Das fängt ja gut an – 341- Christmas-Garden Steglitz

Leuchtender Botanischer Garten, Berlin, Steglitz – („Christmas Garden Berlin“)

Hingehen! Sehr empfehlenswert!

Das Konzept des nächtlich phantasievoll erleuchteten Botanischen Gartens wurde hier in Berlin (2. Jahr) anscheinend von den Londoner „Royal Botanic Gardens“, auch „Kew Gardens“ genannt, übernommen, wo das Ereignis heuer schon zum fünften mal stattfindet. Die Marke „Christmas Garden“ ist offensichtlich dem Veranstalter des Konzeptes geschuldet. Dabei ist es – glücklicherweise – weniger ein „Weihnachts-Rummel-Event“, sondern tatsächlich zu sehr großen Teilen eine Licht-Schau, die mit den wunderbaren Schätzen dieses alten Botanischen Gartens wuchert!

In beiden Gärten beträgt die Gesamtlänge der Leucht-Schau-Wege ca. 2 km. Genug, um sich satt zu sehen – mehr hätte für mich auch zu einer Überreizung geführt.

Aber so war die Dosis gut bis reichlich: die Dichte der Leucht-Effekte ist sehr hoch – und es ist meines Erachtens wirklich für jeden genug Ansprechendes dabei. Wir waren zu zwei Generationen und zwei Geschlechtern da (ohne Kinder) und allen drei hat es sehr gut gefallen. Ich persönlich genieße mehr die Szenerien, in denen die beleuchtete Natur die Hauptrolle spielt und schätze die reichlich vorhandenen Glitzer-Effekte („Tanzende Bäume“) nur in zweiter Linie (und eher sparsam eingesetzt): ich war begeistert.

Gerade für mich war der frühe Zeitpunkt unseres Besuches jetzt Mitte November daher ein wirklicher Glücksfall, da ein nennenswerter Teil der Büsche und Bäume noch einen Teil des Laubes hatte, was zu teilweise überwältigenden Effekten führt: wie hier auf dem Bild der absoluten Königin der angestrahlten Bäume zu sehen – die riesige Trauer-Buche!

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Wenn die Blätter bald ganz verschwunden sein werden, wird sich das Bild wieder verändern – und ein neuer Höhepunkt könnte dann eintreten, wenn die Lichteffekte einmal tatsächlich von Schnee überzogen würden…

Ich werde versuchen, bald noch einmal nur zum Fotografieren zurückzukehren. Dann werde ich einen extra Beitrag auf meinem Foto-Blog www.fotosaurier.de veröffentlichen.

In der Nähe der Ein-/Ausgänge waren die mehr „disneypark-artigen“ Effekte wie z.B. die fallenden Sternschnuppen positioniert. Auch diese wirklich ein Hingucker! Die Höhepunkte für die Kinder (Weihnachts-Themen-Skulpturen) waren so kitschig wie sich das gehört in der Mitte des Rundweges positioniert. Da können eltern mit Kindern die Kleinen „bei der Stange“ halten.

Wichtiger Rat: Wander-Schuhe  für diesen Besuch anziehen!

Bild des Tages: Botanischer Garten, Steglitz, Berlin am 18.11.2017

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Herbert Börger

© Der Brandenburger Tor, Berlin, 19.November 2017

Das fängt ja gut an – 342 – Kompromiss! Bitte!

Aphorismus des Tages: „Die Spinne und die Fliege können keinen Kompromiss schließen.“ (Sprichwort – angeblich aus JAMAIKA…)

Nehmen wir einmal an, dieses Sprichwort käme wirklich aus Jamaika – dann ist es ein bedenkenswerter Beitrag zur gegenwärtigen Berliner Verhandlungs-Situation.

Das Finden von politischen Kompromissen hat generell kein gutes Ansehen – völlig zu Unrecht! Immer dran denken: es ist die schärfste Alternative zur AUTOKRATIE! Wenn der Wille zum Kompromiss erlahmt, freut sich der Autokrat!

Über ALLE Themen von öffentlichem Interesse gleichzeitig zu verhandeln ist eigentlich fast unmöglich – vielleicht auch eine Sisyphos-Arbeit… Ohne ein Minimum an „Moderation“ wird es gar nicht gehen – aber leider wirkt die „Königin der Moderation“ (Angela Merkel) sehr müde – nicht nur vom Tagespensum! Es wird auch „gordische Knoten“ im ganzen Gewirr der Themen geben, die man nur durch Durchtrennen mit dem Schwert lösen kann, damit das keine „Unendliche Geschichte“ wird. Aber die Moderatorin ist wohl nicht Alexander der Große.

Genug der Metaphern!

Was das Problem verschärft: man muss nicht nur einen sachlich sinnvollen Kompromiss finden, sondern es muss jeder auch noch sein Gesicht wahren! Oh weh! Aber es ist ja stets noch viel Platz für Symbol-Formulierungen…

Es wäre aber ein Fehler, zu glauben, dass „Kompromissfindung“ ein eindeutiger Prozess sei. Es gibt mindestens drei völlig verschiedene Grundtypen des (politischen) Kompromisses:

