Das fängt ja gut an – 353 – Generationen-Gerechtigkeit

Generationen-Gerechtigkeit

Alle Menschen, die in den vergangenen 40 Jahren den Wohlstand des Landes mit erarbeitet haben, sollen im Alter gut leben können! 

Dieser Satz sollte zu jedem Zeitpunkt in der Zukunft gültig sein!

Er wird aber nicht gültig sein, wenn alles so weitergeht wie bisher!

Liebe (heute) Null- bis 45-jährige: Euer Fell haben in den letzten 50 Jahren die jeweils regierenden Generationen längst unter sich aufgeteilt – denn das ist das Teuflische an der Bevölkerungspyramide, die in Deutschland (seit langem absehbar) Realität ist: immer breiter bei den älteren über 50, und das sind die mehrheitsbeschaffenden Wähler. Die die in Zukunft betroffen sein werden, sind eine relative Minderheit.

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Das Eintreten dieser demographischen Entwicklung war spätestens Ende der 60er Jahre erkennbar und bekannt. Die Politik hat dann drei Jahrzehnte gebraucht, um zu reagieren. Mit einer Rentenreform, die den Namen nicht verdiente…  (Ja, damals hat Herr Blüm gesagt: „Die Rente ist sicher„) Von einmal 70% Rente (bezogen auf letztes Einkommen) wird die Entwicklung erkennbar in Richtung auf 40% gehen!

Es muss eine GRUNLEGENDE Umsteuerung in diesem wichtigen sozialen Bereich stattfinden. Das ist ein Mammutwerk und muss von allen Bevölkerungskreisen gemeinsam getragen werden. Es sind sonst schwere soziale Verwerfungen in 20-30 Jahren absehbar. Diese Beslastungsprobe wird unser Gemeinwesen nur mittels Solidarität bestehen.

Liebe jüngere Mitbürger – bitte engagieren Sie sich in Politik und Gesellschaft: es ist Ihre Zukunft. Chillen und Feiern darf nicht Hauptlebenszweck sein! Macht Euch kundig – Euch wird nicht alles auf dem Silbertablett gereicht. Diskutiert miteinander und mit der Politik, was zu tun ist. Auch nur um den eigenen Job und Karriere kümmern reicht nicht – das Erwachen wird sonst ziemlich ruppig sein! Ich und viele andere ältere Bürger wollen bestimmt dabei helfen, das ist unsere PFLICHT, aber IHR seid BETROFFEN.

Also: wacht auf!

Bild des Tages: Gefrorener Altweibersommer am 07. November

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Herbert Börger

Der Brandenburger Tor, Berlin, 07. November 2017

Das fängt ja gut an – 354 – 10 Gründe NICHT Bürgermeister von Berlin zu werden

Haben Sie sich auch schon einmal überlegt, dass es schön wäre, regierendes Oberhaupt einer so tollen Stadt wie Berlin zu sein?

10 Gründe, warum Sie nicht der/die richtige regierende Bürgermeister/in für Berlin wären:

  1. Sie sind in Berlin geboren, haben noch nie woanders gelebt oder gearbeitet
  2. Sie sind über zwei Drittel Ihres Lebens Mitglied der Berliner SPD
  3. Sie haben Wowereit jahrelang beim Regieren zugeschaut und werden von ihm protegiert
  4. Sie kommen doch ganz nett rüber
  5. Sie laden sich immer noch mehr Ämter auf, von denen keines Spaß macht
  6. Sie haben keine Ahnung von Luftfahrt, aber sind Aufsichtsrat eines seit 5 Jahren nicht eröffneten Flughafens
  7. Sie hören einen Parteifreund über Grundeinkommen faseln – und tun das sofort auch (haben aber keinen eigenen Plan)
  8. Die Menschen erzählen sich nicht mal mehr Witze über Sie
  9. Die Menschen erzählen sich Witze über Sie und fallen sich dann in die Arme und weinen
  10. Die Menschen sagen: ist doch egal, wer da oben sitzt… und das finden Sie auch.

Aphorismus des Tages: „Erkenne Dich selbst!“ (Thales von Milet)

Bild des Tages: Erinnerung

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Copyright 2017, Herbert Börger, Der Brandenburger Tor

Das fängt ja gut an – 361 – Raus aus der Blase

Ich will nicht in einer Blase leben…

… aber das ist gar nicht so leicht.

Hierzu muss man drei Parameter seines Lebensraumes optimieren:

  • Informationsquellen
  • Info-Zeit ist Lebenszeit
  • Der Dialog ist der Weg aus der Blase
  1. Viele verschiedene Informationsquellen laufend „scannen“. In erste Linie Zeitungen/Publikationen zu denen man Vertrauen aufgebaut hat. Bei mir ist das eine sehr sorgfältig ausgewählte unabhängige regionale Tageszeitung täglich, dazu an einzelnen Wochentagen mal andere (überregionale) Tageszeitungen und regelmäßig zwei völlig verschiedene Wochenzeitungen. Wichtig ist dabei, dass die Zeitungen ALLE aus verschiedenen Verlagshäusern stammen!
  2. Informations-Beschaffungs-Zeit ist Lebenszeit: das ist genau genommen das EIGENTLICHE Problem. Wenn die Zeit für die Informationsbeschaffung einen bestimmten Prozentsatz der verfügbaren Lebenszeit übersteigt, entstehen Frust und Konflikte im privaten Umfeld! Die Lösung dieses Problems liegt in dem unter 3. beschriebenen Verfahren!
  3. Der laufende Austausch und Dialog in einer Personengruppe, in der ein hoher Grad des Vertrauens und Wohlwollens besteht (z.B. in einer abgeschirmten Gruppe eines Messenger-Dienstes). Ideal ist sogar, wenn die Gruppenmitglieder NICHT völlig gleiche Lebens-Situationen und Lebensziele haben! Also eher nicht NUR die Mütter aus einer Kleinkind-Krabbelgruppe (aber AUCH) – nicht NUR die Rentner von der Parkbank (aber AUCH) – nicht NUR alles Physiker (aber AUCH)…. Die Mischung macht’s! Da kann man sich dann Bälle zuspielen, Fundstücke teilen, Ideen anreißen und einen Diskurs anstoßen, der immer schon (seit Plato) mehr bringt als das isolierte Grübeln!

