Das fängt ja gut an – 329 – BER-Fertigstellungstermin

„Mal eben einen Flughafen bauen …?“ Wird in BERLIN erstmals eine Sisyphus-Arbeit zuende gebracht…? … dann wäre es ja eigentlich keine gewesen!

Der Geschäftsführer der FBB, Engelbert Lütke Daldrup, kündigte an, dass er am 15.12.2017 einen „unternehmerisch verantwortbarenTermin für die Fertigstellung des neuen Flughafen-Terminals „Berlin Brandenburg“ (vulgo BER genannt) nennen wird. Unternehmerisch verantwortlich? Ja, was denn sonst, Herr Daldrup? Leider muss ich sagen, dass mich die BETONUNG dieses Zusatzes zum Terminus „TERMIN“ hellhörig, ja misstrauisch gemacht hat. Zumal es wie ein Mantra alle paar Tage genau in diesem Wortlaut erneuert wird…

Ich würde gerne wissen, ob ihn schon einmal jemand aus Aufsichtsrat, Politik (zu dumm: das ist ja dasselbe!) oder Medien gefragt hat, was er damit sagen will. Bevor ich darauf zurück komme, habe ich noch ein paar andere Fragen:

Ich denke, dass sich nicht nur in Berlin häufig Bürger die Frage stellen: „Gibt es in diesem Land irgend jemanden, der tatsächlich weiß, welchen Stand das meist kurz „BER“ genannte Bauprojekt auf den Feldern südlich von Schönefeld in Brandenburg hat? Und gibt es folglich jemanden, der konkret beurteilen kann wie man von A (Baustelle) zu B (bestimmungsgemäßer Gebrauch = planmäßig startende und landende Flugzeuge) kommen kann?

Wir sprechen, wohlgemerkt, von einem Bauvorhaben – nämlich von dem um die Jahrtausendwende geplanten Passagierterminal für den irgendwann mal EINZIGEN Hauptstadtflughafen FBB, das jetzt ca. sechseinhalb Jahre hinter seiner Fertigstellung liegt – aber noch nicht fertiggestellt IST. Es gibt per heute noch nicht einmal einen TERMIN für die Fertigstellung resp. Eröffnung (was nicht dasselbe ist…).

Einer sollte eigentlich wissen, wie man von A nach B kommt: der Vorsitzende der Geschäftsleitung der FBB. Es scheint allerdings gesichert zu sein, dass mehrere Vorgänger des jetzigen GF Engelbert Lütke Daldrup zu keinem Zeitpunkt wussten, wie der Stand des Projektes wirklich ist. (Sonst hätte man ja jemanden gefeuert, der dann sein geheimes Wissen für immer mitgenommen hätte…?)

Am häufigsten hörte man in den letzten Jahren die Formulierung: das sei eine extrem komplexe Aufgabenstellung. Da trifft es sich gut, dass man:

