Das fängt ja gut an – 278 – Homo Digitalis

Homo Digitalis oder KI (=Künstliche Intelligenz) – Thema verfehlt ?

Ganz aktuell gibt es gerade zum Jahreswechsele 2017/18 eine Sendereihe „Homo Digitalis“ im Bayerischen Rundfunk. Ich habe mir einige Beiträge angesehen (noch nicht alle), dabei besonders den über die„Optimierung“ unseres Gehirns – hier provokativ-ironisch „Upgrade für dein Gehirn“ genannt. (die-zukunft-des-denkens-27-homo-digitalis-ein-upgrade-fuer-dein-gehirn-av:5a6200de71174a0017be75d1).

Das gesamte Projekt heißt „Serie über die Zukunft des Menschen: Homo Digitalis“.

Partner sind BR, Arte, ORF, Süddeutsche Zeitung, Bilderfest – und Fraunhofer IAO.

Unbestritten gibt es in einen enormen Informationsbedarf zum Thema Digitalisierung, das in der Gesellschaft schon heute sehr viele Bereiche betrifft und sicher immer drängender auf alle Bürger zu kommt – auch in solchen Bereichen, bei denen man sich nicht mehr in „freier Wahl“ für einen analogen oder digitalen Kanal entscheiden kann.

Es ist sehr begrüßenswert, dass Medien sich diese Themen auf die Fahne schreiben. In der Reihe der oben genannten Partner des Projektes kann man davon ausgehen, dass die ersten vier eben die „Informationsanbieter“ sind, die sich einerseits des Fraunhofer-Instituts als technisch-wissenschaftlichen Berater hinzugezogen haben, und dazwischen steht offenbar eine Firma (Bilderfest), die wohl (als Auftragnehmer) für die Gestaltung und Vermittlung der Themenblöcke in den Videos zuständig ist (In ihrer Website nennt sie als ihr Motto: „Hauptsache unser Bewegtbild bewegt die Menschen.“)

Bevor ich zu meiner Kritik komme, möchte ich pauschal lobend über die Beiträge, die ich gesehen habe, hervorheben: es werden in relativ kurzen Abständen auch kritische Fragen und Bedenken eingeblendet. Das sind Fragen wie: „Wollen wir das wirklich so, wenn das mal realisierbar wäre?“ – „Ist das sinnvoll?“ – „Darf man das?“

Dadurch wird der Eindruck vermieden, die Macher der Berichte würden den Betrachter dahin drängen wollen, dass er ja zukünftig ganz gewiss sein Gehirn optimieren (lassen) müsse. Diese Gewissheit versucht ein junger, naiver Nerd in diesem Beitrag (als Start-up-Gründer vorgestellt…?) zu verbreiten, der dabei ernsthaft von der Notwendigkeit spricht, dass wir ein „Update“ für  unser Gehirn benötigen. Der Mann würde sehr gut in die „Singularity University“ von Ray Kurzweil passen. (siehe mein Blog-Beitrag: https://der-brandenburger-tor.de/?p=7404 )

Die behandelten Themenblöcke handeln im Grunde von sehr komplexen Sachverhalten in Grenzbereichen von Biologie, Medizin, Psychologie, Soziologie, Molekularbiologie, Genetik, Kognition-Physiologie, Physik, Elektronik, Computerwissenschaften, Künstlicher Intelligenz – um nur die wesentlichsten Themenfelder zu nennen.

Die Gefahr ist bei solchen möglichst populären, den Betrachter „bewegenden“ Darstellungskonzepten im Videoformat, dass um der Show willen nicht nur die Genauigkeit der Darstellung und der Eindruck der wahren Komplexität leidet, sondern die Wirklichkeit total verfehlt wird! Dies passiert in diesem Beitrag da, wo am „Ars Electronica Future Lab“ (Linz), die enthusiastische Reporterin angeblich die Drohne „mit ihren Gedanken startet„.

Verblüffend ist immer wieder, mit welchen billigen Taschenspielertricks manche KI-Propagandisten in ihrer eigenen Sache den informationshungrigen Normalbürger (buchstäblich!) hinters Licht führen!

Den dort gezeigten Versuchsaufbau, in dem die Drohne durch eine Auswertung der Gehirnstromkurven (seit Jahrzehnten als „EEG“ bewährtes Verfahren) gestartet wird, halte ich für regelrecht irreführend: die Testperson muss dabei nicht etwa denken „Drohne: steig!“ – sondern sie muss versuchen, jegliche konkreten „Gedanken“ zu unterdrücken und nur auf eine Lampe starren – damit die dann entstehende Gehirnstrom-Kurve elektronisch als Trigger benutzt wird, damit die Drohne aufsteigt. In dem Zusammenhang, in den das gebracht wurde, ist das für den Normalbürger irreführend in dem Sinne, als wäre das „Auslesen von Gedanken mittels Elektroden“ quasi ein Kinderspiel.

Es wäre viel aufschlußreicher gewesen, wenn man versucht hätte, die ja schon existierenden Ansätze zur Steuerung von aktiven Prothesen durch das Gehirn der Prothesenträger prinzipiell verständlich zu machen.

Glücklicherweise gibt es in dem Film eine ganz kurze Sequenz, in der einer der Wissenschaftler ganz deutlich sagt, dass man noch sehr weit vom Verständnis  der Funktion des Gehirnes entfernt ist.

Dem möchte ich hinzufügen: man ist noch so weit von der Entschlüsselung der Funktion des gesamten Gehirns entfernt, dass man nicht einmal einschätzen kann wie weit man denn davon entfernt ist!

Jede Prognose des Zeitpunktes, in dem das möglich sein wird, halte ich heute für unseriös.

Herbert Börger

© Der Brandenburger Tor, Berlin, 22. Januar 2018

 

 

 

 

 

 

 

 

Das fängt ja gut an – 279 – Das Wintermärchen von der weisen Königin

Deutschland – ein Wintermärchen

Es war einmal eine weise Königin. Die regierte ihr Land schon lange und hatte es gut getroffen: denn in ihrem Lande war schon vor vielen Jahrzehnten eine Seuche aufgebrochen, die die Menschen nicht im Geringsten in ihrer Kraft und Leistung beeinträchtigte sondern ausschließlich auf ihre Gedanken wirkte: die Untertanen der Königin hatten eine große, verstörende Angst vor Veränderungen und damit waren sie auch in Bezug auf die Zukunft eher ängstlich, denn alle Veränderungen liegen ja bekanntlich dort …

Ganz großartig fanden die Untertanen der Königin aber die Vergangenheit – die machte ihnen überhaupt keine Angst. Sie hegten und pflegten die alte Kultur ihrer Vorfahren und in keinem Land der Welt gab es mehr Museen, Konzertsäle und Theater.

Es war üblich, dass die Städte, die nach dem letzten großen Krieg sehr stark beschädigt waren, möglichst historisch oder altertümlich rekonstruiert wurden – manchmal sogar in einem älteren Stil als in dem direkt vor der letzten Zerstörung! Als sie plötzlich feststellten, dass es in ihrer Hauptstadt gar kein Schloß mehr gab (der Königin war sowas nämlich egal!) wurden die Bürger furchtbar aufgeregt, kramten ihre Ersparnisse hervor und ließen sich das Schloss genauso wieder aufbauen, wie es vor 300 Jahren gewesen war.

