Wie geht es der Republik? -1 – Nachwahlwehen

Hmmm – wie geht es uns?

Definiere „UNS“!

Und wenn es Dir gelungen sein sollte, UNS zu definieren: was ist die Diagnose für den Zustand des Patienten? Im Wahlkampf haben die selbsternannten Ärzte verschiedener Fachrichtungen ihre Diagnosen ausführlich erklärt. Dabei stellst Du fest: die Diagnosen sind eigentlich gar nicht so verschieden – sehr verschieden sind die Erklärungsversuche, was die Ursache des Patienten-Zustandes ist. Noch extremer ist aber die Differenz darin, was denn der Normale Zustand des Patienten wäre, und was am Zustand des Patienten krankhaft ist. Dummerweise hat der Patient dann noch eine EIGENE Vorstellung davon, was in seinem Zustand „normal“ ist (oder sein sollte) und was nicht gut.

Diese Diagnose muss dann auf 80 Millionen Einzelindividuen herunter gebrochen werden … mit dem Ziel eines einheitlichen Behandlungskonzeptes, das alle Patienten kurieren soll.

Alles das wird überlagert von etwas, das oft als eine gewisse „Stimmung“ über die Gesellschaft aller Patienten bezeichnet wird. Wahlforscher bezeichneten das im gegenwärtigen Zustand als „Wechsel-Stimmung“. Ja, es wird sogar ein Konsens konstatiert, dass eine Behandlung der Symptome DRINGEND sei, zumal dem Patienten von innen und außen neues und erhebliches Ungemach droht, dem auch noch vorzubeugen gilt.

Die Vorstellung der extrem unterschiedlichen Diagnosen und Behandlungskonzepte wird als Debatte geführt, wobei es sehr geringe Einschränkungen bezüglich der erlaubten Debatteninhalte gibt:

  • diese Ärzte sind selbsternannt, sie müssen keinen fachlichen Nachweis über ihre Qualifikation führen, ausser der Vorlage einer gewisse Zahl von Bestätigungen anderer Patienten, dass sie versuchen dürfen, Patienten zu behandeln. Diese Hürde ist sehr niedrig.
  • Die Beschreibung der Symptome und der Behandlungsmethoden wird nur durch Festlegungen im Grundgesetz bezüglich Menschenrechten und bestimmten historischen Ausschließungen im Bereich des Extremismus eingeschränkt. Die Einschränkungen müssen durch ziemlich hohe Gerichte bestätigt werden. Das ist eine sehr hohe Hürde, um Ärzte oder ihre Kuren zu zensieren oder auszuschließen.

Wenn es trotz aller Schwierigkeiten gelungen sein sollte, die Diagnose für alle Patienten zu erstellen und die Ärzte der verschiedenen Fachrichtungen ihr Behandlungskonzept vorgestellt haben, kommt es nun zum „Showdown“ der in der Demokratie ein echter CLOU ist:

Jetzt wählen die fachlich inkompetenten Betroffenen (d.h. Patienten) selbst aus, welche Ärzte und Behandlungsmethode sie sich für Ihren augenblicklichen Zustand wünschen – und diese Entscheidung ist prinzipiell sogar bindend – allerdings nicht in Bezug auf die Behandlungsmethode, sondern streng genommen nur in Bezug auf die Ärzte, die sie für eine gewisse Zeit kurieren sollen. Jeder Patient hat zwei Stimmen: er wählt eine Person als Behandler seiner Symptome in seinem lokalen  Wahlkreis aus und eine registrierte Ärzte-Gruppe (genannt Partei) mit Ihrer vorgestellten Behandlungsmethode.

Jetzt wird es kurz mal irrational: der Patient kann und darf dabei, wenn er denn will, eine Person wählen, deren Behandlungskonzept komplett entgegengesetzt zur Ärztegruppe ist, die er als „Partei“ wählt. Durch das System ist das nicht ausgeschlossen. Das ist Freiheit!

Sozusagen ist es die einzige Freiheit, die Ihnen letztlich die Freiheit garantieren könnte – gehen Sie wählen!

Berlin, den 22.2.2025

Der Brandenburger Tor

 

Nach-Wahl-Wehen – 2006 / 2025

Den folgenden Text habe ich im Jahr 2006 nach einer Kommunal-Wahl in Heidelberg geschrieben. Heute stellte ich fest, dass er anscheinend universelle Gültigkeit beanspruchen kann – und will ihn deshalb der Nachwelt nicht vorenthalten.

