Das fängt ja gut an – 351 – Die digitale Pest:  T R O L L E !

Die digitale Pest:  T R O L L E !

Stellen Sie sich vor: eine lebhafte Gesprächsrunde unter Freunden und Bekannten. Eine überschaubare Zahl von Gesprächsteilnehmern in einer Runde um einen Tisch. Man kann sich beim Gespräch in die Augen sehen. Jeder bringt zu einem Thema, das hier alle interessiert, seine Informationen und Erfahrungen oder Vermutungen ein. Der Gesprächsfaden wird hin und her gesponnen. Manchmal macht einer einen Scherz – ohne die anderen zu verletzen. Am Ende haben alle gewonnen – im ungünstigsten Falle hat uns  das nicht viel weiter gebracht. Die Runde geht irgendwann auseinander und freut sich wahrscheinlich auf den nächsten Austausch. Ist es mal dabei zu einer persönlichen Verletzung gekommen oder hat jemand unangemessen provoziert, dann wird er von den Gutwilligen bald gestellt – entweder kommt es zu einer Entschuldigung oder der Verurrsacher ist beim nächsten Mal nicht mehr dabei …

Im Netz sind solche Szenarien seit längerer Zeit auch möglich geworden, ohne dass man jetzt gerade um den physischen Tisch herum sitzt – und wahrscheinlich waren alle begeistert davon, wie ich auch: ein „Echtzeit-Austausch“ jederzeit, selbst wenn die Teilnehmer auf unterschiedlichen Kontinenten sitzen. Wir hofften – und hoffen immer noch – das dies die Gesellschaft voran bringen könnte.

Aber dann …

Eine alltägliche Situation in Blogs und Foren ist inzwischen diese: es geht um ein sachliches Thema – sagen wir: Eine astrophysikalische Entdeckung über Gravitationswellen und Neutronensterne. Statements, Fragen und Antworten bewegen sich zunächst in normalem Rahem.

Nach sehr kurzer Zeit schaltet sich „aus dem OFF“ anonym eine Stimme ein, die irgendwelche absurde und unbegründete Behauptungen augstellt. Die Gesprächsrunde reagiert darauf – nach kürzester Zeit kommt es zu persönlichen Angriffen und Beleidigungen. Wenn nicht ein erfahrener Admin die Diskussion begleitet, der das Zeichen des Fisches oder „DNFTT“ eingibt, fliegt den Gesprächsteilnehmern der Diskurs nach kurzer Zeit um die Ohren.

Der aus Sonderzeichen konstruierte Fisch ( ><)))*> ) oder DNFTT bedeutet: „Do not feed the Troll“. Der destruktive Störer wird in der Netzkultur „Troll“ genannt. Wenn alle Beteiligten die Bedeutung der Zeichen kennen und sich an die Methode halten, wird der Troll dann ignoriert… und zieht vielleicht ab.

Das geschieht heute andauernd! Selbst wenn eine Gemeinschaft, die Trolle abzuschütteln lernt, ist die Freude an der Gesprächskultur dadurch erheblich gestört!

Beschäftigt man sich näher mit dem Thema, stellt man fest, dass es Organisationen gibt, die viele Trolle gezielt durch die Foren und Netzbereiche schicken, um damit Einfluß zu nehmen (politisch, kommerziell  oder einfach destruktiv wirken – der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt …).

Und die gruseligste Variante: da müssen nicht nur Menschan an den Tastaturen sitzen! Mittlerweile sollen sich Software-Roboter als Trolle durch das Netz bewegen (Fachsprache: „bots„).

Deshalb wird die „große digitale Freiheit des Netzes“ zunehmend wieder eingeschränkt, da Foren sich zum Schutz davor abschotten (nur mit überprüften Log-Ins benutzbar).

Dadurch wird ein wesentlicher Freiheitsgrad des Netzes unterdrückt: die überraschende „Möglichkeit des Unerwarteten„.

