Die tägliche Kolumne – 4 – Die Wummse

Der von Olaf Scholz als Gamechanger in die Politik eingeführte „Wums“ für die Einheit von 100 Milliarden € Haushaltsmittel läßt mich mit mindestens zwei Problemen zurück:

  1. das sprachliche Problem – wie bildet man den Plural? Er selbst hat ja schon den „Doppelwums“ drauf gesetzt … wohl aber nur um den Wert des einzelnen Wums zu vergrößern. Da wir inzwischen ja auch schon mit mehreren derartigen Ereignissen beglückt wurden, brauche ich unbedingt die Sicherheit, ob „Wumse“ oder „Wummse“ oder auch nur „mehrere Wums“ korrekt wäre. Und: die Tätigkeit des Wums-Erzeugens … heißt das „wumsen“? Wie soll ich sonst darüber  schreiben.
  2. das inhaltliche Problem – und da gibt es gleich mehrere!

Wie will man zukünftig irgendeine Haushaltsdisziplin vertreten, wenn jedes ernstere Finanzierungsproblem einfach „weggewumst“ wird? Das erinnert mich ehrlich gesagt eher an das Finanzgebaren von Erdogan als das von Schäuble.

Aber das viel ernstere Problem: was ist, wenn der tatsächliche „Gamechanger“ für das Problem 101 Milliarden Euro kostet … oder 200 Mrd.? Sagt der Kanzler dann: liebe Leute, wir haben Euch zwar bis über beide Ohren verschuldet – aber gebracht hat es nix?

Für mich wäre es zunächst schon hilfreich, wenn ich gleichzeitig mit der Wums-Verkündigung eine anhaltsweise Information bekäme, wie man denn auf die Summe gekommen ist.

Vergessen wir doch bitte nicht, dass eine Konrolle der Exekutive durch das Parlament nur dann möglich ist, wenn den eingebrachten Gesetzen sachliche und quantitative Maßstäbe zugrunde liegen, die überhaupt einen Soll-Ist-Vergleich irgendwelcher Ziele ermöglichen.

Diese Maßstäbe sind zugegebenermaßen altmodisch … aber ich würde mich definitiv als Bürger sicherer fühlen – und ich habe den Verdacht, dass es sehr vielen Menschern ähnlich geht!

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04. November 2023, Herbert Börger