Das fängt ja gut an – 262 – Verhandlungs-Marathon

Die „Nachtschichten“ der Politiker: was bringt der Verhandlungsmarathon?

„Einen Lastwagen darf man in diesem Zustand nicht mehr fahren – aber die treffen so Entscheidungen für ein ganzes Land!“, sagte meine Frau – und hatte mal wieder völlig Recht …

22 Stunden Verhandlung ohne Schlafpause – nach ca. 7 vorangegangenen harten Verhandlungstagen.

Unter Angela Merkels Führung ist das seit langem üblich gewesen und bisher hat man immer gefolgert, dass ihr diese Situation genützt hat, weil sie wohl besonders gut mit dem Schlafentzug fertig wird … Experten haben bestätigt, dass in dieser Lage die Kompromissbereitschaft grundsätzlich steigt … während die Kreativität sinkt: also die Fähigkeit bisher noch nicht bedachte Lösungsansätze ins Spiel zu bringen, die gegebenenfalls viel klüger wären! Außerdem sinkt natürlich bei hohem Druck auf „Endspurt“ die Bereitschaft, das gerade Besprochene noch mal sacken zu lassen und abschließend in Ruhe zu bewerten.

Von Fürsorge gegen die Beteiligten kann bei diesem Vorgehen wirklich keine Rede sein. Man könnte auch schließen, dass das rüde Vorgehen gegenüber dem politischen Gegner ja auch gewollt sei: aber da sind schließlich auch „eigene Leute“ dabei! Ich halte es für reines Glück, dass bei diesen Manövern bisher noch nie jemand ernsthaft aus den Pantinen gekippt ist – irgendwann kommt das sicher mal!

Gab es nicht die gute alte Regel, über eine ausgehandelte Vereinbarung noch einmal schlafen zu sollen?! Ich kann aus meinen langen Erfahrungen nur sagen: das hat seine Berechtigung! Immer gehabt! Jeder weiß, wie viele Briefe er in seinem Leben am nächsten Morgen NICHT abgeschickt hat.

Jetzt also anstatt dessen die Maxime: „Friß Vogel oder stirb!

Es scheint so, dass auch Angela Merkel älter wird – allerdings will sie ja ganz offensichtlich auch nichts mehr beweisen. Außer dem Ziel, es noch einmal zu packen, ist nichts weiter erkennbar. Da wird sie den Shit-Storm ihrer Partei jetzt auch noch durchstehen.

Wenn das mal gut geht!?

Herbert Börger

© Der Brandenburger Tor, Berlin, 9. Februar 2018

 

Das fängt ja gut an – 263 – Insolvenzrecht für Kirchen – jetzt!

Rettet die Schulen, Kindergärten und Altenheime – aber nicht die Kirchen!

Seit vielen Jahren kriselt es in den Finanzen der christlichen Kirchen in Deutschland.

Es häufen sich seit einigen Jahren die Meldungen über massive wirtschaftliche Krisen einzelner Kirchenbezirke beider christlicher Kirchen. Die Gründe reichen von gewaltigen finanziellen Fehlspekulationen (Limburg, München oder Eichstätt) bis zu kontinuierlich sich auftürmenden Haushaltsdefiziten. In vielen Fällen werden schon die Zeitpunkte geschätzt, wann die Zahlungsunfähigkeit eintreten wird. Was dann passiert, ist bis dato völlig ungeklärt. Sicher scheint nur zu sein, dass kath. Bistümer und ev. Landeskirchen heute nicht Insolvenz anmelden können. Bei einzelnen Kirchengemeinden scheint eine Insolvenzfähigkeit nicht ausgeschlossen zu sein.

Unter den gegenwärtigen Bedingungen (Mitgliederschwund) steht anscheinend das „Geschäftsmodell“ der Diözesen, evangelischen Landeskirchen und Kirchengemeinden in Frage.  Die Haushalte der Bistümer werden zwischen 30% (Görlitz) und 90% (Paderborn) von der Kirchensteuer abgedeckt. Berlin liegt mit 50% im Mittelfeld … Über evangelische Landeskirchen liegen mir dazu keine Daten vor. Neulich las ich in einem Artikel, dass für die Landeskirche Berlin-Brandenburg-Oberlausitz bei extrapoliertem Verlauf der Schulden-Anhäufung für 2025 die Zahlungsunfähigkeit erwartet wird. Das erklärt hinreichend die Wegelagerer-Praktiken dieser Kirche, um von Menschen, die nicht mehr nachweisen können, dass sie aus der Kirche ausgetreten sind, noch jahrelang Kirchensteuer nachzufordern… Der katholischen Kirche wird es in Berlin nicht viel besser gehen, auch sie betreibt die Wegelagerei.

Die Diözese Hamburg plant Schließung von Schulen und Kitas. Da diese Art von öffentlicher Körperschaft nach deutschem Recht nicht Insolvenz anmelden kann, ist völlig ungewiss, was im Falle der Zahlungsunfähigkeit geschieht. Wo dies bei katholischen Diözesen schon eingetreten ist, mussten notgedrungen andere Diözesen mit Krediten einspringen – oder Diözesen wurden zusammengelegt. Aus Rom gibt es auf jeden Fall kein Geld!

Warum schreibe ich hier darüber?

Wir stehen der Tatsache gegenüber, dass Kirchen immer noch Träger vieler sozialer Einrichtungen sind: Schulen, Kitas, Altenheime. Zwar zahlt bei diesen die öffentliche Hand den größten Teil des Budgets aus Steuermitteln zu (zwischen 68% und 88%) aber wenn der Rest nicht aufgebracht werden kann hängt die Einrichtung in der Luft – und wegen des fehlenden Insolvenzrechtes für diesen Fall, kann die Einrichtung auch nicht rechtsgültig von anderen Trägern (privat oder staatlich) übernommen werden.

Nun brauchen wir aber DRINGEND mehr Schulen und nicht weniger, mehr Kitas, mehr Senioren- und Pflegeheime – und nicht weniger.

Ich befürchte, dass aufgrund des „kulturellen Komplotts“, das bei uns immer noch zwischen Politik und christlichen Kirchen besteht, die Kirchen zu „Systemrelevanten Institutionen im sozialen Bereich“ erklärt werden könnten und dann – nach dem Vorbild der entsprechenden Banken in der letzten Finanzkrise – mit Milliarden von Steuermitteln „gerettet“ werden könnten. Das wäre wahrlich ein Fass ohne Boden!

Dies gilt es vorausschauend JETZT zu verhindern – zum Beispiel indem endlich ein Insolvenzrecht für diesen Bereich geschaffen wird!

Herbert Börger

© Der Brandenburger Tor, Berlin, 8. Februar 2018

 

 

Das fängt ja gut an – 268 – Haben Bäume ein Bewusstsein?

Haben Bäume ein Bewusstsein?

Gleich vorweg die Antwort: „Ja, da bin ich mir heute subjektiv sicher!“ – Vor 20 Jahren habe ich es vermutet. Heute ist da schon eine Art von Gewissheit: worin die besteht werde ich unten beschreiben.

Der erste Schritt in einem solchen Thema muss immer der zur Begriffs-Klärung sein: also die Definition

Was ist Bewusstsein?„.

Da könnte man jetzt einige tausend Jahre Philosophie-Geschichte (und Religionen) und 200 Jahre Naturwissenschafts-Geschichte durchforsten – und säße da mit dutzenden teilweise stark divergierender Definitionen – je nach Zeitalter und Sachgebiet.  Man kann sich bei Wikipedia einen ganz guten Überblick verschaffen, der allerdings dann wieder mit einer großen Zahl von Begriffen gespickt ist, die jeweils wiederum eigener Definitionen bedürfen! Das kann eine durchaus wochenlange Recherchen-Reise durch Fachveröffentlichungen auslösen.

Am Ende treffen Philosophie und Naturwissenschaft (Biologie, Hirnforschung, Neurophysiologie, Psychologie, Kognitionswissenschaft) immer wieder zusammen, denn wir sind heute immer noch (weit?) davon entfernt, das Phänomen des Bewusstseins, speziell Ich-Bewusstseins, rein naturwissenschaftlich zu erklären. Aber auch die Philosophie ist noch nicht so weit.

Ich finde, dass die Partnerschaft von Philosophie und Naturwissenschaft gerade an dieser Schnittstelle sinnvoll ist: denn beide Bereiche haben eine gemeinsame „Mutter“: die Logik! Wer der jeweilige Vater ist, ist – wie so oft – umstritten…

Generell kann man aber sagen: stets ist im Zusammenhang mit „Bewusstsein“ die Rede von Geist, Denken, mentalen Prozessen, Gehirn – unabhängig davon, welches Modell eines Bewusstseins verhandelt wird. In diesem Sinne einer Bewusstseins-Definition, die ein Gehirn und neurophysiologische Systeme voraussetzt, können Pflanzen und also auch Bäume wohl kein Bewusstsein haben, denn sie haben kein Gehirn und kein Nervensystem (?). Es gab Pflanzen-Forscher, die aufgrund der Befunde mit der Existenz von elektrischen Potentialen und Informationsprozessen in pflanzlichen Strukturen angefangen hatten von einer Neurologie der Pflanzen zu sprechen. Das erwies sich aber nicht als sinnvoll und wurde glücklicherweise wieder fallen gelassen. Da wären man wieder im Bereich einer Metapher.