Damit niemand auf die Idee kann, dass sie den alten Kaiser wieder haben wollten (der hatte nämlich keinen so guten Ruf! Der hatte das mit den Kolonien versemmelt!) nannten sie das neugebaute Schloß nach einem berühmten Aufklärer aus diesem Lande – ohne allerdings nachzudenken, was der wohl heute anstatt dessen gemacht hätte und ob der solch ein Denkmal haben wollte…

Weil die weise Königin den Menschen versprach, dass sie gut auf sie  aufpassen würde, waren die Menschen zufrieden und lobten die Königin.

Obwohl das alles so wunderschön war, ist es leider nicht so geblieben, denn – das lehrt uns die Geschichte – es gibt immer irgendwelche Unzufriedenen, denen auch das Gute nicht gut genug ist und die damit alles kaputt machen!

Da war eine kleine aber plötzlich sehr laute Gruppe, die hatte besonders viel Angst! Die sagte: „Ihr habt uns belogen – es hat sich doch etwas verändert und wir wollen, dass das wieder rückgängig gemacht wird. Wir wollen alles so haben wie früher, da haben wir uns viel wichtiger gefühlt – jetzt kommen lauter fremde Leute in das Land und die werden wichtiger genommen wie wir. Wir finden aber, dass wir die wichtigsten Menschen sind und wollen alles wieder wie früher haben!“ Die Anführer dieser Gruppe waren von der Angst-Seuche ganz besonders stark befallen und hatten es sich zur Aufgabe gemacht, allen anderen auch in ihrer Angst zu bestärken.

Das war ein bißchen mehr als ein Zehntel der Menschen und die waren ziemlich laut und ungehobelt – sie forderten sogar, dass die Königin weg sollte!

Die andere Gruppe bestand aus Leuten, die sagten: „Man muß nicht Angst vor Veränderungen haben sondern davor, dass sich nicht genug verändert! Wenn wir immer so bleiben, wie wir sind, werden wir erstarren, verschimmeln und vermodern!“ Die waren vor allem gebildet und nicht so laut, weshalb man sie schlechter hören konnte. Die Zahl dieser Unzufriedenen war eigentlich viel größer – mehr als drei mal so groß!

Aber diese Gruppe war aufgespalten in mehrere kleinere Grüppchen, die sich gegenseitig nicht ausstehen konnten. Wenn einer sagte: „Das ist rot!“ dann sagte der andere „Nein, das ist grün!“ und der dritte sagte „Das ist gelb!“ und noch einer sagte: „Das ist noch viel röter als rot!“

Die waren der Königin auch böse – aber sie hatten ein ganz großes Problem: sie hatten sehr viel Angst vor den lauten und ungehobelten Menschen, die alles wieder wie ganz früher haben wollten.

Alle Unzufriedenen zusammen waren viel mehr als die Zufriedenen, die die Königin immer noch priesen – aber es nützte ihnen nichts, weil sie sich miteinander stritten und nicht mit der Königin stritten.

Dadurch wird die Königin immer weiter weise, zufrieden und ruhig ihr Land regieren können, obwohl sie bald gar keine zufriedenen Untertanen mehr haben wird – aber die haben ja eben doch am meisten Angst vor Veränderungen – und vor den anderen Farben ihrer Konkurrenten.

Es ist Winter und alles ist vom eisigen Reif der Angst und Unzufriedenheit überzogen und die Deutschen ziehen sich ihre Bettdecke bis an die Nasenspitze, damit es ja nicht ungemütlich wird!

Und so wird die weise Königin bis in alle Zukunft weiter regieren!

Herbert Börger

© Der Brandenburger Tor, Berlin, 22. Januar 2018

 

 

 

 

Das fängt ja gut an – 280 – Martin Schulz

Ein paar (eigentlich) wohlwollende Gedanken zu Martin Schulz

Bei jedem Auftritt von Martin Schulz gerate ich mit mir und meiner Umgebung in einen Diskurs. Ich will ihm nicht übel, aber ich kann ihm auch nicht vorbehaltlos folgen – ich kann viele seiner Thesen durchaus unterstützen, aber ich frage mich dann oft, ob er immer noch mehr auf Berater hört als auf seinen eigenen Instinkt … Es ist meistens so … konstruiert, was er sagt. Ja: wie ein Schulaufsatz.

Leidenschaftlich und ohne Mühe „wesentlich“ wird Martin Schulz fast immer (nur?), wenn er über Europa spricht. Da mir das persönlich auch derzeit sehr am Herzen liegt, hat er damit bei mir sogar ein fettes „Pré„.

Trotzdem werde ich mit Ihn als dem, was er gemäß Amtes beanspruchen muss nicht warm. Genauer gesagt, habe ich auch den Eindruck, dass die eigenen GenossInnen um ihn herum nicht so recht warm mit ihm werden. Da liegt so irgendwas in der Luft, dass man befürchtet, die müssen ihn loben, damit er durchhält bei dem, was er da tut – tun soll – tun will? Andrea Nahles blickt ihn so „mütterlich“ an …

Ist es der infame Hintergrund des 100%-Wahlergebnisses bei der ersten Wahl, dass so einer danach doch nicht nein sagen kann? Was ist das eigentlich für ein Haifischbecken von Partei, die dem, den sie mit den fast peinlichen 100% zu diesem Amt angefixt hat, bei der turnusmäßigen Wahl kurz danach nicht wenigstens über 90% gegeben hat?

Mein Gefühl ist, dass diese Partei-GenossInnen-Umgebung die eigentliche Ursache für Schulz‘ spürbare Unsicherheit ist. Allerdings auch verbunden mit all den selbst von Ihm in den letzten Monaten gelegten Tretminen – in Form von radikalen Statements wie: „wir sind abgewählt!“,  „keinesfalls werden wir mit Angela Merkel noch einmal regieren!“, „ich werde keinesfalls in ein Kabinett unter Merkel eintreten!“. Alles ehrlich gemeint – aber ich vermute, ihm dämmert selbst langsam, dass Ehrlichkeit allein, ohne politische Klugheit, auf diesen Terrain nicht weit führt.

Die groteske Situation ist, dass der „politische Gegner“ ihn sogar selbst schont, und nicht diese Minen mutwillig hoch gehen läßt: weil er ihn braucht und der Verhandler auf jeden Fall jetzt Schulz sein muß!

Eine Moderatorin hat gestern sogar soviel Mitleid mit ihm gehabt, dass sie die entsprechende Nachfrage unterlassen hat, als er die entsprechende Tretminen-Frage einfach nicht beantwortete. Ich vermute, dass Herr Altmeier sie einmal scharf fixiert und dabei ganz unmerklich den Kopf geschüttelt hat…

Wenn die Dinge nun mal – über die Mehrheits-Situation nach dieser Wahl hinaus – so sind, muss man sie aussprechen. Weder Martin Schulz noch unserem Land nützte ein Vize-Kanzler aus Mitleid, der von Andrea Nahes gecoacht würde. Mitleid und Macht gehen nicht zusammen!

Herbert Börger

© Der Brandenburger Tor, Berlin, 21. Januar 2018

 

 

Das fängt ja gut an – 281 – Das „Böse“ gentechnisch auslöschen?

