Vorsicht vor vermeintlich angenehmen Beschäftigungen !

Mit einem Aphorismus wäre manchmal im Grunde alles gesagt…

Problem:

wenn ich alle Themen, die ich in meinem Essay streifen wollte, nur in Form von Aphorismen darreichen würden, wäre zwar dasselbe gesagt – aber Sie könnten nach 5 Minuten das Buch zu klappen!

….und hätten für eine Woche was nachzudenken!

Auch keine schlechte Lösung – im Interesse beider Seiten, wohlgemerkt. Sie hätten dann frei – und ich könnten mich auch endlich angenehmeren Beschäftigungen als es das Schreiben ist, widmen.

Obwohl:

einige vermeintlich angenehme Tätigkeiten haben es besonders faustdick hinter den Ohren, wenn man sie mal genauer betrachtet.

Beispiel: von Zeit zu Zeit wünschen wir uns alle mal, in Geld zu schwimmen. Also – im übertragenden Sinne…

Sie, gnädige Frau, stellen Sie sich bitte vor, dass Sie dauernd im Geld schwimmen würden.  Ach ja, gerne? Na, warten wir mal ab:

Nach 3 Jahren haben Sie alle kosmetischen Operationen zweimal durch, niemand kennt Sie mehr wieder, nicht mal Ihre Kinder, außerdem genügt es denen sowieso, wenn Ihr Scheck kommt – Sie sehen inzwischen aus wie die Werbe-Tusse von Saturn, lebenslänglich.

Sie ziehen von Trauminsel zu Trauminsel, aber Sie fühlen sich nirgendwo zu Hause.

Das beunruhigt Sie und sie konsultieren ihren Star-Psychotherapeuten – ein tapferer Mann, der sich jede Mühe gibt, aber nicht einmal er schafft es mit seinen Liquidationen, Sie von Ihrem eigentlichen Übel zu befreien, nämlich von dem Geld, in dem Sie schwimmen.

Schließlich löst der Therapeut dieses Problem, indem er Ihnen mitteilt:

das liegt daran, dass Sie dort – auf ihrer Trauminsel – tatsächlich nicht zuhause sind!

Dort kennen Sie niemanden – alle betrachten Sie nur als nie versiegende Trinkgeld-Quelle – bei kräftigem Wind ist es wahnsinnig gefährlich, unter Palmen herumzulaufen und zu 85% des Jahres steht der Wind so, dass es am Strand höllisch nach verwesenden Meeres-Organismen stinkt und ins Wasser können Sie auch nicht gehen, weil es da furchtbar giftige Quallen gibt.

Jetzt ist der Punkt gekommen, an dem Sie beginnen von einem einfachen Häuschen an einem sandigen Brandenburgischen Kartoffelacker zu träumen, an dem keine Kokosnüsse neben Ihnen herunter krachen und es nur 75% des Jahres nach Gülle stinkt, aber das merken Sie gar nicht mehr, denn das sind Sie ja gewohnt. Und der Bauer, der gerade auf dem Trecker vorbeifährt grüßt Sie, weil er Sie kennt.

So gesehen sind Sie hier viel besser aufgehoben.

Denken Sie mal drüber nach – dann kann ich ja jetzt Schluss machen und etwas angenehmeres tun…! Tschüß!

Copyright 2009, Der Brandenburger Tor, Herbert Börger