Das fängt ja gut an – 302 – Serien gucken …

Serien gucken? – Woher nehmt Ihr die Zeit?

Nehmen Sie dies gerne als Hilferuf… über Ratschläge würde ich mich durchaus freuen!

Ich bringe denkbar schlechteste Voraussetzung zum Serien-Gucker mit: Als die erste mir im nachhinein bekannt gewordene TV-Serie „Ein Herz und eine Seele“ ab 1973 zu sehen war, war ich gerade in das „richtige“ Berufsleben eingetreten, arbeitete viel und war viel auf Geschäftsreisen. (Heute natürlich Kult – damals am Tag der Ausstrahlung vor Publikum gedreht – anfangs noch schwarz-weiß.) Zu Zeiten von Dallas (dt. ab 1981) habe ich dann noch viel mehr gearbeitet… außerdem habe ich diese Serie gehaßt! Ganz entkommen bin ich ihr dennoch nicht.

Ab er so ging es immer weiter – sollten Sie jemanden suchen, der über TV-Serien früherer Jahrzehnte bescheid weiß: fragen Sie nicht mich! Sogar bei Zwei-Teilern habe ich meistens den zweiten Teil verpasst!

Als Krönung des sprachlichen Unfugs, las ich dann vor einigen Monaten von einer „Mini-Serie“ im Fernsehen: sie hatte 2 (in Worten: zwei) Folgen!

Vermutlich ist es nur eine Frage der Zeit, dass der Begriff „Film“ für einen Film mit nur einer „Folge“ ausgestorben sein wird – zugunsten des Begriffs „Mikro-Serie“ … Diese Art der Euphemismen ist die neue Form der Folter für ein „denkendes Hirn“ – das alles hatte mal mit dem Begriff „Null-Wachstum“ begonnen – und schon bevor irgendein Kabaretist das aufs Korn hätte nehmen können gefolgt von „Negativ-Wachstum“.

Aphorismus des Tages: „Stellt Euch vor, es ist Vollbeschäftigung – aber keiner geht hin? Das ist der Albtraum den uns alle Konservativen bezüglich des Grundeinkommens suggerieren wollen …“ (Der Brandenburger Tor)

Herbert Börger

© Der Brandenburger Tor, Berlin, 29. Dezember 2017

Das fängt ja gut an – 300 – Raus aus der „Blase“

Raus aus der (selbstverschuldeten) Blase!

Mein „Vorsatz für die nächsten 1 bis 12 Monate“ ist: überprüfen, ob ich in einer Informations-Blase sitze und meine Positionierung im Nachrichten- und Meinungs-Fluss neu justieren.

Ich weiß, dass ich mich – wie vermutlich fast jeder von Ihnen – aus Bequemlichkeit im Laufe der Zeit immer mehr in einer „Blase“ bewege. Das ist bequem und angenehm, wenn von allen Wänden ringsum im Prinzip die eigene Meinung zurück schallt (Echo-Kammer-Prinzip). Das Leben ist hart – da ist es ein Wohlfühlfaktor, wenn man mehrmals am Tag in der eigenen Position bestätigt und bestärkt wird. Aber denken Sie daran: das ist die Methode wie Haustiere auf möglichst angepasste, wenig störendes Verhalten hin dressiert werden: ab und zu zur Bestätigung für „richtiges“ Verhalten ein „Gutsel“ füttern! Nur dass wir in diesem Falle diese Dressur in die Einbahnstraße hinein mit uns selbst machen!

Sich dagegen zu wehren ist anstrengend: man muss seine Informationskanäle überprüfen und den „Meinungs-Konsum“ korrigieren. Man kommt dann an Querstraßen, an denen man besser abbiegen sollte, anstatt weiter geradeaus zu trotten.

Wohl gemerkt: mein Thema ist hier nur die „selbstverursachte“ Blasenbildung, nicht die, in die und die großen Datenkraken, in deren Macht wir uns leichtfertig begeben, einsortieren wollen. Diese fremdbestimmten Blasen liegen heute meist noch im Bereich des Konsum-Verhaltens … noch: denn wenn Sie es genau betrachten, assoziieren gesellschaftliche Positionen und Meinungen immer stärker auch mit Konsum-Nischen. Ja, auch Ihr Konsum ist ein Element in Ihrer eigenen gesellschaftlichen Blase und hat sehr wohl eine politische Dimension!

Das ist etwas: was man auch gleich mit erledigen kann, wenn man ohnehin dabei ist seine Echokammer neu zu justieren: welche Newsletter bekomme ich ständig, die ich wirklich nicht brauche – und wo ich bisher nur zu bequem für den einen Klick war, den abzubestellen (weil ich schon vorher weiß: der Abmelden-Link ist ganz unten so winzig klein gesetzt, dass ich mir die andere, stärkere Lesebrille holen muss….).

Diese Datenkraken-Arme aus der Konsumwelt also alle gleich mal dabei mit abhacken! Es wäre naiv zu glauben, dass die nicht wirken, nur weil Ihnen die Mails mit den Newslettern „lästig“ erscheinen. Das Gefühl der Lästigkeit ist ein starkes – also gräbt sich der Newsletter-Sender jedesmal tiefer in Ihr Unterbewusstsein ein, auch wenn Sie ihn nur jedesmal „löschen“ wollen.