Ich wüßte gerne: was passiert, wenn sich zwei „Troll-bots“ unterschiedlicher Auftraggeber in einem Forum treffen? Erkennen die, das der andere ein bot ist? Können die sich gegenseitig asusschalten?

Schöne neue Welt!

Aphorismus des Tages: „Bist du denn dümmer als ein Kleinkind, dass du nicht wenigstens eine neugierige Frage am Tag stellst?“ (Der Brandenburger Tor)

… diese Frage möchte ich allen stellen, die einen Erkenntnisgewinn dadurch vermeiden, dass sie immer dieselben einmal lieb gewonnenen Antworten nachbeten, anstatt sich und andere ständig zu fragen: warum ist das so? kann man das ändern? wollen wir das ändern? Aus Lebenserfahrung weiß ich, dass diejenigen, die immer wieder „nachgebohrt“ haben, schon bei den Lehrern höchst unbeliebt waren: sie stören den Routineablauf, sie lassen die „Möglichkeit des Unerwarteten“ aufblitzen! Das soll bitte unterbunden werden! – Leider!

Bild des Tages: Unterschiedliche Erscheinungsformen ähnlicher Dinge… ein Bild-Gleichnis.

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Herbert Börger

Der Brandenburger Tor, Berlin, 09. November 2017

Das fängt ja gut an – 352 – Die Klugheit unserer Verfassungs-Väter/Mütter

Immer wieder bewundere ich die Klugheit unserer Verfassungs Väter und Mütter!

… und gleichzeitig ihre „Gerissenheit“, in dieser Verfassung auch gleich sehr hohe Hürden gegen ihre Änderung eingebaut zu haben! Der Anlass für dieses Bekenntnis ist, dass es nun seit vielen Jahren immer öfter vorkommt, dass  die Richter des Verfassungsgerichtes über eine gesetzliche Regelung entscheiden, anstatt des Parlamentes, das die Aufgabe hätte, nach einem Kompromiss auf Basis dieser Verfassung zu suchen.

Woran liegt das?

Dafür kann man viele Vermutungen und Hypothesen aufstellen: Faulheit/Arbeitsverweigerung der Parlamentarier, „falsche“ (unfähige) Vertreter, steigende Neigung „Lieblingsprojekte“ gegen die Vernunft „durchzupauken“….

Der Schaden ist groß: denn alleine schon die enorme Verzögerung der Gesetzgebungsprozesse dadurch, sind ein nicht mehr wieder gut zu machende Schaden!

Was auch immer der Grund dafür ist: dieses Verhalten der Parteien und der Volksvertreter SCHWÄCHT die Demokatie. Und es desavouiert das Ansehen der repräsentativen Demokratie. Dass es nun noch einmal so viele Volksvertreter mehr im Deutschen Bundestag sind, wird vermutlich diese Situation eher verschlimmern – wenn nicht ein Ruck durch die Parteien ginge, endlich verantwortungsvoller mit den hohen Gütern der repräsentativen Demokratie umzugehen.

Leider muss ich sagen, dass mich die skurrile Koalition, die man da gerade versucht zu zimmern (ich bevorzuge den Begriff „Schwampel“ – das Ergebnis wird etwa so sein wie dies klingt….) in Hinblick auf diese Probleme nicht optimistisch stimmt.

Die Situation erleichtert auch rechten Populisten und generell immer populistischer gestimmten Politikern jeder Couleur ihr Wirken. Man sieht es daran, dass – auch aus Ecken, aus denen man das nie vermutet hätte – mehr und mehr Stimmen für Basisdemokratie („nach Schweizer Vorbild“) plädieren. Das ist per se reines populistische Schaulaufen.