Aber: ist nicht die Begrenzung der Existenz eines Bewusstseins inclusive reflektierter Ich-Bewusstheit auf lebendige Systeme, die ein Gehirn benötigen um diese Leistung zu erbringen (also Menschen und höhere Tiere) auch eben wieder eine „Vermenschlichung“ dieser Leistungen (Antropomorphismus)? Verursacht durch den Umstand, dass wir – der sich selbst denkende Mensch – ein Gehirn haben. Aber ist ein „Gehirn“ eine notwendige Bedingung dafür, dass einem System ein Bewusstsein zugeschrieben wird? Nach meinem Verständnis ist es das nicht.

Für die Frage der reflektierenden Selbst-Bewusstheit des Menschen gibt es bis heute keine in sich schlüssige philosophische Lösung. Jeder noch so weit reichende Lösungsansatz des Leib-Seele-Problems ( oder Körper/Geist) eröffnet bisher am Schluss wieder ein neues ungelöstes (unlösbares?) Problem. Einer der vielleicht interessanteste neuere Lösungsansatz im Bereich der Philosophie ist der von Hedda Hassel Mørch, der dem Bereich des Panpsychismus nahe steht (eine-loesung-fuer-das-harte-problem-des-bewusstseins-15397757.html).

Ich bin nicht kompetent genug, um tiefer in diesen Forschungsbereich einzutauchen oder gar einzelne Fortschritte zu bewerten – es gibt eine Fülle ganz ausgezeichneter Publikationen dazu.

Anstatt dessen möchte ich den Denkansatz weiter verfolgen, ob das Phänomen der reflektierten Ich-Bewusstheit tatsächlich auf Lebewesen mit Gehirnen und Nervensystemen beschränkt werden muss (oder sogar auf „Lebewesen“ schlechthin…)?

Ich fasse kurz und grob einige Dinge zusammen, die die Wissenschaft in den vergangenen Jahrzehnten über die Pflanzen herausgefunden hat:

Pflanzen haben ein System der Wahrnehmung („Sinne oder Sensoren“), mit denen sie Reize Ihre Umwelt (Schwerkraft, Licht, Nährstoffe, Berührung, bestimmte Gase, Angriff von Schädlingen) erfahren. Diese Sinne wirken nicht nur global sondern auch richtungsabhängig. Beim Baum nehmen wir bevorzugt den überirdischen Teil der Pflanze wahr – deshalb unterschätzen wir das Wurzelsystem, das wahrscheinlich den „wichtigeren“ Teil der Bäume darstellt.

Die wichtigste Einschränkung, der Pflanzen/Bäume gegenüber Mensch/Tier unterliegen, ist die Ortsfestigkeit. Jedenfalls bezüglich des Individuums – über die Stufe der Fortpflanzung kann sich die ART sehr wohl über große räumliche Bereiche „ausbreiten“. Aber wegen Nahrungsmangel oder Schädlingsangriff den Platz verlassen kann die Pflanze auf dem Festland nicht. (Im Gewässer/Meer ist diese Einschränkung möglicherweise nicht vollständig gültig …?)

Pflanzen können auf die Reize ihrer Umwelt reagieren und können dabei zielgerichtet agieren! Sie können ihren Wuchs in der Folge der Reizwahrnehmung in bestimmten Teilen der Pflanze in bestimmte Richtungen lenken, in anderen Bereichen den Wuchs ganz einstellen. Viele Pflanzen können sich als unmittelbare Folge der Reize bewegen: dem Sonnenlauf folgen, Blütenblätter entsprechend der Helligkeit schließen, nach Berührung schließen. Sie können den Wuchs global dem Nährstoffangebot, CO2-Konzentration oder äußeren Kräften anpassen. Pflanzen können bei Schädlingsangriff lokal den plötzlichen Zelltod einleiten, um dem Schädling unmittelbar lokal die Nahrung zu entziehen! Planzen können gasförmige Stoffe emittieren (bekanntestes Gas ist Ethylen), um zu kommunizieren, „Abwehrstoffe“ gegen Fressfeinde in Blätter transportieren und dort anreichern.

Anscheinend kommunizieren Bäume auch miteinander über die Wurzelgeflechte und sollen dazu auch Pilzgeflechte (die größten Pflanzen auf dieser Erde überhaupt!) in Symbiose mit nutzen. (Ich vermute, dass die „Gegenleistung“ in der „Beschattung des Bodens“ und damit der Schutz vor Erosion und Austrocknung ist – vielleicht aber auch ein Tribut mit Stoffen, die man nur mit Blattgrün herstellen kann …

Die Zeitskala von Baum-Leben und Baum-Erfahrungen ist eher „langsam“. Allerdings reagieren die Blätter von Mimose und Venus-Fliegenfalle im Sekundenbereich und ebenfalls die offensichtlich sensibelsten Spitzen der Wurzelenden reagieren auf Reize binnen Sekunden. Schon Darwin vermutete, dass ein eventuelles „Gehirn der Pflanzen“ dort in den vitalen Wurzel-Enden liegen könnte – ein Forscher schrieb: „Er hatte mal wieder recht!“

Ganz sicher auch: Pflanzen ist „Zeit“ als Qualität bewusst! Der Laubbaum weiß,  wann er die Blätter abwerfen muss – und jede Pflanze weiß, wann sie nach dem Winter wieder austreiben darf – und irrt sich nur bei extremen Wetter-Kapriolen.

Betrachten wir abschließend noch die äußere Erscheinung – die geometrische Form und Struktur des Baumes: wir – als bevorzugt visuell betrachtende menschlicher Beobachter können an einem weitgehend erwachsenen Baum – ganz gleich wo und unter welchen Umständen er aufgewachsen ist – die Art sofort an dieser äußeren Form erkennen, die der Baum sich selbst durch seinen Wuchs gibt: Pappel, Weide, Linde oder Eiche etc. Daraus folgt, dass der Baum ein genetisches „Selbstbild“ hat, das als ein Haupt-Parameter die Wachstums-Vorgänge zielgerichtet vorantreibt – durch eine Vielzahl von Standort-, Umwelt- und Zeit-Einflüssen wird er dann ein spezielles Individuum dieser Art. Als solches muss er aber ein System besitzen, das das Ergebnis der Wachstumsvorgänge mit dem Selbstbild vergleicht, um das angestrebte Ziel, eine Pappel oder eine Linde zu werden, zu erreichen, ohne sich im Spiegel ansehen zu können. Darüberhinaus besitzt er Strategien, sich nach Windbruch selbst zu „reparieren“.

In den grünen Pflanzenbestandteilen läuft schließlich – nicht zu vergessen – einer der genialsten Prozesse (Photosynthese) in diesem Kosmos ab, mit dem aus Licht-Photonen (Energie) und unbegrenzt verfügbarem Gas (CO2) die Grund-Substanz – also Materie – gebildet wird. Ein so erfolgreicher Prozess, dass es mit seiner Hilfe den Pflanzen über mehrere hundert Millionen Jahre gelungen ist, einen ganzen Planeten zu umhüllen – nicht zu vergessen: einschließlich der gewaltigen pflanzlichen Masse in den Meeren.

Man könnte postulieren, dass jede einzelne nachweisbare Ursache-Wirkung-Paarung in der Pflanze für sich eine „fest verdrahtete“ Funktion ist und nach diesem festen Schema abläuft – fertig! Wasser, C02 + Photosynthese und Nährstoff: Baum wächst und treibt Zweige und Blätter. Schwerkraft: bewirkt die Haupt-Wuchsrichtung – Licht fällt auf den Baum: es bestimmt die Wuchsrichtung im Detail und die Form der Ast-Krone. Wie ein Automat?

Sie haben es registriert: ich schrieb ganz oben nicht, dass ich „glaube“, dass Bäume ein Bewusstsein haben. Das Bewusstsein der Bäume existiert – oder existiert nicht … das kann man nicht in die Bäume „hinein-glauben“. Glauben ist etwas für Denk-Faule (ich bin eher denk-hyperaktiv). „Glaube“ ist bei mir reserviert für die Beziehung zu anderen Menschen, Freunden, Kindern – da erfüllt er seinen Zweck als stabiles Skelett in einem Wackelpudding von weichen Relationen in denen man nichts bewiesen kann oder will. Ich glaube, dass meine Freunde mich nicht hintergehen werden, ich glaube, dass meine Kinder ihren Weg im Leben finden und gehen werden… Aber sonst ist der Glaube bei mir in einer Garage geparkt und ich bemühe mich um sachlich begründbares  WISSEN und MEINUNG.

Ich habe auch kein „esoterisches“ Verhältnis zu Bäumen – ich finde es o.k., wenn jemand Bäume umarmt. Es kann sein, dass die körperliche Nähe zu einer Pflanze, in die man eine „Persönlichkeit“ imaginieren kann, dem Menschen gut tut, der dies tut. Ich bezweifle aber sehr, dass es dabei zu einer beiderseitigen „Beziehung“ kommt … Befeuert vom Bereich der menschlichen Emotionen und sachfremder Imagination entfaltet sich hier der Sektor der „Antropomorphismen“: in diesen versucht der Mensch das betrachtete Objekt oder Lebewesen in typisch menschlichen Kategorien zu erfassen und einzuhegen. Am Ende dieser Imaginationskette stehen dann Geschichten (nicht erst bei Disney… auch schon in alten Mythen!), in denen Tiere und Pflanzen nicht nur untereinander sondern auch mit Menschen kommunizieren.

Antropomorphismen sind auch ein stark genutzter Weg, den populärwissenschaftlich Publikationen benutzen um erfolgreich zu sein: ich schrieb bereits kürzlich über die Welt jener Schriften, die sich des „Geheimen Lebens der …“ bedienen, um Leser zu erreichen.

