen und zu 85% des Jahres steht der Wind so, dass es am Strand höllisch nach verwesenden Meeres-Organismen stinkt und ins Wasser können Sie auch nicht gehen, weil es da furchtbar giftige Quallen gibt.

Jetzt ist der Punkt gekommen, an dem Sie beginnen von einem einfachen Häuschen an einem sandigen Brandenburgischen Kartoffelacker zu träumen, an dem keine Kokosnüsse neben Ihnen herunter krachen und es nur 75% des Jahres nach Gülle stinkt, aber das merken Sie gar nicht mehr, denn das sind Sie ja gewohnt. Und der Bauer, der gerade auf dem Trecker vorbeifährt grüßt Sie, weil er Sie kennt.

So gesehen sind Sie hier viel besser aufgehoben.

Denken Sie mal drüber nach – dann kann ich ja jetzt Schluss machen und etwas angenehmeres tun…! Tschüß!

Copyright 2009, Der Brandenburger Tor, Herbert Börger

Das Böse im Menschen mit der Gentechnik eliminieren!?

(Dies ist eine Mischung aus Glosse und Essay – ich nenne das, seit ich es vor 10 Jahren erfand, „Glossay„. Den folgenden Text habe ich am 17.06.2011 geschrieben. Ich finde, er passt sehr gut zum heutigen Thema des Trans-Humanismus.

EIN DISKURS

(Der „Skeptiker“ in diesem folgenden Dialog bin ich…)

– Es ist jetzt nachgewiesen: man kann Embryonen so behandeln, dass das Böse im Menschen eliminiert wird!

– Wer hat das nachgewiesen?

– Ein gigantisches amerikanisches Forscherteam, finanziert von Bill Gates mit zig Milliarden.

– Glaub‘ ich nicht.

– Doch: Gates will, dass die Welt gut wird – wirklich!

– Ich zweifle nicht daran, dass der sowas will. Ich glaube nicht an das Ergebnis, dass die Welt gut wird dadurch, dass man „das Böse“ im Menschen eliminiert.

– Wieso? Ist doch eine Super-Konzept: warum immer die Folgen des Bösen in der Welt bekämpfen anstatt das Böse an der Wurzel zu tilgen?

– Das wollte Hitler auch. Und das ist nur ein Beispiel für die, die vermeintlich Gutes bewirken wollten und dadurch Böses taten.

– Hmpfff?

– Hitler hat sich damit „begnügt“, den Teil der Menschheit auszurotten der für ihn das Böse verkörperte. Dieser will nun gleich die ganze Menschheit ausrotten! Ich gebe zu: das ist eine wirklich konsequente Lösung!

– Wie kommst Du darauf?

– Die behandelten Embryonen sind keine „Menschen“ mehr.

– So’n Quatsch! Wenn man das Böse in den Menschen auslöscht sind das dann eben „gute Menschen“ – ist doch prima!

– Irrtum! Ich habe immer geahnt, dass man verblödet, wenn man zu reich wird! Nur das Gute und Böse zusammen ergeben – annähernd im Gleichgewicht gehalten – einen einigermaßen erträglichen Menschen.

– Das verstehe ich nicht…

– Diese „Gut-Menschen“. von denen da gefaselt wird, werden furchtbar sein, weil sie nicht mehr wissen, was gut und böse ist – alleine schon weil ihnen die Kategorie dafür fehlt.

– In Philosophie war ich nie so stark…

– Und offensichtlich auch nicht in Logik! „Gut“ alleine gibt es genauso wenig wie Licht oder Finsternis – beides ist jeweils für sich alleine eine Apokalypse!

– Tja… ?

– Aber mal eine konkrete Frage: wie wollen die das denn überhaupt machen? Wenn da quasi begonnen wird, eine „Gutmenschen-Sekte“ zu züchten: die sind doch ohne Hochspannungszaun drum herum den vielen „Gut/Böse-Normalos“ gar nicht gewachsen. Das ist wie wenn man eine Population von Menschen völlig keimfrei aufwachsen ließe: die würde der kleinste eindringende Keim sofort ausrotten!

– Tja, das soll ja auch keine Sekte werden – eher umgekehrt: die Vereinigten Staaten (also die an-sich-Guten!) haben einen Antrag auf Zwangs-Behandlung aller Embryonen ab 1.1.2022 bei der UNO gestellt.

– Erstaunlich – sonst war doch UNO immer eher des Teufels…  Und wenn sich jemand trotzdem weigert, seine Nachkommenschaft zu behandeln? – Sowas verletzt doch ein Menschenrecht.

– Nein das verletzt kein Menschenrecht: es wurde umgekehrt als Menschenrecht anerkannt, dass Embryonen das Recht haben behandelt zu werden. Also verletzt Du mit Deiner Weigerung das Menschenrecht deiner Nachkommen… Du wirst dann mit Deiner Nachkommenschaft in die unbewohnbaren Gebiete um alle GAU-Reaktoren umgesiedelt. Dort müßt ihr für das fehlende Bruttosozialprodukt schuften.

– Dann gehe ich eben da hin – lieber verstrahlt unter Menschen als unter Monstern.

– Naja, so toll sind die Perspektiven für uns noch konventionell gut-bösen  Alt-Menschen eigentlich auch nicht: solange bis die gesamte Menschheit bis Alter 70 Jahre auf den neuen Gutmenschen-Typen umgestellt ist: wir bekommen ein Grundeinkommen, müssen für das Bruttosozialprodukt arbeiten und werden in einer Art geschlossenen Anstalt unter Aufsicht gehalten.

– Da wäre es aber billiger, das jetzt mit dem gesamten Forscherteam und ihren Geldgebern zu machen, die wären in einer geschlossenen Anstalt unter Gleichgesinnten sicher sehr glücklich – Selbstversuch ist bei denen doch sowieso gerade in Mode.

© Copyright 2018, Der Brandenburger Tor, Herbert Börger

Hüh, Ackergaul Chronos!

Hier und da fallen in oder zwischen den Zeilen meiner Prosa verräterische Bemerkungen über

„kurze, schmerzfreie Momente“, die der Eigner des Körpergehäuses als „Glück“ empfindet.