Lesen Sie dazu, was ich zum Thema „TRUMP“ hier mehrfach geschrieben habe: jedesmal, wenn Sie sich über Mr. President aufregen, wird die Marke Trump „wertvoller“ (im Sinne des Geschäftsmannes Trump!).

Wie also raus aus der Blase?

Ich glaube, da muss sich jeder selbst einen passenden Weg suchen. Ich beschreibe hier jetzt einfach mal, wie ich das selbst gerade zur Umsetzung meiner eigenen Vorsätze (s.o.) mache – immer mit dem Bewusstsein: das ist mein Weg, der zu mir passt. Sie werden Ihren eignen Weg finden müssen.

Voraussetzung ist also: ich möchte es mir eben NICHT so BEQUEM wie möglich machen, sondern durch Wahrnehmen von Meinungs-Diversität meine eigene Position häufig überprüfen können. Voraus geschickt sei, dass ich normalerweise täglich 1 – 2 Nachrichten-Formate in ARD/ZDF konsumiere.

  1. Regional-Zeitungen: wir lesen eine Regionalzeitung täglich – da hat man in Berlin ein verhältnismäßig großes Angebot, die haben wir nach unserem Umzug (aus Bayern) nach Berlin über mehrere Wochen hin durch tägliches Lesen/Überfliegen von fünf möglichen Blättern entschieden. Diese Wahl steht jederzeit zur Dispositition. Bis heute (ca. 12 Monate) stehen wir zu unserer Entscheidung. Ist übrigens eine ehemalige Ost-Zeitung …
  2. Überregionale Zeitungen: einmal in der Woche (Freitags) lesen wir zusätzlich zwei überregionale Tageszeitungen (aus unterschiedlichen Verlagen). Da sehen wir wichtige Themen noch einmal im Vergleich zur „Tageskost“.
  3. Wochenzeitungen: Am Donnerstag und Sonntag konsumieren wir je eine Wochenzeitung  – ebenfalls aus unterschiedlichen Verlagen stammend. Diese Wochenzeitungen habe bei uns inzwischen den Konsum von „Wochenmagazinen“ wie Stern, Spiegel, Focus ersetzt, deren journalistischer Auftrag sich – gegenüber füher – aus unserer Sicht weitgehend erledigt hat.
  4. Internationale Zeitungen und Publikationen: Ja – das erscheint mir sehr wichtig: nicht nur deutsche Zeitungen lesen. Der Blick aus dem Ausland – auch auf uns selbst – ist oft sehr aufschlußreich! Wir sind doch GLOBAL !!! Also besorge ich mir möglichst einmal in der Woche die Neue Züricher Zeitung (sehr empfehlenswert!) und seit zwei Jahren schon ist „The Atlantic“ als bedeutende Nordamerikanische Publikation in meinen Fokus gelangt: dieses Abo wird für mich die Neuerung 2018 sein.
  5. Twitter: Dies ist das ideale Medium, um sich eine „maßgeschneiderte Blase“ zu basteln – also hier aufpassen, wem man „folgt“, Sie bestimmen mit Ihren Eisntellungen, waelche Kost Sie vorgesetzt bekommen!
  6. Newsletter und Nachrichten-Portale: Seit fast einem Jahr probiere ich da erstmals ein relativ neues Angebot: den täglichen Newsletter des ZEIT-Magazins, der sich auf Medien-, Kultur- und Gesellschafts-Themen konzentriert, die ich selbst eher nicht ständig im Focus habe. Geht schnell und Herr Amendt macht das wirklich gut. Durch Zufall bin ich – als ich kürzlich Informationen über mehrere Manager suchte – wieder auf das Soziale Netzwerk XING (Ziel: Vernetzen von Professionals) gestoßen, in dem ich vor vielen Jahren schon mal war. Deren Newsletter für Politik und Gesellschafts-Themen (es gibt für jedes „Fachgebiet“ einen eigenen…) will ich hier exemplarisch kurz besprechen. Grundsätzlich bin ich nämlich sehr skeptisch in Bezug auf diese Informationsquellen, die heute sehr stark von Jüngeren anstelle von Fernsehnachrichten konsumiert werden, oft starke unterhaltende Komponenten enthalten und leider auch extrem „Werbungs-Versifft“ sind. Was kann man tun, um herauszufinden, ob man da einseitig manipuliert wird? Im Falle das XING-Newsletter habe ich eine  kleine „statistische“ Analyse der Quellen gemacht. Im Newsletter werden täglich 8 – 12 Meldungen aus verschiedensten Medien zitiert (in Form von Links): Das ist mein Recherchenergbnis an 7 Tagen um den Jahreswechsel herum:

Auswertung XING – News Politik & Gesellschaft (Zahl der Links über 7 Tage)

capital 1, faz 4, focus 1, geo 2, handelsblatt 3, harvard busines manager 1,   manager-magazin 1, n-tv 4, spiegel 9, süddeutsche 4, tagesspiegel 2, tagesschau 10, welt 6, zdf 1, zeit 6

Mir erscheint das ziemlich ausgewogen – nur die große Zahl der Links aus Tagesschau finde ich für mich etwas unpassend. Keine „Unterhaltung“, wenig Werbung – und die eher nicht für Konsum.