Vor allem aber auch: …immer wieder auf Webseiten der „Gegenseite“ oder von Verschwörungstheoretikern gehen. Wir wollen nicht nur nicht in einer Blase leben, sondern auch nicht in einem Elfenbeinturm! Wir wollen VERSTEHE, worüber wir reden!

Die größte Gefahr, in eine Blase hineinzurutschen, liegt in der BEQUEMLICHKEIT! Gemütlich ist das Leben außerhalb der Blasen nicht – aber man wird belohnt, durch ein lebendiges, farbenfrohes geistiges Leben. (Eigentlich auch schon ein Aphorismus?)

Viel Spaß beim Blasen-Aufstechen! (Schon Kinder haben daran eine Riesen-Freude… bei Seifenblasen und Luftballons!)

Aphorismus des Tages:

   Er:   >Wenn es das WEIB nicht gegeben hätte, säßen wir heute noch im Paradies!        Sie: >Wer ist .. „wir“?< (Der Brandenburger Tor)

Meine Vermutung: ich glaube hier sitzt „Er“ in einer Blase…

Bild des Tages: …sehr viele Blasen! (mehr Bilder von mir auf meinem Foto-Blog www.fotosaurier.de oder auf flickr undte „Herbert Börger“)

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Herbert Börger, Berlin, 30. Oktober 2017

Das fängt ja gut an – 362 – Wem gehört die Stadt 1

Wem gehört die Stadt?

Im Zusammenhang der Themen, in denen dieses Schlagwort immer wieder auftaucht, zum Beispiel

  • Rekonstruktion Potsdam (Fachhochschule, Garnisonskirche)
  • Stadtschloß und Kreuz auf dem Humboldforum Berlin
  • Kiez-Gentrifizierung in Berlin

ist diese Frage – fast immer – falsch gestellt – und muss zwangsläufig den Diskurs in die Irre führen, wenn die Streitenden, diesem Leitfaden folgen, etwa mit „… wir holen uns UNSERE Stadt zurück“.

Die Frage müsste heißen: Wie wollen die (nämlich: ALLE), die in dieser Stadt leben, den städtischen Raum gestalten, welche Ziele verfolgen sie – und welche Konsequenzen haben die jeweiligen Maßnahmen.

Zugegeben: eine schrecklich komplizierte Aufgabe – leider ist sie es auch! Aber wenn man sich dieser Aufgabe verweigert, hat das gravierende Konsequenzen.

Bild: Potsdam, am 1.6.2017

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Ich habe mich nach unserem Zuzug nach Berlin sehr intensiv mit dem Thema beschäftigt – siehe auch schon mein Beitrag in diesem Blog vom 12.06.2017 (https://der-brandenburger-tor.de/?p=84das-kreuz-mit-dem-kreuz-auf-dem-humboldt-forum).

Hier ist kein ausreichender Platz für dieses komplexe Thema. In einer weiteren Kolumne werde ich in der kommenden Woche ausführlich meine Eindrücke zu dem Thema in Potsdam und Berlin schildern.

Für den Augenblick imöchte ich folgendes Statment voraus schicken:

Natürlich können und sollen die Leute mit ihrem Geld machen was sie wollen.

Aber: ich erlaube mir die Frage, warum die großzügigen Spender damit einen Potsdam-Hochglanz-Themenpark fördern (der die Bevölkerung zwangsläufig spaltet), anstatt der Gemeinschaft Mittel (und Gedanken) zur Verfügung zu stellen, die helfen können zu verhindern , dass diese Gesellschaft immer weiter auseinander driftet und so anfällig für Extremismus und Ideologien wird… und mit denen die Gemeinschaft dann frei bestimmen kann, wie sie die Mittel einsetzt – ohne Vorgaben.

Digitale Pest:

Es ist nicht so, dass mir heute keine digitale Pest begegnet wäre – aber Sonntags rege ich mich grundsätzlich darüber nicht auf. Gestern habe ich gelernt, was digitale Trolle (im Internet) sind – und werde mich morgen darüber aufregen! – und übermorgen dann über  die Trolle in der deutschen Politik!

Bild der Woche: Pflanzen als Netzwerker (mit Hilfe der Baldachin-Spinne)

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Aphorismus des Tages:

Dass wir Menschen so oft den Zufall preisen, legt nahe, dass unsere sorgfältigen Pläne wohl nur den Lauf der Dinge stören! (Der Brandenburger Tor – frei nach Berthold Brecht…)

Herbert Börger, Berlin, 29. Oktober 2017

Das fängt ja gut an – 363 – Digitale Pest: Bewertungen & eine Start-Up-Glosse

Die Digitale Pest:

Eine der schlimmsten Geißeln des Netzes und der Geschäftswelt 2.0 sind die Bewertungen!

Das fing mal harmlos an: ist auch verständlich, dass viele wissen wollen, mit welchen Hotels, Restaurants und Lampenläden andere schon zufrieden waren – und wenn nicht, warum. So weit so gut.

Heute scheint die Bewertung das Haupt-Ziel jeder Transaktion zu sein. Meine Autowerkstatt bombardiert mich nach jedem Reifenwechsel mit mehreren abgestuften Mahnungen, dass ich noch keine Bewertung hinterlassen habe. Die scheinen dafür extra eine Abteilung zu unterhalten (wahrscheinlich heißt das Monstrum: KUNDENZUFRIEDENHEIT…?). Ich fühle mich belästigt – werde ich demnächst noch moralisch unter Druck gesetzt? Nicht-bewerten – das tut man nicht!

Hier einmal zum mit-schreiben: wenn ich mich nicht beschwere, dann war das o.k. – oder seid ihr Kleinkinder, die ich für ihr Kastanien-Männchen loben soll?

Und liebe Hotel-Portale: sollte ich auf ein Hotel stoßen, das so wunderbar, schöngelegen und dabei noch preiswert ist, in dem mich wunderbare Menschen als Inhaber oder Mitrbeiter verwöhnen – dann werde ich das selbstverständlich für mich behalten und nicht hinausposaunen, so dass bei meiner nächsten Reise dort garantiert alles schon ausgebucht ist! Für wie blöd haltet ihr mich eigentlich. Wieviele Bewertungen gibt es, die aus den selben Motiven wie von mir oben genannt – oder gar einfach aus Lust am Chaos – bewusst völlig unangemessen bewerten?