Fachkundigen Lesern aus einschlägigen Berufen verrät dies zweifellos, dass dieser Körper-Eigner offenbar die Gefilde jenseits des sechzigsten Lebensjahres durchpflügt, wo – um im Bilde zu bleiben – die Äcker immer steiniger werden und der Pflug daher laufend von Kollisionen erschüttert und am vorwärts Stürmen gehindert wird.

Ja: Stürmen!

Denn: im Gegensatz zu den offenbar schwindenden Kräften dessen, der den Pflug zu führen hat – ohne dass er ein Wahl hätte – scheinen die Kräfte des Ackergauls ins Unermessliche zu wachsen! Immer schneller zerrt er den Pflug durch den holprigen Acker – bis er schließlich den Entkräfteten samt Pflug unter die Scholle zieht!

Dampfend und schnaubend bleibt der Gaul stehen.

Sein Name?

CHRONOS!

Und schon blickt er sich nach einem neuen Opfer um….

Nachsatz:

Manche Bilder erlangen eigenmächtig eine gewisse unwiderstehliche, barocke Kraft und reißen einen hin.

Ich möchte aber ausdrücklich und aus eigener Erfahrung hier nachsetzen, dass ich die Äcker des Menschenlebens jenseits der Sechzig keinesfalls für unfruchtbar halte, so wie ich die analoge Behauptung, dass die Jugend eben „schmerzfrei“ sei, für eine Legende halte.

Und dies ist keineswegs im übertragenden Sinne gemeint… Etwa: die Schmerzen des Alters sind körperlich, die der Jugend seelisch!

Nein! Ich vergleiche Gleiches mit Gleichem: die Zipperlein der Jugend sind noch kein gesellschaftliches Thema, besonders weil die Youngsters damit noch nicht einen Arzt „unterhalten“ wollen… Vor allem aber wähnt man sich weit entfernt vom bleichen Tode, und neigt eher zur Auffassung, das gehe schon wieder weg – was es ja auch meistens tut!

Will sagen:

„Die Summe der Schmerzen ist über die Lebensdauer konstant!“

Copyright 2009, Der Brandenburger Tor, Herbert Börger

Diese Wunde heilt nicht…

… in meiner Lebenszeit.

Immer wieder stellen sich Menschen die Frage, was wäre wenn… man 12 Jahre in der deutschen Geschichte ungeschehen machen könnte?

Ich liebe Gedankenexperimente, aber: diese Frage ist sinnlos – und vor allem kontraproduktiv. Bei mir (*1945) bricht der „Wundkomplex 1933-1945“ immer wieder spontan aus den verschiedensten Anlässen auf.

Als Foto- und Optik-Liebhaber (mit dem Blog „fotosaurier.de“) ist eine Sternstunde der fotografischen Optik die Konstruktion der „Ernostar“-Objektiv-Serie (1922) durch den jungen Optik-Konstrukteur Ludwig Bertele (*1900) bei der Firma Ernemann in Dresden – verbaut in den Ermanox-Kameras, deren Innovation darin bestand, leicht und handlich transportabel zu sein. Die Innovation der Optik bestand darin, sehr lichtstark mit hoher Abbildungsgüte zu sein (s. meine Ernostar-Artikel im Blog www.fotosaurier.de). Bertele leitete aus dem Ernostar kurz danach unter dem Dach von Zeiss das „Sonnar“ ab (und konstruierte später auch das „Biogon“ bei Zeiss – aber noch bedeutender waren innovative Luftbild-Weitwinkelobjektive, die er bei und für die Firma Wild schuf).

Die Vorteile von Ermanox-Kamera und Ernostar-Objektiv nutzte der Zeitgenosse Dr. Erich Salomon (*1886) dazu, den Photojournalismus zu „erfinden“ (d.h.: er tat das einfach!) – noch ehe die Leica 1926 auf den Markt kam.

Salomons frühe journalistischen Zeugnisse der Fotografie aus dem Bereich der Politik und Gesellschaft sind heute bedeutende Kulturgüter. Das kreative Potential der beiden hochbegabten Menschen Bertele und Salomon interferierte sozusagen in der Existenz dieses frühen Optik-Produktes und beide Menschen bereichern die Welt mit ihren Ideen und Fähigkeiten.

Allerdings:

Der eine – Ludwig Bertele – durfte ein erfülltes, erfolgreiches Leben führen und starb hoch betagt 1985 in der Schweiz – ein erfreulicher und verdienter Lebenslauf.

Der andere – Erich Salomon – wurde 1944 in Auschwitz von der deutschen Regierung bestialisch ermordet, weil er jüdischer Abstammung war. Ich bin Deutscher – wie auch Salomon Deutscher war. Der Mord an Salomon geschah gewissermaßen „in meinem Namen“…

Dies kann ich meinen Vorfahren, die das aktiv taten oder zumindest geschehen ließen (ja: auch unter aktiver Mithilfe gleichgesinnter und opportunistischer Menschen in vielen Nachbarstaaten!) nicht verzeihen.

Ich habe mein Leben genossen und genieße es noch, aber diese Wunde heilt nicht und ich sehe es als meine Pflicht an, mit dazu beizutragen, dass das Bewusstsein wach gehalten wird, dass der Mensch offensichtlich – auch – eine Bestie ist oder sein kann – oder immer wieder sein wird. Es erfordert die Anstrengung unser aller, den erneuten Ausbruch dieser Eigenschaft zu verhindern – es kann jederzeit wieder passieren!

Herbert Börger

Berlin, 23. September 2019

Copyright Der Brandenburger Tor

 

Das fängt ja gut an – 219 – Welche „Leitkultur“?

Wer und welche Religion oder Staatsauffassung gehört zu Deutschland und welche Leitkultur haben wir, bitteschön?