Darüberhinaus versuche ich mindestens zweimal in der Woche, auf irgendwelchen „sehr rechten Portalen“ zu bestimmten Theme zu recherchieren, um zu sehen, was in der ganz rechten Szene los ist! Und monatlich sehe ich mir irgend einen heißen „Verschwörungstheoretiker“ an…

Verschreiber des Tages: „Künsüm“ – ist das Türkisch oder Dänisch?

Ich wünsche allen ein Gutes Neues Jahr!

Herbert Börger

© Der Brandenburger Tor, Berlin, 31. Dezember 2017

Das fängt ja gut an – 301 – Vorsicht: Kirchensteuer-Weglagerei

Vorsicht: Wegelagerer in Berlin – die EKD (Berlin-Brandenburg) führt einen Bürgerkrieg um Steuerzahlungen gegen Menschen, die vor langer Zeit aus der Kirche ausgetreten sind – und hat das Finanzamt dafür als Erfüllungsgehilfen gewinnen können.

  1. Akt: Ich habe die früh-jugendliche Glaubens-Phase bis zur Konfirmation hinter mir  gelassen. Ich bin mir zwar nicht so ganz sicher, wie die Sache mit Gott wirklich ist … aber diese Amtskirche will ich nicht. Ich trete 1967 mit 21 Jahren beim Amtsgericht aus der ev. Kirche aus. Dabei habe ich nicht im geringsten an die Kirchensteuer gedacht – es war eine rein weltanschauliche Entscheidung. (Mein Sold als Zeitsoldat betrug zu diesem Zeitpunkt DM 382,00 mtl.)
  2. Akt: Mein Schritt wird vom Amtsgericht dem Finanzamt (Goslar) gemeldet – in der Folge bin ich (automatisch) steuerlich „ohne Konfession“ eingestuft. Ich habe danach während meines ganzen Erwerbslebens keine Kirchensteuer gezahlt – was die Kirche natürlich weiß! 52 Jahre lang!
  3. Akt: Meine ehemalige Verlobte tritt 1970 zwei Monate vor unserer Heirat (wir wissen schon, dass wir unsere Kinder nicht taufen lassen werden – das sollen sie später selbst entscheiden) beim Amtsgericht Stolberg/Rhld aus der ev. Kirche aus. Auch für sie spielte die Kirchensteuer dabei keine Rolle (1969 hat sie DM 99,49 Kirchensteuer im Jahr gezahlt). Automatisch erhält sie danach eine Lohnsteuerkarte mit Vermerk „ohne Konfession“ (FA Aachen-Rothe Erde). Erstaunlicherweise hatte sie Ihre Austrittsbestätigung von 1970 jetzt immer noch…
  4. Wir heiraten 1970 und in unserem damals angelegten Familienstammbuch sind beide Eheleute ohne Konfession eingetragen. Selbstverständlich heiraten wir nicht kirchlich.
  5. Akt: Wir ziehen drei Kinder ungetauft groß – von ihnen  hat sich – bisher – keines der Kirche zugewendet.
  6. Akt: Während meines Erwerbslebens wandere ich von Finanzamt zu Finanzamt: Aachen – Würzburg – Heidelberg – Nürnberg – Heidelberg – Uffenheim (Mittelfranken). Alle Finanzämter übernehmen fünf Jahrzehnte lang den vom vorherigen FA gemeldeten Status „ohne Konfession“. Ein erneuter Nachweis wird in keinem einzigen Falle gefordert.
  7. Akt: 12 Umzüge später – Umzug zum „Ruhesitz“ Berlin 2017. Unsere Steuerakte wird mitten in der Bearbeitung der Jahres-Einkommensteuer an das Finanzamt Treptow-Köpenick abgegeben. Wir ahnen noch nichts Böses …
  8. Akt: Die Kirchensteuerstelle beim FA Treptow-Köpenick konfrontiert uns mit der Feststellung, dass unsere Kirchenzugehörigkeit nicht zweifelsfrei geklärt sei. Wir sollten einen Fragebogen ausfüllen – dies haben wir dann sehr verwundert aber natürlich wahrheitgemäß entsprechend der oben beschriebenen Vorgeschichte getan.
  9. Akt: Meine Frau hatte – eher zufällig – tatsächlich ihre Austrittsbestätigung von 1970 noch – ich nicht. Die Evangelische Kirche läßt ihre Steuer vom Staat einziehen, die Kirchenaustritte von staatlichen Institutionen entgegen nehmen (Gericht oder Standesamt – beide haben dafür eine Aufbewahrungspflicht von 10 Jahren!) – hat keine bundesweite Übersicht und Kontrolle über Ihre Mitglieder (die Tatsache meiner Taufe wußte sie nur weil ICH ihr Ort und Datum auf Nachfragen wahrheitsgemäß selbst genannt habe!). Aber: ich soll meinen Austrittsbeleg 52 Jahre aufbewahren. Dazu behauptet die Kirchensteuerstelle Berlin wahrheitswidrig, dass die Festlegung der Konfessionszugehörigkeit (früher auf der Lohnsteuerkarte) alleine auf den eigenen Angaben der Steuerzahler beruhten. Das ist falsch: Die Merkmale zur Kirchensteuer wurden beim Finazamt aufgrund der Mitteilungen der Amtsgerichte automatisch ohne Mitwirkung der Steuerpflichtigen geändert! Auch heute ist das so!

