Das fängt ja gut an – 354 – 10 Gründe NICHT Bürgermeister von Berlin zu werden

Haben Sie sich auch schon einmal überlegt, dass es schön wäre, regierendes Oberhaupt einer so tollen Stadt wie Berlin zu sein?

10 Gründe, warum Sie nicht der/die richtige regierende Bürgermeister/in für Berlin wären:

  1. Sie sind in Berlin geboren, haben noch nie woanders gelebt oder gearbeitet
  2. Sie sind über zwei Drittel Ihres Lebens Mitglied der Berliner SPD
  3. Sie haben Wowereit jahrelang beim Regieren zugeschaut und werden von ihm protegiert
  4. Sie kommen doch ganz nett rüber
  5. Sie laden sich immer noch mehr Ämter auf, von denen keines Spaß macht
  6. Sie haben keine Ahnung von Luftfahrt, aber sind Aufsichtsrat eines seit 5 Jahren nicht eröffneten Flughafens
  7. Sie hören einen Parteifreund über Grundeinkommen faseln – und tun das sofort auch (haben aber keinen eigenen Plan)
  8. Die Menschen erzählen sich nicht mal mehr Witze über Sie
  9. Die Menschen erzählen sich Witze über Sie und fallen sich dann in die Arme und weinen
  10. Die Menschen sagen: ist doch egal, wer da oben sitzt… und das finden Sie auch.

Aphorismus des Tages: „Erkenne Dich selbst!“ (Thales von Milet)

Bild des Tages: Erinnerung

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Copyright 2017, Herbert Börger, Der Brandenburger Tor

Das fängt ja gut an – 356 – Wir Kreationisten …?

Aphorismus des Tages:

Ein Gedicht ist ein Essay, das weder Begründung noch Erklärung enthält! Nicht einmal versuchsweise. Träume kann man oft nur so erzählen! (Der Brandenburger Tor)

Ich hatte vor Jahren einmal beschlossen, keine Gedichte mehr zu schreiben – aber ich hielt mich nicht daran: keine Gedichte sind auch keine Lösung…

Wir – Kreationisten …?

Bei den ersten

Sonnenstrahlen erwacht

sagte ich:

die Welt ist soeben neu geschaffen worden.

Die Welt wird

täglich neu geschaffen –

heute warst Du dran:

als Du schliefst

warst Du Gott…

kraft Beschlusses

denn

jeder ist Gott!

Und

einer muss es ja gewesen sein.

Beweise mir das Gegenteil!

P.S: Ich hoffe

Du hast Deine Sache

gut gemacht…

Bild des Tages: „Traum des Kreationisten—“ (Mehr Bilder in meinem Foto-Blog www.fotosaurier.de oder auf flickr unter „Herbert Börger“)

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Copyright Herbert Börger, der Brandenburger Tor, 4.11.2017

Das fängt ja gut an – 358 – Das Salz der Erde

Das Inferno des Mensch-Seins

Wenn man abends als Letztes den Film „Das Salz der Erde“ von Wenders/Salgado sieht, darf mann sich wohl nicht wundern, wenn man von seinen Träumen und Ahnungen überwältigt aufwacht. Was für ein Opus!

Mir träumte, dass ein Irrer König mit wahnsinnsverzerrter Fratze oben auf einem Wolkenkratzer tanzte und sein Volk auf den nächsten Genozid einschwor: den letzten-endgültigen Genozid – den Selbstmord dieser ganzen höchst intelligenten Spezies.

Bild des Tages: „Gibt es Hoffnung, oder ist es so, wie es aussieht?“

FunkienHerbst

Heute hier ein vor Jahren von mir verfasstes „Gedicht“ (wahrscheinlich nach einer ähnlichen Nacht!), an das ich mich beim Aufwachen heute Morgen erinnerte und es aus meinem Archiv ausgrub:

Satanische Verse?

DU SOLLST NICHT TÖTEN !

– so steht es

in den Gesetzbüchern

der Religionen

und Gesellschaften.

Hältst du dich daran?

