Die tägliche Kolumne – 7 – Lob der Autokratie …

Ich vertraue einfach mal einer Gruppe von Politikwissenschaftlern, die unisono verkünden, dass weltweit die Staatsform der Demokratie rückläufig sei. Ich kann das nicht überprüfen bzw. WILL ich das nicht selbst überprüfen: wozu zahle ich sonst über meine Steuern indirekt einen Haufen von Hochschul-Fachleuten, die sich nach eigenen Angaben fachlich kompetent mit diesem Thema befassen. Diese umständliche Einführung gehört bereits zum Thema – vertrauen Sie mir!

Wir müssen davon ausgehen, dass in unserem zweifelsfrei demokratisch verfassten Land Deutschland auch viele wahlberechtigte Bürger leben, die gerne mal die Meinung äußern – und vielleicht auch wirklich die Meinung haben – dass es doch viel einfacher und wirksamer wäre, wenn einer oder wenige von oben bestimmten, wie bestimmte Dinge geregelt würden. Vor allem ginge das viel schneller, ist die vorherschende Meinung.

Da ist es wieder: das Lob der Autokratie!

Bei den „Dingen“, die es im Lande zu regeln gibt, ist natürlich davon auszugehen, dass die Menschen, die den Autokraten herbeisehnen, erwarten, dass er die „Dinge“ dann in ihrem Sinne regeln würde. Was sonst? (Dabei handelt es sich um das Phänomen der „Annahme des besten Falles“ – da hab ich auch schon mal drüber geschrieben …)

Bevor ich frage, ob dieser Fall denn eintreten wird, möchte ich kurz auf eine besondere Eigenschaft der Autokratie eingehen: wenn man den Autokraten hat, ist er äußerst schwer wieder los zu werden.

Nehmen wir nun an, der ersehnte Autokrat hat an einem ruhigen, gemütlichen Sonntagmorgen (als niemand Lust hatte für die Demokratie vor die Tür zu gehen) die Macht übernommen. Zur Belohnung dürfen Sie ihm jetzt zujubeln – nein, nicht dann wenn Sie Lust haben: jetzt gleich, auch wenn Sie eigentlich nicht jetzt vor die Tür gehen wollten. Ok, geschafft, und nun bekommen Sie vom Autokraten die gesetzliche Regelung, um die es Ihnen ging. Sie freuen sich.

Am nächsten Tag gehen Sie in das Reisebüro Ihres Vertrauens und wollen gerne mal wieder Ihre Freiheit genießen, die Welt zu bereisen. Das Reiseziel Ihrer Wahl ist allerdings jetzt leider nicht verfügbar – nein, nicht weil schon alles ausgebucht ist … Wegen der umgehend eingeführten Devisenbewirtschaftung können Sie das Reiseziel nicht buchen sondern nur solche Ziele, wo Sie eh schon waren und jetzt nicht hin wollten. Autsch! Warum das denn?

Das ist nötig, werden Sie feststellen, damit die Feinde der Autokratie im Lande ihr Geld nicht ins Ausland bringen. Das müssen Sie einsehen: Feinde unseres Landes müssen bekämpft werden und deren Vermögen würde nur irgendwo hin fließen, wo es Deutschland schadet. Deshalb zieht der Autokrat das ein – nein: eine Kontrolle darüber, wo das Geld bleibt, gibt es nicht.

Dafür ist der Staat nun  viel billiger geworden – man muss ja nicht mehr die sogenannten Volksvertretungen finanzieren. Und Sie werden jetzt jubeln: das Flüchtlingsproblem ist schlagartig gelöst: Estens will jetzt keiner mehr in Ihr Land „fliehen“ – außerdem lässt der Autokrat nur noch den rein, der ihm nützt. Schlau – was?

Stellt sich nur noch die Frage, wohin Sie jetzt fliehen könnten … (Sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt – siehe Fettdruck oben!)

Und jetzt kehren wir zum Anfang der Kolumne zurück: ja, es ist natürlich viel einfacher, einem Autokraten an der Spitze zu vertrauen (der aufwändig überwacht, ob Sie das auch tun!) als zu entscheiden, welchem der Politikwissenschaftler sie vertrauen wollen, die sich alle untereinander spinnefeind sind und deshalb sich wissenschaftlich nicht das Butter auf dem Brot gönnen. Und so liefern die Ihnen – heute noch in der Demokratie – mühelos und von Ihnen selbs finanziert alle Argumente und Gegenargumente frei Haus  – wenn Sie wollen! … und können sich nun damit befassen, ob Sie wirklich die Demokratie eben mal in die Tonne treten wollen …

Copyright – Der Brandenburger Tor

07.11.2023, Herbert Börger

Das fängt ja gut an – 257 – Polen

Polen – die hohe Kunst der Politik ist gefordert!