DANKE ! – liebe Evangelische Kirche: jetzt hast Du mir bestätigt, dass es richtig war, vor 52 Jahren aus Dir auszutreten!

Ich fordere: Vertrauens-Schutz für Verwaltungsakte, die vom Staat vor bis zu 52 Jahren im Auftrage der Kirche durchgeführt wurden.

Der Treppen-Witz dabei ist: das Finanzamt, das dabei Schützenhilfe leistet – kassiert in der Folge – wenn UNBERECHTIGT Kirchensteuer erhoben wird – für den Staat WENIGER, da der Kirchensteuerbetrag vom Brutto wieder abgezogen werden kann! Eine massive zusätzliche Subvention der Kirchen!

Erst in diesem Stadium habe ich über das Phänomen recherchiert – und siehe da: es ist nicht neu! Schon seit 2006 gibt es Klagen über das Vorgehen der Kirche (offensichtlich nur in Berlin-Brandenburg!) in dieser Sache – jährlich werden tausende von Bürgern auf diese Weise abgezockt – sehr häufig auch ehem. DDR-Bürger, denen die Pfarrer nicht gesagt haben, dass sie ihren Austrittswunsch nicht entgegen nehmen können, sondern dass der Bürger dazu zum Notar gehen musste!

Hier ein paar Links über andere Beschwerden zum Thema:

http://www.tagesspiegel.de/berlin/kirchenaustritte-koennen-jahre-spaeter-noch-teuer-werden/688812.html

http://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2010/Kirchenaustritt-Gebuehren-und-Schikanen,panoramakirche106.html

Herbert Börger

© Der Brandenburger Tor, Berlin, 30. Dezember 2017

 

Das fängt ja gut an – 303 – Avantgarde

Was ist Avantgarde?

Seit Jahrhunderten – ach was: seit Jahrtausenden! – wachen Menschen morgens auf und fühlen sich wie ein Riesenkäfer, der auf dem Rücken liegt – und haben das stets für sich behalten.

Dann kam einer, der hat das aufgeschrieben und veröffentlicht: … das nenne ich Avantgarde!

Gedicht des Tages:

Nach der guten-alten Zeit

kam die Avantgarde;

dann beschlossen alle:

modern zu sein …

das ging lange gut,

doch dann mussten wir

post-modern sein!

Niemand wollte jedoch

post-post-modern sei:

wir waren es leid

nur Epigonen von etwas zu sein …

so wurden wir wieder:

Avantgarde!

P.S.: Nur die Dadaisten, die Punks und die Trotzkisten bleiben immer, was sie waren…

Herbert Börger

© Der Brandenburger Tor, Berlin, 28. Dezember 2017

Das fängt ja gut an – 304 – Offener Brief an Marc-Uwe Kling

Offener Brief an Marc-Uwe Kling

Lieber Herr Kling!

Ich habe bereits einen Brief an Ihr Känguru geschrieben – und zwar nicht hinter Ihrem Rücken sondern als offenen Brief … Schon gelesen? Es würde mich interessieren, was sie dazu meinen! ( das-faengt-ja-gut-an-305 )

Ich habe das erste Buch Ihrer Trilogie gelesen – was mir dabei durch den Kopf ging, schreibe ich Ihnen hier. Dies ist keine „Buchbesprechung“ – macht ja bei einem vor so vielen Jahren erschienenen Buch auch wenig Sinn – sondern eben ein Brief an Sie persönlich.

Zunächst hatte ich erhebliche Zweifel, ob dieses Känguru wirklich existiert, wie Sie behauptet haben. Es gibt ja jede Menge Bekloppte, die herumlaufen und angeblich alles Mögliche – neben weißen Mäusen – sehen. Kängurus sind mir da bisher noch nicht vorgekommen.

Eine Zeit lang hatte ich den Verdacht, dass das vielleicht Sarah Wagenknecht ist, die sich einen Känguru-Schwanz anmontiert hat… Dann habe ich den Gedanken aber wieder fallen lassen, weil das Känguru oft sehr originelle Meinungen äußert und nicht vorgestanzte Stereotype daherredet.

Dass das Känguru sprechen soll, stört mich auch nicht wirklich: Millionen von Menschen reden mit Ihren Hunden und Katzen – auch wenn ich die nicht sprechen hören kann – die Hunde- und Katzenhalter werden das schon hören… das wäre ja sonst bekloppt, wenn sie mit denen redeten! Und so ist es wohl auch bei Ihnen: deshalb glaube ich, dass Sie die reine Wahrheit schreiben – und dass das Känguru existiert! (Wie könnte das Känguru auch sonst Fußnoten in Ihren eigenen Text hineinschreiben…?)

