Das Inferno des Mensch-Seins
Wenn man abends als Letztes den Film „Das Salz der Erde“ von Wenders/Salgado sieht, darf mann sich wohl nicht wundern, wenn man von seinen Träumen und Ahnungen überwältigt aufwacht. Was für ein Opus!
Mir träumte, dass ein Irrer König mit wahnsinnsverzerrter Fratze oben auf einem Wolkenkratzer tanzte und sein Volk auf den nächsten Genozid einschwor: den letzten-endgültigen Genozid – den Selbstmord dieser ganzen höchst intelligenten Spezies.
Bild des Tages: „Gibt es Hoffnung, oder ist es so, wie es aussieht?“
Heute hier ein vor Jahren von mir verfasstes „Gedicht“ (wahrscheinlich nach einer ähnlichen Nacht!), an das ich mich beim Aufwachen heute Morgen erinnerte und es aus meinem Archiv ausgrub:
Satanische Verse?
DU SOLLST NICHT TÖTEN !
– so steht es
in den Gesetzbüchern
der Religionen
und Gesellschaften.
Hältst du dich daran?
„NATÜRLICH!“- sagen alle,
… die das ohnehin nie vor hatten
– oder einfach zu feige sind …?
ohne zu merken, dass „natürlich“
fast die einzige Bekräftigung für diesen Sachverhalt ist
die NICHT trifft!
Mein Kater tötet – natürlich!
… oder sagen jene die einfach keine
Gelegenheit dazu hatten!
Dort steht der Satz:
wie in Stein gehauen.
Wo habt ihr die
Gebrauchsanweisung
dazu gefunden?
Steckte sie in einer Felsritze
am Berg Sinai?
Gerade noch rechtzeitig
gefunden, ehe
das viele Blut, das dort wie überall
geflossen ist
sie unlesbar gemacht hätte?
Gut gemacht!
Was steht darin?
„Du darfst nicht töten,
ES SEI DENN….!“
Die Menschheitsgeschichte
ist eine einzige Blutspur
von Kain und Abel
über die Nibelungen,
Kolonisationen und Inquisitions-Tribunale,
Genozide,
totale Kriege –
bis zu Nine-Eleven.
Ein einzelner
eherner
Satz
und
Myriaden von Gründen
trotzdem zu
TÖTEN.
Vielleicht…
schmuggelte Mephisto
den Satz in das Gesetz
um seine Klientel daran zu erinnern:
„… ich könnte eigentlich mal wieder…!“
… und schließlich den
Krimi-Serien der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten
die Existenz zu sichern.
Copyright Herbert Börger, 2009
Herbert Börger, Berlin, 02. November 2017