„NATÜRLICH!“- sagen alle,

… die das ohnehin nie vor hatten

– oder einfach zu feige sind …?

ohne zu merken, dass „natürlich“

fast die einzige Bekräftigung für diesen Sachverhalt ist

die NICHT trifft!

Mein Kater tötet – natürlich!

… oder sagen jene die einfach keine

Gelegenheit dazu hatten!

Dort steht der Satz:

wie in Stein gehauen.

Wo habt ihr die

Gebrauchsanweisung

dazu gefunden?

Steckte sie in einer Felsritze

am Berg Sinai?

Gerade noch rechtzeitig

gefunden, ehe

das viele Blut, das dort wie überall

geflossen ist

sie unlesbar gemacht hätte?

Gut gemacht!

Was steht darin?

„Du darfst nicht töten,

ES  SEI  DENN….!“

Die Menschheitsgeschichte

ist eine einzige Blutspur

von Kain und Abel

über die Nibelungen,

Kolonisationen und Inquisitions-Tribunale,

Genozide,

totale Kriege –

bis zu Nine-Eleven.

Ein einzelner

eherner

Satz

und

Myriaden von Gründen

trotzdem zu

TÖTEN.

Vielleicht…

schmuggelte Mephisto

den Satz in das Gesetz

um seine Klientel daran zu erinnern:

… ich könnte eigentlich mal wieder…!

… und schließlich den

Krimi-Serien der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten

die Existenz zu sichern.

Copyright Herbert Börger, 2009

Herbert Börger, Berlin, 02. November 2017

Das fängt ja gut an – 359 – Die Armut und die Stadt

Die Armut – die Stadt – Fritz Reuter… und ich

Im Nachgang meines Blog-Beitrages zu Stadt und Armut (-364) vor fünf Tagen, fiel mir das folgende Fritz-Reuter-Zitat ein, das man auch häufig in Aphorismen-Sammlungen findet:

Aphorismus des Tages:

Die große Armut in der Stadt kommt von der Poverteh her. (Fritz Reuter – Dichter – 1810-1874, Ut mine Stromtid II, Kap. 38)

Dieser Spruch wird ganz verschieden interpretiert: manche sehen darin den Ausdruck dafür, dass „die Armut (der Eltern) immer wieder neue Armut (der Kinder) gebiert“ – was durchaus so sein kann. Fritz Reuter war der große norddeutsche Dichter des feinsinnigen Humors und der berechtigten, sachkundigen Gesellschaftskritik. Vor allem aber ein vielschichtiger Erzähler gesellschaftlicher Zustände in der Mitte des 19. Jahrhunderts (in Mecklenburg).

Ich selbst kenne Reuters Werke seit meiner Teenager-Zeit (als die Teenie-Mädchen noch Backfische genannt wurden!). Mein Vater hat uns den ganzen langen Harz-Winter durch Reuters Werke vorgelesen…

Den Bräsig-Spruch habe ich immer so wahrgenommen, dass jemand etwas, das er auch nicht versteht, mit einem Fremdwort erklärt, das NICHTS erklärt, sozusagen die Anmaßung von in Wirklichkeit nicht vorhandenen Kenntnissen und Bildung – für die er dann noch große Bewunderung bei seinen Zuhörern erntet.

Um zu entscheiden, was Fritz Reuter nun wirklich gemeint haben könnte, habe ich nach Jahrzehnten mal wieder den Original-Text in der Werkausgabe aufgeschlagen, aus der mein Vater schon vorgelesen hat (Fraktur-Schrift, sehr eng gedruckt – Hempels Klassiker-Ausgabe).

Schon das Auffinden des Textes war ziemlich zeitintensiv, da die Stelle in den Aphorismen-Zitaten meist nicht genau mit Band und Kapitel zitiert wird (und oft auch falsch wiedergegeben wird…).