Vielleicht die Krönung des Metiers sind Bewertungen von Arztpraxen und Kliniken durch „Patienten“ – die noch nicht einmal nachweisen müssen, dass sie Patienten waren oder sind. Jedem Mobbing und Fake wird dort Tür und Tor geöffnet. Als Patient wollen Sie wissen, ob der Arzt/ die Ärztin FACHLICH kompetent ist – nicht ob er/sie einfühlsam auf Sie eingegangen ist. Da findet sich bei einer Praxis jede Einstufung zwischen Menschenschänder und Gott-gleichem-Wesen! Das kann im schlimmsten Falle existenzgefährdend sein … Irreführend ist es sowieso. „Ich war gestern in der Praxis – und bin immer noch nicht gesund!“

Zum Ausklang nun noch eine schöne Episode aus dem analogen Leben: in der letzten Ferienwohnung, die wir auf Usedom bewohnten, lag noch ein Gästebuch – und es hatte sogar noch Eintragungen aus jüngerer Zeit. Unfaßbar: #AnalogLebt !

Heute aber mal ein Gast-Beitrag zum Thema:

Unternehmens-Gründung („Start-Ups“) in Deutschland!

Bitte unbedingt lesen: unfassbar komisch – aber unfassbar wahr!

von Autor: Henning Börger

Wenn tatsächlich mal einer es wagt, aus der Uni „auszugründen“, dann steht am ersten Arbeitstag vor dem neu geschaffenen Standort bereits ein Heer aus Lakaien von: IHK, BG, GEZ, Gewerbeamt, Feuerinspektoren, Schornsteinfeger und das Finanzamt hat schon mal einen auf Grundlage der Investitionen ermittelten Vorauszahlungsbescheid in deinem Briefkasten hinterlegt.

Wenn du dann zum ersten mal die Tür zu deiner Firma aufgeschlossen hast, musst du in deiner 5 Mann-Klitsche erst mal einen Feuerwehrmann und zwei Ersthelfer ausbilden lassen, ein ausgeklügeltes Netz von Feuerlöschern installieren, sämtliche Büromöbel auf den Stand der Arbeitschutzverordnung von dann und wann bringen, einen Anwohnerparkausweis kaufen, obwohl du mit der Straßenbahn kommst, am besten gleich selbst einen Betriebsrat gründen, um nicht am nächsten Tag in der Lokal-Zeitung zu stehen.

Außerdem musst du ja den Hausmeister, der sich auch um deine Büros kümmert, zu einem Managementseminar anmelden! Noch ehe du dazu kommst, deinen ersten Kaffe zu trinken, klingelt bereits der zweite Vertreter für Kaffe Automaten und Zubehör, glücklicherweise kannst du nicht öffnen, weil du schon dabei bist den Außendienstmitarbeiter von Würth abzuwimmeln.

Den ersten Kaffee musst du dir dann leider mit der Frau teilen, die irgendwie bei dir reingekommen ist und dir gerade ein Seminar über Arbeitsschutzkleider- und Betriebshygieneverordnung anhängt. Schließlich haben wir ja alle Tuberkulose und leben in Slums. Die Frau beneidest du übrigens, weil du dir nie und nimmer einen so adretten Hosenanzug leisten könntest, wie sie ihn trägt und auch der Dienstwagen und das von ihr verwendete Arbeitsmaterial eindeutig darauf hindeuten, dass sie mehr verdient, als du jemals mit deiner Klitsche einnehmen wirst.

Wenn du dann abends, zu spät zum Essen, aber noch früh genug, um dir anzuhören, dass deine Frau, dein Mann, deine Freundin, deine Kinder dein Hund o.Ä. auch noch da sind und Bedürfnisse haben, durchschnaufen willst, stehen schon mal der Obmann der Ortsfeuerwehr, der Leiter des Ortsverbandes der CDU, eine Praktikantin der Diakonie und – wenn es ganz dumm läuft – der Bürgermeister mit Blumen, Kuchen und einem Stapel von Spendenformularen vor deiner Tür.

Wenn die alle abgefertigt sind und du betäubt von all diesen Eindrücken im Flur an der Wand lehnst und deine Schläfen reibst, in der Hoffnung, den Kopfschmerz, den dir das alles bereitet, loszuwerden, wenn du da also so lehnst, dann fällt dir plötzlich siedend heiß ein, dass du seit einer Stunde auf diesem sehr wichtigen Elternabend in der Schule deiner Tochter sein müsstest… aber das ist jetzt irgendwie eine andere Geschichte.

Mein Kommentar zum vorstehenden Gastbeitrag:

Diese unwesentlich überspitzte Darstellung der Start-Up-Leiden durch meinen Sohn Henning sagt in der Konsequenz eines:

Gründerzentren („Inkubatoren“) sind das Wichtigste, was man auf politischer Ebene zur Förderung der (jungen) Gründerszene leisten kann! Das kann ich aus eigener Erfahrung sagen. Und noch eines: jedem Gründer-Team sollte ein erfahrener Controller an die Seite gestellt werden! Im ländlichen Raum ist beides besonders schwer zu finden! Hier müssen Bund, Länder und Kommunen UNBEDINGT mehr investieren.

Nicht jeder will und kann dafür nach Berlin gehen!

Bild des Tages: (Wer mehr Bilder von mir sehen möchte kann dies auf meinem Foto-Blog www.fotosaurier.de tun oder auf flickr bei „Herbert Börger“)

Hartriegel

Aphorismus des Tages:

„Heute wurde noch keine Sau durchs Dorf getrieben? Dann muss in der Welt etwas wichtiges passiert sein!“ (Der Brandenburger Tor)

Herbert Börger – Berlin, 28.10.2017

Das fängt ja gut an – 364 – Die Stadt, die Armut und ich

Digitale Alltagswunder:

Kürzlich gab ich eine neue Adresse in meinem Mobiltelefon ein, die sich um zwei Ecken direkt in meiner Nachbarschaft befand. Der Adress-Browser zeigt dann zu dieser Adress auch gleich eine kleine, aber stark vergrößerte Karte mit einem Marker bei der neuen Anschrift und einem Marker bei meiner eigenen Adresse. Dort fiel mir ein kleines blaues Zeichen direkt neben unserem Haus auf. Eine blaue Scheibe mit einem weißen Pkw-Piktogramm darin. Bei noch stärkerem Einzoomen erschien dazu die Beschriftung „parkendes Auto“.