Amen!

Tradition haben fiktive sprechende Tiere ja mindestens seit 1923, als Siegmund Salzmann alias Felix Salten sein Werk „Bambi“ veröffentlichte… Ihnen gebührt nun die Innovation geschafft zu haben, ein real existierendes kommunistisches Känguru als Literaturvorlage zu verwenden. Es mag schon vorher Menschen gegeben haben, die mit Kängurus zusammengelebt haben – die haben dann allerdings wohlweislich darüber geschwiegen!

Völlig neu scheint mir zu sein, dass das Tierwesen eine weltanschauliche Meinung besitzt – und diese aufgrund einer offensichtlich immensen Bildung (sorry: dagegen sind Sie ein Waisenknabe!) auch vertreten kann. Zwar kommt ein bißchen zum Ausdruck, dass Sie in gewissem Rahmen Gesinnungsgenossen im Sinne der Systemkritik sind, aber das Känguru lässt seinen Ansichten  (und manchmal auch den Fäusten) hemmungslos freien Lauf, während Sie doch etwas verdruckster wirken.

Wirklich faszinierend finde ich, wie das Känguru in der Beziehung zwischen ihnen den Spieß umgedreht hat. Erst hatten Sie natürlich sofort die clevere Idee: aha – ein sprechendes kommunistisches Känguru: das schlachte ich natürlich literarisch aus! Und somit beuten Sie das arme Tier natürlich aus! Aber von „armem Tier“ kann da wirklich keine Rede sein! Das Tier legt sich auf die faule Haut, läßt seiner Systemkritik und den Schnapspralinen (gibt es das eine ohne das andere überhaupt?) freien Lauf, und Sie schuften innerhalb des Systems, müssen Millionen von Büchern verkaufen, um sie beide über Wasser zu halten! Ganz klar, wer hier die Arschkarte gezogen hat!

Eine sehr interessante Variante über das Scheitern in der Systemkritik, das erneut sehr deutlich zeigt, dass Kommunisten außerhalb eines kommunistischen Systems immer brilliant rauskommen, wobei sie die Kapitalisten als fiktiven Gegenentwurf ausbeuten…

Abschließend möchte ich nicht versäumen zu erwähnen, dass mir dieses Buch auch einen wirklichen Nutzen im täglichen Leben gebracht hat: früher habe ich immer „Känguruh“ mit „h“ geschrieben. Jetzt weiß ich, wie man es richtig schreibt!

Danke – Herr Kling!

Aphorismen desTages:

(1) „Von allen Gurus gefallen mir nur die Kängurus.“ (Erhard Horst Bellermann, *1937)

(2) „Der eine hat den Beutel, der andere hat das Geld.“ (Marc-Uwe Kling alias „Das Känguru“)

Herbert Börger

© Der Brandenburger Tor, Berlin, 27. Dezember 2017

Das fängt ja gut an – 305 – Offener Brief an „das Känguru“

Offener Brief an das Känguru

Liebes Känguru!

Was haben Sie sich da nur angetan – bei einem kreativen Chaoten einzuziehen? Ihr Altruismus kennt anscheinend keine Grenzen. Sie stellen sich einem Systemkritiker als Alter-Ego zur Verfügung (Sie sind ja hoch-gebildet und wissen sicher was das ist…?), der Sie als Dialog-Partner im Plato’schen Sinne benutzt um seine Weltsicht darzulegen. Sie als lupenreines kommunistisches Känguru – oder sollte ich nicht besser Kommunistin sagen, da Sie als Beutelträgerin sicher weiblich sind? – wissen ja genau, was AUSBEUTUNG ist (nein: nicht Ausbeutelung!). Genau: Dieser Kling beutet Sie aus! Er verkauft Millionen von Büchern – und Sie bekommen Kost und Logis, mal ein BVG-Ticket und … Schnapspralinen. Dabei weiß sicher niemand besser als Sie, dass Schnapspralinen Opium für Aldi-Kunden sind!

Ihr Schöpfer sitzt mit seinen Känguru-Büchern jetzt in der Falle und das ist Ihre Chance: ein riesiger Schaden würde ihm drohen, wenn Sie ihrem Ausbeuter Ihre Zustimmung zur Nutzung Ihrer Persönlichkeitsrechte entziehen würden. Gut – gerichtlich wird das sehr schwierig durchzusetzen sein … Zwar hat sich unsere Verfassung verbal seit einiger Zeit den Anschein gegeben, dass es verbesserte Tierrechte gäbe, aber juristisch hat man alles beim Alten gelassen: Sie stehen nicht besser da, als ein alter Überseekoffer – eine Sache eben. Dabei glaube ich gar nicht, dass Kling diese Situation unter diesem Aspekt bewusst eingefädelt hat – er hat ja nicht Jura, sondern Philosophie studiert …

Trotzdem sehe ich doch auch eine kleine Chance, Ihr Urheber-Recht de-facto durchzusetzen. Auch der Affe hat ja den Prozess um das Foto, das er gemacht hat, nur formal-juristisch gesehen verloren: durch den moralischen Druck der Öffentlichkeit hat der Fotograf per Vergleich 25% der Einnahmen aus der Verwertung des Fotos schließich doch abgeben müssen!