Ich habe dann das ganze Kapitel erneut gelesen und will gleich sagen, dass auch das Textstudium mir keine völlig eindeutige Entscheidung über die Bedeutung des Reuter-Zitates gebracht hat: vordergründig bestätigt sich zunächst in der direkten Handlung meine o.g. Erinnerung (Pseudo-Erklärung der Armut durch das französische Wort für Armut „poverté“), weil der Bräsig es eben auch nicht weiß… Das schließt aber nicht aus, dass der Autor Fritz Reuter selbst (feinsinnig-hintersinnig wie er ist!) mit der Erzählung eben doch genau das sagen wollte: Armut gebiert immer neue Armut, wenn man nichts gegen die Ursachen tut!

Allerdings prangert die Reutersche Erzählung einen Umstand aus der Zeit von 1848 (das Jahr, in dem die Erzählung spielt) ganz deutlich an: eigentlich sollte es auf Grund der arbeitsrechtlichen Verhältnisse der Tagelöhner in Mecklenburg auf dem Land keine Armut geben – wenn das Arbeitsrecht von den Gutsherren respektiert worden wäre. Er schildert dort sehr drastisch (in Form einer Rede des Inspektor Bräsig) dass der Rittergutsbesitzer „Pomuchelskop“ dieses Recht der Tagelöhner mit Füßen tritt und dass es deswegen eben doch bittere Armut auf dem Land gab, obwohl gerade die Landwirtschaft in normalen Zeiten tatsächlich in der Lage gewesen wäre, alle dort lebenden Menschen gut zu ernähren.

Diesen damaligen Verhältnissen verdanken wir vermutlich auch die Bezeichnung „nach Gutsherrenart“ – mit der der willkürliche Umgang mit dem Recht (vor allem im sozialen Bereich) gemeint ist.

Aber über die Ursachen der Armut in der Stadt, liefert Inspekor Bräsig hier bei Fritz Reuter keine tieferen Erkenntnisse.

Noch ein Nachtrag: Ja – seit neuestem nehme ich die Obdachlosenzeitung („Motz“) immer mit, wenn ich den Verkäufern eine Spende gebe!

Bild des Tages: Diesen wunderbaren Fußboden in der Berliner Gedächtniskirche werden die wenigsten Besucher bei Tag wahrnehmen, da das durch die Kirchenfenster blau gefilterte Tageslicht das Mosaik fast unsichtbar macht. Mir hat es der elektronische Sucher meiner Kamera sichtbar gemacht.

GedächtniskircheBoden

Herbert Börger, Berlin, 01. November 2017

Das fängt ja gut an – 360 – Glaube und Philosophie

 

Zwei Aphorismen zum Reformationstag (31.10.):

Ludwig Feuerbach sah aufgrund der Bedeutung Luthers für unsere spirituelle Kultur einen Bedarf, Luthers Denken philosophisch zu interpretieren.

Aus Luthers Formulierung:

Woran du dein Herz hängst, das ist dein Gott.“ (Martin Luther, Das Wesen des Christentums) – und anderen ähnlichen Sätzen,

leitete er die philosophische Deutung ab, bzw. „schiebt Luther in den Mund“:

Gott ist eine leere Tafel, auf der nichts weiter steht, als was du selbst darauf geschrieben. (Ludwig Feuerbach, Das Wesen des Glaubens im Sinne Luthers) – und leitete aus Luthers Erläuterungen die These ab:  wenn Gott ein Mensch ist, dann ist auch der Mensch Gott.

Da aber Luthers Gedankengebäude nicht Bestandteil einer philosophischen Schule sind, muss die Deutung dieser Gedanken im Sinne einer philosophischen Disziplin auf unauflösliche Widersprüche stoßen: Glaube und Philosophie sind „inkommensurable“ Disziplinen – man kann keine von Ihnen mit den Methoden der anderen analysieren.

Luthers Gedanken wurden nicht erst rund 300 Jahre später fehlgedeutet. Schon zu seinen Lebzeiten löste seine Auffassung von „Der Freiheit eines Christenmenschen“ große und sehr tragische Missverständnisse aus: das blutige Geschehen der Bauernkriege!

Da heute die Macht des Glaubens in der Gesellschaft eine wesentlich geringere ist als zu Zeiten Luthers, besteht allerdings kein sehr großer Bedarf mehr, die Glaubenswelt und die Zivilgesellschaft in einen einheitlichen Kontext zu zwängen. Das bewegt sich heute mehr auf der Ebene des Individuums.