Ich war ehrlich sehr überrascht: dieses i-Dings unterhält hinter meinem Rücken Kontakte mit anderen toten Gegenständen und weiß auch noch was die „machen“ – und ich hatte keine Ahnung davon! Es ist offensichtlich bereits autonom. Will ich das?

Scheinbar bereits eine schwache Vorahnung von „QualityLand“.

Die Stadt – die Armut – und ich …

Die beiden wirklich großen „Seuchen“, von denen alle Großstädte (wie Berlin) befallen werden, sind Kriminalität und offensichtliche Armut. Zwischen beiden gibt es eine Grauzone der Überschneidung.

Die Armut gebiert einige extrem unangenehme Erscheinungen, wie das Betteln auf Straßen, und im ÖPNV. Es kann echte Armut als Hintergrund haben, aber auch von Banden organisiert sein (wie das Betteln in ländlichen Gebieten von Haustür zu Haustür grundsätzlich von Banden organisiert ist). Wer davon nichts ahnt: nochmal die „Drei Groschen Oper“ ansehen…

Ich gebe in Berlin (oder anderswo) grundsätzlich keinem Bettler etwas – aber den Obdachlosen-Zeitungs-Verkäufern, die vor dem Supermarkt stehen oder durch U- oder S-Bahn wandern, gebe ich grundsätzlich etwas – meist ohne die Zeitung mitzunehmen. Ich weiß, dass sie diese Zeitungen beim Zeitungs-Vertrieb vorher kaufen müssen (ich glaube für 40 Cents – der Verkaufspreis beträgt 1,20 Euro). Das ist ein richtiges „Geschäftsmodell“ – und sie brauchen das Geld wirklich. … und ich kann es mir wirklich leisten, einige Male in der Woche diesen Obolus zu spenden.

Vor einer Woche fuhr ich zu meinem Zahnarzt am Nollendorfplatz.

In der S46 saß ich im Fahrradabteil. Nach dem Halt in Neukölln baute sich ein junger Mann in der Mitte des Waggons auf und sagte sein Sprüchlein auf, mit dem er den kleinen Stapel der Obdachlosen-Zeitung „Motz“ anbot.

An diesem Tag lief die Begegnung mit dem Zeitungsverkäufer folgendermaßen ab:

Nachdem er seinen Spruch aufgesagt hatte, blickte der junge Mann nach rechts in den weiter von mir entfernten Waggon-Bereich und wartete kurz ab – niemand rührte sich. Dann wendete er sich dem Fahrradabteil zu, in dem ich saß – keine Reaktion. Ich winkte ihn heran und gab ihm wie üblich meine 2 Euro – ohne eine Zeitung zu beanspruchen.

Plötzlich kamen von allen Seiten Handzeichen und vier weitere Fahrgäste spendeten unmittelbar nach mir, auch zwei aus dem anderen Waggonbereich, aus dem vorher kein Zeichen gekommen war.

Der Schluss aus dieser Beobachtung liegt nahe: ich hatte durch meine Aktion bei denen, die ohnehin noch mit Zweifeln rangen, ob sie nicht doch spenden sollten, eine Lawine losgetreten. Ich war überrascht – und ein bißchen zufrieden.

Die Botschaft: wenn Sie gerne helfen möchten – nur zu: es könnte sein, dass sie noch einen „Multiplikator“ auslösen!

Zur Belohnung tat es anschließend beim Zahnarzt wirklich gar nicht weh!

Allerdings ringe ich seitdem immer noch mit dem Gedanken, ob ich nicht doch in Zukunft die Zeitung mitnehmen sollte… Weiter oben habe ich ja gerade noch gelobt, dass diese Zeitungsverkäufer ein richtiges Geschäftsmodell betreiben. Durch die Spende ohne Abnahme der Zeitung degradiere ich sie ja meinerseits auf das Niveau der Bettler, denen ich eigentlich aus Prinzip nichts geben will!

Sicher wird man mit solchen anekdotenhaften Randepisoden dem ernsten Problem der (echten) Armut nicht gerecht… Ich will daher noch nachsetzen, dass ich glaube, dass das Problem „Armut“ in unser Gesellschaft lösbar IST und auch gelöst werden SOLLTE! Nicht gelingen wird das durch schablonenhaften Streit zwischen Parteien, sondern durch Konsensbildung auf Basis gesicherter, anerkannter Referenzwerte und Daten.

Wenn die immer und überall wiederholten Tatsachen, dass ca. 80% der Kinder, die unter der sog. Armutsgrenze leben, bei alleinerziehenden Eltern leben, dann wäre das ein Ansatzpunkt: worauf warten wir noch? (Sorry, ich vergaß: wir warten auf das Ende des Wahlkampfes in Niedersachsen, auf die „Einigung“ zwischen CDU und CSU und nun noch sehr lange auf die Befindlichkeitsauslotung zwischen den Alphatierchen von vier Parteien! Und dann?)

Dazu das noch:

Wie bei den Kinder-Rechten, fehlen den Armen natürlich die Lobbyisten, was bekanntlich besonders dramatische Folgen hat, wenn die Merkmale „Kind“ und „Arm“ zusammentreffen. Es sind jene aber nicht die besten Anwälte der Armen, deren Geschäftsmodell (oder Ideologie) auf der Existenz der Armen beruht! Fast trivial (und fast schon ein Aphorismus…).

In diesem Zusammenhang habe ich kürzlich interessiert aufgehorcht, als Herr Gysi in einer Runde erklärte, er würde gerne, wenn alle sozialen Probleme gelöst wären, seine Partei auflösen.