Ich bin es leid, von älteren, aufgeblasenen Politikern (ja auch Politikerinnen!), die in einer langen – quälend langen! – Machterhaltungs-Karriere verdumpft, ja inzwischen verdummt sind, ständig erklärt zu bekommen was unsere „Leitkultur“ sei. Dazwischen krähen dann auch noch einige früh-machtgeile Jung-Karrieresuchende, die froh sind endlich eine Thema besetzen zu können, das zu ihnen passt!

Leute: reißt Euch gefälligst zusammen! Es sehen Euch Millionen von Bürgern dabei zu, was Ihr öffentlich treibt. Ja, ich meine auch Sie, der jetzt Minister ist, nachdem er erst kurz nach der Jahrtausendwende anscheinend ein Not-Abitur gemacht hat… und jetzt glaubt anderen erklären zu müssen, was KONSERVATIV ist. Es gibt in der Nähe Ihres neuen Amtssitzes sicher eine Volkshochschule, in der Sie abends nochmal einen Kurs über das Grundgesetz belegen können.

In unserem Staat ist JEDEM – egal wie lange er sich hier schon aufhält und welche Staatsangehörigkeit er hat – RELIGIONSFREIHEIT gewährt. Sie werden im Grundgesetz keine Liste finden, welche Religion dazu gehört oder nicht… (Gäbe es diese Liste, wäre sie vermutlich länger als der ganze Text des Grundgesetzes!)

Die Feststellung, dass unsere Kultur in Deutschland „christlich-jüdisch“ geprägt sei, ist eine LEERFORMEL. Politiker sagen nun einmal gerne: „A ist gleich A, davon beißt keine Maus einen Faden ab und im übrigen stehe ich hier und kann nicht anders als Sätze solcher Tragweite zu sprechen!“ Es gibt große Landstriche in Deutschland (= mehrere Bundesländer), in denen sich heute gerade mal 25% der Bevölkerung zu christlich-jüdischen Religionen bekennen (und kaum einzelne Prozente zu anderen Religionen) – und davon vermutlich noch ein beträchtlicher Anteil nur als „Mitläufer“ – wir wissen ja: Taufe – Konfirmation – Weihnachten und Hochzeit… da weiß man doch, dass man einen seriösen Dienstleister hat!

Wenn die Dichte der Kapellen, noch-aktiven Kirchen, Turm-und-Klassenzimmer-Kreuze, Madonnen-Figuren und Kruzifixe weiter südwestlich höher ist, dann soll das gerne so sein aber:

das ist PRIVATSACHE – man ist FREI darin! Und das ist gut so!

Ich persönlich bekenne mich zu keiner Religion – aber ich achte Ihre Religiosität, wenn Sie diese inhaltlich und formell leben. Wenn Sie ein Mitläufer-Christ sind, dann ist meine Achtung vielleicht nicht ganz so hoch – aber auch das ist Ihre Sache: Sie werden schon wissen, warum Sie einen spürbaren Teil Ihres Einkommens dafür einsetzen.

Im Übrigen gehört das Thema Religion nur dann auf die politische Bühne, wenn es darum geht, die Religionsfreiheit zu schützen, wozu auch gehört, die zu schützen, die unbehelligt von Religion frei leben wollen

NICHT schützenswert sind Gruppen und Grüppchen, die allen Ernstes propagieren, dass alle, die sich nicht zu ihrem Vereinszweck bekennen (symbolisiert in einem Gott oder Propheten) umgebracht oder versklavt werden sollten. Das wissen bei uns nämlich die meisten Bürger, dass das gegen die Menschenrechte und/oder das Grundgesetz verstößt.

Obwohl es natürlich bezüglich der christlichen Kirchen eine Sache der historisch-kulturellen Betrachtungsweise sein kann: noch vor wenigen hundert Jahren galt diese Haltung gegenüber Nicht-Chrsiten durchaus noch als LEGITIM… und wurde auch praktiziert. Ich erkläre hier ausdrücklich, dass mir heute keine christliche Kirche mehr bekannt ist, die diesen Standpunkt heute noch vertritt (mit der Ausnahme, dass christlich geprägte Investoren fremde Länder wirtschaftlich verwüsten dürfen….).

Ich sollte aber doch noch erwähnen, dass meiner Meinung nach nur ein marginaler Unterschied zum Umbringen von Nicht-Christen darin liegt, denen, die nicht an den Richtigen Gott/Propheten glauben, die Hölle nach dem Tode anzudrohen… Das gilt durchaus bis heute. Und es galt/gilt sogar zwischen den verschiedenen christlichen Kirchen gnadenlos: die katholische Großmutter meiner Frau hat sie als (damals noch) evangelisches „Balg“ mitleidslos auf dem Weg zum Kindergarten hinter sich her gezerrt: das war ja sowieso verloren…

Es gibt Unmengen von christlichen (oft „evangelikalen“) Gruppen und Grüppchen, die in wichtigen Glaubensgrundsätzen ihrer Vereine unser Grundgesetz verletzen. Aus meiner Sicht gehören die Kreationisten und Anhänger des „Intelligent Design“ (eine Kreationisten-Tarnorganisation) dazu.

Und zwar nicht deshalb, weil sie ihre Anhänger dazu auffordern zu glauben, dass Gott eigenhändig und buchstabengetreu vor ca. 6.400 Jahren die Welt in allen Einzelheiten geschaffen hat. Die können meinetwegen glauben, was sie wollen!

Dazu sollen in USA ca. 25% der Bevölkerung gehören – bei uns aber immerhin 15%.

Der Verstoß gegen unsere staatlich-gesellschaftlichen Regeln liegt darin, dass diese Gruppen Schulen gründen und betreiben, in denen dieser Unfug allen Kindern als seriöse (Pseudo-)Wissenschaft gelehrt wird!

Wo das Problem ist?

Fragen Sie sich bitte selbst, ob sie möchten, dass ein wesentlicher Anteil der Wählerschaft in unserer Demokratie durch derart absurde Vorstellungen manipulierbar gemacht wird?

Die groteske Situation liegt hier in unserem Rechtssystem begründet: es ist bei uns erlaubt alles zu lehren – solange die Schule den systemisch „vorgeschriebenen Stoff“ rüber bringt. Daneben ist anscheinend jeder Stuß erlaubt!