Ich behaupte, dass es für pluralistische Massengesellschaften wie die BRD auf allen ebenen – außer der Kommune (aber keiner mit 3,5 Mio Einwohnern!) – keine Alternative zum repräsentativen System gibt: „Direkte Demokratie“ erfordert, dass die Menschen, die dabei Entscheidungen treffen, sich gegenseitig ins Auge sehen können. Wenn meine Hypothese richtig ist, ist damit auch alles gesagt…

Allen möglichen Neu-Koalitionären möchte ich ins Stammbuch schreiben: macht die Koalitionsvereinbarung nicht unter dem Gesichtspunkt eines Schein-Konsenses: macht nix – das werden wir (oder andere) vor dem Verfasssungsgericht sowieso wieder kippen!

Sonst bleibt lieber gleich zu Hause! Ihr seid uns vor allem: TEUER!

Aphorismus des Tages:

„Man soll die Stimmen wägen und nicht zählen; der Staat muss untergehn, früh oder spät, wo Mehrheit siegt und Unverstand entscheidet.“ (Friedrich von Schiller, dt. Dichter, 1759 – 1805)

Dieses Zitat ist ein besonders gutes Beispiel dafür, wie schön sich Zitate nach eigenem Gusto mißbrauchen lassen: Der Satz ist doch ein Super-Spruch für alle, die Demokratie verunglimpfen wollen – und dann noch von SCHILLER … oder?

Hier sei gesagt: diesen Ausspruch hat Schiller in seinem letzten, unvollendeten Trauerspiel einem polnischen Fürsten (Ende des 17. Jh.) in den Mund gelegt, der mit seinem Veto die Mehrheits-Entscheidung des polnischen Adels kippen wollte (was nicht ganz erfolgreich war …).

Das Zitat steht aber in einer einschlägigen Zitatesammlung unter der Rubrik „Demokratie“, legt also nahe dass Schiller hier etwas über Demokratie sagen wollte  – Wie immer also: Vorsicht vor Fake-News

Bild des Tages:

„Vergehen in Schönheit“ – kein Sinnbild für die Verfassung der BRD!

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Herbert Börger

Der Brandenburger Tor, Berlin, 08. November 2017

Das fängt ja gut an – 353 – Generationen-Gerechtigkeit

Generationen-Gerechtigkeit

Alle Menschen, die in den vergangenen 40 Jahren den Wohlstand des Landes mit erarbeitet haben, sollen im Alter gut leben können! 

Dieser Satz sollte zu jedem Zeitpunkt in der Zukunft gültig sein!

Er wird aber nicht gültig sein, wenn alles so weitergeht wie bisher!

Liebe (heute) Null- bis 45-jährige: Euer Fell haben in den letzten 50 Jahren die jeweils regierenden Generationen längst unter sich aufgeteilt – denn das ist das Teuflische an der Bevölkerungspyramide, die in Deutschland (seit langem absehbar) Realität ist: immer breiter bei den älteren über 50, und das sind die mehrheitsbeschaffenden Wähler. Die die in Zukunft betroffen sein werden, sind eine relative Minderheit.

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Das Eintreten dieser demographischen Entwicklung war spätestens Ende der 60er Jahre erkennbar und bekannt. Die Politik hat dann drei Jahrzehnte gebraucht, um zu reagieren. Mit einer Rentenreform, die den Namen nicht verdiente…  (Ja, damals hat Herr Blüm gesagt: „Die Rente ist sicher„) Von einmal 70% Rente (bezogen auf letztes Einkommen) wird die Entwicklung erkennbar in Richtung auf 40% gehen!

Es muss eine GRUNLEGENDE Umsteuerung in diesem wichtigen sozialen Bereich stattfinden. Das ist ein Mammutwerk und muss von allen Bevölkerungskreisen gemeinsam getragen werden. Es sind sonst schwere soziale Verwerfungen in 20-30 Jahren absehbar. Diese Beslastungsprobe wird unser Gemeinwesen nur mittels Solidarität bestehen.

