Die tägliche Kolumne – 24 – Die „Ideologie“ der Grünen

Viele Kommunikationsprozesse beginnen schleichend und lange Zeit fällt eventuell niemandem auf, dass da etwas schief läuft.

Aus meiner Sicht ist ein gutes Beispiel dafür der schlechte Ruf, den „Politiker“ pauschal gesehen bei der Bevölkerung genießen, die sie dennoch als Volksvertreter oder Amtsträger wählt. Umfragen bei den Bürgern über das Ansehen derjenigen, die sie regieren und verwalten, ergeben regelmäßig ein Ranking mit Ärzten an der Spitze und Bankern an der vorletzten, Politikern an der letzten Stelle und dahinter würde nur noch der Henker stehen, wenn es ihn bei uns noch gäbe. Aber wer weiß …

Das wird als generell akzeptiert so hingenommen, nicht einmal die Betroffenen regen sich darüber noch auf. Vielleicht steht auch „unfähig“ bald im Duden als typischstes Attribut zum Wort „Politiker“?

Dass das für den sozialen Zusammenhalt einer Gesellschaft nicht gesund sein kann, dass diejenigen, die für das Ganze stellvertretend entscheiden und handeln fast unwidersprochen quasi als unfähiges Lumpenpack empfunden oder bezeichnet werden, wird nach kurzem Nachdenken jedem klar sein.

Ich halte es sogar für möglich, dass es die Antriebskraft hinter der Schaukel ist, auf der in regelmäßigen Abständen Rechtspopulisten hoch kommen – weil sie als „unbefleckte Mandatsempfänger“ nie irgendwas getan oder entschieden haben und damit einer breiten Masse irgendwann als Alternative erscheinen.

Das heißt also: schlampig gemachte und fahrlässig geduldete Sprachbilder können einen großen Einfluss auf das gesellschaftliche Klima haben.

Gerade entsteht da eine neue Erzählung – im Neu-Sprech würde das heißen: das „Narrativ“ geht „viral“.

Das ist die Annahme einer „Ideologie“ der Grünen. Von konservativen bayrischen Politikern nicht erfunden aber derzeit mit großer Freude gepflegt.

Ich stelle fest: ich bin kein „Grüner“ sondern nur ein rational denkender Humanist.

Die neue Erzählung zielt eindeutig darauf hin, die politischen Vorstellungen der „Grünen“ als eine Art Verschwörungstheorie zu brandmarken. Das wird gelingen, wenn die Erzählung der Ideologie immer und immer wieder wiederholt wir, sich dann auch immer weiter verbreitet – und im Wesentlichen unwiderspochen bleibt. Irgendwann „ist es dann so“ im gesellschafltichen Konsens.

Die grüne Idee ist aber keine Ideologie, sondern eine Erzählung, die aus Tatsachen sachliche Schlüsse zieht. So ungefähr das Gegenteil von einer Ideologie. Und so hat sie in der Bevölkerung schnell eine enorme Kraft entwickelt.

Wenn Medien und Bürger es zulassen, dass ein rationales Konzept in einer existenziell wichtigen Frage auf diesem Wege diskreditiert wird, wird der Konsens im Umgang mit der Klimakrise möglicherweise wieder zurück-pendeln in eine Einstellung: lasst uns unseren Wohlstand jetzt genießen – sollte es doch so schlimm kommen wie die da sagen, trifft es ja wahrscheinlich eher die Anderen – so what!

Besonders tragisch erscheint es mir, dass die Erzählung von der (sachlich fundierten) „grünen Ideologie“ von den politischen Kräften forciert wird, die sich auf ein eigene religiös fundierte Erzählung berufen, die wenig originäre Lösungsvorschläge bietet, außer der Möglichkeit über das Wasser zu gehen und auf Gott zu vertrauen – zweifelsfrei mit dem „C“ im Namen ihrer Bewegung notiert.

Im Namen unserer Kinder und Enkel rufe ich die Medien dieses Landes dazu auf: lassen Sie das nicht zu!

Herzlich

Der Brandenburger Tor

© Herbert Börger, 14.11.2023

Das fängt ja gut an – 318 – Klimagipfel geht auch ohne Merkel und Trump!

So kann man den Ruf eines Landes auch gut ruinieren – und Macron nebenbei noch ein Bein stellen!

Obwohl ich Angela Merkel – wegen der (schon immer) völlig fehlenden Agenda für dieses Land – nie gewählt habe, habe ich sie bisher im Außenverhältnis unseres Landes immer respektiert – sie zeigte da oft Haltung und wurde auch von den Gesprächspartnern … respektiert.