In den USA gibt es wenigstens durch das Rechtssystem bedingt die echte Bremse, dass in öffentlichen Schulen (und das sind eigentlich auch fast alle privaten, da sie vom Staat maßgeblich mitfinanziert werden) Kreationismus nicht gelehrt werden darf – und auch Intelligent Design gilt lt. Rechtssprechung hierzu! Das versuchen die kreationistischen Fundamentalisten derzeit auszuhebeln… ich fürchte, es wird ihnen gelingen!

Hiermit wollte ich nur einige – wirklich relevante – Schnittstellen zwischen Politik und Religion anreißen.

Komme ich zurück zum Anfang des Textes:

Politiker – zumal solche, die in der Regierung der BRD sitzen – haben den Auftrag des Grundgesetzes zu erfüllen: also die Religionsfreiheit (und die Freiheit der nicht-religiösen Bürger – ja, auch Börger) zu gewährleisten. Ansonsten sollen sie sich zurücknehmen und Landtagswahlen dadurch zu gewinnen versuchen, dass sie gute Politik für die Bürger machen!

Herbert Börger

© Der Brandenburger Tor, Berlin, 22. März 2018

 

 

 

 

Das fängt ja gut an – 252 – Heimat 3

Was ist Heimat?

… lassen wir uns das von Politikern erklären?

Jetzt aber im Ernst:

„Heimat“ ist erst einmal nur ein Wort. Oder eine Metapher.

Man kann das Wort mit beliebigen Inhalten füllen – was Heimat wirklich für jeden einzelnen von uns ist, das ist in uns selbst drin. Man braucht uns dazu eigentlich nicht zu belehren – vor allem Politiker nicht, die das Thema instrumentalisieren, um uns Inhalte zu vermitteln, die mit dem Thema gar nichts zu tun haben.

Repräsentiert Heimat einen Ort? Ist es Synonym für „zu Hause“, bayerisch: „Dahoam“? Oder ist es mehr als das? Synonym für Geburtsort? Verkörpert es Geschichte? Repräsentiert es Tatkraft und Gemeinschaft? Und was sind seine Symbole? Bauwerke? Bräuche? Schnelles Internet?

Ich kann das Wort mit Emotionen verbinden – oder eben mit Gerümpel anfüllen – wie ein „Heimatmuseum“, wo alles gleichzeitig weggesperrt und vorgezeigt wird, was man nicht mehr bei sich zu Hause haben will.

In der Biographie jedes einzelnen Menschen spielt die Heimat eine wechselhafte Rolle. Ein sehr typischer Verlauf ist der folgende: bis zum Alter von etwa 12/13 Jahren stellt die engere Umgebung eine traditionell beschützende und überschaubare Welt dar, die dem Erfahrungshorizont des Kindes angemessen ist. Danach will der Jugendliche seinen Horizont erweitern und hinausblicken in die „weite Welt“: daran hindert ihn jetzt das eng-begrenzte Nest, in dem er aufwuchs und Kräfte entwickelte. Er beginnt die Heimat als etwas zu hassen, das ihn beschränkt. In der Folge strebt der Mensch zur Volljährigkeit da hinaus – wenn ihm das gelingt, wird er seine in der Heimat (und Familie) gewonnenen Kräfte „draußen“ erproben. Rückblickend auf die Heimat wird (meistens) der Hass verschwinden und er wird sich vor allem lustig machen über diese kleine Welt dort. Hat der Mensch so um 35 schließlich sein Leben gefunden und eingerichtet, wird er wieder anfangen milde und wohlwollend auf den „Hort seiner Kindheit“ zurück zu blicken – oder auch nicht… denn es gibt Heimat-Räume, in denen so Schreckliches passiert ist, dass die rückwärts gewandte Verklärung nicht mehr möglich ist (entweder für den Einzelnen oder die Gesellschaft).

Eine solche Schreckens-Heimat kann nur durch rigorose „Aufarbeitung“ der Schrecken wieder neu errichtet werden. Das können aber nur die Menschen, die dort lebten oder noch leben – da kann kein Politiker helfen.

Das Wort „Heimat“ POLITISCH mit Emotionen aufzuladen ist entweder dumm oder verantwortungslos. Als nächstes wird dann das Wort „Vaterland“ für das Staatswesen eingeführt?

Indem ich das Etikett „Heimat“ auf gesetzgeberische, verwaltungstechnische oder wirtschaftliche Zusammenhänge und Inhalte klebe, ziele ich auf die Zustimmung bestimmter Wählerkreise. Bestenfalls klebe ich dabei das Etikett nur auf etwas, was ich pflichtschuldig SOWIESO tun sollte und muss – benutze also eine Leerformel (a = a) um Wählerstimmen zu binden. Dann klingt das so wie in das Motto, das das Ministerium MHKBG NRW dem Teilbereich „Heimat“ vorangestellt hat: „Nordrhein-Westfalen bietet uns allen eine lebenswerte Heimat im Herzen Europas. Weltoffenheit und Toleranz, Verantwortungsgefühl und Gemeinsinn schaffen einen starken gesellschaftlichen Zusammenhalt – ob in den großen Städten oder in den ländlichen Regionen.“ Das geschah durch die neue CDU-geführte Regierung Laschet wohl weitgehend unbemerkt vom Rest der Republik außerhalb NRWs.

So wird sowohl in Bayern als auch NRW das „Heimat-Ressort“ angefüllt aus einem Sammelsurium von Zuständigkeiten, die es alle woanders schon gab. Und ein Minister macht es in Personalunion. Eigentlich Wurscht. Was mich stört: dieser Prozess des willkürlichen verwaltungstechnischen Umorganisieren bereits existierender Abläufe ändert nichts an der Sache – aber verursacht KOSTEN! Das ist mir als Staatsbürger und Steuerzahler ärgerlich – HEIMAT als teures politische ETIKETT!