  1. Alle Lösungsvorschläge werden flächendeckend erst in kleine Stückchen zerlegt, die dann so wieder zusammen gefügt werden, dass zwar niemand zufrieden ist, aber keinem nachweisbar ist, dass er dabei unter dem Strich verloren hat. Danach wird kein einziger Wähler am Koalitionsvertrag wiedererkennen, was er EIGENTLICH gewählt hatte. Dies ist der schlechteste aller Kompromisse – aber die Wahrscheinlichkeit dass er in dieser Form entsteht, steigt dramatisch mit der Zahl der Kompromiss-Widersacher. Immer besonders beliebt ist diese Form des Kompromisses bei der finalen Budgetierung: Die Summe steht vorher fest – die verfügbare Summe wird mit der Gießkanne auf alle Lösungsansätze verteilt, was bedeutet, dass kein einziges vorhandenes Problem auch nur ansatzweise gelöst wird. (Ein-Kessel-Buntes-Kompromiss)
  2. Man arbeitet in zwei Stufen: erst einigt man sich auf ZIELE. Es ist überraschend, wie leicht DAS meistens ist, dabei unter Demokraten einen Konsens zu finden! Denn: meistens besteht der größte Streit über die WEGE ZUM ZIEL (man nennt das Ideologie). Dann priorisiert man diese Ziele – das ist schon sehr viel schwerer, aber man kann noch versuchen sich auf sachlicher Ebene zu finden. Notfalls fragt man Experten/Sachverständige – schwierig, wenn man keine Zeit hat. In der dritten Stufe weist man jedem Verhandlungspartner einige Grundthemen zu, bei denen er dann auch den Weg zum Ziel bestimmen darf – so wird dann auch die Regierung personell besetzt. (Der  intelligente Kompromiss)
  3. Man streitet über Themen und Ziele und ist dabei völlig offen. Aus den unterschiedlichen Vorschlägen der Gegner entsteht IM DISKURS ein vorher noch nicht vorgeschlagener, NEUER LÖSUNGSANSATZ. Den können alle akzeptieren, weil sie ihn ja GEMEINSAM geschaffen haben. Eine solche neue Gemeinsamkeit kann unglaublich motivieren und zusammenschweißen. Dazu braucht es allerdings einige hervorragende Persönlichkeiten innerhalb des Kompromiss-Prozesses. Ein Problem für sich – aber diese Persönlichkeiten gibt es vielleicht – man sah sie nur bisher nicht… und sie steigen gerade im Laufe schwieriger Prozesse manchmal an die Oberfläche. Ich gebe zu, dass dies der Glücksfall ist, die OPTIMISTISCHSTE aller Varianten. (Der überirdische Kompromiss)

Welche Form des Kompromisses wird man uns am 19./20. zumuten? Beziehungsweise: wird es überhaupt einen geben?

Wenn die Koalitionäre noch Beratungsbedarf haben sollten: meine Frau und ich haben am Sonntag den 51. Jahrestag unserer permanenten Koalitionsverhandlung mit geschätzt 25.000 Kompromissen … Wir helfen gerne!

Bild des Tages: Hier kommt sicher kein Kompromiss zustande…

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Herbert Börger

Der Brandenburger Tor, Berlin, 18.11.2017

Das fängt ja gut an – 343 – Me Too

Erschreckende Erkenntnisse aus der Sexismus-Debatte (#MeeToo)

Seit Wochen beobachte ich folgenden Vorgang:

Ein Mann wird wegen sexuellen (oder auch „nur“ sexistischen) Übergriffen beschuldigt. In vielen Fällen macht der Betroffene nicht einmal den Versuch, das abzustreiten. In den allermeisten Fällen, in denen einer den Vorwurf abstreitet, läßt ihn seine „Umgebung“ sofort fallen – niemand verteidigt ihn.

Dafür gibt es aus meiner Sicht nur eine Erklärung: die angeklagten Vorgänge sind überhaupt nicht unbekannt, sondern im engeren und weiteren Umfeld der jeweiligen Person ist der Sachverhalt eigentlich „immer schon“ bekannt gewesen. Im Falle Harvey Weinstein, der zuum Auslöser dieser neuen Welle von Sexismus-Vorwürfen wurde, stellte sich ja heraus, dass dessen Verhalten sogar Gegenstand von Witzen war, die darüber ÖFFENTLICH gerissen wurden.

Aber dieses Phänomen ist ganz offensichtlich nicht auf die Person Weinstein begrenzt, bei der es extrem gewesen sein mag. Das MITWISSERTUM war (und ist?) offensichtlich eher der Normalfall! In erheblichem Umfang saßen/sitzen große Gesellschaftskreise in der Sexismus-Falle und schützen im Normalfall den Täter und nicht die Opfer. Warum ist das so? Opportunismus? Doppelmoral? Faszination durch jene, die sich nicht an Moral und Gesetz halten „müssen“, weil sie Ruhm und Macht – dafür aber keine Hemmungen haben?

Am besten fragt sich im Stillen jeder einzelne, wie er sich selbst da einordnet – und zieht die Konsequenzen. Nur so könnte sich dies in der Gesellschaft auf Dauer ändern.

Da gibt es auch noch einen Fall, der zeitlich noch weit vor dem Weinstein-Fall lag: der Fall des Donald Trump. Ein extremer Fall sogar! Er ist nicht beschuldigt worden, sondern hat sich sogar selbst dieses Übergriffsverhaltens GERÜHMT. Und der ist nach dem Bekanntwerden sogar zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt worden. Welchen Beweis brauchen wir noch dafür, das große Gesellschaftskreise sexuelle Übergriffe von Männern bereit sind zu tolerieren?

Wie war das noch mit der MENSCHENWÜRDE?

Der Aphorismus des Tages: „Mir weismachen zu wollen, dass die Würde eine menschliche Eigenschaft ist, ist reinster Hohn.“ (Gustave Flaubert, 1821 -1880, frz. Dichter)

Bild des Tages: Kein schönes Thema … gewiss! Da tränt das Herz!

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Herbert Börger

Der Brandunburger Tor, Berlin, 17. November 2017

Das fängt ja gut an – 344 – Oh, wie schön ist Jamaika!

Nachtrag:

Hier wusste man noch nicht, wie es ausgehen würde —-> 4 Tage später !

Wähler… was hast Du Dir dabei gedacht!?

Schon das Stichwort, unter dem da eine Bundesregierung geschmiedet werden soll-wird-will … fast zum Fremdschämen! JAMAIKA – ja so ein schönes Land (und erst der Rum!) – hat das Land dies verdient? Fremd-schämen? Es geschieht ja in unserem (Wähler-)Namen…

Dass mit vier potentiellen Koalitionspartnern (und jeder würde gebraucht!) sogleich das Vierfache des sogenannten „tatsächlich verfügbaren Finanzrahmens“ als „Wunschliste“ auf den Tisch kommt ist ja fast logisch.

Trotzdem ein bedenkliches Signal: wir reden in der Politik fast nur noch (und sofort) über GELD. Geld ist DAS gängige Totschlag-Argument: „mit diesem Konzept befassen wir uns erst gar nich – es ist ja nicht finanzierbar“.

Es ist richtig: ein irgendwie geartetes Konzept für die Zukunft unseres Landes hat gravierende Auswirkungen auf das benötigte Budget. Aber wäre es nicht sinnvoll, erst mal überhaupt ein solches KONZEPT zu haben – und dann mal zu schauen, wie man das zusammen bringt? (… und welche Opfer man dann evtl. bringt, um das zu realisieren?)