Gerade gestern – genau sieben Tage nach der BTW25 – stellte ich fest, dass straßauf-straßab alle Laternen noch mit Wahlplakaten geschmückt sind. Weit überwiegend sind es BLAUE. Von jener Partei, die behauptet genau zu wissen, was die Menschen sich wünschen. Sie haben erspürt: „…bitte lasst uns eure Konterfeis noch eine Weile genießen!“

Aber auch andere: so sah ich eine große Verkehrsinsel vollgestopft mit drei Riesen-Aufstellerplakaten mit Abbildern von Personen, die in der Führung ihrer Parteien in der beworbenen Zukunft alle erklärtermaßen keine Rolle mehr spielen wollen!

daher … siehe folgend! (Besonders bemerkenswert fand ich im Nachhinein das Postskriptum …)

Nach-Wahl-Wehen

Schadenfreude ist mir fremd!

Ehrlich!

Ich fühle wirklich mit den Politikern

nach so einer Wahl…

Das ist schließlich eine heikle Prozedur:

Nicht zu vergleichen mit einer Prüfung

im Schul- oder Berufsleben 

– wenn man

die versäbelt hat, 

weiß man meist schon, warum!

Aber das Urteil des Wählers

hat oft mehr mit dem Orakel von Delphi zu tun

als mit einer objektiven Benotung

der Politiker-Leistung!

Da hat sich einer brav in der

Regierungsverantwortung abgerackert –

Und wird vom Wähler abgewatscht,

er weiß nicht wofür?!

Allerdings: er oder seine Partei 

bekommt auch gleichzeitig ein 

Geschenk vom Wähler:

sie dürfen jetzt raus finden,

was sie das nächste Mal 

besser machen können

(ob’s hilft?).

Nun lecken sie ihre Wunden gemeinsam,

was sie wieder näher zusammen bringt

und vielleicht auch stärkt … oder auch nicht.

Da hat einer insgeheim selbst festgestellt,

dass er im Wahlkampf eine 

miserable Figur gemacht hat –

und wird vom Wähler mit dem

Siegeslorbeer beschenkt!

Die arme Sau!

Erschreckt stellt er fest,

Schluss mit dem Schwätzen –

Jetzt müssen wir regieren…

Und wendet sich nahtlos dem Kampf um die Posten zu.

Aber auch wir Wähler

bekommen mit der Wahlnacht ein Geschenk:

wir dürfen uns in den kommenden Tagen

die Plakat-Ruinen des vorangegangenen

Wahlkampfes ansehen.

Ein satirischer Genuss,

manchmal sogar eine Gaudi

im Wissen um das Ergebnis !

Die Sprüche und Posen

bekommen im Lichte der Resultate

oft eine völlig neue, unbeabsichtigte Bedeutung.

Dass die Betroffenen (meist die Verlierer) 

die Plakate dennoch

tage- und wochenlang

hängen lassen

zeugt vom Instinktverlust des Menschen:

Viele Tiere markieren ihr Revier

(meist mit Urin)

sorgen aber ansonsten dafür, dass Ihr

aktueller Standpunkt nicht so leicht

aufgespürt werden kann

(indem sie ihren Kot vergraben).

Wahlplakate sind erst der „Urin“, 

nach der Wahlnacht aber der „Kot“ 

der PolitikerInnen/Parteien:

sie sollten ihn noch am Wahlabend

vergraben!

Sollte ich einmal eine Partei gründen

(bitte halten Sie mich davon ab!)

werde ich als 

Paragraph eins 

in’s Statut schreiben:

„Alle Wahlplakate sind 

noch in der Wahlnacht

zu entfernen – 

100% !“

Danach darf gefeiert / Wunden geleckt werden. 

P.S:

Ich wünsche mir auch ein Geschenk vom Wähler:

Er möge seine Watschen-Wahltaktik 

bitte insofern überdenken,

dass nicht am Ende der Tage

die politische Klasse nur noch

aus opportunistischen Arschlöchern besteht.

Die Demokratie hält viel aus,

aber daran würde sie am Ende zugrunde gehen.

Copyright Herbert Börger, Heidelberg, 2006

Soll ich jetzt auch noch meinen Senf dazu geben? – 3 – Es gibt Geschenke!

Man kann einen noch so wachen und kritischen Geist haben, wenn uns jemand ein großartiges Geschenk gibt (oder nur ankündigt) versagt dieser leider zu oft.

Das mussten nicht nur die Trojaner bitter erfahren.

Das werden die US-Menschen jetzt lernen.

So glauben Sie zu sehen: dieser Präsident nimmt uns wirklich ernst – und ich werde wichtig: so wichtig, dass ich dafür sogar akzeptiere, dass ich anstatt etwas zu bekommen, etwas geben muss. Oder besser gesagt: jemand anderes bekommt etwas … aber ich kann verstehen, dass das gut für mich ist! Und immerhin habe ich einen Präsidenten, der eine unsägliche rote Kappe trägt und mir jeden Tag SAGT, dass er mich liebt und wieder (?) groß machen wird (was ihn nix kostet!). Dann trage ich auch eine rote Kappe und fühle mich glücklich, während Milliardäre das Land ausrauben – und die Demokratie gleich mit nehmen.