Heute sind religös-gläubige Menschen in Deutschland weitgehend in völlig friedlicher Koexistenz mit un-religiösen Menschen oder gar Atheisten… Dabei finde ich aus meiner eigenen Sicht den Begriff Atheismus unpassend, da er im allgemeinen mit einer streng-materialistischen Weltauffassung zusammen gesehen wird.

Für mich würde ich den Begriff „Humanismus“ wählen – einer spirituellen, dem Menschen zugewande Weltauffassung. Auch diese entstand in Luthers Zeit und zwar als Kern-Prozess der Aufklärung. Den Super-Star ders Humanismus – Erasmus von Rotterdam – konnte Luther nicht als „Mitstreiter“ für seine religiöse Sache gewinnen!

So schließt sich quasi ein Kreis – und nicht nur dieser! Gerade heute und gerade in Deutschland, sind mehr als nur zarte Strömungen zu finden, die die durch Luther provozierte (und durch die Gegen-Reformation nur noch verschärfte) Spaltung des christlichen Glaubens zu überwinden. Dieser kann ich – auch als Humanist – nur viel Glück wünschen.

Bild des Tages: Aufleuchtendes Vergehen… (Mehr Fotos von mir auf www.fotosaurier.de oder auf flickr unter „Herbert Börger“)

GegenDas HerbstLicht1

Herbert Börger, Berlin, 31. Oktober 2017

Das fängt ja gut an – 363 – Digitale Pest: Bewertungen & eine Start-Up-Glosse

Die Digitale Pest:

Eine der schlimmsten Geißeln des Netzes und der Geschäftswelt 2.0 sind die Bewertungen!

Das fing mal harmlos an: ist auch verständlich, dass viele wissen wollen, mit welchen Hotels, Restaurants und Lampenläden andere schon zufrieden waren – und wenn nicht, warum. So weit so gut.

Heute scheint die Bewertung das Haupt-Ziel jeder Transaktion zu sein. Meine Autowerkstatt bombardiert mich nach jedem Reifenwechsel mit mehreren abgestuften Mahnungen, dass ich noch keine Bewertung hinterlassen habe. Die scheinen dafür extra eine Abteilung zu unterhalten (wahrscheinlich heißt das Monstrum: KUNDENZUFRIEDENHEIT…?). Ich fühle mich belästigt – werde ich demnächst noch moralisch unter Druck gesetzt? Nicht-bewerten – das tut man nicht!

Hier einmal zum mit-schreiben: wenn ich mich nicht beschwere, dann war das o.k. – oder seid ihr Kleinkinder, die ich für ihr Kastanien-Männchen loben soll?

Und liebe Hotel-Portale: sollte ich auf ein Hotel stoßen, das so wunderbar, schöngelegen und dabei noch preiswert ist, in dem mich wunderbare Menschen als Inhaber oder Mitrbeiter verwöhnen – dann werde ich das selbstverständlich für mich behalten und nicht hinausposaunen, so dass bei meiner nächsten Reise dort garantiert alles schon ausgebucht ist! Für wie blöd haltet ihr mich eigentlich. Wieviele Bewertungen gibt es, die aus den selben Motiven wie von mir oben genannt – oder gar einfach aus Lust am Chaos – bewusst völlig unangemessen bewerten?

Vielleicht die Krönung des Metiers sind Bewertungen von Arztpraxen und Kliniken durch „Patienten“ – die noch nicht einmal nachweisen müssen, dass sie Patienten waren oder sind. Jedem Mobbing und Fake wird dort Tür und Tor geöffnet. Als Patient wollen Sie wissen, ob der Arzt/ die Ärztin FACHLICH kompetent ist – nicht ob er/sie einfühlsam auf Sie eingegangen ist. Da findet sich bei einer Praxis jede Einstufung zwischen Menschenschänder und Gott-gleichem-Wesen! Das kann im schlimmsten Falle existenzgefährdend sein … Irreführend ist es sowieso. „Ich war gestern in der Praxis – und bin immer noch nicht gesund!“

Zum Ausklang nun noch eine schöne Episode aus dem analogen Leben: in der letzten Ferienwohnung, die wir auf Usedom bewohnten, lag noch ein Gästebuch – und es hatte sogar noch Eintragungen aus jüngerer Zeit. Unfaßbar: #AnalogLebt !