Dass wir nicht alle großen Zukunfts-Herausforderungen sofort mit der ganzen Wucht angehen können ist vermittelbar! Nicht vermittelbar ist, dass man jede Herausforderung zu 15% annimmt … also effektiv gar nicht.

Der richtig Weg wäre heute, zuerst einen Konsens über die PRIORITÄTEN zu erarbeiten. Man kann nämlich mit VERNUNFT (und unter Weglassung der Angst vor der jeweiligen Parteibasis) diesen Katalog durchaus voranstellen:

  • Das Weltklima-Problem rast auf uns zu, der Zeitplan kann durch uns nicht eigenmächtig-willkürlich geändert werden. Muss sofort entschieden werden! Die Folgen falscher Entscheidungen sind furchtbar und nicht korrigierbar. Also Prio-1! Notfalls auch Konzerne mit Entschädigungen abfinden… (Ja: kostet!)
  • Armutsgefahren, Wohlstands-Schere: diese Entwicklungen destabilisieren unser Land – wer zu spät reagiert, wird mit gewaltigen Problemen kämpfen müssen! Höchste Zeit zu reagieren – also Prio-2!
  • Bildung ist ein Prozess, der Halbwertszeiten von 15-30 Jahren hat, muss sehr früh angegangen werden – ist unterwegs auch mal korrigierbar. – also Prio-3!
  • Und dann kommen nach und nach alle anderen Punkte, die man gegebenenfalls „ausfeilschen“ kann.

Mit einem solchen Prioritäten-Katalog, hätte Angela Merkel (es ist falsch, sie alleine dafür verantwortlich zu machen – aber: gibt es noch Persönlichkeiten, die sie wirksam beeinflussen können?) vermeiden können, in Bonn auf dem Welt-Klima-Gipfel eine Nullnummer zu präsentieren. Diesen Punkt hätte man vor allen anderen in den zweieinhalb Wochen Sondierung fest zurren können – ein echter Pro-Klima-Kurs würde im Notfall immer auch von einer von der SPD mit-verantworteten Regierung mitgetragen werden. Und im Falle des Scheiterns der Sondierung/Koalitionsverhandlung könnte eine kommissarische Regierung das alles verantworten, was da nötig ist!

Gestern hat Angela Merkel in Bonn dem Ansehen der Bundesrepublik leider sehr geschadet!

Haben wir immer noch nicht alle begriffen, dass es bei der Klimapolitik zukünftig sich um eine Art „Notstandsgesetzgebung“ handeln wird?

Der neidisch ausgefeilschte Kompromiss, der im „Erfolgsfalle“ (der Koalitionsbildung) auf uns zu kommt, gruselt mich absehbar schon jetzt: jeder braucht irgendeine Trophäe, die er seiner Parteibasis anschließend zur Rechtfertigung und Genehmigung auf das Podium zerren kann. Es wird in der Folge dazu kommen, dass große Zukunftsfragen unseres Landes weitere vier Jahre ungelöst (ja nicht einmal wesentlich angegangen) bleiben. Viel Spaß dabei, den Murks anschließend dem „Wutbürger“ zu verkaufen!

Und morgen soll es soweit sein: Schaffen wir das? – oder nicht? Ich gebe auch heute noch keinen eigenen Tip ab – außer: eigentlich dürfte es ja nicht gehen…! Nichts ist „alternativlos“

„Der Wähler“: er hat sich wohl eher nix dabei gedacht. Laut Wahlanalysen (DAS lassen wir uns echt Geld kosten!!! Ich würde sowas den öffentlichen Medien ja verbieten! Sollen bitte die Parteien die Analyse ihres Ungemachs selbst bezahlen!) wird er von Gefühlen geleitet: er ist politikverdrossen, wütend, zurückgelassen, irgendwie solidarisch – oder auch nicht … Kein besonders hohes Lied für den vorangegangenen Wahlkampf.

Übrigens: ein erstauntes Lob der Medien – nach kurzem anfänglichen Aufblitzen, hat sie jetzt schon fast drei Wochen (!) keine dicken Spekulations-Säue über die Postenverteilung durch das Dorf getrieben! Auch: Martin Schulz wurde weitgehend in Ruhe gelassen: das brauch er wohl auch, um rauszufinden, wer er wirklich ist.

Bild des Tages:

Die folgende Darstellung habe ich mir erlaubt – unter Zitat-Nennung aus „klimafakten.de“ zu kopieren. Sie belegen den dramatischen Einfluss des menschengemachten CO2-Anstigs.

In Abbildung 3 sind die Daten für den Übergang von der letzten Eiszeit zur Warmzeit quasi in Nahaufnahme zu sehen: Die Erwärmung der Antarktis (rote Kurve) ging in der Tat dem Anstieg der CO2-Werte (gelbe Punkte) leicht voraus, doch die globale Erwärmung (blaue Kurve) folgte erst auf diese CO2-Zunahme. Mehr als 90 Prozent der weltweiten Erwärmung ereignete sich jedenfalls nachdem CO2-Anstieg (blaue Kurve).

Abbildung 3: Die aus einer Vielzahl von Proxy-Daten ermittelte globale Durchschnittstemperatur (blau), dargestellt als Abweichung vom Mittelwert des frühen Holozän (vor rund 11.500 bis 6.500 Jahren); ein aus Eisbohrkern-Daten rekonstruierter Temperaturverlauf in der Antarktis (rot); Konzentration von Kohlendioxid in der Atmosphäre (gelbe Punkte). An der horizontalen Achse sind prominente Zeitintervalle verzeichnet (LGM – Letztes Glaziales Maximum, OD – Älteste Dryaszeit, B-A – Bölling-Interstadial, YD – Jüngere Dryaszeit sowie Holozän); Quelle: Shakun et al. 2012

Die Behauptung, die Verzögerung beim CO2-Anstiegs während prähistorischer Klimawandel widerlege den Einfluss von CO2 auf die Erderwärmung, zeugt also von einem mangelnden Verständnis der Prozesse, die von Milanković-Zyklen angetrieben werden. Eine Analyse der Forschungsergebnisse zu den vergangenen Deglaziationsphasen ergibt jedenfalls:

  • Die Deglaziation wird nicht durch CO2, sondern durch Orbitalzyklen angestoßen.
  • CO2 verstärkt jedoch das Ausmaß der Erderwärmung, das nicht durch Orbitalzyklen allein erklärt werden kann und sorgt zudem für eine Verteilung der Erwärmung über den gesamten Globus.