… aber ein toter Esel als Außenminister?

Polen ist aus deutscher Sicht ein politisches Sorgenkind unserer Tage:

es gibt zwei politische Konfliktzonen:

– Polen – Deutschland und

– Polen – Europäische Union.

Da beide Länder ja EU-Mitglieder sind, überlagern sich beide Konflikte!

Polen gehört geographisch zu Mitteleuropa, zählte vor 1989 zu den Satellitenstaaten der Sowjetunion im Rahmen des Warschauer Paktes und hat sich nach 1989 nach Westeuropa orientiert. Es trat 1999 der NATO bei und wurde schon 2004 Mitglied der EU (sechstgrößtes Land bzgl. Bevölkerung mit knapp 38 Mio Einwohnern). Polen hat ein ausgeprägtes demographisches Problem. Die Bevölkerung könnte bis 2050 auf 33 Mio absinken mit entsprechend starkem Anstieg des Median-Alters. 2011 bezeichneten sich fast 96% der Bewohner als ethnische Polen – es gibt keine nennenswerte Zuwanderung – die ist auch von der derzeitigen Regierung nicht gewollt –  dagegen gibt es noch immer viel Auswanderung. Es sollen 20 Mio. Polen derzeit im Ausland leben…

Um Polen zu verstehen, ist es nicht nur sehr nützlich, seine ungewöhnliche Geschichte zu kennen – es ist unverzichtbar.

Polens Lage erwies sich über Jahrhunderte als existenziell schwierig in der Kontakt-Zone zunächst dreier (Österreich-Ungarn – Russland – Preussen) Machtzentren – gefolgt von Teilung und fast völliger Auslöschung am Ende des 18. Jh.

Nach der Neu-Gründung Polens 1918/19 wurde es aber nicht besser: Polen lag nun zwischen einem expansionshungrigen Deutschland und der riesigen Sowjetunion – was eine erneute Auslöschung im 2. Weltkrieg (Hitler-Stalin-Pakt) und auf der Landkarte verschobene Neugründung danach zur Folge hatte.

Eine der Folgen dieser ungewöhnlich unglücklichen Geschichte ist auch die verspätete Industrialisierung Polens!

Eine solche Geschichte ist eine große Hypothek – zumal dies begleitet war von Umsiedlungen, Vertreibungen, mehrfachen Massakern der Führungs- und Intelligenz-Schicht, Ermordung von ca. 5,75 Mio. Polen durch Nazis und dt. Wehrmacht sowie Massenmorden durch die sowjetische Armee am Ende des Krieges (Katyn).

Darüberhinaus ist es offensichtlich von Bedeutung, dass trotz ca. 45 Jahren kommunistischer Herrschaft und Beherrschung (durch die ehem. Sowjetunion) die Bevölkerung Polens auch heute noch zu 85% der katholischen Kirche angehört und diese zu mehr als der Hälfte auch praktizierende Katholiken sein sollen. Diese Situation scheint einen Konservativismus in der Lebenseinstellung und ein obrigkeitsorientiertes Denken einer Bevölkerungsmehrheit zu begünstigen.

Eine Besonderheit der polnischen Geschichte unmittelbar vor 1989 ist auch, dass dort mit der  Solidarnosc-Bewegung (Gewerkschaft) ein Widerstand gegen die kommunistische Herrschaft bereits teil-legitimiert seit 1980 (Aufstand auf den Danziger Werften) schwelte. Diese nach der „Solidarität“ benannte Bewegung zerfiel allerdings sehr schnell nach dem Sturz des Kommunismus im Lande. (Von 10 Mio. Mitgliedern aus allen Schichten und Richtungen der Gesellschaft fiel die Mitgliederzahl der Gewerkschaft auf ca. 400.000). Solidarnoscs ist nach wie vor ein „Mythos“ in Polen, auf den sich merkwürdigerweise alle Politiker berufen, auch wenn sie in völlig unterschiedliche Richtungen streben. Tatsächlich sind alle heutige Parteien aus Solidarnosc hervorgegangen – wohl mit Ausnahme der kleinen kommunistischen Rest-Gruppe – aber es waren ja sogar ursprünglich 1 Mio. Mitglieder der Vereinigten Arbeiterpartei auch Mitglied bei Solidarnoc …

Es wurde auch die kommunistische Herrschaftszeit nach deren Ende möglicherweise nicht angemessen aufgearbeitet … mit Spätfolgen in der gegenwärtigen Situation. Von außen gesehen scheint sich in der polnischen Gesellschaft heute eine Vielzahl von Mikro-Konflikten aufzutürmen.