Weder mit ausgeklügeltesten Experimenten noch durch theoretische Logik-Schlüsse alleine läßt sich entscheiden, ob Fplanzen/Bäume ein Bewusstsein haben, solange der Begriff des „Bewusstseins“ nicht klarer definiert ist … Allenfalls der zweifelsfreie Nachweis der Existenz eines „Gehirns“ in Pflanzen könnte dies obsolet machen und zugunsten des vorhandenen Bewusstseins entscheiden.

Bis dies geleistet ist, erlaube ich mir die MEINUNG zu haben, dass Pflanzen sehr wohl ein Bewusstsein haben – und das fühlt sich richtig gut an!

Aphorismus der Tages: „Wissen plus Meinung = HALTUNG.“ (Der Brandenburger Tor)

Herbert Börger

© Der Brandenburger Tor, Berlin, 2. Februar 2018

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das fängt ja gut an – 271 – Martin Schulz (2)

Was treibt diese Menschen – was treibt diesen Mann?

Ich kenne den Mann nicht persönlich – aber ich beobachte ihn. Er interessiert mich. Ich interessiere mich für ihn nicht aus persönlichen Gründen, sondern betrachte ihn als einen gerade herausragenden Mitspieler in der „göttlichen Komödie“ (sage ich als Atheist…). Der Mann heißt Martin Schulz.

So kann ich mich als an-Sport-an-sich-Uninteressierter auch sehr für Leistungssportler bzw. deren Mannschaften interessieren: wie gehen die mit Sieg und Niederlage um? Wie funktioniert das „System“, in dem sie sich bewegen? Wieviel Einfluß haben sie darauf, was mit Ihnen geschehen ist oder noch geschieht oder werden sie nur von innen oder außen getrieben? Das sind Themen, aus denen ein begnadeter Autor einen Roman macht – ich schreibe ein kleines Essay darüber.

Ich bleibe hier bei der großen Arena der Politik – also den politischen Eliten und dem großen, kaum durchschaubaren Räderwerk des demokratischen Systems  hinter ihnen. Dieses System wird letztlich an seiner „Basis“ auf unseren Schultern getragen: auf Ihrer und meiner Schulter! In dem, was ich beschreibe, stütze ich mich auf einige Lebensjahrzehnte Beobachtung von Politiker-Laufbahnen.

Die Mitspieler in diesem Räderwerk in der Elite oder in der großen Arena sind „Menschen wie Du und ich“. Wie auch wir in unserem Lebensumfeld, finden Sie dort nach einiger Eingewöhnung ihre „Rolle“. Von da an ist bei fast allen die Rolle und das Rollenverhalten gesetzt. Eine wirkliche Veränderung findet danach praktisch nicht mehr statt: wie denn auch – entweder ist Wahlkampf, Eroberung eines Amtes (von dessen Inhalten man eben noch keine Ahnung hatte), Sonnen in Erfolg und Zustimmung, Krise oder Rechtfertigungsdrama.

In diesem ewigen Kreislauf hat sich noch keine Persönlichkeit „entwickelt“ – eher wird sie korrumpiert. Wenn mal eine „Wandlung“ stattfindet, dann steht eine disruptive (ich liebe dieses Wort!) Erfahrung dahinter wie Krankheit oder andere persönliche Katastrophen. Wandlungen gibt es manchmal auch nach dem Eintritt ins Greisenalter oder in den Zustand völliger Machtlosigkeit (oder beidem) – aber nicht „im laufenden Betrieb“.

Man kann als ganz normaler Mensch ohne spektakuläre Eigenschaften vom Ortsverein an der Basis einer Partei hinauf klettern an die Spitzen des Staates. Allerdings braucht man ein paar Talente – neben dem Machtwillen. Damit meine ich nicht nur jenen Willen zur Ausübung persönlicher Macht (Alpha-Wesen). Auch die Person, der es zu 100% um eine Sache oder Idee geht, brauch Machtwillen, um diese Idee umsetzen zu können!

Wer an die Spitze der politischen Elite strebt, muss einige (nicht alle) Grundfähigkeiten besitzen, die er wie eine Art Werkzeugkasten mit sich herum trägt: ein akzeptables Erscheinungsbild, gute rhetorische Fähigkeiten, eine nachvollziehbare Erzählung von den Zielen, Intelligenz und Standfestigkeit (Belastbarkeit) – und die ganz spezielle Gabe, zum richtigen Zeitpunkt das Richtige zu sagen oder zu tun. Man muss die nicht alle gleichzeitig perfekt verkörpern – aber in einigen dieser Disziplinen sollte man schon beeindrucken können. Beispiel: Angela Merkel: Rhetorik: 3-, eigene Erzählung: 5 … und trotzdem seit drei Legislaturperioden Bundeskanzlerin (Belastbarkeit: 1+++)!

Da gehört eben noch eine andere nicht direkt sichtbare Ebene dazu: zum Beispiel der Rückhalt in der Organisation, die man vertritt und die einen tragen muss (man nennt das auch Hausmacht) – wenn die stark ausgeprägt ist (wie bei Angela Merkel) ersetzt das vollständig die eigene Erzählung, weil das Parteiprogramm ja schon da ist. Es gibt auch unterschiedliche Schwerpunkte dieser Kompetenzen für Spitzenpolitiker für die Bereiche Parlament (Legislative) und Regierung (Exekutive).

Vor allem aber gibt es die eine sehr schwer erklärbare, komplexe „Meta-Ebene“ der Eigenschaften eines Politikers: die Glaubwürdigkeit! Glaubwürdigkeit aufbauen und erhalten wird von einer ganz besonderen Fähigkeit unterstützt: zum richtigen Zeitpunkt das richtige sagen oder tun – blitzschnell Stimmungen erfassen.

Alles das gesagt, komme ich jetzt zu Martin Schulz:

Ich habe bei ihm eine glänzende Karriere als Parlamentarier beobachtet. Die hat er – hinter sich. Er stand an der Spitze des Europäischen Parlamentes und war dort meist überzeugend und hatte einen hervorragenden Ruf und beeindruckendes „Standing“ als Parlamentspräsident. Seine Botschaft passte zu seiner Rede passte zu seiner Erscheinung. Am Ende seiner Parlamentslaufbahn erschien (für mich unerwartet plötzlich ja ungeduldig) etwas neues: ein Anspruch auf exekutive Macht für sich persönlich und sein „Narrativ“.

Sein erstes Ziel: EU-Kommissar oder gar Kommissionspräsident! Das ist er nicht geworden.

Die nächste Rolle: Retter in der Popularitäts-Krise der Bundes-SPD. Wer die SPD lange kennt, weiß, das dies ein Himmelfahrtskommando sein kann! (Das wußte auch Gabriel…) Die Partei hievt ihn mit Schwung auf das Hochseil – ohne Netz… denn er scheitert schon wieder in der Ambition eines Amtes: des Fraktionsvorsitzes!

Im Glauben an die Illusion einer hohen eigenen Popularität, startet er mit Schwung eine Kampagne – ohne eigene Erzählung (wird noch geliefert…). In der Nachlieferung der „Idee“ nach Beginn des BTW-Wahlkampfes hat er sich dann offensichtlich weitgehend auf Berater gestützt, die weitgehend auch von falschen Einschätzungen der Lage ausgingen. Er überzeugt in dieser Rolle nicht.

Spitzenkandidat der BTW17 und Parteivorsitzender: er tritt als Kanzlerkandidat mit völlig unrealistischen Ansprüchen an – und scheitert (zusammen mit seiner Partei!) krachend bei 20.5%. Das gleichzeitig heftige Scheitern von CDU/CSU mildert die Sturzfolgen – aber nicht das Prinzip des Scheiterns.

Hier hat er spontan einmal richtig reagiert – allerdings in Diktion und Timing doch nicht so ganz: mit der Ansage der Oppositions-Rolle. Die Ansage, die SPD könne sich NUR in der Opposition regenerieren ist jedoch eine aberwitzige Begründung und Erzählung! Die holt ihn heute ein – wie so vieles, das er immer wieder naiv als finale Erkenntnis verkündet hat.

Das Scheitern der Jamaika-Verhandlung ist für Angela Merkel hoch-problematisch – aber für Martin Schulz der Gau! Er ist nicht der Mann, der Angela Merkel in die Minderheitsregierung zwingen könnte. Er hat es erst gar nicht versucht.

Er hat dann verrückterweise selbst die Erzählung in die Welt gesetzt oder das zumindest geduldet, dass der Bundespräsident Steinmeier ihm wie einem Schulbuben den Kopf gewaschen hat, so dass er sich postwendend mit seiner ganzen Kraft nun für die „Große Koalition“ einsetzt.

Die „Sondierung für die GroKo“ gelingt relativ flott und gar nicht mal so schlecht: aber die alte Tante SPD zeigt Schulz nun ihre häßlichste Fratze und hilft den Jusos, Martin Schulz nun fast völlig zu demontieren: indem es fast schon als Konsens gilt, dass jemand der 20,5% erreicht hat, 100% seiner eigenen Forderungen durchbringen müsste. Nicht Schulz sondern Andrea Nahles ist es, die das Votum für Koalitionsverhandlungen rettet.

Während der jetzt gerade laufenden Koalitionsverhandlungen gelingt es dem Parteivorsitzenden nicht, die wilde öffentlichen Kakophonie aus der eigenen Partei über unzureichende Kompromisse zu stoppen. Grotesk: die erzielten Verhandlungskompromisse liegen sehr viel näher an der weit verbreiteten Akzeptanz-Schwelle der Bevölkerung als das, was „die Partei“ fordert.