Liebe jüngere Mitbürger – bitte engagieren Sie sich in Politik und Gesellschaft: es ist Ihre Zukunft. Chillen und Feiern darf nicht Hauptlebenszweck sein! Macht Euch kundig – Euch wird nicht alles auf dem Silbertablett gereicht. Diskutiert miteinander und mit der Politik, was zu tun ist. Auch nur um den eigenen Job und Karriere kümmern reicht nicht – das Erwachen wird sonst ziemlich ruppig sein! Ich und viele andere ältere Bürger wollen bestimmt dabei helfen, das ist unsere PFLICHT, aber IHR seid BETROFFEN.

Also: wacht auf!

Bild des Tages: Gefrorener Altweibersommer am 07. November

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Herbert Börger

Der Brandenburger Tor, Berlin, 07. November 2017

Das fängt ja gut an – 354 – 10 Gründe NICHT Bürgermeister von Berlin zu werden

Haben Sie sich auch schon einmal überlegt, dass es schön wäre, regierendes Oberhaupt einer so tollen Stadt wie Berlin zu sein?

10 Gründe, warum Sie nicht der/die richtige regierende Bürgermeister/in für Berlin wären:

  1. Sie sind in Berlin geboren, haben noch nie woanders gelebt oder gearbeitet
  2. Sie sind über zwei Drittel Ihres Lebens Mitglied der Berliner SPD
  3. Sie haben Wowereit jahrelang beim Regieren zugeschaut und werden von ihm protegiert
  4. Sie kommen doch ganz nett rüber
  5. Sie laden sich immer noch mehr Ämter auf, von denen keines Spaß macht
  6. Sie haben keine Ahnung von Luftfahrt, aber sind Aufsichtsrat eines seit 5 Jahren nicht eröffneten Flughafens
  7. Sie hören einen Parteifreund über Grundeinkommen faseln – und tun das sofort auch (haben aber keinen eigenen Plan)
  8. Die Menschen erzählen sich nicht mal mehr Witze über Sie
  9. Die Menschen erzählen sich Witze über Sie und fallen sich dann in die Arme und weinen
  10. Die Menschen sagen: ist doch egal, wer da oben sitzt… und das finden Sie auch.

Aphorismus des Tages: „Erkenne Dich selbst!“ (Thales von Milet)

Bild des Tages: Erinnerung

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Copyright 2017, Herbert Börger, Der Brandenburger Tor

Das fängt ja gut an – 355 – Bitte keine Resignation, Herren Amend/Martenstein!

Guten Tag, Herr Amend!

Sie hatten mir in Ihrem werktäglichen Newsletter versprochen, dass ich bei der Lektüre des Maroldt/Martenstein-Artikels „Ins Scheitern verliebt“ häufig werde lachen müssen…

Hab‘ es gelesen (wir sind Abonnenten!) – ich bin allerdings nicht einmal in die Nähe eines Schmunzelns gekommen. Am meisten habe ich aber in dem Text das anregende Narrativ vermisst – das ja quasi „als Versprechen“ (ungeschrieben) hinter solch einem Titel in solch einer Zeitung steht (sonst würde ich die Zeitung ja nicht lesen…).

Das ist wirklich ein merkwürdiger Artikel: Aneinanderreihung von Zeitungsmeldungen, die wir alle schon aus den letzten 9 Monaten kannten … Erkenntnis? … oder wenigstens Pointe? Keine Glosse aber auch kein Essay – keine Dramaturgie – keine Struktur – der Text atmet vor allem eines: Resignation – und eben auch Elemente genau dieses Zeitgeistes, der sich im Scheitern kuschelig einzurichten scheint.

Mir scheint, Herr Martenstein ist hier (ich kenne seine wöchentlichen Zeitmagazin-Kolumne natürlich) sehr weit unter seinen Möglichkeiten geblieben.

Ich muss wohl auch erkennen, dass ältere Menschen mit meinem Hintergrund über anderes lachen als solche, die sich noch am Puls der Gesellschaft wähnen – ist wohl so! Aber ich bestehe doch auch auf meinen Ansprüchen an guten Journalismus:

Entweder eine saftige, spritzige Glosse…

…oder ein journalistischer Ansatz, der den Anspruch erhebt, den Gründen des Berliner Scheiterns tiefer nachzugehen – und letztlich Konzepte zu finden, da heraus zu kommen.