Das mag mit US-Amerikanern (und sympathisierenden Populisten auf der ganzen Welt) funktionieren – ich glaube, dass das den Bewohnern von Gaza nicht reichen wird: dieses „Geschenk“, das ihnen der US-Präsident androht.

„Ich renoviere Euer Land kostenlos – und ihr wartet bitte solange vor der Tür. Wenn die Riviera des nahen Ostens dann fertig sein wird, stellen wir vielleicht fest, dass von 2 Mio Menschen nur 200.000 in das Paradies hineinpassen – aber die „restlichen“ könnten sich das ja sowieso nicht leisten. Bis dahin haben die vergessen, dass sie auch noch irgendwo wohnen wollten … Und ich und mein Schwiegersohn ziehen da auch hin und nennen es Mar a Lago Mediterraneo.

Ist es nicht unfassbar, dass trotz der Brisanz des Nahost-Konfliktes, eigentlich noch nie jemand eine ernsthaft durchdeklinierte Lösung (zusammen mit den Betroffenen) für dieses Problem angegangen ist.

Es ist doch wahrhaft leicht zu erkennen, dass hier einige Millionen Menschen seit Jahrzehnten vegetieren, die nichts mehr zu verlieren haben! Und wir können alle ermessen, welche Gefahr darin schlummert (Israel hat das bereits hautnah erfahren …).

Der Moment der Schwäche des Iran wäre vielleicht wirklich der passende Moment das ernsthaft anzugehen – aber wohl nicht durch den Märchenerzähler mit der roten Kappe, sondern durch Profis, denen das Wohl der Menschen wirklich am Herzen liegt. Warum sagen sie denn nichts dazu, Herr Gates – war das nicht mal ihr Anspruch?

Wünsche allen einen erträglichen Rest-Wahlkampf …

Der Brandenburger Tor, Berlin, 7. Februar 2025

Brandenburger Brandstifter

Ich sitze hier zu Hause am Rande von Berlin, während die ersten Wähler in Brandenburg beginnen in die Wahllokale zu strömen, um die AfD zu wählen. Sie sind quasi meine Nachbarn, habe vielleicht einen eben an der Tankstelle getroffen, als ich die Sonntagszeitung geholt habe …