Und das jetzt auch noch auf Bundesebene? Das Thema „Heimat“ ist wirklich auf allen drei Verwaltungsebenen (Kommune – Land – Bund) „auszuschlachten“? Bürger wehrt Euch gegen diese Verschwendung Eurer Steuern! (Ihr bezahlt hier den CSU-Wahlkampf LTW18 doppelt!!!)

Schlimmstenfalls wird das Wort Heimat für Ideologie mißbraucht – auch das liegt nahe, wenn ich es politisiere. Man sollte sich aber nicht wundern, wenn es dann in einem Sinne ausgeschlachtet wird, den man eigentlich nicht wollte  – nachdem man geholfen hatte es politisch „salonfähig“ zu machen: so sehe ich heute die AfD-ler süffisant grinsend neben der Debatte stehen, die CSU, CDU und Grüne über die „Heimat“ lostreten und jeder von ihnen mit seinen eigenen halsbrecherischen Floskeln füllt! Alle glauben, dass sie durch das „Besetzen des politischen Terrains Heimat“ den Ideologen den Wind aus den Segeln nehmen können. Ich befürchte aber, dass das Gegenteil eintreten wird: sie machen die Schlagworte salonfähig, die dann die rechtspopulistischen Ideologen für ihre Zwecke ausschlachten können!

Politische Stilblüte des Tages:

Ministerin Scharrenbach (Ministerium MHKBG NRW):

„Das Christentum ist keine ausgrenzende Religion. Unser Grundgesetz, das die Gleichwertigkeit aller Menschen unabhängig von Glaube, Geschlecht und Ethnie verkündet, basiert fundamental auf dem Christentum. Daraus ergibt sich, dass wir auch Gotteshäuser anderer Konfessionen unterstützen. Unsere Stiftung Heimat empfiehlt als Sehenswürdigkeiten etwa den Hindu-Tempel in Hamm oder die Moschee in Duisburg. Die Heimat stiftenden Traditionen anderer nicht auszugrenzen, ist ein Bestandteil der christlichen Tradition.“ (Zitat aus einem Interview mit der WELT, 15.10.2017)

Kommentar der WELT hierzu: Ina Scharrenbach (CDU) ist ein klarer Kopf.

Wenn dies ein „klarer Kopf“ gesagt hat – dann gute Nacht, lieber Springer-Verlag! Also doch ein verkapptes Konfessions-Ministerium, evangelikal hinterfüttert?

Aber dazu demnächst mehr… das Thema läßt mich nicht los.

Herbert Börger

© Der Brandenburger Tor, Berlin, 18. Februar 2018

 

 

Das fängt ja gut an – 254 – Heimat 1

Danke für die Heimat! … oder doch lieber für Nix?

Ich habe mir das mit dem „Koalitionsvertrag“ noch einmal sehr genau durch den Kopf gehen lassen. Schon sehr frühzeitig hatte ich meine Präferenz für die Minderheitsregierung geäußert. Meine Argumente sind durch die Verhandlungen und ihr Ergebnis klar bestätigt worden. Wir hätten eine Stärkung unseres repräsentativ-demokratischen Systems sehr nötig gehabt – anstatt dessen wurde von wenigen Elite-Repräsentanten der eigentlichen Repräsentanten etwas aus-geschachert, das – wenn’s so käme – das Mammut-Parlament in den nächsten 3,5 Jahren bis zum nächsten Wahlkampf abzunicken hätte. Habe ich mir dafür die Mühe gemacht an einem herbstlichen Sonntagmorgen zur BTW17 ins Wahllokal zu schlappen?

Wenn man sich das zuvor beschriebene Bild deutlich macht, wird einem auch schlagartig klar, weshalb die Präsenz der Abgeordneten im „hohen Haus“ schon lange so extrem dürftig ist… Das ist kein Gag – diese Schlussfolgerung ist mir bitter ernst. Bedenke man, dass die Steigerung des Bundeshaushaltes (2017 = 327 Mrd. EUR) um 42 Mrd. (=ca. +13% !!!) damit „versprochen = beschlossen“ wäre, mehrheitlich abzunicken von 709 Abgeordneten. Wozu sollte ich als Abgeordneter dann noch in die Aussprache gehen. Der/die Fraktionsvorsitzende wird schon Bescheid sagen wer für die Abstimmung unbedingt gebraucht wird.

Was haben wir bekommen? Ein Paket von Versprechungen, Hoffnungen und Ankündigungen, das die Chef-Verhandler kurzfristig jetzt (Mitgliederentscheid) und in den nächsten 6 Monaten brauchen, um ihre Macht zu sichern (z.B. das Ergebnis der Bayer. Landtagswahl im Herbst 2018). Nicht enthalten ist in dem Konzept, was in den nächsten 3,5 Jahren wirklich passieren könnte – in Deutschland und weltweit.

Was haben wir konkret bekommen? Mehrausgaben im Etat von 42 Mrd. EUR – mit der Gießkanne verteilt, so dass in keinem einzigen Bereich ein „Durchbruch“ erreicht werden kann – sowie ein nagelneues Heimatministerium für die BRD

Danke – dann doch eher für nix.

Morgen dann bringe ich Vorschläge, was das „Heimatministerium“ (wenn es schon da sein würde) mir bringen sollte – außer der CSU die Landtagswahl zu gewinnen….

Einen Wunsch habe ich aber noch: ich möchte noch zu meinen Lebzeiten (also sputet Euch!) eine Legislaturperiode erleben, die ohne Koalitionsvertrag startet und in der das Parlament echt demokratisch aushandelt, was gemacht werden soll – 3,5 Jahre lang! Dann würden wir wieder wissen (oder auch nicht) was die repräsentative Demokratie wirklich leisten kann! Ich persönlich traue ihr viel zu.

Herbert Börger

© Der Brandenburger Tor, Berlin, 16. Februar 2018

 

Das fängt ja gut an – 256 – Schweben

Haben Sie schon einmal geschwebt?

(Ja, ich war auch unsicher – klingt komisch: es heißt „geschwebt haben“ (Duden), da ich den statisch-schwebenden Zustand meine … Wenn man irgendwohin schwebt, heißt das „sind geschwebt“, aber das meine ich hier nicht.)