Der einzige kleine Rest von Glaubwürdigkeit, den Martin Schulz jetzt noch retten könnte, läge darin, jetzt nicht als Minister in das „Kabinett Merkel 4“ einzutreten, sondern zusammen mit Andrea Nahles dieses ungeliebte Projekt außerhalb der Regierung zu begleiten.  Aber sein beharrliches Schweigen zu diesem Thema spricht Bände: er wird anscheinend auch diese Latte noch reißen!

Der Weg zur Macht ist schwierig und mit vielen Hindernissen gespickt. Wir erleben das Beispiel eines sympathischen, integren Mannes, der dafür offensichtlich nicht gemacht war und an den vielen gerissenen Hürden seine Glaubwürdigkeit aufs Spiel gesetzt hat.

Herbert Börger

© Der Brandenburger Tor, Berlin, 30. Januar 2018

 

 

Das fängt ja gut an – 275 – Alice Salomon Hochschule (2)

Gomringer-Fassaden-Gedicht (ASH)

Politische Korrektheit? – Sexismus? – Trigger Warnings?

Darauf hatte ich gewartet: Die Alice-Salomon-Hochschule hat demokratisch entschieden, wie es mit dem Gedicht von Eugen Gomringer an der Fassade weiter geht.

Vorgestern kam die Entscheidung: Das Gedicht wird übermalt – die ohnehin fällige Renovierung wird dazu benutzt, ein neues Gedicht einer ASH-Lyrik-Preisträgerin daran anzubringen (Text noch nicht bekannt) – und danach im 5-Jahres-Turnus wieder.

Und ich habe bewusst zwei Tage abgewartet: wie erwartet, hat sich mittlerweile fast JEDER schon dazu geäußert (inclusive. Berliner Kultur-Senator Lederer, BRD-Kultur-Staatsministerin Grütters, Tochter Nora Gomringer, … und viele-viele mehr: im Grunde ein kleines Shit-Störmchen gegen den Beschluss der Hochschule ).

Ich war tatsächlich überrascht, dass sich in den für mich bisher sichtbaren Kommentaren zu 100% Kritik an der ASH-Entscheidung findet – die Vorwürfe reichen von Zensur über Populismus und übertriebene Politische Korrektheit zu unterstelltem Sexismus-Vorwurf gegen das Gedicht!

Ich finde, das ist starker Tobak!

Wo bleibt hier der Respekt? Respekt vor der demokratischen Entscheidung sehr vieler junger Leute (ca. 3.700 StudentInnen) und dem Personal der Hochschule! Diese Jungen Leute werden überwiegend im Erziehungs- und Bildungs-Bereich unseres Landes berufstätig werden. Sie haben einen langen, mühsamen, legitimen demokratischen Prozess durchlaufen, nachdem sie sich zuvor kritisch mit einem Kunstwerk im Lichte gesellschaftlicher Verhältnisse befasst haben.

Wo bleibt die Toleranz?

Die öffentliche Reaktion ist in meinen Augen völlig unangemessen in Form und  überheblich im Ton: selbst höchste kulturelle Repräsentanten von Bund und Land trompeten sofort ihre (persönliche) Meinung hinaus, ohne auf die Argumente der Betroffenen auch nur im Ansatz einzugehen. Das Niveau der Argumente läßt vermuten, dass hier mindestens der Untergang des Abendlandes eingeläutet wurde! Frau Grütters haut den Studenten das Grundgesetz um die Ohren (Freiheit der Kunst!) – und bekommt sofort die FAZ dafür als Forum. Liebe Frau Grütters: das ist völlig unangebrachtes und unsensibles Herrschaft-Gehabe gegenüber jungen Menschen, die dabei sind ihren Weg in der Gesellschaft zu finden. Selbst wenn Sie sachlich im Recht wären – so entspricht Ihr Verhalten dem Schießen mit staatlichen Kanonen auf Spatzen, die gerade flügge werden. Wenn Sie in der Sache so besorgt sind: warum haben Sie sich nicht erst mal einen Gesprächstermin mit den Vertretern der Hochschule besorgt, um die andere Seite angemessen zu Wort kommen zu lassen – ehe Sie Ihren geradezu . Haben sie etwa nicht die sehr klugen Erläuterungen von Frau Völter zu dem Vorgang gelesen?

Es handelt sich um eine „Innere Angelegenheit“ der Hochschule – auch wenn sich das Gedicht an einer Außenfassade der Hochschule befindet. Genau das ist auch ein Kern-Aspekt der Angelegenheit: mit dieser Fassade „spricht“ die Hochschule zur Außenwelt! (Aber diese Außenwelt hat kein Recht ihrerseits mitzusprechen – hat sie allerdings seit Monaten sehr heftig getan!)

am 25.12.2017 habe ich dazu schließlich diesen Beitrag in meinem Blog verfasst:

Das fängt ja gut an – 306 – Alice Salomon Hochschule (1)

Am Schluss meiner (kritischen) Auseinandersetzung mit dem Thema schrieb ich:

„Im Falle der Causa „Gomringer-Gedicht“ gilt nach meinem heutigen Recherchen-Stand Entwarnung bezüglich Trigger Warnings: dieser Vorgang gehört in den Bereich normaler und gerechtfertigter Auseinandersetzungen mit gesellschaftlichen Verhältnissen – unabhängig davon, ob man der Meinung der Studentinnen ist – oder nicht.“

Meine eigene Haltung zu dem Gedicht von Eugen Gomringer war und ist:

Ich finde das Gedicht sehr schön; ich finde es (aus meiner Perspektive als Mann, 72 Jahre) nicht offensiv oder verdeckt sexistisch.

Mein erster Impuls Ende August 2017, als die Causa hoch-kochte war spontan ein Anschluß an die herrschende Kritik gegen den AStA der ASH – aber auch schon Unverständnis bezüglich des PEN-Club-Vorwurfes der Zensur (sorry: das ist einfach Quatsch!).

Dann ging ich den Argumenten und Begründungen der Hochschule nach (Erklärung von Prof.Dr. Völter!) – und ließ das ganze fas 2 Monate sacken – da ich mich aber gerade permanent mit dem Thema der „Trigger Warnings“ beschäftige, kam ich immer wieder zum Fall zurück.

Dann habe ich mich mehr in die StudentInnen versetzt und habe dann – die oben schon angedeutet – festgestellt: das ist „ihre“ Schul-Fassade, die mit dem Gedicht nach außen spricht – in die Gesellschaft hinein, in der sie sich später einbringen wollen. Erst dann habe ich den Konflikt erkannt: ja, das Gedicht ist ein lyrisches Zeugnis einer früheren gesellschaftlichen Epoche (1951) bezüglich der Rolle der Frau – und ja: das ist nicht die Rolle der jungen Menschen die da hinaus gehen wollen!

Probieren sie das mal aus ! – vielleicht gelingt es Ihnen dann auch, Verständnis für den Vorgang aufzubringen – ganz abseits von Zensur-Genderismus-PoliticalCorrectness-Debatte und Getöse…

Herbert Börger

P.S.: Die kluge Lösung, dass jetzt im 5-jährlichen Turnus ein Preisträger-Gedicht an die Fassade kommt, vermeidet auch jegliche Diskriminierung von Eugen Gomringer!

© Der Brandenburger Tor, Berlin, 26. Januar 2018

 

Das fängt ja gut an – 280 – Martin Schulz

Ein paar (eigentlich) wohlwollende Gedanken zu Martin Schulz

Bei jedem Auftritt von Martin Schulz gerate ich mit mir und meiner Umgebung in einen Diskurs. Ich will ihm nicht übel, aber ich kann ihm auch nicht vorbehaltlos folgen – ich kann viele seiner Thesen durchaus unterstützen, aber ich frage mich dann oft, ob er immer noch mehr auf Berater hört als auf seinen eigenen Instinkt … Es ist meistens so … konstruiert, was er sagt. Ja: wie ein Schulaufsatz.

Leidenschaftlich und ohne Mühe „wesentlich“ wird Martin Schulz fast immer (nur?), wenn er über Europa spricht. Da mir das persönlich auch derzeit sehr am Herzen liegt, hat er damit bei mir sogar ein fettes „Pré„.

Trotzdem werde ich mit Ihn als dem, was er gemäß Amtes beanspruchen muss nicht warm. Genauer gesagt, habe ich auch den Eindruck, dass die eigenen GenossInnen um ihn herum nicht so recht warm mit ihm werden. Da liegt so irgendwas in der Luft, dass man befürchtet, die müssen ihn loben, damit er durchhält bei dem, was er da tut – tun soll – tun will? Andrea Nahles blickt ihn so „mütterlich“ an …

Ist es der infame Hintergrund des 100%-Wahlergebnisses bei der ersten Wahl, dass so einer danach doch nicht nein sagen kann? Was ist das eigentlich für ein Haifischbecken von Partei, die dem, den sie mit den fast peinlichen 100% zu diesem Amt angefixt hat, bei der turnusmäßigen Wahl kurz danach nicht wenigstens über 90% gegeben hat?

Mein Gefühl ist, dass diese Partei-GenossInnen-Umgebung die eigentliche Ursache für Schulz‘ spürbare Unsicherheit ist. Allerdings auch verbunden mit all den selbst von Ihm in den letzten Monaten gelegten Tretminen – in Form von radikalen Statements wie: „wir sind abgewählt!“,  „keinesfalls werden wir mit Angela Merkel noch einmal regieren!“, „ich werde keinesfalls in ein Kabinett unter Merkel eintreten!“. Alles ehrlich gemeint – aber ich vermute, ihm dämmert selbst langsam, dass Ehrlichkeit allein, ohne politische Klugheit, auf diesen Terrain nicht weit führt.