Ob das unter den gegenwärtigen Bedingungen unbedingt so bleibt? Ich habe große Zweifel! Der Aufbau einer solchen Reputation dauert zehn Jahre… einreißen kann man das Gebäude in zehn Monaten – vielleicht sogar in zehn Wochen!

Angela Merkel steht vor der größten Herausforderung ihrer Laufbahn, seit sie Parteivorsitzende wurde, indem sie gegenüber dem gestürzten Riesen Kohl die nötige Haltung entwickelte. Seit dem 24.9.17 ist nichts mehr so, wie es war – gemessen an dieser Situation wirkt sie antriebslos, völlig Ideen-los dahin-treibend. Anscheinend wird sie nur von einer fixen Idee beherrscht: es muss alles wieder werden wie es war – Hauptsache ich regiere! Es wäre eine grandiose Chance gewesen, in dieser Lage – gleichzeitig umgeben von einer immer schwieriger werdenden Welt-Situation – Stärke, Initiative oder Brillanz zu zeigen. Es gibt einen brillanten Partner im wichtigsten Partnerland (F) der händeringend um Deutschland wirbt, weil er alleine viel zu schwach für seine Ideen ist (und die beschränken sich nicht nur auf Europa und Klima!). Das alles ist dabei an ihr und uns vorbei zu rauschen und zu verpuffen wie ein nasser Sylvester-Kracher!

Angela Merkel ist nach wie vor Bundeskanzlerin – sie hätte unbestreitbar das Heft des Handelns in der Hand: aber sie hängt wie ein nasser Lappen auf der Wäscheleine. Ich fange nun an, wirklich böse zu werden.

Ich will gar nicht von den Koalitionsverhandlungen selbst reden, in denen sie zugelassen hat, dass ein politischer Geisterfahrer wie Dobrindt die Szene für die Union vor den TV-Kameras dominieren durfte! Ich will auch nicht von der EU reden, in der sich gerade dramatisches abspielt – ohne dass Merkel Führung zeigt: als Folge tanzen einige Osteuropäische Staaten der EU auf der Nase herum, indem sie intern die Kernidee Europas abschaffen…

Ich will nur einige Beispiele (alle in ganz kurzer zeitlichen Folge geschehen) nennen, worin sich die fortschreitende Führungs-Erosion zeigt:

Beispiel 1: Glyphosat-Votum von Landwirtschaftsminister Christian Schmidt. Eklatanter kann man den Verlust an Führungsschwäche gegenüber einer rotzfrech agierenden „Schwester CSU“ wirklich nicht demonstrieren.

Beispiel 2: Weltklima-Gipfel Bonn. Vor dem Hintergrund der Trump-Aggression gegen das Pariser Abkommen, lässt Merkel das gerade sehr starke Momentum in diesem Thema vorbei plätschern, weil sie ja leider gerade nicht kann. (Ich bin anderer Meinung: sie hätte in einer solchen Frage gekonnt…) Dieser Klimagipfel im eigenen Land hat das erste starke Zeichen für die Merkel-Dämmerung gesetzt und wird auch im Ausland so wahrgenommen.

Beispiel 3: Macron startet eine leidenschaftliche Initiative für Europa – die, wir wissen es alle, natürlich dann in eine realistische Handlungs-Offensive überleitet werden müßte, die ich aber als ein Geschenk an Deutschland wahrnehme. Nun: stärker als mit Ignorieren kann man einen solchen Impuls eines Partners kaum desavouieren! Ich will mal einen Vergleich aus dem täglichen Leben machen: Sie haben zum 20. Hochzeitstag Ihrer Frau 40 rote Rosen geschenkt und wollen mit ihr ausgehen – und sie sagt: och, da hab ich aber meinen Kaffeeklatsch mit meinen Cousinen….

Beispiel 4: Macron veranstaltet den außerordentlichen Klimagipfel in Paris – Merkel entsendet die von ihrem Minister Schmidt ungestraft desavouierte Umweltministerin Hendrix (sorry Frau Hendrix – Sie sind Klasse!): mehr Verachtung kann man nicht zeigen! Die in- und ausländische Presse titelt: „Für Macron geht Klimagipfel auch ohne Merkel und Trump!“ Großartig – hiermit ist Merkel auf der Weltbühne sichtbar im „Lager Trump“ angekommen…

Fazit: man kann sagen, dass Angela Merkel dabei ist, sich selbst abzuschaffen!

Die einzige positive Deutung, die mir einfällt (die ist aber satirisch!) wäre die, das sie dem netten Herrn Macron auch mal die Chance geben will, die lästige Führungsrolle in Europa zu übernehmen – der ist ja auch noch jung, Leider stellt sie ihm aber in Wirklichkeit ein Bein nach dem anderen,

Die gegenwärtige politische Situation ist weder innen noch außen ein Terrain für eine antriebsschwache Regentin, die es sich gerne beim Regieren weiter gemütlich machen möchte!