Damit Sie diesen Text durchstehen: am Ende verrate ich eine Methode, mit der auch Sie in der Lage sind ein GEFÜHL zu erzeugen, als ob Ihr Körper schwebte – ohne Hilfsmittel und ohne Lizenzgebühr!

Wir sind alle ein „Opfer“ der Schwerkraft, die uns auf die Oberfläche des Planeten fesselt. Unser Körper hat ein kompliziertes globales System von Sensoren, die uns unsere Lage und Orientierung im Raum mitteilen sowie ohne Beteiligung bewusster Prozesse auch feststellt und meldet, ob diese Lage „stabil“ ist oder ob der Bewegungsapparat zur Korrektur der Lage tätig werden sollte – was auch weitgehend unbewusst abläuft.

Einen Astronauten würde ich die Frage selbstverständlich nicht stellen. Der schwebt permanent „am Arbeitsplatz“. Wir anderen müssen uns damit begnügen, vom 10m-Brett zu springen oder vom Turm in das Bungee-Seil… Oder man springe aus dem Flugzeug – am besten mit einem Fallschirm ausgerüstet … Letzteres habe ich noch nicht gemacht – tippe aber darauf, dass es wieder ein ganz anderes „Gefühl“ ist als das statisch-schwerelose Schweben, da die Aerodynamik-Kräfte der Luft bei hoher Geschwindigkeit im Fallen sich der Schwebeerfahrung wohl stark überlagern dürften.

Auch der Astronaut „fällt“ übrigens eigentlich mit der Raumstation um ihn herum im freien Fall zur Erde – nur durch die hohe Bahngeschwindigkeit beim Umkreisen der Erde wirkt eine gleich große Fliehkraft sowohl auf das Raumschiff als auch ihn, so dass er konstant in der „Schwebe“ bleibt … und er ruht relativ zum Raumschiff in der künstlichen Atmosphäre. Das ist grundsätzlich anders, wenn ich in 10.000 Metern Höhe im Flugzeug sitzend über der Erde zu „schweben“ scheine: denn hier schwebe nicht ICH, sondern ich sitze im Flugzeug. Nur das Flugzeug wird durch den aerodynamischen Strömungsauftrieb (der Ballon durch den Auftrieb der heißen Luft) „in der Schwebe“ gehalten – diese Kraft wirkt nur auf das Flugzeug, nicht auf meinen Körper. Also meldet mein Gesäß die Schwerkraft an mein Kognitions-System.

Wir alle können, da wir spezifisch ein kleines bisschen „leichter“ als Wasser sind, statisch schweben wenn wir ins Wasser steigen, auf dem Rücken liegen oder „schnorcheln“ (hohe Salzkonzentration steigert das Erlebnis…). Es ist aber nicht direkt vergleichbar mit dem Zustand des Astronauten, denn immer noch wirkt die Schwerkraft auf unsere inneren Organe, obwohl der gesamte Körper ruhend schwebt. Die Kraft, die uns im Wasser in der Schwebe hält, ist die Auftriebskraft (entsprechend dem Gewicht des Wassers, das wir verdrängen). Die Schwerkraft-Sensoren der Körperoberfläche sind „ausgetrickst“, da sich die Auftriebskraft auf die ganze Körperoberfläche verteilt. Die Wirkung dieses Schwebens auf unsere Sinne ist trotzdem bereits überwältigend – wenn ich die Wahl habe zwischen einem echten Weltraumflug für € 500.000,00 und einer halben Stunde Treiben auf dem konzentrieren Salz-Sole-See der Therme (für € 1,50 Aufpreis) wähle ich regelmäßig das letztere. Als ich erstmals aus dem Sole-Pool zurück kam, sagte meine Frau: „Du leuchtest ja!“

In den letzten beiden Abschnitten (Weltraum und „Totes Meer“) ging es um „scheinbares Schweben“ unseres menschlichen Körpers, das durch knallhart regierende physikalische Gesetze erklärbar ist. Beide beschriebenen Situationen sind aber durchaus potentiell lebensgefährlich: im Weltraum verständlicherweise durch einen enormen Technik-Aufwand für die Lebenserhaltung eines Menschen in einer absolut lebensfeindlichen Umgebung (das könnte auch mal versagen….), in der konzentrierten Salzlake ist darauf zu achten, dass diese Flüssigkeit keinesfalls in die Lunge gerät… meist bleibt es aber bei korrodierten Schmuckstücken und Uhren.

Nun komme ich zum Bereich des paranormalen Schwebens – der sogenannten  „Levitation“ – und zwar dem Bereich, in dem der Mensch angeblich über eigene „antigravitationale Fähigkeiten“ ohne Nutzung bekannter physikalischer Kräfte verfügt. (Nicht gemeint ist der Bereich der Illusionen und Zauberkunststücke des Unterhaltungs-Genres!)

Da die meisten von Ihnen – wie ich – leider noch nie Zeuge solch eines Ereignisses geworden sind, kann es sich per se nur um eine extrem selten auftretende Fähigkeit handeln. Daher sind wir alle auf Berichte angewiesen, die es über solche Personen und Erscheinungen in der Vergangenheit gibt.

Hier ist es nicht allzu verwunderlich, dass die vorhandenen Berichte überwiegend dem Bereich der Religionen entstammen. Lt. Wikipedia besitzt alleine die katholische Kirche hunderte Heilige mit Levitations-Fähigkeiten – allen voran der Hl. Guiseppe di Copertino, den man schon eher anbinden musste, damit er mal nicht entschwebte …

Aber auch die gesamte Christenheit huldigt einem Jesus, der seine Antigravitations-Fähigkeiten durch das Schreiten über das Wasser demonstrierte – nun ja: als Sohn Gottes eher kein Kunststück … (Der Glaube ermöglicht noch ganz andere Sachen!)

Im 19. Jahrhundert erregte ein nicht-religiös einzuordnender Fall sehr großes Aufsehen: Daniel Dunglas Home (1833–1886) schwebte regelmäßig herum und wurde wegen der behaupteten Psychokinese offensichtlich nie eines Betruges überführt. Wohl aber wurde er wegen seiner Geisterstimmen-Séancen wenigstens einmal wegen Betruges verurteilt.