Lasst uns das Böse im Menschen mit der Gentechnik eliminieren!?

(Dies ist eine Mischung aus Glosse und Essay – ich nenne das, seit ich es vor 10 Jahren erfand, „Glossay„. Den folgenden Text habe ich am 17.06.2011 geschrieben. Ich finde, er passt sehr gut zum heutigen Thema des Trans-Humanismus.

(Der „Skeptiker“ in diesem folgenden Dialog bin ich…)

– Es ist jetzt nachgewiesen: man kann Embryonen so behandeln, dass das Böse im Menschen eliminiert wird!

– Wer hat das nachgewiesen?

– Ein gigantisches amerikanisches Forscherteam, finanziert von Bill Gates mit zig Milliarden.

– Glaub‘ ich nicht.

– Doch: Gates will, dass die Welt gut wird – wirklich!

– Ich zweifle nicht daran, dass der sowas will. Ich glaube nicht an das Ergebnis, dass die Welt gut wird dadurch, dass man „das Böse“ im Menschen eliminiert.

– Wieso? Ist doch eine Super-Konzept: warum immer die Folgen des Bösen in der Welt bekämpfen anstatt das Böse an der Wurzel zu tilgen?

– Das wollte Hitler auch. Und das ist nur ein Beispiel für die, die vermeintlich Gutes bewirken wollten und dadurch Böses taten.

– Hmpfff?

– Hitler hat sich damit „begnügt“, den Teil der Menschheit auszurotten der für ihn das Böse verkörperte. Dieser will nun gleich die ganze Menschheit ausrotten! Ich gebe zu: das ist eine wirklich konsequente Lösung!

– Wie kommst Du darauf?

– Die behandelten Embryonen sind keine „Menschen“ mehr.

– So’n Quatsch! Wenn man das Böse in den Menschen auslöscht sind das dann eben „gute Menschen“ – ist doch prima!

– Irrtum! Ich habe immer geahnt, dass man verblödet, wenn man zu reich wird! Nur das Gute und Böse zusammen ergeben – annähernd im Gleichgewicht gehalten – einen einigermaßen erträglichen Menschen.

– Das verstehe ich nicht…

– Diese „Gut-Menschen“. von denen da gefaselt wird, werden furchtbar sein, weil sie nicht mehr wissen, was gut und böse ist – alleine schon weil ihnen die Kategorie dafür fehlt.

– In Philosophie war ich nie so stark…

– Und offensichtlich auch nicht in Logik! „Gut“ alleine gibt es genauso wenig wie Licht oder Finsternis – beides ist jeweils für sich alleine eine Apokalypse!

– Tja… ?

– Aber mal eine konkrete Frage: wie wollen die das denn überhaupt machen? Wenn da quasi begonnen wird, eine „Gutmenschen-Sekte“ zu züchten: die sind doch ohne Hochspannungszaun drum herum den vielen „Gut/Böse-Normalos“ gar nicht gewachsen. Das ist wie wenn man eine Population von Menschen völlig keimfrei aufwachsen ließe: die würde der kleinste eindringende Keim sofort ausrotten!

– Tja, das soll ja auch keine Sekte werden – eher umgekehrt: die Vereinigten Staaten (also die an-sich-Guten!) haben einen Antrag auf Zwangs-Behandlung aller Embryonen ab 1.1.2022 bei der UNO gestellt.

– Erstaunlich – sonst war doch UNO immer eher des Teufels…  Und wenn sich jemand trotzdem weigert, seine Nachkommenschaft zu behandeln? – Sowas verletzt doch ein Menschenrecht.

– Nein das verletzt kein Menschenrecht: es wurde umgekehrt als Menschenrecht anerkannt, dass Embryonen das Recht haben behandelt zu werden. Also verletzt Du mit Deiner Weigerung das Menschenrecht deiner Nachkommen… Du wirst dann mit Deiner Nachkommenschaft in die unbewohnbaren Gebiete um alle GAU-Reaktoren umgesiedelt. Dort müßt ihr für das fehlende Bruttosozialprodukt schuften.

– Dann gehe ich eben da hin – lieber verstrahlt unter Menschen als unter Monstern.

– Naja, so toll sind die Perspektiven für uns noch konventionell gut-bösen  Alt-Menschen eigentlich auch nicht, solange bis die gesamte Menschheit bis Alter 70 Jahre auf den neuen Gutmenschen-Typen umgestellt ist: wir bekommen ein Grundeinkommen, müssen für das Bruttosozialprodukt arbeiten und werden in einer Art geschlossenen Anstalt unter Aufsicht gehalten.

– Da wäre es aber billiger, das jetzt mit dem gesamten Forscherteam und ihren Geldgebern zu machen, die wären in einer geschlossenen Anstalt unter Gleichgesinnten sicher sehr glücklich – Selbstversuch ist bei denen doch sowieso gerade in Mode.

Herbert Börger

© Der Brandenburger Tor, Berlin, 20. Januar 2018

Das fängt ja gut an – 282 – „Trans-Humanismus“ (Ewiges Leben)

Ewiges Leben ohne Gott – der Trans-Humanismus

Was ist der „Stand der Technik“ im uralten „Körper-Geist-Problem“ ?

Wie so oft ist mal wieder der Fernseh-Kanal ARTE schuld, in dem ich tief in der Nacht einen Beitrag über den „Trans-Humanismus“ sah. Darin war vor allem Luc Ferry äußerst engagiert dabei darzulegen, dass die Super-KI-Cyborgs, also Maschinen mit Ich-Bewusstsein und immens höherer Leistungsfähigkeit als der Mensch sie hat, schon direkt vor der Tür stehen und dass der menschliche Körper auf der anderen Seite so weit optimierungsfähig sei, dass wir auch als physisches Individuum noch locker ein paar hundert Jahre machen werden.

An dieser Stelle des Diskurses haben immer zwei Forschungserfolge Auftritt: ein paar Mäuse, die schon wieder ein paar Tage länger gelebt haben und die Gen-Schere CRISPR… ja und einige der Forscher sollen da schon Selbstversuche machen!

Ich erspare mir detaillierte Erläuterungen zum Thema indem ich auf den folgenden Link verweise, der mir eine sehr gute Einführung in das Thema aus dem Jahr 2016 zu sein scheint:

unsterblichkeit-ultimativer-luxus-der-superreichen

Zusammenfassung: Die supereichen Bosse der großen Internetkonzerne haben gemerkt, dass sie älter werden und womöglich im Laufe  der nächsten Jahrzehnte STERBEN könnten!  Da kamen ein paar smarte Wissenschaftler um die Ecke, die haben erklärt, dass das ja nicht so bleiben muss: erst verlängern wir mal das physische Leben um hundert Jahre oder mehr und zum Schluss wird das Ich-Bewußtsein (also die Seele?) des Larry Page in einen Computer „hochgeladen“ – und dann ist er unsterblich (bis zum nächsten Stromausfall…).

Die Internet-Bosse geben den smarten Wissenschaftlern sehr(!) viel Geld für Forschung, damit es ihnen in den nächsten hundert Jahren nicht langweilig wird (deshalb heißt wohl einer von denen auch „Kurzweil“) und stellen sie dazu in den eigenen Firmen an, damit das alles unter ihrer Kontrolle bleibt. Eine Firma wird extra dafür gegründet, um weltweit Propaganda für diese Schöne Neue Welt der un-toten Cyborgs zu machen (Singularity University).