Herbert Börger

Copyright Der Brandenburger Tor, Berlin, 13. Dezember 2017

Das fängt ja gut an – 344 – Oh, wie schön ist Jamaika!

Nachtrag:

Hier wusste man noch nicht, wie es ausgehen würde —-> 4 Tage später !

Wähler… was hast Du Dir dabei gedacht!?

Schon das Stichwort, unter dem da eine Bundesregierung geschmiedet werden soll-wird-will … fast zum Fremdschämen! JAMAIKA – ja so ein schönes Land (und erst der Rum!) – hat das Land dies verdient? Fremd-schämen? Es geschieht ja in unserem (Wähler-)Namen…

Dass mit vier potentiellen Koalitionspartnern (und jeder würde gebraucht!) sogleich das Vierfache des sogenannten „tatsächlich verfügbaren Finanzrahmens“ als „Wunschliste“ auf den Tisch kommt ist ja fast logisch.

Trotzdem ein bedenkliches Signal: wir reden in der Politik fast nur noch (und sofort) über GELD. Geld ist DAS gängige Totschlag-Argument: „mit diesem Konzept befassen wir uns erst gar nich – es ist ja nicht finanzierbar“.

Es ist richtig: ein irgendwie geartetes Konzept für die Zukunft unseres Landes hat gravierende Auswirkungen auf das benötigte Budget. Aber wäre es nicht sinnvoll, erst mal überhaupt ein solches KONZEPT zu haben – und dann mal zu schauen, wie man das zusammen bringt? (… und welche Opfer man dann evtl. bringt, um das zu realisieren?)

Dass wir nicht alle großen Zukunfts-Herausforderungen sofort mit der ganzen Wucht angehen können ist vermittelbar! Nicht vermittelbar ist, dass man jede Herausforderung zu 15% annimmt … also effektiv gar nicht.

Der richtig Weg wäre heute, zuerst einen Konsens über die PRIORITÄTEN zu erarbeiten. Man kann nämlich mit VERNUNFT (und unter Weglassung der Angst vor der jeweiligen Parteibasis) diesen Katalog durchaus voranstellen:

  • Das Weltklima-Problem rast auf uns zu, der Zeitplan kann durch uns nicht eigenmächtig-willkürlich geändert werden. Muss sofort entschieden werden! Die Folgen falscher Entscheidungen sind furchtbar und nicht korrigierbar. Also Prio-1! Notfalls auch Konzerne mit Entschädigungen abfinden… (Ja: kostet!)
  • Armutsgefahren, Wohlstands-Schere: diese Entwicklungen destabilisieren unser Land – wer zu spät reagiert, wird mit gewaltigen Problemen kämpfen müssen! Höchste Zeit zu reagieren – also Prio-2!
  • Bildung ist ein Prozess, der Halbwertszeiten von 15-30 Jahren hat, muss sehr früh angegangen werden – ist unterwegs auch mal korrigierbar. – also Prio-3!
  • Und dann kommen nach und nach alle anderen Punkte, die man gegebenenfalls „ausfeilschen“ kann.

Mit einem solchen Prioritäten-Katalog, hätte Angela Merkel (es ist falsch, sie alleine dafür verantwortlich zu machen – aber: gibt es noch Persönlichkeiten, die sie wirksam beeinflussen können?) vermeiden können, in Bonn auf dem Welt-Klima-Gipfel eine Nullnummer zu präsentieren. Diesen Punkt hätte man vor allen anderen in den zweieinhalb Wochen Sondierung fest zurren können – ein echter Pro-Klima-Kurs würde im Notfall immer auch von einer von der SPD mit-verantworteten Regierung mitgetragen werden. Und im Falle des Scheiterns der Sondierung/Koalitionsverhandlung könnte eine kommissarische Regierung das alles verantworten, was da nötig ist!

Gestern hat Angela Merkel in Bonn dem Ansehen der Bundesrepublik leider sehr geschadet!

Haben wir immer noch nicht alle begriffen, dass es bei der Klimapolitik zukünftig sich um eine Art „Notstandsgesetzgebung“ handeln wird?

Der neidisch ausgefeilschte Kompromiss, der im „Erfolgsfalle“ (der Koalitionsbildung) auf uns zu kommt, gruselt mich absehbar schon jetzt: jeder braucht irgendeine Trophäe, die er seiner Parteibasis anschließend zur Rechtfertigung und Genehmigung auf das Podium zerren kann. Es wird in der Folge dazu kommen, dass große Zukunftsfragen unseres Landes weitere vier Jahre ungelöst (ja nicht einmal wesentlich angegangen) bleiben. Viel Spaß dabei, den Murks anschließend dem „Wutbürger“ zu verkaufen!