Ich werde keinerlei Argumentation ausführen, wie der Mann (als einer von tausenden Illusionisten weltweit im 19. Jahrhundert!) das gemacht haben könnte. Ich finde das Erstaunlichste daran ist, dass es anscheinend so viele Menschen tatsächlich geglaubt haben. Unterhaltend war es ganz sicher …

Anstatt dessen möchte ich folgenden Gedanken darlegen:

Es ist eine attraktive Option, sich frei durch die Lüfte bewegen zu können. (Sie existiert auch in unserem Unter-Bewusstsein, denn wir haben wohl alle schon einmal geträumt, dass wir fliegen!)

Um diese Option auf Basis tierischer Entwicklungsstufen zu realisieren, hat sich „die Evolution“ der Mühe unterzogen, ultraleichte Tierkörper zu entwickeln und Flügel zu gestalten, um  den Insekten-, Vogel- und auch Säugetier-Körpern aerodynamischen Auftrieb zu verleihen, der sie zum Schweben und Fliegen befähigt. Das ist eine enorme evolutorische Anstrengung im Sinne von Leichtbau und Energie-Effizienz!

Gäbe es die postulierte (sehr attraktive!) physische Fähigkeit der sogenannten Psychokinese, was die Existenz einer Antigravitations-Kraft mit Hilfe des sog. „Willens“ (Seele?) bedingt, in einem plumpen, schweren Säugetier-Körper (plus Gehirn), so hätte sicher die Evolution über hunderte von Millionen Jahren daraus etwas gemacht … und dann stände es uns allen heute zur Verfügung. Ob das das Leben einfacher machen würde, wage ich zu bezweifeln! Der Satz „Ich schei…. auf dich“ bekäme jedenfalls eine ganz neue, konkrete Bedeutung!

Deswegen möchte ich auch nicht den merkwürdigen Zufall erörtern, dass alle, die berichtsmäßig der psychokinetischen Levitation fähig waren, von Beruf entweder Mönch oder Schausteller waren … Eigentlich schade: einem Luftfahrtingenieur hätte es die Möglichkeit gegeben, ohne Risiko für Leib und Leben Testflüge „schwerer als Luft“ durchzuführen (Pech für Lilienthal, dem es am Willen dazu nachweislich nicht gefehlt hat!).

Nun aber zur Einlösung meines oben gemachten Versprechens: ich berichte, wie ich in wachem Zustand die Empfindung herstelle, als ob mein eigener Körper in der Luft schwebt.

Bitte erwarten Sie nicht, dass das wie das Einschalten einer Glühlampe (oder LED) funktioniert. Es ist mehr wie das Feuer machen ohne Streichhölzer und Feuerzeug – aber weniger anstrengend: ich musste mich über Wochen an das endgültige Ergebnis herantasten – ohne allerdings vorher zu wissen, was mich da erwartete, also dass ich „schweben“ würde… Es war ein Zufallsfund – entdeckt bei meiner morgendlichen Gymnastik.

Ich würde das in die Kategorie der „absichtslosen Autosuggestion“ einstufen. Ich bin gespannt, was ein Kognitions-Wissenschaftler dazu sagen wird.

Also: ich liege auf dem Rücken und es ist die Ruheposition zwischen (teils anstrengenden) Gymnastik-Übungen: Rückenlage mit Beinen ausgestreckt eng nebeneinander. Ich lege beide flachen Hände (Innenseite nach unten) auf meine Hüften (dabei macht es keinen Unterschied ob eine der Hüften künstlich ist …), so dass die Mittelfinger genau in den Leisten liegen. Dann ziehe ich die Ellenbogen ca. 10 cm nach außen – die Oberarme ruhen jetzt entspannt mit den Ellenbogen auf der Unterlage, die nicht zu hart sein sollte, und die Hände liegen nun nur noch mit dem Eigengewicht auf den Hüften – alle Muskeln sind total entspannt. Sie spüren dieses Eigengewicht – die Sensoren Ihrer Haut melden es, aber sie drücken die Hand keinesfalls mit ihren Muskeln auf die Hüfte. Das ist wichtig und erfordert ein bisschen Übung.

Jetzt spüre ich praktisch sofort, dass die Fingerspitzen und bald auch die ganzen Finger warm und immer wärmer werden: dieser Zustand stellt sich ohne „Üben“ stets praktisch unmittelbar ein und ich empfinde ihn als angenehm und er entspannt mich noch weiter.

Jetzt „absichtslos“ so liegen bleiben – die Gedanken treiben lassen oder an nichts denken (was schwierig ist). Nachdem ich eine Weile „dahin getrieben bin“ stelle ich überrascht fest, dass ich die Kontaktfläche zwischen den Händen und der Hüfte nicht mehr spüre. Ich nehme meine Körperoberfläche jetzt so wahr, als ob die Hände „angewachsen“ wären: statt dem Kontakt Hand-Hüfte spüre ich nur noch die Oberfläche des Handrückens – ich kann das so visualisieren, als seien jetzt meine Arme wie der Henkel einer Tasse… Es ist sehr angenehm, und ich käme jetzt nicht auf die Idee, die Hände von den Hüften wegzunehmen – da gibt es ja keine Trenn-stelle mehr! Das ist zusammengewachsen!

Dieser Zustand ist von mir schon sehr bald, ohne eine Absicht, erreicht worden und stellt sich immer etwa binnen etwa einer halben Minute ein. Wegen des Bildes vom „Anwachsen“ der Hände, nenne ich die Übung bis hierher „Kurzschluss“. Die Kontakt-Sensoren von Handinnenseiten und Hüften melden meinem Bewusstsein NICHTS mehr.

Aus dieser Situation lasse ich mich weiter treiben. Ab und zu schlafe ich dann aber auch wieder ein … Normalerweise beende ich die Übung dann nach gefühlt ca. 2 Minuten und mache weiter in meinem Gymnastikprogramm.