Wenn wir hier an meinem Wohnort 500m nach Süden durch den Wald gehen, betreten wir Brandenburg. Der Gedanke, dass das Übertreten einer virtuellen Linie in der Landschaft darin resultiert, dass man von einem in Wahlergebniskarten schwarz oder rot eingefärbten Bezirk in einen blau eingefärbten tritt, läßt mir keine Ruhe. Ich wechsele mehrfach in der Woche von einem Bereich in den anderen. Es handelt sich für mich um reale Menschen, von deren „Wahlverhalten“ ich glücklicherweise meist nichts ahne, wenn ich ihnen an der Straßenecke die Vorfahrt einräume oder sie mir den Kassenzettel im Einkaufszentrum aushändigen … außer bei einigen Anlass-los laut pöbelnden, dummen Mitbürgern. Aber es ist ja jeder vierte oder dritte, den ich treffe – auch und gerade die stillen, unauffälligen Menschen. Denken sie tief im Inneren: jetzt habe ich endlich Macht – sie Zittern vor mir, die „Mächtigen“, die sich freiwillig in den Fesseln der „Demokratie“ gebunden haben.
Dieser Gedanke reflektiert die Schlussfolgerung meiner monatelangen Grübeleien und Recherchen:
„Die Etablierten“ Parteien haben alle zusammen jahrelang einen Angstgegner aufgebaut und damit immer größer und größer gemacht – und dieser ist auf eine Bevölkerungsgruppe  in Deutschland getroffen, die genau das gesucht hat: einen Akteur groß zu machen, nur weil die Gelegenheit besteht (und von den Betroffenen maßgeblich mit geschaffen wurde) mit seiner Stimme Macht auszuüben, Angst auszulösen, Rache zu üben. Von diesen Wählergruppen erwarten vermutlich die wenigsten, dass genau diese AfD die tatsächlichen Probleme lösen würde
Der Teil der derzeit gängigen Analyse, dass die betroffenen regierenden Parteien und Politiker die Situation damit eskaliert haben, dass sie versäumt haben, die aktuellen gesellschaftlich-wirtschaftlich-sozialen Probleme ehrlich, wirksam und nachhaltig zu adressieren, halte ich gleichzeitig für zutreffend – diese Situation verschärft das Ganze, da die Menschen tatsächlich hunderte von Gründen finden, die bisherige Politik anzuprangern. Tatsächlich halte ich es für dämlich, das Migrationsproblem wenige Wochen vor brisanten Wahlen plötzlich anders zu thematisieren als vorher … ich glaube, dass man damit nur das Wahlverhalten eskaliert – da man plötzlich die Argumente der Gegenpartei legitimiert.
Es wird auch nicht helfen, die Gegenpartei wegen seiner nachweislich verfassungsfeindlichen Gesinnung anzuprangern oder zu dämonisieren. Gewöhnt Euch bitte ganz schnell an den Gedanken, dass diese Mitbürger so wählen WEIL die AfD verfassungsfeindlich agiert!
Dahinter steht ein ganz einfacher Gedanke: eine Verfassung kann man ändern! Gerade erst sieht man die ersten aufwachen und erkennen, das das das Ziel ist – und möglich ist!
Gewöhnt Euch bitte auch an den Gedanken, dass unter den derzeitigen Wählern der AfD ein große Zahl von Menschen ist, die am Rande stehen und jubeln werden, wenn einst die ersten  Nachfahren der Migranten, die die Bundesrepublik wirtschaftlich mit aufbauen durften, deportiert werden sollten – so wie ihre Urgroßeltern und Großeltern zigtausend-fach in Fotos dokumentiert an Rande standen und sich freuten, als Juden, die ihre Nachbarn waren und deren Familien seit Jahrhunderten deutsche Bürger waren, auf der Basis von absurden Rassengesetzen nach 1933 deportiert wurden.
Macht Euch nichts vor: die Ost-Bevölkerung ist ihrer Zeit da nur voraus – das wird alles ganz Deutschland treffen, wenn Ihr das Ruder der heuchlerischen und ängstlichen Politik nicht herum reißt. Die weithin anerkannte augenblickliche Haltung ist: „man darf doch die Wähler der AfD nicht mit der AfD gleich setzten …“
WAS DENN SONST?
Die Vorstellung: da hat jemand AfD gewählt, aber der meint es nicht so, ist absurd. Haben wir unterschiedliche Wählerklassen? Solche, die mir dem Wahlrecht verantwortlich umgehen und – solche, die nicht das meinen, was sie wählen? So geht das nicht! Da könnt Ihr die Verfassung des Landes gleich zum Verhökern frei geben! Diese Menschen SIND ALLE unsere Demokratie. Auch die, die sie abschaffen wollen.
Es liegen schon wieder Menschen in den Fenstern, die anderen zurufen: Wir kriegen Euch und wir schmeißen Euch raus (wahlweise aus Amt oder Land)! PEGIDA war der verfaulte Keim aus dem das entsprungen ist: „proud to be silly“!
Dies ist die Stunde, die Demokratie zu verteidigen.
Immanuel Kant steht bei denkenden Menschen heute höher im Kurs als je zuvor – hinter dessen Maximen gehe ich nicht zurück!
… und kommt mir nicht mit „Whataboutism“ – das ist das Denkgebäude der Denkfaulen – dort sitzt Schimmel in allen Ecken!
Berlin, 22.09.2023
© Der Brandenburger Tor

Polizistenmord! Abschiebe-Logik-Defekt … sogar beim Kanzler Scholz?

Was haben Sturzfluten in Siedlungsgebieten und schwere Straftaten von (geduldeten) Flüchtlingen gemeinsam? Sie lösen landauf-landab erwartbare, ja vorgestanzte verbale Reaktionen und Diskussionen aus – einschließlich unangebrachter Lacher. Und immer sagen einige „Siehste!“ und andere: „Oh, das ist aber sehr schwierig…“

Der Tod des Polizisten in Mannheim durch eine Messer-Attacke hat nun aber nochmal eine sehr spezielle Wendung hervorgebracht:

Plötzlich steht alleine die Abschiebung in ein Land wie Afghanistan im Vordergrund – und die Debatte blubbert  in Parlament und Talkshows so unscharf vor sich hin, dass man sich die Haare raufen könnte.

Wir leben in einem demokratischen Rechtsstaat. Nun wird über die Abschiebung von straffälligen Flüchtlingen debattiert. Wann gilt ein Mensch hier als Straftäter? Wenn er rechtskräftig verurteilt ist … durch ein Gericht, nicht durch die Meinung. Und das soll doch bitte auch so bleiben?

Also Punkt 1: der vermutliche (oder offensichtliche) Täter wird vor Gericht gestellt … und nehmen wir gleich an, dass er auch verurteilt wird.