Dies war bei genauerer Betrachtung eine sehr geschickte Bemerkung: weil sie vice versa indirekt den anderen Parteien unterstellt, dass immer zuerst die Existenz der Partei zu sichern sei – und man dann nur herausfinden muss, welche Flagge zu hissen ist, damit die Partei so mächtig wie möglich wird.

(Oder: welchen Wein füllen wir in die alten Schläuche?)

Ein wirklich kluger Mann, der…

Bild des Tages: (Wer mehr Bilder von mir sehen möchte kann dies auf meinem Foto-Blog www.fotosaurier.de tun oder auf flickr bei „Herbert Börger“

RegenLaterne

Aphorismus des Tages: … dies ist mein absoluter Lieblings-Aphorismus:

„Der Mensch schuf Gott nach seinem Bilde.“ (Ludwig Feuerbach, dt. Philosoph 1804-1872).

Diesen Aphorismus las ich zum ersten Mal auf dem großen Gedenkstein, der auf dem Rechenberg in Nürnberg (dort lebte er bis zu seinem Tode) für Feuerbach errichtet ist. Ich konnte es erst kaum glauben. Wir wohnten direkt neben dem Rechenberg in den 1990er Jahren. Das war damals noch das alte Denkmal (ein sehr breiter, einfacher Quader mit sehr große Schrift) von 1930, das nach dem 2.Weltkrieg wieder errichtet worden war. Es wurde 2004 durch ein aufwändiger geformtes Denkmal ersetzt. … und stets gab es darum erhebliche Querelen.

Herbert Börger, Berlin 27.10.2017

Bei Illner auf der Wahlkampf-Intensiv-Station!

Frau Illner stellt als Domina drei Politiker auf einen Hundetrainings-Platz und wirft ihnen Stöckchen zu….

… die sie binnen Sekunden apportieren müssen.

(Sende-Format :“Illner intensiv“ vom 5.-8-9-2017)

Das ergab auch überraschende Ergebnisse – denn nicht jeder greift in der Hektik gleich in die richtige Schublade!

Interessant!

Aber ist eine solche Dressur-Schau förderlich für den politischen Diskurs?

Fragwürdig.

Herrn Sonneborn hätte sowas einfallen können, um den Parteien-Routine-Sprech satirisch zu entlarven – aber der ist jetzt ja leider Partei….

Aber Satire-Sendungen haben wir bei den Öffentlichen inzwischen wirklich genug!

Der Brandenburger Tor

Schluss mit lustig! Satire hilft nur Euch selbst….

Na toll: da liefert Donald Trump TÄGLICH den reinsten Stoff für Satire, Glosse und Co.! Das ist gut für die Kabarett-/Comedy-Branche – und auch für die Zeitungsverlage in USA, wie man liest! Wenn die Kabarettisten aber Pech haben, ist er schon im Original satirischer als sie je sein werden….

Seid Euch bitte im Klaren darüber: das ist alles nur Therapie für Euch selbst – mir hilft eine gut gemachte Satire á la Heute-Show auch emotional *) … ich lache drüber, prompt geht es mir besser – aber gegen den realen Trump und seine Politik hilft das kein bisschen. Die Trump-Show läuft weiter… bis Ihr Euch die nächste Therapie-Dosis holt.

Bis jetzt REAGIEREN die meisten nur auf Trumps Show: aber

gibt es bereits irgendwo klare Strategien für das AGIEREN?

Die kann es nur geben, wenn man VORAUSDENKT, was die Konsequenzen des Trump’schen Handelns sein werden, was seine nächsten Schritte sein müssen.

Es mag emotional für Trump-Kritiker (weltweit) eine hilfreiche Situation sein, wenn man sich ständig gegenseitig bestätigt, dass das so nicht geht. Aber es ändert nichts.

Ad 1: Die Win-loose-situation

Egal, wie die Sache ausgehen wird: Trump wird immer der Gewinner sein!

Ob er aus dem Amt gejagt wird, ob er sich durch vier Jahre so wie bisher durchwurstelt (wie sonst?) – egal wie die Sache ausgeht: die „Marke TRUMP“ wird um das zig-fache gestiegen daraus hervorgehen.

Der aufgeklärte, positiv ausgerichtete Mensch und Beobachter ist auf einen humanistischen Mehrwert ausgerichtet. Er kennt die Trash-Werteskala der Trump-Welt nicht. Ein Schuft der der ihn deswegen einen NAIVEN GUTMENSCHEN schimpft.

Aber tatsächlich kann der Marktwert der Marke Trump aufgrund der immensen Aufmerksamkeits-Lawine ununterbrochen nur steigen – egal was er macht, egal wie es ausgeht…. solange er nicht klug abwägend oder staatsmännisch redet oder handelt, geht es immer aufwärts.

Die erste Nummer hat er mit Bravour abgehakt: er IST Präsident GEWORDEN! Entgegen allen 1:10 Wetten!

Selbst wenn er nun mit „Schimpf und Schande“ aus dem Amt gejagt würde (was wohl sehr schwierig zu bewerkstelligen wäre) – das würde ihm nicht schaden – in seiner Trash-Währung ist das Verstoßen gegen Regeln ein Wert per se. Was der aufgeklärte positiv-ethisch denkende Mensch über ihn denkt ist irrelevant (dt.: interessiert ihn nicht). Seine Anhänger-Gemeinde würde ihn danach zum Märtyrer stilisieren (bzw. er sich selbst natürlich – das tut er ja jetzt schon).

Unsere Empörung zementiert die Win-situation für Trump, weil unsere Argumentation den Punkt nicht trifft: wer sich auf Trumps Niveau nicht herablässt, wird ihn und seine Anhänger nie erreichen – und ich weiß, dass das hart wird für alle wohlmeinenden Zeitgenossen. Aber mann kann jemanden nicht treffen, der nie ein Staatsmann sein wollte, wenn man ihm vorwirft, dass er nicht staatsmännisch handelt.!

Ad 2: Das Ziel kann nur sein, die „Marke Trump“ zu zerstören

Ich bin kein Marketing-Fachmann und kann nicht beurteilen, ob das überhaupt möglich ist.

Aber meine laienhafte Einschätzung sagt: es gibt zwei „Lindenblätter“ auf seinem Trash-Drachenblut-gestählten Körper.

