Muss wohl, dachte ich schon gestern Abend, als ich las, wie Herr Günther aus Schleswig-Holstein mit Hilfe von Herrn Lanz (aus Südtirol) es geschafft hatte sich als weißer Elefant in das Treffen zwischen Merz und Söder in Seeon, Bayern, einzuschleusen.
Chapeau, Herr Günther, das hatte quasi trump’sche Qualitäten: einfach mal eine vorher (im Gegensatz zu Trump) vermutlich genau überlegte Formulierung raus hauen, so dass alles was Merz/Söder der Welt dort vorgespielt haben zur journalistischen B-Ware pulverisiert wird, gegenüber den dröhnenden Fußstapfen des weißen Elefanten. So gewinnt man mediale Deutungs-Hoheit (auch ohne Xitter und Co.) – und erzeugt ein gewisses Spannungsfeld zur Wirklichkeit, inclusive des merz’schen Klassensprecher-Momentes („bitte recht freundlich“) und dem köstlichen söder’schen Echo darauf: „Echt?“
Ich habe jetzt schon das nette bundesrepublikanische Wahl-Geplänkel über Gebühr mit einer Bedeutung aufgeladen, die es nicht hat …
Denn die Welt hat sich in der selben Zeitspanne rasend weitergedreht und wenn auch manche versuchen an Trump zu lernen, der Meister eilt allen mit ungeahnten Schritten davon – schon vor seiner Amtseinführung!
Trump hält bereits jetzt täglich Pressekonferenzen ab, die eine fast apokalyptisch anmutende Stimmung in den Medien erzeugen: wie sollen sie dem Schlagtempo des zukünftigen Präsidenten noch folgen, wenn er erst täglich fünf disruptive Ankündigungen in die Welt setzt (und diejenigen mit innenpolitischem Inhalt werden vermutlich zu uns gar nicht mehr durchgestellt?).
Ich habe den Eindruck, dahinter steckt eine clevere Taktik: Trump haut alles raus, was ihm gerade in den Sinn gekommen ist oder zugeflüstert wurde (Steve Bannon soll ja auch noch irgendwo rumoren). Sofort analysieren die Medien das bis ins Detail und er kann sich gemütlich in den Nachrichten anhören, was er wohl damit gemeint oder bezweckt hat. Und siehe da: seine Andeutungen zu Ukraine, Nato, Grönland, Kanada und China ergeben tatsächlich eine strategische Sicht. Der kann er sich jetzt anschließen – oder morgen das Gegenteil davon verkünden … bis die Medien total wundgeschrieben sind und die eigenen Verbündeten nur noch dankbar sind, wenn er endlich-endlich sagt, was er wirklich (vielleicht) tun wird – egal was!
Nicht den Mut sinken lassen!
Der Brandenburger Tor
09. Januar 2025