Ende der Glosse – jetzt mal ganz im Ernst:

Durch die privatisiert verlaufende Google-Forschung auf dem Gebiet der KI (Künstlichen Intelligenz) wird ausgeschlossen, dass die Öffentlichkeit erfährt, wie weit die smarten Wissenschaftler wirklich sind. Drum herum gibt es genügend vom Thema begeisterter Experten wie Luc Ferry, die jederzeit bestätigen, dass sie das Ganze für sehr seriös und wahrscheinlich halten – zumal ja alle von den Milliarden hypnotisiert sind, die die Internet-Bosse da hinein stecken. Die Bosse und ihre Helferlein aber erklären mal einfach so, dass es schon in 10-20 Jahren möglich sein wird, mein Ich-Bewusstsein in einem Computer zu simulieren (Super-KI) – und damit wird ein Geschäftsmodell eröffnet, d.h. eigentlich ein neuer Mythos geschaffen, aufgrund dessen die Konzerne wie Google erneut im Wert steigen. (S. auch meinen Text über den Mythos der Internet-Konzerne von vorgestern!)

Was tut Google da wirklich?

Tatsächlich treibt Google dort mehrere sehr anspruchsvolle KI-Projekte voran wie: Verschlüsselungs-Systeme, Übersetzungs-Software, Bildwahrnehmung, Robotik. Bei dieser Forschung werden typischerweise auch Teilbereiche des menschlichen Gehirns versucht zu simulieren. Diese Teilgebiete der KI unterstützen nachhaltig das heutige Google-Geschäftsmodell. Das hat Google auch so veröffentlicht. Aber für die Medien sind das sehr komplizierte, eher langweilige hochtechnologische Themen. da macht sich das „Ewige Leben“ doch schon besser. Gutes Presse-Futter!

Der radikale Wissenschaft-Optimismus, der in den USA ja Tradition hat, hat natürlich etwas erfrischendes und wird gegenüber unserer europäisch-moralinsauren Wissenschaft-Auffassung gerne als fortschrittlich und überlegen gepriesen (Beispiel: Gen-Technologien!). Wer das so oberflächlich „erfolgsorientiert“ betrachtet, vergisst allerdings völlig, welchen Hintergrund die vorsichtige europäische Grundhaltung hat. Wir wollen damit zwei grundlegende Konflikten vorbeugen:

– dem Interessenskonflikt zwischen rein wirtschaftlichen (Privat-)Interessen und wissenschaftlichen Erkenntnissen;

– der Gefahr der staatlich-autokratischen Entmündigung des Individuums durch Missbrauch der wissenschaftlichen Erkenntnis als Beherrschungsinstrument (seitens Oligarchien o.ä. Macht-Strukturen).

Wir nennen das Gebiet Wissenschafts-Ethik und versuchen durch öffentliche Institutionen wie die „Akademien der Wissenschaften“ hier die Interessenskonflikte unter Kontrolle zu halten. Das ist nicht leicht, denn die Institutionen haben eher wenig Macht. Eines der wichtigsten Instrumente bezüglich dieser Konflikte ist die Forderung nach „Technik-Folgen-Abschätzung“.

In USA ist eine völlig andere Mentalität sehr verbreitet und unter der derzeitigen Regierung rollt eine starke De-Regulierungs-Welle durchs Land: Machen und dann sehen wir ja. Diese Haltung wird in der Gestalt des Neo-Liberalismus neuerdings auch in Deutschland gestärkt (Ch. Lindner!).

Gerade die Forschungs-Bereiche „Gentechnik“ und  „Künstliche Intelligenz“ werfen derzeit die brisantesten Ethik-Konflikte auf und berühren dabei uralte Fragen des Menschseins, des Bewusstseins – einschließlich dem Thema der zeitlichen Begrenztheit des Lebens.

Wie positionieren sich die Internet-Konzerne in diesen ethischen Themen?

Diese Frage würde ich gerne generell beantworten können, dazu fehlen mir aber die Mittel und der Überblick – ich hoffe, dass andere sich dieses Themas intensiv annehmen.

Allerdings habe ich versucht, mir punktuell einen Eindruck zu verschaffen – und der ist aus unserer europäischen Perspektive besorgniserregend genug: am Beispiel der Singularity University!

Das ist keine Universität im üblichen Sinne sondern eine Firma, die von Peter Diamandis und Ray Kurzweil gegründet und von Google beherrscht wird. Wikipedia benutzt auch den Begriff „Think Tank“ dafür. Erwarten sie hier kein irgendwie geartetes „neutrales“ wissenschaftliches Konzept: Herr Kurzweil ist gleichzeitig bei Google angestellt als Entwicklungsleiter im KI-Engineering-Bereich. Singularity University konzentriert sich ebenfalls weitgehend auf KI-Themen und hat anscheinend vier Bereiche: Sommer-Camps für junge Wissenschaftler, Seminare und Trainings für Manager und Unternehmer, Inkubatoren-Funktion für junge KI-Unternehmen und viertens eine KI-Informationsplattform namens „Singularity Hub“. Trotz seiner personellen Verflechtung mit der Wirtschaft ist es ein „gemeinnütziges Unternehmen“ nach amerikanischem Recht.

Sieht man sich alle Bereiche etwas genauer an, ergibt sich das Bild eines Propaganda-Instrumentes für KI im Sinne des Trans-Humanismus und des Unternehmens Google.

Singularity University propagiert eine ganz eigene Ethik – und die scheint direkt von Ray Kurzweil (*1948) zu stammen: „Wir sind verpflichtet, uns Menschen permanent zu optimieren – mit nahezu allen Mitteln. Dazu gehört selbstverständlich auch, dass wir unseren zukünftigen Nachwuchs von vornherein mit der Gen-Schere optimieren werden.“

Über Ray Kurzweil wird vor allem stets hervorgehoben, dass er seit 1990 viele zutreffende Prognosen über die Entwicklungen in der Computertechnologie bzw. deren Zeitpunkte gemacht hat. Er macht auch jetzt Prognosen über die Entwicklung der KI in den nächsten 25 Jahren. Am Endpunkt dieser transhumanistischen Vision steht 2045 das erreichen der Unsterblichkeit für unser Ich-Bewußtsein und der Aufbruch der Menschheit in die Planetenräume. Dann ist der sogenannte „Point of Singularity“ erreicht: an dem ist die künstliche Intelligenz der menschlichen überlegen sein wird. Ray Kurzweil ist sozusagen der Prophet der unternehmerischen Visionen von Larry Page, Elon Musk und einigen anderen. Tatsächlich ist allerdings Kurzweil ein sehr erfolgreicher Ingenieur und Innovator – das darf man ihm sicher nicht absprechen.

Ich finde es beeindruckend, dass jemand eine derart konsequente Vision der Zukunft der Menschheit hat! Sorge bereiten mir zwei Dinge dabei:

– dass diese Entwicklungen im Schoße einiger global agierender Konzerne stattfinden sollen und nicht open source zugänglich wie die öffentliche Forschung;

– dass in diesem Umfeld geplant wird grundsätzlich alles ohne eine vorangehende oder eingebettete Ethik-Debatte voran zu treiben.