Die groteske Situation ist, dass der „politische Gegner“ ihn sogar selbst schont, und nicht diese Minen mutwillig hoch gehen läßt: weil er ihn braucht und der Verhandler auf jeden Fall jetzt Schulz sein muß!

Eine Moderatorin hat gestern sogar soviel Mitleid mit ihm gehabt, dass sie die entsprechende Nachfrage unterlassen hat, als er die entsprechende Tretminen-Frage einfach nicht beantwortete. Ich vermute, dass Herr Altmeier sie einmal scharf fixiert und dabei ganz unmerklich den Kopf geschüttelt hat…

Wenn die Dinge nun mal – über die Mehrheits-Situation nach dieser Wahl hinaus – so sind, muss man sie aussprechen. Weder Martin Schulz noch unserem Land nützte ein Vize-Kanzler aus Mitleid, der von Andrea Nahes gecoacht würde. Mitleid und Macht gehen nicht zusammen!

Herbert Börger

© Der Brandenburger Tor, Berlin, 21. Januar 2018

 

 

Das fängt ja gut an – 281 – Das „Böse“ gentechnisch auslöschen?

Lasst uns das Böse im Menschen mit der Gentechnik eliminieren!?

(Dies ist eine Mischung aus Glosse und Essay – ich nenne das, seit ich es vor 10 Jahren erfand, „Glossay„. Den folgenden Text habe ich am 17.06.2011 geschrieben. Ich finde, er passt sehr gut zum heutigen Thema des Trans-Humanismus.

(Der „Skeptiker“ in diesem folgenden Dialog bin ich…)

– Es ist jetzt nachgewiesen: man kann Embryonen so behandeln, dass das Böse im Menschen eliminiert wird!

– Wer hat das nachgewiesen?

– Ein gigantisches amerikanisches Forscherteam, finanziert von Bill Gates mit zig Milliarden.

– Glaub‘ ich nicht.

– Doch: Gates will, dass die Welt gut wird – wirklich!

– Ich zweifle nicht daran, dass der sowas will. Ich glaube nicht an das Ergebnis, dass die Welt gut wird dadurch, dass man „das Böse“ im Menschen eliminiert.

– Wieso? Ist doch eine Super-Konzept: warum immer die Folgen des Bösen in der Welt bekämpfen anstatt das Böse an der Wurzel zu tilgen?

– Das wollte Hitler auch. Und das ist nur ein Beispiel für die, die vermeintlich Gutes bewirken wollten und dadurch Böses taten.

– Hmpfff?

– Hitler hat sich damit „begnügt“, den Teil der Menschheit auszurotten der für ihn das Böse verkörperte. Dieser will nun gleich die ganze Menschheit ausrotten! Ich gebe zu: das ist eine wirklich konsequente Lösung!

– Wie kommst Du darauf?

– Die behandelten Embryonen sind keine „Menschen“ mehr.

– So’n Quatsch! Wenn man das Böse in den Menschen auslöscht sind das dann eben „gute Menschen“ – ist doch prima!

– Irrtum! Ich habe immer geahnt, dass man verblödet, wenn man zu reich wird! Nur das Gute und Böse zusammen ergeben – annähernd im Gleichgewicht gehalten – einen einigermaßen erträglichen Menschen.

– Das verstehe ich nicht…

– Diese „Gut-Menschen“. von denen da gefaselt wird, werden furchtbar sein, weil sie nicht mehr wissen, was gut und böse ist – alleine schon weil ihnen die Kategorie dafür fehlt.

– In Philosophie war ich nie so stark…

– Und offensichtlich auch nicht in Logik! „Gut“ alleine gibt es genauso wenig wie Licht oder Finsternis – beides ist jeweils für sich alleine eine Apokalypse!

– Tja… ?

– Aber mal eine konkrete Frage: wie wollen die das denn überhaupt machen? Wenn da quasi begonnen wird, eine „Gutmenschen-Sekte“ zu züchten: die sind doch ohne Hochspannungszaun drum herum den vielen „Gut/Böse-Normalos“ gar nicht gewachsen. Das ist wie wenn man eine Population von Menschen völlig keimfrei aufwachsen ließe: die würde der kleinste eindringende Keim sofort ausrotten!

– Tja, das soll ja auch keine Sekte werden – eher umgekehrt: die Vereinigten Staaten (also die an-sich-Guten!) haben einen Antrag auf Zwangs-Behandlung aller Embryonen ab 1.1.2022 bei der UNO gestellt.

– Erstaunlich – sonst war doch UNO immer eher des Teufels…  Und wenn sich jemand trotzdem weigert, seine Nachkommenschaft zu behandeln? – Sowas verletzt doch ein Menschenrecht.

– Nein das verletzt kein Menschenrecht: es wurde umgekehrt als Menschenrecht anerkannt, dass Embryonen das Recht haben behandelt zu werden. Also verletzt Du mit Deiner Weigerung das Menschenrecht deiner Nachkommen… Du wirst dann mit Deiner Nachkommenschaft in die unbewohnbaren Gebiete um alle GAU-Reaktoren umgesiedelt. Dort müßt ihr für das fehlende Bruttosozialprodukt schuften.

– Dann gehe ich eben da hin – lieber verstrahlt unter Menschen als unter Monstern.

– Naja, so toll sind die Perspektiven für uns noch konventionell gut-bösen  Alt-Menschen eigentlich auch nicht, solange bis die gesamte Menschheit bis Alter 70 Jahre auf den neuen Gutmenschen-Typen umgestellt ist: wir bekommen ein Grundeinkommen, müssen für das Bruttosozialprodukt arbeiten und werden in einer Art geschlossenen Anstalt unter Aufsicht gehalten.

– Da wäre es aber billiger, das jetzt mit dem gesamten Forscherteam und ihren Geldgebern zu machen, die wären in einer geschlossenen Anstalt unter Gleichgesinnten sicher sehr glücklich – Selbstversuch ist bei denen doch sowieso gerade in Mode.

Herbert Börger

© Der Brandenburger Tor, Berlin, 20. Januar 2018

Das fängt ja gut an – 282 – „Trans-Humanismus“ (Ewiges Leben)

Ewiges Leben ohne Gott – der Trans-Humanismus

Was ist der „Stand der Technik“ im uralten „Körper-Geist-Problem“ ?

Wie so oft ist mal wieder der Fernseh-Kanal ARTE schuld, in dem ich tief in der Nacht einen Beitrag über den „Trans-Humanismus“ sah. Darin war vor allem Luc Ferry äußerst engagiert dabei darzulegen, dass die Super-KI-Cyborgs, also Maschinen mit Ich-Bewusstsein und immens höherer Leistungsfähigkeit als der Mensch sie hat, schon direkt vor der Tür stehen und dass der menschliche Körper auf der anderen Seite so weit optimierungsfähig sei, dass wir auch als physisches Individuum noch locker ein paar hundert Jahre machen werden.

An dieser Stelle des Diskurses haben immer zwei Forschungserfolge Auftritt: ein paar Mäuse, die schon wieder ein paar Tage länger gelebt haben und die Gen-Schere CRISPR… ja und einige der Forscher sollen da schon Selbstversuche machen!

Ich erspare mir detaillierte Erläuterungen zum Thema indem ich auf den folgenden Link verweise, der mir eine sehr gute Einführung in das Thema aus dem Jahr 2016 zu sein scheint:

unsterblichkeit-ultimativer-luxus-der-superreichen

Zusammenfassung: Die supereichen Bosse der großen Internetkonzerne haben gemerkt, dass sie älter werden und womöglich im Laufe  der nächsten Jahrzehnte STERBEN könnten!  Da kamen ein paar smarte Wissenschaftler um die Ecke, die haben erklärt, dass das ja nicht so bleiben muss: erst verlängern wir mal das physische Leben um hundert Jahre oder mehr und zum Schluss wird das Ich-Bewußtsein (also die Seele?) des Larry Page in einen Computer „hochgeladen“ – und dann ist er unsterblich (bis zum nächsten Stromausfall…).

Die Internet-Bosse geben den smarten Wissenschaftlern sehr(!) viel Geld für Forschung, damit es ihnen in den nächsten hundert Jahren nicht langweilig wird (deshalb heißt wohl einer von denen auch „Kurzweil“) und stellen sie dazu in den eigenen Firmen an, damit das alles unter ihrer Kontrolle bleibt. Eine Firma wird extra dafür gegründet, um weltweit Propaganda für diese Schöne Neue Welt der un-toten Cyborgs zu machen (Singularity University).

Ende der Glosse – jetzt mal ganz im Ernst:

Durch die privatisiert verlaufende Google-Forschung auf dem Gebiet der KI (Künstlichen Intelligenz) wird ausgeschlossen, dass die Öffentlichkeit erfährt, wie weit die smarten Wissenschaftler wirklich sind. Drum herum gibt es genügend vom Thema begeisterter Experten wie Luc Ferry, die jederzeit bestätigen, dass sie das Ganze für sehr seriös und wahrscheinlich halten – zumal ja alle von den Milliarden hypnotisiert sind, die die Internet-Bosse da hinein stecken. Die Bosse und ihre Helferlein aber erklären mal einfach so, dass es schon in 10-20 Jahren möglich sein wird, mein Ich-Bewusstsein in einem Computer zu simulieren (Super-KI) – und damit wird ein Geschäftsmodell eröffnet, d.h. eigentlich ein neuer Mythos geschaffen, aufgrund dessen die Konzerne wie Google erneut im Wert steigen. (S. auch meinen Text über den Mythos der Internet-Konzerne von vorgestern!)

Was tut Google da wirklich?