Nach einigen Monaten Praxis damit, erlebte ich dann aber schließlich, dass die Kontakt-Sensorik meiner gesamten Körper-Rückseite keinen Kontakt mehr meldete – und nun stellte sich das Gefühl des freien Schwebens für den gesamten Körper ein. Das ist einfach großartig. Ich kann es jederzeit beenden – und kehre  tiefen-entspannt zurück. Keinesfalls aber „denke“ ich dabei: „Na hoffentlich schwebe ich bald!“… dann funktioniert es sicher nicht.

Das geht nicht unbedingt jeden Tag – aber immer öfter.

Probieren Sie es aus – ich gebe allerdings eine Garantie nur für die erste Stufe, den „Kurzschluss“ …

Herbert Börger

© Der Brandenburger Tor, Berlin, 15. Februar 2018

 

 

 

 

Das fängt ja gut an – 259 – Alpha-Männchen

Die kriegen das nicht mehr gebacken – der Untergang der (menschlichen) „Alpha-Tiere“

Der Vergleich tierischen Verhaltens mit dem Verhalten des Menschen ist problematisch: meist handelt es sich um sogenannte „Antropomorhismen“: das Tier wird in unserer Betrachtung vermenschlicht – und das birgt allgemein wenig bis keine Erkenntnis.

Vergleiche menschlichen Verhaltens mit dem Verhalten von Tieren erscheinen auf den ersten Blick legitim – ist doch der Mensch in einer „Teilmenge“ seiner Existenz unbestreitbar AUCH ein Tier!

In den meisten Fällen hantieren wir aber auch dabei einfach nur mit Metaphern ohne nennenswerten oder substanziellen Gehalt.

Seit Jahren ist in den Bereichen Politik und Wirtschaft sehr beliebt die Metapher des „Alpha-Tieres“ – nicht zu verwechseln mit dem Alpha-Männchen aus dem Tierreich, das tatsächlich in Rudel-Gruppe-Herde-Familie den tierischen Anführer bezeichnet – und zwar im Falle, dass es ein männliches Tier ist. Es gibt da ebenso das Alpha-Weibchen. Das Wirken eines solchen Leit-Tieres im Rudel ist ausschließlich mit der genetischen Prägung und dem unmittelbaren Erfahrungs- und Lebenserhaltungs-Prinzip des mit dem Auge oder Ohr erfahrbaren Rudels verbunden. Man weiß jetzt, dass Entscheidungen, die nicht mit der Erfahrung eines einzelnen Tieres abgedeckt werden können (z.B. Richtung beim Wandern) von einer Mehrheit des Rudels beeinflußt werden können – d.h. sogar das Tier-Rudel bildet bei Bedarf teamartige Entscheidungs-Strukturen!

Das Alpha-Tier aber bezeichnet einen Menschen – im allgemeinen Führungspersonen in Wirtschaft oder Politik oder anderen Bereichen mit ausgeprägter Hierarchie. Nach meiner Einschätzung des Wortgebrauchs muss sich der als Alpha-Tier betitelte Mensch durch Führungs-Anspruch und Macht-Willen auszeichnen – tatsächliche Macht oder eine Führungsposition alleine reichen dafür nicht aus. Damit ist vermutlich auch zugleich der Grund benannt, warum es sich dabei zu einem äußerst hohen Anteil um „Menschen männlichen Geschlechts“ handelt.

Das typische Verhalten dieser Menschen besteht darin, dass sie auf einer Hierarchie-Leiter oder der Mess-Skala für Geld+Reichtum(+Ruhm) unentwegt nach oben streben und für diesen Vorgang einen überproportional hohen Energieeinsatz erbringen – im Verhältnis zu den „fachlich-sachlichen Inhalten“ auf die sich ihre Tätigkeit bezieht. Im Extremfall interessieren sie sich eigentlich für die Sachgebiete des beherrschten Unternehmens oder der Partei fast gar nicht (oder spiegeln dieses Sach-Interesse nur vor). Das ist ein selbst-regulierender Prozess: denn wenn das Alpha-Tier sich zu intensiv mit den Fach- und Sachthemen des Unternehmens oder der Partei „belastet“, bleibt ihm nicht genügend Zeit/Kraft um die von unten nachdrängenden Alpha-Tiere abzuwehren …

Genau hier liegt die „Achillesferse“ der menschlichen Alpha-Tiere:

Sie besitzen eine Art „Tunnelblick“ für ihre eigene Ermächtigungs- oder Machterhaltungs-Strategie, sind aber nicht kompetent genug für die komplexen fachlichen (und wirtschaftlichen) Sachthemen ihrer Organisation. Sie könnten das ausgleichen, indem sie ein exzellentes TEAM um sich herum installieren würden – aber das funktioniert nicht, weil die Persönlichkeitsstrukturen eines Alpha-Tiers und eines Team-Players nicht kompatibel sind (wenn er aufträte wäre das ein „weißer Hirsch“ – einmal in 100 Jahren…).

Da die Welt um uns herum aber immer komplizierter und vernetzter wird, ist das Schicksal der menschlichen Alpha-Tiere weitgehend besiegelt – man könnte auch sagen: ihre „Halbwertzeit“ wird immer kürzer:

In den 1980er Jahren konnte sich ein solches Alpha-Tier (nehmen wir einfach einmal den CEO von General Electric) jahrzehntelang in seinem Erfolg sonnen und hunderte Millionen einsacken – und  erst jetzt nach über 30 Jahren stellt sich heraus, dass damals getroffene Entscheidungen nun die Firma (also GE) in ihrer Existenz bedrohen.

In riesigen Firmen wie VW oder Siemens wirken sich Fehlsteuerungen der Unternehmens-Kultur und der Geschäftsmoral heute nach wesentlich kürzeren Phasen schon desaströs aus. Und man kann erkennen, dass dies sich fortsetzen wird.

Die menschlichen Alpha-Tiere sind der Komplexität der Welt nicht mehr gewachsen – Unternehmen brauchen dringend neue Führung-Strukturen!

Herbert Börger

© Der Brandenburger Tor, Berlin, 12. Februar 2018