Daran sollten Sie sich mal machen! – Ich bin schon dran…

Im Angesicht dieses vielfältigen Scheiterns biete ich den Lesern heute eine Auswahl aus drei Ahorismen des Tages passend dazu an:

„Aus den Trümmern unserer Verzweiflung bauen wir unseren Charakter.“ (Ralph Waldo Emerson)

„Wenn man denkt, es geht nicht mehr, hat man immer noch zwei Drittel seiner Kräfte.“ (Horst Köhler)

„Menschen stolpern nicht über Berge, sondern über Maulwurfshügel“ (Konfuzius)

Bild des Tages – passend zum Thema:

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Herbert Börger, Berlin, 05. November 2017

Das fängt ja gut an – 356 – Wir Kreationisten …?

Aphorismus des Tages:

Ein Gedicht ist ein Essay, das weder Begründung noch Erklärung enthält! Nicht einmal versuchsweise. Träume kann man oft nur so erzählen! (Der Brandenburger Tor)

Ich hatte vor Jahren einmal beschlossen, keine Gedichte mehr zu schreiben – aber ich hielt mich nicht daran: keine Gedichte sind auch keine Lösung…

Wir – Kreationisten …?

Bei den ersten

Sonnenstrahlen erwacht

sagte ich:

die Welt ist soeben neu geschaffen worden.

Die Welt wird

täglich neu geschaffen –

heute warst Du dran:

als Du schliefst

warst Du Gott…

kraft Beschlusses

denn

jeder ist Gott!

Und

einer muss es ja gewesen sein.

Beweise mir das Gegenteil!

P.S: Ich hoffe

Du hast Deine Sache

gut gemacht…

Bild des Tages: „Traum des Kreationisten—“ (Mehr Bilder in meinem Foto-Blog www.fotosaurier.de oder auf flickr unter „Herbert Börger“)

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Copyright Herbert Börger, der Brandenburger Tor, 4.11.2017

Das fängt ja gut an – 357 – Trump nur eine Marionette?

Donald Trump – vermutlich nur die Marionette ultra-konservativer Kreise in USA?

Wenn man die Meinungsäußerungen und Stimmungen zu Donald Trump aus den USA verfolgt, findet man vermehrt alarmierende Äußerungen der Art:

„OMG – lasst ihn da, wo er ist, sonst wird es erst richtig furchtbar. Der ist nur doof – aber dahinter steht eine Riege bereit, die wirklich gefährlich ist.“

Diese Meinungen stützen sich offensichtlich auf die Tatsache, dass im Falle eines vorzeitigen Scheiterns von Trump als Präsident, Mike Pence als Präsident nachrücken würde. Pence ist einer der fundamentalistischsten Vertreter der breiten und mächtigen ultra-konservativen Evangelikalen- und Kreationisten-Kreise in USA. Hinter Pence sind mehrere Personen dieser Kreise jetzt im Kabinett positioniert: Betsy DeVos ist Bildungsministerin – sie wurde (erstmals in der US-Geschichte) nur durch das Sondervotum des Vizepräsidenten (eben: Pence!) installiert und sitzt damit an einer Schlüsselposition für die Bildung der Zukunft: Ziel ist es anscheinend, Kreationismus möglichst flächendeckend in den Schulen lehren zu dürfen…

Falls jemand mit dem Bergriff „Kreationismus“ (USA-spezifisch) nicht so sehr vertraut ist: Vizepräsident Pence glaubt als Kreationist wortwörtlich, dass die ganze WELT (also der gesamte Kosmos!) vor 6000 Jahren sozusagen „eigenhändig“ von GOTT in 6 Tagen geschaffen wurde. Punkt!

