Das fängt ja gut an – 312 – Erlanger Spitzen (2)

Erlanger Spitzen (2)

Erlangens Innenstadt ist „überschaubar“. Vom Südwest-Zipfel der Neustadt (Arcaden) bis an die Auen an der Schwabach im Nordosten bin ich in 30 Minuten hindurchgewandert… Der Erlanger würde das allerdings mit dem Fahrrad in unter 10 Minuten schaffen… wobei er/sie alle möglichen und unmöglichen Wege benutzen würde – Lebensgefahr für andere Passanten dabei durchaus in Kauf nehmend. Man muss sich schon anstrengen, um ein Foto in der Stadt zu machen,  auf dem KEIN Rad oder Radfahrer zu sehen ist. Das kann gelingen auf dem Weihnachtsmarkt auf dem Schloßplatz (s. Bild 1), auf den der Bürger mit Hilfe eines aufgestreuten Waldboden-Imitates gelockt wird. Im Erlanger Hochsommer ist hier ein Sandstrand aufgeschüttet. Es ist nicht bekannt, ob die Bürger wegen dieser Angebote saisonal weniger in Urlaubsgebiete flüchten als anderswo.

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Bild 1: Glühwein auf Rinden-Dung ist für den, der ihn „genießt“ auch nicht weniger selbstzerstörend als auf dem nackten Pflaster…

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Bild 2: der Wichtel in der Laterne: Prototyp des Erlangers? – Nein! er bewacht das Feuer hier symbolisch, damit die Altstadt nicht noch einmal abbrennt!

Nach meinen Erkenntnissen sind die Radfahrer aber die einzige Gefahr in Erlangen. Damit das so bleibt, wurden hier auch in diesem Jahr die Open-Air-Events mit massiven Beton-Barrieren an den Eingängen geschützt – im Falle des historischen Marktes (Bild 3) mit niedlichen Lego-Imitaten, die die Besucher dann als Unterlage beim Futtern der Hanfsamen-Burger benutzten!

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Bild 3: „Legosteine“ am historischen Weihnachtsmarkt.

Glühwein und Hanf-Nahrungsprodukte stellen aber in Erlangen kein Problem dar, weil sich die Stadt ja ganzheitlich der Gesundheit der Bevölkerung verschrieben hat: hier vom Neustädter Zentrum aus sind mindestens fünf Kliniken fußläufig in maximal 10 Minuten zu erreichen (alle sind Teile der über 200-jährigen UKE)!

Die nächste Klinik ist die Universitäts-Frauenklinik, mit der geburtshilflichen Abteilung dierekt an der Ecke Universitäts-/Östliche-Stadtmauer-Straße-

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Bild 4: Geburtshifliche Abteilung der Frauenklinik Erlangen

Das Figuren-Paar auf der Stele hat mich immer schon angesprochen – ich ging ja zig-mal hier vorbei zur Strahlenklinik. Was es uns genau sagen will, weiß ich aber immer noch nicht – das ist aber vermutlich das Grundprinzip guter Kunstwerke…?

Wenn man hier vor dem Eingang steht, könnte man bei offener Türe wohl direkt in den Kreißsaal blicken.

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Bild 5: UKE – Eingang zu den Kreißsälen – der Fotograf steht hier auf der Universitätsstraße!

Highlight: Bei diesem Besuch lag mein Hotelzimmer im Ersten Stock so, dass ich aus dem Fenster lehnend auf diesen Kreißsaal blickte, in dem eine meiner Enkelinnen zur Welt kam.

Die innerstädtischen Kliniken residieren in stattlichen Gebäuden in historischem Gewand – nüchterner Zweckbau war Ende des 19. Jh. nicht in Mode.

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Bild 6: Treppenaufgang zu einem Klinikgebäude an der Krankenhausstraße

Ein solcher Treppenaufgang ist wohl nicht gerade barrierefrei… soll aber „Bedeutung“ der Institution unterstreichen – was leider mancher Medizin-Professor früher wohl mit seiner eigenen Bedeutung verwechselt hat. Heute ist das natürlich nicht mehr so ….

Seit dem 19. Jahrhundert sind diese Kliniken natürlich auch gewachsen – besonders in den letzten Jahrzehnten in Verbindung mit den Entwicklungen moderner Medizintechnik. Hier wird sich irgendwann die Frage gestellt haben, ob nicht alle Kliniken nach draußen vor die Stadt verlagert werden sollten. Dies ist aber in Erlangen (bisher) nicht geschehen. Ein gutes Beispiel ist die – für mich persönlich wichtigste dieser Kliniken – Stahlenklinik. Bild 7 zeigt die historische Vorderseite an der Universitätsstraße – Bild 8 das heutige Erweiterungs-Areal hinter der Klinik.

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Bild 7: Historische Front der Strahlenklinik.

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Bild 8: Erweiterungsbau der Strahlenklinik zwischen Universitäts- und Glückstraße auf der Rückseite des Gebäudes mit großem unterirdischen Trakt

Ein wichtiges Bindeglied zwischen Medizin und Ingenieurswesen ist die „Medizintechnik“, die bekanntlich bei einem der Weltmarktführer am Ort einen sehr wichtigen Standort in Erlangen hat. Das ist nicht erst seit jüngeren Tagen so, wie das folgende Bild – in der Nähe des Hugenottenplatzes – zeigt.

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Bild 9: Geburtsstätte der Medizintechnik in Erlangen

Mir hat diese Gedenktafel noch einen anderen Gedanken nahe gelegt: kann es sein, dass das Zeitalter der „Garagenbetriebe“ aus denen irgendwann Weltkonzerne hervorgingen, in Deutschland nur einfach etwas länger her ist?

Das Tüpfelchen auf’s „i“ bekamen die Ausübenden der medizintechnischen Zunft kürzlich von ansässigen Konzern verliehen, indem sie zum „Healthineer“ geadelt wurden!

Solche Gedanken gingen in mir um, als ich unter trübem Winterhimmel in der Schwabach-Au spazieren ging.

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Bild 10: Winterhimmel über der Schwabach-Au in Erlangens Norden.

Morgen werde ich noch mehr über Erlangen zu berichten haben.

(Alle Bilder mit Copyright vom Autor selbst)

Herbert Börger

© Der Brandenburger Tor, Berlin, 19. Dezember 2017