Heute aber mal ein Gast-Beitrag zum Thema:

Unternehmens-Gründung („Start-Ups“) in Deutschland!

Bitte unbedingt lesen: unfassbar komisch – aber unfassbar wahr!

von Autor: Henning Börger

Wenn tatsächlich mal einer es wagt, aus der Uni „auszugründen“, dann steht am ersten Arbeitstag vor dem neu geschaffenen Standort bereits ein Heer aus Lakaien von: IHK, BG, GEZ, Gewerbeamt, Feuerinspektoren, Schornsteinfeger und das Finanzamt hat schon mal einen auf Grundlage der Investitionen ermittelten Vorauszahlungsbescheid in deinem Briefkasten hinterlegt.

Wenn du dann zum ersten mal die Tür zu deiner Firma aufgeschlossen hast, musst du in deiner 5 Mann-Klitsche erst mal einen Feuerwehrmann und zwei Ersthelfer ausbilden lassen, ein ausgeklügeltes Netz von Feuerlöschern installieren, sämtliche Büromöbel auf den Stand der Arbeitschutzverordnung von dann und wann bringen, einen Anwohnerparkausweis kaufen, obwohl du mit der Straßenbahn kommst, am besten gleich selbst einen Betriebsrat gründen, um nicht am nächsten Tag in der Lokal-Zeitung zu stehen.

Außerdem musst du ja den Hausmeister, der sich auch um deine Büros kümmert, zu einem Managementseminar anmelden! Noch ehe du dazu kommst, deinen ersten Kaffe zu trinken, klingelt bereits der zweite Vertreter für Kaffe Automaten und Zubehör, glücklicherweise kannst du nicht öffnen, weil du schon dabei bist den Außendienstmitarbeiter von Würth abzuwimmeln.

Den ersten Kaffee musst du dir dann leider mit der Frau teilen, die irgendwie bei dir reingekommen ist und dir gerade ein Seminar über Arbeitsschutzkleider- und Betriebshygieneverordnung anhängt. Schließlich haben wir ja alle Tuberkulose und leben in Slums. Die Frau beneidest du übrigens, weil du dir nie und nimmer einen so adretten Hosenanzug leisten könntest, wie sie ihn trägt und auch der Dienstwagen und das von ihr verwendete Arbeitsmaterial eindeutig darauf hindeuten, dass sie mehr verdient, als du jemals mit deiner Klitsche einnehmen wirst.

Wenn du dann abends, zu spät zum Essen, aber noch früh genug, um dir anzuhören, dass deine Frau, dein Mann, deine Freundin, deine Kinder dein Hund o.Ä. auch noch da sind und Bedürfnisse haben, durchschnaufen willst, stehen schon mal der Obmann der Ortsfeuerwehr, der Leiter des Ortsverbandes der CDU, eine Praktikantin der Diakonie und – wenn es ganz dumm läuft – der Bürgermeister mit Blumen, Kuchen und einem Stapel von Spendenformularen vor deiner Tür.

Wenn die alle abgefertigt sind und du betäubt von all diesen Eindrücken im Flur an der Wand lehnst und deine Schläfen reibst, in der Hoffnung, den Kopfschmerz, den dir das alles bereitet, loszuwerden, wenn du da also so lehnst, dann fällt dir plötzlich siedend heiß ein, dass du seit einer Stunde auf diesem sehr wichtigen Elternabend in der Schule deiner Tochter sein müsstest… aber das ist jetzt irgendwie eine andere Geschichte.