Ich schlage Ihnen vor: verlangen Sie nur 50% – dann ist die Chance sehr groß, dass er 25% selbst für fair hält! In Ihrem Beutel ist ja genug Platz für die Kohle!

Wie schon gesagt: spätestens seit Plato (wahrscheinlich viel früher!) ist der Dialog das probate Mittel zur Erkenntnis – oder mindestens zur Vermittelung einer Erkenntnis. In der Nachkriegszeit (50er & 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts) war es durchaus üblich, Lehrbücher in Form eines Dialoges zwischen Lehrer und Schüler zu schreiben. Ich besitze heute noch ein Buch mit dem Titel „Kunststofftechnik in Frage und Antwort“. Dabei waren die Schüler so klug, dass ihre Fragen den Dialog immer in die richtige Richtung lenkten – nämlich zu dem Stoff, der nun als nächster dran war – von dessen Existenz der Schüler aber eigentlich noch gar nichts wissen konnte … In den Dialogen mit Ihrem Schöpfer ist das sehr ähnlich!

Ein ähnliches Problem hat jeder, der anstatt einen realen Dialog mit einer zweiten autonomen Person zu führen, diesen Dialog in seinem eigenen Hirn erschafft und sich so eine (zunächst) freiwillige Schizophrenie auferlegt, um einen überzeugenden Diskurs zu schaffen – zumindest nach seinen eigenen Maßstäben. Der Test eines solchen Textes vor der Öffentlichkeit zeigt dann, ob dieser Schöpfungsakt gelungen ist. Sobald das Publikum das Känguru akzeptiert hat und SIEHT bzw. so tut als ob es das sähe *), fängt es an auch im Kognitions-System des Schöpfers REAL zu existieren, da es in der Lage ist, REALEN Mehrwert (Geld!) zu schaffen.

Das ist – neben der juristischen Variante( s.o.) – der noch viel aussichtsreichere Weg für Sie an der Wertschöpfungskette zu partizipieren: für Ihren Schöpfer existieren sie jetzt kognitionsmäßig real – d.h. er MUSS ihre Ansprüche anerkennen, sonst würde ja sein eigenes System zusammenbrechen…. Denken Sie drüber nach!

Sie sagen, dass Sie an dem schnöden Mammon gar nicht partizipieren WOLLEN? Das viele Geld im Beutel würde Sie nur am guten Leben hindern? Außerdem sei das GELD eben genau ein Teil des Systems, das sie kritisieren? (Äh … wussten Sie eigentlich, dass er Sie gleich zu Anfang als einen krassen Schnorrer hinstellt?)

Scheint durchaus auch logisch: Der Kling besorgt das knallharte Funktionieren im SYSTEM – das Känguru ist der „ausgelagerte systemkritische Teil“ – quasi Systemkritik  out-gesourced – und macht es sich im Leben gemütlich, muss kein Vermögen verwalten, keine Miete zahlen, keine Entscheidungen treffen. Sie können Haltung zeigen, ohne die Gefahr von der Realität überholt zu werden… Wirklich clever – eigentlich bewundenswert … und eigentlich schon … irgendwie … ein Schnorrer!

Ich habe erst den Band 1 der Trilogie gelesen… bin mal gespannt, ob Sie damit durchkommen.

Was für eine Art Kommunistin sind Sie eigentlich? Vermute: Trotzkistin… das ist gerade sehr en Vogue… nach folgendem Muster: die real existierenden Kommunisten haben nur alles vermasselt – Trotzki hatte das anders machen wollen und das hat Stalin verhindert etc. etc.

Ab und zu fand ich Sie allerdings auch schon einmal rührend in Ihrem Verhältnis zu Kling: als Sie ihn fragten wo er gewesen sei, nachdem er von einer Tour zurück gekommen war. Das war nett!

Herbert Börger

*) Das entscheidende Kriterium in unserer Gesellschaft dafür ist: das Publikum gibt reales Geld dafür aus, mehr vom Känguru zu hören/sehen: „Es gibt für mich ein geldwertes Äquivalent – also bin ich!“

© Der Brandenburger Tor, Berlin, 26. Dezember 2017

Das fängt ja gut an – 306 – Alice Salomon Hochschule (1)

Demokratie und Sexismus – Trigger Warnings ? (1)

In einer Berliner Hochschule (Alice Salomon Hochschule – ASH) hat ein studentisches Vertretungsgremium (AStA) einen Wunsch: man möge bitte das Gomringer-Gedicht „avenidas“ von der Fassade des Schulgebäudes entfernen oder durch ein anderes ersetzen, weil es im örtlichen Kontext bei manchen Frauen Unwohlsein erzeuge. Dies wird in einem offenen Brief an die Hochschulleitung in einem sehr sachlich gehaltenen Antrag formuliert. (http://www.asta.asfh-berlin.de/de/News/offener-brief-gegen-gedicht-an-der-hochschulfassade.html)

Das folgende Bild und das Zitat, das die Übersetzung des Gedichtes ins Deutsche darstellt, zeigt das „Corpus Delicti“.