Ray Kurzweils heutige Prognosen basieren übrigens auf einem extrem einfachen Modell: dem sogenannten „Moore’schen Gesetz“ – das allerdings kein Gesetz ist, sondern eine Art Regel, die seit drei Jahrzehnten in der Mikroprozessor-Industrie wie eine „selbsterfüllende Prophezeiung“ funktioniert: die Verdoppelung der Schaltelement-Dichte auf den Computer-Chips alle 18 Monate… Damit wäre 2045 dann die nötige Rechenleistung auf einem 1.000-Dollar-Computer erreicht, und das gesamte menschliche Gehirn zu simulieren. Das ist das vollständige Szenario von Kurzweils Prognosen!

Kurzweil zweifelt nicht, dass das Gehirn und unser Bewusstsein alleine durch Rechenleistung zu simulieren sein wird. Man kann mit sehr wenigen einfachen Überlegungen darauf kommen, dass das sicher nicht ausreichen wird, unserem Ich-Bewusstsein – hochgeladen in die „Cloud“ – ein ewiges Leben zu verleihen. Noch heikler sehe ich dabei die Frage, ob dieser Schritt überhaupt sinnvoll – und damit erstrebenswert – wäre, oder ob wir uns besser andere Ziele setzen sollten.

Ich will Ray Kurzweil und Kolleginnen nichts Unrechtes unterstellen – mich stört lediglich die plakative Naivität, mit der im trans-humanistischen Umfeld die Themen propagiert werden. Im Rahmen der Singularity Universität habe ich bisher keinen einzigen Ansatz zu einer Ethik-Debatte gefunden – das irritiert mich!

Glücklicherweise gibt es europa- und weltweit auf dem Gebiet der Gehirnforschung und der KI auch eine umfangreiche öffentliche Forschungs-Szene, deren Erkenntnisse durch Veröffentlichungen und einen globalen Diskurs zugänglich sind. Auch die EU gibt derzeit 1,2 Mrd. Euro für das „Human Brain Projekt“ aus (Laufzeit 10 Jahre), an dem 110 Forschungs-Einrichtungen beteiligt sind und dessen Datenplattform „Blue Brain Nexus“ vor wenigen Tagen (11.1.2018) als opensource veröffentlicht wurde.

Dadurch ist es möglich, den Stand der Technik realitätsnah zu verfolgen.

Bis heute weiß niemand, wie im Gehirn unser Ich-Bewußtsein entsteht – und vor allem, wie das Gehirn das mit nur 20 Watt Dauerleistung schafft!

Weder Philosophie noch Naturwissenschaft haben bisher das uralte „harte“ Geist-Körper-Problem gelöst. Allerdings tut sich überall viel zu diesem Thema. Es ist interessant und spannend, dies zu verfolgen. Man braucht aber doch einige Stunden Recherche und Lesen in jeder Woche, um sich da oberflächlich up-to-date zu halten.

Bisher beschäftigt sich die Forschung einerseits damit, die Informations-Prozesse im Gehirn auf Basis der Molekularbiologie zu verstehen, andererseits versucht man Teilprozesse im Gehirn informationstechnisch zu simulieren. Würde man mit der heutigen Super-Computertechnik versuchen die vollständige Gehirnfunktion eines menschlichen Gehirns längere Zeit mit Supercomputern zu SIMULIEREN (wobei noch kein Ich-Bewusstsein in der Maschine existierte!) müßte wahrscheinlich nur zur Deckung des Stromverbrauchs dieser Computer in Mitteleuropa das Licht abgeschaltet werden…?

Verblüffend ist aber auch hier wieder, mit welchen billigen Taschenspielertricks die KI-Propagandisten in ihrer eigenen Sache den informationshungrigen Normalbürger abspeisen – dazu in den nächsten Tagen noch mehr.

Herbert Börger

© Der Brandenburger Tor, Berlin, 19. Januar 2018

 

 

 

 

Das fängt ja gut an – 283 – Arno Schmidt 100+4 Jahre

Heute hat Arno Schmidt Geburtstag (18.01.1914)!

Am 19.01.2014 schrieb ich:

„Acht Uhr: die hoch geschätzte Frankfurter Sonntagszeitung an der Tanke geholt. Mit der kostbaren Beute wieder daheim: mit dem Morgenkaffee wird die Zeitung erst sortiert und dann – nein heute ist nicht zuerst das „Leben“ dran: ich blättere das Feuilleton auf – Seite für Seite… Am Ende der Rubrik angekommen keimt Entsetzen auf: kein Beitrag über Arno Schmidt, der gestern 100 Jahre alt geworden wäre!

Ich blättere zurück durchs Feuilleton – da, ganz am rechten Seitenrand ein 1-Spalter zu Arno Schmidt – hatte ich übersehen. Es ist eine Art „Arno-Schmidt-Glosse“. Gar nicht mal schlecht….

Aber ehrlich: das reicht ja wirklich nicht!!

Dabei hätte es zusätzlich zum 100sten an sich auch noch weiteren feuilletonistischen Anlass gegeben:

  1. – Ein Band Briefe ist gerade erschienen;
  2. – Die englische Übersetzung von „Zettels Traum“ ist erschienen!

Zum letzteren Punkt der Übersetzung habe ich mich gefragt: „Welcher Wahnsinnige hat sein Leben dafür geopfert?“ Der wird bestimmt als Held in die Literaturgeschichte eingehen.

Da hilft es auch wenig, dass die ZEIT das Jubiläum völlig vergessen hat…

Da habe ich mich dann mit der NZZ vom 18.1.2014 getröstet: Schweizer halten die deutsche Hochkultur aufrecht – na bravo!“

Für uns (Jahrgänge 1945/46) war Arno Schmidt in den 1960er Jahren ein Kult-Autor. Nachbar-Jahrgang meines Vaters – aber ein Mann der sprach+schrieb – nicht schwieg, wie unsere Väter!) Da war Zettels Traum noch nicht erschienen (in den ich dann mit einem Freund gemeinsam „investiert“ habe).  Die wundervollen kleinen Romane („Seenlandschaft mit Pocahontas“, „Das steinerne Herz“) haben wir uns Sonntagmorgens im Bett vorgelesen!

Sätze wie: „Oss’wind – man hört’n Hodenhagener Zuch.“ (Das steinerne Herz, Fischer Taschenbuchausgabe 1967, S.52) sind heute noch bei uns „geflügelte Worte“.

Das essayistische Werk zur Literatur (meist als Hörfunk-Nachtprogramm im NDR entstanden – entsprechend szenisch-dialogisch aufgebaut) hat mir unersetzliche Einblicke in die Literaturgeschichte gegeben.

Die Herausgabe der „Heidnischen Alterthümer“ (bei 2001!) hat uns Schriften zugänglich gemacht, von denen wir noch nie vorher etwas gehört hatten – ein ganz tolles Beispiel ist die dreibändige Saga „100 Jahre“ von Oppermann.

Ich denke heute noch immer oft in Liebe an diesen Mann des Wortes und Geistes.

Herbert Börger

© Der Brandenburger Tor, 18. Januar 2018

 

 

 

 

Das fängt ja gut an – 296 – Warum ein täglicher Blog-Text?

