Das fängt ja gut an – 336 – Bilder im Kopf …

Die Bilder in den Köpfen der Bürger – nicht die Sprüche der Politiker – entscheiden das Wahlverhalten des Bürgers in der Situation, wenn er für ein paar Sekunden Wähler ist.

Es gibt Politiker, die das können – entweder weil sie den Zusammenhang kennen und sich Mühe geben oder weil es ihnen halt gegeben ist. Es gibt Politiker, die das nicht können – siehe vorstehend … nur eben „nicht“. Wenn sie es nicht schaffen, können sie trotzdem sehr gute Politiker sein. Das beste Beispiel für mich darin ist derzeit:

Angela Merkel: Sie ist die Absulute Königin derer, die zu großer Macht und Beliebtheit kommen, ohne diese Gabe, „Bilder in den Köpfen der Menschen“ zu schaffen. Ein sehr-sehr typischer Satz für sie war: „Alles, was noch nicht gewesen ist, ist Zukunft, wenn es nicht gerade jetzt ist.“ Erzeugt es bei Ihnen ein Bild im Kopf? Es führt hier zu weit, danach zu forschen, warum sie trotzdem so erfolgreich war. Ich glaube es lag in dieser extremen Unaufgeregtheit, die Menschen auch ein Gefühl der Sicherheit vermitteln konnte – verbunden mit einer gewissen Rätselhaftigkeit, die sich darum rankt, wieso sie das eigentlich konnte…. Der  im Zusammenhang mit meinem Thema „Bilder“ aber entscheidende Aspekt bei Angela Merkel ist heute der: es ist ihr „passiert“, dass im Zusammenhang mit Ihr ein einziges, großes, negatives Bild entstanden ist: das Bild der Million Flüchtlinge, die über die Balkanroute nach Deutschland kamen – und ANDERE haben das gestoppt (nicht sie). Das steht ihr heute im Weg wie ein riesiger Felsbrocken, den sie niemals mehr wegräumen können wird. Also wieder ein Beweis für die Macht der Bilder.

Diese Fähigkeit, Bilder in köpfen von Menschen zu generieren, hat nicht mit einem speziellen persönlichen Charisma zu tun. Das beste Beispiel für mich ist derzeit:

Olaf Scholz: als nüchtern und norddeutsch-steif wirkender Typ geltend (ja so ist er wohl auch) kam er ins Amt in Hamburg, sah sich den Schlamassel an, den er bei der Elbphilharmonie geerbt hatte, setzte sich mit den Akteuren zusammen, traf Entscheidungen: und hat heute ein überzeugende Wahrzeichen seiner Stadt, das alle zärtlich „Elphi“ nennen. Das ist das Bild, das sich bei mir mit seinem Namen verbunden hat. Es ist von der Relevanz nicht ganz mit dem Bild zu vergleichen, das Helmut Schmidt an derselben Stelle in HH für unsere Köpfe schuf  – aber doch von ähnlicher Qualität! Es generiert dieses Gefühl: kann eventuell mal ganz dicke kommen – dieser Mensch findet einen Weg.

Martin Schulz: er ist für mich geradezu der Prototyp des Politikers, der viel gutes will – aber die Bilder dafür nicht findet. Er sagt 100.000-mal „mehr Gerechtigkeit“ – aber es entsteht bei mir kein Bild, was das sein soll. Da sind nur Worte und Worthülsen wie die der „hart arbeitenden Menschen“ (dazu auch mein Blog https://der-brandenburger-tor.de/?p=1583 ) – und das obwohl er ein temperamentvoller, rheinischer Mensch ist und bestimmt ehrlich und integer – aber anstatt eigene Bilder zu schaffen, verwurstet er die Ratschläge anderer zu unkenntlichen Botschaften.

Mit der Erkenntnis von den Bildern in den Köpfen komme ich auch dem Phänomen der AfD näher: sie erzeugen ununterbrochen eine Flut von starken Bildern, die in den Köpfen der Bürger sehr unterschiedlich wirken. dafür waren die Nationalsozialisten wirklich perfekte Lehrer – die schon damals erprobten Bilder kommen wieder hervorragend an! Das zeigt, dass man dem mehr entgegensetzen muss als nur hilflose Rufe der Verzweiflung oder die AfD lächerlich zu machen. (Es würde natürlich helfen, wenn sie sich selbst lächerlich macht…)

Gerade haben einige sehr kreative Menschen – „Zentrum für politische Schönheit“ – im Falle „Bernd“ ..äh.. Björn Höcke eine Aktion erfunden, die diese Eigenschaft des Bildes im Kopf haben kann: Diese Aktion hat die Qualität, Höckes unsägliche These von der „180°-Wende in unserer Erinnerungskultur“ mit einem dauerhaften Bild zu brandmarken. Bravo!

Auf der anderen Seite des Nordatlantiks spielt sich gerade ein Drama ab, in dem Bilder in den Köpfen der Menschen eine große Rolle spielen und spielen werden: Präsident Trump hat eine entfesselte Flut von Bildern erzeugt – und ist noch dabei, die das ganze Land USA dramatisch spalten. Das einzige, das schon jetzt feststeht ist, dass durch die immense Flut der Trump-generierten-Bilder die „Marke Trump“ einen gigantischen Wert erreicht hat – unabhängig davon, ob er als Präsident scheitert oder nicht.

Bild des Tages: Übrigens … der Botanische Garten ist immer noch erleuchtet! Erzeugt starke Bilder in den Köpfen! … und zwar Angenehme!

BotGar2

Herbert Börger

© Der Brandenburger Tor, Berlin, 24. November 2017