Da die Trennung von Kirche(n) und Staat eine der Säulen der US-amerikanischen Verfassung ist,  sind die Kreationisten bisher damit gescheitert, ihre Lehre (die gleichzeitig natürlich eine strikte Ablehnung der Evolutionstheorie beinhaltet!) in die öffentlichen Schulen (bzw. privaten Schulen, die mit öffentlichen Zuschüssen arbeiten) hinein zu tragen.

Sie hatten aber einen Plan: seit den 90er Jahren wird dazu extra eine Theorie – die angeblich NICHTS mit Religion zu tun hat! – hoffähig gemacht: das sog. „Intelligent Design„. Dies ist eine pseudo-wissenschaftliche Verpackung des Kreationismus. Die gesamte Wissenschaftsgemeinde weltweit einschließlich der USA (mit Ausnahme einer Handvoll einzelner Spinner) hat diesem „Intelligent Design“-Gedanken bescheinigt, pseudo-wissenschaftlich zu sein. Und dem haben sich bis jetzt alle amerikanischen Gerichte, die damit befasst waren, angeschlossen. (Hier sieht man aber wieder, wie wichtig die Personalien des obersten US-Gerichtes eines Tage sein können!)

Intelligent Design tarnt sich als Wissenschaft – es wird darin bestritten, dass dies etwas mit Religion zu tun habe. Es könne eben „irgendeine“ Intelligenz hinter dem „Design“ (= der Schöpfung) stehen. Gleichzeitig laufen aber maßgebliche Vertreter des Denkens (z.B. Pence) herum und verkünden, dass die „Intelligenz“ NATÜRLICH der christliche Gott sei!

Nun ist die Intelligent-Design-Bewegung nicht einfach so eine Spinnerei einiger Ultra-Konservativer in den USA: viele Super-Reiche haben hunderte Millionen Dollar aufgewendet, um Think-Tanks aufzubauen und zu unterhalten, die genau diese Lehre fördern und versuchen gerichtsfest zu machen. Dort steht Betsy DeVos in der ersten Reihe (als Teil eines ganzen Milliardärs-Clans). Zum Beispiel sthen auch Super-Reiche wie die Brüder KOCH dahinter, die angeblich die Wahl Trumps mit ca. 900 Millionen Dollar Spenden maßgeblich mit befördert haben sollen (die aber heute mit T. unzufrieden sein sollen, da er nicht radikal genug vorgeht…).

Alle Informationen, auf die ich mich oben beziehe, stammen aus seriösen Quellen und sind frei zugänglich. Dennoch frage ich mich immer wieder: könnte da auch eine Kampagne dahinter stehen? Gibt es Fake-News in diesem Bereich? Wessen Interessen werden hier vertreten? Ich suche immer wieder nach glaubhaften Informationen der Gegenseite. Das ist eine wichtige Aufgabe der investigativen Presse. Bisher habe ich aber keine Anzeichen gefunden, dass die „Verschwörungs-Theorie“ bezüglich der Ultrakonservativen hinter Trump auf Fake-News beruht…

Die weltweite Wissenschafts-Öffentlichkeit hat ja bereits längst auf  Intelligent Design und Trump-Aktionen (Leugnung menschenbeeinflußter Klimawandel!) reagiert: wir sind in großer Präsenz beim „March for Science“ an die Öffentlichkeit gegangen – gerade in Berlin.

Für mich stellt sich hier die ganz zentrale Frage: wie ist es möglich, dass jemand, der einschließlich seiner Unterstützer-Kreise so eindeutig zu den privilegierten Eliten des Landes gehört, mit einer Kampagne gegen Eliten an die Macht kommt? Das ist ja keineswegs alleine USA-typisch: vielerorts, auch bei uns, gibt es ähnliche Tendenzen.

Die Antwort auf diese Frage, wird sehr viel über den Zustand unserer Gesellschaften verraten. Ich bleibe dran – für Unterstützung dabei wäre ich dankbar!