Erstes Lindenblatt: Lächerlichkeit.

Lächerlichkeit ist ein sehr gutes Gegengift gegen den Märtyrerstatus – wohlgemerkt: Lächerlichkeit in den Augen seiner Anhänger! Achtung: Satire/Kabarett hilft da nicht, da seine Anhänger Satire nicht verstehen oder akzeptieren.

Zweites Lindenblatt: Konsens mit seriösen Politikern

Die Kernwählerschaft ist ganz wesentlich dadurch an ihn gebunden, dass er sich mit dem Rest der Welt anlegt – einschließlich seiner eigenen Partei.

Wenn vernünftige, seriöse und ethisch unanfechtbare Zeitgenossen es schaffen würden, dass er mit ihnen einen Konsens einginge, würde das Trump bei seiner Kernwählerschaft schaden – bei den Wählern des Gegenlagers aber nicht Nützen…

Ad 3: Alles vermeiden, was zum Märtyrer-Status Herrn Trumps beitragen würde.

Also: bitte nicht illegal beseitigen.

Ad 4: Das reicht ja nun wohl als Aufgabe für die nächste Zeit.

Ach ja, noch eines: Liebe Amerikaner, schützt Eure Richter! Das sind die Einzigen, die ihn derzeit in Schach halten können!

Bitte Vollzug melden!

Der Brandenburger Tor

*) …sollte auf Rezept gesendet werden!

AirBerlin – Fürsorge für Urlauber und Arbeitnehmer – oder staatliche Insolvenzverschleppung?

Wer an eine Firma, nachdem sie in Insolvenz gegangen ist, Geld zahl (z.B. einen Kredit), hat dieses im selben Moment verloren, denn dieser Kredit ist dann eine nachrangige Forderung, also bei den immensen Schulden, die Air Berlin angehäuft hat (neben weiteren nachrangigen Forderungen der ETIHAD aus großen Gesellschafterdarlehen), grundsätzlich als verloren zu betrachten.

Der Insolvenzverwalter ist in dem insolventen Unternehmen ab sofort der Unternehmer (auch wenn Eigenregie zugebilligt würde, wäre er der Aufseher des Vorstandes). Er muss sich an das Insolvenzrecht halten – da steht auch der Finanzminister der BRD nicht darüber (Rechtsstaat).

Mich interessiert aber als Steuerzahler dringend, wie dort ganz plötzlich 150 Mio € aus dem Hut gezaubert wurden – die nach meinem Verständnis der Rechtslage nun weg sein müßten!

Ich beobachte das übliche Spiel: es äußern sich gegenüber der Öffentlichkeit die Wirtschaftsministerin und der Verkehrsminister – nicht aber die eigentlich für einen solchen Vorgang maßgeblichen Merkel und Schäuble.

Warum?

Die beiden Minister könnte man notfalls opfern…

Beide haben in unterschiedlichem Wortlaut (also mit sehr heißer Nadel gestrickt!) erklärt, dass dieser „Überbrückungskredit“ nach Verkauf von Unternehmensteilen definitiv zurück gezahlt werden wird.

Wir reden von einem Unternehmen, das bei knapp 4 Mrd. Umsatz offensichtlich ein Negativ-Kapital von 1,8 Mrd haben soll und seit 8-9 Jahren in keinem Jahr Gewinn gemacht hat.

Mir erscheint es absolut illusorisch zu sein, dass unter diesen Bedingungen für Teile des Unternehmens ein Gesamt-Preis erzielt wird, von dem alle Gläubiger-Forderungen befriedigt werden und dann noch 150 Mio Kredit der BRD zurückgezahlt werden können.

Wenn aber getrickst werden soll, so dass nicht der Insolvenzverwalter die 150 Mio am Schluss „auskehrt“, sondern Gläubiger (und Mitarbeiter) auf Ihren Forderungen sitzen bleiben, der Käufer (Lufthansa?) aber die 150 Mio an den Bund zurück zahlt: dann wäre das ein Insolvenzbetrug.

Ich befürchte, dass die Situation tatsächlich die folgende ist:

  • Es ist vor der Wahl um jeden Preis zu vermeiden, dass 8.600 Air Berlin – Mitarbeiter plötzlich auf der Straße sitzen. Nach der Wahl wird das kein Problem mehr sein…
  • Es sollen Bedingungen geschaffen werden, dass der Betrieb weiter läuft, damit Lufthansa geringeren Zeitdruck für eine Teil-Übernahme hat…
  • …und alles soll getan werden, damit Ryanair herausgehalten wird.

Die Begründung, dass man den Überbrückungskredit von 150 Mio bis November gibt, damit die 80.000 Urlauber von AirBerlin wieder zurückgeholt werden können, ist eine plumpe Nebelkerze:

Für einen gewissen, vermutlich nicht kleinen, Anteil von Urlaubern – nämlich die, die über Pauschalreiseanbieter gebucht haben – ist die Sache bereits systemisch geregelt, ohne dass irgend jemand eingreifen muss.

Dass es für geschätzt 40.-50.000 Urlauber innerhalb von 4 Wochen keine Kapazitäten geben soll, ist eine genau eingehaltene Sprachregelung – aber völlig unglaubwürdig!

Und dafür brauchte man nach meiner Schätzung weniger als 10 Mio €.

Und zum Schluss noch einmal zu den offen zu Tage liegenden Widersprüchen um den 150 Mio-Kredit (an das bereits insolvente Unternehmen!!!):

er kann und wird nicht zurück gezahlt werden!

  • erstens aus finanztechnischen Gründen (der Wert wird nicht realisiert werden);
  • zweitens aus insolvenzrechtlichen Gründen (s.o.);
  • drittens aus wettbewerbsrechtlichen Gründen – da jeder benachteiligte Wettbewerber mögliche Tricks anfechten wird, mit denen das Steuergeld zurück fließen könnte.

Aber das sollen wir erst nach der Wahl erfahren!

Ein Appell an die beteiligten Politiker:

Macht Euch ehrlich – es ist sehr riskant, so kurz vor der Wahl den Wähler hinters Licht zu führen!