Was dann? Das dürfte doch klar sein: der Verurteilte tritt in diesem Rechtsstaat seine Strafe an – und je nach Urteil stellt sich dann die Frage „was nun?“ viele Jahre später – oder vielleicht nie. Der Ruf „Und jetzt füttern wir den auch noch auf unsere Kosten durch!“ kommt bei mir gleich nach dem althergebrachten „Rübe ab!“ – ja, man kann alles vermeiden oder haben, sobald es geltendes RECHT ist. Sie wollen doch auch weiter im Rechtsstaat leben? Na also!

Punkt 2: Nehmen wir jetzt mal an – demnächst werden die rechtlichen Grundlagen geschaffen, einen verurteilten Straftäter in sein Heimatland abzuschieben und es gibt auch dafür einen legalen Kommunikationsweg mit dessen Heimatstaat (z.B. Afghanistan).

Der Fall des Polizistenmordes in Mannheim ist offensichtlich ja ursprünglich ein öfentlicher Angriff gegen Islam-Gegner. Als Gewalttat also aus islamistischer Haltung begangen. Die Tat entspricht also exakt dem Gedankengut der in Afghanistan herrschenden Taliban. Wo sollte da das Problem liegen, der dortigen Regierung die „Rücknahme“ des Täters schmackhaft zu machen, da der sich ja in bestmöglicher Weise für das Taliban-System qualifiziert hat?

Der Täter wird in Afghanistan mit Freuden aufgenommen werden, belobigt und belohnt werden. Möglicherweise bekommt er ein qualifizierte Spezialausbildung und wird mit einer Spezialeinheit wieder in den Westen entsendet, um weitere Morde an Ungläubigen zu begehen.

Liebe Politiker: es stecken große Risiken in den vorgestanzten Reflex-Erklärungen genau wie in den Lachern im falschen Zusammenhang (diesmal im Berliner Abgeordnetenhaus).

Berlin, 7. Juni 2024

Herbert Börger

 

 

Die tägliche Kolumne – 30 – Gesetze sind keine Absichtserklärungen!

Die Bundesrepublich Deutschland wird im vor der Tür stehenden Jahr 2024 fünfundsiebzig Jahre alt. Während dieser Zeit wurden jedes Jahr vom Parlament Gesetze neu beschlossen oder geändert – nur wenige wurden gelöscht. Es ist daraus ein monströses Gesetzes-Gebilde entstanden, wobei man noch berücksichtigen muss, dass viele Gesetze Einfluss auf andere schon existierende Gesetze haben und dass die Gesetze  Auswirkungen auf die wirtschaftlichen Verhältnisse der Bürger und des gesamten Staates haben.

Dadurch sind wir nicht nur ein Rechtsstaat sondern auch ein „Rechtsanwalts-und Richter-Staat“ geworden. Es ist zunehmend üblich geworden, dass die Opposition Gesetze von Gerichten überprüfen lässt, anstatt dass die zu beschreitenden Wege zwischen Regierung und Opposition bis zu Ende ausgefochten werden. Für die Funktionsfähigkeit unserer Gesellschaft wird die Dienstleistung der Gerichte beansprucht.

Zu dieser aus meiner Sicht unbefriedigenden  Situation gesellt sich zunehmend eine weitere Tendenz: es werden in oft extrem wichtigen Zukunftsthemen Gesetze beschlossen, ohne die Voraussetzungen gleichzeitig zu schaffen, dass die Gesetze auch wirklich durchgeführt bzw. durchgesetzt werden können!

Ich will nur ein simples Beispiel nennen:

Vor fast genau 10 Jahren wurde der Rechtsanspruch auf Krippen/Kita-Betreuung jedes Kindes ab dem Alter von einem Jahr geschaffen – Punkt.

Dieser Anspruch wird bis heute nicht annähernd erfüllt – es fehlt eine große Zahl von Erziehern. Ob theoretisch überhaupt genug Plätze da wären erscheint mir zweifelhaft. Die Frage der frühkindlichen Betreuung ist alles andere als ein „Luxusproblem“ der Gesellschaft. Seitdem wird an dem Thema herumgedoktort. Es wurden weitere Richtlinien für niedrigere Betreuungs-Schlüssel in diesem Bereich erlassen, die das Problem verschärfen – und auch wieder fast nie eingehalten werden (können). Sowie andere löbliche „Gute-Kita“-Gesetze …

Dieses „Nicht-erfüllbare-Gesetze“ Problem breitet sich aus wie eine Seuche – und zwar in extrem bedeutende Bereiche wie Klimagesetze, Klimafolgen und Wirtschaft.  Da wird zunehmend ein ganzes Heer von „Absichtserklärungen im Gesetzesrang“ beschlossen, deren komplexe Auswirkungen und Voraussetzungen in Gesellschaft und Wirtschaft nicht wirklich geklärt sind. Dieser Vorwurf trifft nicht EINZELNE Parteien, sondern ist über alle derzeitigen politischen Kräfte verbreitet.

