Das fängt ja gut an – 283 – Arno Schmidt 100+4 Jahre

Heute hat Arno Schmidt Geburtstag (18.01.1914)!

Am 19.01.2014 schrieb ich:

„Acht Uhr: die hoch geschätzte Frankfurter Sonntagszeitung an der Tanke geholt. Mit der kostbaren Beute wieder daheim: mit dem Morgenkaffee wird die Zeitung erst sortiert und dann – nein heute ist nicht zuerst das „Leben“ dran: ich blättere das Feuilleton auf – Seite für Seite… Am Ende der Rubrik angekommen keimt Entsetzen auf: kein Beitrag über Arno Schmidt, der gestern 100 Jahre alt geworden wäre!

Ich blättere zurück durchs Feuilleton – da, ganz am rechten Seitenrand ein 1-Spalter zu Arno Schmidt – hatte ich übersehen. Es ist eine Art „Arno-Schmidt-Glosse“. Gar nicht mal schlecht….

Aber ehrlich: das reicht ja wirklich nicht!!

Dabei hätte es zusätzlich zum 100sten an sich auch noch weiteren feuilletonistischen Anlass gegeben:

  1. – Ein Band Briefe ist gerade erschienen;
  2. – Die englische Übersetzung von „Zettels Traum“ ist erschienen!

Zum letzteren Punkt der Übersetzung habe ich mich gefragt: „Welcher Wahnsinnige hat sein Leben dafür geopfert?“ Der wird bestimmt als Held in die Literaturgeschichte eingehen.

Da hilft es auch wenig, dass die ZEIT das Jubiläum völlig vergessen hat…

Da habe ich mich dann mit der NZZ vom 18.1.2014 getröstet: Schweizer halten die deutsche Hochkultur aufrecht – na bravo!“

Für uns (Jahrgänge 1945/46) war Arno Schmidt in den 1960er Jahren ein Kult-Autor. Nachbar-Jahrgang meines Vaters – aber ein Mann der sprach+schrieb – nicht schwieg, wie unsere Väter!) Da war Zettels Traum noch nicht erschienen (in den ich dann mit einem Freund gemeinsam „investiert“ habe).  Die wundervollen kleinen Romane („Seenlandschaft mit Pocahontas“, „Das steinerne Herz“) haben wir uns Sonntagmorgens im Bett vorgelesen!

Sätze wie: „Oss’wind – man hört’n Hodenhagener Zuch.“ (Das steinerne Herz, Fischer Taschenbuchausgabe 1967, S.52) sind heute noch bei uns „geflügelte Worte“.

Das essayistische Werk zur Literatur (meist als Hörfunk-Nachtprogramm im NDR entstanden – entsprechend szenisch-dialogisch aufgebaut) hat mir unersetzliche Einblicke in die Literaturgeschichte gegeben.

Die Herausgabe der „Heidnischen Alterthümer“ (bei 2001!) hat uns Schriften zugänglich gemacht, von denen wir noch nie vorher etwas gehört hatten – ein ganz tolles Beispiel ist die dreibändige Saga „100 Jahre“ von Oppermann.

Ich denke heute noch immer oft in Liebe an diesen Mann des Wortes und Geistes.

Herbert Börger

© Der Brandenburger Tor, 18. Januar 2018