Tatsächlich treibt Google dort mehrere sehr anspruchsvolle KI-Projekte voran wie: Verschlüsselungs-Systeme, Übersetzungs-Software, Bildwahrnehmung, Robotik. Bei dieser Forschung werden typischerweise auch Teilbereiche des menschlichen Gehirns versucht zu simulieren. Diese Teilgebiete der KI unterstützen nachhaltig das heutige Google-Geschäftsmodell. Das hat Google auch so veröffentlicht. Aber für die Medien sind das sehr komplizierte, eher langweilige hochtechnologische Themen. da macht sich das „Ewige Leben“ doch schon besser. Gutes Presse-Futter!

Der radikale Wissenschaft-Optimismus, der in den USA ja Tradition hat, hat natürlich etwas erfrischendes und wird gegenüber unserer europäisch-moralinsauren Wissenschaft-Auffassung gerne als fortschrittlich und überlegen gepriesen (Beispiel: Gen-Technologien!). Wer das so oberflächlich „erfolgsorientiert“ betrachtet, vergisst allerdings völlig, welchen Hintergrund die vorsichtige europäische Grundhaltung hat. Wir wollen damit zwei grundlegende Konflikten vorbeugen:

– dem Interessenskonflikt zwischen rein wirtschaftlichen (Privat-)Interessen und wissenschaftlichen Erkenntnissen;

– der Gefahr der staatlich-autokratischen Entmündigung des Individuums durch Missbrauch der wissenschaftlichen Erkenntnis als Beherrschungsinstrument (seitens Oligarchien o.ä. Macht-Strukturen).

Wir nennen das Gebiet Wissenschafts-Ethik und versuchen durch öffentliche Institutionen wie die „Akademien der Wissenschaften“ hier die Interessenskonflikte unter Kontrolle zu halten. Das ist nicht leicht, denn die Institutionen haben eher wenig Macht. Eines der wichtigsten Instrumente bezüglich dieser Konflikte ist die Forderung nach „Technik-Folgen-Abschätzung“.

In USA ist eine völlig andere Mentalität sehr verbreitet und unter der derzeitigen Regierung rollt eine starke De-Regulierungs-Welle durchs Land: Machen und dann sehen wir ja. Diese Haltung wird in der Gestalt des Neo-Liberalismus neuerdings auch in Deutschland gestärkt (Ch. Lindner!).

Gerade die Forschungs-Bereiche „Gentechnik“ und  „Künstliche Intelligenz“ werfen derzeit die brisantesten Ethik-Konflikte auf und berühren dabei uralte Fragen des Menschseins, des Bewusstseins – einschließlich dem Thema der zeitlichen Begrenztheit des Lebens.

Wie positionieren sich die Internet-Konzerne in diesen ethischen Themen?

Diese Frage würde ich gerne generell beantworten können, dazu fehlen mir aber die Mittel und der Überblick – ich hoffe, dass andere sich dieses Themas intensiv annehmen.

Allerdings habe ich versucht, mir punktuell einen Eindruck zu verschaffen – und der ist aus unserer europäischen Perspektive besorgniserregend genug: am Beispiel der Singularity University!

Das ist keine Universität im üblichen Sinne sondern eine Firma, die von Peter Diamandis und Ray Kurzweil gegründet und von Google beherrscht wird. Wikipedia benutzt auch den Begriff „Think Tank“ dafür. Erwarten sie hier kein irgendwie geartetes „neutrales“ wissenschaftliches Konzept: Herr Kurzweil ist gleichzeitig bei Google angestellt als Entwicklungsleiter im KI-Engineering-Bereich. Singularity University konzentriert sich ebenfalls weitgehend auf KI-Themen und hat anscheinend vier Bereiche: Sommer-Camps für junge Wissenschaftler, Seminare und Trainings für Manager und Unternehmer, Inkubatoren-Funktion für junge KI-Unternehmen und viertens eine KI-Informationsplattform namens „Singularity Hub“. Trotz seiner personellen Verflechtung mit der Wirtschaft ist es ein „gemeinnütziges Unternehmen“ nach amerikanischem Recht.

Sieht man sich alle Bereiche etwas genauer an, ergibt sich das Bild eines Propaganda-Instrumentes für KI im Sinne des Trans-Humanismus und des Unternehmens Google.

Singularity University propagiert eine ganz eigene Ethik – und die scheint direkt von Ray Kurzweil (*1948) zu stammen: „Wir sind verpflichtet, uns Menschen permanent zu optimieren – mit nahezu allen Mitteln. Dazu gehört selbstverständlich auch, dass wir unseren zukünftigen Nachwuchs von vornherein mit der Gen-Schere optimieren werden.“

Über Ray Kurzweil wird vor allem stets hervorgehoben, dass er seit 1990 viele zutreffende Prognosen über die Entwicklungen in der Computertechnologie bzw. deren Zeitpunkte gemacht hat. Er macht auch jetzt Prognosen über die Entwicklung der KI in den nächsten 25 Jahren. Am Endpunkt dieser transhumanistischen Vision steht 2045 das erreichen der Unsterblichkeit für unser Ich-Bewußtsein und der Aufbruch der Menschheit in die Planetenräume. Dann ist der sogenannte „Point of Singularity“ erreicht: an dem ist die künstliche Intelligenz der menschlichen überlegen sein wird. Ray Kurzweil ist sozusagen der Prophet der unternehmerischen Visionen von Larry Page, Elon Musk und einigen anderen. Tatsächlich ist allerdings Kurzweil ein sehr erfolgreicher Ingenieur und Innovator – das darf man ihm sicher nicht absprechen.

Ich finde es beeindruckend, dass jemand eine derart konsequente Vision der Zukunft der Menschheit hat! Sorge bereiten mir zwei Dinge dabei:

– dass diese Entwicklungen im Schoße einiger global agierender Konzerne stattfinden sollen und nicht open source zugänglich wie die öffentliche Forschung;

– dass in diesem Umfeld geplant wird grundsätzlich alles ohne eine vorangehende oder eingebettete Ethik-Debatte voran zu treiben.

Ray Kurzweils heutige Prognosen basieren übrigens auf einem extrem einfachen Modell: dem sogenannten „Moore’schen Gesetz“ – das allerdings kein Gesetz ist, sondern eine Art Regel, die seit drei Jahrzehnten in der Mikroprozessor-Industrie wie eine „selbsterfüllende Prophezeiung“ funktioniert: die Verdoppelung der Schaltelement-Dichte auf den Computer-Chips alle 18 Monate… Damit wäre 2045 dann die nötige Rechenleistung auf einem 1.000-Dollar-Computer erreicht, und das gesamte menschliche Gehirn zu simulieren. Das ist das vollständige Szenario von Kurzweils Prognosen!

Kurzweil zweifelt nicht, dass das Gehirn und unser Bewusstsein alleine durch Rechenleistung zu simulieren sein wird. Man kann mit sehr wenigen einfachen Überlegungen darauf kommen, dass das sicher nicht ausreichen wird, unserem Ich-Bewusstsein – hochgeladen in die „Cloud“ – ein ewiges Leben zu verleihen. Noch heikler sehe ich dabei die Frage, ob dieser Schritt überhaupt sinnvoll – und damit erstrebenswert – wäre, oder ob wir uns besser andere Ziele setzen sollten.

Ich will Ray Kurzweil und Kolleginnen nichts Unrechtes unterstellen – mich stört lediglich die plakative Naivität, mit der im trans-humanistischen Umfeld die Themen propagiert werden. Im Rahmen der Singularity Universität habe ich bisher keinen einzigen Ansatz zu einer Ethik-Debatte gefunden – das irritiert mich!

Glücklicherweise gibt es europa- und weltweit auf dem Gebiet der Gehirnforschung und der KI auch eine umfangreiche öffentliche Forschungs-Szene, deren Erkenntnisse durch Veröffentlichungen und einen globalen Diskurs zugänglich sind. Auch die EU gibt derzeit 1,2 Mrd. Euro für das „Human Brain Projekt“ aus (Laufzeit 10 Jahre), an dem 110 Forschungs-Einrichtungen beteiligt sind und dessen Datenplattform „Blue Brain Nexus“ vor wenigen Tagen (11.1.2018) als opensource veröffentlicht wurde.

Dadurch ist es möglich, den Stand der Technik realitätsnah zu verfolgen.

Bis heute weiß niemand, wie im Gehirn unser Ich-Bewußtsein entsteht – und vor allem, wie das Gehirn das mit nur 20 Watt Dauerleistung schafft!

Weder Philosophie noch Naturwissenschaft haben bisher das uralte „harte“ Geist-Körper-Problem gelöst. Allerdings tut sich überall viel zu diesem Thema. Es ist interessant und spannend, dies zu verfolgen. Man braucht aber doch einige Stunden Recherche und Lesen in jeder Woche, um sich da oberflächlich up-to-date zu halten.

Bisher beschäftigt sich die Forschung einerseits damit, die Informations-Prozesse im Gehirn auf Basis der Molekularbiologie zu verstehen, andererseits versucht man Teilprozesse im Gehirn informationstechnisch zu simulieren. Würde man mit der heutigen Super-Computertechnik versuchen die vollständige Gehirnfunktion eines menschlichen Gehirns längere Zeit mit Supercomputern zu SIMULIEREN (wobei noch kein Ich-Bewusstsein in der Maschine existierte!) müßte wahrscheinlich nur zur Deckung des Stromverbrauchs dieser Computer in Mitteleuropa das Licht abgeschaltet werden…?

Verblüffend ist aber auch hier wieder, mit welchen billigen Taschenspielertricks die KI-Propagandisten in ihrer eigenen Sache den informationshungrigen Normalbürger abspeisen – dazu in den nächsten Tagen noch mehr.