In eigener Sache!
Warum ich den täglichen Blog „Das fängt ja gut an …“ schreibe.

Die Pointe vorweg: Ich schreibe diesen täglichen Blog hauptsächlich für meine drei Söhne. Warum? Dazu mehr weiter unten im Text.

Ich bin seit 2016 im (95-prozentigen) sogenannten Ruhestand. Auf das Arbeitsleben konnte ich mit 71 Jahren nach einem langen Workaholic-Dasein problemlos verzichten. Mir fehlt da nichts – auch nicht die „Aufmerksamkeit“, die ich aufgrund der Tatsache erfuhr, dass man in Vorgänge eingebunden war, in denen viele andere mich brauchten.

Man hat das häufig gelesen oder gehört: dass die plötzliche totale Funkstille, die eintrat, nachdem man die Grenze zur Arbeitswelt und beruflichen Verantwortung hinter sich gelassen hatte, Menschen total geschockt hat. Die hatten Schwierigkeiten, mit der Erkenntnis fertig zu werden, dass die rege Kommunikation, die gegenseitige Fokussierung und Ansprache nicht ihrer eigentlichen Person galt, sondern der Funktion und Aufgabe, die sie in dieser Arbeits-Welt verkörperten.

Was hatten sie erwartet, nachdem sie aus dem Spiel ausgeschieden waren, in dem eine große Gruppe von Menschen ihren Lebensunterhalt damit verdienen, dass sie alle zusammen einen oder mehrere Bälle ständig in der Luft halten? Dass die alle dem ausgeschiedenen immer mal wieder einen Bonus-Ball zuspielen, um ihm zu sagen: „Du fehlst uns.“?

Dieses Problem der wegbrechenden Wichtigkeit und des einknickenden Selbstbewusstseins hatte ich überhaupt nicht. Die „Funkstille“ aus dieser Welt, die ich gerade verlassen hatte, hatte ich nicht nur erwartet sondern geradezu ersehnt. Das Arbeitsleben ist zu Ende – aber nicht das Geistesleben. Da gibt es noch so vieles, was ständig auf einen großen „Stapel“ wandern und warten musste, dass ich nun endlich in Wissenschaft, Philosophie, Geschichte und Literatur erkunden will. Andere reisen nun viel – ich reise intensiv im Geist durch Zeit und Welt. Wenn ich aber dann auch noch tatsächlich reise, wird das geistige Spiel noch stärker angeregt.

Bei meinen „geistigen Reisen“ finde ich ständig neue – oder alte – interessante Ausblicke, die ich dann gerne mitteilen möchte. Ich wäre hoch erfreut, wenn sich dadurch im Laufe der Zeit ein Diskurs auch mit Freunden oder zum Thema interessierten für mich neuen Menschen entstünde. Deshalb spreche ich hier öffentlich.

Es gibt bei dem „Projekt täglicher Blog“ (zunächst für ein Jahr) auch eine starke egozentrische Komponente:

Ich wollte gerne wissen, ob ich dazu in der Lage bin.

Das ist kein Tagebuch – sondern ich versuche hier täglich einen Text aus mir heraus in die Welt zu stellen, der auch das Licht der Öffentlichkeit nicht scheuen muss! Tag-für-Tag! 7 Tage in der Woche! 365 Tage hintereinander!

Das hielt und halte ich für schwierig. Das ist es auch wirklich! Allerdings bis auf einen „Stolperer“ *) bisher leichter als gedacht. Anders ausgedrückt: es läuft fast so gut, wie ich gehofft hatte. Aber wenn ich dabei scheitere, dann scheitere ich öffentlich.

Das Haupt-Motiv für meine Blog-Tätigkeit habe ich aber zu Anfang bereits verraten: es soll darin ein Archiv meines Denkens und meiner Sichtweise auf die Welt zu meiner Zeit entstehen – für meine Söhne. Dass mir dies so wichtig ist, hat unter anderem einen Grund in der jüngeren Zeitgeschichte:

Ich bin eine Nachkriegskind – Jahrgang 1945.

In meiner Erinnerung an die Kindheit und Jugend, gab es nur zwei Sorten von Männern, die ja fast alle im Krieg gewesen waren:

  • jene, die ständig von ihren Kriegserlebnissen „im Felde“ erzählten – allerdings nie über ihr Inneres,
  • jene, die schwiegen – das war die weit überwiegende Mehrzahl und mein Vater gehörte dazu.

Man hat das im Laufe der Zeit von allen Seiten gehört: überall diese schweigenden Väter. Wir erfuhren in unserer Jugend nichts von ihnen, was sie genau traumatisierte hatte, wie sie zum 3. Reich gestanden hatten, wie sie den Krieg erleben, was sie heute darüber dachten. Nichts!

Ich bin froh, dass mir mein Vater wenigstens als ich 12 – 16 war vermittelt hat, welche HALTUNG er in unser gemeinsamen Gegenwart hatte, weltanschaulich, politisch, beruflich. Darüber bin ich heute noch froh – und es war sehr positiv für mich.

Aber die Vergangenheit und seine Erlebnisse lagen in einem Sarg aus Schweigen! Und dann starb mein Vater als ich 22 Jahre alt war. Das bedeutete, dass ich ihn später nicht mehr fragen konnte, was ich ganz sicher getan hätte.

Aus dieser Situation heraus weiß ich, was einem fehlt, wenn man die Welt aus der Sicht seiner Eltern nicht wirklich kennt. Ich möchte verhindern, dass es meinen Söhnen genauso geht.

Das ist mein wesentlichster Grund für diesen Blog.

Zur Erinnerung: Der tägliche Blog begann mit dem ersten Das-fängt-ja-gut-an-Text am 26.10.2017 mit der Nr. 365. Die Folgen werden rückwärts gezählt. Ich werde bis zum 25.10.2018 (Nr. 1) täglich einen Text veröffentlichen… vorausgesetzt ich selbst erreiche diesen Termin im Besitz meines klaren Verstandes.

Herbert Börger

*) Der „Stolpere“ entstand gegen Ende 2017 durch eine kurze Phase, in der mehrere Hindernisse gleichzeitig den täglichen Text verhinderten: Krankheit, Softwareprobleme mit der App und eine sehr dringende Arbeit kamen zusammen und brachten mich in Rückstand. Ich ließ dann die Texte Nr. 296 – 289 zunächst aus, die nun gerade nach und nach „nachgeliefert“ werden.

© Der Brandenburger Tor, Berlin, 4. Januar 2018

 

 

Das fängt ja gut an – 285 – Wohnungspolitik = Sozialpolitik

Wohnungspolitik ist die nachhaltigste Form der Sozialpolitik

In der Sozialpolitik geht es zu großen Teilen im Prinzip darum, das „verfügbare Einkommen“ der unteren Einkommensschichten anzuheben.

Dabei wird meistens auf (Mindest-)Löhne und Abzüge (Steuern) oder Kindergeld und Aufstockungsbeträge geschaut.

Das hat sehr oft allerdings seine Tücken: so mußten wir erleben, dass die Einführung oder Erhöhung eines Mindestlohnes im Nicht-Tarifbereich dadurch unterwandert wird, dass die Menschen de facto einfach länger arbeiten müssen, oder dass dies als Aufforderung mißverstanden wurde, ein vorher bereits höheres Lohn-Niveau auf das Mindestlohn-Niveau abzusenken.