Für den aktuellen Klimawandel lässt sich aus alldem Zweierlei lernen: Die gegenwärtige Erderwärmung vollzieht sich viel zu schnell und zu heftig, als dass sie mit orbitalen Faktoren erklärt werden könnte, zumal die gegenwärtigen Veränderungen der Erdbahnparameter zu einer sehr langsamen Abkühlung führen müssten. Momentan geht also etwas grundsätzlich anderes vor als in Deglaziationsphasen, bei denen der CO2-Anstieg tatsächlich erst durch die Erderwärmung angestoßen wurde. Was dann aber auf diese höhere Kohlendioxidkonzentration in der Atmosphäre folgte, lässt wertvolle Rückschlüsse darauf zu, wie das Klimasystem der Erde heute bzw. in den kommenden Jahrzehnten und Jahrhunderten auf die menschengemachten CO2-Emissionen reagieren dürfte.

John Cook/klimafakten.de, Juni 2010,
zuletzt aktualisiert: Juli 2014

Herbert Börger

Der Brandenburger Tor, Berlin, 16. November 2017

Das fängt ja gut an – 345 – „Das wird man ja wohl noch sagen dürfen, …!“

Der Spruch, der mich seit längerem schon NERVT:

„Man wird ja wohl noch sagen dürfen, …!“

Nach diesem Satz ist jeglicher Diskurs eigentlich zuende.

Das einzige, das ich adarauf sagen kann ist: „Sie dürfen – fast – alles sagen! Warum wollen Sie den Eindruck erwecken, dass unter unserer Verfassung nicht die weitestgehende Meinungsfreiheit besteht, die möglich ist?“

Wer den obigen Satz benutzt, will ja sicher auf einen Mangel hinweisen, Kritik üben, sagen, dass er nicht einverstanden ist… Eine völlig berechtigte persönliche Haltung – an sich. Warum erhebt er aber eine unberechtigte Anklage (quasi die Verunglimpfung unserer Verfassung) anstatt sachliche oder meinetwegen sehr-sehr subjektive Kritik zu begründen?

Ich weiß, der Sprecher des unseligen Satzes will auch gar nicht unsere Verfassung verunglimpfen – er meint wahrscheinlich, dass Menschen um ihn herum ihm nicht zugestehen wollen, dass er diese Meinung hat – wegen der blöden „politischen Korrektheit„. Ihr Lieben: die politische Korrektheit in unserem Lande ist so schlimm, dass Sie sich mit eime Schild „Merkel Volksverräter“ mitten auf den Marktplatz stellen können. (Ironie!) Ich schlage Euch allerdings vor, vorher kurz nachzudenken, was das hochgehaltene Schild eventuell über Sie selbst aussagen könnte

Ich frage mich: warum fällt es so vielen Menschen, die unzufrieden sind, so schwer, mit Menschen die – eventuell – eine andere Meinung sind, zu reden, meinetwegen zu streiten?

Debattenkultur, Dialog, Streit ist die fruchtbarste Form der menschlichen Auseinandersetzung (seit Plato!). Als ich die Schule abgeschlossen habe, hatte ich immerhin das für den Rest meines Lebens verinnerlicht – es hat mir sehr genützt! (Ratsgymnasium Goslar – war seinerzeit sehr empfehlenswert! Ich hoffe, unser Außenminister kann das auch noch bestätigen…)

Warum fällt es vielen Menschen so viel leichter, jeden Montag auf die Plätze zu gehen und zu schreien, anstatt in die Bürgersprechstunde der verschiedenen Abgeordneten (verschiedener Parteien) zu gehen und zu fragen: warum ist das so? – zu sagen: ich bin damit nicht einverstenden: kann man das ändern?)

Dazu sollte man auf jeden Fall zu begründen versuchen, warum man einen Zustand als schlecht beurteilt oder klar formulieren, worin man sich benachteiligt fühlt.

„Merkel Volksveräter!“ ist kein politisches Argument, und

„Man wird ja wohl noch sagen dürfen, …!“ ist noch keine gesellschaftliche Debatte.

P.S.: Dieser Diskurs bezieht sich nicht speziell auf eine ostdeutsche Thematik – er bezieht sich auf eine Erscheinung, die im ganzen Land gleichermaßen hoch gekommen ist.

Aphorismus des Tages: „Wenn ein „Bart tragen“ Weisheit bedeutet, dann wäre ein Ziegenbock auf gleichem Niveau mit Plato.“ (Lukian, ca. 120 – 180, griechischer Sophist, Satiriker, literarischer Parodist)

Das Zitat verweist auf weit-weit zurückliegend Tage, in denen ein Bart als Kennzeichen der Weisen galt… kein Weiser ohne Bart! Das wird 90% der Bevölkerung höchstens vom Hörensagen kennen.

Danach galt Bartwuchs längere Zeit als Zeichen der Männlichkeit. Das hat als Stereotyp immerhin einen gewissen biologischen Hintergrund, da der Bartwuchs ja ein sekundäres Geschlechtsmerkmal des Mannes ist… (obwohl …nein, lassen wir das). Bemerkenswert ist dabei, dass nach neuesten Forschungsergebnissen ein hoher Testosteron-Spiegel für den starken Haarausfall über der Stirn beim Mann verantwortlich sein soll! Na bravo! Und ich habe immer geglaubt, die sehr-sehr hohe Stirn sei ein Zeichen für Klugheit/Intelligenz: kennen Sie einen Nobelpreisträger ohne Geheimratsecken (die ja so schon heißen!)? So kann man sich irren.

Virilität statt Serenität.

Derzeit aber: Hip-heit statt Weisheit…?

Bild des Tages: Herbstsonne im Glas (Weitere Bilder auch auf meinem Foto-Blog www.fotosaurier.de)

SonneImGlas

Herbert Börger

Der Brandenburger Tor, Berlin, 15. November 2017

Das fängt ja gut an – 346 – Bürger-Eid auf die Verfassung!

Warum gibt es keinen Bürger-Eid auf die Verfassung?

Die Demokratie ist keine „natürliche“ Form des Zusammenlebens – sie ist eine willkürliche und künstliche – allerdings kunstvolle Staatsform. Das habe ich mit Hilfe J.J.Rouseaus gestern am Beispiel der Famile (als Gegenstück) versucht deutlich zu machen. Die Staatsform der Demokratie beruht auf einer VEREINBARUNG, die in der Verfassung einer Gemeinschaft (Staat – nicht Volk!) schriftlich festgehalten ist.