 

Es enthält ausschließlich Substantive und Bindungswörter sowie einen unbestimmten Artikel. Die Substantive lauten „avenidas“ (Straßen), „flores“ (Blumen), „mujeres“ (Frauen) und „admirador“ (Bewunderer). Letzterer genießt in der lyrischen Komposition eine Sonderstellung, da er nur einmal genannt wird, während die Straßen, Blumen und Frauen wiederholt vorkommen. Verben und Adjektive enthält das Gedicht nicht. (Zitat Harry Nutt, FR.de)

Alleen

Alleen
Alleen und Blumen

Blumen
Blumen und Frauen

Alleen
Alleen und Frauen

Alleen und Blumen und Frauen und
ein Bewunderer“

Aus meiner Sicht ist dies zunächst ein normaler Vorgang in Eigenverantwortung dieser Hochschule – erkennbar Unrechtes ist nicht geschehen.

Die Vorgeschichte dazu ist, dass die ASH dem wirklich bedeutenden Lyriker Eugen Gomringer vor über 6 Jahren ihren Poetik Preis verliehen hat. Die damalige Rektorin der Hochschule hat dann eine Lizenz für dieses Gedicht erworben und es an der Fassade anbringen lassen.

Nun also eine neue Situation mit dieser „Kunst-am-Bau“ Konstellation: die derzeitige Generation der Studentinnen definiert ihr Frau-Sein anders, als es dem heute 92-jährigen Dichter 1951 (als nach meinen Informationen das Gedicht entstand) noch geläufig war. Entsprechend kann man den Einwand der Studentinnen dass das Gedicht nicht zeitgemäß sei, nicht von der Hand weisen. Die Interpretation der heutigen Prorektorin beschreibt das auch für mich (72 Jahre) durchaus nachvollziehbar.

„… in dem Frauen als Gruppe und nicht als Individuen skizziert werden und keine Handlung zugeschrieben bekommen, während der Bewunderer, sei es auch ein vom Dichter nicht weiter definiertes Wesen, als handelndes Wesen, nämlich als bewunderndes Wesen dargestellt wird?“ (ASH-Prorektorin Bettina Völter)

Während im Juli 2016 die von den Studentinnen angestoßenen demokratischen Prozesse zur Lösung des internen Konfliktes in der ASH längst angelaufen waren, wurde das Thema am 29.08.17 mit einem Artikel in der FAZ plötzlich in die bundesweite Landschaft geschleudert und fand in den Folgetagen einen riesigen Nachhall. Bis heute kann ich nicht erkennen, wer denn da „gepetzt“ hatte. Man konnte den Eindruck gewinnen, dass hier die Grundfesten der Gesellschaft drohten ins Wanken zu geraten …

Die Hochschule selbst hat inzwischen für das Presse-Echo eine Seite „Pressespiegel“ angelegt, der es einem inzwischen sehr erleichtert, die Reaktionen nachzuvollziehen und sich auch über den Stand der Sache zu aktualisieren (sehr gutes Beispiel für Transparenz übrigens!):

https://www.ash-berlin.eu/hochschule/organisation/referat-hochschulkommunikation/pressespiegel-fassadendebatte/

Sogar der PEN-Club-Vorsitzende hat SOFORT eine Stellungnahme produziert, in der er den Studentinnen „Zensur“-Absichten unterstellte, die natürlich grundsätzlich abzuschmettern seien. Die meisten anderen Medien unterstellten den „Klägerinnen“ larmoyanten Feminismus, Genderwahn und übertriebene „political correctness“ …

Die Bild-Zeitung betätigte sich sofort im Stile vorgeblichen investigativen Journalismus, indem sie drei (von 3.700 Studierenden) zufällig während der vorlesungsfreien Zeit auf dem Campus angetroffene Studentinnen (mit Namen und Bild…) zitierte, die angaben, nichts gegen das Gedicht zu haben. Ich nenne so etwas „suggestiven Journalismus“…

Die FAZ, die ja anscheinend in der bundesweiten Medienlandschaft die Lawine losgetreten hatte, hatte sich immerhin die Mühe gemacht, den heutigen Rektor der ASH für ihren Artikel zu interviewen. Hier liegen ganz offensichtlich gravierende Fehler und Versäumnisse seitens des Rektors vor, der zu dem Interview-Thema wohl besser eine der ASH-AStA-Vertreterinnen hinzugebeten hätte und sich qua Amtes besser mit seiner persönlichen Meinung zurückgehalten hätte, die im FAZ-Artikel beherrschend ist: dass er keinen Grund für die Aufregung der Studentinnen sieht. Dass er die angestoßenen demokratischen Prozesse innerhalb der Hochschule begrüßt und unterstützt sagt er – auch.