Herbert Börger

© Der Brandenburger Tor, Berlin, 19. Januar 2018

 

 

 

 

Das fängt ja gut an – 284 – Ein Tante-Emma-Laden namens Amazon

Der Big Data Bluff

Jede Dystopie seit den 1930er Jahren (Schöne Neue Welt…) basiert auf unheimlich-unsichtbaren Mächten, die in einem anonym-autokratischen System alles beherrschen, alles über die Menschen wissen, ihnen total bekloppte Regeln aufzwingen und diese mit einem brutalen Strafkodex durchsetzen können, weil sie alles über jeden Bürger wissen – und es keine Gewaltenteilung mehr gibt!

Soweit so gruselig und immer wieder neu-alt, wobei eigentlich nur das Dekor ausgetauscht werden muss.

Aus Dystopien kann man – anders als behauptet – nicht viel lernen, was man nicht viel besser aus der Geschichte lernen könnte. Es sind nur drei Dinge, die jeder Bürger für jetzt und alle Zukunft mit Klauen und Zahnen verteidigen muss, damit kein anonym-autokratisches System die Herrschaft über ihn gewinnen kann:

  • Die strikte Trennung von Staat und Religion bzw. Weltanschauung – vor allem auch in Hinblick auf eine entsprechend „neutrale“ Bildung;
  • die Gewaltenteilung im Staatswesen;
  • eine möglichst unbehinderte, auch gerne investigative Presse.

Wo genau die Abgrenzung zwischen staatlichen Aktionen und der individuellen Person liegen (z.B. in Form von Videoüberwachung und Softwareeinsatz), kann nach den temporären Verhältnissen und dem Zeitgeschmack durchaus fließend gestaltet werden. Das gilt auch für die Grenze zwischen Pressefreiheit und individuellen Persönlichkeitsrechten.

Allerdings geht zunehmend eine Angst bei den Bürgern um, die oben dargestellten drei Grundprinzipien seien nicht mehr ausreichend, um seine Persönlichkeitsrechte und die Integrität des Staates zu schützen.

Die Angst wird meistens mit drei „neuen“ Phänomenen begründet:

  • der Globalisierung;
  • dem Internet (ersatzweise: „Digitalisierung“);
  • der Wirtschaft im Zustand der Kombination aus dem Vorstehnden: den global agierenden Konzernen, besonders auch dem Internetkonzernen und „Datenkraken“.

Man kann getrost von einem verbreiteten Alarmismus sprechen. Dabei spielen auch die Medien eine wichtige Rolle, indem sie pausenlos die Mantras der Alarmierer transportieren.

Hier wäre es notwendig sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: denn ich teile auch die Sorgen um den Einfluss der global agierenden Konzerne. Ich bin allerdings der Meinung, dass das Problem im Wesentlichen durch opportunistisches Fehlverhalten der meisten Staaten (nicht nur immer die ANDEREN beschuldigen!) entsteht: durch den internationale Wettbewerb um die günstigsten Steuer-Sätze für solche wirtschaftlichen Akteure entsteht erst ein wirtschaftlicher Schaden. Die Staatengemeinschaft könnte durch strikte Solidarität auf diesem Sektor Schaden weitgehend verhindern. Dann bliebe im Wesentlichen noch das Problem der neuen Wirtschaftskriminalität in Rahmen der digitalisierten Wirtschaft zu bekämpfen.

Die Globalisierung an sich hat bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts massiv eingesetzt und ist kein „neues“ Phänomen. Und seit der Erfindung und globalen Realisierung der Telegraphie ab ca. 1840 (Nachrichtenagentur Reuter seit 1851!) ist Sekundenschnelle globale Nachrichtenübermittelung Realität – auch mit den entsprechenden Auswirkungen auf die Wirtschaft (z.B. bilden sich Futtermittel- und Getreidepreise seitdem global …).

Das Internet ist nur eine Technologie, die den seit 1840 verfügbaren Stand unter die Wahrnehmbarkeit-Schwelle beschleunigt hat und unvorstellbar multipliziert auch für alle Bevölkerungsschichten verfügbar gemacht hat (Demokratisierung der Information!). Gigantische Mengen des Datenvolumens im Internet sind dabei heute entweder redundant oder irrelevant – welcher Prozentsatz das ist, weiß ich nicht. Vermutlich aber nicht unerheblich.

Das Phänomen des Internets wird nun zunehmend unter dem Schlagwort „Digitalisierung“ verpackt. Und wenn man sich zu den ganz „gruseligen dystopischen Versionen“ dieser Sache auf macht, dann ist garantiert von „Super-KI“, „Big Data“ und „Algorithmen“ die Rede.

Es wird suggeriert, dass Amazon jetzt schon besser weiß, was du morgen wollen wirst oder was Deine Kinder, die noch gar nicht geboren sind, in 20 Jahren kaufen wollen werden. Alles aufgrund von mysteriösen „Algorithmen“. Und danach weiß Google heute schon, wohin Du nächstes Jahr in Urlaub fahren wirst oder welche Partei du wählen wirst – aufgrund der Web-Sites, die Du besuchst, deinem Bewegung-Profil, Deiner Krankenakte und den Medien, die Du streamst… ebenfalls: auf Basis von KI und Algorithmen. Demnächst wird Dein Lieblings-Pizza-Dienst deine Lieblings-Pizza schon mal in den Ofen schieben, ehe Du eine Bestellung geschickt hast! Und APPLE weiß sowieso alles über Dich, weil die in deinem Smartphone sitzen und der NSA helfen alles mitzuhören und dich als Person völlig gläsern machen.

Lieber Leser: alles das ist per heute im Wesentlichen: HUMBUG! Der „Glaube“ daran basiert auf ein paar Taschenspieler-Tricks, die die oben genannten Verdächtigen aufführen, und die von Experten öffentlich als Beginn eines neuen Zeitalters gepriesen werden. Allzu viele glauben das, anstatt selbst ein paar logische Denkschlüsse zu veranstalten.

Die Wirklichkeit:

Amazon ist ein riesiger Tante-Emma-Laden, oder sagen wir besser: ein riesiges Warenhaus, das versucht, so nahe wie möglich am Zustand eines Tante Emma-Ladens zu bleiben (Achtung: das ist ein Ideal aus der Vergangenheit! … nicht eine Zukunftsvision!). Erinnern wir uns daran, wie Tante Emma in ihrem Laden gearbeitet hat: der Laden lag am Marktplatz, sie kannte alle ihre 400 Kunden (persönlich!), sie wusste wann die Geburtstag hatten, wann sie heirateten, wie alt sie waren, welche Bedürfnisse und welche Träume sie hatten – außerdem sah sie alle vorbeikommen: wenn Frieda jetzt auf der anderen Straßenseite runter geht, geht sie zu Ihrer Tante und wird auf dem Rückweg Milch bei Tante Emma holen… und wahrscheinlich ein kg Zucker, denn den hat sie länger nicht gekauft, oder Back-Hefe, denn morgen werden alle im Dorf backen für das Fest am Wochenende – usw-usw-usw. Weil Emma alles das weiß, läuft ihr Laden gut, bestellt sie Waren rechtzeitig und richtig – und manchmal kaufen Kundinnen nur etwas im Laden, um den neuesten Tratsch auszutauschen, auf dessen Basis Emma wieder wissen wird, wer was wann brauchen wird! Ja und sie wird auch wissen, wann es klug sein wird, einen Bring-Dienst einzurichten, da viele im Dorf immer älter werden!

Genau das will Amazon eben werden oder bleiben: ein Riesen-Tante-Emma-Laden! Ansonsten ist nichts Geheimnisvolles dahinter. Dazu braucht man ein gigantisches komplexes kaufmännisches Warenwirtschafts-System… „Algorithmen“ klingt natürlich besser. Ich würde das aber heute noch nicht einmal mit „Big-Data“ in Verbindung bringen.

Der Taschenspieler-Trick, der ab und zu vorgeführt wird ist, dass man irgend etwas vor kurzem gesucht hat – also plant etwas zu kaufen – und plötzlich werden einem dazu passende Angebote gemacht… Aber da steckt weder KI noch Algorithmus dahinter: das basiert auf klassischen aber riesigen relationalen Datenbanken – und manchen Menschen kommt sowas eben „unheimlich“ vor… ist es aber gar nicht! Die wollen nur sehr-sehr wettbewerbsfähig sein. Ja, man kann sicher sagen, dass der Verbraucher hier etwas „gläsern“ wird… aber was ist das dort gespeicherte Wissen über Sie, verglichen mit dem Wissen, das Tante Emma über jeden von uns hatte?

Bei Reise-Portalen sieht man am besten, wie „dumm“ das (heute noch) ist, was dahinter steckt. Sie sind eben von einer Reise nach Rom zurück gekehrt – da werden sie in den nächsten Tagen ständig Vorschläge bekommen, wie sie (angeblich) günstig nach Rom fliegen können (wo Sie ja gerade her kommen…!) und wo Sie da günstig übernachten können. Wenn da ein „Algorithmus“ dahinter steckt, dann ist das der DÜMMSTE, den ich kenne!