Mein Kommentar zum vorstehenden Gastbeitrag:

Diese unwesentlich überspitzte Darstellung der Start-Up-Leiden durch meinen Sohn Henning sagt in der Konsequenz eines:

Gründerzentren („Inkubatoren“) sind das Wichtigste, was man auf politischer Ebene zur Förderung der (jungen) Gründerszene leisten kann! Das kann ich aus eigener Erfahrung sagen. Und noch eines: jedem Gründer-Team sollte ein erfahrener Controller an die Seite gestellt werden! Im ländlichen Raum ist beides besonders schwer zu finden! Hier müssen Bund, Länder und Kommunen UNBEDINGT mehr investieren.

Nicht jeder will und kann dafür nach Berlin gehen!

Bild des Tages: (Wer mehr Bilder von mir sehen möchte kann dies auf meinem Foto-Blog www.fotosaurier.de tun oder auf flickr bei „Herbert Börger“)

Hartriegel

Aphorismus des Tages:

„Heute wurde noch keine Sau durchs Dorf getrieben? Dann muss in der Welt etwas wichtiges passiert sein!“ (Der Brandenburger Tor)

Herbert Börger – Berlin, 28.10.2017

Das fängt ja gut an – 364 – Die Stadt, die Armut und ich

Digitale Alltagswunder:

Kürzlich gab ich eine neue Adresse in meinem Mobiltelefon ein, die sich um zwei Ecken direkt in meiner Nachbarschaft befand. Der Adress-Browser zeigt dann zu dieser Adress auch gleich eine kleine, aber stark vergrößerte Karte mit einem Marker bei der neuen Anschrift und einem Marker bei meiner eigenen Adresse. Dort fiel mir ein kleines blaues Zeichen direkt neben unserem Haus auf. Eine blaue Scheibe mit einem weißen Pkw-Piktogramm darin. Bei noch stärkerem Einzoomen erschien dazu die Beschriftung „parkendes Auto“.

Ich war ehrlich sehr überrascht: dieses i-Dings unterhält hinter meinem Rücken Kontakte mit anderen toten Gegenständen und weiß auch noch was die „machen“ – und ich hatte keine Ahnung davon! Es ist offensichtlich bereits autonom. Will ich das?

Scheinbar bereits eine schwache Vorahnung von „QualityLand“.

Die Stadt – die Armut – und ich …

Die beiden wirklich großen „Seuchen“, von denen alle Großstädte (wie Berlin) befallen werden, sind Kriminalität und offensichtliche Armut. Zwischen beiden gibt es eine Grauzone der Überschneidung.

Die Armut gebiert einige extrem unangenehme Erscheinungen, wie das Betteln auf Straßen, und im ÖPNV. Es kann echte Armut als Hintergrund haben, aber auch von Banden organisiert sein (wie das Betteln in ländlichen Gebieten von Haustür zu Haustür grundsätzlich von Banden organisiert ist). Wer davon nichts ahnt: nochmal die „Drei Groschen Oper“ ansehen…

Ich gebe in Berlin (oder anderswo) grundsätzlich keinem Bettler etwas – aber den Obdachlosen-Zeitungs-Verkäufern, die vor dem Supermarkt stehen oder durch U- oder S-Bahn wandern, gebe ich grundsätzlich etwas – meist ohne die Zeitung mitzunehmen. Ich weiß, dass sie diese Zeitungen beim Zeitungs-Vertrieb vorher kaufen müssen (ich glaube für 40 Cents – der Verkaufspreis beträgt 1,20 Euro). Das ist ein richtiges „Geschäftsmodell“ – und sie brauchen das Geld wirklich. … und ich kann es mir wirklich leisten, einige Male in der Woche diesen Obolus zu spenden.

Vor einer Woche fuhr ich zu meinem Zahnarzt am Nollendorfplatz.

In der S46 saß ich im Fahrradabteil. Nach dem Halt in Neukölln baute sich ein junger Mann in der Mitte des Waggons auf und sagte sein Sprüchlein auf, mit dem er den kleinen Stapel der Obdachlosen-Zeitung „Motz“ anbot.