Von einem irgend gearteten gesellschaftlichen Konsens sind Bevölkerung und politische Eliten in Polen heute sehr weit entfernt. Die Bevölkerung ist gespalten und die etwas größere Hälfte unterstützt offensichtlich den rechtspopulistischen-nationalistischen Kurs der „PIS“ unter Kaczyński und ist an einem politisch liberalen Klima im Lande nicht interessiert. Und die Rechtspopulisten feuern die Spaltung nach Kräften an!

Aber es darf nicht übersehen werden, dass es einen sehr großen politisch liberal denkenden (und EU-freundlichen!) Bevölkerungsteil gibt!

Es ist schwer zu erkennen, wie diese Bevölkerungsgruppen miteinander versöhnt werden könnten. Die PIS agiert extrem aggressiv. Die aggressive außenpolitische Haltung gegenüber Deutschland und der EU ist allerdings vorwiegend massive Symbolpolitik aus innenpolitischen Zielen: „Seht wie unser armes geschundenes Land von Gegnern umzingelt ist: von der EU, die uns mit Fördergeldern überschüttet und dafür politische Korrektheit verlangt und mit der der Verräter Tusk paktiert, von Deutschland, das mit über 25% unseres Außenhandels ein Rückgrat unserer Wirtschaft ist aber dafür alles bestimmen will!“ (Ironie) Und dann die (in Polen nicht existenten) Flüchtlinge: Kaczyński soll (Zitat laut Wikipedia) diese Menschen als Träger von Krankheiten und Ungeziefer verunglimpft haben: wobei beides „diesen Menschen“ nicht schade … Töne, die in den Ohren eines Deutschen meiner Generation alarmierend klingen!

Ebenfalls Bestandteil dieser nach innen gerichteten Symbolpolitik ist das Eingehen auf den von Trump zum Nutzen der US-Wirtschaft eingefädelte Deal für das Patriot-Raketenabwehrsystem. Die Regierung will über 8 Mrd. für ein Raketenabwehrsystem („Patriot“) ausgeben, dessen Nutzen für Polen nicht zu erkennen ist (und an dessen Wirksamkeit große Zweifel bestehen….)! Das gefällt Präsident Trump sehr – und die polnische Regierung kann sich als Beschützer des Landes inszenieren.

Um mit Partnern wie Polen (+Ungarn + Tschechien) in Europa erfolgreich Außen- und Europapolitik aus deutscher Sicht zu gestalten, braucht es eine kluge und sensible – aber auch entschlossene! – Führung in der Außenpolitik, die im Kanzleramt natürlich gleichzeitig mit getragen werden muss. Aber das Außenamt ist als Schaltstelle des aufwändigen diplomatischen Corps eben das wichtigste Instrument, um fein abgestimmt und nicht immer im Rampenlicht der Öffentlichkeit zu agieren, in dem meist eher recht einfach gestrickte „Symbolpolitik“ vorgeführt wird …

Daher meine These Nr. 1: der Außenminister und das Außenamt haben heute mehr denn je allergrößte Bedeutung und erfordern hohe Fähigkeiten der Verantwortlichen! Die Behauptung, man könne da auch einen toten Esel als Außenminister hinstellen, denn das würde keinen Unterschied machen, ist ziemlich schlechtes Kabarett – und schadet der Sache! Wir wollen frei leben und unsere Meinung jederzeit sagen – aber wir wollen auch klug regiert werden. Es ist ja Polen nur einer der delikaten Schauplätze um uns herum! Hinzu kommen Türkei und USA als weitere wirklich große Herausforderungen (mit dem nahen Osten und Nordkorea als ohnehin konstanten Groß-Krisen!).