Einen kurzfristig nennenswerten Effekt wie jetzt das geplante Rückkehren zur Parität bei den Sozialabgaben bringt kurzfristig etwas – ist aber als Steigerung nur ein Einmaleffekt.

In der Wirtschaft ist es eine gängige Methode, wenn man Kosten analysiert, diese in der Rangfolge der größten Kostenblöcke zu betrachten. Schließlich ist es sinnlos auf Deibel komm raus noch mehr Energie zu sparen – wenn die nur 3% der Kosten ausmacht – die Materialkosten aber 55% …

Und diese Analyse der Lebenskosten eines Menschen in den unteren 25-33% der (normalen) Einkommen ergibt meistens: die Warm-Miete übersteigt heute in Ballungsgebieten sehr häufig schon 50% des verfügbaren Einkommens! Dabei besteht das zusätzliche Problem, dass es einfach überhaupt zu wenig menschenfreundlichen Wohnraum in der fraglichen Preisklasse gibt – und zwar dort, wo er gebraucht wird!

Dieses Szenarium spielt sich ja nicht nur in armutsnahem Einkommensbereichen ab – das betrifft heute bereits große Bereiche des unteren Mittelstandes – vor allem bei jüngeren Menschen, die gerade Familien gründen wollen. Da entsteht ein unauflöslicher Stau von Bedürfnissen: Vorsorge für das Alter, familienfreundliche Wohnverhältnisse – ja: und auch ein bisschen Leben jetzt.

Die nachhaltigste Möglichkeit, etwas für die Lebensqualität der betroffenen Bevölkerungsschichten zu bewegen ist: massives Schaffen von günstigem Wohnraum dort, wo er benötigt wird! Nach meiner Einschätzung braucht man dafür auch keinen speziellen Paragraphen in irgendeinem Sondierungspapier: das ist ein Punkt, in dem sich Konsens bei den möglichen Koalitionspartnern einer zukünftigen Regierung wahrscheinlich jederzeit erreichen läßt – zumindest zwischen SPD und CSU! Der jetzt dafür vorgesehene Posten im Sondierungspapier ist allerdings völlig unzureichend!

Hier ist bereits ein massiver Nachholbedarf entstanden. In Berlin ist seit der Wiedervereinigung die absolute Zahl der Sozialwohnungen auf ein Drittel zusammengeschrumpft – trotz steigender Bevölkerung und steigenden Bedarfes. Das Heikle ist zudem, dass die Situation durch die Unterbringung der Flüchtlinge sich in den letzten zwei Jahren noch dramatisch verschärft hat – und die tatsächlich vorhandene Bautätigkeit in diesen Zeitraum auch überwiegend in das hochwertige Bausegment gegangen ist.

Ich empfehle dringend, hier einen Plan zu schmieden und auch sehr stringent umzusetzen, um binnen 3 Jahren mindestens eine Million bezahlbarer Wohnungen aus dem Boden zu stampfen – und zwar ohne Rücksicht auf die Interessen CDU-naher Investorenkreise. Es handelt sich bei Wohnen um den sensibelsten Bereich sozialer Bedürfnisse!

Grund und Boden und Baurecht sind typische Staats-nahe Bereiche, die leicht zu regulieren wären, wenn man wollte. Man könnte auch, wenn man wollte regulierend eingreifen, um zu verhindern, dass über die Grunderwerbsteuer die Höhe der Investitionen sich immer weiter hochschaukelt – noch ehe überhaupt gebaut wird!

Ich habe absolut kein Verständnis für das Schulterzucken der Politik in dieser Sache: für Wohlfühl-Aktionen der aktuellen Rentnergeneration (zu der ich selbst gehöre) werden vielfach höhere Beträge mobilisiert. Es sind auch keine Ausgaben-Blöcke, die zukünftige Generationen belasten – im Gegenteil!

Ich kenne keine Möglichkeit, mit der das verfügbare Einkommen und Lebensqualität der unteren Einkommensbereiche stärker und nachhaltiger vergrößert werden kann als durch ausreichend verfügbaren guten Wohnraum mit günstiger Miete.

Packt das endlich beherzt an!

Aphorismus des Tages: „Man kann mit einer Wohnung einen Menschen genauso töten wie mit einer Axt.“ (Heinrich Zille, 1858 -1929)

 

Herbert Börger

© Der Brandenburger Tor, Berlin, 16. Januar 2018

 

 

Das fängt ja gut an – 286 – Die SPD schafft sich ab …

Die SPD schafft sich ab … oder erfindet sich neu!

Was erleben wir da? Werden wir es nach dem Parteitag der SPD am 21.01.18 wissen? Oder ist dies ein allgemein gültiger Prozess, der nach und nach alle politischen Gruppierungen erfassen wird? Werden die Parteien „von unten“ umgekrempelt? Entsteht ein neues Bild der „politischen Partizipation“ jenseits der Politikverdrossenheit? Ist das die Götterdämmerung der Parteienlandschaft?

Ich nehme sonst nicht so gerne Stellung zu tagespolitischen Ereignissen – jedenfalls nicht zeitnah. Nach meinen Erfahrungen kann man schon mal abwarten, bis die ersten drei Säue durchs Dorf getrieben wurden… Ich sehe hier aber die sehr spannende Situation, dass eine (ehemalige?) Volkspartei sich vor den Augen Aller in ihre Einzelteile zerlegt – sich sozusagen selbst tranchiert. Ich kann mich nicht erinnern, so etwas in 45 Jahren sehr interessierter Verfolgung von Politik schon erlebt zu haben…

Die sichere Erkenntnis aus den Ereignissen in und um die SPD seit dem Vorliegen des GroKo-Sondierungspapieres am 12.1. ist heute für mich:  Es gibt derzeit keine einzige wirklich „führende“ Autorität in der SPD – der Kaiser Schulz steht völlig ohne Kleider da – d.h. ohne Basis. Es ist sehr ungewöhnlich, dass ein Verhandlungsergebnis von den Verhandlern für gerade noch akzeptabel betrachtet wird – dann der Vorstand der Partei es einstimmig annimmt – unabhängige Beobachter das Gesamtergebnis als respektabel kommentieren – und danach ein Shit-Storm in der Partei ausbricht. Man kann das, was da passiert nicht anders bezeichnen! Noch so ätzende Kritik von den JUSOS wäre ja völlig normal – aber was hier passiert ist wie Jahrhundert-Sturmflut an der Küste – und der Deichgraf ist nicht zu Hause!

Schulz hat sich mal wieder als völlig unsensibel gegenüber seiner eigenen parteiinternen Situation gezeigt: als er am 12.1. übernächtigt vor die Presse trat, sagte er, es sei ein HERVORRAGENDES Ergebnis. Er wusste was er alles nicht erreicht hatte – er wusste aber auch, dass man mit 20,5% nicht 100% seiner Vorstellungen durchbringt. Diese Diskrepanz hätte er ausbalancierend in seinem Statement zum Ausdruck bringen müssen. Mir scheint, jetzt bekommt er die Quittung.