Google ist, wie wir eigentlich alle wissen, eine Suchmaschine, die eigentlich gar kein Wissen selbst speichert – sondern nur findet.  Das ist allerdings bei der Menge des Wissens, seinem ständigen Wachstum und der Verteilung im Netz eine gewaltige Aufgabe. Und da braucht man ständig verbesserte Software, die das bewältigt – und es werden immens viele Suchergebnisse (nicht das Wissen selbst, sondern die Referenzen dazu) abgespeichert, damit das immer schneller und besser geschieht. Und es wird auch unser eigenes Suchverhalten gespeichert. In diesem Datensatz werden wir in unserem Wissensdrang „gläsern“ – teilweise durchschaubar… aber nur, wenn wir uns entsprechend eindeutig und nachvollziehbar verhalten. Wenn wir dann noch unser gesamtes Informationsbedürfnis, Finanz-Dienstleistungen und Kommunikation über einen einzigen Dienstleister abwickeln – und uns dann noch so eine Wanze selbst in die Wohnung stellen … dann werden wir sicher ziemlich durchschaubar werden. Und es ist erwartbar, dass derartige Unternehmen Algorithmen entwickeln und immer weiter verbessern, um uns immer besser zu verstehen.

Natürlich darf man einem Unternehmen wie Google – der „Datenkrake“ – nicht „vertrauen“ – weder jetzt noch in der Zukunft. Niemand zwingt uns dazu, Intimes über uns „auszulagern“. Aber immer noch gibt es gültige Gesetze, die die Grenze zwischen den wirtschaftlichen Interessen und meinen individuellen  Persönlichkeitsrechten definieren.

Wenn die großen globalen Internetkonzerne in den Geruch kommen, diese Grenzen zu verletzen, dann ist das ja eigentlich ein Nachteil für diese Firmen: wer will schon einen schlechten Ruf haben? Warum unternehmen die Firmen nicht mehr gegen diesen „schlechten Ruf“?

Hierfür gibt es eine einfache, plausible Erklärung: die Unterstellung, dass die Unternehmen diese fast mystischen Fähigkeiten haben, fast mehr über uns zu wissen als wir selbst, steigert ihren WERT! Unabhängig davon, ob sie die unterstellten Fähigkeiten haben oder nicht… Ich bin der Überzeugung, dass man dort versucht auf Basis von Big Data geeignete Algorithmen zu entwickeln – aber die heutigen Ergebnisse sind vermutlich sehr viel bescheidener, als der Mythos glauben machen will.

Die Aura dieses Mythos aber steigert den Wert der Unternehmen – und deshalb unternehmen sie auch nichts gegen diese Legende. Wenn eines Tages sich herausstellen wird (was ich erwarte!) dass sich mittels Datensammeln, Big Data und Algorithmen Gesellschaft und vor allem das Individuum nicht beliebig durchschaubar manipulierbar werden, wird sich der viel zu hohe Wert dieser Unternehmen deutlich relativieren… sie werden „entzaubert“ werden.

Beherrschbar im Sinne der typischen Dystopie à la „Schöne Neue Welt“ oder „QualityLand“ werden wir nur dann werden, wenn wir autokratischen, dem Rechtsstaat feindlich gesonnenen Tendenzen in unserer Gesellschaft Raum geben. Das können wir verhindern, wenn wir wollen!

Google, Tesla und andere sorgen heute aber schon vor gegen eine Entzauberung im Bereich der Algorithmen-Mythen. Sie schaffen neue Mythen: weit in die Zukunft greifende Innovationen bilden starke neue Narrative, wie die „Marsbesiedelung“ und „Super-KI“ respektive „Unsterblichkeit“.

Da man heute geneigt ist, den neuen Internet- und Technologie-Helden praktisch ALLES zuzutrauen, was sie in den Raum stellen, funktioniert es sogar, dass sie dabei völlig unrealistische nahe zeitliche Ziele für diese Projekte ankündigen. Die paar nüchternen Experten, die ihren Zweifel daran äußern hört fast keiner … oder will keiner hören. Her mit den Mythen: in den Science-Fiction Filmen funktioniert das doch auch alles schon!

Google arbeitet bereits erklärtermaßen (nicht lachen!) an der Unsterblichkeit des Menschen (zumindest des Gehirns!). Sie glauben das nicht? Darüber werde ich übermorgen berichten. Das müssen ja nicht wir, sondern die Investoren glauben … und die glauben, dass man uns so etwas verkaufen kann. Wenn das funktioniert, kann  der Wert der Firma ins Unermeßliche steigen.

Herbert Börger

© Der Brandenburger Tor, Berlin, 17. Januar 2018

 

 

 

 

 

Das fängt ja gut an – 298 – Bertrand Russel

Blicken wir voraus! Was wünsche ich mir für das Jahr 2018?

Nein – vorgenommen habe ich mir für dieses neue Jahr noch nichts – ich bewege mich ohnehin ständig am „Limit“ – jedenfalls für einen Ruheständler. Obwohl … da gibt es schon einen Plan: in 10 Tagen im Spaziertempo einmal rund um Berlin wandern (mit Boot, zu Fuß, per Fahrrad) – so eine Art „Oldie-Triathlon“ … aber darauf komme ich im Frühjahr wieder zurück.

Meine Wünsche für das Jahr (es sind dieselben wie jedes Jahr!) sind wirklich unbescheiden!

Da meine Wunschvorstellungen nicht ganz neu sind, kann ich sie auch gleich in die Worte eines anderen Menschen kleiden:

„Die Welt, die ich mir wünsche, wäre frei vom Gift  der Feindschaft verschiedener Gruppen und imstande zu erkennen, dass das allgemeine Glück eher durch Zusammenarbeit als durch Zank erreicht werden kann. Ich hätte gerne eine Welt, in der das Ziel der Erziehung geistige Freiheit wäre und nicht darin bestünde, den Geist der Jugend in eine Rüstung zu zwängen, die ihn das ganze Leben lang vor den Pfeilen objektiver Beweise schützen soll. Die Welt braucht offene Herzen und geistige Aufgeschlossenheit, und das erreichen wir nicht durch starre Systeme, mögen sie nun alt oder neu sein.“

Ich habe dem heute nichts hinzuzufügen – aber auch nichts wegzulassen …

Diese Sätze hat Bertrand Russell im Jahr 1963 geschrieben – im Alter von 91 Jahren (er starb mit 97 Jahren). Es sind die Schlußsätze in dem Vorwort zur deutschen Ausgabe von „Why I am Not a Christian and other essays on religion and related subjects“ (1956, Hrsg. Paul Edwards) – deutscher Titel „Warum ich kein Christ bin“ 1963 im Szczesny Verlag.

Der titelgebende Vortrag wurde von Russell bereits 1927 gehalten.

Ich behaupte, dass dieser Vortrag (zusammen mit den anderen, etwas jüngeren Aufsätzen in diesem Buch) meine Generation sehr stark geprägt hat – auch wenn vielleicht viele sich heute nicht mehr bewußt sind, welche Rolle Russells Schriften am Anfang ihrer geistigen Entwicklung gespielt hat.

Ich empfehle jedem heute unbedingt dies wieder zu lesen. (Nach wie vor erhältlich…)

Bertrand Russel, geboren und gestorben in Wales („3. Earl Russel“), war ein britischer Philosoph – allerdings ursprünglich Mathematiker und Logiker – und galt als der „letzte Universalgelehrte“ Europas. Er war Inhaber von Lehrstühlen für Philosophie und Mathematik an den berühmtesten Universitäten der Welt. 1950 erhielt er den Literatur-Nobelpreis! Man versteht das, wenn man seine wunderbar klare Sprache kennt, in der er das Grenzgebiet Philosopie/Religion erklärt. Im Kern sitzt da vor allem der Logiker drin!

In dem obigen Zitat spricht Russell vom „Gift der Feindschaft“. Russel hat dieses Gift gekannt und erlebt wie vielleicht wenige Wissenschaftler vor und nach ihm. In meiner Ausgabe ist am Schluß als Anhang Paul Edwards Beschreibung „Wie Bertrand Russell daran gehindert wurde, am City College von New York zu lehren“. (Er hat dann anstatt dessen in Harvard gelehrt…)

In diesem Text vergleicht Edwards Russells Situation in USA mit der von Sokrates im antiken Griechenland. Russell musste dann (1940) nicht – wie Sokrates – den Schierlingsbecher leeren, hat sich aber sicher vom „Gift der Feindschaft“ überschwemmt gefunden – u.a. mit den Methoden der übelsten Verleumdung!

Tatsächlich haben fanatische religiöse Eiferer – zentral im Richteramt! – mit juristischen Tricks eine ursprünglich einstimmig ergangene Berufung Russels an der Hochschule in New York rückgangig gemacht. Wenn man dieses heute liest, hat man ein massives deja-vu-Erlebnis: und auch damals ist die gesamte seriöse Wissenschafts-Welt der USA dagegen massiv aufgestanden – vergleichbar der weltweiten „March-for-Science-Bewegung“ heute.

Schon 1956 schrieb Paul Edwards dazu, dass die damalige Situation der religiösen Intoleranz in USA schlimmer sei, als es 1940 Russell erlebt hatte. Und ich glaube, dass die Situation heute wiederum wesentlich gravierender ist als 1956.

Bertrand Russels Wunsch ist nun bereits 91 Jahre alt – und steht immer noch ganz oben auf meiner Wunschliste: es gibt also noch viel zu tun!

Packen wir es an! Wissend, dass der Wunsch sich auch im Jahr 2018 wieder nicht vollständig erfüllen lassen wird.

Aphorismus des Tages: „Die Angst ist die Mutter der Grausamkeit, und es ist deshalb kein Wunder, dass Grausamkeit und Religion Hand in Hand gehen, weil beide aus der Angst entspringen.“ (Bertrand Russel, 1872 – 1970, britischer Mathematiker, Logiker, Philosoph)

Herbert Börger

© Der Brandenburger Tor, Berlin, 02. Januar 2018