So hätte die Überschrift richtiger lauten sollen: „Absichtserklärungen sind keine Gesetze!“

Und dann wird ein Thema (Klimapolitik) noch neu in den Verfassungs-Rang erhoben, weil man es eben WILL – aber ohne annähernd zu wissen, ob man es KANN. Und schon vor 10 Jahren wurde die „Schuldenbremse“ in den Verfassungsrang erhoben, die der Regierung heute endgültig nur noch wenige Reaktions-Möglichkeiten läßt. Schon die lineare prozentuale Koppelung der Schuldenquote and das BIP erscheint mir absurd: wenn das BIP sinken sollte, müsste man eigetlich die öffentlichen Investitionen erhöhen, nicht senken!

Dies hat kein AfD-Anhänger geschrieben: ich bin genau das Gegenteil jener Klientel! Sie können das in diesem seit 7 Jahren bestehenden Blog inhaltlich überprüfen. Vielmehr fördern genau die Politiker die AfD, die sich den Ruhm großartiger Gesetzesvorhaben ans Revers heften, ohne sich um deren Voraussetzungen und Erfüllbarkeit zu kümmern. Dies ist eine verkappte Form des Populismus – eine „ich wünsch mir was“-Gesetzespolitik.

Hiermit endet vorläufig mein täglicher Blog – ich werde mich wieder von Zeit zu Zeit und von Thema zu Thema immer wieder melden. Ich wünsche allen eine ruhige Winter-Zeit ohne neue schmerzliche Krisen!

Aphorismus des Tages (Danke, Herr Merz – Sie klassifizierten die aktuelle Regierung als „Klempner der Macht“ … und dies ist mein Kommentar):

Wenn die ganze Regierung aus Klempnern bestünde, wüssten die als Selbständige Unternehmer jedenfalls, was sie tun müssen und wie eine Bilanz auszusehen hat! (Der Brandenburger Tor)

Herzlich

Der Brandenburger Tor

© Herbert Börger, 30.11.2023

Die tägliche Kolumne – 24 – Die „Ideologie“ der Grünen

Viele Kommunikationsprozesse beginnen schleichend und lange Zeit fällt eventuell niemandem auf, dass da etwas schief läuft.

Aus meiner Sicht ist ein gutes Beispiel dafür der schlechte Ruf, den „Politiker“ pauschal gesehen bei der Bevölkerung genießen, die sie dennoch als Volksvertreter oder Amtsträger wählt. Umfragen bei den Bürgern über das Ansehen derjenigen, die sie regieren und verwalten, ergeben regelmäßig ein Ranking mit Ärzten an der Spitze und Bankern an der vorletzten, Politikern an der letzten Stelle und dahinter würde nur noch der Henker stehen, wenn es ihn bei uns noch gäbe. Aber wer weiß …

Das wird als generell akzeptiert so hingenommen, nicht einmal die Betroffenen regen sich darüber noch auf. Vielleicht steht auch „unfähig“ bald im Duden als typischstes Attribut zum Wort „Politiker“?

Dass das für den sozialen Zusammenhalt einer Gesellschaft nicht gesund sein kann, dass diejenigen, die für das Ganze stellvertretend entscheiden und handeln fast unwidersprochen quasi als unfähiges Lumpenpack empfunden oder bezeichnet werden, wird nach kurzem Nachdenken jedem klar sein.

Ich halte es sogar für möglich, dass es die Antriebskraft hinter der Schaukel ist, auf der in regelmäßigen Abständen Rechtspopulisten hoch kommen – weil sie als „unbefleckte Mandatsempfänger“ nie irgendwas getan oder entschieden haben und damit einer breiten Masse irgendwann als Alternative erscheinen.

Das heißt also: schlampig gemachte und fahrlässig geduldete Sprachbilder können einen großen Einfluss auf das gesellschaftliche Klima haben.

Gerade entsteht da eine neue Erzählung – im Neu-Sprech würde das heißen: das „Narrativ“ geht „viral“.

Das ist die Annahme einer „Ideologie“ der Grünen. Von konservativen bayrischen Politikern nicht erfunden aber derzeit mit großer Freude gepflegt.

Ich stelle fest: ich bin kein „Grüner“ sondern nur ein rational denkender Humanist.

Die neue Erzählung zielt eindeutig darauf hin, die politischen Vorstellungen der „Grünen“ als eine Art Verschwörungstheorie zu brandmarken. Das wird gelingen, wenn die Erzählung der Ideologie immer und immer wieder wiederholt wird, sich dann auch immer weiter verbreitet – und im Wesentlichen unwiderspochen bleibt. Irgendwann „ist es dann so“ im gesellschafltichen Konsens.