An diesem Tag lief die Begegnung mit dem Zeitungsverkäufer folgendermaßen ab:

Nachdem er seinen Spruch aufgesagt hatte, blickte der junge Mann nach rechts in den weiter von mir entfernten Waggon-Bereich und wartete kurz ab – niemand rührte sich. Dann wendete er sich dem Fahrradabteil zu, in dem ich saß – keine Reaktion. Ich winkte ihn heran und gab ihm wie üblich meine 2 Euro – ohne eine Zeitung zu beanspruchen.

Plötzlich kamen von allen Seiten Handzeichen und vier weitere Fahrgäste spendeten unmittelbar nach mir, auch zwei aus dem anderen Waggonbereich, aus dem vorher kein Zeichen gekommen war.

Der Schluss aus dieser Beobachtung liegt nahe: ich hatte durch meine Aktion bei denen, die ohnehin noch mit Zweifeln rangen, ob sie nicht doch spenden sollten, eine Lawine losgetreten. Ich war überrascht – und ein bißchen zufrieden.

Die Botschaft: wenn Sie gerne helfen möchten – nur zu: es könnte sein, dass sie noch einen „Multiplikator“ auslösen!

Zur Belohnung tat es anschließend beim Zahnarzt wirklich gar nicht weh!

Allerdings ringe ich seitdem immer noch mit dem Gedanken, ob ich nicht doch in Zukunft die Zeitung mitnehmen sollte… Weiter oben habe ich ja gerade noch gelobt, dass diese Zeitungsverkäufer ein richtiges Geschäftsmodell betreiben. Durch die Spende ohne Abnahme der Zeitung degradiere ich sie ja meinerseits auf das Niveau der Bettler, denen ich eigentlich aus Prinzip nichts geben will!

Sicher wird man mit solchen anekdotenhaften Randepisoden dem ernsten Problem der (echten) Armut nicht gerecht… Ich will daher noch nachsetzen, dass ich glaube, dass das Problem „Armut“ in unser Gesellschaft lösbar IST und auch gelöst werden SOLLTE! Nicht gelingen wird das durch schablonenhaften Streit zwischen Parteien, sondern durch Konsensbildung auf Basis gesicherter, anerkannter Referenzwerte und Daten.

Wenn die immer und überall wiederholten Tatsachen, dass ca. 80% der Kinder, die unter der sog. Armutsgrenze leben, bei alleinerziehenden Eltern leben, dann wäre das ein Ansatzpunkt: worauf warten wir noch? (Sorry, ich vergaß: wir warten auf das Ende des Wahlkampfes in Niedersachsen, auf die „Einigung“ zwischen CDU und CSU und nun noch sehr lange auf die Befindlichkeitsauslotung zwischen den Alphatierchen von vier Parteien! Und dann?)

Dazu das noch:

Wie bei den Kinder-Rechten, fehlen den Armen natürlich die Lobbyisten, was bekanntlich besonders dramatische Folgen hat, wenn die Merkmale „Kind“ und „Arm“ zusammentreffen. Es sind jene aber nicht die besten Anwälte der Armen, deren Geschäftsmodell (oder Ideologie) auf der Existenz der Armen beruht! Fast trivial (und fast schon ein Aphorismus…).

In diesem Zusammenhang habe ich kürzlich interessiert aufgehorcht, als Herr Gysi in einer Runde erklärte, er würde gerne, wenn alle sozialen Probleme gelöst wären, seine Partei auflösen.

Dies war bei genauerer Betrachtung eine sehr geschickte Bemerkung: weil sie vice versa indirekt den anderen Parteien unterstellt, dass immer zuerst die Existenz der Partei zu sichern sei – und man dann nur herausfinden muss, welche Flagge zu hissen ist, damit die Partei so mächtig wie möglich wird.

(Oder: welchen Wein füllen wir in die alten Schläuche?)

Ein wirklich kluger Mann, der…

Bild des Tages: (Wer mehr Bilder von mir sehen möchte kann dies auf meinem Foto-Blog www.fotosaurier.de tun oder auf flickr bei „Herbert Börger“

RegenLaterne

Aphorismus des Tages: … dies ist mein absoluter Lieblings-Aphorismus:

„Der Mensch schuf Gott nach seinem Bilde.“ (Ludwig Feuerbach, dt. Philosoph 1804-1872).