These Nr. 2 ist aber: diese Politische Herausforderung, in der Polen nur ein Beispiel ist – aber ein wichtiges! – erfordert nicht nur Feingefühl – Samtpfoten sind hier völlig fehl am Platze! Die (28 – 3 Visegrad)-EU-Staaten müssen in diesen Themen entschlossen und bestimmt auftreten, ohne sich von den aufstrebenden Autokraten unnötig provozieren zu lassen. Aber halbstarke Vollmitglieder dürfen mit Vertragsverletzungen nicht durch kommen. Sonst würde die EU sich selbst demontieren.

Herbert Börger

© Der Brandenburger Tor, Berlin, 14. Februar 2018

 

 

 

 

 

 

 

 

Simplificateur Terrible – oder: so einfach, wie Herr Trump sich die Welt vorstellt, ist sie wohl nicht (24.Mai 2017)

(Vorbemerkung: diesen Text habe ich bereits am 2.Februar 2017 verfasst. Verlegung des Lebensmittelpunktes nach Berlin und die technischen Blog-Vorbereitungen haben ihren zeitlichen Tribut gefordert…)

Für mich herrscht derzeit nur eine Gewissheit:

So einfach, wie Herr Trump sich die Welt vorstellt, ist sie sicher nicht…

Ich habe die Möglichkeit betrachtet, dass er wirklich so primitiv, ungebildet und fehlgeleitet denkt, wie er dies vorgibt zu tun. Ich glaube dies aber eher nicht.

Ich vermute, dass er seine Wähler bzw. die ganze Öffentlichkeit manipuliert – möglicherweise mit dem Selbstbild des gewieften Geschäftsmannes?

Viele von uns haben verschiedene Phasen der Gefühls- und Geistes-Zustände hinter sich: von ungläubigem Staunen über aufkeimendes blankes Entsetzen und Fremdschämen zu vorläufigem Schockzustand in der Erkenntnis: jetzt ist er der Präsident der USA. „Leader of the free world!“

Um alle seine Anhänger glücklich zu machen, brennt er zunächst ein Feuerwerk der Symbolpolitik ab. Was soll er auch sonst machen – seriöse Konzepte einer Präsidentschaft erarbeiten? Er hat ja noch längst keine funktionierende Administration zur Verfügung. Dieses Feuerwerk erzeugt Wirkung und stürzt alle in ein Chaos, ehe es anfangen kann real zu wirken: begeistert, verschreckt, schockiert – stößt es vor den Kopf….

Die begeisterten ANHÄNGER brauchen nur zu jubeln – sie haben vorher nicht nachgedacht… warum sollten sie es jetzt tun.

Die VERSCHRECKTEN versuchen ihrer Angst dadurch Herr zu werden, dass sie anfangen, Trumps Aktionen als aus dessen Sicht nachzuvollziehen und damit als gerechtfertigt zu betrachten („Ach ja klar – so sieht er das… na dann!“). Dadurch vermeiden sie jede Konfrontation mit dem Angstmacher (z.B. die einbestellten Industriellen…).

Die SCHOCKIERTEN fangen an wie ein Hühnerhaufen durcheinander zu gackern, was dazu führt, dass der Auslöser des Schocks erfreut sehen kann, dass sie kein Konzept gegen diese chaotische Situation haben und er in der Folge mitlesen kann, welche Optionen als Reaktion vorgeschlagen werden – was ihm einen erneuten taktischen Vorteil gibt.

ENTSCHEIDEND kommt es jetzt auf die an, die klar feststellen, dass ihnen vor den Kopf gestoßen wurde – und die nun DRINGEND so reagieren müssen, dass daraus zu entnehmen ist: du hast uns (in voller Absicht) vor den Kopf gestoßen! Aber das macht man mit uns nicht. Komm wieder, wenn du wie ein seriöser Verhandlungspartner auftrittst und auch so handelst. Sonst VERPISS DICH!

DIE MACHT die Herr Trump als US-Amerikanischer Präsident zu haben glaubt, existiert nur in einer Welt des MITEINANDERS mit den anderen Staaten und Regionen dieser Welt, da die USA als Wissenschafts-, Wirtschafts-, Kultur-Staat absolut nicht autark sind. Autarkie gibt es noch am ehesten im militärischen und waffentechnischen Bereich – aber das reicht nicht: wie das schon einmal das Beispiel von Nazi-Deutschland zeigte. Spontan fällt mir als technologische Abhängigkeit auf breiter Front (und damit Druckmittel) am ehesten das US-GPS-System ein, das wir alle benutzen…. aber Druck auf dieser Seite würde am ehesten zu einer (endlich!) beschleunigten Herstellung der Unabhängigkeit mit einem weit gediehenen Europäischen System führen.