Vor einigen Tagen habe ich mich schon einmal als Bewunderer unserer Verfassungsväter/-mütter geoutet, da ich das, was dabei herausgekommen ist, für prinzipell sehr erfolgreich einschätze. Dabei ist es überhaupt keine Schande, sich als Deutscher bewusst zu machen, dass der (zu diesem Zeitpunkt nicht völlig souveräne) Staat, sich diese Verfassung in dieser Grundform nicht völlig freiwillig (aber auch nicht widerwillig!) gegeben hat, sondern unter einem Druck von fremden Staaten – den Siegermächten des 2. Weltkrieges. Ich halte es sogar für sehr gut, wenn alle Deutschen sich – auch heute noch – bewusst machen, dass unsere großartige Verfassung unter diesen Umständen entstanden ist. Es beschädigt ihr Wesen auch nicht: denn die Verfassung eines Staates entsteht ohnehin grundsätzlich nicht durch einen demokratischen Prozess – sie wird nur anschließend durch einen demokratischen Prozess legitimiert.

Es ist auch durchaus nützlich, zu wissen, dass nicht alle demokratischen Staaten völlig identische Verfasungen haben. Die wirkungsvollsten Unterschiede liegen in der Detailkonstruktion der legislativen Organe (meist durch Traditionen mit beeinflußt) und im Wahlverfahren. Das Wahlrecht ist in der BRD sogar zwischen einzelnen Bundesländern (auf Landesebene) unterschiedlich! Ein weiterer Beleg für den ursprünglich „willkürlichen“ Entstehungsprozess.

Wenn man für einen Staat einmal eine solche – zunächst tatsächlich willkürliche – Vereinbarung getroffen hat, dann ist sie danach VERBINDLICH – und keineswegs mehr weiterhin als „willkürlich“ zu betrachten. Wenn nun neue Bürger des Landes durch Geburt in diesen demokratischen Staat „eintreten“, wird das als ein „natürlicher“ Vorgang empfunden – das er nicht ist! hier gibt es meines Erachtens nach wie vor in der Bevölkerung riesige Mißverständnisse, die auf den leidigen Deutungs-Konflikten zwischen „Volk“ und „Gemeinschaft der Staatsbürger“ entspringen.

Die Staatsform der Demokratie beruht als solche aber auf zwei weiteren wichtigen – und tieferen – Fundamenten, die ebenfalls für sich nicht demokratisch entstanden sondern „deklariert“ wurden: die Menschenrechte und das Rechtsstaats-Prinzip. Beide sind in die Verfassungen der demokratischen Staaten integriert. Aber: sie sind kein exklusives Merkmal der Demokratie. Es ist nich ausgeschlossen, dass in einem nicht-demokratischen Staatsgebilde die Menschenrechte vollständig geachtet werden! Auch können nicht-demokratische Staatsformen durchaus einen Rechtsstaat formen (auch wenn sie es sehr selten und eher nicht auf Dauer tun…).

Viele Menschen, die die Entstehungsprozesse unserer demokratischen Staatsform nicht so ganz durchschauen, fragen sich möglicherweise: wie kann ein „demokratischer“ Staat auf nicht-demokratischen Basis-Vorgängen aufgebaut werden? Dieses anscheinend wachsende Unverständnis tritt derzeit im Diskurs über die Europäische Union besonders eklatant zu Tage! Die Frage ist nachvollziehbar. Man muss sie aber klar und deutlich beantworten. Ich glaube, es wäre nützlich, wenn man diese grundlegenden Prozesse wieder wesentlich mehr in das Bewusstsein der Öffentlichkeit bringen würde!

Ich stelle mir immer wieder die Frage, warum wir den jungen Bürgern dieses Staates nicht – sobald sie geistig fähig zum Verständnis der staatsrechtlichen Zusammenhänge sind – einen Eid auf die Verfassung zumuten, wofür sie gleichzeitig ein formelles, persönliches Versprechen dieses Staates erhalten. Bei der Einbürgerung gibt es einen vergleichbaren Prozess. Wir scheinen die Gefahren der ENTFREMDUNG der „eingeborenen“ Bürger gegenüber diesem Staat zu unterschätzen.

Möglicherweise würden wir uns viele skurrile Debatten bis hin zu Verschwörungstheorien ersparen, wenn im richtigen Alter für jeden Heranwachsenden ein massiver staatsbürgerlicher Bildungs-Schwerpunkt (in der Schule, aber ZUSÄTZLICH zum normalen Lehrstoff) gesetzt würde, in dem er die Chance hat, zu verstehen, was diesen Staat im Inneren zujsammenhält und welches seine Fundamente sind – und er dann durch einen Eid auf die Verfassung dies ausdrücklich anerkennt – ohne jede nationalistische  und deutschtümelnde Verbrämung! Der Staat schließt einen Vertrag mit dem jungen Bürger (auf Gegenseitigkeit!).

Ich vermute, dass einer der größten Hemmschuhe in einer solchen Debatte Animositäten  in Zusammenhang mit den historischen Vorläufern ähnlicher Zeremonien sind: der Eid auf den Führer in den Strukturen der Nazi-Diktatur und der „Jugendweihe“ in der DDR. Möglicherweise gibt es aber auch staatsrechtliche Zusammenhänge, die dagegen sprechen und die ich nicht kenne … Für Hinweise wäre ich dankbar.

Aphorismus des Tages: “ Nun ist die republikanische Verfassung die einzige, welche dem Recht der Menschen vollkommen angemessen, aber auch die schwerste zu stiften, vielmehr noch zu erhalten ist, dermaßen, dass viele behaupten, es müsse ein Staat von Engeln sein, weil Menschen mit ihren selbstsüchtigen Neigungen einer Verfassung von so sublimer Form nicht fähig wären.“ (Immanuel Kant, 1724 – 1804, deutscher Philosoph, aus: zum ewigen Frieden.)

Bild des Tages: Wo geht es hier bitte zur Demokratie? Die ganze Geschichte auf meinem Fotoblog: http://fotosaurier.de/?p=205

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Herbert Börger

Der Brandenburger Tor, Berlin, 14.November 2017

 

 

Das fängt ja gut an – 347 – braucht Familie Demokratie?