Dies empfiehlt:

Der Brandenburger Tor

P.S.: Wer ein bisschen kaufmännisch rechnen kann (was AirBerlin-Vorstände tatsachenbasiert offensichtlich nicht können), wird auch sehr schnell erkennen, dass die 150 Mio-Finanzierung für drei Monate nicht reichen wird!

Die Firma hat im letzten Jahr pro Quartal 190 Mio € Verlust gemacht (Kosten höher als Einnahmen). Nachdem ETIHAD die Reißleine gezogen hat, ist das also eher NICHT besser geworden!

Insolvenz bedeutet aber: ab sofort ALLES auf Vorkasse – sodass die 150 Mio eventuell alleine für die Umstellung des Zahlungszeitpunktes (Liquiditätsreserve) drauf gehen werden.

Wer darauf spekuliert, dass nun ja die Löhne per Insolvenzausfallgeld aus den Kosten herausfallen, der wird erleben, dass die gesamte Wirtschaft dagegen klagen MUSS, denn dieses Geld wird als Umlage laufend von allen Unternehmen aufgebracht, und ist nicht dazu da, um Eingriffe des Staates in ein Insolvenzverfahren zu finanzieren (möglicherweise mit der gleichen Wirkung, die eine Insolvenzverschleppung hätte).

Also rechnen Sie bitte schon mal mit dem doppelten Betrag!

Und nun doch noch eine letzte Frage:

Wieso soll eigentlich einem Unternehmensvorstand, der die jetzt zu Tage getretene Bilanz zu verantworten hat, nach den Verlautbarungen die Gelegenheit zur „Plan-Insolvenz“ gegeben werden?

Wenn es eine Möglichkeit gäbe, eine Wende herbeizuführen: warum hat dieser Vorstand sie BISHER nicht gefunden?

Aber das wird ja das Insolvenzgericht zu entscheiden haben.

Das Kreuz mit dem Kreuz auf dem Humboldt-Forum

oder: ich hätte da mal ein Paar ZWEIFEL, ob das richtig läuft…. in Berlin und in Potsdam!

Meine Freundin Letizia hat vorgeschlagen, eine Katze auf die Kuppel des Humboldt-Forums zu setzen – was niemanden wundert, der sie kennt…. Elmar´s (Berliner!) Kater Fritz würde die Stelle sicher sogar gerne annehmen, wenn man dafür sorgt, dass genügend Mäuse auf dem Dach des Humboldt-Forums wohnen… Mein Freund Christoph sympathisiert durchaus mit dem Mikroskop…. was auch niemanden wundert, der ihn kennt.

Sicher werden jetzt noch viele andere Vorschläge dazu kommen, was denn nun auf der Kuppel des Humboldt Forums angebracht werden soll: ein Modell eines Herzens (spendet mehr Organe!), eine Tafel mit der Erderwärmungskurve, eine Anzeigetafel mit den neuestenTweets des Amerikanischen Präsidenten – es ließe sich endlos fortsetzen – und Parteien und Verbände haben sicher nichts wichtigeres zu diskutieren.

Die meisten Vorschläge und Meinungen sind Klientel-gebunden und das Spektrum reicht von „Eine Stadtschloß-Kuppel ohne Kreuz wäre absurd“ (Kauder-der-Einfältige) bis zu „Auf dieses Gebäude ein Kreuz zu setzen, wäre völlig anachronistisch“…. (Kultursenator).

Die Gründungs-Intendanten wollen ein Konstrukt befördern, das mindestens sehr Erklärungsbedürftig wäre (Kreuz ja… aber … wenn… dann auch… naja… ist uns eigentlich egal…)

Entgegen Ihren Erwartungen werde ich selbst hier keinen Vorschlag machen, sondern möchte ZWEIFEL säen, ob das alles denn so gut läuft hier.

Verblüffend: die seit Jahren existierenden Modelle und Animationen der Rekonstruktion des Stadtschlosses zeigten alle das Kreuz auf der Kuppel. Mir ist eine diesbezügliche frühere, öffentliche Debatte nicht in Erinnerung.

Sofort wurde allerdings ganz klar gemacht, dass die Stadtregierung das Kreuz eigentlich nicht wollte (was vorher öffentlich nicht thematisiert wurde).

Hat da jemand eine aktuelle Spende (wirklich zweckgebunden?) dazu benutzt, das „Schiff“ auf neuen Kurs zu bringen… wohl wissend, dass da starke Gegenströmung ist.

Die Kultur-Oberdrohne im Bund (der alles ausser dem Barock-Schmuck und das Kreuz bezahlt) äußert sich gar mit „Unsere Kultur der Offenheit, Freiheit und Barmherzigkeit hat ihre Wurzeln in unserem christlichen Menschenbild“ (Abituraufsatz: Thema verfehlt – aber jetzt wissen alle wo weitere Insassen des Leitkultur-Nestes hocken). Wirklich, Frau Grütters?

Ich möchte darüber sinnieren, was diese Debatte über uns selbst als Gemeinschaft… unsere Kommunikation miteinander… und unser Verständnis von „Stadt“ aussagt.

Der Kontext: Bis vor kurzem (d.h. anscheinend vor dem 18.05.17) gab es  – jedenfalls öffentlich – den Kreuz-auf-der-Humboldt-Forums-Kuppel-Diskurs noch nicht.

Plötzlich erschien in der Berliner Zeitung die Meldung, durch eine Millionenspende sei die Wiedererrichtung des Kreuzes auf der Kuppel des H-F gesichert.

Erster Gedanke: sportlicher Preis für ein Kreuz… Nun ja: vergoldet, und wahrscheinlich muss auch bei einer Spende die Wartung und Überprüfung des Bauwerkes für 300 Jahre gesichert werden. Na dann….

Zweiter Gedanke: kann man sich, wenn man sich – so man sehr viel Geld übrig hat – die Stadt nach seinen Vorstellung zurecht-stiften? Der Verdacht keimt auf, dass hier jemand eine Gelegenheit sah, die voraussehbare Diskussion um ein Kreuz zu umschiffen, indem vollendete Tatsachen geschaffen werden: … ist schon bezahlt – kein Thema für Euch mehr!

Nur ein Verdacht – wie gesagt. Dieser Aspekt der Diskussion ist danach auch sofort wieder verschwunden.