Vielleicht war er dem immensen Druck einer 24h+-Verhandlung nicht wirklich gewachsen? … was an sich kein Makel wäre – wenn man hinterher nicht öffentlich unangemessene Statements abgibt. Angela Merkel aber weiß, dass sie in Marathon-Verhandlungen meistens ein ausgezeichnetes Durchsteh-Vermögen hat – sie hat es auch hier einmal wieder geschafft!

Und was tut die SPD jetzt? Erst  einmal passiert etwas, was geradezu selbstzerstörerisch wirkt: jeder von jeder Organisations-Ebene der Partei macht seinem Unmut öffentlich und sogar for laufenden Kameras Luft – und der Vorstand ruft nicht geschlossen zur Mäßigung auf. Ganz offensichtlich vertraut die Basis-Struktur ihren eigenen Partei-Granden nicht mehr – und ein wirklicher Kapitän ist nicht auf der Brücke. Der rennt jetzt durch die Mannschaftsquartiere und versucht die überall aufflackernden Aufstände einzudämmen.

Merkwürdigerweise fallen mir nur „medizinische“ Vergleiche ein: Immunreaktion: stößt die Partei das Organ ab, das Gabriel ihr vor einem Jahr eingepflanzt hat? Szene im OP: der Patient wacht auf und sagt zum Chirurgen: „Ach, ich will das neue Herz lieber doch nicht!“ Chirurg: „Das alte Herz ist aber schon raus!?“ Patient: „Ach egal, lassen sie es!“

Ich habe den Eindruck, dass sich der Unmut gegen das „Weiter so in der GroKo“ eigentlich gegen das „immer-weiter-so-in-der-SPD-Führung“ richtet. Die müssen jetzt möglicherweise diese Partei zerlegen, bis dann einer sich findet, der den richtigen Ton trifft und die parteiinterne Solidarität wieder herstellt.

SPD-Vorsitzender zu sein, war noch nie ein Traumjob, wie Müntefering behauptet hat: das ist etwas für sehr leidensfähige Menschen, die eine Mission haben. Martin Schulz kennt die Mission eigentlich auch – aber er kann ihr nicht vorstehen!

Also doch Neuwahlen? Die eine Legislatur-Periode mit Kanzlerin Weidel und der CSU als Juniorpartner (schließt bei der AfD die linke Flanke!) werden wir überstehen! (Äh – ja – Satire!)

Die Amerikaner werden ja voraussichtlich auch Trump überstehen.

Aphorismus des Tages: „In Zeiten politischer Krisen ist es für einen ehrenhaften Menschen nicht am schwersten, seine Pflicht zu tun, sondern sie überhaupt zu kennen.“ (Louis Gabriel Ambrosia Vicomte de Bonald, 1754 – 1840)

Herbert Börger

© Der Brandenburger Tor, Berlin, 15. Januar 2018

 

 

 

 

Das fängt ja gut an – 287 – Fürther Toleranz

Die „Fürther Toleranz“ – Solidarität über Religions-Schranken hinweg!

Die unten folgende Geschichte trage ich seit 25 Jahren mit mir herum. Sie tauchte in meinen Gedanken heute wieder auf, als ich mit meinem ältesten Sohn im Messenger über das Problem der Intoleranz in Teilen unserer Bevölkerung diskutierte. Er erinnerte dabei das historische Beispiel für eine Toleranz über Religionsgrenzen hinweg: die Heidelberger Heiliggeist-Kirche wurde von 1698 – 1936 von beiden christlichen Konfessionen simultan benutzt – allerdings mit einer Trennmauer zwischen Langhaus und Chor.

Dies ist, wenn man in die Geschichtsbücher sieht, allerdings in der Entstehung weniger ein Beispiel lokaler bürgerlicher Toleranz, sondern vielmehr eine Folge der „Pfälzischen Kirchenteilung“ 1698 („Simultanum“). Diese war eine Folge eines Dynastie-Wechsels, als plötzlich ein katholischer Kurfürst über die protestantische Kurpfalz herrschte. Aber immerhin verteidigten die Heidelberger Bürger 1719/20 diese gemeinsame Nutzung ihrer Stadtkirche gegen den Kurfürsten Karl Philipp (mit Unterstützung Preußens!), der sie zur katholischen Hauptkirche umwandeln wollte. Darüber war der Kurfürst (angeblich) so erbost, dass er die Residenz von Heidelberg nach Mannheim verlegte (vielleicht hat er aber auch nur einen Grund dafür gesucht…?).

Aus Anlass dieser Geschichte fiel mir jene (historisch gesicherte!) Geschichte über Toleranz aus der Stadt Fürth in Bayern wieder ein, die wohl nicht oft genug erzählt werden kann:

Fürth galt schon seit 1499 in Bayern – wenn nicht sogar in ganz Deutschland! – als Inbegriff einer konfessionell toleranten Stadt. Nach der vollständigen Vertreibung der Juden aus der benachbarten Reichsstadt Nürnberg, siedelte der Markgraf von Ansbach diese gezielt in Fürth an – und legte damit den Grundstein für die äußerst erfolgreiche Entwicklung Fürths im Wettbewerb zu Nürnberg!

Diese Entwicklung setzte sich dann später konsequent fort, sodaß die Juden in Fürth sich an die Spitze der Emanzipation von jüdischen Bürgern in Bayern im 19. Jh. setzen konnten. (Fürth trägt heute den inoffiziellen Beinamen „Fränkisches Jerusalem“ – eine zum Ehrentitel abgewandelte Bezeichnung nach der judenfeindlichen Fürth-Verspottung „Bayerisches Jerusalem“ aus dem 19. Jh – Quelle: FürthWiki).

Zwischen den großen evangelischen und jüdischen Gemeinden mit vielen wohlhabenden Bürgern, gab es in Fürth auch nach der Reformation noch eine kleine katholische Gemeinde, die aber seit der Reformation keine eigene Kirche besaß.

Ausgelöst durch die Provokation eines angesehenen Bürgers (Haus-Taufe seiner Tochter durch einen Nürnberger Priester in Fürth!) riefen 1820 die Vorsteher der protestantischen und jüdischen Gemeinden zu einer Spendenaktion der Fürther Bürger auf, die sehr erfolgreich war und schließlich den Erzbischof von Bamberg dazu provozierte, eine breite Spendenaktion  zu starten. Die Bayerische Regierung spendete einen Baugrund in Randlage der Stadt (Königstraße 126 – heute zentral) und die Kirche wurde von 1824-29 gebaut. Die jüdische Gemeinde spendete abschließend noch extra für den Lebensunterhalt des katholischen Priesters.

Ein weiteres Beispiel der bürgerlichen Solidarität am gleiche Platz aber mit weltlichem Anlass ergab die große Spende der jüdischen Gemeindemitglieder, die etwa die Hälfte der Baukosten für ein 1902 eröffnetes großartiges Theater in Fürth ergab.

Mir ist leider nicht bekannt, dass diese frühe bürgerliche Solidarität den Fürther Juden im Dritten Reich zum Vorteil gereicht hätte…

Aphorismus des Tages: „Toleranz ist gut, aber nicht gegenüber den Intoleranten.“ (Wilhelm Busch, 1832 – 1908)

Herbert Börger

© Der Brandenburger Tor, Berlin, 14. Januar 2018