Aphorismus des Tages: “ Die Familie ist die älteste aller Gemeinschaften und die einzige natürliche.“ (Jean-Jacques Rousseau, 1712-1778, französischer Philosoph)

Gibt es Demokratie in der Familie?….

… braucht Familie Demokratie?

Wenn man, wie ich, dem Rousseau-Zitat zustimmt, folgt daraus, dass die Familie keine Form der Demokratie ist, denn: Demokratie ist eine Staatsform und als solche einerseits „willkürlich“ andererseits „künstlich“. (Beide Attribute sind hier nicht als Bewertungen, sondern als sachliche Zuordnungen verstanden!) „Demokratie“ ist mir in keinem Falle als Prinzip der Natur bekannt – und das wird von Demokratie-Gegnern gerne als Argument gegen sie benutzt… was natürlich sinnlos ist. (Sollte es relevante Beispiele für Demokratie in der Natur geben, wäre ich für Belehrung dankbar!) Somit sind „naturbelassene“ (also „un-erzogene“) Menschen erst mal keine Demokraten.

Dennoch kann man die Frage auf einer „höheren Ebene“ stellen: kann man wesentliche Elemente der Demokratie in die Familie einfügen – zum Beispiel, um dort bereits demokratische Prinzipien zu „üben“? Schwierig!

(Definition: als Familie ist in diesem Diskurs verstanden: Eltern plus noch nicht volljährige Kinder (egal wieviele von jeder Sorte und Geschlecht).)

Gerade halbwüchsige Familienmitglieder zwischen 12 und 16 bringen diesen Punkt gerne selbst auf, sobald sie erfahren haben, was Demokratie ist, und wie sie (ungefähr) funktioniert. In diesem Alter fühlt man sich (naturgemäß) von allen Seiten unterdrückt (von Familienmitgliedern, Schule). Sie versprechen sich davon Freiheit, eigenen Einfluss – Selbstbestimmung.

Dem steht – bei nicht volljährigen Kindern – die Aufsichts- und Sorge-Pflicht der Eltern entgegen. Von dieser Pflicht kann man sich nicht entbinden mit der Begründung: „das Kind hat es so gewollt“ oder „wir haben das demokratisch so beschlossen“. Das gilt nicht! Alles beginnt ja eigentlich schon damit, dass Kinder nicht gefragt werden, ob sie gezeugt werden möchten…..

Daraus folgt: Familie in der obigen Definition kann keine „Untermenge der Demokratie“ sein. Familie braucht keine Demokratie, sie ist für die Funktion der Familie nicht wichtig. Die Prinzipien der Demokratie erlernt man durch Bildung – und Beobachtung der Vorgänge in Politik und Gesellschaft.

Viel wichtiger ist, dass die Familie einer der wichtigsten Übungsräume für die Grenzen der persönlichen Freiheit sein muss: wo ist die Grenze meiner individuelle Freiheit – wo beginnt der Anspruch der Anderen? Das ist die Grundlage JEDER Gesellschaftsform – AUCH der demokratischen. Familien in denen dieses „Training“ nicht erfolgreich absolviert wird, vergehen sich an jeder Gesellschaft, in die sie neue Mitglieder entsenden, die ihre Grenzen nicht kennen. Man muss allerdings befürchten, dass die Demokratie gegen diese Form der Störung besonders empfindlich ist.

Sind alle Kinder volljährig geworden und haben – meistens – das Nest verlassen und ihren autonomen Lebensweg beschritten, beginnt ein völlig neues Spiel für die „neue Familie“: jetzt KANN sie, wenn alles gut läuft, die Früchte ernten und (auch) eine Demokratie sein.

Ich hatte vor drei Tagen über die „digitale Brutpflege“ geschrieben ( Das fängt ja gut an – 350 ) – in dem dort geschilderten „virtuellen Nest“ herrscht bei uns „vollendete Demokratie“… glaube ich.

Witz des Tages – komplexe familiäre Herrschaftverhältnisse:

Enkelin, 8 Jahre: „Oma, der Opa glaubt, dass er immer alles bestimmen darf!“ Oma: „Wir lassen ihn in dem Glauben.“

Bild des Tages: Die letzte Frucht des Jahres am Baum – bald werden die „Früchtchen“ völlig autonom ihren Lebensweg finden!

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Herbert Börger

Der Brandenburger Tor, 13. November 2017

 

Das fängt ja gut an – 348 – Noch mehr hart arbeitende Menschen!

Noch mehr hart arbeitende Menschen!

Täglich tauchen im Diskurs neue hart arbeitende Minderheiten auf, die man bisher noch nicht ausreichend gewürdigt hat!

Im Nachgang zu meiner gestrigen Analyse, möchte ich daher heute zwei weitere vorstellen.

Erstensdie Drogenhändler im Görlitzer Park (Görli) und am Kotbusser Tor (Kotti) in Berlin:

Im grün-regierten Berliner Bezirk Kreuzberg-Friedrichshain wurde kürzlich eine Ausstellung vorgestellt, die sich mit den Schicksalen der Drogendealer am Ort beschäftigt.

Aus der offiziellen Presseerklärung dazu springt einem folgender Satz ins Auge:

Vor dem Hintergrund dieser vielfältigen Widerstände arbeiten Drogenverkäufer unerschrocken und tapfer im öffentlichen Raum.“ (= Aphorismus des Tages)

Ergänzend kann man lesen, dass eben diese meist schwarzen Flüchtlinge dort zufällig herumstehen – zwischen den hereindrängenden Drogen und den 10-jährigen Kindern, die durch den Park zur Schule gehen – sodass den Schwarzen eben nichts anderes übrig bleibt, als da den Dealer zu geben … Pflichtbewusst sind die und damit als Migranten in Deutschland schon fast integriert! (Satire!)

Wer sich drum kümmert, weiß, dass die Bürgermeisterin Monika Herrmann (Die Grünen, seit 2013) sich selbstverständlich nicht mit dieser Situation abfinden will und sehr wohl weiß, wovon sie redet: nämlich, dass die Dealer vor Ort nur das Ende und schwächste (austauschbare) Glied einer hoch organisierten kriminellen Kette sind. Und inzwischen wurde auch mit (hochgelobtem) Park-Management einiges erreicht. Herrmann weist wohl zu Recht darauf hin, dass ohne entsprechende Unterstützung des Bundeslandes Berlin in dem Bezirk Kreuzberg-Friedrichshain (Bevölkerungszahl vergleichbar mit Augsburg) alleine das Problem nicht gelöst werden kann.