Und morgen soll es soweit sein: Schaffen wir das? – oder nicht? Ich gebe auch heute noch keinen eigenen Tip ab – außer: eigentlich dürfte es ja nicht gehen…! Nichts ist „alternativlos“

„Der Wähler“: er hat sich wohl eher nix dabei gedacht. Laut Wahlanalysen (DAS lassen wir uns echt Geld kosten!!! Ich würde sowas den öffentlichen Medien ja verbieten! Sollen bitte die Parteien die Analyse ihres Ungemachs selbst bezahlen!) wird er von Gefühlen geleitet: er ist politikverdrossen, wütend, zurückgelassen, irgendwie solidarisch – oder auch nicht … Kein besonders hohes Lied für den vorangegangenen Wahlkampf.

Übrigens: ein erstauntes Lob der Medien – nach kurzem anfänglichen Aufblitzen, hat sie jetzt schon fast drei Wochen (!) keine dicken Spekulations-Säue über die Postenverteilung durch das Dorf getrieben! Auch: Martin Schulz wurde weitgehend in Ruhe gelassen: das brauch er wohl auch, um rauszufinden, wer er wirklich ist.

Bild des Tages:

Die folgende Darstellung habe ich mir erlaubt – unter Zitat-Nennung aus „klimafakten.de“ zu kopieren. Sie belegen den dramatischen Einfluss des menschengemachten CO2-Anstigs.

In Abbildung 3 sind die Daten für den Übergang von der letzten Eiszeit zur Warmzeit quasi in Nahaufnahme zu sehen: Die Erwärmung der Antarktis (rote Kurve) ging in der Tat dem Anstieg der CO2-Werte (gelbe Punkte) leicht voraus, doch die globale Erwärmung (blaue Kurve) folgte erst auf diese CO2-Zunahme. Mehr als 90 Prozent der weltweiten Erwärmung ereignete sich jedenfalls nachdem CO2-Anstieg (blaue Kurve).

Abbildung 3: Die aus einer Vielzahl von Proxy-Daten ermittelte globale Durchschnittstemperatur (blau), dargestellt als Abweichung vom Mittelwert des frühen Holozän (vor rund 11.500 bis 6.500 Jahren); ein aus Eisbohrkern-Daten rekonstruierter Temperaturverlauf in der Antarktis (rot); Konzentration von Kohlendioxid in der Atmosphäre (gelbe Punkte). An der horizontalen Achse sind prominente Zeitintervalle verzeichnet (LGM – Letztes Glaziales Maximum, OD – Älteste Dryaszeit, B-A – Bölling-Interstadial, YD – Jüngere Dryaszeit sowie Holozän); Quelle: Shakun et al. 2012

Die Behauptung, die Verzögerung beim CO2-Anstiegs während prähistorischer Klimawandel widerlege den Einfluss von CO2 auf die Erderwärmung, zeugt also von einem mangelnden Verständnis der Prozesse, die von Milanković-Zyklen angetrieben werden. Eine Analyse der Forschungsergebnisse zu den vergangenen Deglaziationsphasen ergibt jedenfalls:

  • Die Deglaziation wird nicht durch CO2, sondern durch Orbitalzyklen angestoßen.
  • CO2 verstärkt jedoch das Ausmaß der Erderwärmung, das nicht durch Orbitalzyklen allein erklärt werden kann und sorgt zudem für eine Verteilung der Erwärmung über den gesamten Globus.

Für den aktuellen Klimawandel lässt sich aus alldem Zweierlei lernen: Die gegenwärtige Erderwärmung vollzieht sich viel zu schnell und zu heftig, als dass sie mit orbitalen Faktoren erklärt werden könnte, zumal die gegenwärtigen Veränderungen der Erdbahnparameter zu einer sehr langsamen Abkühlung führen müssten. Momentan geht also etwas grundsätzlich anderes vor als in Deglaziationsphasen, bei denen der CO2-Anstieg tatsächlich erst durch die Erderwärmung angestoßen wurde. Was dann aber auf diese höhere Kohlendioxidkonzentration in der Atmosphäre folgte, lässt wertvolle Rückschlüsse darauf zu, wie das Klimasystem der Erde heute bzw. in den kommenden Jahrzehnten und Jahrhunderten auf die menschengemachten CO2-Emissionen reagieren dürfte.

John Cook/klimafakten.de, Juni 2010,
zuletzt aktualisiert: Juli 2014

Herbert Börger

Der Brandenburger Tor, Berlin, 16. November 2017