Aphorismus des Tages:

Pegida ist… betreutes Wütend-Sein in einer Blase – gefühlte Macht… ohne eigenes Nachdenken! (Der Brandenburger Tor)

Bild des Tages: „Nadelbaum“ abstrakt… – Ausschnitt einer Bildecke aufgenommen mit Triotar 50mm f2.9

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Herbert Börger, Berlin, 03.November 2017

Das fängt ja gut an – 358 – Das Salz der Erde

Das Inferno des Mensch-Seins

Wenn man abends als Letztes den Film „Das Salz der Erde“ von Wenders/Salgado sieht, darf mann sich wohl nicht wundern, wenn man von seinen Träumen und Ahnungen überwältigt aufwacht. Was für ein Opus!

Mir träumte, dass ein Irrer König mit wahnsinnsverzerrter Fratze oben auf einem Wolkenkratzer tanzte und sein Volk auf den nächsten Genozid einschwor: den letzten-endgültigen Genozid – den Selbstmord dieser ganzen höchst intelligenten Spezies.

Bild des Tages: „Gibt es Hoffnung, oder ist es so, wie es aussieht?“

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Heute hier ein vor Jahren von mir verfasstes „Gedicht“ (wahrscheinlich nach einer ähnlichen Nacht!), an das ich mich beim Aufwachen heute Morgen erinnerte und es aus meinem Archiv ausgrub:

Satanische Verse?

DU SOLLST NICHT TÖTEN !

– so steht es

in den Gesetzbüchern

der Religionen

und Gesellschaften.

Hältst du dich daran?

„NATÜRLICH!“- sagen alle,

… die das ohnehin nie vor hatten

– oder einfach zu feige sind …?

ohne zu merken, dass „natürlich“

fast die einzige Bekräftigung für diesen Sachverhalt ist

die NICHT trifft!

Mein Kater tötet – natürlich!

… oder sagen jene die einfach keine

Gelegenheit dazu hatten!

Dort steht der Satz:

wie in Stein gehauen.

Wo habt ihr die

Gebrauchsanweisung

dazu gefunden?

Steckte sie in einer Felsritze

am Berg Sinai?

Gerade noch rechtzeitig

gefunden, ehe

das viele Blut, das dort wie überall

geflossen ist

sie unlesbar gemacht hätte?

Gut gemacht!

Was steht darin?

„Du darfst nicht töten,

ES  SEI  DENN….!“

Die Menschheitsgeschichte

ist eine einzige Blutspur

von Kain und Abel

über die Nibelungen,

Kolonisationen und Inquisitions-Tribunale,

Genozide,

totale Kriege –

bis zu Nine-Eleven.

Ein einzelner

eherner

Satz

und

Myriaden von Gründen

trotzdem zu

TÖTEN.

Vielleicht…

schmuggelte Mephisto

den Satz in das Gesetz

um seine Klientel daran zu erinnern:

… ich könnte eigentlich mal wieder…!

… und schließlich den

Krimi-Serien der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten

die Existenz zu sichern.

Copyright Herbert Börger, 2009

Herbert Börger, Berlin, 02. November 2017

Das fängt ja gut an – 359 – Die Armut und die Stadt

Die Armut – die Stadt – Fritz Reuter… und ich

Im Nachgang meines Blog-Beitrages zu Stadt und Armut (-364) vor fünf Tagen, fiel mir das folgende Fritz-Reuter-Zitat ein, das man auch häufig in Aphorismen-Sammlungen findet:

Aphorismus des Tages:

Die große Armut in der Stadt kommt von der Poverteh her. (Fritz Reuter – Dichter – 1810-1874, Ut mine Stromtid II, Kap. 38)

Dieser Spruch wird ganz verschieden interpretiert: manche sehen darin den Ausdruck dafür, dass „die Armut (der Eltern) immer wieder neue Armut (der Kinder) gebiert“ – was durchaus so sein kann. Fritz Reuter war der große norddeutsche Dichter des feinsinnigen Humors und der berechtigten, sachkundigen Gesellschaftskritik. Vor allem aber ein vielschichtiger Erzähler gesellschaftlicher Zustände in der Mitte des 19. Jahrhunderts (in Mecklenburg).