Es gehört nicht viel Phantasie dazu, wenn man vorhersagt, dass dieser eine oben zitierte Satz von diesem lokalen Ereignis – auf ewig – im Netz-Gedächtnis haften bleiben wird. Zumal er so gut zu grüner Fundamental-Ideologie passt, die im Bezirk Kreuzberg eine Heimat hat.

Zweitens – Gerne wird der Umstand des „hart arbeitens“ auch dadurch umschrieben, dass jemand sehr-sehr-viel arbeitet, besonders wenn es um die Umschreibung des eigenen Arbeitseinsatzes geht:

Der regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, ist in der Stadt mit ungeheuer vielen Problemen konfrontiert – und in der Folge mit einer Diskussion, ob er den damit verbundenen Anforderungen gerecht wird.

In der Berliner Morgenpost wurde er kürzlich gefragt: „Wir fragen nach, weil Sie ja zusätzliche Aufgaben übernehmen wollen. Sie sind Regierender Bürgermeister und SPD-Landeschef, streben einen Beisitzer-Posten im Bundesvorstand an und sind jetzt für ein Jahr Bundesratspräsident.“ (es wäre hinzuzufügen, dass Michael Müller auch in Personalunion Senator für Wissenschaft und Forschung ist und bis März 17 Aufsichtsratsvorsitzender des BER war – sowie dass er neuerdings Vorschläge für Grundeinkommen verfasst…)

Antwort Michael Müller: Ich habe immer viel gearbeitet. Mein Tag ist 14 bis 16 Stunden lang.  Man muss Prioritäten setzen und dann im Kalender neu gewichten.

Wir wollen nicht kleinlich sein: wahrscheinlich meinte er mit dieser Stunden-Angabe den ARBEITSTAG…

… oder hat er wirklich kürzere Tage und dies ist sein Trick: mit 14-Stunden-Tagen ist er uns 10 Stunden pro Tag voraus – lebt daher bereits in der Mitte des Jahres 2020 und weiß daher, das diese Probleme, von denen alle sprechen, längst gelöst sind …?

Na dann: arbeiten Sie bitte weiter so hart, Herr Müller! Oder schlafen sie einfach mal länger – und denken über zeitnahe Lösungen nach…

Bild des Tages: Hart arbeitender reg. Bürgermeister Michael Müller spricht auf dem March for Science am 22.4.2017 bei der Abschlußkundgebung vor dem Brandenbaurger Tor.

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Herbert Börger

Der Brandenburger Tor, 12. November 2017

Das fängt ja gut an – 349 – „hart arbeitende Menschen“

Wer sind diese hart arbeitenden Menschen?

Wenn ich sagen sollte, was mich am politischen Diskurs derzeit wirklich NERVT, so würde ich sagen:

der „hart-arbeitende-Menschen-Sprech“!

Diese Floskel schießt den hart arbeitenden Politikern automatisiert aus dem Mund – ohne einen Umweg über den bei Bedarf vorschaltbaren DENKPROZESS. Aber hier besteht meistens kein Bedarf: denn die Floskel will leider eigentlich nichts über andere Menschen verkünden – sondern über den Sprecher selbst. Seht: ich sorge mich um diese … seht: ich denke sozial … seht: ich bin AUTHENTISCH.

Der Kontext läßt stets erahnen, dass wohl jene gemeint sind, die – anstatt ihrem Vergnügen oder dem Laster des Müßigganges anzuhängen, einer geregelten Tätigkeit nachgehen, dafür mäßig entlohnt werden (von einer auskömmlichen Rente gar nicht zu reden), sich um ihre Familie kümmern und nicht straffällig werden. Dies scheint eine besondere, erwähnens- und schützenswerte Kaste in unserem Lande zu sein.

Selten wird auch einmal Genaueres verraten, dann aber häufig:

  • gerne vor allem die Krankenschwestern/pfleger, Krankenwagen- oder Busfahrer/innen, Müllwerker, Paketzusteller, Polizisten und Räume oder Menschen Pflegende. Also vor allem abhängig Beschäftigte, die – wenn sie klug sind – in Gewerkschaften organisiert sind, die sich hauptamtlich darum kümmern, dass sie angemessen entlohnt werden.

Ganz selten oder eher nicht erkennbar sind in diesem Zusammenhang des „Hart-Arbeitens“ gemeint:

  • die Lehrer/innen (meines Wissens der schwerste und wichtigste Beruf der Welt… er soll schließlich aus einer fast formlosen Masse den einzigen Rohstoff raffinieren, den unser Land besitzt!),
  • die Soldaten/innen, die Journalisten/innen, die Wissenschaftler und Ärzte und viele andere Berufe im öffentlichen Dienst. Über jede dieser Gruppen könnte ich locker ein bis zwei Seiten schreiben: über ihre gesellschaftliche Bedeutung, die hohen Anforderungen und die schlechten Bedingungen, unter denen sie diese erfüllen müssen.

Anscheinend eher nicht gemeint ist bei Anwendung der unsäglichen hart-arbeiten-Floskel jene riesige Gruppe, die für die Gesellschaft deshalb eine immense Bedeutung hat, weil Sie völlig auf eigenes wirtschaftliches Risiko, ohne Garantien von Dritten Leistungen bereitstellen, die für das ganze Land unverzichtbar ist:

  • selbständige Handwerker,  Landwirte, niedergelassene Ärzte, selbständige Dienstleister und Einzelhändler, freie Schauspieler und Künstler, kleine Selbständige von der Physiotherapeutischen oder Psychologischen Praxis bis zum Ingenieurbüro, kleine und mittlere Unternehmer (KMU) inclusive Start-Ups, die alle zwangsläufig „hart arbeiten“, weil Ihnen permanent ein finanzielles Fallbeil über dem Nacken schwebt. Dafür stellen sie das gößte Kontingent an Arbeitsplätzen in unserem Land bereit! (Habe ich jemanden vergessen? Prostituierte zählen zu Dienstleistern!)

Schließlich gibt es da noch eine Gruppe, die ohne jeden Zweifel extrem hart arbeiten:

  • Die Menschen in höheren Führungs-Ebenen („Manager“) in Politik, Industrie, Banken, Handel und Logistik – (allgemein als „Wirtschaft“ bezeichnet). Diese werden zwar finanziell gut entschädigt, tragen aber stets ein hohes temporäres persönliches Risiko.