Diesen Aphorismus las ich zum ersten Mal auf dem großen Gedenkstein, der auf dem Rechenberg in Nürnberg (dort lebte er bis zu seinem Tode) für Feuerbach errichtet ist. Ich konnte es erst kaum glauben. Wir wohnten direkt neben dem Rechenberg in den 1990er Jahren. Das war damals noch das alte Denkmal (ein sehr breiter, einfacher Quader mit sehr große Schrift) von 1930, das nach dem 2.Weltkrieg wieder errichtet worden war. Es wurde 2004 durch ein aufwändiger geformtes Denkmal ersetzt. … und stets gab es darum erhebliche Querelen.

Herbert Börger, Berlin 27.10.2017

Das fängt ja gut an – 365 – Ein täglicher Blog-Beitrag

Das Abenteuer beginnt: ein täglicher Blog-Beitrag unter dem Titel „Das fängt ja gut an“ – begrenzt auf genau ein Jahr.

Der Blog-Titel könnte dreierlei wiederspiegeln: er erscheint morgens, er könnte satirisch gemeint sein, er könnte Optimismus ausdrücken … (falls möglich)

Dies ist der erste Beitrag. Er trägt die Nummer 365. Die Folgebeiträge werden rückwärts gezählt:

… ein Jahr im Count-Down.

Ziel ist der Blog-Beitrag Nr. 1 am 25. Oktober 2018 = ZERO

Mit heute 72 Jahren ist das der Modus, in dem ich mich ohnehin fühle – allerdings ist das ein Count-Down mit unbekanntem Zeitpunkt für „ZERO“.

Zunächst einmal habe ich nach der 71 mit 72 ein völlig neues „Zahlengefühl“: von einer Primzahl zu einer Faktoren-Zerlegbarkeit, die ich als „basic“ empfinde (siehe Titel-Bild: 72 = 2 hoch 3 mal 3 hoch 2 … hübsch, oder?). Aha, denken Sie: so ein Nerd… vielleicht – Physiker halt!

Ich halte das Vorhaben, einen täglichen Blog zu schreiben für … ja, sagen wir ruhig zumindest für ambitioniert. Man wird sehen, ob ich dem gerecht werden kann. Die absteigende Serien-Zahl soll mir helfen, das Ende dieses Vorhabens näher rücken zu sehen. Trost: mit zunehmender Zahl der gelebten Jahre im Rucksack, hat man festgestellt, dass diese immer schneller vorbei gehen sollen. Ich habe dafür einmal folgendes Bild gefunden:

„Altern: Du sitzt in einem Zug und schaust aus dem Fenster – und die Landschaft fliegt immer schneller vorbei… immer schneller.“

Inzwischen fliegt sie so schnell, dass man nicht einmal die Zeit zu haben glaubt zu sagen: Augenblick, verweile doch – du bist…

Was ist der Augenblick? Wir machen ihn uns immer nur als (jüngste) Vergangenheit bewußt – das Bewusstsein zieht sich wie ein Kondensstreifen hinter uns her. (Aphorismus des Tages)

Angeregt wurde ich zu dem Projekt durch den täglichen Online-Blog von Christoph Amend vom Zeit-Magazin. Der liefert täglich viele Anregungen dafür, was man sich von außen zu sich nach innen hereinziehen könnte – informativ und anregend… schnelle Lektüre. Eine sehr persönliche „Amend-Auswahl“ – oder teilweise: weiter gereichte Empfehlungen.

Meine Idee: ein Blog, der von innen nach außen funktioniert:  also kurz und knapp MEINE aktuellen Ideen und Gedanken, meine Weltsicht „frisch vom Tag“ hinausschicken an die Welt sowie vielleicht auch mal ein Gastbeitrag.

– Dazu: ein „Foto des Tages“, das möglichst aus der laufenden Woche stammt – wie dieses:

Spektral_Busch1

– Sowie: ein täglicher Aphorismus (s.o.).

Der Brandenburger Tor wünscht (hoffentlich) anregende Lektüre.

Ihr Herbert Börger – aus Berlin am 26. Oktober 2017