Ich selbst kenne Reuters Werke seit meiner Teenager-Zeit (als die Teenie-Mädchen noch Backfische genannt wurden!). Mein Vater hat uns den ganzen langen Harz-Winter durch Reuters Werke vorgelesen…

Den Bräsig-Spruch habe ich immer so wahrgenommen, dass jemand etwas, das er auch nicht versteht, mit einem Fremdwort erklärt, das NICHTS erklärt, sozusagen die Anmaßung von in Wirklichkeit nicht vorhandenen Kenntnissen und Bildung – für die er dann noch große Bewunderung bei seinen Zuhörern erntet.

Um zu entscheiden, was Fritz Reuter nun wirklich gemeint haben könnte, habe ich nach Jahrzehnten mal wieder den Original-Text in der Werkausgabe aufgeschlagen, aus der mein Vater schon vorgelesen hat (Fraktur-Schrift, sehr eng gedruckt – Hempels Klassiker-Ausgabe).

Schon das Auffinden des Textes war ziemlich zeitintensiv, da die Stelle in den Aphorismen-Zitaten meist nicht genau mit Band und Kapitel zitiert wird (und oft auch falsch wiedergegeben wird…).

Ich habe dann das ganze Kapitel erneut gelesen und will gleich sagen, dass auch das Textstudium mir keine völlig eindeutige Entscheidung über die Bedeutung des Reuter-Zitates gebracht hat: vordergründig bestätigt sich zunächst in der direkten Handlung meine o.g. Erinnerung (Pseudo-Erklärung der Armut durch das französische Wort für Armut „poverté“), weil der Bräsig es eben auch nicht weiß… Das schließt aber nicht aus, dass der Autor Fritz Reuter selbst (feinsinnig-hintersinnig wie er ist!) mit der Erzählung eben doch genau das sagen wollte: Armut gebiert immer neue Armut, wenn man nichts gegen die Ursachen tut!

Allerdings prangert die Reutersche Erzählung einen Umstand aus der Zeit von 1848 (das Jahr, in dem die Erzählung spielt) ganz deutlich an: eigentlich sollte es auf Grund der arbeitsrechtlichen Verhältnisse der Tagelöhner in Mecklenburg auf dem Land keine Armut geben – wenn das Arbeitsrecht von den Gutsherren respektiert worden wäre. Er schildert dort sehr drastisch (in Form einer Rede des Inspektor Bräsig) dass der Rittergutsbesitzer „Pomuchelskop“ dieses Recht der Tagelöhner mit Füßen tritt und dass es deswegen eben doch bittere Armut auf dem Land gab, obwohl gerade die Landwirtschaft in normalen Zeiten tatsächlich in der Lage gewesen wäre, alle dort lebenden Menschen gut zu ernähren.

Diesen damaligen Verhältnissen verdanken wir vermutlich auch die Bezeichnung „nach Gutsherrenart“ – mit der der willkürliche Umgang mit dem Recht (vor allem im sozialen Bereich) gemeint ist.

Aber über die Ursachen der Armut in der Stadt, liefert Inspekor Bräsig hier bei Fritz Reuter keine tieferen Erkenntnisse.

Noch ein Nachtrag: Ja – seit neuestem nehme ich die Obdachlosenzeitung („Motz“) immer mit, wenn ich den Verkäufern eine Spende gebe!

Bild des Tages: Diesen wunderbaren Fußboden in der Berliner Gedächtniskirche werden die wenigsten Besucher bei Tag wahrnehmen, da das durch die Kirchenfenster blau gefilterte Tageslicht das Mosaik fast unsichtbar macht. Mir hat es der elektronische Sucher meiner Kamera sichtbar gemacht.

GedächtniskircheBoden

Herbert Börger, Berlin, 01. November 2017