Wenn ich das alles zusammenzähle und die Jungen Leute in Ausbildung und die Rentner/Pensionäre von der Gesamtmenge der Bevölkerung abziehe, komme ich wahrscheinlich locker auf 93-95% hart arbeitender Menschen in Deutschland!

Hier oben steht in etwa die „Denkschleife“ skizziert, von der ich ganz oben beklagte, dass der Benutzer des „hart-arbeiten-Sprechs“ sie vermieden hat.

Dies zeigt die Lächerlichkeit des Habitus, sich zum Fürsprecher einer „Klientel der hart arbeitenden Menschen“ zu machen … im Gegensatz zu einer hypothetischen nicht-hart-arbeitenden Gruppe.

Bitte: macht doch einfach Euren Job als Politiker für alle Menschen und erfindet keine Menschengruppen, für die Ihr – dem heutigen Tage zum Anlaß – den Sankt Martin machen könnt. Ich weiß: es ist kompliziert: also … arbeitet bitte hart dran!

Aphorismus des Tages: „Arbeite klug, nicht hart.“ (Dr. Gregory House)

Bild des Tages: Erinnerung – zum „Durchhalten“ – sie kommen ja wieder …

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Herbert Börger

Der Brandenburger Tor, Berlin, 11.11.2017

Das fängt ja gut an – 350 – Digitale „Brutpflege“

Digitale „Brutpflege“

Hier bringe ich zwei Erfahrungen meines Lebens zusammen, die ca. 50 Jahre auseinander liegen.

Erste Episode: „Liebe Mutti, lieber Vati…“:

Ich las gerade – nach Jahrzehnten – in einem sehr dicken Stoß sauber abgehefteter Briefe, die ich an meine Eltern 1965-1967 geschrieben habe. Das war während meiner Bundeswehrzeit. Sehr-sehr-viele Briefe! Manchmal alle paar Tage abgeschickt, manchmal mit einem Monat Pause – abhängig von der augenblicklichen Situation. Kurze, nüchterne Nachrichten – häufig aber auch sehr detaillierte Schilderungen meiner körperlichen, gesundheitlichen, ernährungstechnischen, gedanklichen und gefühlsmäßigen Lebensumstände (einschließlich Wetterbericht…).

Meine Eltern händigten mir die sauber archivierten Lebenszeichen danch aus – es war ja auch eine Art Tagebuch.

Das Einrücken zum Militär stellte für meine Eltern den großen „disruptiven“ Lebens-Schock dar: plötzlich im Nest alleine! Wie abgeschnitten. Meine ältere Schwester war schon früher aus dem Haus gegangen – danach hatten die Eltern aber noch mich… Mit meinem Weggang (schlagartig ohne Übergang) begannen dann aber die Ablösungs-Schmerzen in voller Heftigkeit.

Dieser Prozess ist in (fast) allen Familien gut bekannt – und Kind und Mutter gehen meist sehr klug damit um: die Mutter „darf“ dann für einige Zeit bei Bedarf das Kind kontaktieren. Es ist ja ein heftiges aber eben allmächlich abklingendes Phänomen.

Damals gab es die heutigen Kommunikationsmöglichkeiten noch nicht – also schrieb ich sehr häufig Briefe nach Hause – die übrigens fast immer am Folgetag schon da waren! Dahinter stand deutlich erkennbar das Ziel, meiner Mutter die Situation etwas zu erleichtern.

Woher weiß ich dass die Briefe so schnell waren? Unter meinem Brief-Datum oben rechts war fast immer das durch meinen Vater handschriftlich vermerkte Eingangsdatum zu finden… für mich ein Indiz, dass auch er von der Situation betroffener war, als damals ein Vater zugegeben hätte.

SCHNITT – dieser Tage im Hier:

Die Ablösungsphase ist bei uns zu Hause nun schon länger her – auch beim letzten Nachzögling schon weit über zehn Jahre. Zu dem Zeitpunkt war das Mittel der Kommunikation überwiegend die inzwischen billig gewordene Telefonie.

Der jüngste Sohn hat inzwischen für die ganze Familie eine Nachrichten-Gruppe (und auch bilaterale Kanäle zwischen einzelnen Mitgliedern) auf einem Messenger-Dienst eingerichtet – auf dem seit über einem Jahr ein sehr intensiver Austausch zwischen allen Familienmitgliedern läuft. Stark fluktuierend: mal nur wenige Worte, ein Satz  hingeworfen dann mal Seitenlange Ergüsse und ebensolange Erwiederungen. Wir empfinden das als eine wundervolle Möglichkeit, Nähe auf VIRTUELLEM Wege herzustellen. Man braucht auch bei den Nachrichten nicht hinzusehen, wer der Absender ist: man erkennt es sofort an der Ausdrucksweise.

Es ist tatsächlich so etwas wie ein neue NEST geworden, jedenfalls aus unserer Eltern-Sicht. Das Internet kann also tatsächlich helfen, das uralte Problem der Ablösung besser zu lösen.

Als meine Frau und ich gestern nach einem Streifzug durch den Berlin-Dschungel nach Haus kamen, stellte ich fest: seit mehr als 2 Tagen keine Nachricht auf dem Messenger – von keinem einzigen Nestbewohner nur das kleinste Wort! Seit über 48 Stunden! Einzelne noch länger…?

Es veranlasste mich einen kleinen besorgten Rund-Ruf zu senden: tja – Väter allein im Nest.. äh.. Netz?

Anstatt eines Aphorismus:

Dem ja so gängigen „Internet-Bashing“ (auf das www-Netz einprügeln), dem ich hier auch bereits wiederholt unter dem Stichwort „Digitale Pest“ gefrönt habe, möchte ich gerechterweise jene „Wunder“ gegenüber stellen, die unser „Leben in Zeiten des WWWbereichert haben! Da gibt es eben in dem Bereich Eltern-Kinder eben nicht nur die vielen lustigen und slapstick-artigen Momente (ausgelöst durch die Tapsigkeit der Älteren lauf diesem Terrain) sondern echte emotionale Aspekte – s.o.

Bild des Tages:

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Herbert Börger

Der Brandenburger Tor, Berlin, 10. November 2017