Die grüne Idee ist aber keine Ideologie, sondern eine Erzählung, die aus Tatsachen sachliche Schlüsse zieht. So ungefähr das Gegenteil von einer Ideologie. Und so hat sie in der Bevölkerung schnell eine enorme Kraft entwickelt.

Wenn Medien und Bürger es zulassen, dass ein rationales Konzept in einer existenziell wichtigen Frage auf diesem Wege diskreditiert wird, wird der Konsens im Umgang mit der Klimakrise möglicherweise wieder zurück-pendeln in eine Einstellung: lasst uns unseren Wohlstand jetzt genießen – sollte es doch so schlimm kommen wie die da sagen, trifft es ja wahrscheinlich eher die Anderen – so what!

Besonders tragisch erscheint es mir, dass die Erzählung von der (sachlich fundierten) „grünen Ideologie“ von den politischen Kräften forciert wird, die sich auf ein eigene religiös fundierte Erzählung berufen, die wenig originäre Lösungsvorschläge bietet, außer der Möglichkeit über das Wasser zu gehen und auf Gott zu vertrauen – zweifelsfrei mit dem „C“ im Namen ihrer Bewegung notiert.

Im Namen unserer Kinder und Enkel rufe ich die Medien dieses Landes dazu auf: lassen Sie das nicht zu!

Herzlich

Der Brandenburger Tor

© Herbert Börger, 14.11.2023

Die tägliche Kolumne – 23 – Entspannte Opposition

Es wird oft geklagt, dass Parlament und Regierung nicht ein Abbild der Gesellschaft seien. Gemeint ist dann meistens Berufsgruppe oder sozialer Status.

Unabhängig davon, ob das überhaupt ein sinnvolles Kriterium wäre, möchte ich hier diesem Vorwurf entschieden widersprechen: es zeigt sich immer wieder, dass die politische Kaste ein absolut getreues Abbild der Durchschnittsbevölkerung ist, wenn wichtige Akteure straucheln oder scheitern. Die sofort aufspringende Häme, der Spott und die Schadenfreude entsprechen getreu der normalen Reaktion im öffentlichen, gesellschaftlichen oder privaten Leben. Überprüfen wir mal, ob wir selbst davon frei sind …

Darüberhinaus ist gerade gut zu besichtigen, was passiert, wenn die Regierung durch dramatisches Scheitern den Job der Opposition gleich mit übernimmt: ich habe selten so entspannte Oppositions-Spitzenpolitiker gesehen wie derzeit. Gestern war der bayerische Ministerpräsident Söder bei Lanz zu besichtigen: der war so kuschelig, man hätte ihn geradezu streicheln mögen.  Ähnlich zuvor Oppositionsführer Merz an anderer Stelle – für seine Verhältnisse entspannt wenngleich übellaunig wie immer.

Ich habe mich gefragt, ob das so sinnvoll ist, wenn sich die Opposition  praktisch ausschließlich im Scheitern der Regierung sonnt. Ich könnte mir dagegen gut vorstellen, dass die oppositionellen Parteien wesentlich mehr zu gewinnen hätten, wenn sie unverzüglich ernst gemeinte (d.h. mehrheitsfähige) Vorschläge zu Lösung anböten. Ich äußerte ja gestern schon die Meinung, dass ein kluger Unionspolitiker jetzt die Chance hätte die absolute Mehrheit für die Union beid er nächten BTW zu erreichen … den sehe ich aber nicht.

Im Gegensatz zur anscheinend vorherrschenden Meinung glaube ich nicht, dass die Opposition in einer Demokratie quasi „frei hat“ bzw. sich dem Dauerwahlkampf widmen darf. Die Parlamentarier und Fraktionsleitungen werden vom Staat ja die ganze Zeit auch dafür bezahlt, mit an den bestmöglichen Lösungen für die Gesellschaft zu arbeiten!

Herzlich

Der Brandenburger Tor

© Herbert Börger, 23.11.2023

 

Die tägliche Kolumne – 22 – Strauchelnder Musterknabe

Man muss wohl sagen: Europas Wirtschafts-Musterknabe hat einen Titanensturz hingelegt, wie ich ihn glaube in fast 60 Jahren Politikwahrnehmung als Bürger noch nicht erlebt zu haben. Erschwerender Aspekt: die nun fehlenden Mittel betreffen überwiegend nicht den konservativen Kernhaushalt sondern gerade die Zukunftsprojekte – also das Wichtigste, was das Land bewegen muss!