Ich habe mich seit dem 30. August immer wieder mit dem Thema beschäftigt, aber mit eigenen Urteilen zurück gehalten. Ich beschäftige mich hier nun so ausführlich damit, weil ich es inzwischen für ein Musterbeispiel einer von den Medien unsauber und unordentlich – sogar schlampig und suggestiv – behandelten Themas halte, dessen öffentliches Medien-Echo in keinem Verhältnis zum Anlass steht und die eigentlich intern zu erfolgende Aufarbeitung ganz sicher stört – jedenfalls keineswegs unterstützt.

Klugerweise hat die oben schon kurz zitierte Prorektorin Prof.Dr. Bettina Völter sehr bald nach dem Losbrechen der öffentlichen Debatte eine vollständige und sachliche (wirklich kluge!) Erklärung aus Sicht der gesamten Hochschule (und nicht nur des Rektors) veröffentlicht:

https://www.ash-berlin.eu/hochschule/presse-und-newsroom/news/news/wir-setzen-auf-demokratie-partizipation-und-lernen-im-diskurs/

Ich selbst war anfangs, natürlich auch unter dem Eindruck der Berichterstattung, eher kritisch gegenüber dem Vorgehen der Studentinnen bzw. des AStA der ASH eingestellt. Das schmeckte aus meiner Sicht doch stark nach den „Trigger Warnings„, mit denen ich mich schon seit einiger Zeit befasse: „Trigger Warnings“ sind eigentlich und ursprünglich Warnhinweise, mit denen man traumatisierten Personen (z.B. Kindern aus Bürgerkriegs-Gegenden oder vergewaltigten Frauen) ersparen will auf Darstellungen (Text, Wort, Bild, Film) zu stoßen, die das Trauma wieder akut werden lassen („triggern“) können.

Neuerdings ist – ausgehend von den USA und von dort sich schnell ausbreitend – eine Bewegung unter jungen Menschen entstanden, die derartige „Trigger Warnings“ für praktisch ihre gesamte geistige/mediale und praktische Umgebung verlangen: z.B. in Büchern, Filmen und Texten – auch solchen, die für Studenten aus fachlichen Gründen unvermeidlich sind … Ein beliebtes Beispiel dafür ist das Wort „violate“ im Zusammenhang mit dem juristischen Studium. Der übliche Sprachgebrauch für den Tatbestand der (dt.) „Rechtsbeugung“ ist im angelsächsischen Raum: „to violate the law„. Es wird nun gefordert, diesen Sprachgebrauch zu vermeiden, weil das Wort „violate“ möglicherweise im Ohr einer vergewaltigten Frau triggernd wirken könnte.

Es hat derzeit den Anschein, dass eine ganze Generation den Anspruch erhebt, dass ihre Umgebung so umgestaltet wird, dass sie für potentiell psychisch schwer-kranke Menschen kompatibel gemacht wird. Dabei stellt der normale junge Mensch sich als „Patient“ die „Diagnose“ selbst: ich bin immer und jederzeit ein potentiell traumatisierter Mensch! Eine der landläufigen Erklärungen ist die, dass die Haltung durch das Helikopter-Elterntum der Eltern-Generation dieser Kinder ausgelöst wurde. Klingt logisch – aber ist es so?

Das ist derzeit zumindest der Anschein aus einer europäisch-intellektuellen Position. Ich bin für mich noch dabei zu recherchieren und zu klären, ob das wirklich der Tatbestand ist, oder ob das Verhalten dieser Gruppierungen junger Menschen von Pesonen, Gruppierungen und Medien nur „skandalisiert“ und istrumentalisiert wird. Ich traue dem ersten Anschein längst in keinem Falle mehr – auch dann nicht, wenn er meine eigenen Meinungen zu bestätigen scheint. Ich werde mich sicher bald zum Theme „Trigger Warnings“ im Detail äußern.

Im Falle der Causa „Gomringer-Gedicht“ gilt nach meinem heutigen Recherchen-Stand Entwarnung bezüglich Trigger Warnings: dieser Vorgang gehört in den Bereich normaler und gerechtfertigter Auseinandersetzungen mit gesellschaftlichen Verhältnissen – unabhängig davon, ob man der Meinung der Studentinnen ist – oder nicht.

Ich bin gespannt auf den Ausgang des demokratischen Prozesses an der ASH – die Abstimmung ist ja seit über zwei Wochen gelaufen – für den 23. Januar 2018 wurde die finale Entscheidung bzw. Bekanntgabe des Ergebnisses angekündigt.

Aphorismus des Tages: „Wichtig ist für Frauen, mitzubestimmen in dieser Gesellschaft. … Alles andere ist Beiwerk. „Der Mann macht das schon.“ Und wenn er nett ist, baut er ihr auch ein Vermögen auf – aber wenn er nicht nett ist, prügelt er sie zufällig ein bißchen.“ (Regine Hildebrandt, 1941 – 2001, deutsche Politikerin, eine der beherztesten Frauen, die ich kannte – und viel zu früh gestorben!)

Herbert Börger

© Der Brandenburger Tor, Berlin, 25. Dezember 2017