Will sagen: wenn niemand mit ihm spielt, hat Trump auch keine Macht!

Wenden wir uns nun aber dem erstaunliche Phänomen zu, dass die „Internationale der Rechtspopulisten“ Herrn Trump zujubelt und sich durch seinen Erfolg bestätigt sieht.

Auch in diesem Punkt, glaube ich nicht, dass es bei der LePen-Wilders-Petri-Hofer-Clique um lauter Doofe handelt, bei denen es unter dem Pony bröckelt. Ganz im Gegenteil: die sind unheimlich clever und benutzen den Beifalls-Jubel für Trump dazu, ihrer Klientel zu signalisieren: das könnt ihr auch haben – eine/r wie wir könnte Euch auch anführen.

Um den krassen Widerspruch in der Sache selbst aufzudecken, habe ich ja oben schon den Begriff der „Internationalen der Rechtspopulisten“ geprägt. Wilders hat in Koblenz gerade das „Jahr der Patrioten“ ausgerufen…. um den Begriff Patriot politisch auf sich anzuwenden, muss man eine Grundhaltung des Nationalismus einnehmen. Ein abenteuerliches Konstrukt: eine Internationale Bewegung derer, die sich eigentlich in Nationalismen nach außen abschotten wollen… grotesk in jeder Hinsicht!

Diesen rechtspopulistischen „Patrioten“ ist ganz sicher klar: sie suchen gegeneinander Bestätigung in einer grundsätzlichen Haltung, die ins Extreme aufgeschaukelt (was jederzeit durch gezielte Fake-News erzeugbar wäre!) die Bevölkerungen dieser Staaten gegeneinander aufhetzen könnte: Feindschaften und Kriege – auch in Europa – werden wieder denkbar – wie sonst sollen die vermeintlichen „Deutschland zuerst“/“America first“-Ziele durchgesetzt werden als durch den größtmöglichen Druck auf die Nachbarn????

Aus der Vergangenheit, der Geschichte lernen? Ein schwieriges Geschäft….

Viele Jahrzehnte lang haben die klügsten Leute uns immer wieder eingebleut: „Sprache ist verräterisch! Man muss Demagogen so ernst nehmen wie sie sprechen! Später kann es zu spät sein!“

Nehmen wir nur einmal eines der jüngsten Beispiele aus den letzten Wochen: Trump hat  erklärt, dass er die Justizministerin entlassen hat, weil sie eine „Verräterin“ sei… Die  Frau hatte seinerzeit als Ministerin den Eid auf die Verfassung abgelegt, um zum Wohle des amerikanischen Volkes zu handeln. Sie wird tatsächlich dann zur „Verräterin“, wenn sie diesen Eid bricht. Fazit: Trump definiert SEINE persönliche Sicht der Dinge zum Maß der Dinge – zur EIGENTLICHEN Verfassung (die er täglich nach Belieben ändern kann)!

Das ist im Klartext nichts anderes als Autokratie!

Immer wieder verräterisch: dieser Vorgang wird stets mit Ausbrüchen von ganz viel verbalem Hass (auf allen Seiten) begleitet – und als Nächstes kommt die physische Gewalt?

Wer erklärt dem „kleinen Mann auf der Straße“ in Frankreich und Deutschland mal nachhaltig, dass seine beste Option IMMER in einem fairen und friedlichen Ausgleich mit allen Nachbarn liegt? Nicht im ALLES für uns – NICHTS für die anderen.

Oder wer erklärt mal dem „kleinen Mann an der Gracht“, welche Optionen sein extrem dicht besiedeltes, hoch industrialisiertes und exportabhängiges Land in Nationalismus und Abschottung zu finden hat, das zwischen einem natürlichen Feind (dem Meer) und zwei riesigen, starken Nachbarn liegt? Was, wenn diese Nachbarn dasselbe machen? Und genau das haben diese „Neo-Nationalisten“ ja in Karlsruhe bejubelt: lasst es uns alle gleich machen, und voneinander abschotten… und gleich mal dabei ein Zeichen setzen, was wir von einer freien Presse halten!