Tatsache ist, dass die Humboldt-Forum genannte Schloß-“Rekonstruktion“ tatsächlich eine moderne Beton-Schachtel am Ort des ehemaligen Preußen-Schlosses ist, deren wunderschön klar gegliederte moderne Fassade auf der Spree-Seite sichtbar ist, an der entlang man – wenn man will – auf den barocken Dom blicken kann, um sich an der positiven Spannung zu erfreuen, die gute, kontrastierende städtebauliche Ensembles erzeugen können.

Auf drei Seitenflächen (und einem Teil des Daches) wird die Beton-Schachtel von rekonstruierten, barocken Fasadenflächen überwuchert, weil die Berliner Bevölkerung mehrheitlich eine Erinnerung an Preußischen Glanz und Gloria dort haben wollte. Das ist in Ordnung.

Im Inneren soll aber ganz dezidiert NICHTS formal oder inhaltlich an den alten Nutzen (Schloss) erinnern – weswegen sogar im Namen der Begriff Schloss mit aller Gewalt vermieden wird.

Diese Form der öffentlichen Schizophrenie ist für mich o.k., wenn sie eben auf einem Minimalkonsens beruht. Ob der Außenstehenden vermittelbar ist, steht auf einem anderen Blatt.

Fragwürdig wird für mich allerdings zunehmend der Umgang mit dem Begriff „Rekonstruktion“:

um bestimmte Argumente zu unterstützen, wird stets die Rekonstruktion in den Vordergrund geschoben – während die Grund-Argumentation aber AUSDRÜCKLICH den Rekonstruktionsgedanken verneint – bis zur Verleugnung des Namens „Schloss“.

Am meisten hat mich die spontane Äußerung offizieller klerikaler Stellen verblüfft: Egal, was drin ist: im Zweifelsfall immer ein Kreuz drauf! Nehmen wir! Ehrlich gesagt: ich hätte eigentlich genau das Gegenteil erwartet… man lernt nie aus.

Das Parlament hat verfügt, dass die Bevölkerung den Schmuck, den sie will, überwiegend als Spende aufbringen soll.

Clever gedacht – aber nicht zu Ende gedacht!

Und hier kommen wir zum eigentlichen Knackpunkt dieses Themas.

Dürfen wir zulassen, dass sich Reiche den städtischen Raum so zusammen spenden, wie es ihrem persönlichen Wunsch und Weltbild entspricht?

Reiche Spender wollen sich durch derartige Spenden für das vermeintliche Gemeinwohl als Wohltäter preisen lassen. Sie haben im Allgemeinen keinen Bedarf, den Stadt-Raum für sich als ein wesentliches Element des täglichen Lebens zu nutzen.

Der Normal-Bürger, der in den Innenstädten lebt, hat diesen Bedarf aber sehr wohl.

Nun ist das Kreuz auf dem Berliner Humboldt-Forum eine Bagatelle, die sich mehr im geistigen Raum an Meinungen und Fakten stößt…

Eine ganz andere Dimension hat dieses Thema aber inzwischen in Potsdam angenommen!

Ich meine die Situation um den Alten Markt herum.

Hier sind von einer von reichen Spendern befeuerten Rekonstruktion-Welle große Bereiche des Stadt-Raumes betroffen, was wenig kritisch ist, solange es das Auffüllen von Lücken betrifft (Beispiel: Palais Barbarini), die nicht bereits wieder durch wesentliches städtische Leben gefüllt wurden.

Ich hoffe, dass es den Potsdamern gelingen wird, einen klugen Weg des Konsenses ALLER gesellschaftlichen Schichten zu finden, wenn es darum geht, Gebäude mit relevanter Nutzung ggf. abzureißen, um ein immer größeres Barock-Ensemble zu realisieren.

Gemeint sind hier natürlich Fachhochschule und Katharinenkirche (vs. Rechenzentrum)!

Hier möchte ich meine persönliche Meinung (als Nicht-Potsdamer) aber nicht verhehlen:

eine Komplettierung des Barock-Zentrums von Potsdam (zumal mit dem Geld der Sponsoren, die wie schon gesagt den Stadt-Innenraum eigentlich nicht brauchen, außer zur Repräsentation) um weitere 100%-Rekonstruktionen wird nicht zur Bereicherung der Stadt für ihre Bürger beitragen.

Schon jetzt wirkt das ganze zwar durchaus schön und eindrucksvoll – aber gleichzeitig erschreckend steril und abweisend.

Ich war vor Jahrzehnten das letze Mal in Potsdam. Im Mai dieses Jahres sah ich die „Neue-Alte-Innenstadt“ über die Lange Brücke mich nähernd zum allerersten Mal. Ich war wirklich geschockt und musste mir immer wieder klar machen: das ist 1:1… „life-size“!… und keine LEGO-Stadt.

Wenige Wochen später stand ich wieder auf dem Alten Markt, diesmal unter brandenburgisch-adriatisch-blauem Himmel, umringt von den schimmernden, glänzenden Gebäuden.

Der Platz, den die Barockfassaden umgeben, ist riesig, völlig kahl und leblos (bzw. unbelebt) – nur prächtig.

Mein Rundum-Blick fiel dann natürlich auch irgendwann auf ein einziges modernes Gebäude und ich dachte: na wenigstens haben sie sich da etwas getraut… ein wirklich schöner, moderner Bau! Aber warum lassen sie den so vergammeln. Das ganze Barock sieht aus wie hand-poliert (und ist es wahrscheinlich auch) – und dieser schöne Bau verkommt….?

Hinterher habe ich im Internet herausgefunden, dass dieses schöne, moderne Gebäude die „alte“ DDR-Fachhochschule ist. Der Arte-Film (Arte Mediathek) zur Eröffnung des Palais Barberini schildert die damit verbundene Problematik – ergänzt um das Thema der Katharinen-Kirche. Ich hoffe, dass der Film die Situation einigermaßen objektiv schildert.

Wenn das so ist: so stellt sich die Frage: wenn hier nicht das Thema, wem die Stadt gehört, zu ende diskutiert wird, wann dann?

Berlin, 12.06.2017

Der Brandenburger Tor