Das hat auch der Wirtschaftsminister Habek klar erkannt und gestern bei Lanz auch gesagt. Offenbar hat er sich gefangen und beschlossen zu kämpfen – recht so! Sein Statement in dieser Sache hat er dort gestern ja geradezu mit Verve vorgetragen. Wenigstens scheint er sich ja voll in die Schlacht zu werfen, im Bewusstsein, dass das Scheitern der Zukunftsprojekte, die in hohem Grade im Osten angesiedelt sind, die größte Katastrophe überhaupt darstellen könnte. Die AfD brauch nur am Rande zu stehen und nichts zu sagen und nichts zu tun!

Das wird einem jetzt immer klarer: diese Regierung hatte den größten Teil ihrer Zukunftspläne auf ein lahmendes Maultier gepackt, das bereits vor dem Erreichen der Start-Linie zusammengebrochen ist!

Ich halte das für so gravierend, dass diese Regierung sich eine Wiederwahl in zwei Jahren wohl grundsätzlich abschminken kann. Sie kann jetzt nur versuchen den Schaden vom Land abzuwenden. Das wäre ja nicht so schlimm, wenn die Alternativen nicht so dünn wären. Jemand, der nicht Merz hieße, könnte jetzt die CDU vielleicht schnurstracks zur absoluten Mehrheit führen. Weswegen muss Herr Merz eigenlich ständig so beleidigt (und herablassend) wirken – soll das etwa die großen Zukunftschancen mit der heutigen Opposition signalisieren? Das Aufdecken der handwerklichen Fehler einer Regierung ist geradezu eine Pflicht der Opposition – reicht aber für sich noch nicht zum Nachweis eigener Fähigkeiten.

Durch eine Ansage des Finanzministers, dass wir dann eben ohne das Maultier eine „wirksamere“ Politik machen müssten, fühle ich mich persönlich beleidigt: warum haben Sie dann diese wirksamere Politik nicht einfach schon bisher gemacht, Herr Lindner? Das ist derselbe Tenor wie seinerzeit die Aussage, wir sollten wegen des Klimawandels nichts unternehmen weil ja noch neue Technologien gefunden werden könnten, die uns dann retten können …

Irgend jemand hat unbedingt – aber ohne Not – eine heldenhafte Haushaltsdisziplin auf Grundlage der Schuldenbremse demonstrieren wollen. Das ist zu einem Knüppel zwischen die Beine der eigenen Regierung geworden – nein, nicht geworfen von der Opposition sondern ein Eigengewächs!

Und vom Kanzler kein anderes Wort, als das Versprechen, dass er sich ab jetzt an die Verfassung halten werde. Die Bevölkerung fühlt sich mit Recht sehr verunsichert. Da muss ein Kanzler sich grundlegend und nachhaltig äußern, sonst erweckt er den Eindruck, dass seine „Wummse“ letzlich auch nur Populismus waren …

Trotzdem einen schönen Tag! Vielleicht kommt ja heute der Bote mit der erlösenden Botschaft!?

Herzlich

Der Brandenburger Tor

© Herbert Börger, 22.11.2013

 

Die tägliche Kolumne – 20 – Deutsche Außenpolitik in der Sackgasse?

Heute morgen hat mich eine kurze Meldung im Nachgang zum Kurz-Besuch des türkischen Präsidenten Erdogan (vorgestern in Berlin) aus dem Takt meiner üblichen Kolumnen-Gedankengänge gebracht:

Der türkische Präsident äußerte sich im Nachgang zu seinem Besuch in Deutschland über seine Gesprächspartner (Bundespräsident und Bundeskanzler) dahingehend (Zitat dpa-Meldung), dass er in der deutschen Regierung „imperialistische Kreuzfahrerstrukturen“ gesehen habe, und zwar ausdrücklich auch bezogen auf die Personen, die er in Berlin getroffen habe.

Das ist nun zusätzlich eingebettet in eine Inszenierung um den Staatsbesuch, bei der Erdogan direkt vorher Hamas als Befreiungsorganisation und Israel als Terrorstaat bezeichnete, unmittelbar danach dies jetzt ebenso explizit sagte – und nur während des Besuches in Berlin drum herum redete.

Wenn ich als Staatspräsident einer (verbündeten) ausländischen Macht die erklärtermaßen werteorientierte Außenpolitik eines anderen Staates lächerlich machen wollte, würde ich genauso vorgehen …

Hat die deutsche Bundesregierung und der Bundespräsident (der ein ehemaliger Außenminister unseres Staates ist) noch irgend einen Rest von Autorität bei der Türkei? Ich kann mir nicht vorstellen, dass der türkische Außenminister unter vier Augen Frau Baerbock DIES diplomatisch erklären kann. Und das hat auch Auswirkungen auf den Respekt, den unsere Außen-Politik in der Welt genießt.

Dies ist eine erschütternde Bilanz für die Außenpolitik der BRD.

Der Brandenburger Tor

© Herbert Börger, 20.11.2023