Braucht es noch mehr Belege, um klar zu stellen, für wie doof diese Internationale der Nationalisten ihre potentiellen Wähler halten? Ich habe nicht geglaubt, dass ich mich wegen solcher Typen noch einmal „intellektuell fremd-schämen“ würde.

Besonders grotesk ist es, dass jene die Abschottung propagierenden Nationalisten derzeit sehr oft in den Ländern am stärksten hoch kommen, die am stärksten von dem Gedanken der Europäischen Solidarität profitieren: ich meine eine der großartigsten solidarischen Errungenschaften Europas – nämlich dass überall schwache Regionen gesamteuropäisch  gefördert werden, um die Lebensverhältnisse möglichst anzugleichen oder zumindest nicht zu stark auseinander driften zu lassen! Dafür zahlen dann im Endeffekt die wirtschaftlich stärksten „Bewohner des Hauses“ (Staaten) netto in die solidarische Kasse ein. Das ist sinnvoll und richtig (wir haben auch innerhalb der Bundesrepublik ein solches Instrument: den Länderfinanzausgleich!t:)… Was sind viele ärgerliche bürokratische Missstände und Einmischungen im Vergleich zu dieser Errungenschaft – zumal man die Ärgernisse leicht ändern könnte, wenn man wollte.

Es muss doch allen denen, die sehr gut sehen können, was mit diesem neuen, dumpfen Nationalismus auf uns alle zu kommt, möglich sein, die vielen enorm starken FAKTEN unübersehbar ins Feld zu führen, die den Schlachtruf „XYZ first“ ad absurdum führen.

Dieses Schlagwort ist der blanke Betrug! Er gaukelt dem „kleinen Mann auf der Straße“  vor, dass seine Regierungen (nacheinander alle – egal welcher Partei!) nicht zum Besten seines Landes wirken. GENERELL.

Das ist aufgrund unseres demokratisch-föderalistischen Rechtsstaats-Szenarios allerdings grundsätzlich sehr unwahrscheinlich.

Über die Ebenen Kommune-Land-Republik mit jeweils bunt zusammengewürfelten Parteien-Bündnissen soll da ein Verschwörungs-Szenario existieren, das infamer weise darauf hin wirkt, die Ressourcen der gesamten Deutschen Republik an die anderen Länder Europas und der Welt zu verschleudern. Aber im Nachbarstaat soll es genauso sein: Niederlande, Frankreich… und in den USA auch?

Dass das nicht nur Wenige, sondern auf einmal ganz viele Menschen unterstellen, die gleichzeitig gegen jeden Fakten-Check immun sind, ist zunächst einmal schockierend – eine neue Situation.

Nicht ganz neu oder ohne historisches Vorbild ist dagegen der Umstand, dass nun wieder in einzelnen Ländern mehrheitsfähige Bereiche der Gesellschaft bereit sind, die Gewaltenteilung aufzugeben, die EINZIG vor Willkür der Exekutive, Autokratie und Kleptokratie schützt.

Was glaubt der „kleine Mann auf der Straße“ dabei zu gewinnen? Vertraut er wirklich einem fast allmächtigen EINZELNEN mehr, als einer Exekutive, die von Parlament, Gerichten und der FREIEN Presse kontrolliert wird? Wie können 500 Jahre Tradition im Geiste der Aufklärung plötzlich so verpuffen? Diejenigen, die angeblich dringend das christliche Abendland retten wollen, treten dabei die wichtigste Errungenschaft dieses Abendlandes in die Tonne – nämlich diese Aufklärung selbst! Und ab jetzt ist der Islam grundsätzlich an allem Schuld…?

In erster Linie erwarte ich nun, dass unsere derzeitig verantwortliche politische Klasse endlich zwei Aufgaben konsequent angeht…. und zwar sofort – und nicht erst nach einer 7- bis 9-monatigen Aus-Zeit, die sich „Wahlkampf“ nennt:

  • Aufarbeitung aller soziologischen und volkswirtschaftlichen Zusammenhänge, die dazu geführt haben, dass Teile der Gesellschaft abgehängt sind …. oder zumindest glauben abgehängt zu sein. Dazu braucht man ein umfangreiches Faktenwissen, das die vielen vorhandenen Hochschulinstitute der betreffenden Fachgebiete erarbeiten und bereitstellen können…. und das dann verständlich aufbereitet werden muss, damit es einem gesellschaftlichen Diskurs zugänglich wird.
  • Erarbeitung eines breiten gesellschaftlichen Konsenses über die Maßnahmen, mit denen diesen Fehlentwicklungen gegengesteuert werden kann und soll. Dies ist eine elementare Aufgabe der politischen Parteien (zusammen mit Wissenschaft, Wirtschaft und allen sozialen Kräften wie Gewerkschaften, Kirchen etc.), die dazu allerdings ihre jeweiligen egomanischen Populisten und Dampfplauderer für eine gewisse Zeit ruhig stellen bzw. disziplinieren müssen, um einen sachlich-objektiven Dialog zu ermöglichen (oder ist es heute grundsätzlich nicht mehr möglich, in den Parteien diszipliniert, entsprechend ihrem gesellschaftlichen Auftrag zu arbeiten?)

Absolut nicht zielführend ist aus meiner Sicht das ununterbrochen heruntergeleierte Bekenntnis, man müsse/wolle doch die Sorgen der Menschen ernst nehmen. Ach so? Hat unsere politische Klasse das nicht (mehr) getan?

Liebe politische Klasse: ich fürchte, derzeit treiben Euch ein paar Populisten (hier und in anderen Ländern!) vor sich her – und Ihr habt kein Rezept! Die Gesellschaft verändert sich ständig – was bedeutet, dass der Staat an den Rändern dieser Gesellschaft ständig nachbessern muss, die Bedingungen nachjustieren muss, damit das Ganze im Gleichgewicht bleibt. Das ist völlig normal. Dabei ist das Flüchtlings- und Migrations-Thema nur ein Thema, zwar sicher wichtig, aber bei weitem nicht das wichtigste Thema in unserer Gesellschaft.

Damit nun zu meinem letzten Punkt: ein Aufruf an die Presse!

Auch Ihr laßt Euch anscheinend von einer Handvoll grauslicher Populisten die Themen diktieren. Geht bitte mal in Euch und lasst den Themen zu jeder Zeit die angemessene Bedeutung in Euren Medien zu kommen. Die Zusicherung der Pressefreiheit bewirkt gleichzeitig eine Verpflichtung: ihr steht auch im Dienste dieser Gesellschaft… sonst wäre dieses Privileg verfehlt!

Aktualisierung Mai 2017:

Nach gut 100 Tagen im Amt, kristallisiert sich weltweit die vorherrschende Meinung heraus, dass dort jemand versucht eine Funktion „on the Job“ zu lernen, die selbst brilliant dafür vorbereiteten Kandidaten ALLES abverlangen würden. Immerhin stellt sich der Egomane unverstellt dar: also wissen wir jetzt woran wir snd!

Unverkennbar im übrigen sind da viele Zeichen, die sehr typisch für autokratische Strukturen sind: Nepotismus und Aggressionen gegen die freie Presse.

Der Präsident wird vor jedem Meeting detailliert gebrieft – und die Entourage zittert permanent, ob er möglicherweise wieder Irak und Syrien verwechselt….

Satiere ist in dieser Situation EINZIG dazu hilfreich, dass der ferne Betrachter seine Ängste (temporär) durch Ablachen etwas reduzieren kann. Vielleicht hoffen wir einfach darauf, dass der Träger des Koffers mit dem Atomwaffen-Einsatzbefehls-Koffer wegrennt, wenn der Egomane diesen verlangt …? Auch keine Lösung!

Ich will kurz berichten, was mich in den letzten Tagen am meisten geschockt hat:

Ein Routine-Termin für den US-Präsident ist stets der Auftritt vor den Absolventen einer Militärakademie – kürzlich vor Absolventen der United States Coast Guard Academy: würden Sie vor den Kadetten in ihrer Abschlußfeier darüber jammern, wie schlecht Sie von der Presse „behandelt“ werden – anstatt den Kadetten einige unvergessliche Sätze darüber zu sagen, was für ihre zukünftige Laufbahn wichtig wäre und was sie für ihr Land tun können? ERBÄRMLICH!

Die gegenwärtige Situation des US-Präsidenten könnte man durchaus so betrachten, dass da jemand seiner Amtsenthebung entgegen taumelt – oder am Ende aufgibt, weil er sich das nicht so kompliziert vorgestellt hat – le simplificateur terrible

Oder auch nicht!

Ihr Brandenburger Tor