  1. … eine extrem komplexe Unternehmens-Struktur für die Berliner Flughäfen gefunden hat: drei etwa gleichgewichtige (?) aber unterschiedlich reiche (!) Gesellschafter betreiben einerseits zwei alte Flughäfen (Tegel und Schönefeld) und bauen dazu einen neuen Großflughafen. Die Gesellschafter sind politische Körperschaften des öffentlichen Rechtes. Damit ist gewährleistet, dass nicht die besten sachlichen Entscheidungen für den zukünftigen Flughafen und sein Umfeld getroffen werden, sondern jeweils der politischen Macht- und Interessenstruktur gemäße Kompromisse dem Unternehmen als Bürde auferlegt werden. (Das begann schon mit der Standortentscheidung! – von den Gerüchten, die sich darum ranken, will ich gar nicht reden);
  2. … Planung und Bau des neuen Flughafens, in die Hände von Verwaltungs-Organisationen und  deren Fachleute gelegt hat … Kein Kommentar! Ja, die Grunderkenntnis über diesen Fehler ist heute sicher vorhanden. Daldrup sagt – die Ausbau-Stufen des FBB bis zum Jahr 2040 auf 55 Mio. Passagiere werden von einem „Generalunternehmer“ durchgeführt werden (auf der Basis der existierenden Planfeststellung (?)). Ich halte diese Ankündigung für kühn und zumindest extrem optimistisch: ein Generalunternehmer soll gefunden werden, der mit Festpreis und festem Termin neue Funktions-Gebäude zwischen das zuvor von Dilettanten gebaute Grundbauwerk fein säuberlich und problemlos einfügt und anschließt? Dabei werden tausende Schnittstellen zum „Altbau“ aktiviert werden müssen – und alles mit einem vorgegebenen Platzangebot, ohne wirkliche Gestaltungs- und Optimierungmöglichkeiten? Meine Einschätzung dazu ist, dass man kein Bauunternehmen dafür finden wird, das sich als Generalunternehmer dafür bereit finden wird. (Am meisten staune ich dabei, dass man angibt, die Kosten für diesen Ausbau jetzt schon zu kennen – nach 2-3 Monaten „Blitzplanung“ neben der gewaltigen Arbeit, den Flughafen überhaupt gebacken zu bekommen.)
  3. … einen Geldgeber für das ganze Abenteuer hat, der immer weiter unbegrenzt Geld bereitstell – ohne dass man ihn auch nur fragen muss: nämlich uns, die Bürger und Steuerzahler!

Es gibt noch einen weiteren Zusatz zu Herrn Daldrups Ankündigung: der lautet: „dass der Termin, der am 15.12. bekannt gegeben werden wird, ohne Puffer geplant sein wird.“

Für ein großes, komplexes Projekt wie dieses ist das nur eine andere Formulierung dafür, dass der verkündete Termin nicht eingehalten werden wird!

Mir dämmert langsam, was „unternehmerisch verantwortbar“ heißen könnte: es wird ein Termin genannt, mit dessen Nennung die FBB nicht gleich Insolvenz anmeden muss. Das würde bedeuten: die Geschäftsführung braucht eigentlich von einer hypothetischen Eröffnung nur rückwärts auf Basis des vorhandenen Budgets zu rechnen, so dass das verfügbare Geld gerade noch reicht … Dann muss man noch eine Runde Schattenboxen auf politischer Ebene veranstalten, bis die Gesellschafter das Budget wieder erhöht haben – dann kann der Termin durch „unvorhersehbare“ Ereignisse wieder weiter nach hinten rutschen. Es könnte auch sein, dass der Termin durch die Rechtslage am Flughafen Tegel beeinflusst sein wird – denn dort muss nach einem bestimmten Termin ein Aufwand in Milliardenhöhe für den Schallschutz getrieben werden!

Alle diese immer weiter aus Steuermitteln (vom ungefragten Bürger) fließenden Mittel werden gleichzeitig landauf landab für sehr wichtige andere politische Projekte fehlen!

In schwer zu deutenden Metaphern zu sprechen, scheint eine Spezialität des gegenwärtigen Flughafenchefs zu sein. So sagte er zum Thema der Funktion der 78.000 Sprinkler-Düsen:

„Das ist eine Sisyphos-Arbeit“. Bis Ende des Jahres werde sie abgeschlossen. – Quelle: https://www.berliner-zeitung.de/28240342 ©2017

Wie jedem halbwegs gebildeten Bürger bekannt ist, wird Sisyphus (oder …phos) seine Arbeit, den Stein auf den Berg hinauf zu rollen, NIE beenden …

Hierzu fällt mir das folgende Zitat ein:

Aphorismus des Tages: „Nicht Sisyphus vom Stein, sondern den Stein von Sisyphus befreien. Eine revolutionäre Tat.“ (Siegbert Latzel, *1931, deutscher Germanist und Philosoph)

Bild des Tages: Na denn… tschüß – bis nächstes Jahr! Nein: damit gemeint ist nicht der Flughafen, sondern nur diese Montbretie! Vergehen… und immer wieder strahlend auftreten!

30.November

Herbert Börger

© Der Brandenburger Tor, 2. Dezember 2017